Die Liebe zeigte ihr den Weg: Fürstenkrone 276 – Adelsroman
Von Rita von Mühlen
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Als Gaby von Straaten erwachte, brauchte sie erst eine Weile, um alle Schlaftrunkenheit abzuschütteln. Sie gähnte ein paarmal und reckte sich. Dann warf sie das Deckbett zurück und sprang auf. Vom Fenster ihres Zimmers aus hatte sie einen freien Ausblick auf die weiten Wiesen und Felder, die das Gutshaus von Straaten umgaben. »Papa!« rief sie plötzlich, als sie sah, daß der Wagen ihres Vaters gerade anfuhr. »Papa, warte doch eine Minute. Ich…« Ihre Stimme ging jedoch im Motorengeräusch unter. Ihr Vater gab Gas, und kurz darauf fuhr er durch das Gutstor und bog in die Buchenallee ein, die schnurgerade zur Landstraße führte. Gleich darauf tat sie hastig einen Schritt rückwärts, denn mit langen Schritten kam Peter Bork, der junge Gutsverwalter, über den Hof, und sie wurde sich ihrer unvollständigen Garderobe bewußt. Ärgerlich warf sie beide Fensterflügel zu. Zwischen ihren sanftgeschwungenen Brauen stand eine scharfe Falte, die ihrem hübschen Gesicht einen Ausdruck von Mißmut verlieh. Ihre braunen Augen waren noch immer dunkel vor Enttäuschung. Schmollend schürzte sie die vollen Lippen, als sie den Kamm nahm, um ihr schulterlanges rotbraunes Haar in die richtige Frisur zu bringen. Aber dann sah sie ihr Spiegelbild und konnte plötzlich wieder lachen. Munter machte sie nun ihre Morgentoilette, schlüpfte in ihren Reitdreß und ging ins Erdgeschoß hinunter. Olga von Straaten saß noch beim Morgenkaffee, und Gaby lief auf sie zu, um ihr einen zärtlichen Kuß auf die Wange zu geben. »Guten Morgen, Mama!« grüßte sie und nahm ihren üblichen Platz ein.
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Buchvorschau
Die Liebe zeigte ihr den Weg - Rita von Mühlen
Fürstenkrone
– 276 –
Die Liebe zeigte ihr den Weg
Unveröffentlichter Roman
Rita von Mühlen
Als Gaby von Straaten erwachte, brauchte sie erst eine Weile, um alle Schlaftrunkenheit abzuschütteln. Sie gähnte ein paarmal und reckte sich. Dann warf sie das Deckbett zurück und sprang auf.
Vom Fenster ihres Zimmers aus hatte sie einen freien Ausblick auf die weiten Wiesen und Felder, die das Gutshaus von Straaten umgaben.
»Papa!« rief sie plötzlich, als sie sah, daß der Wagen ihres Vaters gerade anfuhr. »Papa, warte doch eine Minute. Ich…«
Ihre Stimme ging jedoch im Motorengeräusch unter. Ihr Vater gab Gas, und kurz darauf fuhr er durch das Gutstor und bog in die Buchenallee ein, die schnurgerade zur Landstraße führte.
Gleich darauf tat sie hastig einen Schritt rückwärts, denn mit langen Schritten kam Peter Bork, der junge Gutsverwalter, über den Hof, und sie wurde sich ihrer unvollständigen Garderobe bewußt.
Ärgerlich warf sie beide Fensterflügel zu. Zwischen ihren sanftgeschwungenen Brauen stand eine scharfe Falte, die ihrem hübschen Gesicht einen Ausdruck von Mißmut verlieh. Ihre braunen Augen waren noch immer dunkel vor Enttäuschung. Schmollend schürzte sie die vollen Lippen, als sie den Kamm nahm, um ihr schulterlanges rotbraunes Haar in die richtige Frisur zu bringen.
Aber dann sah sie ihr Spiegelbild und konnte plötzlich wieder lachen.
