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Sardinien - Das Herz schlägt langsam
Sardinien - Das Herz schlägt langsam
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eBook466 Seiten6 Stunden

Sardinien - Das Herz schlägt langsam

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Über dieses E-Book

In diesem dritten Band der Sardinien-Reihe geht es um neue Erfahrungen und Erlebnisse, die ein Leben auf dieser schönen Insel mit sich bringt.
Die Schatten der Vergangenheit haben sich aufgelöst, alte Probleme wurden bewältigt, und alles bewegt sich inzwischen in ruhigeren Bahnen. Es bleibt mehr Zeit, das Glück, in diesem Naturparadies zu leben, noch intensiver zu genießen.
Auch wenn Überraschungen nicht ausbleiben oder neue Hindernisse auftauchen, werden sie jetzt doch wesentlich gelassener gesehen.
Zudem wird endlich das Rätsel um den immer wiederkehrenden Traum gelöst.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum6. Jan. 2021
ISBN9783347008489
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    Hier kommt Sardinienfeeling pur auf, eigentlich lese ich lieber, aber trotzdem super!

Buchvorschau

Sardinien - Das Herz schlägt langsam - Carlotta Renzo

September 2014

Nachdem wir den Notartermin Mitte September 2014 gut hinter uns gebracht hatten und nun stolze Besitzer von insgesamt mehr als 6 ha Land waren, hatten wir die Voraussetzung geschaffen, alle unsere alten Probleme in den Griff zu bekommen!

Der September war in diesem Jahr immer noch ungewöhnlich heiß - am 22.9. hatten wir 38 Grad auf dem Thermometer - im Schatten auf der Veranda! Wir entschlossen uns spontan, an diesem Tag noch eine Bootsfahrt zu unternehmen; auf dem Meer bei entsprechend Fahrtwind würde es sicher viel angenehmer sein.

Unser Mittagessen verlegten wir auf einen etwas früheren Zeitpunkt und packten danach gleich unsere Sachen ins Auto, um zum Hafen zu fahren. Bei strahlend blauem Himmel machten wir das Boot startklar, warfen Handtücher und Badezeug hinein, verstauten alles gut und liefen langsam aus. Eine leichte Brise begleitete uns.

Außerhalb des Hafens kam uns ein kleines Segelboot entgegen, dann noch ein gommone. Wie es ausgerüstet war, ließ unschwer erkennen, dass die beiden jungen Männer auf dem Boot beim Angeln gewesen waren und nun ihre Ausbeute heimbrachten. Wir waren schon oft gefragt worden, ob wir zum Fischen aufs Meer hinausfahren, aber weder Roberto noch ich hatten daran Interesse. Roberto antwortete dann immer: wir ‚angeln’ unsere Fische entweder beim pescatore oder gleich fertig zubereitet im Restaurant!

Es war grandios auf dem Meer - schon auf den ersten beiden Meilen fühlten wir uns richtig erfrischt, der Fahrtwind zauste die Haare, und wir atmeten die salzhaltige Luft tief ein - das Meer war heute glatt und ruhig, nur eine leichte Gischt vom Bug her spritzte ab und zu bis ins Boot. Schnell gelangten wir an eine unserer Lieblingsbuchten, wo wir ankern wollten, um ein paar Runden zu schwimmen. Zwischen den Felsen war das Wasser angenehm und warm! Ich liebte das kristallklare Wasser und den felsigen Untergrund, teils mit dunklem Moos bewachsen. Oft konnte ich beobachten, wie sich kleine Fische im Wasser tummelten.

Die meisten Touristen, aber auch viele Einheimische bewegen sich fast nur im seichten, warmen Wasser nahe am Strand und entsprechend aufgewühlt ist der Sand - kein Vergleich zu den felsigen Buchten. Auch an ein erfrischendes Bad war dort nicht zu denken, denn das Wasser hatte im Hochsommer richtige ‚Badewannen-Temperatur’… Erst in einigen Hundert Metern weit draußen konnte man das kühlere Wasser auf der Haut spüren, das Entspannung und vollen Genuss versprach.

