Was kostet die Welt: Dr. Norden Extra 124 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Als Christiane Spindler die erregte Stimme ihres Mannes im Flur des bescheidenen Reihenmittelhauses hörte, wusste sie, dass es wieder einmal soweit war. »Wo willst du denn schon wieder hin? Sind wir hier ein Hotel? Du kommst auch nur noch zum Essen und Schlafen her.« Frank sprach unbeherrscht mit seiner Tochter Louisa. »Tut mir leid, Paps, ich muss zum Training.« »Immer dieses Training! Hast du denn nichts anderes im Kopf? Du könntest dich zur Abwechslung mal ein bisschen intensiver um dein Studium kümmern. Findest du nicht?« Chrissie konnte es von ihrem Lauschplatz im oberen Stockwerk nicht sehen, aber sie wusste, dass ihre Tochter genervt die Augenbrauen hochzog. »Dafür studiere ich doch Sport, wegen der Förderung. Das ist der einzige Grund«, entgegnete Lou trotzig. »Du glaubst doch nicht im Ernst, ich habe dir mit meinem hart verdienten Geld die Schulausbildung bezahlt, damit du Sportlerin wirst«, rief Frank erregt. »Ich erwarte, dass du ein Nebenfach wählst und wenigstens Lehrerin wirst.« Die Sohlen seiner Schuhe klapperten, ein untrügliches Zeichen dafür, dass er aufgeregt vor seiner Tochter auf und ab marschierte. »Ich habe auch meinen Teil dazu beigetragen«, rief Chrissie von oben herunter, um ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen.
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Buchvorschau
Was kostet die Welt - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 124 –
Was kostet die Welt
Lou will nach oben – um jeden Preis
Patricia Vandenberg
Als Christiane Spindler die erregte Stimme ihres Mannes im Flur des bescheidenen Reihenmittelhauses hörte, wusste sie, dass es wieder einmal soweit war.
»Wo willst du denn schon wieder hin? Sind wir hier ein Hotel? Du kommst auch nur noch zum Essen und Schlafen her.« Frank sprach unbeherrscht mit seiner Tochter Louisa.
»Tut mir leid, Paps, ich muss zum Training.«
»Immer dieses Training! Hast du denn nichts anderes im Kopf? Du könntest dich zur Abwechslung mal ein bisschen intensiver um dein Studium kümmern. Findest du nicht?«
Chrissie konnte es von ihrem Lauschplatz im oberen Stockwerk nicht sehen, aber sie wusste, dass ihre Tochter genervt die Augenbrauen hochzog.
»Dafür studiere ich doch Sport, wegen der Förderung. Das ist der einzige Grund«, entgegnete Lou trotzig.
»Du glaubst doch nicht im Ernst, ich habe dir mit meinem hart verdienten Geld die Schulausbildung bezahlt, damit du Sportlerin wirst«, rief Frank erregt. »Ich erwarte, dass du ein Nebenfach wählst und wenigstens Lehrerin wirst.« Die Sohlen seiner Schuhe klapperten, ein untrügliches Zeichen dafür, dass er aufgeregt vor seiner Tochter auf und ab marschierte.
»Ich habe auch meinen Teil dazu beigetragen«, rief Chrissie von oben herunter, um ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen. Louisa, die gescholtene Tochter, wusste den Versuch ihrer Mutter zu schätzen, auch wenn er nicht sehr erfolgreich war. Sie warf einen dankbaren Blick nach oben, aber Frank achtete gar nicht darauf.
»Ganz egal, Geld ist Geld. Und ich sage dir, mein Fräulein, solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst, kannst du dir die Flausen aus dem Kopf schlagen, verstanden?«
Chrissie unterdrückte einen tiefen Seufzer. Immer dieselbe Leier. Diesen Spruch hatte sie schon oft von ihren Eltern gehört und sich geschworen, ihn niemals bei ihren eigenen Kindern zu verwenden. Frank war offenbar ganz anderer Meinung. Wann immer er und seine jüngere Tochter aneinanderprallten, fielen diese dummen Worte. Lou konnte darüber nur noch milde lächeln.
»Dann ziehe ich eben aus.«
»Aha, ausziehen«, schnaubte Frank verächtlich. »Und wer, bitte schön, sollte diesen Unfug bezahlen? Von uns bekommst du jedenfalls keinen Cent.«
Lou überlegte, ob sie darauf noch etwas sagen sollte. Die Zeit brannte ihr unter den Nägeln. Unter keinen Umständen wollte sie zu spät zum Leichtathletik-Training kommen. Zuviel hing davon ab. Sie entschied sich dafür, lieber den Mund zu halten, stellte sich auf die Zehenspitzen, drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange und lächelte.
»Darüber reden wir ein andermal, ja? Ich muss jetzt los. Ciao, Paps, Wiedersehen, Mama. Wartet nicht auf mich, es kann spät werden«, rief sie nach oben, und bevor Frank auch nur ein Wort erwidern konnte, war sie schon aus der Tür gewischt.
»Na so was«, murmelte er verblüfft und starrte seiner Tochter nach. Chrissie lächelte milde, als sie langsam die Treppe hinunterstieg und ihn sanft in die Arme nahm.