Munter machte sie nun ihre Morgentoilette, schlüpfte in ihren Reitdreß und ging ins Erdgeschoß hinunter.
Olga von Straaten saß noch beim Morgenkaffee, und Gaby lief auf sie zu, um ihr einen zärtlichen Kuß auf die Wange zu geben.
»Guten Morgen, Mama!« grüßte sie und nahm ihren üblichen Platz ein.
»Hast du gut geschlafen, Kind?«
»Prächtig! Zu gut sogar. Wenn ich eine halbe Stunde früher aufgewacht wäre, hätte ich Papa begleiten können. Weißt du, daß ich eben noch böse auf ihn war und…«
»Papa hatte es sehr eilig«, unterbrach die Mutter. »Er hat sich nicht einmal von mir verabschiedet. Sicher handelt es sich um geschäftliche Dinge.«
»Vielleicht hatte er schon einen festen Termin, den er einhalten wollte«, sagte Gaby und bestrich sich ein Brötchen. »Schade, ich wäre gern mit ihm gefahren, um einige Einkäufe für mich zu machen.«
»Und was wirst du jetzt tun?«
»Ich reite noch etwas aus, wenn ich auch sonst um diese Zeit fast schon wieder zurück bin. Oder soll ich dir helfen?«
»Reite nur, wenn du magst! Übrigens – da fällt mir gerade ein, daß Frank von Rehde anrief. Er will uns am Nachmittag einen Besuch abstatten. Ich glaube, er war enttäuscht darüber, daß du nicht am Apparat warst.«
»Frank ist immer enttäuscht, wenn er mich einmal ein paar Tage lang nicht sieht oder nicht wenigstens ein Telefongespräch von einer halben Stunde mit mir geführt hat.«
»Und du? Bist du nicht auch enttäuscht, wenn du Frank längere Zeit nicht sehen oder mit ihm sprechen kannst?«
»Ich – ich bin sehr gern mit Frank zusammen. Er ist ein prächtiger Freund und – und…« Gaby verhaspelte sich und wußte plötzlich nicht mehr weiter.
»Frank von Rehde möchte dir sicher weit mehr sein als nur ein Freund. Warum auch nicht? Papa und ich sehen es gern, daß er sich um dich bemüht. Er entstammt den gleichen Kreisen wie wir, und ihr paßt prächtig zusammen.«
Gaby nickte zögernd, aber wenig später stand sie doch auf, weil die Blicke der Mutter sie verlegen machten.
»Zum Mittagessen bin ich wieder zurück, Mama«, sagte sie, als sie schon an der Tür stand und die Klinke in der Hand hielt. Dann ging sie schnell hinaus.
Das Tor zum Pferdestall stand weit offen, und sie hörte schon von weitem ihre Rappstute ungeduldig schnauben und mit den Hufen stampfen.
Auf halbem Wege kam ihr Peter Bork entgegen. Er war groß und breitschultrig, und flüchtig kam ihr zum Bewußtsein, daß er unbedingt ein stattlicher Mann war. Seine hellen Augen bildeten einen sonderbaren Kontrast zu den fast schwarzen Haaren, die von der Arbeit ein wenig zerzaust waren.
Sie wollte ihm entgegenlächeln, aber dann erinnerte sie sich des Augenblicks am Fenster ihres Zimmers. Sie errötete und sah an ihm vorbei, als sie seinen Gruß erwiderte. Unwillkürlich beschleunigte sie ihren Schritt, als sie an ihm vorbeiging.
Peter Bork dagegen ging etwas langsamer, schließlich blickte er sich nach Gaby um. Ein weicher, verträumter Zug stand dabei um seinen Mund. Er biß sich jedoch auf die Lippen, als er seinen Weg fortsetzte und dem Gutsbüro zustrebte.
