Vertraut und doch so fremd
Von Cara Lockwood
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Über dieses E-Book
Ein One-Night-Stand mit einem Typen, den sie nur über eine Dating-App kennt? Bisher kam das für Emma nicht infrage. Aber jetzt steht er vor ihr, der mysteriöse Mr. X, und er ist Zentimeter für Zentimeter heiße Versuchung. Die Nacht mit ihm ist jede Sünde wert, und Emma schwebt auf Wolke sieben … Bis sie plötzlich von einem Stalker verfolgt wird. Woher kann der so genau wissen, was Emma tut und wo sie ist? Alles läuft am Ende auf eine Frage hinaus: Wer ist Mr. X wirklich?
Cara Lockwood
Cara Lockwood, Bestsellerautorin bei USA TODAY, hat mehr als achtzehn Bücher geschrieben, unter anderem I Do (But I Don’t), das als Lifetime Original Movie verfilmt wurde. Sie ist die Autorin von Bard Academy, einer Serie für junge Erwachsene. Weltweit ist ihr Werk in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. Geboren und aufgewachsen ist Cara in Dallas. Jetzt lebt sie mit ihrem Ehemann und ihren fünf Kindern in der Nähe von Chicago. Mehr Infos über Cara auf caralockwood.com, per Freundschaftsanfrage auf Faceboock, facebook.com/authorcaralockwood oder auf Twitter, @caralockwood.
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Buchvorschau
Vertraut und doch so fremd - Cara Lockwood
IMPRESSUM
BACCARA CLUB erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2018 by Cara Lockwood
Originaltitel: „No Strings"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: DARE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA CLUB
Band 19 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Almuth Strote
Abbildungen: Svyatoslava Vladzimirska / Shutterstock, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733738501
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
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PROLOG
Samstag
Er stand vor ihr. Durch die große Fensterfront der Hotelsuite fiel das Mondlicht, und im Hintergrund zeichnete sich die nächtliche Silhouette Chicagos ab. Sie brauchte nur die Hand auszustrecken, um mit den Fingern der festen Kurve seiner definierten Brustmuskeln zu folgen. Fasziniert strich sie über seine Haut. Sanft schob er den Träger ihres BHs von ihrer Schulter, und ihre Haut entflammte bei seiner kaum spürbaren Berührung. Sie war nur zu einem einzigen Gedanken in der Lage: Ich kenne nicht einmal seinen Namen. Aber ich werde diesen Mann mit mir machen lassen, was immer er will.
Sie öffnete den Mund, um ihn ein weiteres Mal zu fragen, doch seine Lippen legten sich auf ihre und die Frage verdampfte in der Hitze ihrer animalischen Lust. Ihr entfuhr ein Stöhnen, als er gekonnt die vordere Öffnung ihres BHs löste und ihre vollen Brüste entblößte. Er beugte den Kopf und umspielte einen ihrer Nippel geschickt mit der Zunge, während er eine Hand um ihre andere Brust legte und sie voll Leidenschaft knetete.
Seine Lippen sind auf mir, und ich habe keine Ahnung, was er beruflich macht. Oder ob er – verdammt – eine Frau hat. Ich bin diesem Mann erst vor einer Stunde begegnet. Es brauchte nur ein paar Nachrichten übers Handy, und jetzt stehe ich hier, halb nackt …
„Ich … Ich habe so was noch nie gemacht … mit einem Fremden, meine ich, murmelte sie. Sanft knabberte er an ihrem Nippel, und das Gefühl seiner Zähne auf ihrer empfindlichen Haut ließ sie zittern. „Das ist … Das ist verrückt. Normalerweise mache ich so was nicht.
Er richtete sich auf und sah sie mit einem Blick seiner tiefbraunen Augen direkt an. Ein Lächeln breitete sich über sein schönes Gesicht aus und erwärmte seine kantigen Züge. „Auch brave Mädchen können manchmal böse sein."
Sie war ein braves Mädchen. Sie hatte überhaupt erst mit zwei Männern geschlafen und mit beiden erst, nachdem sie mindestens drei Monate lang mit ihnen ausgegangen war. Doch mit ihm fühlte sie sich verwegen. Wild.
„Ich kann einfach kaum glauben, dass ich… Sie war sich nicht einmal mehr sicher, wie sie hier so schnell gelandet sein konnte. Wie sie einem Mann, dem sie vor weniger als einer Stunde begegnet war, alles von sich zeigen konnte. „Ich meine nur … ich weiß überhaupt nichts über dich.
„Hast du es dir anders überlegt?" Er hielt inne und fing ihren Blick mit seinen braunen Augen ein.
„Nein", sagte sie. Nein, sie wollte ihn. Wirklich.
Er presste seine harte, muskulöse Brust gegen ihre und beugte den Kopf so weit zu ihr hinab, dass sich ihre Nasen beinahe berührten. „Mehr brauchst du über mich nicht zu wissen", versicherte er ihr. Sie konnte spüren, wie die Hitze in ihrem tiefsten Innern aufwallte. Er wollte sie genau so sehr, wie sie ihn. Und, Gott, wie sehr sie ihn wollte. Sie wollte ihn, seit sie ihm vor einer Stunde in der Hotelbar begegnet war. Innerhalb von Sekunden hatte sie gewusst, dass sie ihn mit sich machen lassen würde, was immer er wollte.
