Agiler Übergang: Schule im beruflichen Widerhall
Von Jörg Becker
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Über dieses E-Book
Jörg Becker
Diplomkaufmann Jörg Becker, Friedrichsdorf, hat Führungspositionen in der amerikanischen IT-Wirtschaft, bei internationalen Consultingfirmen und im Marketingmanagement bekleidet und ist Inhaber eines Denkstudio für strategisches Wissensmanagement zur Analyse mittelstandorientierter Businessoptionen auf Basis von Personal- und Standortbilanzen. Jörg Becker ist Autor zahlreicher Fachpublikationen und Bücher.
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Buchvorschau
Agiler Übergang - Jörg Becker
Wenn Klasse auf Berufliches trifft……..
dann ist es ein Klassentreffen
im Widerhall
Inhaltsverzeichnis
Von einem auf den anderen Tag war dies alles nur noch eine Welt von gestern
Abi63 - Narzissten sind keine Teamplayer
Die Angst des Studienanfängers vor dem Fehlgriff
Verschulung von Studiengängen
Freieres Leben unter Mauren und Hippies
Vereinnahmte 68er Alterskohorte
Zeitfresser Meeting
1970 BWL-Examen Uni Frankfurt und Wohnen im Ostend
Zweitstudium – Gewinn oder Zeitverlust?
1972 Leben auf dem Sachsenhäuser Berg
Ökonomie-Studium prägt Einstellungen
Ein Beraterleben ist keine Blaupause
Digitalisierung stellt die Beraterwelt auf den Kopf
Management Softwaremarketing
Silicon Valley High-Tech-Business
Wer wirklich reich sein will
Manager allein in der Endlosschleife
Status nach Sitzordnung
Über den Umgang mit Fehlentscheidungen
Altenteil plus Geschäftsidee und Zubrot
Beim Genscher im Bachmair am Tegernsee
Oder auch einmal Data Mining Analysen in Prag
Altersfinanzierung – Fiktives Gespräch unter Freunden
Traum von der Million
Transformation von Wirtschafts- und Lebensgewohnhei
Wissen mit einem Rest Unerklärlichkeit
Und kommt einest der Tag,
dass es zum letzten Mal schellt,
ade Sinussatz a.c.i.
Magistri valete wir fahr´n in die Welt
ohne Cäsar und Geometrie.
Doch führt auch die Fahrt zum entlegensten Riff,
uns eint unserer Schuljahre Band.
Noch ein letztes gemeinsames Foto der Abi-Klasse, und aus ist das schöne Jugendleben. Von einem Tag auf den anderen, man hat ja ein Zeugnis der Reife erhalten und bescheinigt bekommen, dass man ab sofort ein Erwachsener sei. Was einigen seitens des Staates auch zeitnah vor Augen geführt wurde: damals mit einem Berufungs-Bescheid zur Bundeswehr. Bevor man überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte, wie es denn nun im neuen Lebensabschnitt so weitergehen sollte, verlangt der Staat, dass man zu allererst einmal ihm zu dienen habe. Nicht alle traf es, es war eine einzige große Lotterie, ein Paradebeispiel für Ungleichbehandlung.
„Nehmen wir an, man setzt für ein Lotterielos 1 Euro ein und kann dabei entweder 1 Million Euro gewinnen oder seinen Einsatz verlieren."
„?"
„Spielt man nicht, behält man diesen 1 Euro."
„Und weiter?"
„Spielt man mit, würde der Durchschnittsertrag annähernd Null betragen."
„Sollte man also nie bei einer Lotterie mitspielen?"
„Bei dem Einsatz für das Vaterland, hat man eine solche freie Entscheidung allerdings schon per Gesetz ausgeschlossen."
„Viele Menschen würden intuitiv bei vielleicht bei einem solchen Lotteriespiel teilnehmen wollen."
„Aber wohl nur bei der regulären Lotterie."
„Ja, denn zumindest dort erscheint das Gewinnpotenzial so groß, dass man für das Mitspielen wohl auch einmal auf ein Bier verzichten würde."
„Das heißt?"
„Denn würde man verlieren, würde der Verlust wohl nicht weiter schmerzen."
„?"
„Was aber würde bei einer Lotterie mit zwar genau der gleichen Gewinnchance aber einem ungleich höheren Einsatz geschehen: wenn der Preis eines Loses auf 10.000
Euro und der mögliche Gewinn auf 10 Milliarden Euro erhöht werden würden?"
„Die meisten Menschen würden wohl aus dem Spiel aussteigen, viele könnten sich den Spieleinsatz erst gar nicht leisten."
„Beim Wehrdienst an der Waffe ging das leider nicht."
