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Süßes böses Mädchen
Süßes böses Mädchen
Süßes böses Mädchen
eBook273 Seiten3 Stunden

Süßes böses Mädchen

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Über dieses E-Book

Willkommen in Eden, meine Damen, dem Paradies der Lüste! Hier bleibt keiner Ihrer Wünsche offen - sexy Männer erfüllen Ihre heimlichsten Träume. Diskret, heißblütig und immer geschmackvoll wird man Ihnen von den Augen ablesen, wonach Sie sich sehnen. Erleben Sie, wie schön die Lust wirklich sein kann, wie atemberaubend es ist, die Liebe von einer aufregenden tabulosen Seite zu erleben. Wellness und erotische Erfüllung warten auf Sie in Eden, dem Refugium für gestresste Karrierefrauen, herrlich gelegen inmitten der wild-romantischen einsamen Catskill Mountains. Wählen Sie einen Begleiter - für eine Nacht oder für die Dauer Ihres Aufenthalts..."

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum14. Dez. 2012
ISBN9783864948879
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    Buchvorschau

    Süßes böses Mädchen - Susan Kearney

    Susan Kearney

    Süßes böses Mädchen

    IMPRESSUM

    Süßes böses Mädchen erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

    Veröffentlicht im ePub Format im 12/2012 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    eBook-Produktion: readbox, Dortmund

    ISBN 978-3-86494-887-9

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    ROMANA, BIANCA, BACCARA, TIFFANY, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL

    www.cora.de

    1. KAPITEL

    Mutter, du kannst mir doch keinen Mann kaufen! Brittany Barrington machte ihrem Ärger Luft. Seit Wochen schien ihre Mutter nichts Besseres zu tun zu haben, als ihre berühmte Nase in Brittanys Privatleben zu stecken!

    "Aber wenn ich dir einen kaufen könnte, würdest du ihn dann haben wollen?" Völlig unbeeindruckt von Brittanys Worten thronte ihre Mutter auf der Schreibtischecke. Das Bild dieser eleganten Frau hatte in den Siebzigern die Titelblätter von Cosmopolitan und Vogue geziert, und noch heute bewies ihr Äußeres, welch eine vorteilhafte Kombination sich aus guten Genen, gesunder Ernährung und erstklassiger Schönheitschirurgie ergeben konnte.

    Doch Samantha Barrington hatte außer ihrem hübschen Gesicht und der grazilen Figur auch jede Menge Intelligenz zu bieten, mit der sie es dann in den Achtzigern geschafft hatte, sich einen Kosmetikkonzern aufzubauen. In ihren klugen grünen Augen las Brittany nichts als gut gemeinte Fürsorge.

    Aber Brittany brauchte weder Fürsorge noch Mitleid noch sonst eine Art der Einmischung. Sie wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden, damit sie ihr Privatleben wie eine erwachsene Frau von neunundzwanzig Jahren bewältigen konnte. Denn genau das war sie. Ja, sie hatte vor einer Weile die peinlichste Scheidung der letzten zehn Jahre hinter sich gebracht, aber das bedeutete nicht, dass ihre Mutter einfach hier in das Büro der Tochter marschieren und anfangen durfte, deren Leben umzugestalten.

    Es war immer das Gleiche: Brittany schaltete sofort auf stur, und ihr Puls begann vor Wut zu rasen.

    Ohne jedoch von Brittanys ärgerlichem Gesichtsausdruck auch nur die geringste Notiz zu nehmen, kam Samantha jetzt um den Schreibtisch herum und tippte ein paar Kurzbefehle in die Tastatur des Computers. Die Budgetkalkulation für Brittanys Werbekampagne Feed The Hungry Children verschwand vom Bildschirm.

    He, daran habe ich gerade gearbeitet!, protestierte Brittany, wusste aber, dass es ihr nichts nutzen würde. Ihre Mutter hatte sich wieder einmal etwas in den Kopf gesetzt.

    "Du arbeitest immer."

    Die Stimme ihrer Mutter klang tadelnd, und Brittany widersprach sofort. Das ist nicht wahr! Ich habe auch ein Privatleben.

