Ich will mehr, viel mehr!
Von Helen Bianchin
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Jeder Tag von Stephanie ist minutiös geplant: An erster Stelle steht ihre kleine Tochter, die sie alleine großziehen muss, da Emmas Vater sie noch vor der Geburt im Stich ließ. Daneben versucht die Marketingmanagerin ihrem stressigen Beruf gerecht zu werden - für die Liebe bleibt da wirklich keine Zeit mehr. Diese Erkenntnis dämmert auch Raoul Lanier langsam, der erfolglos versucht, Stephanie zu erobern. Seine Einladungen lehnt sie ab - auf seine Blumensträuße gibt es keine Resonanz. Noch einen letzten Versuch will Raoul wagen: Eines Abends steht er vor ihrer Tür - und zum ersten Mal erkennt er an ihrem sehnsüchtigen Blick, dass seine Gefühle keineswegs einseitig sind ...
Helen Bianchin
Helen Bianchin wurde in Neuseeland geboren und wuchs dort als Einzelkind auf. Sie hatte eine äußerst lebhafte Fantasie und liebte schon damals Bücher über alles. Als Teenager begann sie zu schreiben, doch sie vernachlässigte ihr Hobby, als sie als Sekretärin in einer kleinen Kanzlei arbeitete. Als sie 21 war, setzten sie und eine Freundin von Auckland nach Melbourne, Australien über, wo sie jobben und sich das Land anschauen wollten. Wenn Helen Bianchin auf eine Romanze an Bord gehofft hatte, wurde sie enttäuscht: Sie musste wegen Seekrankheit vier Tage in ihrer Kabine bleiben! Fünfzehn Monate blieben sie in Melbourne, um dort zu arbeiten, dann kauften sie sich ein Auto und durchquerten Australien drei Monate lang von Nord nach Süd und von Ost nach West. In Cairns blieben sie schließlich längere Zeit, um sich Geld für ihre Reise nach Sydney zu verdienen. Dort passierte es: Helen traf ihren zukünftigen Ehemann Danilo Bianchin. Danilo war kürzlich aus Treviso, Italien, eingewandert und versuchte sich als Tabakfarmer. Sein Englisch war schrecklich, und sie sprach kein Wort Italienisch. Sechs Monate später heirateten sie, und Helen fand sich in einer ihr völlig fremden Welt wieder: Sie musste für neun Tabakfarmer kochen, Tabak bündeln und täglich 200 Hühner, etliche Enten und einige Puten versorgen! Helen Bianchins Italienischkenntnisse verbesserten sich rapide, und im Nachhinein betrachtet, gab es in ihrem neuen Leben oft schreiendkomische Momente. Aber oft war es auch schwer: Sie musste auf einem Holz befeuerten Herd kochen, heißes Wasser gab es erst, wenn sie es sich zubereitet hatte, die Dusche und Toilette waren primitiv, und während der Fußballsaison musste sie für zwei Fußballteams die Uniformen waschen. Dazu kamen Überflutungen, Hagelstürme, die die Ernte gefährdeten, harte Arbeit und die Totgeburt ihres ersten Kindes. Dann wurde zu ihrer großen Freude ihre Tochter Lucia geboren. Drei Jahre später kehrte die Familie nach Neuseeland zurück, wo sie die nächsten sechzehn Jahre wohnte. In diesen Jahren erblickten die Söhne Angelo und Peter das Licht der Welt, und irgendwann kam Helen Bianchin der Gedanke, über ihre Erlebnisse auf der Farm ein Buch zu schreiben: eine Romance mit einem Helden, der aus Italien stammte. Allerdings war der Held in ihrem ersten Roman reich, und ihm gehörte die Farm – schriftstellerische Freiheit! Es dauerte ein Jahr, bis sie auf der alten Reiseschreibmaschine am Esszimmertisch ein halbwegs passables Manuskript fertig ...
