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ZWANZIG JAHRE NACH DEM MORD: Der Krimi-Klassiker!
ZWANZIG JAHRE NACH DEM MORD: Der Krimi-Klassiker!
ZWANZIG JAHRE NACH DEM MORD: Der Krimi-Klassiker!
eBook198 Seiten2 Stunden

ZWANZIG JAHRE NACH DEM MORD: Der Krimi-Klassiker!

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Über dieses E-Book

Zwanzig Jahre lang hatte er um Cathie getrauert. Erst dann musste der Werbefachmann Paul Sevrance erkennen, dass seine Frau vor ihrem Selbstmord einem anderen Mann gehört hatte.

Aber hatte ihr Freitod dann noch irgendeinen Sinn? Lag es nicht sehr viel näher zu vermuten, dass Cathie ermordet wurde?

Ein wiedergefundener Brief gibt Paul Sevrance schließlich letzte Gewissheit...

 

Der Thriller Zwanzig Jahre nach dem Mord von Richard Neely – erstmals im Jahr 1969 veröffentlicht – ist ein klassischer, düsterer Rätsel-Krimi, spannend von der ersten bis zur letzten Seite.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum20. März 2019
ISBN9783743899902
ZWANZIG JAHRE NACH DEM MORD: Der Krimi-Klassiker!

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    Buchvorschau

    ZWANZIG JAHRE NACH DEM MORD - Richard Neely

    Das Buch

    Zwanzig Jahre lang hatte er um Cathie getrauert. Erst dann musste der Werbefachmann Paul Sevrance erkennen, dass seine Frau vor ihrem Selbstmord einem anderen Mann gehört hatte.

    Aber hatte ihr Freitod dann noch irgendeinen Sinn? Lag es nicht sehr viel näher zu vermuten, dass Cathie ermordet wurde?

    Ein wiedergefundener Brief gibt Paul Sevrance schließlich letzte Gewissheit...

    Der Thriller Zwanzig Jahre nach dem Mord von Richard Neely – erstmals im Jahr 1969 veröffentlicht – ist ein klassischer, düsterer Rätsel-Krimi, spannend von der ersten bis zur letzten Seite.

    ZWANZIG JAHRE NACH DEM MORD

    Erstes Kapitel

    Dieses große schwarze Ungetüm von einem Reisekoffer - als wir noch unsere Sommerferien an der Küste von New Jersey verbrachten, hatte ihn meine Mutter jedes Mal per Schiff vorausgeschickt. Er war verkratzt und mit einer Staubschicht bedeckt, das runde Schloss hing offen (der Schlüssel dazu war schon seit langem verschwunden), und die Beschläge waren voller Rostflecken. Als ich in die Rumpelkammer ging, stieß ich mir die Hüfte an einer der messingbeschlagenen Ecken an. Fluchend rieb ich mir die schmerzende Stelle, holte vom Kleiderständer einen dunkelgrauen Mantel, warf ihn über den Arm und knipste das Licht aus. Die Hand noch am Schalter, machte ich es nochmals an und starrte lange auf den Koffer. Ich fühlte einen Schmerz, aber diesmal innerlich.

    Entschlossen löschte ich das Licht erneut, stieß die Tür mit dem Fuß zu und ging am Schlafzimmer vorbei den kurzen Flur entlang ins Wohnzimmer. Ich sah mit einem Blick, dass der Mantel, bevor er im letzten Frühjahr weggehängt wurde, noch gereinigt worden war. Ich hängte ihn in den Kleiderschrank neben der Tür und ging nach links auf die Bar zu.

    Dieser verdammte Koffer. Die ganzen fünf Jahre über, solange ich in diesem Appartement wohnte, hatte ich nicht an ihn gedacht. Jedenfalls nicht bewusst an ihn gedacht. Seit dem Tage, als ich in Jackson Heights in dem kleinen Appartement im Erdgeschoss mein Leben mit Cathie darin eingeschlossen hatte, war er aus meinem Bewusstsein verbannt. Im Oktober 1946: zur gleichen Jahreszeit - nahezu zum gleichen Tag. Vor einundzwanzig Jahren.