Heute war ein wirklich wunderbarer Sommertag - leider hatte der Wetterbericht für den nächsten Tag bereits Gewitter angesagt! Gut, dass wir diesen Nachmittag noch ausgenutzt hatten. Als die Sonne schon etwas tiefer stand, wurde es langsam Zeit, uns auf den Rückweg zu machen, denn eine gute Stunde mussten wir bis zur Ankunft im Hafen einrechnen. Roberto holte den Anker ein, ich warf mir in der Zwischenzeit ein langes T-Shirt über und startete dann den Motor. In gemäßigtem Tempo ließ ich das Boot aus der Bucht gleiten, beschrieb dann einen großen Bogen ins offene Meer hinaus und nahm weiter Fahrt auf. Ich genoss es immer sehr, am Steuer zu sein und fühlte mich richtig gut als capitano…

Nachdem wir wieder in den Hafen eingelaufen waren, sahen wir zu unserer Linken gerade ein anderes Boot an der Mole, wo sich auch die Tankstelle befindet. Spontan beschlossen wir, unser Boot auch gleich betanken zu lassen. Wir mussten nicht warten, denn der Tankwart war gerade fertig geworden, und das Boot vor uns drehte ab. Auf diese Weise konnten wir am nächst möglichen, sonnigen Tag sofort wieder losfahren, ohne uns erst damit aufzuhalten, jemandem von der Hafen-Crew an den Tankplatz zu bitten. Gewöhnlich war dieser außerhalb der Saison nicht permanent besetzt, und so nahm das Tanken doch immer etwas Zeit in Anspruch.

Danach fuhren wir an unseren Liegeplatz, wo wir das Boot vertäuten, Tasche und Handtücher von Bord holten und alles ins Auto packten. Nach kurzer Überlegung waren wir uns einig, noch einen Halt an der der Bar am Hafen einzulegen, um uns einen aperitivo zu gönnen - Roberto bestellte sich ein Ichnusa cruda und ich einen ‚Spritz’ - die Bedienung servierte uns dazu ein paar kleine Pizza-Häppchen.

Luciano war heute Abend anscheinend gar nicht da, aber seine Frau kam an unseren Tisch und sagte uns, dass sie am Morgen ein paar frisch gefangene cappone (Knurrhahn) von einem der Fischer bekommen hätten. Falls wir Lust hätten, würde sie uns einen der größeren davon zum Abendessen zubereiten - im Ofen gedünstet, mit Oliven und frischen kleinen Tomaten sowie einigen Kartoffelstückchen. Das klang gut!

Zwar hatten wir eigentlich vorgehabt, zuerst nach Hause zu fahren, um zu duschen und uns umzuziehen vor dem Essen - aber es war immer noch warm genug an diesem Abend, und so änderten wir kurzfristig unser Programm. Notfalls konnte ich immer noch die beiden Windjacken aus dem Auto holen, wenn es uns später auf der Veranda des Restaurants zu kühl werden sollte.

Inzwischen war Danilo vom Einkaufen im Ort zurückgekommen und begann gleich, die Tische einzudecken und die ersten Gäste, die zusammen mit uns gekommen waren, zu bedienen. Wie üblich brachte er uns ein Schälchen mit Oliven, mariniert in Olivenöl, Knoblauch und Petersilie, dazu eine Flasche Wasser und unseren Lieblings-Vermentino von der Cantina Argiolas, gut gekühlt und stellte alles auf den Ecktisch der Veranda, der schon seit langem unser Stammplatz geworden war.

Zur Vorspeise wollten wir nur ein paar Kleinigkeiten - vor allem angesichts der Portion Fisch, die uns danach erwartete. Danilo schlug vor, uns eine bottarga mit sedano, ein paar Tomatenscheiben mit alici und capperi und einige marinierte Garnelen zu bringen.

Perfekt, einverstanden! Als wir mit dem Hauptgang fertig und mehr als gesättigt waren, kam ein leichter Wind auf, der sich aber aufgrund der immer noch warmen Temperatur nicht unangenehm anfühlte.

Eine Weile blieben wir nach dem Essen noch sitzen, plauderten mit den Tischnachbarn und beobachteten die sich im Wind bewegenden Masten der Segelboote im Hafen, bevor es dunkel wurde. Gegen 23.00 h machten wir uns auf den Heimweg - es war immer noch 26° warm…

Zu Hause begrüßten uns die Katzen bereits am Tor - sie warteten heute schon ziemlich lange darauf, dass es endlich noch etwas zu fressen geben würde. Schließlich kam es öfter vor, dass wir von solchen Ausflügen irgendwelche leckeren Reste mitbrachten. Leider war es heute nicht der Fall, was sie - wie man ihnen anmerken konnte - ausgesprochen schade fanden!