    Ein langweiliges, ja.

    Brittany fand ihr Leben überhaupt nicht langweilig. Sie arbeitete, damit sie beschäftigt war, kümmerte sich um ihre wenigen Freunde und arbeitete dann weiter. Und selbst wenn sie beschlossen hätte, Tag für Tag nichts anderes zu tun, als Solitär mit einundfünfzig Karten zu spielen – es war und blieb ihre Angelegenheit, nicht die ihrer Mutter.

    Sie erhob sich aus ihrem Bürostuhl, richtete sich zu ihrer vollen Größe von einszweiundsiebzig auf und sagte mit fester Stimme: Tut mir leid, wenn mein Leben deinen hohen Ansprüchen nicht genügt.

    Ich will doch nur, dass du glücklich bist.

    Was konnte man dagegen schon sagen? Brittany wäre zwar mit Sicherheit glücklicher gewesen, wenn ihre Mutter sie endlich in Frieden gelassen hätte, aber das behielt sie lieber für sich.

    Samantha meinte es immer nur gut. Schon zu ihren Zeiten als liebreizendes Model war ihr Wort Gesetz gewesen. Heute als mächtige Konzernchefin hielt sie das erst recht für selbstverständlich. Doch diesmal hatte sie Pech. Brittany wusste zwar aus Erfahrung, dass ihre Mutter nur immer starrsinniger wurde, je energischer man mit ihr diskutierte, aber sie wusste auch, wie sie sich durchsetzen konnte.

    Zu ihrem Glück oder Unglück hatte sie nämlich genau diesen Starrsinn geerbt und bedauerte dabei nur, dass sie nicht auch diese unwahrscheinlich grünen Augen hatte oder wenigstens dieses makellose Gesicht, das eine einzige Liebeserklärung an alle Fotoapparate und Kameras war. Aber nein – Brittany sah ihrem Vater ähnlich. Die ovale Gesichtsform hatte sie zweifellos ihm zu verdanken. Kennengelernt hatte sie ihn leider nie, denn der freiheitsliebende Hippie, der die einzige große Liebe ihrer Mutter gewesen war, war bei einem Motorradunfall gestorben, noch bevor Brittany es damals ans Licht der Welt geschafft hatte.

    Sie war ohne ihren Vater aufgewachsen, hatte aber nicht nur die Gesichtsform, sondern auch seine welligen blonden Haare geerbt. Im Vergleich zu der kastanienbraunen Lockenpracht ihrer Mutter war das aber nichts Besonderes, genauso wenig wie die zwar hübschen, aber doch sehr durchschnittlichen haselnussbraunen Augen. Gegen das Smaragdgrün ihrer Mutter hatte sie keine Chance, genauso wenig wie gegen das leuchtende Blau jener Augen, die sie ihren Ex-Mann Devlin gekostet hatten.

    Brittany schob das Scheitern ihrer Ehe allerdings nicht auf ihr Aussehen. Devlin war schlicht unfähig, treu zu sein. Doch Brittany hatte geglaubt, sie könne ihn ändern. In ihrer Naivität hatte sie gedacht, sie brauche ihn nur genug zu lieben, damit er nicht fremdging.

    Von ihrer Mutter hatte sie gelernt, dass alles möglich wurde, wenn man nur fest genug an sich selbst glaubte und hart genug arbeitete. Bis zu ihrer misslungenen Ehe hatte dieses Prinzip auch wunderbar funktioniert. Brittany war immer eine der besten und beliebtesten Schülerinnen ihrer New Yorker Privat-Highschool gewesen. Es war ihr problemlos gelungen, zum Betriebswirtschaftsstudium an der University of Michigan zugelassen zu werden.

    Dann hatte sie in New York eine Traumkarriere hingelegt und war nun Vorsitzende einer Wohltätigkeits-Organisation, die sich um notleidende Kinder in aller Welt kümmerte. Brittany hatte alles gehabt, was sie jemals hatte haben wollen. Bis ihr Devlin vor drei Jahren mit seiner Fremdgeherei das Herz zerfetzt hatte.