»Hallo, Liebling. Sei doch froh, dass sie Sport macht und sich nicht mit irgendwelchen vergammelten Typen rumtreibt und Drogen nimmt.«
»Ha, das tut sie vielleicht ohnehin schon. Liest du keine Zeitung? Bei jedem Leistungssport ist es heute gang und gäbe zu dopen. Da macht die Leichtathletik keine Ausnahme.« Frank stand stocksteif da und dachte gar nicht daran, die Zärtlichkeiten seiner Frau zu erwidern. Beleidigt starrte er über ihre Schulter auf die Tür, die Hände demonstrativ in den Hosentaschen versenkt. Chrissie lächelte. Sie kannte ihren Frank lange genug, wusste um seine Stimmungen und auch darum, dass er im Grunde seines Herzens ein gutmütiger, wenn auch konservativer Mensch war, der sich nicht damit abfinden konnte, dass seine Jüngste eine so unsichere Karriere anstrebte.
»Lou tut so was nicht, das weißt du genau. Und jetzt spiel nicht länger die beleidigte Leberwurst. Komm mit ins Wohnzimmer. Ich hab’ uns einen kleinen Imbiss hergerichtet.«
»Ist wieder was übrig geblieben von einer Gesellschaft?« Angesichts dieser Aussicht besserte sich Franks Laune schlagartig. Die Büffets, die seine Frau als selbstständige Hauswirtschafterin für die verschiedensten Anlässe und Gesellschaften zauberte, waren immer eine kleine Sensation. Chrissie wusste, dass sie wieder einmal gewonnen hatte.
»Dann komm. Ich bin sicher, es wird dir schmecken.« Sie fasste ihn am Arm und zog ihn mit sanfter Gewalt mit sich, was Frank sich nur zu gerne gefallen ließ. Er liebte es, wenn Chrissie sich um ihn kümmerte. Und tatsächlich, auch diesmal wurde er nicht enttäuscht. Christiane verstand es eben wie keine andere, mit wenigen Mitteln eine gemütliche Atmosphäre zu zaubern. Sein hungriger Blick wanderte über die Köstlichkeiten, die appetitlich in kleinen Schüsseln und Schalen angerichtet waren. Gemütliches Kerzenlicht verzauberte das düstere Dezemberlicht.
»Lou weiß gar nicht, was sie verpasst«, bemerkte er mit einem Anflug von Grimm, als er sich in die weichen Sofakissen sinken ließ.
»Sei doch froh, dass wir unsere Ruhe haben«, bemerkte Chrissie trocken und schenkte einen gut gekühlten Chardonnay in die Gläser. »Wann kommt denn Antonia heim?«
»Das kann noch dauern.« Frank biss in ein LachsSchnittchen. »Hm, köstlich. Diese Dillsahne ist neu, stimmt’s?«
»Das Rezept hab’ ich mir neulich ausgedacht«, bemerkte Christiane etwas abwesend. »Toni ist doch heute früh mit dir gegangen, oder nicht?«
»Doch, schon, aber eine Kollegin hat morgen Geburtstag, und sie bereitet mit ein paar anderen Mädels was vor. Ich glaube, sie bestellen einen Wahrsager. Aber so genau kann man das nie sagen. Bei dem ständigen Gekicher und Gegacker und der ganzen Geheimnistuerei.« Verständnislos schüttelte er den Kopf und probierte ein weiteres Häppchen.
»Einen Wahrsager? Das klingt ja spannend. Ich finde, dazu gehört ganz schön viel Mut. Ehrlich gesagt möchte ich nicht wissen, was mir die Zukunft bringt.«
»Dank meiner weitsichtigen Vorsorge werden wir immer ein sorgenfreies Leben haben«, lächelte Frank selbstgefällig. Chrissie betrachtete ihn skeptisch.
»Wie kannst du so was sagen? Schließlich ist das Leben nicht vorhersehbar. Sicherheit kann man noch nicht pachten.«
»Aber man kann ein paar Vorkehrungen treffen. Außerdem, was soll dieser Pessimismus? Ich dachte, wir wollten ein paar gemütliche Stunden verbringen, ehe ich mich an die Arbeit mache.«
»Was hast du noch vor heute?«
»Im Keller habe ich eine lockere Fußbodenleiste entdeckt. Du weißt doch, wie ich das hasse. Bevor sie kaputtgeht, mache ich sie lieber gleich fest. Und dann ist mir aufgefallen, dass der Wasserhahn im Badezimmer tropft. Das muss ich unbedingt richten, Wasserverschwendung verschlingt wahre Unsummen.«
»Und belastet die Umwelt.«
»Das ist mir in diesem Fall egal. Hier geht es darum, bares Geld zu sparen.«
»Na schön, das ist auch ein Aspekt«, räumte Chrissie friedfertig ein.
Wann immer es möglich war, umging sie Diskussionen mit ihrem Mann, die sich ums liebe Geld drehten. Er war schon immer ein notorischer Sparer gewesen, legte jeden Cent fürs Alter beiseite.
»Der wichtigste, finde ich.« Gedankenverloren kaute Frank an seinem Häppchen, und Christiane nahm einen Schluck Weißwein, als ihm etwas einfiel. Er verzog das Gesicht zu einem verschmitzten Lächeln. »Ich hab’ übrigens eine Überraschung für euch. Kostengünstig.«
»Was meinst du mit ›uns‹?« hakte Christiane skeptisch nach.
»Na, für die Kinder und dich. Schau, eine Busfahrt auf den Salzburger Christkindlmarkt nächsten Samstag.« Seine Augen sprühten Funken vor Enthusiasmus. »Die organisieren wir für unsere Gäste, und es waren noch genau vier Plätze frei.«
»Aber Frank, wann siehst du endlich ein, dass die Mädchen erwachsen sind und keinen großen Wert mehr darauf legen, mit uns was zu unternehmen?«
»Antonia hab’ ich schon gefragt. Sie ist Feuer und Flamme«, gab er beleidigt zurück, weil die erwartete Begeisterung seiner Frau ausblieb. »Und Lou muss sich in die Mehrheitsentscheidung