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Ist meine Omi nicht fabelhaft?: Sophienlust 416 – Familienroman
Ist meine Omi nicht fabelhaft?: Sophienlust 416 – Familienroman
Ist meine Omi nicht fabelhaft?: Sophienlust 416 – Familienroman
eBook129 Seiten1 Stunde

Ist meine Omi nicht fabelhaft?: Sophienlust 416 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

»Wunderschön ist der Schal.« Andächtig strich Pünktchen mit den Fingerspitzen über das kobaltblaue, mit Goldfarbe bedruckte Seidengewebe. »Ich finde es riesig nett von deiner Mutter, dass sie dich so mit Geschenken verwöhnt.« »Hm«, brummte Irmela, die Besitzerin des Schals. Sie war Halbwaise. Nach dem Tod ihres Vaters hatte ihre Mutter ein zweites Mal geheiratet. Irmela hatte mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Stiefvater rebelliert, doch allmählich war ihr Widerstand erlahmt, da sie die Aussichtslosigkeit ihres Kampfes eingesehen hatte. Sie hatte sich mit den Tatsachen abgefunden. Dennoch war sie froh, dass sie nicht bei Mutter und Stiefvater in Mumbai leben musste, sondern in Deutschland bleiben durfte. In dem Kinderheim Sophienlust hatte sie so etwas wie eine zweite Heimat gefunden. Sie wusste, dass sie besser dran war als viele der anderen jugendlichen Bewohner des Heims. Pünktchen zum Beispiel war Vollwaise, sie hatte ihre Eltern bei einem Zirkusbrand verloren. »Ich freu mich ja, dass meine Mutter an mich denkt und mir hübsche Sachen und reichlich Taschengeld schickt«, gab Irmela ihren Überlegungen Ausdruck. »Lieber wäre mir allerdings, wenn sie nicht wieder geheiratet hätte, oder wenigstens nicht diesen …, aber lassen wir das. Der Schal ist wirklich schön, er passt ausgezeichnet zu meinem neuen Kleid.« Wohlgefällig betrachtete sich das große blonde Mädchen im Spiegel. Pünktchen und Irmela befanden sich im sogenannten Nähzimmer. Außer zwei Nähmaschinen und etlichen Wandschränken gab es hier auch einen großen Spiegel, vor dem sich Irmela jetzt hin und her drehte.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum15. Aug. 2023
ISBN9783989361348
Ist meine Omi nicht fabelhaft?: Sophienlust 416 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Ist meine Omi nicht fabelhaft? - Elisabeth Swoboda

    Sophienlust

    – 416 –

    Ist meine Omi nicht fabelhaft?

    Elisabeth Swoboda

    »Wunderschön ist der Schal.«

    Andächtig strich Pünktchen mit den Fingerspitzen über das kobaltblaue, mit Goldfarbe bedruckte Seidengewebe. »Ich finde es riesig nett von deiner Mutter, dass sie dich so mit Geschenken verwöhnt.«

    »Hm«, brummte Irmela, die Besitzerin des Schals. Sie war Halbwaise. Nach dem Tod ihres Vaters hatte ihre Mutter ein zweites Mal geheiratet. Irmela hatte mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Stiefvater rebelliert, doch allmählich war ihr Widerstand erlahmt, da sie die Aussichtslosigkeit ihres Kampfes eingesehen hatte. Sie hatte sich mit den Tatsachen abgefunden.

    Dennoch war sie froh, dass sie nicht bei Mutter und Stiefvater in Mumbai leben musste, sondern in Deutschland bleiben durfte. In dem Kinderheim Sophienlust hatte sie so etwas wie eine zweite Heimat gefunden. Sie wusste, dass sie besser dran war als viele der anderen jugendlichen Bewohner des Heims. Pünktchen zum Beispiel war Vollwaise, sie hatte ihre Eltern bei einem Zirkusbrand verloren.

    »Ich freu mich ja, dass meine Mutter an mich denkt und mir hübsche Sachen und reichlich Taschengeld schickt«, gab Irmela ihren Überlegungen Ausdruck. »Lieber wäre mir allerdings, wenn sie nicht wieder geheiratet hätte, oder wenigstens nicht diesen …, aber lassen wir das. Der Schal ist wirklich schön, er passt ausgezeichnet zu meinem neuen Kleid.« Wohlgefällig betrachtete sich das große blonde Mädchen im Spiegel.

    Pünktchen und Irmela befanden sich im sogenannten Nähzimmer. Außer zwei Nähmaschinen und etlichen Wandschränken gab es hier auch einen großen Spiegel, vor dem sich Irmela jetzt hin und her drehte. Dabei zog sie ihren ohnehin nicht vorhandenen Bauch ein und straffte die Schultern.

    »Gut, dass dich keiner von den Jungen beobachtet«, bemerkte Pünktchen trocken. »Sie würden dir Eitelkeit vorwerfen.« Irmela lachte, nahm den Schal von ihrem Hals, drapierte ihn um die Hüften und band ihn zu einer Schleife.