»Von Rehde müßte man heißen«, entschlüpfte es ihm wider Willen. »Und dann müßte man die Aussicht haben, einmal ein Gut zu erben, um den Eltern des Mädchens, das man liebt, etwas vorweisen zu können.«
*
»Ich verstehe das nicht«, sagte Olga von Straaten, als sie mit Gaby am Mittagstisch saß. »Ich verstehe wirklich nicht, warum Papa nicht schon aus der Stadt zurück ist. Er hat nichts davon gesagt, daß er den ganzen Tag ausbleiben wolle.«
»Aber Mama!« Gaby lächelte und sah ihre Mutter an. »Ich will nicht hoffen, daß du dir Sorgen machst. Es wird ihm etwas dazwischengekommen sein. Aber wie spät ist es eigentlich? Ich muß doch umgezogen sein, wenn Frank erscheint.«
»Frank wollte um drei Uhr kommen. Du hast also zum Umkleiden noch gut zwei Stunden Zeit. Zufrieden?«
Gaby nickte nur. Das Eintreten eines der Hausmädchen enthob sie einer weiteren Antwort. Sie ging rasch durch die noch offenstehende Tür, um ihr eigenes Zimmer aufzusuchen.
Sie vertrieb sich diese Zeit so gut es ging. Als ihre Mutter dann aber nach ihr rief, beeilte sie sich sehr, ihr Zimmer zu verlassen und nach unten zu gehen.
Frank von Rehde stand im Vestibül und sah ihr entgegen, als sie sich bemühte, damenhaft und gelassen Stufe um Stufe zu nehmen. Er lachte über das ganze Gesicht und sagte:
»Ich habe eine Überraschung für dich, Gaby, und deine Mutter hat mir schon gestattet, dich für mindestens zwei Stunden zu entführen. Dreimal darfst du raten, wie die Überraschung aussieht, die ich meine!«
»Ich habe gar keine Ahnung, Frank.«
»Du sollst ja auch raten! Es ist silbergrau.«
»Ein Pferd?«
»Falsch! Deiner Mutter habe ich übrigens schon gesagt, was es ist, aber sie verrät es nicht.«
»Bestimmt nicht«, sagte Olga von Straaten, die eben damit beschäftigt war, einen dicken Busch weißen Flieders in eine Vase zu ordnen. »Ich kann dir nur verraten, daß Frank ein vollendeter Kavalier ist und daß ich mich über sein Blumenpräsent sehr gefreut habe.«
Frank von Rehde quittierte das Lob mit einer kleinen Verbeugung, dann wandte er sich wieder an Gaby. »Nun – ist das Raten so schwer? Ich will dir helfen. Es ist zwar kein Pferd, hat aber die Kraft von mehr als hundert Pferden.«
»Ein Wagen?«
»Erraten! Es ist ein funkelnagelneuer Wagen. Ich habe ihn erst heute morgen aus der Stadt geholt, und jetzt will ich ihn mit dir einweihen. Einverstanden?«
»Gern. Ich freue mich.«
»Dann komm! Du wirst staunen, wie wunderbar er fährt.«
Stolz wies er auf den Wagen, der im Hof stand.
»Was sagst du nun?« fragte er. »Gefällt er dir? Großartig, was?«
»Ja, wirklich! Ungemein schnittig!«
»So einen habe ich mir immer gewünscht, bis mein alter Herr sich nun endlich erweichen ließ. Komm jetzt, denn wir wollen ihn ja nicht nur von außen bestaunen.« Er nahm ihre Hand und sie liefen auf den Wagen zu.
Das Verdeck des Wagens war zurückgeschlagen, und Gabys braunes Haar wehte im Fahrtwind lustig um ihren Kopf. Es machte ihr Spaß, so gefahren zu werden, und sie fühlte sich glücklich. Unwillkürlich lehnte sie sich an Frank von Rehdes Schulter.
»Wohin fährst du?« fragte Gaby.
»Hast du Angst, ich könnte dich entführen?«
»Natürlich nicht. Mit dir habe ich überhaupt keine Angst, aber…«
Er ließ sie nicht aussprechen, nahm das Gas fort und zog die Bremse an. Als der