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Das Glück des Läufers
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eBook217 Seiten2 Stunden

Das Glück des Läufers

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Über dieses E-Book

Jonas, 20, ist gutmütig, gesundheitsbewusst und sportbegeistert, aber im Aufrechterhalten von Beziehungen nicht sehr erfolgreich. In Berlin hat er einen Jogging-Begleitservice gegründet. Seine Philosophie: Laufen als Mittel, um Krankheiten zu vermeiden. Während eines Urlaubs auf der Nordseeinsel Amrum gewinnt er im 16-jährigen Tim einen neuen Freund. Obwohl Jonas den Annäherungsversuchen von Tim nichts abgewinnen kann, vermisst er den cleveren und kuschelfreudigen Jungen, als der eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit einem Klassenkameraden beginnt. Offenbar hat Liebe mehr Facetten, als Jonas es bisher wahrhaben wollte.
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum25. Aug. 2022
ISBN9783959496025
Das Glück des Läufers

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    Buchvorschau

    Das Glück des Läufers - Thorsten Falke

    Thorsten Falke

    E-Book, erschienen 2022

    ISBN: 978-3-95949-602-5

    1. Auflage

    Copyright © 2022 MAIN Verlag,

    Eutiner Straße 24,

    18109 Rostock

    www.main-verlag.de

    www.facebook.com/MAIN.Verlag

    order@main-verlag.de

    Text © Thorsten Falke

    Umschlaggestaltung: © Marta Jakubowska, MAIN Verlag

    Umschlagmotiv: © shutterstock 150364238 / 1531964099 / 2042844311 / 685741513

    Kapitelbild: © shutterstock 295418774

    Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

    http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Die Handlung, die handelnden Personen, Orte und Begebenheiten

    dieses Buchs sind frei erfunden.

    Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, ebenso wie ihre Handlungen sind rein fiktiv,

    nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.

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    ©MAIN Verlag

    Alle Rechte vorbehalten

    www.main-verlag.de

    Der MAIN Verlag ist ein Imprint des Förderkreises Literatur e.V.

    E-Book Distribution: XinXii

    www.xinxii.com

    Das Buch

    Jonas, 20, ist gutmütig, gesundheitsbewusst und sportbegeistert, aber im Aufrechterhalten von Beziehungen nicht sehr erfolgreich. In Berlin hat er einen Jogging-Begleitservice gegründet. Seine Philosophie: Laufen als Mittel, um Krankheiten zu vermeiden.

    Während eines Urlaubs auf der Nordseeinsel Amrum gewinnt er im 16-jährigen Tim einen neuen Freund. Obwohl Jonas den Annäherungsversuchen von Tim nichts abgewinnen kann, vermisst er den cleveren und kuschelfreudigen Jungen, als der eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit einem Klassenkameraden beginnt.

    Offenbar hat Liebe mehr Facetten, als Jonas es bisher wahrhaben wollte.

    Inhalt

    Teil 1

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    Teil 2

    10

    11

    12

    13

    14

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    21

    22

    23

    24

    Nachwort und Danksagung

    Teil 1

    Inselfrieden

    Amrum

    1

    Durch den Wald joggen kann jeder. Zu Hause in Berlin mache ich das oft und gern, hier auf der Nordseeinsel Amrum wähle ich stattdessen einen Weg, der mich aus dem kleinen Friesendorf Nebel heraus zum Strand führt.

    Kaum verlasse ich den Schutz der Bäume, nimmt der beste Masseur der Welt seine Arbeit auf. Dank meiner enganliegenden Joggingkleidung kann er beherzt zupacken und muss keine unnötige Energie aufwenden, um ein locker sitzendes Shirt das Flattern zu lehren.