    »Sieht toll aus«, kommentierte Pünktchen, seufzte ein wenig und strich sich eine helle Haarsträhne aus der Stirn.

    Beide Mädchen waren blond und besaßen eine zarte, rosig angehauchte Haut. Hier endete aber auch schon die Ähnlichkeit zwischen ihnen. Irmela war zwei Jahre älter und ein gutes Stück größer als Pünktchen. Auf ihrem schmalen Gesicht lag meist ein ernster Ausdruck, während in Pünktchens blauen Augen ein heiteres Funkeln steckte, das sich beim geringsten Anlass in ein fröhliches Lachen verwandelte. Die vielen Sommersprossen, die dem jüngeren Mädchen seinen Spitznamen eingetragen hatten, passten hervorragend zu dem kleinen Stupsnäschen. In Wirklichkeit hieß Pünktchen Angelina Dommin, doch abgesehen von den Lehrern im Gymnasium wurde sie nur selten so angesprochen.

    Irmela war der Seufzer ihrer Freundin nicht entgangen. Plötzlich kam sie sich egoistisch vor. Da protzte sie mit ihrem neuen Schal, und Pünktchen musste zusehen und hatte niemanden, von dem sie ein derartiges Geschenk erwarten konnte. Flüchtig kam Irmela der Gedanke, den Schal der Freundin zu schenken. Wenn er nur nicht so gut zu ihrem besten Sommerkleid gepasst hätte. Nach einigen Sekunden scharfen Nachdenkens fand Irmela einen Kompromiss. »Ich werde meiner Mutter schreiben, mich für den Schal bedanken und sie bitten, dass sie mir einen zweiten schickt. Für dich«, beschloss sie.

    »Für mich? O nein, das darfst du nicht machen«, widersprach das sommersprossige Mädchen heftig. »Wie käme denn deine Mutter dazu, mir einen Schal zu schenken? Ich …, ich will ihn nicht. Ich will deine Mutter nicht anbetteln.«

    »Aber Pünktchen, das siehst du ganz falsch«, versuchte Irmela die Freundin zu überzeugen. »Diese Dinger sind in Indien bestimmt spottbillig.«

    Pünktchen schüttelte halsstarrig den Kopf.

    Nun war Irmela diejenige, die einen langen Seufzer ausstieß. »Der Schal passt so fantastisch zu dem Kleid«, murmelte sie. »Aber wenn du ihn gerne möchtest …«

    »Nein, auf keinen Fall«, fiel Pünktchen dem größeren Mädchen ins Wort. »Es ist dein Schal. Ich gebe ja zu, er gefällt mir, und ich bin ein bisschen neidisch, aber ich wollte dir keinesfalls die Freude daran verderben. Das – das wäre doch richtig ekelhaft von mir.«

    »Was soll ich bloß machen?«, seufzte Irmela. »Es ist mir schon klar, dass du mir die Freude nicht verderben willst, aber irgendwie hab ich ein schlechtes Gewissen.«

    »Weil du einen Seidenschal besitzt und ich nicht? Das ist ja lächerlich!«, rief Pünktchen und lachte tatsächlich.

    Irmelas Miene blieb jedoch betrübt. »Warum erlaubst du mir nicht, dass ich meine Mutter um einen zweiten bitte?«, fragte sie.

    »Du kannst deine Mutter um so viele Schals bitten, wie du möchtest, aber ich nehme keinen«, erklärte Pünktchen. »Deine Mutter kennt mich nicht einmal.«

    »O doch, sie kennt dich. Aus meinen Briefen! – Unlängst habe ich ihr sogar ein Foto geschickt, wo du mit drauf bist.«

    »Das sind keine Argumente«, versetzte Pünktchen. »Ich nehme kein Geschenk von jemandem, der mich nicht persönlich kennt und gernhat.«

    Irmelas Miene hellte sich auf. »Mir ist ein anderer Ausweg eingefallen«, sagte sie schmunzelnd. »Ich kenne dich persönlich, und ich habe dich gern. Das willst du doch nicht bestreiten, oder?«

    »Äh – nein, natürlich nicht.«

    »Ich habe vom Vormonat noch eine Menge Taschengeld übrig«, sprudelte Irmela hervor. »Wir machen morgen nach der Schule einen Umweg durch die Bachgasse. Dort gibt es diesen neuen Ostasien-Shop. Vielleicht bekommen wir dort einen Schal, der so ähnlich ist wie meiner.«

    »Aber Irmela, du willst dein Taschengeld doch sicher lieber für andere Dinge ausgeben«, sträubte sich Pünktchen.

    »Nein, will ich nicht. Sonst hätte ich es längst getan.«

    Die beiden Mädchen hätten vermutlich noch eine Weile herumgestritten, wenn nicht Regine Nielsen auf der Bildfläche erschienen wäre, auf der Suche nach einer Spule Nähseide.