    Wenn man ihrer Mutter glauben konnte, dann hatte Brittany seitdem immer nur Trübsal geblasen und war nie unter Leute gegangen. Brittany hatte ihre Verabredungen mit Männern und ihre Teilnahme an den meisten gesellschaftlichen Ereignissen lediglich aus Gründen des Selbstschutzes abgesagt. Nicht, dass sie immer noch Angst davor gehabt hätte, Devlin mit seiner neuesten Flamme im Arm zu begegnen. Sie wollte einfach nur vermeiden, noch einmal einen solchen Fehler zu machen.

    Die pflaumenfarbenen Fingernägel ihrer Mutter glänzten, als sie mit ihrer Hand durch die Luft wedelte und Brittany beim Nachdenken störte. Hast du meine letzte E-Mail gelesen?

    Entschuldige, nein. Ich hatte keine Zeit dafür. Ich habe jetzt ein neues …

    Hobby? Schatz, das ist wundervoll! Ich wusste doch, der Tanzkurs würde dir Spaß machen, wenn du es nur einfach mal versuchen würdest. Deshalb habe ich dich ja dafür angemeldet. Wie findest du diese Therapie?

    Ich brauche keine Therapie.

    Der Blick ihrer Mutter ließ sie wissen, dass das Ansichtssache war. Doch Brittany empfand kein schlechtes Gewissen bei der Erinnerung daran, wie sie die Kursunterlagen in den Müll geworfen hatte, genau wie den Gutschein über eine Massage von Milo. Latin-Lover-Typ, sehr dunkel, sehr gut aussehend und ausgesprochen entgegenkommend – dieser Milo war niemand, dessen Händen sie ihren nackten Körper ausliefern würde. Zum Tanzen wiederum brauchte man einen Partner, und nichts wollte sie weniger als einen Kerl, der sie führte!

    Man hatte sie genug geführt, und zwar an der Nase herum. Ich habe mich für Ernährungswissenschaften eingeschrieben.

    Aber das bedeutet doch noch mehr Arbeit, Liebes, sagte Samantha, während sie die E-Mail aufrief, die sie ihrer Tochter geschickt hatte. Was du brauchst, ist ein bisschen Spaß. Sie klickte mit dem Mauspfeil auf eine der angehängten Dateien und öffnete sie. Wie wäre es mit dem hier?

    Das Bild eines gut aussehenden Mannes nahm den ganzen Bildschirm ein. Schwarze Mähne, durchdringend blaue Augen und Zahnpastareklame-Lächeln. Außerdem Muskeln, die vermuten ließen, dass er mehr Zeit im Fitnessstudio als irgendwo anders verbrachte.

    Was sollte sie mit einem Fantasie-Mann?

    Brittany seufzte ungehalten. Mutter!

    Samantha klickte weiter zum nächsten Bild. Diesmal war es ein blonder Adonis, der nur einen String-Tanga anhatte und aussah, als hätte er bei Schwulen die besten Chancen. Seine Schultern glichen denen eines olympischen Schwimmers, während der flache Bauch, die Hüften und der Hintern nicht den leisesten Fettansatz zeigten.

    Der ist doch irgendwie süß, findest du nicht? Samantha beobachtete ihre Tochter und wartete auf eine Reaktion.

    Brittany weigerte sich schon aus taktischen Gründen zuzustimmen. Du kannst ihn ja als Model für deine Männerkosmetik-Werbung engagieren.

    Findest du ihn denn gar nicht attraktiv?, erkundigte ihre Mutter sich traurig.

    Doch von diesem Tonfall ließ Brittany sich schon lange nicht mehr manipulieren. Sie ignorierte die grünen Augen, die ganz unschuldig dreinschauten und es beinahe schafften, ihr ein schlechtes Gewissen zu machen, nur weil sie sich Samanthas Willen nicht fügte. Brittanys Privatleben mochte recht eingeschränkt sein, aber sie hatte eins, und privat sollte es auch bleiben.

