Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Des Friedens Unruhen
Des Friedens Unruhen
Des Friedens Unruhen
eBook178 Seiten2 Stunden

Des Friedens Unruhen

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Seit Längerem herrscht Frieden in Israel, was die erschöpften Großstädter Anna und Patrick endlich dazu bewegt, eine Reise in das Heilige Land anzutreten. Doch auf der Suche nach den faszinierenden Sehenswürdigkeiten und der fesselnden Geschichte nimmt die Reise eine überraschende Wendung: Als vor Anna plötzlich eine entstellte Frau aus dem Meer auftaucht, steht die Reise ab diesem Zeitpunkt nicht mehr im Zeichen des Sightseeings. Von der Neugierde getrieben, taucht sie immer tiefer in die seltsamen Geheimnisse des Mittelmeeres und macht dabei eine unfassbare Entdeckung - eine Entdeckung, die aus wissenschaftlicher Sicht unmöglich scheint.

Vertieft in die Nachforschungen, bemerkt das Paar jedoch erst spät, dass sich die politische Lage in Israel drastisch verschlechtert. Die Reise in das Heilige Land nimmt einen anderen Weg als geplant - doch nichts geschieht ohne Grund ...
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum20. Mai 2015
ISBN9783732340477
Des Friedens Unruhen

Ähnlich wie Des Friedens Unruhen

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Des Friedens Unruhen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Des Friedens Unruhen - Elisabeth Annamaria Kleck

    Tag 1

    Es war einer dieser hellen Julitage, an dem die Sonne so viel Licht hervorbrachte, dass Unbeschwertheit und Fröhlichkeit kaum mehr zu unterdrücken waren – und gleichzeitig etwas Seltsames in der Luft lag. In meinen Gedanken machte ich Pläne für den Tag, überlegte welches Buch ich lesen, welchen Badeanzug ich anziehen und welches Strandtuch ich mit an das Meer nehmen wollte. Eigentlich machte ich mir nicht viel aus der „perfekten Strandmode", wer aber sonst fünf Tage die Woche in unbequemen Blazern oder zwickenden Etuikleidern steckte, konnte eine willkommene Abwechslung durchaus zu schätzen wissen.

    Ich war mit meinem Freund in das Land gereist. Schon seit Jahren wuchs der Wunsch in mir, Israel zu sehen, die Menschen dieses Landes kennenzulernen, mich durch die landestypischen Köstlichkeiten zu probieren und auf den Spuren geschichtlicher Erinnerungen zu wandern. Als Kind faszinierten mich die Bilder und die Reportagen über dieses Land so sehr, dass mir meine Mutter anstelle üblicher Gute-Nacht-Geschichten Reiseberichte aus dem Heiligen Land vorlas.

    Ich wollte Israel kennenlernen. Ich wollte es erleben. Nun war ich da. Endlich. Woran es all die Jahre scheiterte, konnte ich mir in diesem Moment gar nicht mehr erklären. Vielleicht war es schwierig gewesen, jemanden zu finden, der dieses spezielle Land einem ausgedehnten Bade-All-Inclusive-Party-Urlaub vorzog, möglicherweise lag es an den ständigen Unruhen und den damit verbundenen Ängsten; vielleicht aber, und diese Variante schien mir durchaus am wahrscheinlichsten, lag es schlichtweg an meiner Faulheit.

    Der einzige Kompromiss, den ich für diese Reise eingehen musste, war das Versprechen an meinen Freund, den einen oder anderen Angeltrip zu erdulden oder sogar mitzumachen. Nichtsdestotrotz: Ich war nun da. Ich hatte zwei Wochen Zeit, einen ordentlichen Wissensdurst und jede Menge Pläne.

    Doch, trotz des euphorischen Gefühls der Vorfreude auf das kühle Nass und den warmen Wind auf der Haut, bedrückte mich etwas. Die Anreise am Vortag war anstrengend: Der lange Flug und die komplizierte Suche nach unserer Ferienanlage in der Hitze zehrten an meinen Kräften. Ich wachte morgens auf und hatte, abgesehen von meiner unbändigen Vorfreude, gleichzeitig ein sonderbares Gefühl in der Magengegend. Ich wurde, und dies geschah völlig grundlos, unruhig. Es fühlte sich nach „Heute wird noch etwas passieren an. Tatsächlich war mir dieses unruhige Gefühl nicht neu und ich musste, wenn ich ehrlich zu mir selbst war, gestehen, dass an solch ruhelosen Tagen eigentlich nie „etwas passierte – zumindest nichts Ungewöhnliches. Wahrscheinlicher verarbeitete mein Unterbewusstsein die stressige Anreise und veranlasste dadurch diese Anspannung in mir.

