Jede Liebe fordert Opfer: Dr. Norden Extra 184 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Na, da ist ja unser kleiner Patient.« Lächelnd kam Dr. Felicitas Norden auf den Jungen im Rollstuhl zu. Sie begrüßte die Mutter, bevor sie in die Knie ging. Augenhöhe war wichtig, um Vertrauen aufzubauen. Im wahrsten Sinne des Wortes. »Dann wollen wir mal sehen, wie wir dir helfen können.« »Ob Sie Michi überhaupt helfen können.« Nathalie Huppertz klang so müde, wie sie aussah. Das verwaschene Grau des Wintermantels machte es nicht besser. Es kostete Fee alle Mühe, um das Lächeln auf ihrem Gesicht festzuhalten. »Um das herauszufinden, gehen wir drei Hübschen erst einmal ins Behandlungszimmer und schauen uns dein Bein an.« »Aber ich bin schon so oft untersucht worden«, jammerte der Siebenjährige. Sein Widerstand war zwecklos. »Ich habe alle Unterlagen dabei.« Nathalie reichte Fee den dicken Umschlag. Aus dem Vorgespräch am Telefon wusste Felicitas Norden, mit welchem Feind sie es zu tun hatte. »Ein paar Untersuchungen müssen trotzdem sein.« Das Bedauern stand ihr ins Gesicht geschrieben.
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Dr. Norden
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Buchvorschau
Jede Liebe fordert Opfer - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 184 –
Jede Liebe fordert Opfer
Patricia Vandenberg
»Na, da ist ja unser kleiner Patient.« Lächelnd kam Dr. Felicitas Norden auf den Jungen im Rollstuhl zu. Sie begrüßte die Mutter, bevor sie in die Knie ging. Augenhöhe war wichtig, um Vertrauen aufzubauen. Im wahrsten Sinne des Wortes. »Dann wollen wir mal sehen, wie wir dir helfen können.«
»Ob Sie Michi überhaupt helfen können.« Nathalie Huppertz klang so müde, wie sie aussah. Das verwaschene Grau des Wintermantels machte es nicht besser.
Es kostete Fee alle Mühe, um das Lächeln auf ihrem Gesicht festzuhalten.
»Um das herauszufinden, gehen wir drei Hübschen erst einmal ins Behandlungszimmer und schauen uns dein Bein an.«
»Aber ich bin schon so oft untersucht worden«, jammerte der Siebenjährige. Sein Widerstand war zwecklos.
»Ich habe alle Unterlagen dabei.« Nathalie reichte Fee den dicken Umschlag.
Aus dem Vorgespräch am Telefon wusste Felicitas Norden, mit welchem Feind sie es zu tun hatte.
»Ein paar Untersuchungen müssen trotzdem sein.« Das Bedauern stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ändern konnte sie es trotzdem nicht. Sie musste sich selbst ein Bild über den Zustand des Kindes machen. »Aber keine Angst. Es tut nicht weh.«
Michi sah hinauf zu seiner Mutter. Nathalie nickte, wenn auch zögernd.
»Ein einziges Mal noch, mein Schatz. Dann fahren wir zu Dr. Mühe und lassen die Alternativtherapie machen. Das habe ich dir doch versprochen.«
Fee wurde hellhörig. Sie erhob sich und gab Schwester Rosi ein Zeichen, Michi schon einmal ins Behandlungszimmer zu bringen. Sie wartete, bis die beiden plaudernd um die Ecke verschwunden waren. Erst dann wandte sie sich an Nathalie Huppertz.
»Eine Alternativtherapie? Bei Krebs? Haben Sie sich das gut überlegt?« Seite an Seite wanderten die beiden Frauen über den Klinikflur.
»Ich bin mit Michi von Arzt zu Arzt gelaufen. Jeder wollte sein Bein amputieren. Dr. Mühe war der Einzige, der mir eine andere Lösung angeboten hat.« Nathalie biss sich auf die Unterlippe. »Ehrlich gesagt habe ich die Zugtickets ins Allgäu schon gekauft. Aber meine Freundin hat mich überredet, doch noch Ihre Meinung einzuholen. Sie war mit der Behandlung ihrer Tochter sehr zufrieden.«
»Das freut mich.« Fees Lächeln war dünn geworden. Sie selbst hatte hohe Ansprüche an sich und ihr ärztliches Können. Die besonderen Umstände, die Mutter und Sohn zu ihr führten, trieben den Druck in die Höhe. Sie musste wissen, wie schwer ihr Stand war. »Was sagt denn Ihr Mann dazu?«
»Ich bin alleinerziehend.« Nathalie starrte auf die Schuhspitzen. Früher waren sie glatt und glänzend gewesen. Aber das war lange her. Wenigstens hatten sie noch kein Loch. »Wegen Michis Krankheit habe ich meine Arbeit verloren. Wir kommen gerade so über die Runden.«
»Aber die Behandlung im Allgäu kostet doch bestimmt viel Geld?«
Mit jeder Frage sank Nathalie ein Stück mehr in sich zusammen.