    Es war schlichtweg peinlich, dass ihre Mutter meinte, ihr einen Mann suchen zu müssen. Und fast so demütigend wie jener Tag, an dem Samantha sie vor der Wohnungstür vorgefunden hatte, weinend und zusammengekrümmt am Boden kauernd, weil sie Devlin gerade mit einer anderen Frau im Schlafzimmer erwischt hatte. Brittany war so geschockt, so verletzt gewesen, dass sie nicht gewusst hatte, was sie tun sollte. Zum Weggehen hatte sie nicht die Kraft gefunden, und zum Bleiben auch nicht. Vorher hatte alles gestimmt in ihrem Leben, nun stimmte nichts mehr.

    Weder alle ihre Bemühungen noch ihre aufrichtige Liebe zu Devlin hatten die Ehe retten können. Es reichte nicht aus, wenn nur einer liebte. Die Erkenntnis, dass es zwei Liebende brauchte, um eine Ehe am Leben zu erhalten, war sehr schmerzhaft. Brittany hatte lange Zeit wie in einem Nebel gelebt, bis sie sich nach und nach erholte. Es war eine bittere Lektion gewesen, begreifen zu müssen, dass es nur eine einzige Person gab, die sie wirklich beherrschen konnte – nämlich sich selbst.

    Diese Beherrschung kam jetzt ein wenig zum Vorschein, als sie sich zwang, ihre Stimme ruhig und sicher klingen zu lassen, während sie den blonden Adonis auf dem Bildschirm betrachtete. Ich müsste blind sein, um ihn nicht attraktiv zu finden. Aber ich will mich nicht mit ihm treffen. Und schon gar nicht will ich, dass du ihn mir kaufst.

    Warum nicht?

    Brittany verschränkte die Arme vor der Brust. Ein Mann, den man kaufen kann, kann nichts wert sein.

    Samantha schüttelte die sorgfältig arrangierte Unordnung ihrer Locken, die zu erreichen ihr Friseur jedes Mal Stunden brauchte. Was glaubst denn du, warum Prostitution der älteste Beruf ist?

    Es war typisch für ihre Mutter, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten. Aber Brittany gab nicht klein bei. Ich werde nicht mit dir darüber streiten, Mutter. Außerdem verstehst du anscheinend nicht, worum es mir geht. Ein Mann, der dafür bezahlt wird, mir Gesellschaft zu leisten, interessiert mich nicht. Allein der Gedanke ist schon peinlich.

    Es wäre dir peinlich, wenn ein Mann sich anstrengt, dir Vergnügen zu bereiten?

    So meine ich es nicht, und das weißt du auch. Geld bezahlen zu müssen, damit sich jemand mit einem beschäftigt, das ist einfach … erniedrigend.

    Wirklich? Woher willst du das wissen? Samantha sprach ruhig, aber mit eiserner Entschlossenheit. Woher willst du wissen, dass es nicht ein fantastisches Erlebnis wäre? Dass es riesigen Spaß machen würde?

    Ach, hör auf! Muss ich erst Drogen ausprobieren, um zu wissen, dass sie mir nicht gut tun? Muss ich erst von der Brooklyn Bridge springen, um zu wissen, dass es wehtut, wenn ich unten ankomme? Brittany drückte auf die Löschtaste und sah zufrieden, wie der blonde Adonis verschwand.

    Schade, schade, dass sie ihre Mutter nicht auf die gleiche Weise loswerden konnte. Es gab dringende Arbeit, die Brittany zu erledigen hatte. Sogar das Mittagessen hatte sie deshalb ausfallen lassen, und ihr Magen knurrte zum Gotterbarmen. Außerdem wollte sie lieber nicht wissen, ob ihre Mutter diese Männer tatsächlich kaufen konnte.

    Pflaumenfarbene Nägel klapperten auf der Tastatur und löschten die restlichen Bilddateien. Wenn nur dein Vater noch leben würde …

    Dann würde ich das Leben nicht immer nur in Schwarz-Weiß sehen, beendete Brittany den Lieblingsspruch ihrer Mutter. Aber diesmal irrst du dich.

    Du weißt ja nicht, was du verpasst. Ein ganzer Monat mit einem Fremden, der dafür bezahlt wird, dich zufriedenzustellen!

