Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Unglück in den Bergen: Sophienlust - Die nächste Generation 82 – Familienroman
Unglück in den Bergen: Sophienlust - Die nächste Generation 82 – Familienroman
Unglück in den Bergen: Sophienlust - Die nächste Generation 82 – Familienroman
eBook111 Seiten1 Stunde

Unglück in den Bergen: Sophienlust - Die nächste Generation 82 – Familienroman

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie wird die von allen bewunderte Denise Schoenecker als Leiterin des Kinderheims noch weiter in den Mittelpunkt gerückt.
Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

»Noël!«, rief Frau Keller entsetzt und riss den Elfjährigen grob am Arm und damit weg von seinem Opfer, auf das Noël mit seinem Lineal einschlug. Noël entwand sich dem Griff der Lehrerin und trat gegen den erstbesten Ranzen, der ihm in die Quere kam. Der Inhalt entleerte sich und ein Mädchen schrie erbost auf. Ein anderes eilte zur Hilfe, doch da hatte Noël schon einem weiteren Ranzen einen Tritt verpasst. Sein Kopf glühte und er atmete schwer. Einige Jungen grölten, andere kicherten oder schauten erwartungsvoll, was Frau Keller als Nächstes einfiel, um Noël zu bändigen. Sie versuchte, ihn wieder am Arm zu packen, doch der Junge wich aus und lief zur Tür. »Bleib stehen, Noël!«, rief die Lehrerin. Ihre Worte zeigten keine Wirkung und die Lehrerin wusste nicht weiter, denn sie konnte nicht an zwei Orten zugleich sein: Dem Wüterich hinterherlaufen und die Klasse beaufsichtigen. Zum Glück war eine Referendarin auf dem Flur. »Noël soll beim Rektor warten. Bringen Sie ihn bitte ins Büro!«, rief sie der jungen Kollegin zu. Die Referendarin Annette Harms stellte sich Noël in den Weg. Noël blieb aber nur stehen, weil er keine Luft bekam. »Mein Spray … Kai hat mein Spray«, brachte er mühsam hervor. Für einen Moment war die Referendarin irritiert.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum14. März 2023
ISBN9783987576553
Unglück in den Bergen: Sophienlust - Die nächste Generation 82 – Familienroman

Ähnlich wie Unglück in den Bergen

Titel in dieser Serie (100)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Zeitgenössische Romantik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Unglück in den Bergen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Unglück in den Bergen - Anna Sonngarten

    Sophienlust - Die nächste Generation

    – 82 –

    Unglück in den Bergen

    Unveröffentlichter Roman

    Anna Sonngarten

    »Noël!«, rief Frau Keller entsetzt und riss den Elfjährigen grob am Arm und damit weg von seinem Opfer, auf das Noël mit seinem Lineal einschlug. Noël entwand sich dem Griff der Lehrerin und trat gegen den erstbesten Ranzen, der ihm in die Quere kam. Der Inhalt entleerte sich und ein Mädchen schrie erbost auf. Ein anderes eilte zur Hilfe, doch da hatte Noël schon einem weiteren Ranzen einen Tritt verpasst. Sein Kopf glühte und er atmete schwer. Einige Jungen grölten, andere kicherten oder schauten erwartungsvoll, was Frau Keller als Nächstes einfiel, um Noël zu bändigen. Sie versuchte, ihn wieder am Arm zu packen, doch der Junge wich aus und lief zur Tür.

    »Bleib stehen, Noël!«, rief die Lehrerin. Ihre Worte zeigten keine Wirkung und die Lehrerin wusste nicht weiter, denn sie konnte nicht an zwei Orten zugleich sein: Dem Wüterich hinterherlaufen und die Klasse beaufsichtigen. Zum Glück war eine Referendarin auf dem Flur.

    »Noël soll beim Rektor warten. Bringen Sie ihn bitte ins Büro!«, rief sie der jungen Kollegin zu. Die Referendarin Annette Harms stellte sich Noël in den Weg. Noël blieb aber nur stehen, weil er keine Luft bekam.

    »Mein Spray … Kai hat mein Spray«, brachte er mühsam hervor. Für einen Moment war die Referendarin irritiert. Doch etwas in dem flackernden Blick des Jungen beunruhigte sie.