    Zurückblickend kann ich jedoch sagen, dass es tatsächlich einer jener Tage war, an dem etwas in der Luft lag. Ob dieses „ungute Gefühl" als Vorbote, auf das, was in diesem Urlaub noch folgen sollte, interpretiert werden konnte, sei dahingestellt.

    Ich beschloss, den Urlaub mit einem entspannten Tag am Meer zu beginnen. Zu meinem großen Glück hatte ich die Auswahl zwischen zwei malerischen Bademöglichkeiten: Nicht nur ein breitangelegter Badestrand befand sich in unserer Nähe, direkt hinter unserem Ferienhaus befand sich in einer abgelegenen Bucht ein Steg, von dem aus man einen wunderbaren Blick auf das Meer erhaschen konnte. Unsere Wohnung selbst lag im Erdgeschoss eines Mehr-Appartementhauses, doch zu dieser Zeit waren wir die einzigen Gäste. Die Ferienwohnung hatte es mir angetan, seitdem ich sie das erste Mal im Internet sah. Die stilvolle Einrichtung, die gemütliche Atmosphäre – ich war überwältigt, als ich die Wohnung zum erste Mal live sah: Die Backsteinwand im Wohnzimmer, die weißen skandinavischen Möbel sowie die große Fensterreihe, die das Licht in der gesamten Wohnung verteilte, trafen besonders meinen Geschmack. Auch die Küchennische, die sich im Wohnzimmer hinter besagter Mauer verbarg, hatte es mir mit all ihren frechen Dekorationen und ihren verschiedenen Kräutern angetan.

    Auf der anderen Seite des Stegs befanden sich weitere Ferienhäuser, welche ebenfalls nicht über übermäßigen Tourismus klagen konnten. Ich konnte mir das nicht erklären, denn die Anlage war modern und bis ins Detail hin sauber – und der Juni schien mir doch sehr im Mittelpunkt der Hauptsaison zu liegen. Doch, bis auf eine blonde Frau mittleren Alters mit stets auffälligen Polo-Shirts, war mir bis zu diesem Zeitpunkt noch niemand aufgefallen.

    Nicht weit von uns, ungefähr fünfzehn Gehminuten stadteinwärts, befand sich ein öffentlicher Badestrand, welcher mit einer breiten Sandfläche und einem flachen Ufer punkten konnte. Mit meinem Langschläfer-Freund sollte ich nicht bis Mittag rechnen können, also packte ich meine sieben Sachen und entschied mich für den öffentlichen Strand.

    Zu meinem Glück befand sich unsere Anlage am äußersten Rande der Stadt, so hoffte ich, von der Großstadt-Hektik und den Menschenmassen an den Stränden verschont zu bleiben. Leider wurde ich schnell enttäuscht. Obwohl die Gegend einen eher ländlichen Charakter hatte, übersäten Menschen den weißen Strand in seiner weiten Fläche, bis er im grau-blauen Wasser mündete. Neben ein paar Studenten-Gruppen, Rentnern und einzelnen Sonnenanbetern war die Strandfläche fest in den Händen der Familien. Ich versuchte mich dennoch nicht von meinen Plänen abbringen zu lassen und suchte mir deshalb ein ruhiges Plätzchen – insofern man dieses so nennen konnte. Mein Badehandtuch breitete ich an einer abgelegenen Stelle oberhalb des Geschehens aus, denn ich sah eher einen Vorteil darin, die Leute und das Meer vor mir zu haben, anstatt direkt in der Masse zu versinken. Der Duft meiner Sonnencreme, der mir in die Nase stieg, weckte die Urlaubsstimmung in mir. Der Sand zwischen meinen Zehen tat das Seinige und so ließ ich mich auf das sonnige Strandgefühl ein. Ich versteckte meine dunkelblonde, halblange Mähne unter meinem Strohhut, setzte meine Sonnenbrille auf und tatsächlich: Mit etwas Watte in den Ohren versank ich schon nach kurzer Zeit in meinem Buch und vergaß die Leute um mich herum.