»Wir haben die Möglichkeit, an einer Studie teilzunehmen«, sagte sie so leise, dass Felicitas sie kaum verstand. »Ich habe nur noch ein paar Tage Zeit, um mich zu entscheiden.«
Die beiden Frauen waren vor dem Behandlungszimmer angekommen.
»Ich werde sehen, was ich für Ihren Sohn tun kann.« Felicitas Norden versuchte, so viel Zuversicht wie möglich auszustrahlen. Leicht fiel ihr das nicht. Aber wenigstens konnte sie schon wieder lächeln, als sie zu Michi an die Liege trat.
*
»Oh Gott, ist der schnuckelig.« Sigrid Blume ließ den Griff des Kinderwagens los und verrenkte sich fast den Hals, als sie Dr. Matthias Weigand nachsah.
Nach seiner Mittagspause eilte der Leiter der Notaufnahme zurück an seine Wirkungsstätte.
»Mama, pass doch auf!« In letzter Sekunde verhinderte Elsa, dass der Kinderwagen mit ihrer wenige Wochen alten Tochter mit einer Blumenrabatte kollidierte.
»Ist das ein Kollege von dir?«, fragte Sigrid unbeeindruckt.
Elsa verdrehte die Augen.
»Nicht so laut, Mama!«, zischte sie. »Dr. Weigand ist der Chef der Ambulanz. Aber erstens ist er verlobt und zweitens viel zu jung für dich. Immerhin bist du jetzt Großmutter.« Wie zum Beweis beugte sie sich über den Kinderwagen. Das Baby presste die Augen zusammen und nuckelte am rosafarbenen Schnuller. »Findest du nicht, dass es langsam an der Zeit ist, vernünftig zu werden?«
»Was bitteschön ist an Liebe unvernünftig?« Noch immer starrte Sigrid auf die Tür, die sich längst hinter Matthias geschlossen hatte. »Du solltest dir ein Beispiel an mir nehmen und nach einem Mann Ausschau halten. Oder willst du, dass die kleine Mathilda ohne Vater aufwächst?«
»Das ist allemal besser, als alle paar Monate einen neuen Ersatzpapa präsentiert zu bekommen«, schnappte Elsa zurück und übernahm den Kinderwagen.
Ihre Ledersohlen klapperten auf dem Asphalt. Sigrid riss sich los und nahm die Verfolgung auf.
»Soll das ein Vorwurf sein?«, rief sie ihrer Tochter nach.
Elsa dachte nicht daran, noch einmal stehenzubleiben. Unbeirrt strebte sie auf den Haupteingang der Klinik zu. Eine Frau im wattierten Morgenmantel nutzte den milden Wintertag für ein Sonnenbad auf einer Bank vor dem Gebäude. Männer und Frauen in Businesskleidung eilten durch die großen Glastüren. Offenbar führte sie ein Geschäftstermin in die Klinik. Schließlich war ein Krankenhaus nichts anderes als ein Unternehmen, spezialisiert auf Angebote rund um Medizin und Gesundheit. Niemand wusste das besser als die Verwaltungsdirektorin Elsa Blume.
»Natürlich nicht, Mamilein«, redete sie besänftigend auf ihre Mutter ein. Schließlich benötigte sie an diesem Tag noch die großmütterlichen Babysitterdienste. »Ich muss euch beide jetzt verlassen, damit ich heute Abend pünktlich aus dem Geschäft komme. Wann geht dein Zug?«
»Um halb sieben. Obwohl ich gern noch länger bleiben würde. Schon allein wegen Mathilda. Und wegen …« Wieder dieser sehnsüchtige Blick durch die Glastüren.
»Schlag dir die Ärzte hier aus dem Kopf! Das ist mein Arbeitsplatz. Ein Skandal ist das Letzte, was ich brauchen kann.«
»Schrei nicht so!«, setzte sich Sigrid zur Wehr. »Ich bin nicht schwerhörig.«
Elsa atmete heftig.
»Natürlich. Bitte entschuldige.« Sie zupfte am ultrakurzen Pony. »Ich hätte es ja nie für möglich gehalten. Aber die Doppelbelastung geht nicht spurlos an mir vorüber.«
»Vielleicht sollte ich doch noch ein paar Tage länger bleiben und dich unterstützen«, dachte Sigrid laut nach. »Eigentlich könnte ich auch ganz nach München ziehen.«
Wieder schoben sich die