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Buchvorschau
Ich will mehr, viel mehr! - Helen Bianchin
IMPRESSUM
Ich will mehr, viel mehr! erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2000 by Helen Bianchin
Originaltitel: „The Husband Assignment"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 1504 - 2002 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Dr. Susanne Hartmann
Umschlagsmotive: GettyImages_LightFieldStudios
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733745349
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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1. KAPITEL
Raoul Lanier nickte der attraktiven Stewardess zu, die den Passagieren beim Verlassen des Flugzeugs Auf Wiedersehen sagte. Ihr Lächeln wurde ein bisschen breiter, und ihr Blick versprach ihm sinnliche Freuden, falls er sich entschließen sollte, sie während ihres Aufenthalts zu einem Drink einzuladen. Sie hatte ihm auf dem Langstreckenflug eine Aufmerksamkeit geschenkt, die über die höflichen Bemühungen um seine Mitreisenden hinausgegangen war.
Wenn flüchtige sexuelle Begegnungen auf meiner Tagesordnung stehen würden, hätte es eine interessante Ablenkung sein können, dachte Raoul. Als ältester Sohn Henri Laniers und Teilerbe eines Familienvermögens von einer Milliarde Dollar war er schon in jungen Jahren vorsichtig und zynisch geworden.
Gute Gene hatten ihm eine beneidenswerte Größe, einen herrlichen Körperbau und markante Gesichtszüge beschert. Da er auch noch durchtrainiert war und sich elegant kleidete, faszinierte er Frauen jeden Alters. Was sowohl ein Vorteil als auch ein Fluch ist, räumte Raoul humorvoll ein, während er mit dem Aufzug von der Ankunftshalle ins Erdgeschoss fuhr und zum Gepäckband ging. Er sah auf die Uhr. Bis zu seiner geschäftlichen Besprechung hatte er noch zwei Stunden Zeit. Er musste durch den Zoll, sich ein Taxi zum Hotel in Double Bay nehmen und sich umziehen.
In erster Linie war er nach Australien gekommen, um für den multinationalen Lanier-Konzern einen Standort in Sydney zu schaffen. Die Vorbereitungen liefen bereits seit einigen Monaten, und wenn er mit allen Details zufrieden war, würde er das Geschäft abschließen. Allerdings nicht ohne Weiteres. Er war ein erfahrener Taktiker, dessen Verhandlungsgeschick von seinen Geschäftspartnern und Mitarbeitern anerkannt und gelobt wurde.
Raoul entdeckte sein Gepäck, zog es vom Band, verließ den Terminal und winkte ein Taxi herbei. Die strahlende Sommersonne blendete ihn, und er setzte seine Sonnenbrille auf, bevor er dem Fahrer den Namen des Hotels nannte und sich zurücklehnte. Die Sitzung am Nachmittag war wichtig. Er hatte vor, sich noch nicht festzulegen und nach diesem ersten Gespräch für mehrere Tage an die Gold Coast zu fliegen.
Sich um die Familie kümmern. Raoul presste die Lippen zusammen und runzelte nachdenklich die Stirn. Er liebte beide Brüder. Sebastian, der jüngste von ihnen, hatte vor Kurzem geheiratet und machte zurzeit mit seiner neuen Ehefrau einen ausgedehnten Urlaub in Europa. Michel war derjenige, der ihm Sorgen bereitete. Gerade sechs Monate verheiratet, steckte seine Ehe offensichtlich in einer Krise. Vor sieben Wochen war seine Frau von New York nach Australien geflogen, um in einem Film mitzuspielen, der in den Studios von „Warner Brothers" an der Gold Coast gedreht wurde. Michel hatte an wichtigen Sitzungen in Europa teilgenommen und war Sandrine dann gefolgt, um eine Versöhnung zustande zu bringen. Die Produzenten hatten finanzielle Probleme bekommen, und Raoul vermutete, dass sein Bruder vorhatte, als Retter des gefährdeten Projekts aufzutreten und Sandrine damit unter Druck zu setzen.
Alle drei Brüder besaßen ein großes Privatvermögen, und einige Millionen Dollar in einen Film zu investieren würde Michel nicht arm machen.