Nach Monaten der Trockenheit und für die jetzige Jahreszeit eigentlich zu warmen Temperaturen braute sich am nächsten Tag gegen 17.00 h am Himmel etwas richtig Unheimliches zusammen: zuerst färbte er sich grau, dann zogen immer dunklere, schwärzere Wolkenungetüme auf, die sich nach einiger Zeit mit einem fahlen, in schmutziges Gelb wechselnden Farbton zu mischen schienen. Eine unwirkliche, fast gespenstische Stimmung kam auf, bis sie von einem grellen Blitz und dem kurz darauf krachenden Donner schlagartig aufgelöst wurde.

Mit den ersten dicken Tropfen, die herunterprasselten, kamen auch schon die Hagelkörner - manche mit 1 bis 2 cm Durchmesser. In 10 Minuten war der Boden zentimeterdick mit einem weißen, körnigen Teppich bedeckt. Der ganze Spuk war nach kurzer Zeit wieder vorbei, aber auch wenn die Hagelkörner nicht extrem groß waren, wussten wir doch, dass die Oliven an den Bäumen sicher Schaden genommen hatten.

Nachdem endlich auch der darauffolgende starke Schauer in einen sanften Regen übergegangen war, machten wir eine erste Schadensaufnahme im oberen Bereich des Geländes: Ein Teil der Oliven war leider abgefallen und viele der noch am Baum hängenden Früchte hatten beschädigte Stellen, an denen sie von den Hagelgeschossen getroffen worden waren. Schade, so kurz vor der Ernte hätte das wirklich nicht sein müssen, zumal wir den Eindruck hatten, dass dieses Jahr mit einer ganz guten Ernte zu rechnen war… Nun - wir würden ja bald sehen, inwieweit sich dieses heftige Unwetter darauf ausgewirkt hat! Den Regen konnten wir auf alle Fälle gut gebrauchen.

Der 26. September war ein guter Tag, der mir ganz sicher positiv in Erinnerung bleiben würde, denn heute gab es gleich zwei Gründe zum Feiern: Unser Projekt für den Hausanbau mit Unterkellerung, der ‚Umwidmung’ des bestehenden Kellers (der bis dato offiziell immer noch als Wasserrückhaltebecken galt), die nachträgliche Genehmigung für die Verglasung der Veranda und die Umwandlung der restlichen ‚Lagerräume’ im Haus in offizielle Wohnräume war vom geometra fertig gemacht, bei der Kommune präsentiert und der Eingang dort protokolliert worden. Jetzt hieß es also ‚nur’ etwas warten, um mit den Bauarbeiten anfangen zu können… Wir rechneten allerdings nicht damit, dass es unter 6 Monaten so weit sein würde! Aber immerhin - es ging vorwärts!

Zum anderen überbrachte uns der Geologe die Autorisation für das Bohren des Brunnens im neuen Gelände; das hatte aufgrund der Ferienzeit im August und der üblichen Bürokratie doch tatsächlich 2 Monate gedauert, nachdem wir den Antrag gestellt hatten. Wir waren schon ziemlich neugierig - eine solche Aktion hatten wir noch nie mit eigenen Augen gesehen.

Trotz der beiden guten Nachrichten - ein Grund zum Ausruhen war das absolut nicht, denn es gab noch genügend andere Arbeiten. Die Einzäunung des untersten Grundstücks fehlte in großen Teilen immer noch, aber mit einem provisorischen Zaun wollten wir wenigstens verhindern, dass sich Unbefugte wie Jäger, Pilzsammler oder sonstige Gestalten dort herumtreiben können.

