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Hitzewelle
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eBook246 Seiten3 Stunden

Hitzewelle

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Über dieses E-Book

Wenn Moderatorin Erica McCree auf Sendung geht, hört halb Chicago hingerissen zu. Denn regelmäßig ist auch lan Carlisle in der Leitung - und verstrickt Erica in derart pikante Wortwechsel, dass es nur so knistert vor Erotik! Am Mikro ist die ehrgeizige Journalistin Profi genug, um zu verbergen, wie sehr lan ihr unter die Haut geht. Und um die Einschaltquote hoch zu treiben, stimmt sie sogar einem Date zu, über das sie dann berichten will. Doch sie haben einander noch nicht in die Augen gesehen, da fühlen sie schon das Verlangen brennen - und dass sie im Spiel mit dem Feuer verglühen...

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum10. Dez. 2012
ISBN9783864948725
Hitzewelle
Autor

Janelle Denison

Zusammen mit ihrem Mann, einem Ingenieur, lebt Janelle im sonnigen Südkalifornien. Für seine Unterstützung ist sie ihm dankbar und noch dankbarer dafür, dass er nie ein Wort darüber verliert, wenn das Abendbrot verspätet – oder auch gar nicht – auf den Tisch kommt, weil sie über ihre Arbeit am Computer völlig die Zeit und Realität aus den Augen verloren hat.

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    Buchvorschau

    Hitzewelle - Janelle Denison

    Janelle Denison

    Hitzewelle

    IMPRESSUM

    Hitzewelle erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

    Veröffentlicht im ePub Format im 12/2012 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    eBook-Produktion: readbox, Dortmund

    ISBN 978-3-86494-872-5

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    ROMANA, BIANCA, BACCARA, TIFFANY, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL

    www.cora.de

    1. KAPITEL

    Ian Carlisle war besessen von einer Frau, die er nie getroffen hatte. Einer Frau, die ihn Nacht für Nacht mit ihrer betörenden Stimme verführte, sein Interesse weckte, seiner Libido mit den provozierenden und sehr erotischen Themen einheizte, die sie im Radio zur Diskussion stellte, und ihn mit ihrem heißen Geplänkel und den sexy Wortwechseln erregte.

    Neuerdings war sie auch Teil seiner Träume, ein sicheres Zeichen dafür, dass es ihn schwer erwischt hatte. In seinen Fantasievorstellungen kam er nicht nur jeden Abend zu ihr nach Hause, er nahm sie auch noch jede Nacht mit ins Bett. Leider jedoch wachte er allein wieder auf, meistens hart vor Erregung und voller Sehnsucht nach Erfüllung seiner Träume. Sie übte eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn aus und ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.

    Zehn Minuten blieben ihm noch bis zum Beginn ihrer Sendung, und er nutzte die Zeit zum Duschen. Eine Stunde lang hatte er gebraucht, den Stress eines langen Tages mit wichtigen Verhandlungen für seine Investmentfirma abzubauen, und genoss nun den kalten Wasserstrahl auf seinem erhitzten Körper. Sein Kopf war wieder klar, sein Körper entspannt und seine Gedanken ausschließlich auf sie gerichtet.

    Genüsslich seifte er Brust, Bauch und Oberschenkel ein. Er war voller Vorfreude und konnte es kaum abwarten, ihre erotische Stimme zu hören und zu erfahren, was sie für die heutige Sendung zur Erbauung ihrer Zuhörer geplant hatte. Bei dem Gedanken an eine weitere Nacht mit erotischen Anspielungen, die sie genauso reizten wie ihn, wuchs seine Erregung.

    Ihr nächtliches Ritual glich einer verbotenen Affäre, verbal gewagt und körperlich anregend. Eine Art Flirt, der amüsant, frivol und verwegen war. Ein spielerisches, aufregendes Intermezzo, das seine Gedanken von der Arbeit ablenkte und von den qualvollen Erinnerungen, die ihn jeden Abend heimsuchten, wenn es in seinem Penthouse zu still war.

    So war er vor fast einem Monat auch eher zufällig auf Erica McCrees Nachtsendung im Radio gestoßen. In einem verzweifelten Versuch, die erdrückende Stille in seiner großen, leeren Wohnung zu füllen, hatte er seine Stereoanlage eingeschaltet und nach Musik gesucht. Stattdessen hatte er sie gefunden. Die witzige, freche und verführerische Art, mit der sie sexuelle Themen freimütig behandelte, machte nicht nur die ohnehin heißen Sommernächte in Chicago noch heißer, sondern brachte auch sein Blut in Wallung. Es war lange her, dass eine Frau eine solche Wirkung auf ihn ausgeübt und ihn körperlich so gereizt hatte.

