Handicap und Liebe
Von Kelvin Waiden
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Kelvin Waiden
Geboren wurde Kelvin Waiden als einziges Kind einer normalen Nachkriegsfamilie in einem hessischen Dorf am Rande des Vogelsbergs. Er wohne mit seinen Eltern und Großeltern zusammen in einem Anfang der 50 er Jahre des vorigen Jahrhunderts erbauten Einfamilienhauses. Mit 7 Jahren erkrankte Kelvin Waiden an dem TS Syndrom, trotzdem bestand er sein Abitur und leistete seinen Grundwehrdienst bei der Bundeswehr.
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Buchvorschau
Handicap und Liebe - Kelvin Waiden
Carcassonne
Frankreich
Als ich den Bus endlich verlassen konnte, fiel mir als Erstes der Mangel an jedweden Pflanzen auf. Soweit das Auge reichte, keine Grünanlagen, keine Bäume, keine Büsche. Es fehlte die Farbe Grün fast gänzlich in der Landschaft.
Man sah nur Sandfarben, Beige, Ocker und Weiß. Das Neubaugebiet Port Leucate war eine von staatlichen Planern in den 1960er Jahren entworfene Stadt für preisbewusste Reisende, die fast vollständig von Wasser umgeben war. Im kleinen „Ortskern" am Rande eines der beiden Hafenbecken waren einfache Restaurants und Schnellimbisse platziert.
In einem weitläufigen Kranz rund um den „Ortskern" waren ebenfalls überwiegend gleichförmige Feriensiedlungen und Appartementhäuser gebaut. Die Appartements waren ein bis zweistöckig, ineinander verschachtelt und mit einem Flachdach versehen. Neben ihm stand mein Freund Georg oder besser gesagt, Freund, war etwas übertrieben. Wir wohnten im gleichen Ort und trafen uns auf dem gemeinsamen Weg zur Schule. Ab und an gingen wir auch in die gleiche Diskothek. Jedenfalls hatten wir uns dann doch zusammengefunden, um eine gemeinsame Sommerferienreise zu unternehmen. Zwei Wochen Südfrankreich.
Jetzt standen wir hier, wie hingestellt und nicht abgeholt, so kam es mir jedenfalls vor. Mein Kopf zuckte leicht. Ich unterdrückte den Zwang, anstatt ihm nachzugeben. Das führte meist zu noch stärkeren Tics.
Wir teilten uns ein Appartement. Die meisten Räumlichkeiten bestanden aus Zweibettappartements. Sie standen entweder in einer Reihe oder waren im Winkel verbaut.
An diesem Abend trafen sich alle Jugendliche, die an dieser Reise teilnahmen, zum Abendbrot. Man lernte sich langsam kennen, ging aber noch eigenen Beschäftigungen nach.
Georg und ich richteten uns in unseren zugewiesenen Räumlichkeiten ein. Den Sonnenuntergang über dem Meer bestaunte ich von einem kreisförmigen Atrium, das an seiner, dem Meer zugekehrte Seite, offen war.
Als ich die Augen am nächsten Morgen öffnete, war der Raum hell erleuchtet. Die Sonne strahlte bereits und der Himmel war wolkenlos. Mein Mitbewohner Georg war nicht mehr in seinem Bett. Ich hatte die Nacht schlecht geschlafen. Die neue Umgebung und das Nichtwissen, was in den nächsten Tagen auf mich zukam, machte mir schon zu schaffen. Es war angenehm warm im Zimmer.
Das kleine, angrenzende Bad war nur mit einem kleinen Waschbecken, einer Toilette und Dusche ausgestattet. Mehr passte auch nicht in den Raum.
Nachdem ich mich ausgiebig erfrischt hatte, machte ich mich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum. Die Appartements, rechteckige und quadratische Räume, mit bis zu zwei Etagen übereinander, ließ ich links liegen und kam an ein zentrales, einstöckiges Gebäude. Hier wurde das Frühstück eingenommen.
Ein Vieleck aus Holz –und Steinbänken war vor dem Eingange im Boden eingelassen und konnte als Versammlungsort genutzt werden.
Überall war als Bodenbelag feiner Sand vorhanden. Sand, der in der gleichen Form sich bis zu dem 200 Meter entfernten Strand ausbreitete.
Auf dem Weg zum Frühstück begegneten mir zwei Mädchen und ein anderer Junge. Anstatt zusammen in den Gemeinschaftsraum zu gehen, gingen sie ohne Begrüßung oder sonst ein Wort miteinander zu reden, getrennt weiter.
Georg erwartete mich bereits am Tisch. Aber was war das für ein Tisch. Der ganze Raum bestand quasi nur aus einem Tisch. Die Tischplatte war gerundet und auf zwei Seiten offen. Man saß beidseitig im Halbkreis. Georg hatte sich rechts außen platziert. Viele Plätze waren noch frei. Man konnte direkt durch die ganz verglaste Wand nach außen sehen.
Vor der Wand war eine Art überdachte Veranda mit weiteren Sitzmöglichkeiten. Etwas weiter draußen schloss sich dann das Vieleck aus Holz –und Steinbänken an. Ich bediente mich am kalten Buffet und nahm mir Croissant, Baguette, Käse und Café au Lait, also ein richtiges französisches Frühstück.
„Hört mal alle her. Nach dem Frühstück treffen wir uns vor dem Gebäude. Dort bei den Holzbänken. Wir besprechen dann den weiteren Tagesablauf."
„Das war einer der Betreuer, Georg war immer bestens informiert. „Bin ja mal gespannt, was sie für ein Programm für uns haben.
Als wir beide am Versammlungsort eintrafen, war schon kein Sitzplatz mehr frei. So mussten wir in der zweiten Reihe stehen.
Es wurde vereinbart, sich in einer halben Stunde hier in zwei Gruppen zu treffen. Die eine Gruppe sollte die nahegelegene City erkunden und Gruppe Zwei wollte schwimmen gehen.
Georg und ich waren Gruppe Zwei zugeteilt. Obwohl ich liebend gerne mit der ersten Gruppe gegangen wäre. Die Einteilung war jedoch auch personenabhängig und diese wurden von den Betreuern bestimmt.
Am kommenden Tag sollte dann getauscht werden. Mit offenem Hemd und nur mit der Badehose bekleidet trafen Georg und ich am vereinbarten Treffpunkt ein.
„Kommt ihr endlich. Es ist schon bald Mittag und wir stehen hier immer noch dumm herum."
„Immer sachte