Bremsen quietschten, der Taxifahrer fluchte, und entschuldigte sich dann. Aus seinen Gedanken gerissen, nahm Raoul den stärker gewordenen Verkehr wahr. Der Fahrer wechselte rasant auf die Außenspur. Raoul sah in der Ferne Hochhäuser in den Himmel ragen und schätzte, dass sie das „Ritz-Carlton" in Double Bay in zehn, höchstens fünfzehn Minuten erreichen würden. Ihm war Sydney nicht fremd, und er mochte die Großstadt wegen ihrer landschaftlichen Schönheit und Architektur, auch wenn sich hier keine so alten Bauwerke wie in seiner Heimat Frankreich fanden.
Ihm gehörte eine luxuriöse, zweistöckige Wohnung in Auteuil. Auf den Marmorböden lagen kostbare Orientteppiche, und die Zimmer waren voller antiker Möbel und wertvoller Kunstgegenstände. Er war in Paris geboren und aufgewachsen, hatte an einer der besten Universitäten studiert und war danach in das Familienunternehmen aufgenommen worden. Raoul lächelte grimmig, als er an jene erste Zeit unter der Anleitung seines Vaters dachte. Henri Lanier war ein harter Arbeitgeber gewesen. Hart, aber fair, räumte Raoul ein. Inzwischen leiteten Michel und er den multinationalen Mischkonzern, während Henri nur dem Namen nach den Vorsitz führte. Sebastian hatte Jura studiert, als Anwalt praktiziert und dann seinen ersten Roman geschrieben und verkauft. Der Rest war, wie man so sagte, Geschichte.
Der Taxifahrer hielt vor dem Eingang des Luxushotels in dem Viertel am Hafen. Raoul gab ihm einen Geldschein und stieg aus, während der Portier das Gepäck aus dem Kofferraum holte.
Das Einchecken war problemlos. In seinem Zimmer nahm Raoul eine Flasche Mineralwasser aus dem Barkühlschrank, schenkte sich ein Glas ein und trank es aus, bevor er sich ein leichtes Mittagessen für dreizehn Uhr dreißig bestellte. Dann packte er einige unentbehrliche Sachen aus, duschte, rasierte sich, zog den Hotelbademantel an und erledigte wichtige Anrufe. Gerade als der Zimmerkellner das Essen brachte, beendete Raoul das letzte Gespräch. Er aß schnell, zog sich an, überprüfte seinen Aktenkoffer und fuhr mit dem Lift in die Eingangshalle. Die Besprechung war für zwei Uhr angesetzt. Jetzt war es drei Minuten nach zwei. Wichtige Minuten, die ihm einen Vorteil verschafften, es sei denn, sein Verhandlungspartner kannte sich in taktischen Spielen auch gut aus. Der Wunsch, ein Geschäft erfolgreich abzuschließen, führte unweigerlich zu Pünktlichkeit, besonders wenn es um eine große Investition ging.
Die Besprechung hätte durchaus eine Stunde dauern können. Raoul beendete sie nach einer halben, gab klare Anweisungen, stellte Forderungen und ließ keinen Zweifel, wer das Kommando hatte. Er kehrte in sein Zimmer zurück, öffnete seinen Laptop, tippte Daten ein und verschickte sie per E-Mail nach Paris. Danach führte er noch zwei Telefongespräche, eins davon mit Michel, dem er mitteilte, dass er am nächsten Tag an die Gold Coast kommen würde.
Raoul streckte sich. Er brauchte Bewegung. Der Fitnessraum? Nein, zuerst würde er einen Trainingsanzug und Joggingschuhe anziehen und einen Spaziergang an der frischen Luft machen. Für den Abend hatte er nichts geplant. Er würde auf dem Zimmer essen, ein oder zwei Stunden am Laptop arbeiten und früh ins Bett gehen.
Die Gegensprechanlage summte, und Stephanie drückte die Taste.
„Michel Lanier ist hier."