    Ich laufe durch eine Landschaft aus sanft gerundeten, vom Wurzelwerk des Strandhafers zusammengehaltenen Sandhügeln, zwischen denen sich von Heidekraut begrünte Täler erstrecken: das Naturschutzgebiet Amrumer Dünen. Die Holzbohlen wippen leicht unter meinen Schritten, ab und zu hoppelt ein aufgeschrecktes Kaninchen davon. Unterwegs säumen kleine Grüppchen von Kiefern den Weg, der sich hinter diesen Mini-Wäldchen weithin sichtbar meinem Ziel entgegenschlängelt, dem Meer. Gerade habe ich es als schmalen graublauen Streifen zwischen zwei Dünenkämmen erspäht, da ist es schon wieder aus den Augen, aber keineswegs aus dem Sinn. Ich kann hören, wie sich die Wellen brechen – zumindest, wenn um mich herum einmal kurzfristig Stille herrscht.

    Der Bohlenweg endet vor einer Anhöhe, auf der ein Fahnenmast steht. Ich quäle mich durch den weichen Sand hinauf. Von dort kann ich ihn endlich sehen, den Amrumer Kniep, eine heute mit der Insel verschmolzene Sandbank, die an dieser Stelle fast einen Kilometer breit ist. Die Düne, auf der ich stehe, erlaubt mir einen Blick auf ihre jüngeren Schwestern, die dabei sind, den Strand am Fuß der Riesin zu erobern.

    Übermütig renne ich den Hang hinunter und suche mir zwischen all den kleinen Sandhaufen mit den kecken Strandhaferfrisuren einen Weg. Dabei komme ich an einer Senke vorbei, in der sich so viel Regen gesammelt hat, dass Möwen darüber kreisen wie über einem See. Der Schatten einer großen Wolke zieht langsam über den Strand, um wenig später für die ersten Strahlen der Morgensonne Platz zu machen. Mein Masseur legt sich noch kräftiger ins Zeug, und in mir steigt der unbändige Wunsch auf, ihm seine Arbeit noch ein wenig zu erleichtern.

    Ich zögere einen Moment. Mein anerzogenes Schamgefühl fordert seinen Tribut, doch meine Erwartungen an ein unvergleichliches Naturerlebnis sorgen dafür, dass mein Temperatursinn nichts mehr zu melden hat: Ich ziehe mich aus und verstecke Langarmshirt, Shorts und Slip in der Halmpracht einer kleinen Düne. Der Schweiß auf meiner Haut trocknet binnen Sekunden und ich starte wieder durch in Richtung Meer.

    Das erste Hochwasser des heutigen Tages war gegen fünf Uhr morgens, inzwischen ist es halb acht und die Ebbe hat begonnen, ihr wellenförmiges Ablaufmuster in den Sand zu graben. Ich überspringe zurückgebliebene Wasserreste und renne auf die sich brechenden Wellen zu, die zu meinen Füßen luftig-leichte Schaumreste hinterlassen. Triumphierend reiße ich die Arme hoch und genieße die wohltuende Ganzkörpermassage bei 11°C Lufttemperatur. Für mich ist das der Inbegriff von Freiheit. Mein Körper verschmilzt mit Licht, Luft und Sand, ohne dass ich die Kälte bemerke, die er mich sicher spüren ließe, wenn ich nicht in einer so euphorischen Stimmung wäre.

    Erst als sich auf meiner Haut die ersten Anzeichen eines leichten Fröstelns zeigen, laufe ich weiter, am Spülsaum entlang Richtung Norden. Die Gemeinde Nebel hat ihren nördlichen Strandabschnitt für FKK ausgewiesen, im benachbarten Norddorf ist es der südliche. Theoretisch könnte ich also bis dorthin durchlaufen. Dazwischen werde ich um diese Zeit ganz sicher auf keine Menschenseele treffen. Einzig dort, wo die Inselküste einen scharfen Knick macht, steht ein kleiner Leuchtturm in den Dünen, ein Quermarkenfeuer, das Schiffe in Küstennähe anweist, ihren Kurs zu ändern.