Am 27.9. fingen wir also an, auf diesem Gelände stückweise immer ein paar Meter Zaun aufzustellen, vor allem dort, wo wenig Gebüsch war und meterlange offene Stellen das Eindringen leicht machten. Ganz unten zwischen wildem Gestrüpp, hohen Büschen und größeren Bäumen konnten wir kaum etwas tun, denn abholzen wollten wir dort nicht. So war es ziemlich mühsam, nur die leichter zugänglichen Stellen mit Pfosten und Zaungeflecht zu verschließen. Aber vielleicht ließen sich dadurch wenigstens die Zweibeiner abhalten, einzudringen - ab morgen war die Jagdsaison eröffnet, und die Knallerei ging wieder los…

Jahrelang, vielleicht sogar jahrzehntelang hatten die Jäger hier ihrer Leidenschaft nachgehen können, ohne von irgendjemandem dabei behelligt zu werden. Die Hirten hatten nichts dagegen, luden sie doch zuweilen die Jäger sogar ein, ihre Beute bei ihnen zu schlachten, gemeinsam am Spieß zu braten und zu verspeisen. Nachdem wir das Grundstück gekauft und provisorisch eingezäunt hatten, fing der Ärger für beide Seiten an. Es würde sicher nicht einfach werden, die cacciatori davon zu überzeugen, dass dieses Gelände jetzt nicht mehr zur Verfügung stand, um Kaninchen, Rebhühner und anderes Getier zu jagen.

Die Wildschweine würden wir allerdings kaum daran hindern können, weiter auf dem Grundstück ihre unzähligen Löcher zu graben und beim Herumwühlen kleinere und größere Steine an die Oberfläche zu befördern. Ich musste also immer zuerst zu Fuß den Weg im Gelände untersuchen und die Steine wegräumen, um dann mit unserem kleinen Traktor mähen zu können. Andernfalls ruinierte ich nur die Messer am Mähwerk.

Giuseppe und seine Frau, Nachbarn unterhalb des Grundstücks von Giovanni, hatten uns beide sowie auch Gisella und Giovanni für Sonntag, den 28.9. zum Essen eingeladen: es sollte zum Ittiturismo nach Feraxi gehen, wo die Familie Orrù mit zahlreichen Schwestern, Brüdern und anderen Verwandten in der Lagune ihre Fischzucht betreibt. Zwar hatte ich schon öfter davon gehört, dass dort Fische verkauft und zu bestimmten Gelegenheiten auch Feste veranstaltet wurden. Bisher waren wir aber noch nie dort gewesen, denn deren Fische konnten wir in einem Laden in San Priamo ebenso frisch kaufen. Leider wurde die Verkaufsstelle vor einiger Zeit aufgegeben.

Giuseppe hatte uns schon vor 2 Jahren zu einem Essen einladen wollen, nachdem das Feuer von seinem Grundstück ausgehend ziemlichen Schaden bei unserem Nachbarn aus Senorbi anrichtete und wir aktiv beigetragen hatten, größeres Unglück zu verhindern. Wir hatten gar nicht mehr an diese Einladung geglaubt.

Unsere Neugier auf den Ittiturismo und das Essen, das dort geboten wurde, war also entsprechend groß. Der lange Raum war einfach eingerichtet, die Tische hatten weiße Tischdecken aus Papier, und einfache Holzstühle waren darum herum gruppiert. An den kleinen Fenstern befanden sich keine Vorhänge und an den Wänden gab es weder Bilder noch andere Dekorationen.

Die Gerichte waren ebenso einfach: ein paar Vorspeisen wie polpo con patate, prezzemolo ed aglio (mit sehr viel Knoblauch), eine Platte mit frittierten ‚mangia tutto’ (winzige Weißfische, die manche tatsächlich mit Kopf, Schwanz und Innereien essen, daher der Ausdruck ‚iss alles’) und eine zuppa di cozze bianco (also Muscheln in Weißwein gedünstet). Danach gab es ravioli mit Fischfüllung (die keinerlei Würze gesehen hatten) und als secondo eine gemischte Fischplatte mit gegrillten orate, seppie und Scheiben vom pesce spada. Alles war absolut frisch, keine Frage, aber meiner Meinung nach schmeckten die Gerichte alle etwas fad, ohne Gewürze oder wenigstens Kräuter zubereitet. Das hätte man besser machen können! Trotzdem, eine interessante Erfahrung war es allemal. Außerdem war ich mir ziemlich sicher, dass es den meisten Sarden, die dort zum Essen kommen, gut oder sogar sehr gut schmeckte, denn sie stehen sowieso nicht so sehr auf gut gewürztes Essen, weder bei Fleisch- noch bei Fischgerichten. In den meisten Fällen reicht Salz…

Oktober 2014

Als ich am 4.10. nach Muravera fuhr, um einige Besorgungen zu machen, erlebte ich schon am Ortseingang eine Motorrad-Invasion - wie ein Hornissenschwarm waren sie plötzlich hier eingefallen - etwa 250 -300 Maschinen parkten inzwischen am Friedhof, an der Tankstelle und belegten jeglichen verfügbaren Quadratmeter im Umkreis von 100 m.