    Ich konnte nicht einschätzen, wie viel Zeit genau vergangen war, doch als ich nach vielen gelesenen Seiten wieder hochblickte, schmerzte mir beinahe der Nacken. Mittlerweile spiegelte sich der graue Himmel im Wasser wieder. Kaum ein Stückchen Blau war mehr zu sehen und auch die Sonne, die eben noch heiß auf meine Haut brannte, war hinter einer dicken Wolkenschicht verschwunden.

    Ich beschloss, das Buch zur Seite zu legen und einer meiner Lieblingsbeschäftigungen, auf die ich nicht besonders stolz war, nachzugehen. Ich mochte es, einfach dazusitzen und Leute zu beobachten. Und so ließ ich, in all meiner lethargischen Gelähmtheit, meinen Blick über den Strand schweifen. In der Gesamtbetrachtung glich die Bucht einem Ameisenhaufen: Alles war in Bewegung. Während einige Kinder Sandburgen bauten, spielte eine Gruppe von Jugendlichen Volleyball, Eisverkäufer schlängelten sich den Weg an den Badetuch-Inseln vorbei, Sonnenanbeter stritten sich um die besten Strandliegen – man konnte von meinem Platz aus den Strand fast vibrieren hören. So ließ ich mein beobachtendes Auge weiter auf das Meer wandern und sah mir all die fröhlichplanschenden Wassernixen an. Ich versuchte mir die Menschen gerade im Einzelnen genauer anzusehen, als mein Blick plötzlich stehen blieb und mir etwas Seltsames auffiel.

    Harmlos und gleichzeitig faszinierend war meine Entdeckung – ein Gegensatz, der meine Aufmerksamkeit weckte. Ich richtete mich auf und legte meine Sonnenbrille ab: Da war diese Person im Wasser. Irgendetwas faszinierte mich an ihr, irgendetwas wirkte seltsam auf mich, obgleich ich aus dieser Entfernung nicht einmal sicher definieren konnte, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte. Meine Entdeckung weckte Neugier – und riss mich regelrecht aus meinem dösenden Zustand. Doch was war es genau, was diese Person von den hundert anderen im Wasser unterschied?

    Ich wischte mir die Augen, tauschte meine Sonnenbrille gegen meine Fernsicht-Brille und konnte es kaum erwarten, den Blick wieder auf das Meer zu richten. Da war sie wieder, diese Person. Ich konnte sie jetzt besser einschätzen: Es war eine Frau. Um Antworten auf die Fragen zu finden, was genau mich an ihr so faszinierte, fing ich an, das zu analysieren, was ich sah: Sie war allein. Sie war weit aufs Meer hinaus geschwommen. Kein anderer Badegast befand sich mehr in ihrer Nähe. Niemand schien sie zu bemerken. Ihre Haltung, ihre Form erschreckten mich. Sie wirkte unnatürlich auf mich. Vielleicht war diese Haltung der Grund, warum ich auf sie aufmerksam geworden war: Steif und kerzengerade ragte ihr Oberkörper aus dem Wasser. Sie hielt etwas in ihrer linken Hand, aber ich konnte nicht einmal annähernd erahnen, um was es sich handelte. Es war schwarz, klein und sah auf den ersten Blick aus wie ein Stück Metall. Sie bewegte sich nicht. Die anfängliche Faszination steigerte sich immer mehr. Diese Frau weckte tatsächlich, und ich konnte es selbst nicht fassen, so etwas wie Angst in mir. Aus irgendeinem Grund erinnerte mich diese starre Haltung an die eines lebenden Leichnams. Die Arme waren eng an den Körper gepresst. Der Kopf war etwas gesenkt. Das Gesicht war leer und starr. Wen sah sie an? Sah sie mich an?

    Ich schaute mir die anderen Badegäste an und beobachtete zum Vergleich deren Schwimmhaltung: Alle Schwimmer waren stets in Bewegung, strampelten mit den Beinen, bewegten ihre Arme. Die Köpfe und die Schultern befanden sich über Wasser. Diese Frau war anders. Sie schien minutenlang stillzustehen.

    Ich löste meinen Blick und sah mich um. Warum fiel diese Person sonst niemandem auf? Nicht einmal die anderen Badegäste im Wasser schienen sie zu bemerken. Es entwickelte sich eine Art Zwiespalt in mir: Einerseits weckte diese Frau Interesse in mir, andererseits wusste ich auch, dass sich das Rätsel wahrscheinlich ganz einfach lösen ließe.