    Nirgends fühle ich mich so sehr eins mit der Natur wie hier draußen in der Weite des Kniepsandes, trotzdem drängt sich ein Fünkchen Unsicherheit in meine Gedanken: Was mache ich eigentlich, wenn ich die unfreiwillige Wächterin, der ich meine Kleidung anvertraut habe, nicht mehr wiederfinde? Könnten mich meine eigenen Fußspuren zu ihr führen? Vielleicht, aber dazu müsste ich sie in dem Chaos von Abdrücken des vorangegangenen Tages erst einmal wiedererkennen. Und was wäre, wenn inzwischen ein Frühaufsteher wie ich das Versteck fände? Oder wenn eine Möwe sich an den Textilien zu schaffen machen würde, weil sie darunter etwas Fressbares vermutet?

    Ich laufe eine letzte Schleife und kehre um. In dem erst heute Morgen trockengefallenen Sand sind meine Fußstapfen noch die einzigen, somit finde ich problemlos die Stelle wieder, an der ich mit hochgereckten Armen das Meer begrüßt habe. Auch der Aufgang mit dem Fahnenmast ist in der Ferne gut zu erkennen. Über den Strand dazwischen führen allerdings viele Wege. Ob ich in meiner Euphorie wohl in gerader Linie gelaufen bin? Offenbar nicht, denn von meinem Standpunkt aus sehe ich die Fahne etwas versetzt in südlicher Richtung wehen.

    Wahrscheinlich mache ich mir viel zu viele Gedanken, tröste ich mich und laufe los. Als ich die ersten Stranddünen erreiche, kommt mir keine davon wirklich bekannt vor. Verunsichert beginne ich zu suchen, laufe kreuz und quer von einer zur nächsten und taste nach meinen Sachen – nichts! Mein Blick fällt auf das Grenzschild zum Hundestrand. Bin ich vorhin genauso dicht daran vorbeigekommen? Nein, definitiv nicht!

    Ich biege ab auf einen Trampelpfad, der in nördlicher Richtung durch den sandigen Irrgarten führt, und erkenne bald darauf die seeähnliche Senke wieder. Erleichtert laufe ich in einem Bogen an ihr entlang Richtung Meer und steuere auf die letzten kleinen Dünen zu: Eine davon muss meine stumme Dienerin sein. Tatsächlich, ich finde sie: So wie sie selbst von einem dichten Wurzelgeflecht in ihrem Innern zusammengehalten wird, haben die kräftigen Halme auf ihrem Haupt alle Teile meines Laufdresses sicher festgehalten.

    Doch es ist eigenartig: Jetzt, wo ich weiß, dass ich mich jederzeit wieder anziehen kann, wenn ich es will, verspüre ich diesen Wunsch nicht mehr. Stattdessen ziehe ich nun sogar meine Schuhe aus. Ich fühle die wärmenden Strahlen der Sonne und den Sand, der auf meiner Haut reibt und den ich später in jeder Körperritze finden werde, höre den tosenden Beifall des Meeres, das mich beglückwünscht zu meiner Hemmungslosigkeit. Und nicht zuletzt genieße ich die Einsamkeit hier draußen zu einer Zeit, wenn alle Windjacken tragenden Strandwanderer noch beim Frühstück sitzen. Meine sandige Freundin behalte ich im Auge, das gibt mir die Sicherheit, die mir für den vollen Genuss gefehlt hatte. Ganz gewiss werde ich wiederkommen und ihre Dienste noch einmal in Anspruch nehmen – vielleicht schon morgen.