Das Ganze wirkte irgendwie bizarr und fast erschreckend auf mich! Heinz würde sicher leuchtende Augen bekommen bei der Vielfalt der Motorrad-Marken, die hier versammelt waren. Wahrscheinlich hätte er auch gleich angefangen, mit den Fahrern zu fachsimpeln.

Heinz und Marlies, unsere Nachbarn aus Deutschland hatten auch in diesem Herbst geplant, wieder für 10 Tage hier zu sein, um Sonne und Wärme zu genießen und uns außerdem bei der Olivenernte zu helfen. Sie hofften sehr, dass es dieses Mal zeitlich klappen wird. Ein paar Ausflüge würden wir aber sicher trotzdem unterbringen.

Schon am nächsten Tag, dem 5.10. war ihre Ankunft per Flugzeug geplant, und wir holten sie in Elmas ab. Auf dem Weg vom Flughafen über die Küstenstraße machten wir gleich einen Abstecher nach Villasimius. Leider waren viele Lokale und Geschäfte um diese Zeit in der Nachsaison schon geschlossen, aber wir hatten durch einen Hinweis von Freunden im Zentrum ein Restaurant gefunden, wo man uns zwar keine besonderen Vorspeisen, aber immerhin einen lecker zubereiteten Wolfsbarsch servierte. Unsere Gäste ließen sich noch eine crema catalana, die wirklich gut war, schmecken.

Aber der uns angebotene Mirto war leider nicht nach meinem Geschmack (der Alkohol überdeckte alles); da war ich verwöhnt, und zudem konnte ich selbst einen besseren herstellen - wie einige unserer Freunde, die ihn schon probiert hatten, bestätigten.

Anschließend ging es von Villasimius über Castiadas auf die neue SS 125 bis nach Hause, wo wir im benachbarten Ferienhäuschen alles für die Gäste vorbereitet hatten. Die ersten beiden Tage ihres Aufenthalts nutzten wir noch zum Baden im Meer, zum Relaxen am Strand und den Besuch in der Strandbar.

Außerdem hatten wir uns einen Ausflug ins Restaurant ‚Maklas’ direkt am Meer bei Cala Sinzias vorgenommen, wo wir bereits einmal im Sommer mit Annegret gewesen waren. Die Anlage beeindruckte auch unsere Gäste: das Restaurant, eher ein übergroßer Kiosk aus weiß gestrichenem Holz mit überdachter Veranda befand sich direkt auf dem Sandstrand; die Korbstühle an den Tischen erzeugten ein heimeliges, aber trotzdem modernes Ambiente. Ringsherum im Sand, wenige Meter zur leichten Brandung, waren Liegen und kleine Tische mit Sonnenschirmen aufgestellt. Man konnte sich dort nach dem Baden im Meer gleich die Cocktails zur Liege bringen lassen.

Die Menü-Karte war im Vergleich zum Sommer allerdings ziemlich ausgedünnt; wenigstens konnten wir spaghetti con vongole e bottarga und als Hauptgericht eine gegrillte orata ordern. Dafür gab es ein absolut einmaliges Dessert: eine luftige Schoko-Kokos-Torte, die alle begeisterte. Nach dem espresso und einem Aranciù von Bresca Dorada verabschiedeten wir uns, nicht ohne zu fragen, wie lange sie im Herbst noch geöffnet haben würden. Erstaunt hörte ich, dass sie in diesem Jahr versuchen wollten, bei schönem Wetter und entsprechendem Zuspruch seitens der Gäste die Anlage ganzjährig zu bewirtschaften. Das würde mich wundern, denn so nahe am Meer und bei Wind und Wetter stellte ich mir das schwierig vor.