    Da er Ericas Eingangsmoderation nicht verpassen wollte, stellte er das Wasser aus, trat aus der Dusche und trocknete sich mit einem flauschigen grünen Handtuch ab, das zum Dekor seines Badezimmers passte. Nur mit seinen Lieblingsshorts bekleidet, ging er ins Wohnzimmer und schaltete seine Stereoanlage ein. Aus den in den vorderen Räumen strategisch günstig aufgestellten Lautsprechern ertönte die ernste Stimme des Nachrichtensprechers. Gleich würde Ericas Nachtsendung Heat Waves beginnen.

    Ian nutzte die letzten Minuten und lief barfuß über den glänzenden Holzfußboden in die Küche, um sich ein kaltes Bier, sein Lieblingsgetränk, zu holen. Er nahm eine Flasche aus dem Kühlschrank und öffnete sie. Sein Blick war auf das Stück Papier gerichtet, das er mit einem Magneten an die weiße Kühlschranktür geheftet hatte. Das farbige Werbefoto von Erica McCree, das er auf der Webside des Radiosenders gefunden und ausgedruckt hatte, rief ein wachsendes Verlangen in ihm hervor. Ein Gefühl, das er immer verspürte, wenn er an sie dachte. Nachdem er Ericas Stimme im Radio genossen und mit ihr freimütig wie mit einem Liebhaber über intime Themen gesprochen hatte, war er neugierig geworden, wie sie aussah. Er wollte wissen, ob ihr Erscheinungsbild zu ihrer unglaublich wohltönenden Stimme und ihrem offenen Wesen passte.

    Er war überrascht, aber keineswegs enttäuscht gewesen, als er ihr Foto fand. Ihm gefiel, was er sah, und er war fasziniert von dem Kontrast zwischen Fantasie und Wirklichkeit. Während sie in ihrer Sendung den Eindruck einer sexerfahrenen Frau vermittelte, wirkte sie auf dem Foto sanft und feminin, und ein Hauch des Geheimnisvollen umgab sie, das ihn reizte und fesselte. Ihre dunkelbraunen Augen mit goldenen Flecken strahlten Fröhlichkeit aus, den Kopf hatte sie forsch zur Seite geneigt, sodass ihre blonden Haare in weichen Wellen auf ihre Schultern fielen. Und ihre schimmernden Lippen und das schelmische Lächeln erweckten bei ihm den Eindruck, als verberge sie eine Fülle von Geheimnissen vor ihren Zuhörern.

    Wie gern würde er jedes einzelne Geheimnis aufdecken und erfahren, wer die wahre Erica McCree war – die Talkshowmoderatorin mit genug Erfahrung, um die provokativen Themen zu untermauern, oder eine sensible Frau, die sich verführerisch gab? Eine Frage, auf die er keine Antwort hatte – bisher.

    Der Sprecher beendete die Kurznachrichten mit der Wettervorhersage und bat die Zuhörer, den Sender eingeschaltet zu lassen für die nächste Folge von Heat Waves. Es folgte die Werbung für ein örtliches Möbelgeschäft.

    Ian ging zurück ins Wohnzimmer und blieb vor den Fenstern stehen, die vom Fußboden bis an die Decke reichten. Er trank einen Schluck von seinem Bier. Sechzehn Stockwerke hoch und nicht weit entfernt von der Uferstraße, hatte er einen unbezahlbaren Blick auf den Park und den Hafen von Chicago. Die in der Nacht glitzernden Lichter der Segelboote und Yachten auf dem Michigansee boten einen wunderschönen Anblick. Er lächelte schief, als er an seine Getränkeauswahl und die alten, fadenscheinigen Shorts dachte, die er trug. Beides passte nicht zu dem Luxus und dem Reichtum, der ihn umgab.

    Noch immer erstaunte es ihn, dass er es in seinem Leben so weit gebracht hatte. Von dem armen Raufbold, dessen Mutter mehr an dem nächsten schnellen Schuss interessiert war als an dem Wohlergehen ihres Sohnes, zu einem erfolgreichen Geschäftsführer einer Investmentfirma. David Winslow, sein Mentor und Ersatzvater, hatte ihm die Leitung übergeben, als er in den Ruhestand trat. Armut lag weit hinter ihm, doch Ian hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass er mehr Geld besaß, als er jemals würde ausgeben können. Manchmal war es ihm schleierhaft, wie er so weit gekommen war, aber das lag vielleicht daran, dass die Schuldgefühle und die Trauer über einen schrecklichen, persönlichen Verlust ihn abgestumpft hatten.