    »Welches Spray?«

    »Asthma, Notfallspray«. Noël stützte sich auf einem Tisch ab. Diese atemerleichternde Haltung hatte er in der Kur gelernt. Die Referendarin zögerte nicht lange und spurtete in die Klasse zurück. Sie kannte Kai, und als sie sich vor ihm aufbaute, reichte der Junge ihr grinsend das Spray.

    »Was ist das?«, fragte Frau Keller genervt.

    »Das Notfallspray für Noël«, war die kurze Antwort und wenige Sekunden später inhalierte Noël das für ihn lebenswichtige Medikament, das seine verkrampften Bronchien weitete, damit er wieder ausatmen konnte. Langsam beruhigte sich seine Atmung. Annette Harms beobachtete den schmalen Jungen. Als sie den Eindruck hatte, dass er wieder einigermaßen beisammen war, führte sie ihren Auftrag aus. Eine halbe Stunde später saßen Noëls Mutter, Henrike Steinfeld, die stellvertretende Rektorin und Frau Keller im Büro des Schulleiters. Noël war nicht anwesend. Er saß bei der Sekretärin im Vorzimmer. Es war das dritte Mal in diesem Schuljahr, dass man Henrike in die Schule zitiert hatte.

    Die junge zierliche Frau spürte eine Atmosphäre der Ungeduld und Gereiztheit, die sich hinter der professionellen Ansprache der Rektorin verbarg. Henrike unterdrückte einen Seufzer, während die Rektorin die »Vergehen«, die man Noël anlastete, zusammentrug. Frau Keller, die Klassenlehrerin schaute säuerlich.

    »Wir erleben nicht selten, dass Jungen von alleinerziehenden Müttern auffällig werden. Vielleicht fehlt Noël ein männliches Vorbild. Noël kann sich nicht einfügen. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen mit anderen Jungen in der Klasse«, fasste sie die Lage zusammen. Henrike Steinfelds Meinung nach war das eine verkürzte Sichtweise auf die Ereignisse. Sie suchte den Blickkontakt zur Klassenlehrerin.

    »Ich verstehe, dass Sie nicht jedem Konflikt ursächlich auf den Grund gehen können, aber Frau Harms sagte mir soeben, dass Kai Henning meinem Sohn sein Notfallspray weggenommen hat. Beim letzten Mal hatten zwei Jungen Noël als »Schlappi« bezeichnet, weil er am Sportunterricht nicht teilgenommen hatte. Vor einer Woche haben wieder andere ihn »Dampflok« genannt und seine keuchende Atmung nachgemacht. Muss ein Elfjähriger, der unter Asthma leidet, so etwas stillschweigend akzeptieren? Sind Sie als Schule nicht dafür verantwortlich, dass Kinder mit einem Handicap nicht ausgegrenzt werden?« Henrike hatte ruhig angefangen, doch ihr Ton war plötzlich schärfer geworden. Dass Noël der Vater fehlte, konnte sie schließlich nicht ändern. Sie hatte sich ihr Leben als alleinerziehende Mutter nicht ausgesucht.

    »Noël muss lernen, sich Hilfe zu holen, anstatt mit einem Lineal auf ein anderes Kind einzuschlagen …«, erklärte Frau Keller in einem betont nachsichtigen Tonfall.

    »Habe ich das richtig verstanden, Frau Keller? Ein Junge nimmt meinem Sohn ein lebenswichtiges Medikament weg, nur um ihn zu ärgern, und Sie finden es schlimmer, dass Noël mit einem Plastiklineal schlägt? Ich würde doch vorschlagen, dass Sie die Eltern von Kai einmal einbestellen.« Henrike Steinfeld war aufgestanden. Sie war eine zierliche Frau, doch die unterdrückte Wut brach sich nun Bahn und ließ sie größer erscheinen, als sie war. Ihre grünen Augen blitzten und ihre Lippen zitterten.

    »Und falls sie noch einen Tipp für mich haben, wie ich an einen Mann komme, nur raus damit. Vielleicht haben Sie damit ja auch Erfahrung«, sagte sie mit beißender Ironie und verließ das Büro. Die beiden Pädagoginnen blieben verdattert zurück.