Nach den paar Tagen, in denen wir jegliche Arbeit von unseren Freunden ferngehalten hatten, war es Heinz, der nun endlich etwas ‚in Angriff’ nehmen wollte. Gut, wenn er unbedingt etwas tun musste - nur los! Arbeit gab es genügend…

Am 7.10. nach dem Frühstück wurde beschlossen, uns nun gemeinsam wieder den Zaun im untersten Teil des neuen Grundstücks vorzunehmen, wo es noch Stellen gab, die nicht optimal geschlossen worden waren. Mit Hilfe unserer deutschen Nachbarn schafften wir, etwa 30 Meter Zaun zu setzen, diesmal auf der Westseite, wo man sich teilweise noch sehr leicht Zugang verschaffen konnte.

Allerdings war das Vorhaben auch hier ziemlich schwierig, da wir weder große Büsche und Bäume noch eine vorhandene, aber zum Teil eingefallene Trockenmauer, die die Grenze zu den Nachbarn bildete, entfernen wollten - also mussten wir den Zaun irgendwie dazwischen befestigen.

Trotzdem kamen wir nicht umhin, wenigsten einige der Büsche soweit zu stutzen und kleinere Wurzeln zu entfernen, damit wir überhaupt mit dem Zaunsetzen loslegen und die bereit gelegten Eisenpfosten in die steinige Erde vor der Trockenmauer einklopfen konnten. Der kürzlich erstandene, massive und schwere Hammer, leistete dabei gute Dienste. Allerdings war es harte Arbeit, auf einer Bockleiter stehend, den schweren Hammer auf die Pfosten zu wuchten. Die beiden Männer wechselten sich daher immer wieder ab. Wir Frauen sammelten die teils herabgestürzten und überall herumliegenden Steine der Trockenmauer und bauten sie wieder auf. Die Größe und das Gewicht mancher Steine zeigte uns schnell, wo unsere physischen Grenzen lagen - die Arbeit war mühsam und anstrengend!

Endlich konnte dann der Spanndraht in drei Ebenen gezogen und anschließend der 1,80 m hohe Zaun daran befestigt werden. Eine schweißtreibende Arbeit - am Schluss waren wir nicht nur alle müde sondern auch ziemlich zerkratzt von den teils stacheligen Büschen…

Auch der Magen war inzwischen nicht mehr zu überhören, denn mittags hatten wir uns nur eine kleine Brotzeit gegönnt!

Wir räumten noch das Werkzeug und die Leiter auf und brachten alles auf dem kleinen Hänger des trattorino ins weiter oben liegende gut eingezäunte Grundstück, wo die Diebstahlsgefahr geringer war als hier!

Nachdem alle geduscht und umgezogen waren, beschlossen wir, unsere fleißigen Helfer zum Essen bei Marina Giò unten am Strand von San Giovanni einzuladen. Sie stürzten sich mit großem Appetit auf die Vorspeisen aus dem Meer, auf das risotto allo scoglio (dem Heinz mit einer Unmenge an olio piccante die gewünschte Schärfe verpasste) und die große Platte mit gegrillten Fischen und Meerestieren. Verständlicherweise wurde auch dem leicht spritzigen Hauswein, einem einfachen Vermentino, ordentlich zugesprochen. Selbst ein Dessert verputzten die beiden noch. Nach espresso und Mirto ‚aufs Haus’ machten wir uns auf, um nach Hause zu fahren. Für den nächsten Tag sollten wir gut ausgeruht sein.

Am Morgen des 8.10. starteten wir bereits um 8.30h zu siebt mit der Olivenernte - auch dieses Jahr wurde wieder alles per Hand gepflückt! Mittlerweile hatten wir in unserem neuen Gelände einen schönen Platz unter den Johannisbrotbäumen vorbereitet, wo wir alle gemeinsam essen können. Ein langer Tisch mit Eisenstühlen war für die Helfer aufgestellt, und ich organisierte an diesem ersten Tag verschiedene Sorten von Pizza für alle. Dazu gab es einen bunten Salat und 5 Liter leichten, weißen Landwein (im Karton mit rubinetto) sowie einen Karton Ichnusa cruda (sardisches Bier). Der Wein war im Nu geleert, und auch das Bier ging schnell zur Neige - der Durst war ganz offensichtlich ziemlich groß gewesen.