    Ach, zum Teufel damit, dachte ich, warf Eis in das große Martiniglas und stocherte darin herum. Der Koffer ging mir noch immer nicht aus dem Sinn, und ich versuchte sein Bild mit Hilfe anderer Bilder zu verdrängen: Adlai Marston, Präsident der Cowan and Marston Werbeagentur, der mit seiner schwarzgeränderten Brille leicht gegen die Handfläche klopfte, während er sich über den Marktanteil verschiedener Produkte von General Packing informierte, einem Kunden, für den ich verantwortlich war. Kirby Welles, einer meiner besten Freunde, künstlerischer Leiter der Agentur, der lachend davon erzählte, wie seine Vorstellungen von einer Werbekampagne in den Zeitschriften heute Morgen in Augenschein genommen worden waren; von einem Hotelbett aus, in dem auch noch ein Callgirl lag, hatte der Kunde gähnend die Layouts bewundert. Barbara Wynn, die schnell noch vor Mittag in mein Büro kam, mir einen Kuss auf die Wange hauchte und leichthin sagte: »Solltest du heute Abend um weibliche Gesellschaft verlegen sein, Paul, ich denke, bei mir ließe sich das heute einrichten.«

    Barbara Wynn. Wie lange ging das nun schon? Acht Monate? Zehn? Vielleicht schon zu lange, da ich doch an keinerlei feste Bindung dachte, wenn auch Barbara selbst eine Abneigung gegen die Ehe hatte. Aber nach Cathie hatte es noch eine Mrs. Paul Sevrance gegeben. Linda... Das Ganze hatte jedoch wie in einem Irrenhaus geendet, und ich hatte mir geschworen: nie wieder. Ich wollte an etwas Erfreulicheres denken! Mittagessen mit Wes Bronson im 21. Besser noch: allein dorthin gehen in der warmen Luft des Indian Summer, vorbei an den hübschen Mädchen, die noch ihre leichten Kleider trugen. Aber als ich um 5 Uhr 30 das Bürogebäude verließ, hatte das Wetter umgeschlagen, und ein beißend kalter Nordwind fegte durch die Madison Avenue.

    Darum hatte ich mir auch den Mantel holen wollen. Und damit war ich wieder bei meinem Koffer.

    Ich nippte an einem kleinen Martini und fühlte mich unbehaglich. Es war 6 Uhr 30. Barbara Wynn sollte schon längst hier sein...

    Das Telefon auf der Bar schrillte, und ich nahm den Hörer ab. Es war Barbara. Sie war immer noch in der Agentur. Wes Bronson, Werbeleiter von General Packing, und sein Assistent Brad Follensbee waren ebenfalls dort. Sie hatten sich eben den Fernsehfilm angesehen, der nächste Woche über den Bildschirm gehen sollte. Es klang, als müsste Barbara ein Lachen unterdrücken: »Stell dir vor, Paul. Der Held liegt verblutend auf der Highway - die ganze Straße voller Blut. Ausblendung, es wird dunkel. Und dann beginnt unser Werbespot - mit einer Großaufnahme von dem Ketchup unseres lieben Kunden - ein rotes, blutrotes Ketchup, das über ein Stück Fleisch fließt. Bronson gab eine Reihe merkwürdiger Geräusche von sich. Es hörte sich an wie Brechreiz. Sein Getreuer Follensbee wurde ganz grün im Gesicht. Aber das kriegen wir schon hin, Paul. Wir bringen einfach den zweiten Spot zuerst.« Pause. »Fühlst du dich einsam? Ich hoffe es.«

    »Ja«, sagte ich und stellte überrascht fest, wie einsam ich mich fühlte.

    »Bleib so, Darling, bis in einer halben Stunde könnte ich es schaffen.«

    Ich legte auf, goss zur Stärkung noch etwas mehr Martini in mein Glas und spielte über Wandstereo Mantovanis The Nearness Of You. Ich setzte mich für einen Augenblick auf das Sofa. Noch eine halbe Stunde Zeit war totzuschlagen. Nicht genügend Zeit, um etwas Vernünftiges damit anzufangen, und zu viel Zeit für einen Mann, der mit einem Riesenglas voll Martini alleingelassen wurde. Ich musste wieder an den Koffer denken. Indirekt hatte der Temperatursturz meine Aufmerksamkeit darauf gelenkt, und während ich nun auf Barbara wartete, drängte er mir seine Gesellschaft auf. Warum konnte man sich das verdammte Ding nicht einfach wegdenken? Was enthielt es denn schon Wichtiges? Verblichene Fotografien, alte Souvenirs, eine Anzahl altmodischer Kleider - eigentlich nichts sonderlich Bedrohliches. Wirklich nicht? Warum stellte ich mir dann den Inhalt als etwas Unbestimmtes vor und dachte nicht an die einzelnen Gegenstände? Wollte ich einer unangenehmen Wirklichkeit ausweichen?