Sie atmete keuchend auf, und ihre Knie zitterten leicht. Sie musste kein braves Mädchen sein. Nicht mit ihm. Sie konnte böse sein. Sehr, sehr böse. Sie konnte machen, was immer sie wollte. Konnte ihn machen lassen … was immer er wollte.
Sie spürte ihre Lust, die die dünne Spitze feucht werden ließ. Ein Teil von ihr wollte Nein sagen, doch längst schon hatte ihr Körper die Kontrolle übernommen. Sie wollte es so sehr, dass sie zum Tier wurde, einzig getrieben von ihrer Lust und jahrtausendealten Instinkten. In dieser Nacht würde sie sich ihren tiefsten Sehnsüchten hingeben. Es gab kein Zurück mehr. Sie wollte, dass dieser Fremde Dinge mit ihr machte, die noch kein Mann zuvor mit ihr gemacht hatte.
Und sie würde es genießen.
1. KAPITEL
Der Tag zuvor
Emma Allaire starrte auf die gerade installierte App namens NOST auf ihrem Handydisplay und seufzte. „Du denkst echt, dass ich das machen sollte?", fragte sie ihre beste Freundin Sarah zum wiederholten Male, während sie auf der Terrasse ihres Lieblingsbistros am Lincoln Square saßen und der milde, noch nicht ganz herbstliche Septemberwind sanft über den bevölkerten Platz wehte. NOST, kurz für No Strings – nichts Verbindliches, war eine neue Dating-App, von der alle ihre Freundinnen sprachen und die dazu diente, sich mit Männern zu unverbindlichem Sex zu verabreden. Das geheimnisvolle schwarze Logo der App erschien auf ihrem Display, und sie tippte es an.
„Versuch es doch einfach, antwortete ihre rothaarige, makellos schöne Freundin. „Bevor du’s nicht probiert hast, kannst du’s doch nicht wissen.
„Aber das ist doch genau das Problem, rief Emma und hielt das Handy hoch, dessen Display gerade die NOST-Startseite anzeigte. „Keine Namen. Keine Verbindlichkeiten. 100% Spaß
, las sie vor und schob empört die schwarz gerahmte große Brille auf ihrem Nasenrücken hoch. „Wie soll man so denn jemals die große Liebe finden?" Sie zeigte Sarah das Bild eines oberkörperfreien Mannes, der sich selbst mit Kussmund im Spiegel fotografiert hatte. Die App bot ihr an, nach rechts zu wischen, falls sie mit ihm ‚eine gute Zeit‘ verbringen wollte, und nach links, falls nicht.
„Süße, du weißt schon, dass es hier nicht um die große Liebe geht. Es geht allein darum, dass du mal wieder richtig Spaß hast." Sarahs Augen leuchteten.
Emma lachte. „Wovon sprichst du eigentlich?"
„Du hast doch manchmal Spaß, oder etwa nicht?"
Emma spürte, wie sie errötete. „Ähm, klar."
Bisher halt erst mit zwei verschiedenen Typen. Sie hatte in ihrer gesamten Dating-Geschichte bisher nur zwei Männer gehabt. Aber das musste sie Sarah ja nicht auf die Nase binden.
Diese setzte ihre Sonnenbrille auf und lehnte sich zurück. „Gut. Ich dachte schon, du gehörst zu den armen Seelen, die noch nie einen echten Orgasmus hatten."
Emma sah sich um; sie fürchtete, dass ihnen jemand zuhörte. „Orgasmus!", rief Sarah laut, und ein Mann, der mit seinen zwei Kindern am Nebentisch saß, blickte irritiert zu ihnen hinüber.
„Psst!", befahl Emma ihrer Freundin. Nicht dass das etwas genutzt hätte, denn Sarah hielt grundsätzlich nicht mit ihren Gedanken hinterm Berg. Doch da brachte der Kellner ihr Essen, und Sarah langte genüsslich zu, während Emma noch immer die App inspizierte.
„Das ist genau das Problem. Anonyme One-Night-Stands? Du willst also allen Ernstes mit einem Typen schlafen, von dem du nur das Pseudonym kennst?" Sie blickte erneut auf ihr Display. „Hot4U?"
Sarah lachte kurz auf. „Wer denkt denn an Liebe, wenn der Typ solche Muskeln hat?", fragte sie und zeigte auf das Sixpack des Mannes.
„Und genug Tinte unter der Haut, um damit Krieg und Frieden schreiben zu können", stellte Emma fest. „Er hat gleich beide Arme volltätowiert."
„Es geht doch nur um Sex, du musst ihn ja nicht gleich heiraten", sagte Sarah und verdrehte die Augen. „Und solche Typen sind meistens ziemlich gut im Bett. Leb dich mal ein bisschen aus, Em. Ernsthaft. Du weißt doch selbst, dass du dich viel zu schnell von jedem in eine Beziehung quatschen lässt, der dir einen Drink ausgibt. Und am Ende müssen wir es dann immer zwei Jahre lang mit diesen Langweilern aushalten."