Die Helfer machten sich nach dem Essen wieder an die Arbeit, während ich das Geschirr abräumte und alles im Musso verstaute. Meine ‚externe Küche’ unter den alten carrubi war noch nicht in gewünschtem Maße betriebsbereit, sodass ich alles vom Haus oben herunter und nach dem Essen wieder nach oben transportieren musste. In meiner Vorstellung sollten baldmöglichst nicht nur ein paar gemauerte ‚Schränke’ sondern auch eine Spüle, ein Grill, eine Kaffeemaschine und ein Kühlschrank hier zur Verfügung stehen.

9. 10. Der zweite Tag der Olivenernte! Gabriela und Martin wollten ursprünglich auch beim Pflücken mithelfen, aber leider klappte es nicht, weil sie an diesem Tag Handwerker erwarteten. Sie würden versuchen, beim nächsten Mal dabei zu sein.

Trotzdem konnten wir gegen Abend feststellen, dass wir mit dem Pflücken der Oliven gut vorwärts gekommen waren; dieses Jahr sah es nicht so schlecht aus wie im vergangenen Herbst, wo uns die Olivenfliege einen großen Teil der Ernte ruiniert hatte. Zwar war ein Teil der Oliven vom Hagel Ende September etwas angeschlagen, aber es war nicht so schlimm wie befürchtet, vor allem nicht, wenn die Oliven schnell genug zur Mühle gebracht wurden.

Den ersten Teil der Ernte lieferten wir noch am gleichen Abend beim frantoio an. Luca hatte sich angeboten, das zu übernehmen, nachdem die vollen Kassetten auf dem Musso verladen worden waren. Er brachte uns von der Mühle nicht nur den Beleg über das erzielte Ergebnis mit - 186 kg Oliven - sondern auch den Behälter mit 28 Liter Öl - ein schöner Anfang!

Am Nachmittag war ganz unerwartet der Chef der Brunnenbaufirma bei uns vorbeigekommen. Er wollte sich selbst ein Bild machen von der Lage, wo wir Wasser vermuteten und bohren lassen wollten und hatte auch schon alle Unterlagen mitgebracht. Er bot sich an, die Anzeige für den Beginn der Bohrarbeiten beim zuständigen Büro in der Regionalregierung in Cagliari für mich zu erledigen. Dann verabschiedete er sich, nicht ohne uns Komplimente für Pflege und Gestaltung unseres Gartens zu machen.

Wir vereinbarten, dass ich ihn am kommenden Montag anrufen würde, um den Termin für die Bohrung noch für die gleiche Woche festzumachen. Er musste sich damit etwas gedulden, da wir warten wollten, bis unsere deutschen Nachbarn abgereist waren. Schließlich waren sie nicht nur zum Arbeiten gekommen, sondern wollten noch ein paar Ausflüge machen und vor allem so oft wie möglich mit uns ans Meer fahren. In diesen Tagen war es immer noch sommerlich heiß mit Temperaturen bis über 30 Grad…

Gegen Mittag am Freitag 10.10. hatten wir immerhin Oliven für weitere 15 Kassetten gepflückt; die meisten waren ziemlich voll und damit schwer geworden - mindestens 25 kg pro Kassette. Ich rief in der Mühle an, und man sagte mir, dass wir noch am gleichen Nachmittag kommen könnten - wir müssten allerdings noch vor 16.00 h dort eintreffen.

Das konnten wir schaffen; wir sammelten die überall im Gelände abgestellten Kassetten ein, luden sie auf den Hänger, und erneut ging es mit dem Musso los nach Maracalagonis, ca. 50 km entfernt. Dass der Hänger keine aktuelle TÜV-Plakette mehr hat, sollte hier niemanden stören. Wir hatten weder große Lust noch Zeit gehabt, den Hänger nur deswegen leer nach Deutschland zu ziehen und wieder zurückzubringen! Schließlich war er ziemlich neu und kaum benutzt worden. Die Reifen hatten wir vorher sicherheitshalber gründlich gecheckt…

Nachdem die Olivenkisten in die großen Behälter der Mühle umgefüllt worden waren und auf der Waage standen, war klar, dass wir immerhin 672 kg Oliven gepflückt hatten. Nachdem es etwa 2 Stunden dauern sollte, bis unsere Oliven zum Pressen drankamen, fuhren wir in die Bar / Bisteccheria, die wir auf dem Wege zur Mühle gesehen hatten.