    Verdammt, das war’s doch, was der Psychiater mit mir gemacht hatte. Sondieren, herausfinden, was es ist, um ihm dann zu begegnen. Warum nicht einfach den Deckel des Ungeheuers aufklappen und die Dämonen loslassen?

    Ich kam mir lächerlich vor, als ich zurück zur Rumpelkammer ging. Das schwarze Ding stand im Schein der nackten Glühbirne, und ich stand wie ein Frevler da, der eine Gruft beraubt. Ich stöhnte angewidert, während ich versuchte, die verrosteten Schlösser aufzubrechen, die schließlich mit einem knirschenden Geräusch aufsprangen. Zunächst wollte der Deckel nicht hochgehen, doch dann öffnete er sich knarrend, Staub und Modergeruch stiegen auf. Im obersten Fach lagen, genau wie ich es in Erinnerung hatte, ein Haufen loser Fotografien, Familienalben, billiger Schmuck, der meiner Mutter gehört hatte. Ich griff nach einer Porträtaufnahme meines Vaters: ein kantiges Kinn, die Backenknochen hoch angesetzt, die Lider halb über den Augen, blickte er streng durch seine randlose Brille.

    Ich ließ das Bild fallen und nahm eine Aufnahme von meiner Mutter, auf der auch mein Bruder und ich zu sehen waren. Sie saß auf einem Diwan und lächelte ihr warmes, liebevolles Lächeln. Neben ihr saß mein eigenes Abbild, neun Jahre alt. Es war unübersehbar, dass das Kind der Sohn des Mannes war: das gleiche dichte schwarze Haar, die gleiche kleine Nase, tiefliegende Augen, die bereits ein erstes Anzeichen von dem späteren hageren Aussehen waren. Ich betrachtete meinen Bruder Rick, der zwei Jahre jünger war als ich, jedoch älter aussah. Wie er dastand, irgendwie unverschämt, ohne zu lächeln, Ungehorsam im Blick - die ganze Haltung war in dem Zweiundvierzigjährigen, der jetzt Direktor der Continental Broadcasting Company war, immer noch latent vorhanden.

    Ich warf die Fotografie wieder zu den anderen und stand dann da, voller Widerwillen, weiterzumachen. Aber ich musste, das war mir jetzt klar. Zögernd hob ich das Fach hoch und stellte es auf den Boden. Darunter waren, wie ich sofort erkennen musste, jene Gegenstände, die zu sehen ich mich fürchtete; das waren nicht so sehr die Uniform, das verrostete Samurai-Schwert, die japanische Flagge und auch nicht die Bündel von Briefen - sie riefen nur ein Gefühl von Wehmut hervor.

    Was augenblicklich die Wunde wieder aufriss, waren Cathies Hochzeitskleid, die rote Seidenhandtasche, die ich ihr aus Japan geschickt hatte, und die Zuchtperlenkette, die ich auf dem Weg nach Hause auf dem Schiff bei mir hatte, aber ihr nie mehr geben sollte. Ich bemerkte kaum, wie ich mich langsam nach vorne neigte, den kühlen, scharfen Rand des Koffers umklammerte und den schwachen Duff einatmete, der noch nach einundzwanzig Jahren von ihrem Kleid ausging. Ich schüttelte heftig den Kopf, rieb mir das Gesicht, wobei ich deutlich meine hohlen Wangen fühlen konnte. Indem ich es bewusst vermied, das Kleid zu berühren, griff ich nach der Perlenkette. Eine Perle war so schön wie die andere. Und wie damals dachte ich: »Wie hätte Cathie sie geliebt.« Ich ließ die Kette auf das Kleid fallen, wo sie zusammengerollt liegenblieb, und nahm die Handtasche. Der Goldverschluss öffnete sich leicht. Meine Fingerspitzen berührten einen kalten Gegenstand. Es war eine kleine Münze, ein japanisches Silber-Yen-Stück. Dann fiel es mir wieder ein. Ich hatte, bevor ich die Tasche an Cathie abschickte, die Münze hineingesteckt - als Glücksbringer, wie ich ihr schrieb. Offensichtlich hatte sie sich in einer Ecke der Tasche versteckt, als ich sie damals 1946 leerte.