„Zurück zur fairen Lotterie: Ausnahmen wären vielleicht die, die im Geld schwimmen".
„Warum gerade die?"
„Die könnten nicht nur problemlos die 10.000 Euro für ein Los aufbringen.."
„Ja und?"
„Ihr Verlustschmerz wäre trotz minimaler Gewinnchance vielleicht nicht größer als jener der obigen 1 Euro-Verlierer."
„Wie ein mögliches Verlustrisiko empfunden wird, hängt demnach ganz von den persönlichen Umständen ab?"
„So ist es, gewährt ein Unternehmer seinem Mitarbeiter am Ende eines Geschäftsjahres einen Sonderbonus von 5.000 Euro, wird dieser umso mehr erfreut sein umso weniger er hiermit vorher gerechnet hatte."
„Aber?"
„Hatte er allerdings insgeheim mit einem Sonderbonus von 10.000 Euro gerechnet, so dürfte er vielleicht eher enttäuscht sein."
„Daraus folgt?"
„Je höher die Erwartung war, umso größer die nachfolgende Enttäuschung."
„Also im Fall der Wehrpflicht gab es nicht die geringste Erwartung."
„War deshalb die nachfolgende Enttäuschung nach diesem Prinzip umso geringer?"
„Nee."
„Und so entstand dann gleich direkt nach dem Schulabgang je kleine Söldner-Blase der Auserwählten."
„Was soll das denn jetzt?"
„Was denn, Blase ist Blase. Und dies ist auch eine Blase."
„Echt?"
„Und wie, wenn die nämlich ihre angestaubten Waffen auspacken könnten, würden alle anderen Blasen aber sowas von schnell doch nur noch die Flucht ergreifen."
„Sogar die Doktoren-Blase?"
„Die doch als erste."
„Mensch, das ist ja eine wirklich waffenstarrende Fraktion."
„Ja, vom Kommandeur, der seine Frontabschnitte mit dem Starfighter kontrollierte, über Frontkämpfer, U-Boot-Fahrer bis hin zum Sani-Major."
„Ja, fast alle Waffengattungen von der Luft, über Land bis hin zum Meer sind hiervertreten."
„Mann, das macht doch Eindruck."
„Richtig im Schlamm herum gekrappelt sind davon aber nur zwei."
„Wer ist denn diese Spinnen-Figur."
„?"
„Ganz rechts oben im Bild."
„Der hängt gerade im Trapez und stürmt ein Haus, im Kampf Mann gegen Mann."
„Und Uli Schäfer?"
„Hat sich seine Stiefel nie schmutzig machen müssen."
„Nicht?"
„Also Apotheker haben sie ihn gleich automatisch zum Major befördert."
„Echt krass diese Blase."
„Und sind das denn nun alles Verlierer dieser großen Lotterie aus Wahrscheinlichkeit und Zufall?"
„So genau kann man das ganz am Anfang auf dem Zeitstrahl der beruflichen Existenz nicht sagen."
„Das heißt erst einmal: man weiß es nicht."
Von einem auf den anderen Tag war dies alles nur noch eine Welt von gestern:
Abi63 - Narzissten sind keine Teamplayer
Werden Kinder maßlos verwöhnt, können sie sich zu Narzissten entwickeln. Manche Eltern neigen dazu, normales Reifen als Hochbegabung zu sehen. Sie sehen ihr Kind als Zauberwesen, während schlicht nur ein älter werdendes Kind ist, ausgestattet mit Talenten und Defiziten. Was über Generationen hinweg als normaler Entwicklungsschritt wahrgenommen wurde, mutiert in einer überalterten Gesellschaft zum Ereignis. Die Normalität als Ausnahmezustand. Wenn in der Erziehung Freiheit über alles geht, Struktur aber nichts gilt, kann vieles auf der Strecke bleiben: nicht zuletzt die Chance, Orientierung zu geben.
Wie soll ein Heranwachsender bei all dem Dauerlob lernen, seine Fähigkeiten richtig einzuschätzen (wenn er von kleinauf übersteigerte Selbstliebe aufgesogen hat)?
Schwierigkeiten kann es geben, sich in der Schule und später am Arbeitsplatz zurechtzufinden (zu behaupten). Wenn jemand daran gewöhnt ist, permanente Anerkennung zu erhalten, wenn nur die Ich-Bezogenheit gefördert wird, wenn suggeriert wird, die eigene Person nur noch als Marke zu definieren, könnte das spätere Berufsleben über kurz oder lang noch so manche Enttäuschungen bereithalten. Wer in seiner Ich-Fokussierung nur im Sog permanenter Anerkennung lebt, wird zunehmend kritikunfähig und verliert jegliche Frustrationstoleranz: eine denkbar schlechte Voraussetzung für ein erfolgreiches Berufsleben. Was wird man von jemand erwarten können, der nur sich selbst sieht und noch nie einen Gegenwind verspüren musste? Was wenn dann jemand mit Umsatzeinbruch, Verlust von Stammkunden, Reklamationen oder Konjunkturrückgängen fertig werden muss?