    Regine Nielsen war ausgebildete Krankenschwester, ein Beruf, der ihr bei der Betreuung der Kinder von Sophienlust sehr zugute kam. Kleinere Wehwehchen wurden gleich von ihr verarztet, man brauchte deswegen nicht die Kinderärztin zu belästigen. In erster Linie war Schwester Regine jedoch für die Betreuung der kleineren Kinder zuständig, was Irmela aber nicht daran hinderte, sie sogleich mit dem Schalproblem zu überfallen.

    »Pünktchen ist so schrecklich stur«, klagte Irmela am Ende ihrer weitschweifigen Ausführungen.

    »Nun, ich kann es ihr nicht verdenken, dass sie von deiner Mutter kein Geschenk annehmen will«, meinte die Kinderschwester. »Und dass sie dich deines Prachtschals nicht berauben will, liegt wohl ebenfalls auf der Hand. – Umgekehrt aber bist du wirklich stur, Pünktchen«, setzte sie an Angelina gerichtet hinzu. »Warum nimmst du Irmelas Angebot nicht an? Vielleicht findet ihr in dem Ostasien-Shop tatsächlich einen ähnlichen Schal. Falls Irmelas Taschengeld nicht ausreicht, lege ich den Rest dazu.«

    »Das – das ist sehr lieb von dir, Schwester Regine«, stammelte Pünktchen. »Aber …«

    »Kein ›aber‹ mehr«, schnitt die junge Frau Pünktchens Skrupel ab. »Am besten, ihr zieht gleich morgen los. Da habt ihr beide am Nachmittag Turnunterricht.«

    *

    So kam es, dass die beiden Mädchen am nächsten Nachmittag durch die Geschäftsstraßen von Maibach bummelten. Den Schalkauf hatten sie getätigt, es blieb ihnen noch etwas Zeit bis zur Abfahrt des öffentlichen Busses nach Wildmoos. Für gewöhnlich wurden die Gymnasiasten mit einem kleinen roten Privatbus von Sophienlust in die nahegelegene Kreisstadt und wieder zurück gebracht, doch für den Nachmittagsunterricht einzelner Schüler zahlte sich diese Maßnahme nicht aus.

    Der vorhin getätigte Einkauf war zu Pünktchens vollster Zufriedenheit ausgefallen. Nach dem Mittagessen hatte ihr die Kinderschwester einen Geldschein in die Hand gedrückt, sodass Irmelas Taschengeld nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen werden musste.

    Zwar hatten sie nicht den gleichen Schal auftreiben können – in dem Maibacher Laden gab es nur schlichtere Ausführungen –, aber das hatte Pünktchen nicht gestört. Ohne lange zu zögern, hatte sie ein schwarz-weiß gemustertes Exemplar ausgewählt.

    »Vielleicht hätten wir noch anderswo suchen sollen. In einem Kaufhaus. Vielleicht hätten wir dort einen Schal gefunden, der so wie meiner aussieht«, meinte Irmela, während sie bei einer Straßenkreuzung darauf warteten, dass die Ampel auf Grün schaltete.

    »Nein. Mir gefällt mein schwarz-weißer«, entgegnete Pünktchen. »Den kann ich zu meinem schwarzen Rock und zu meiner neuen weißen Jacke tragen. Ein blaugoldener würde nicht so gut dazu passen. Mein Schal gefällt mir mindestens ebenso gut wie deiner. Ich will nicht behaupten, dass …« Pünktchen hielt abrupt inne, stürzte ein paar Schritte vor und riss mit einer reflexartigen Bewegung ein etwa fünf Jahre altes Kind von der Fahrbahn auf den Gehsteig zurück.

    Bremsen kreischten, eine wütende Männerstimme fluchte, und dann war der Spuk vorüber. Der Vorfall hatte nur wenige Sekunden gedauert. Ein Autofahrer hatte kurz angehalten, der nach ihm kommende hatte sein Fahrzeug gerade noch abbremsen können, ohne aufzufahren. Er war derjenige gewesen, der geflucht hatte, doch nachdem nichts passiert war und sein Vordermann wieder anfuhr, folgte er diesem Beispiel. Im nächsten Moment schaltete die Ampel auf Gelb, dann auf Grün.

    Das Kind, dessen Arm Pünktchen immer noch festhielt, zappelte unter dem festen Griff des Mädchens. »Lass mich los!«, schrie das Kind. Es trug ein blaurot kariertes Knabenhemd und fleckige Jeans. Seine Füße steckten in schmutzigen Sandalen. Auch das Gesicht war nicht allzu sauber, auf dem Kinn prangte ein Schokoladenfleck. Blaugraue Augen blitzten Pünktchen zornig an.

    »Nein, ich lasse dich nicht los«, sagte Pünktchen streng. »Du wärst eben beinahe in ein Auto gelaufen. Weißt du nicht, dass man die Straße nur bei Grün überqueren darf?«

    Das Kind schnitt eine Grimasse und trat heftig gegen Pünktchens Schienbein. Für das Mädchen kam diese Attacke völlig unvorhergesehen, aber es lockerte seinen Griff nicht.

    »Du bist ein besonders ungezogener Junge«, schimpfte

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