    Acht Jahre waren seit dem Tod seiner Verlobten vergangen. Und jeden Tag hatte er sich dazu gezwungen, an nichts anderes zu denken als an Aktien, Wertpapiere, Investmentfonds und Möglichkeiten, für seine Kunden das große Geld zu machen. Er hatte überhaupt nicht realisiert, in welch ermüdenden, langweiligen Trott er verfallen war – bis er auf Erica McCree stieß. Ihre prickelnde Verbindung über das Radio versetzte ihm einen Energiestoß und begeisterte ihn, wie es kein Finanzgeschäft vermochte. Sie gab ihm etwas, worauf er sich am Ende eines anstrengenden Tages freuen konnte – Aufregung, Nervenkitzel und ein heftiges körperliches Verlangen, das ihn zum Leben erweckte, nachdem er über Jahre innerlich wie tot gewesen war.

    Mit einem tiefen Seufzer leerte er sein Bier und betrat das Wohnzimmer gerade in dem Moment, als Erica mit den einleitenden Worten begann und das Thema ihrer heutigen Nachtsendung bekannt gab.

    Hier ist WTLK mit Erica McCree, und Sie hören Chicagos prickelndste Talkshow ‘Heat Waves’. Eine Sendung wie unser Wetter: heiß, feucht, schwül. Ihre Stimme wurde leise und betörend, und die nächsten Worte kamen wie ein zufriedenes Schnurren über ihre Lippen. Hmm, das klingt nach einer Nacht mit aufregendem Sex, nicht wahr?

    Das heisere, feminine Lachen, das aus den vier Lautsprecherboxen seiner Anlage ertönte, umgab ihn und wärmte ihn auf eine Art und Weise, wie es das Wetter nicht vermochte.

    Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen, die uns zu unserem heutigen Thema führt. Kürzlich hatte ich ein Rendezvous, und der Typ, mit dem ich verabredet war, telefonierte fast die ganze Zeit mit seinem Handy, erzählte sie ihren Zuhörern. Ihre Stimme klang eher amüsiert als verärgert. Und wenn er nicht telefonierte, sah er sich nach anderen Frauen um. Am Ende des Abends erwartete er jedoch mehr als nur einen Gutenachtkuss. Übrigens … er bekam weder das eine noch das andere.

    Ian schmunzelte über Ericas Geschichte und die Tatsache, dass es ihr anscheinend Spaß gemacht hatte, die Annäherungsversuche des Mannes zurückzuweisen, nachdem er sie den ganzen Abend nicht beachtet hatte. Er konnte ihr nicht verdenken, dass sie diesem Kerl einen Korb gegeben hatte. Im Gegenteil, er war froh, dass sie zumindest die eine Nacht allein verbracht hatte.

    Nach diesem Erlebnis habe ich mich gefragt, was ein Mann eigentlich sexy an Frauen findet. Was weckt sein Interesse? Was bringt ihn dazu, wieder anzurufen? Und schließlich, was törnt ihn im Bett an und was nicht? Also, Männer, wie ist das bei euch? Was muss eine Frau haben, damit ihr Lust auf mehr verspürt?

    Die Frage hing in der Luft und regte die Fantasie an, während leise Musik erklang und ein Werbeblock folgte. Ian stellte die leere Bierflasche auf den Tisch, griff nach seinem schnurlosen Telefon und machte es sich auf der Couch bequem. Das feine Wildleder streichelte seine nackte Haut und erhöhte die Vorfreude in ihm, während er über Ericas Frage nachdachte. Warum schaltete er Nacht für Nacht ihre Sendung ein? Warum rief er immer wieder an? Und schließlich, was törnte ihn an?

    Sie würde es herausfinden, wenn er an der Reihe war, mit ihr über das Thema des Abends zu sprechen.

    Wenige Minuten später war sie mit dem ersten Anrufer auf Sendung. Also, Derek, was weckt Ihr Interesse und lässt das Feuer lodern, wenn es um eine Frau geht?

    Lange Beine, die in Stilettos stecken, und große Brüste in engen Shirts machen mich an.

    Eine intelligente Unterhaltung ist also nicht wichtig, kommentierte Erica scherzhaft. Müssen die Brüste echt sein, oder darf es auch Silikon sein?

    Ganz egal. Je praller, desto besser.

    Hmm, schön, ich denke, damit ist die Hälfte der weiblichen Bevölkerung aus dem Rennen, ich eingeschlossen, meinte sie humorvoll, und Ian stellte sich vor, dass sie nachsichtig lächelte. Danke für Ihren Anruf, Derek. Als Nächstes hören wir Larry. Was törnt Sie an?