    Das klang, als ob ihre Mutter aus Erfahrung sprach. Ihre Augen schimmerten so merkwürdig, und in ihren Worten schwang die Erinnerung an leidenschaftliche Stunden mit. Brittany wollte trotzdem nicht so tief sinken.

    Es war gerade erst ein gutes Jahr her, dass ihre Mutter mit dem Bildhauer Jeffrey Payne zusammen gewesen war, der sie dann wegen eines achtzehnjährigen Models sitzen gelassen hatte. Das hatte Samantha tief getroffen. Brittany wusste es, und sie hatte seitdem den Namen dieses Künstlers nie wieder erwähnt. Sie kannte keine Details, aber sie wusste, dass Jeffrey in die Penthouse-Wohnung ihrer Mutter eingezogen war und sie dort mehrere Monate lang gemeinsam gelebt hatten. Doch Brittany wollte weder über das Intimleben ihrer Mutter nachdenken noch über ihr eigenes.

    Ich bin nicht interessiert, sagte sie.

    Das solltest du aber sein. Wann hast du das letzte Mal mit einem Mann geschlafen?

    Mutter! Brittany spürte, wie ihre Wangen heiß wurden.

    Obwohl sie die lockere Art kannte, mit der ihre Mutter über Sex sprach, war es ihr doch unmöglich, diese Einstellung zu verstehen oder gar zu teilen. Vermutlich hatten die Sechziger, die Pille und diese ganze Make-love-not-war-Atmosphäre ihre Mutter für immer geprägt. Allerdings war Brittany nicht im Amerika der sechziger Jahre aufgewachsen.

    Samantha nahm Brittanys Hand und hielt sie fest. Fahr mit mir in den Urlaub!

    Ich habe keine Zeit für Urlaub.

    Nimm dir die Zeit. Du musst ja nicht mitmachen, wenn du nicht willst.

    Wobei denn mitmachen? Planst du wieder irgendeine Therapie? Die Frage war nicht ganz ernst gemeint, denn Brittany hatte das ungute Gefühl, sie wisse ohnehin, wohin die Reise gehen sollte. Nach der Scheidung hatte ihre Mutter sie schon einmal gefragt, ob sie nicht mitkommen wolle an einen Ort nördlich von New York, wo eine Gruppe reicher, mächtiger Frauen ihren Urlaub zu verbringen pflegte.

    Komm mit nach Eden.

    Eden, genau. Es war ein unangenehmer Nachmittag gewesen, als sie diesen Namen zum ersten Mal gehört hatte. Sie hatte gerade erst ihre Scheidungsurkunde und den ganzen dazugehörigen Papierkram bekommen, als ihre Mutter anrief und sie zu überreden versuchte, mit ihr in den Urlaub zu fahren. Samantha hatte genug erzählt, um Brittany ein Bild davon zu vermitteln, was an diesem Ort vor sich ging.

    Ihre Mutter hatte zwar nicht direkt zugegeben, Clubmitglied zu sein, aber Brittany nahm dennoch an, dass sie zu der exklusiven Gruppe reicher Frauen gehörte, die eine Ferienanlage in den Catskill Mountains besaß. Es war ein sehr privater Club, deren Mitglieder dazu verpflichtet waren, alles, was dort vor sich ging, vor den Augen der neugierigen Welt verborgen zu halten. Auf dem mehr als zweitausend Hektar großen Territorium herrschten andere Gesetze als außerhalb, und es gab sogar einen eigenen Wachdienst.

    Das Geheimnis von Eden lag darin, dass dort Frauen Männer für bestimmte Dienste mieten konnten.

    Sie fragte sich, ob Eden vielleicht auch der Grund war, warum ihre Mutter nie geheiratet hatte. Aber vielleicht war Samantha auch immer nur an die Falschen geraten. Aus eher eigennützigen Gründen wünschte sich Brittany von Herzen, ihre Mutter möge endlich einen Mann finden, der sie glücklich machte. Dann hatte sie vielleicht etwas Besseres zu tun, als ihrer Tochter auf die Nerven zu gehen.

    Brittany war damals nicht nach Eden mitgekommen, und sie würde es auch diesmal nicht tun. Die Vorstellung, sie könne nur einen Mann bekommen, wenn sie dafür bezahlte, war einfach zu demütigend.