    *

    Das Alpenpanorama zeigte sich im kühlen blauen Morgenlicht. Henrike Steinfeld stand auf dem kleinen Balkon einer gemütlichen Frühstückspension, die zu einer Alm gehörte, trank eine Tasse Tee und atmete tief durch. Dann stellte sie die Tasse zur Seite und begann mit einigen Yogaübungen, die für sie als Yogalehrerin zur Morgenroutine gehörten. Der Balkon bot gerade so viel Platz, um den Sonnengruß durchzuführen: Vorbeuge, Brett, kleine Kobra, herabschauender Hund, Bergposition. Und wieder von vorn. Ihre Fähigkeit, ganz bei sich zu sein und sich auf ihre Atmung zu konzentrieren, hatte Henni, wie sie von ihren Freunden genannt wurde, schon in verschiedenen Situationen geholfen, nicht die Nerven zu verlieren. Im letzten Gespräch mit der Rektorin und der Klassenlehrerin war ihr das nicht gelungen. Da hatte es mehr gebraucht als eine Atemübung, um Henni wieder zu beruhigen. Sie war sofort nach der Unterredung zu Dr. Anja Frey gefahren. Die Kinderärztin betreute Noël schon viele Jahre und war auch für Henrike eine Ansprechpartnerin geworden. Dr. Frey hatte sich die Geschichte aufmerksam angehört und kam zu dem Schluss, dass auch Henrike Steinfeld ein Umfeld brauchte, in dem sie zur Ruhe kommen konnte.

    »Die Kur im Hochgebirge hat Noël sehr gut getan. Ich würde Ihnen raten, im Urlaub nicht zu Ihren Eltern nach Spanien zu fahren. Ich weiß, dass Ihre Eltern sich freuen würden, aber für Noël sind die Berge besser. Im Hochgebirge gibt es keinen Pollenflug. Die sauerstoffärmere Luft sorgt dafür, dass vermehrt rote Blutkörperchen gebildet werden, die den Sauerstoff transportieren. Und außerdem ist es ruhiger. Sie sagten doch, dass Ihre Schwester mit den Kindern auch immer dazu kommt«, hatte Dr. Frey mit ihrer ganzen ärztlichen Autorität und trotzdem warmherzig vorgeschlagen.

    Henrike hatte zögernd zugestimmt. Es war richtig. Ein Urlaub bei ihren Eltern und mit ihrer Schwester und deren lauter Familie war eigentlich nicht das, was sie sich wünschte. Natürlich waren alle enttäuscht, aber es war die richtige Entscheidung gewesen. Das Haus auf Mallorca war ein Traum, aber nicht der richtige Ort für Noël und auch nicht für Henrike.

    »Wir besuchen euch dafür in den Weihnachtsferien«, hatte sie ihre Mutter getröstet und sie darauf hingewiesen, dass Silvia mit ihrer Familie doch auch noch da wäre. Ihre Schwester Silvia kam jedes Jahr nach Spanien und eigentlich sollte das für ihre Mutter doch Trubel genug sein. Drei Jungen, die von morgens bis abends lautstark den Pool bevölkerten, und ein Schwiegersohn, der sich gerne im Urlaub als Hobbykoch betätigte und die Küche in ein Schlachtfeld verwandelte. Silvia wiederum ließ sich wie eine Prinzessin bedienen und war selten dazu bereit, ihrer Mutter unter die Arme zu greifen. Vielleicht war das auch der Grund, warum ihre Mutter wollte, dass Henni und Noël kamen. Noël liebte seine Großeltern, war ruhig und verständig und Henni half dabei, das Chaos im Haus nicht ausufern zu lassen.

    Henni seufzte, als sie an Silvia und ihre Familie dachte, nahm einen letzten tiefen Atemzug und schaute, ob Noël noch schlief. Sie sah nur seinen Wuschelkopf. Sie ließ das Gespräch mit der Rektorin und der Klassenlehrerin noch einmal Revue passieren und eine Anspannung kehrte in ihr schönes Gesicht zurück. Dass Noël ein männliches Vorbild bräuchte, hatte Henrike schwer getroffen. Ob die Lehrerinnen glaubten, dass es ihre Entscheidung war, mit Noël allein zu leben? Ich bin nicht freiwillig alleinerziehend, dachte sie. Noël hat einen Vater. Dass sich sein Vater nicht kümmerte und ständig wechselnde Freundinnen hatte, war nicht das, was sie sich für ihren Sohn wünschte. Aber was

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1