    Ich mag Frauen, die in der Öffentlichkeit zurückhaltend und sittsam sind, im Bett aber wild und hemmungslos.

    Sie verlangen viel. Normalerweise hat man das eine oder das andere.

    Machohaft erwiderte Larry: Frauen sollte man in der Öffentlichkeit weder sehen noch hören, sie sollten jedoch meine Bedürfnisse im Bett erfüllen.

    Ich wusste gar nicht, dass einige von uns immer noch im finsteren Mittelalter leben, erwiderte sie leichthin. Ich bin sicher, die Frau, die Sie suchen, gibt es irgendwo. Geben Sie also die Suche nicht auf. Viel Glück, Larry.

    Sie unterbrach die Verbindung und nahm den nächsten Anruf entgegen. Willkommen in der Show, Kent, grüßte Erica. Was ist Ihre Meinung zu dem Thema?

    Ich achte auf den Gang einer Frau. Damit hat auch meine derzeitige Freundin mein Interesse geweckt. Wenn eine Frau selbstbewusst und selbstsicher ist, geht sie hocherhobenen Hauptes, die Schultern sind gerade, und sie hat einen ganz besonderen Hüftschwung. Selbstbewusstsein törnt mich an, besonders wenn sich dieses Selbstbewusstsein auch beim Sex zeigt.

    Wow, das gefällt mir, entgegnete sie ernsthaft. "Ladys, merkt euch das. Ich denke, Kent hat etwas gesagt, an das ihr vielleicht denken solltet, wenn ihr die Aufmerksamkeit eines Mannes auf euch ziehen wollt. Lasst euren Körper sprechen. Selbstbewusstsein ist sexy. Jeder Mann wird sich fragen, was steckt hinter dem selbstbewussten Äußeren. Er sollte es herausfinden, wenn er die äußere Hülle abstreift. Strapse, Teddys, winzige durchsichtige Slips – die Palette der Möglichkeiten ist endlos, und ohne Zweifel wird er dieses Extrabonbon zu schätzen wissen."

    Bilder von Erica in sündhaft erotischen Dessous, wie die Models in einem Männermagazin sie trugen, drängten sich ihm auf. Er stellte sich vor, wie sie auf seinem Bett lag, die sanften Rundungen ihres Körpers mit Seide und Spitze verhüllt, die zarte Haut von dem hauchdünnen Material gestreichelt, die sinnlichsten Punkte des weiblichen Körpers betont. Ihre Haare würden sich wie ein Fächer auf seinem Kissen ausbreiten, und der einladende Blick in ihren Augen würde das Lächeln ihrer Lippen unterstreichen, die zu sagen schienen: Ich will dich.

    Die erotischen Fantasien erregten ihn, und sein Pulsschlag beschleunigte sich. Er rutschte ein wenig auf dem Sofa hin und her, als sein Körper auf die virtuelle Stimulation reagierte, und verdrängte die lustvollen Gedanken, um sich wieder auf die Sendung zu konzentrieren. Er amüsierte sich über die verschiedenen Antworten, die Erica von den männlichen Anrufern bekam, und auch von einigen weiblichen Zuhörern, die es für notwendig erachteten, ihre Meinung zu dem Thema kundzutun. Die Antworten der Anrufer waren mannigfaltig und aufschlussreich und Ericas Entgegnungen schlagfertig, spielerisch und manchmal ein wenig frivol.

    Um Viertel vor elf unterbrach Erica die Sendung für den nächsten Werbeblock. Genau in dem Moment griff Ian zu seinem Telefon und wählte die Nummer des Senders. Jetzt war er an der Reihe, seine Meinung zu dem Thema zu äußern und Ericas Fantasie anzuregen mit seiner Erklärung, was er an Frauen sexy fand – an ihr. Und was seine Lust nach mehr weckte.

    Der Spaß konnte beginnen.

    Erica drehte das Mikrofon ab, nahm den Kopfhörer ab und lehnte sich seufzend in ihrem Stuhl zurück. Es war stickig in dem kleinen Senderaum, und sie hob ihre Haare im Nacken, in der Hoffnung, dass etwas Luft an ihre feuchte Haut kam. Die alte Klimaanlage des Senders war wieder einmal kaputt, was keinen der Angestellten in der fünften Etage des Gebäudes mitten in Chicago überraschte. Nachdem die Anlage den ganzen Tag über auf Hochtouren gelaufen war, spuckte sie jetzt nur noch sporadisch kühle Luft aus – Momente, die Erica genoss.