    Samantha erreichte zwar sonst immer, was sie sich vorgenommen hatte, aber diesmal würde Brittany nicht nachgeben. Auf gar keinen Fall würde sie mit nach Eden fahren!

    Der Codename ist Eden.

    Geht es um einen neuen Geheimauftrag, Sir?, fragte Lieutenant Chad Hunter seinen Vorgesetzten, der diesmal ungewöhnlich lange zögerte, zur Sache zu kommen.

    Allerdings war schon dieses Zusammentreffen an sich ungewöhnlich. Ungeplant. Unerwartet. Chad führte ein Red Squad genanntes Team aus Mitgliedern eines Sonderkommandos der Navy, sogenannte SEALS, das darauf spezialisiert war, in feindliches Gebiet einzudringen und einzelne Menschen zu retten. Diesbezügliche Einsatzbesprechungen fanden sonst nicht gerade in der Bar eines Sportklubs statt. Auch sein sechswöchiger Landurlaub war nicht abgesagt worden, was jedoch normalerweise der Fall war, wenn die Navy ihn und seinen Spezialtrupp von einer Minute auf die andere in dringender Mission an irgendeinen der Brennpunkte des Weltgeschehens schickte.

    Vor drei Tagen erst war er mit seinen Männern aus Hawaii zurückgekehrt, von wo aus sie einen Piloten gerettet hatten, der vor der chinesischen Küste abgeschossen worden war. Vorigen Monat waren sie in die Arktis geeilt, um ein U-Boot zu befreien, das dort festgesessen hatte. Und davor hatten sie UNO-Soldaten gerettet, die in Eritrea in die Wirren eines blutigen Staatsstreichs geraten waren.

    Chad war sehr stolz auf sein Team, das jederzeit einsatzbereit war. Bisher hatte er noch keinen Mann verloren. Jede Mission war erfolgreich verlaufen. Die besonders schwierigen Fälle gab die Navy immer an ihn, und stets bereit, seinem Land zu dienen, stellte Chad alle persönlichen Angelegenheiten zurück, sobald es notwendig wurde.

    Er hatte schon gepackt und war eigentlich auf dem Weg nach Ohio, um den wohlverdienten Urlaub mit seinen Eltern, seinen sechs Schwestern und deren Familien zu verbringen. Dann hatte er die Nachricht bekommen, dass der Admiral sich mit ihm zum Mittagessen treffen wollte.

    Doch die Verzögerung kam ihm nur recht, wenn er ehrlich war. Er würde die Erholung und das Wiedersehen mit seiner Familie zwar genießen, aber auf die Versuche seiner Schwestern, sich in sein Privatleben einzumischen, war er alles andere als erpicht.

    Chad nippte an seinem Bier und wartete gespannt darauf, dass Admiral Warren Gates endlich zur Sache kam.

    Es ist keine offizielle Mission, begann der Admiral schließlich. Haben Sie bestimmte Pläne für Ihren Urlaub, Lieutenant?

    Das Übliche, Sir. Chad nahm sich eine Brezel.

    Der Admiral wirkte so unruhig wie ein Rekrut vor dem ersten Fallschirmsprung aus zehntausend Meter Höhe, und das gab Chad ernsthaft zu denken. Er hatte diesen Mann auf der Brücke in aller Ruhe Kommandos geben sehen, während das Schiff schwerstem Flugabwehrfeuer ausgesetzt gewesen war, hatte erlebt, wie er unbewegten Gesichts Männer in den scheinbar sicheren Tod schickte, aber auch, wie raffiniert er Politikern schmeicheln konnte, wenn es galt, mehr Geld aus ihnen herauszuholen. Wenn dieser erfahrene Mann jetzt also ein Problem hatte, mit der Sprache herauszurücken, dann war das ein ziemliches Alarmsignal.

    Dennoch behielt Chad seinen beiläufigen Ton bei, als er hinzufügte: Ich will meine Familie besuchen, Sir.

    Das wettergegerbte Gesicht des Admirals legte sich in winzige Falten, weil er neugierig lächelte. "Gibt es keine Frau, zu der

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