Nie zu spät, das Richtige zu tun: Dr. Norden Bestseller 441 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
»Können Sie nicht aufpassen?«, herrschte Amelie Wiedholz den Mann an, der neben ihr zu Boden gestürzt war, und wollte hinter ihrem Vater hereilen. Wie immer war der bekannte Maler Sebastian Wiedholz in Eile und zog seine junge Frau Chantal an der Hand hinter sich her. Amelie warf den fliehenden Gestalten, die nicht daran dachten, auf sie zu warten, einen ratlosen Blick zu. Dann drehte sie sich seufzend um und starrte auf den Mann, der auf dem Boden saß und sich mit schmerzverzerrter Miene den Knöchel rieb. »Haben Sie sich wehgetan?« »Ich bin umgeknickt. Hoffentlich ist es nichts Schlimmes. Eine Verletzung ist das letzte, was ich jetzt brauchen kann.« Amelie sah noch einmal nach vorne. Ihr Vater war mit seiner jungen Frau im Getümmel verschwunden, das sich vor einer Galerie gebildet hatte. Fotografen hielten Apparate hoch und schossen Bilder, Journalisten mühten sich um den besten Platz, um ein Wort des anerkannten Künstlers Wiedholz zu ergattern. Amelie seufzte und kniete neben dem jungen Mann nieder. Er zitterte vor Kälte. Kurz entschlossen knotete sie die Jacke auf, die sie zusätzlich zu der, die sie trug, um die Hüften geschlungen hatte, und legte sie ihm um die Schultern. »Hier, Sie klappern ja förmlich. Und jetzt rufe ich Dr. Norden an. Er hat seine Praxis nicht weit von hier. Wenn wir Glück haben, ist er noch da und ich kann Sie dorthin bringen.«
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Buchvorschau
Nie zu spät, das Richtige zu tun - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 441 –
Nie zu spät, das Richtige zu tun
Wenn ein Abschied Wunden heilt
Patricia Vandenberg
»Können Sie nicht aufpassen?«, herrschte Amelie Wiedholz den Mann an, der neben ihr zu Boden gestürzt war, und wollte hinter ihrem Vater hereilen. Wie immer war der bekannte Maler Sebastian Wiedholz in Eile und zog seine junge Frau Chantal an der Hand hinter sich her. Amelie warf den fliehenden Gestalten, die nicht daran dachten, auf sie zu warten, einen ratlosen Blick zu. Dann drehte sie sich seufzend um und starrte auf den Mann, der auf dem Boden saß und sich mit schmerzverzerrter Miene den Knöchel rieb. »Haben Sie sich wehgetan?«
»Ich bin umgeknickt. Hoffentlich ist es nichts Schlimmes. Eine Verletzung ist das letzte, was ich jetzt brauchen kann.«
Amelie sah noch einmal nach vorne. Ihr Vater war mit seiner jungen Frau im Getümmel verschwunden, das sich vor einer Galerie gebildet hatte. Fotografen hielten Apparate hoch und schossen Bilder, Journalisten mühten sich um den besten Platz, um ein Wort des anerkannten Künstlers Wiedholz zu ergattern. Amelie seufzte und kniete neben dem jungen Mann nieder. Er zitterte vor Kälte. Kurz entschlossen knotete sie die Jacke auf, die sie zusätzlich zu der, die sie trug, um die Hüften geschlungen hatte, und legte sie ihm um die Schultern.
»Hier, Sie klappern ja förmlich. Und jetzt rufe ich Dr. Norden an. Er hat seine Praxis nicht weit von hier. Wenn wir Glück haben, ist er noch da und ich kann Sie dorthin bringen.« Kurz entschlossen zog Amelie ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer, die sie längst auswendig kannte.
Während sie telefonierte, bedachte der junge Mann sie mit einem forschenden Blick.
»Wer ist denn dieser Dr. Norden?«, erkundigte er sich, nachdem Amelie das Telefonat beendet hatte.
»Seit Jahren unser Hausarzt und der beste Mensch, den ich kenne. Er hat immer und für jeden Zeit, der seine Hilfe braucht. Und jetzt kommen Sie, ich rufe ein Taxi, das uns hinbringt«, forderte Amelie den jungen Mann auf, der noch immer auf dem Boden saß. Mit ihrer Hilfe machte er nun Anstalten, aufzustehen.
»Ich kann auch gehen.«
»In diesem Zustand? Das ist nicht Ihr Ernst. Nein, wir nehmen ein Taxi und damit basta. Über die Kosten brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Geld spielt keine Rolle.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen. Mein Name ist übrigens Jonathan Giebis«, antwortete der junge Mann verdutzt.
»Angenehm, ich heiße Amelie.«
»Und wie noch?«
»Nichts, einfach nur Amelie«, erklärte sie unwirsch. »Kommen Sie jetzt oder wollen Sie hier festfrieren?«
Jonathan bedachte die junge Frau mit einem fragenden Blick. Warum um alles in der Welt wollte sie ihren Namen nicht verraten? Der stechende Schmerz im Knöchel hielt ihn allerdings davon ab, sich weitere Gedanken zu machen.