Die Empfangsdame bemühte sich um eine französische Aussprache, was so entsetzlich klang, dass Stephanie zusammenzuckte. Dann lächelte sie über die junge Frau, die offensichtlich einen guten Eindruck auf Michel Lanier machen wollte. Stephanie musste zugeben, dass er ein imposanter Mann war, auch wenn sie für große, attraktive dunkelhaarige Männer nicht empfänglich war. „Geben Sie mir eine Minute, dann führen Sie ihn bitte herein."
Diskussionen in Gang zu setzen, Meinungen zu äußern und Vorschläge zu unterbreiten gehörte zu ihrem Job als Marketingmanagerin. Ihr gefiel, womit sie ihren Lebensunterhalt verdiente. Die Arbeit wurde gut bezahlt, und es war befriedigend, ihre Fachkenntnisse auf dem Gebiet des Films verwerten zu können. Außerdem hatte sie ein Gespür dafür, was allgemeines Interesse erregte, somit mehr Besucher in die Kinos lockte und die Rentabilität der Filmstudios, der Investoren steigerte.
Bei diesem besonderen Film waren das Budget und der Zeitplan überzogen worden. Alle Geldquellen waren erschöpft gewesen, sodass es vor einer Woche ganz danach ausgesehen hatte, als würde der Film nicht fertiggestellt werden. Entscheidend war gewesen, dass Sandrine Lanier, Model und Schauspielerin, eine Nebenrolle in dem Film hatte. Ihr Mann war bereit, eine große Summe zu investieren, um das Projekt zu retten.
Es klopfte, und Stephanie schob die Unterlagen, die sie durchgelesen hatte, in einen Schnellhefter, bevor sie aufstand.
„Michel und Raoul Lanier."
Sie verbarg ihre Überraschung und lächelte die beiden Männer freundlich an. „Bitte nehmen Sie Platz", sagte sie und zeigte auf zwei bequeme Ledersessel.
„Mein Bruder hat darum gebeten, bei dieser Besprechung dabei zu sein. Es stört Sie doch nicht?", fragte Michel Lanier.
Was konnte sie schon sagen? „Nein, natürlich nicht."
Michel übernahm die Vorstellung. „Stephanie Sommers. Raoul Lanier."
Ende dreißig, schätzte sie. Und der ältere der Brüder, wenn auch nur um wenige Jahre. Raoul Lanier war noch einige Zentimeter größer als Michel. Was die kräftige Figur und die Gesichtszüge betraf, war die Familienähnlichkeit unverkennbar, aber Raouls Haar war dunkler, fast schwarz, und der Schatten an seinem Kinn verriet, dass er ein Mann war, der sich morgens und abends rasieren musste. Er hatte schiefergraue Augen, und sein Blick war viel zu scharfsinnig für den Seelenfrieden einer Frau. Der sinnliche Mund deutete große Leidenschaft an.
Warum war Raoul Lanier mitgekommen? Wollte er ebenfalls Geld investieren, um den Film zu retten, in dem Michels Frau eine Nebenrolle spielte?
„Stephanie." Raoul schüttelte ihr kräftig die Hand.
Die Berührung war wie ein kleiner Stromschlag, der durch ihre Adern pulsierte. Das bildest du dir nur ein, sagte sich Stephanie und blickte ihn kühl an. „Guten Tag, Mr. Lanier."
Er zog die Augenbrauen hoch und lächelte spöttisch. „Raoul. Er zeigte auf seinen Bruder. „An der förmlichen Anrede festzuhalten wird uns verwirren.
Seine tiefe Stimme und der schwache französische Akzent erregten sie. Ihre Reaktion auf ihn gefiel ihr nicht und verschärfte ihre Abwehr. Raoul Lanier besaß Charme. Außerdem verriet sein wissender Blick sexuelle Erfahrung und nachdrückliches Interesse. Ein Mann mit einer verheerenden Wirkung auf Frauen, dachte Stephanie sarkastisch. Er sah umwerfend gut aus, hatte einen herrlichen Körper und war reich. Wahrscheinlich musste er sich nicht einmal bemühen.
Sie ging bewusst