    Sie hatte einen kurzen Jeansrock und eine dünne Bluse getragen, da aber außer ihr und Carly, der Produzentin, und einem bezahlten Wachposten niemand mehr im Haus war, hatte sie sich bis auf ihren Body ausgezogen. Gut, dass ihre Anrufer von diesem unschicklichen Verhalten niemals erfahren würden.

    Sie behielt den Monitor im Auge, um das Ende des Werbeblocks nicht zu verpassen, holte eine Spange aus der Schublade und befestigte ihre Haare damit. Dann warf sie einen Blick nach links, wo Carly in einem Glaskasten saß und die eingehenden Anrufe für das nächste Segment der Sendung entgegennahm.

    Der Radiosender war eine kleine Anstalt ohne besondere Ausstattung, und jeder musste mehr als einen Job übernehmen, damit sie überhaupt über die Runden kamen. Obwohl die Bezahlung nur mittelmäßig war, hatte Erica Spaß an ihrem Job, machte sich langsam einen Namen und war finanziell unabhängig, während ihre Schwester und ihre Mutter nicht wussten, wie sie für ihren Lebensunterhalt aufkommen sollten.

    Vor drei Jahren war sie von Kalifornien nach Chicago gezogen, nach Beendigung einer Beziehung, die sie in zu große Abhängigkeit versetzt hatte. Nie hatte sie tun können, was ihr wirklich wichtig war, und sie fand, dass es ihr als Single besser ging. Ihren ersten Job als Moderatorin hatte sie bei einem Musiksender bekommen und hatte die mörderische zweite Nachtschicht von zwei bis sechs Uhr morgens übernommen. Nachdem sie zwei Jahre lang bei jeder Beförderung übergangen und auch zu keiner angenehmeren Zeit eingesetzt worden war, begann sie, einen neuen Job zu suchen. Sie bewarb sich aus einer Laune heraus bei WTLK und wurde eingestellt.

    Es war immer ihr Traum gewesen, Moderatorin einer Radiotalkshow zu sein, und der damalige Besitzer des Senders, Marvin Gilbert, hatte ihr freie Hand gelassen – verdammt sei sein schwaches Herz, das schuld an seinem Tod vor drei Monaten war. Er hatte ihre Entscheidung, etwas Erotisches und Amüsantes ins Programm zu nehmen, unterstützt, während Virginia, die hochnäsige junge Frau, die er vor zwei Jahren geheiratet hatte, die Stirn über solch einen Schund gerunzelt hatte. Tatsache war, dass ihr gar nichts an dem Sender, dem Programm und den Leuten, die für ihren Mann arbeiteten, gefiel.

    Jetzt, da Marvin tot war, blieb abzuwarten, welche Pläne Virginia mit dem Sender und den Angestellten hatte. Die meisten befürchteten, dass sie bis Ende des Jahres arbeitslos waren.

    Alles okay?, fragte Carly über die Sprechanlage.

    In zwei Minuten würde die Talkshow weitergehen. Es wäre nicht schlecht, wenn Virginia eine neue Klimaanlage springen ließe, damit wir bei dieser Hitze nicht irgendwann schmelzen oder einen Hitzschlag bekommen.

    Carly schnaubte verächtlich. Du weißt doch, was für ein Geizkragen sie ist. Außerdem hat sie klar und deutlich gesagt, dass sie keinen Pfennig für irgendwelche Reparaturarbeiten ausgeben wird, wenn es nicht unbedingt sein muss. Marvin ist tot, und er hat ihr längst nicht so viel vererbt, wie sie erwartet hatte.

    Erica musste grinsen, als sie sich an Virginias kindische Tirade erinnerte, nachdem Marvins Testament verlesen worden war, und sie feststellen musste, dass er den größten Teil seines Geldes verjubelt hatte. Entsetzt erkannte sie, dass ein heruntergekommener Radiosender das Wertvollste war, was sie erbte.

    Ich vermisse den alten Kauz, seufzte Erica.

    Das tun wir alle, stimmte Carly traurig zu. Dann nahm sie einen weiteren Anruf für Ericas Show entgegen.

    Erica griff nach der Wasserflasche und trank einen Schluck von dem lauwarmen Getränk, das ihre Kehle zwar befeuchtete, ihren Durst aber nicht löschte. Verdammt, ist es heiß hier drinnen, fluchte sie und wünschte, sie hätte noch genügend Zeit, sich ein Eis zu holen.

    "Mach dich bereit, Süße. Gleich

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