Oft werden daher eher Bewerber mit einem Schlenker in ihrem Lebenslauf zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Diese Kandidaten könnten vielleicht besser damit umgehen, dass Dinge schieflaufen, ungerecht sind, bewältigt und ausgehalten werden müssen. Nach freiwilligen (oder unfreiwilligen) Umwegen gelingt es ihnen vielleicht besser, sich auf ein Ziel zu fokussieren und den Belastungen eines Arbeitslebens standzuhalten.
„Könnte es so etwas wie eine Last der großen Wahlfreiheit geben?"
„Durchaus."
„Beispielsweise?"
„Es gibt manche Menschen, die nicht immer die große Auswahl im Supermarkt haben wollen."
„Warum nicht?"
„Oft ist es ihnen lästig oder zu anstrengend, Kleidung oder Essen nicht einfach nutzen zu können, ohne immer gleich auch sämtliche globalen Implikationen mit bedenken zu müssen."
„Stimmt, wenn man die Entscheidung immer den Konsumenten überlässt, bürdet man dem Einzelnen auch gleichzeitig die ganze Verantwortung auf."
„Sozialismus hin oder her: eine Freiheit aufzugeben fällt leichter, wenn man sie von vornherein gar nicht nutzen möchte."
„In unserer Welt ist vieles freier geworden: es gibt zahllose Optionen sein Leben unterschiedlich zu leben."
„Nur nicht als Wehrpflichtiger."
„Eine Entscheidung zwischen zahllosen sich bietenden Angeboten zu treffen, braucht aber nicht nur Zeit, sondern auch kognitive Ressourcen."
„Gut, ein Wehrpflichtiger schont damit seine kognitiven Ressourcen."
„Man steht ansonsten unter einem permanenten Entscheidungszwang."
„Und wenn man eine falsche Entscheidung trifft, muss man auch auf sich alleine gestellt die Verantwortung tragen."
„Und ist immer nur alleine selbst schuld.."
„Eben eine Konsequenz der Freiheit."
„Und genauso auch eine des Erwachsenseins."
„So beruhte das erfolgreiche Geschäftsmodell von Aldi ja nicht zuletzt auch darauf, dass die Auswahl eingeschränkt war."
„Und sich die Kunden weniger Gedanken darüber machen müssen, welchen Joghurt sie nun kaufen sollen."
„Und schon lange hat sich die Ökonomik vom Leitbild des Homo Oeconomicus verabschiedet."
„Von welchem genau?"
„Demzufolge Menschen gut informiert immer nur rational entscheiden würden."
„Und manchmal vergrößert es sogar die Freiheit von Menschen, wenn man ihnen Entscheidungen vorstrukturiert vorkaut."
„Dafür ist ein Militärdienst ja bestens geeignet."
„Ohnehin hat der Einzelne wenig Einfluss, um die Welt wirklich zu verändern oder zu verbessern. „Genauso wenig wie beim Militär.
„So ist das eben mit der Wahlfreiheit."
„Wandel ist ein ständiges Fließen von Umgestaltung und ist nicht die Folge irgendeiner Kraft."
„Sondern eine nahezu natürliche Tendenz, die allen Dingen und Situationen schon von Vornherein innezuwohnen scheint?"
„Genauso wie das Rationale und das Intuitive komplementäre, sich ergänzenden Formen des Denkens sind."
„Rationales Denken ist linear, fokussiert, analytisch."
„Das heißt?"
„Analyse hat die Funktion, zu unterscheiden, zu messen, zu kategorisieren."
„Für eine strategische Betrachtung sind alle Phänomene miteinander verbunden und voneinander abhängig?"
„Genau, man hat ein integriertes Ganzes vor sich, wenn dessen Eigenschaften nicht mehr auf die seiner Teile reduziert werden können."
„Man könnte meinen, komplexe Sachverhalte dadurch verstehen zu können, wenn man sie auf ihre Grundbausteine reduziert."
„Und nach dem Mechanismus sucht, der diese Einzelteile zusammenwirken lässt."
„Diese Denkweise der Reduktion ist auch in vielen Klassentreffen fest verankert."
„Echt?"
Wehrpflicht -