    Ich hielt es für vernünftig, mich nicht weiter damit zu beschäftigen und so zwang ich mich, nicht mehr auf das Meer zu blicken, nahm wieder mein Buch zur Hand und las hektisch weiter. „Es gibt für alles einen Grund", dachte ich.

    Als ich nach ein paar halbherzig gelesenen Seiten wieder von meinem Buch aufblickte, war sie verschwunden. Ich hatte keine Ahnung was auf diesen Seiten stand. Meine Augen lasen, mein Geist war bei dieser Frau. Ich grübelte noch einige Zeit darüber nach, philosophierte in meinen Gedanken und konnte sie letztendlich nicht aus meinem Kopf verbannen – also schloss ich mein Buch, legte meine Brille ab und fasste einen Entschluss: Ich wollte ins Wasser gehen. Wonach ich suchte, wusste ich in diesem Moment selbst nicht.

    Das kalte Wasser auf meiner Haut ignorierte ich genauso wie die Muschelsplitter an meinen Füßen. So schwamm ich an den Badegästen vorbei; vorbei an plätschernden Kindern, an erwachsenen Badenixen, direkt auf das offene Meer zu. Schon nach ein paar Minuten erreichte ich den Fleck, an dem ich eben noch diese Frau gesichtet hatte. Ich sah mich um, doch es war weit und breit nichts zu sehen. Ich holte Luft, tauchte unter und versuchte etwas zu erkennen, doch die trübe Sicht und das Brennen in meinen Augen ließen mich nach ein paar Sekunden wieder auftauchen. Ich schwamm weiter auf das offene Meer.

    Plötzlich geschah es: Ich berührte etwas mit meinen Zehen! Es war hart und gleichzeitig weich – es fühlte sich seltsam an. Ich trat danach und schnell wurde mir klar: Es war Sand! Wie einfach war des Rätsels Lösung! Diese Frau schwamm nicht, sie kniete auf einer Sandbank. Ich kniete mich ebenfalls auf den Sand, versuchte die Position nachzuahmen – und es funktionierte! Mein Oberkörper ragte bis zum Bauchnabel aus dem Wasser, meine Haltung war bewegungslos.

    „Oh wie konnte ich nur so …", ich dachte den Gedanken nicht zu Ende. Es war einer dieser ekelhaften Momente, in dem ich mich selbst über meine ängstliche Art ärgerte und mir meine eigene peinliche Aktion über den Kopf wuchs. Ich wurde rot. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass ich mich in eine Sache hineingesteigert hatte und sich diese dann als eine eben solch harmlose herausstellte. Unangenehm berührt beschloss ich, wieder zurück zu schwimmen.

    Ein paar Stunden später dachte ich nicht mehr darüber nach, ganz im Gegenteil: Ich kam mir lächerlich vor und versuchte, die Geschichte zu verdrängen. Als ich wieder zurück in unsere Ferienanlage kam und auf meinen Freund traf, erzählte ich ihm von meinem Badeausflug, vom wunderschönen Strand, erzählte ihm vom Meer und den Leuten, sparte den peinlichen Teil jedoch aus.

    Tag 2

    Der zweite Tag unserer Reise sollte weniger dem Sonnenbaden, als dem Entdecken des Landes und dessen Schätzen gelten. Auf unserem Tagesplan befand sich heute das St. Georg Kloster, ein in eine Steinmauer geschlagenes Kloster, wofür wir den halben Tag einplanten. Am Nachmittag wollten wir uns die Hafenstadt Caesarea Maritima mit ihren alten Ausgrabungen und dem Amphitheater vornehmen.

    Mit genügend Distanz kam mir mein Vorfall des vorherigen Tages vor, als wäre er Wochen her gewesen und so versuchte ich, diese mir äußerst peinliche Aktion zu verdrängen. Zu meiner großen Freude verzichtete Patrick auf einen ausgiebigen Schönheitsschlaf am Morgen, weswegen wir uns in aller Frühe den Sehenswürdigkeiten des Landes widmen konnten. Wir fuhren mit dem Reisebus eines organisierten Reiseunternehmens und waren schon nach zwei Stunden an unserem Ziel am Wadi Qelt.

    Häufig wurde mir gesagt, dass ich es mit dem Reisen übertreibe; was ich, in Anbetracht dessen, dass Reiseführer meine Lieblingslektüren waren, durchaus nachvollziehen konnte. Es gab nicht viele Hobbys,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1