    2

    Das Glück des Joggers ist, dass seine gewählte Sportart ein Grundbedürfnis des menschlichen Körpers befriedigt. Menschen werden geboren, um ihr Leben lang als ausdauernde Läufer ihre Umwelt zu erkunden, dafür sind wir anatomisch optimiert. Das war schon vor zehntausend Jahren so und daran hat sich seitdem nichts geändert. Kaum stehen Kinder eigenständig auf ihren zwei Beinen, folgen sie ganz selbstverständlich ihrem angeborenen Bewegungsdrang – bis sie von degenerierten Erwachsenen, die den größten Teil ihres Lebens im Sitzen verbringen, ausgebremst werden: von Eltern, Großeltern und Lehrern. Dafür zahlen viele von uns später einen hohen Preis, denn unser Körper wird krank, wenn wir ihn systematisch unterfordern.

    Obwohl ich bis zu meinem 18. Lebensjahr viel Zeit auf harten, unbequemen Stühlen vergeudet habe, hat mich niemand das Wichtigste gelehrt: Bewegungsmangel ist die Wurzel allen gesundheitlichen Übels. Ich habe es selbst herausfinden müssen. Aber was fängt man mit diesem Wissen an? Trotzdem jahrzehntelang fünf Tage pro Woche im Büro vor dem Computer hocken und sich einen Screenitus holen? Nicht mit mir! Die Beine nur zum Gas geben und Bremsen benutzen? No way! Bei Zootieren fragen wir völlig zu Recht, ob sie artgemäß gehalten werden, dabei üben die meisten von uns selbst Tätigkeiten aus, für die uns die Natur nicht geschaffen hat.

    Nach der Schule war mit diesem Irrsinn endlich Schluss. Einen Beruf erlernen, der mich mit hundertprozentiger Sicherheit irgendwann krank macht, kam für mich nicht infrage. Ich hätte eine Karriere als Leistungssportler anstreben können, doch jahrelanges hartes Training stellt das entgegengesetzte Extrem dar. Es überfordert den Körper, und zwar ohne jegliche Erfolgsgarantie. Eine Nummer kleiner durfte es also durchaus sein. Wäre aus mir ein guter Wanderführer geworden? Wohl kaum, schließlich laufe ich immer nur auf vertrauten Pfaden, weil mich mein Orientierungssinn schon häufig im Stich gelassen hat. Was also hätte ich sonst noch machen können? Mit Hunden Gassi gehen, während Herrchen zu Hause auf der Couch faulenzt? Das wäre ja fast Körperverletzung gewesen, denn nur der Hund hätte Auslauf, aber nicht sein Mensch. Oder zu Fuß Briefe austragen? In unserer auf Leistung getrimmten Zeit hätten Rad fahrende Kollegen die Nase vorn gehabt.

    Letztlich blieb mir also nur eine Möglichkeit: Ich musste mich selbstständig machen und eine eigene, zukunftsorientierte Geschäftsidee entwickeln. Mit zwanzig gründete ich einen Begleitservice für Menschen, die sich nicht zutrauen, ihren inneren Schweinehund allein zu überwinden, und denen es nicht gelingt, jemanden aus ihrem Bekanntenkreis fürs Laufen zu begeistern. Dabei kommt es mir nicht darauf an, meine Mitmenschen auf einen makellosen Body hin zu trainieren. Ich will in ihnen vor allem den Wunsch wecken, sich überhaupt gesundheitsbewusst zu verhalten, indem ich ihnen die Folgen vor Augen führe, die es anderenfalls für sie haben könnte.

    Meine Motive mögen dem einen oder anderen vielleicht zu radikal erscheinen, weil ich in Kauf nehme, mir dadurch berufliche Chancen zu verbauen, und das ist sicher nicht falsch. Schließlich machen auch nicht alle Veganer, Tierschützer und Klimaaktivisten das Streben nach einer gesünderen Welt gleich zu ihrem Beruf. Trotzdem glaube ich an meine Idee. Es geht dabei um nichts weniger als um die Besinnung auf unsere biologischen Wurzeln. Zurück zur Natur, dem Körper geben, wonach er verlangt – dieser Trend ist da, und er ist zweifellos

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