    Sollte ich noch etwas übersehen haben?

    Ich öffnete die Tasche weit und suchte. Nichts. Nur, dass mir eine Seite etwas steifer schien. Ich drückte leicht dagegen, und es knisterte. Ich fand eine kaum sichtbare kleine Seitentasche, griff hinein und zog einen Brief hervor. Er war adressiert an:

    T/4 Paul Sevrance – 39443718

    AFIS I & E Det. GHQ AFP A

    APO 500, c/o Postmeister

    San Francisco, Calif.

    Einen Augenblick lang war ich verwirrt, dann sah ich, dass die Luftpostmarke nicht abgestempelt war; der Brief war nie abgeschickt worden. Langsam ging ich in das Wohnzimmer, zurück an die Bar. Ich füllte mein Glas mit einem wässrigen Martini, nahm das Glas mit zum Sofa und stellte es auf dem schweren, schwarzen Kaffeetisch ab. Ich setzte mich und öffnete den Umschlag. Meine Hand zitterte leicht, als ich das zusammengefaltete Blatt Papier herausnahm.

    4. Oktober 1946 18 Uhr

    Mein liebster Paul!

    Ich hoffe, dieser Brief erreicht Dich noch, bevor Du auf dem Schiff bist.

    Liebster, Du weißt nicht, wie froh ich bin, dass Du endlich wieder heimkommst. Ich war einfach schrecklich unglücklich ohne Dich! (Ich habe mir das die ganze Zeit über nicht anmerken lassen, denn ich wollte Dir eine gute Frau sein und Dir keinen Kummer bereiten. Aber jetzt darf ich es Dir ja sagen!)

    Wie Du siehst, bin ich umgezogen. Das war vor drei Tagen, und heute wurde mir Dein Brief nach ge schickt, in dem Du schreibst, dass Du auf dem Weg zum Einschiffungshafen Yama bist.

    Ich glaube, Du wirst die Wohnung in Jackson Heights mögen. Nichts Überwältigendes, aber sie ist im Erdgeschoss eines dreistöckigen Gebäudes mit nur sechs Familien. Wir haben auch einen kleinen Hof hinter dem Haus, wo man sich sonnen kann, und vor dem Haus stehen wirklich ein paar Bäume!

    Wenn ich mir vorstelle, dass es nun schon über zwei Jahre sind - mir kommt es vor, als hätte es über hundert Jahre gedauert! Ich weiß, dass es anfangs nicht einfach sein wird. Wir haben ja inzwischen zwei ganz verschiedene Leben geführt - und ich muss auf Dich gewirkt haben wie eine Unbekannte bei all dem dummen Zeug, von dem meine Briefe voll waren und das nicht das Geringste mit Dir zu tun hatte. Aber wir werden alles nachholen, Paul, Liebling! Komm schnell, schnell! Wenn Du nur in einem Flugzeug sitzen würdest und nicht auf einem Schiff! Wenn Du nur fliegen könntest!

    Ich höre hier auf, weil ich den Brief noch heute Nacht aufgeben will. Ich stecke ihn in die wunderbare Seidentasche, die Du mir geschenkt hast, und gehe damit zum Briefkasten.

    Ich liebe Dich!

    Deine Cathie

    Ich hielt den Brief krampfhaft fest und begann zu zittern. Cathie! Ja, das war Cathie - die voller Enthusiasmus hingeworfenen Sätze, ihre optimistische Gewissheit, dass alles wieder so werden würde wie früher. Wenn sie diesen Brief nur abgeschickt hätte, um wieviel weniger elend hätte ich mich auf dem Schiff gefühlt...

    Aber, mein Gott, was hätte es schon geändert!?

    Warum nur hatte Cathie diesen Brief nicht aufgegeben?

    Die Antwort traf mich wie ein Fausthieb:

    4. Oktober 1946

    Der Brief wurde nicht aufgegeben, weil Cathie noch an diesem Abend den Verstand verloren und beschlossen hatte, auf niemanden mehr zu warten...

      Zweites Kapitel

    Mantovanis Musik erfüllte den Raum. Ich las den Brief ein zweites Mal. Die Wärme, die von ihm ausging, umfing mich und ließ mich den Tag vergessen, an dem er geschrieben wurde. Ich lehnte mich zurück und dachte an Cathie.

    Februar 1943.

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