Emma wusste, dass sie von ihrem letzten Freund Devin sprach, der sich wirklich nicht durch seine umwerfende Persönlichkeit hervorgetan hatte. Er war der einzige Mann, mit dem sie seit ihrem Freund von der Highschool etwas gehabt hatte.
„Nicht alle meine Ex-Freunde sind so."
„Du musst einfach mehr Typen kennenlernen. Auch im Bett. Binde dich bloß nicht gleich wieder an den erstbesten Mann, der dir über den Weg läuft."
„Ich brauche Romantik, erklärte Emma. „Die gibt es hier aber nicht. Diese App erfüllt nur Männerwünsche. Frauen wollen etwas anderes.
Sarah schnaubte. „Woher willst du das denn wissen, wenn du es noch nicht einmal ausprobiert hast?"
„Ich weiß, dass diese App nur wieder von Männern programmiert wurde, um uns genau das machen zu lassen, was sie wollen – während wir Frauen immer noch denken, das hätte irgendetwas mit Freiheit zu tun", erklärte Emma, die sich in ihrem Studium nicht umsonst auf feministische Theorien spezialisiert hatte.
„Em, kannst du dir deine feministischen Tiraden sparen, bis ich meinen Mimosa ausgetrunken habe?" Sarah hob ihr Champagnerglas.
„Nein … damit verdiene ich schließlich mein Geld. Sie schrieb für ein Frauenmagazin online über Frauenthemen und hatte inzwischen eine kleine, aber treue Fangemeinde. „Außerdem bist du ja offensichtlich total vom Patriarchat manipuliert
, fügte sie grinsend hinzu. Sie wusste, dass sie für Sarah wie eine Emanze klang. Aber im Ernst – manchmal kam sie sich so vor, als wäre sie die Einzige, die all die Ungerechtigkeiten überhaupt wahrnahm. Die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen. Dass die USA als einziger Industriestaat keine bezahlte Elternzeit garantierte. Und jetzt … jetzt also NOST. Klar, sie war total für die Errungenschaften der sexuellen Revolution – nur eben dann nicht, wenn alle Vorteile den Männern zufielen.
„Das ist einfach … nur ein neuer Trick, mit dem die Männer uns dazu bringen, genau das zu tun, was sie wollen. Sex ohne Verpflichtungen."
„Okay, dann lösch die App einfach", sagte Sarah genervt und legte die Gabel auf ihren Teller. Emma, die ihre Waffel mit Blaubeeren längst verschlungen hatte, fragte sich nicht zum ersten Mal, wie sie und Sarah, unterschiedlich wie sie waren, überhaupt je Freundinnen hatten werden können. Sie waren im College zufällig im selben Zimmer untergebracht worden, worauf sich ihre ungewöhnliche Freundschaft begründete: Sarah, die impulsive Rothaarige, die kein Risiko scheute, und Emma, der Bücherwurm, der irgendwann einmal für die Regierung arbeiten wollte. Wenn sie ehrlich mit sich war, rangierte ihre Lust, sich auf die Suche nach ihrem Traumprinzen zu machen, derzeit irgendwo zwischen ihren Bemühungen, die Leserschaft ihres Blogs zu vergrößern, und den Plänen für ihre private Altersvorsorge. Dating kam ihr momentan einfach nicht besonders wichtig vor – sie war doch erst achtundzwanzig. Sie hatte noch so viel Zeit. Das redete sie sich zumindest ein. Nachdem Devin sie für eine neue Stelle in Seattle verlassen hatte, verspürte sie fürs Erste kein Bedürfnis, sich wieder auf den Markt zu werfen.
„Eigentlich, begann Sarah und trank noch einen Schluck, „musst du deinen Account gar nicht löschen. Dein Profil wird für die Typen, die du jetzt gezeigt bekommst, sowieso in achtundvierzig Stunden unsichtbar.
„Was? Wieso?"
„Weil es genau darum geht, keine Beziehung zu jemandem zu haben, die länger geht. Alle zwei Tage bekommst du einen Haufen neuer Typen präsentiert, und die alten können dich nicht mehr finden. Jedes Mal ist also alles neu, und das Beste daran ist, dass es keine unangenehmen Treffen im Anschluss gibt. Du hast Sex, und dann – wusch! – verschwindest du. Die App sorgt dafür, dass du einfach abtauchst. Jeder weiß, dass es so läuft. Keiner wird verletzt."
Emma legte den Kopf in ihre Hände und stöhnte. „Ist das dein Ernst? Die Profile werden unsichtbar?"
„Genau darum geht’s", sagte Sarah.
„Und was ist mit Vergewaltigern? Serienmördern?" Emma konnte einfach nicht glauben, dass ihre Freundin ihr tatsächlich anonymen Sex vorschlug.
„Die Guten haben sich doch checken lassen. Siehst du das kleine F neben seinem Nicknamen? Er hat ein Führungszeugnis hochgeladen. Keine Vorstrafen. Das regelt NOST für dich."
„Und was ist mit Krankheiten?"
„Siehst du das kleine