»Aua, tut das weh. Ich fürchte, ich kann keinen Meter gehen.«
»Bis zum Taxistand da drüben müssen Sie es wohl oder übel aushalten. Aber gemeinsam schaffen wir das schon.«
»Ich will Ihre kostbare Zeit nicht rauben«, entgegnete Jonathan, während er sich vorsichtig auf Amelies Schulter stützte. »Sie hatten doch sicher etwas vor.«
»Das schon«, kam die ärgerliche Antwort, und Amelie warf einen zornigen Blick Richtung Galerie. Die Menschentraube hatte sich inzwischen aufgelöst und war ins warme Innere verschwunden. »Aber es macht nichts. Ich werde ohnehin nicht vermisst.«
»Bittere Worte aus einem so schönen Mund.«
»Sparen Sie sich Ihre Komplimente. Also los, geht es so?«, fragte Amelie barsch und half Jonathan Giebis, so gut es ging, sich fortzubewegen. Er nickte und biss tapfer die Zähne zusammen. Ein Taxi brachte sie schließlich an ihr Ziel: die Praxis Dr. Norden, die in einer ruhigen Straße am Münchner Stadtrand lag.
Als Wendy Amelie und ihren Begleiter erkannte, die eben dem Wagen entstiegen, sprang sie sofort auf, um ihnen die Tür aufzuhalten.
»Hereinspaziert in die gute Stube. Hier drinnen ist es gemütlicher als in der kalten Dunkelheit«, erklärte sie lächelnd. »Die wollen wir gleich aussperren.«
»Das ist lieb von Ihnen, Wendy. Es wird höchste Zeit, dass es endlich wieder Frühling wird.« Amelie erwiderte das freundliche Lächeln und rieb sich die klammen Finger warm, nachdem sie Jonathan mit Wendys Hilfe auf einen Stuhl bugsiert hatte.
»Allzu lange kann es nicht mehr dauern. Die Vögel singen ein Lied davon. Aber nun wollen wir uns um den jungen Mann hier kümmern. Sie sind zum ersten Mal hier?«, wandte sich Wendy schließlich freundlich an Jonathan Giebis.
»Ganz recht. Und ich glaube, ich schulde Amelie noch mehr Dank, so angenehm, wie es hier ist.« Zufrieden blickte er sich in der behaglichen Arztpraxis um. »Da tut mein Knöchel nur noch halb so weh.«
»Lernen Sie erst einmal den Doktor kennen, dann werden Sie noch viel dankbarer sein«, lachte Amelie. »So, nun muss ich aber gehen. Mein Vater erwartet mich zwar nicht. Aber ehe ich zu Fuß nach Hause gehen muss, wähle ich lieber das kleinere Übel.« Sie reichte Wendy die Hand und zwinkerte der Arzthelferin vertraulich zu.
»Machen Sie sich keine Sorgen. Ihr Bekannter ist gut bei uns aufgehoben.«
»Erstens weiß ich das und zweitens kenne ich den Herrn gar nicht. Eine reine Zufallsbekanntschaft. Und jetzt muss ich los. Alles Gute«, rief Amelie dem verdutzten Jonathan zu, winkte noch einmal und war schon zur Tür hinaus.
»Das war aber ein schneller Abschied«, seufzte er. »Ich habe noch nicht einmal ihre Adresse, um ihr das Taxigeld zurückzugeben.« Doch da trat auch schon Daniel Norden aus seinem Behandlungszimmer und verabschiedete sich von seinem Patienten Wolfgang Kühn.
»Bis zur Operation sollten Sie auf fettes Essen und Alkohol verzichten. Sonst kann ich nicht garantieren, dass Sie nicht wieder eine Gallenkolik bekommen«, gab er dem älteren Herrn einen wohlmeinenden Rat mit auf dem Weg. Der lächelte nur verschmitzt und deutete auf das Rezept in seiner Hand.
»Jetzt hab ich ja ein Mittel, das mir schnell hilft, wenn Not am Mann ist.«
»Schon richtig. Sie sollten trotzdem vernünftig sein.«
Dr. Norden legte die Stirn mahnend in Falten, und Herr Kühn zog es vor, nicht weiter zu widersprechen.
»Das bin ich, versprochen. Schönen Dank auch, Herr Doktor. In einer Woche sehen wir uns also dann in der Klinik wieder. Wenn ich die Operation überstehe.«
»Aber natürlich tun Sie das. Der Eingriff wird endoskopisch durchgeführt. Drei kleine Einschnitte, die rasch verheilen werden. Sie werden sehen, danach sind Sie ein neuer Mensch.«
»Lieber eine Operation als noch einmal so eine Kolik. Das ist wirklich kein Zuckerschlecken«, gab sich Wolfgang Kühn einsichtig und reichte Daniel die Hand. »Jetzt gehe ich, damit Sie Ihren wohlverdienten Feierabend antreten können.«
»So weit ist es noch nicht. Da ist noch ein junger Mann, der meiner Hilfe bedarf«, erkannte Daniel Norden ganz richtig, als er gemeinsam mit seinem Patienten an den Tresen trat, wo Jonathan geduldig auf seinem Stuhl saß. Er war recht blass um die Nase. Seine Verletzung schien zu schmerzen.
»Schön, dass Sie sich noch Zeit nehmen für mich«, begrüßte er den Arzt, als der zu ihm trat.
»Das ist doch selbstverständlich. Wie könnte ich meinen Feierabend genießen in dem Bewusstsein, Ihnen nicht geholfen zu haben?«, fragte Daniel verwundert.
»Glauben Sie mir, Ihre Einstellung hat Seltenheitswert. Als Krankenpfleger habe ich mit genügend Menschen zu tun, die sich mit Dienst nach Vorschrift begnügen und keinen Handschlag über das übliche Maß hinaus