Der kleine Imbiss aus gegrilltem Gemüse, etwas salsiccia und prosciutto crudo sowie leicht geröstetem Weißbrot war sehr gut. Als wir zur Kasse gingen, um zu bezahlen, fiel mir auf, dass in einem Nebenraum auch Obst und Gemüse aus eigenem Anbau verkauft wurde. So nahm ich noch etliche peperoni, melanzane, pomodori sowie zwei Knollen Knoblauch mit. Das würde gegrillt eine gute Beilage zum maialetto vom Spieß am nächsten Tag bei Giovanni sein.

Danach fuhren wir zur Mühle zurück, um die mittlerweile mit unserem Olivenöl gefüllten Behälter abzuholen: immerhin 99 Liter hatten wir produziert! Mit den leeren Kassetten auf dem Hänger und den vollen Ölbehältern im Musso ging es wieder nach Hause.

Am 11.10. pflückten wir - inzwischen nur noch zu viert - einen halben Tag lang Oliven bei Giovanni, der in diesem Jahr einen Großteil mit einem speziellen Rüttelrechen erntete. Der Rest musste dann per Hand nachgearbeitet werden, ebenso die Bäume, die nur sehr wenige Oliven trugen.

Das Gerät zum Ernten hatte ein Freund von Giovanni zur Verfügung gestellt - es funktionierte sehr gut, wie ich fand. Auch Roberto war äußerst interessiert daran. Strom erhielt der abbacchiatore von einer Autobatterie mit langem Kabel, die immer versetzt werden musste. Bei dieser Art zu ernten mussten natürlich große Netze unter den Bäumen ausgelegt werden, in denen sich die herunterfallenden Oliven sammelten.

Roberto und ich überlegten danach, ob sich für uns die Anschaffung eines solchen Rüttelrechen lohnte, denn von Jahr zu Jahr würde es schwieriger werden, per Hand die großen Mengen an Oliven schnell genug zu ernten, um sie am gleichen oder spätestens nächsten Tag zur Mühle zu bringen. Ein weiterer positiver Effekt wäre, dass wir weniger abhängig von der Anzahl der Helfer beim Pflücken sein würden.

Nachmittags waren wir mit unseren deutschen Nachbarn am Meer - eine Runde schwimmen und relaxen. Gegen 17.00 h erhielt ich den erwarteten Anruf von Sergio, Chef und Kapitän der Minicrociera Helios in Arbatax, dass es für morgen, Sonntag, klappen würde mit der Bootsfahrt entlang der Küste der Ogliastra. Diesen Ausflug hatte ich unseren Helfern aus Deutschland sowie Luca und Francesca versprochen. Wir selbst hatten diese Bootsfahrt schon öfter gemacht in den letzten Jahren - aber es war immer wieder ein schönes Erlebnis.

Am Abend packten wir noch alles zusammen; Badesachen, Sandschlappen, Handtücher sowie zusätzlich Trekkingschuhe (für den Fall, dass wir wieder an der Cala Goritze ein Stück Richtung Baunei nach oben wandern konnten). Außerdem war es sinnvoll, mit vernünftigen Schuhen in die Grotta del Fico zu gehen, da es auf den Stufen und Eisengittern aufgrund der feuchten Luft immer etwas glitschig war.

Am nächsten Morgen starteten wir mit zwei Fahrzeugen bereits um 6.30h, um rechtzeitig am Hafen in Arbatax zu sein, vor allem auch, um noch genügend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück in der Bar dort zu haben. Luca und Francesca hatten auch ihre kleine Tochter Serena dabei, die schon ganz aufgeregt und gespannt war - eine solche Bootsfahrt hatte sie noch nie gemacht.

Am Hafen angekommen parkten wir die Autos und liefen zur Bar, wo wir cappuccino, doppelten espresso und frisch gebackene Nusshörnchen bestellten. Wir mussten ein paar Minuten warten, bis das Gebäck aus dem Ofen kam. Danach schlenderten wir Richtung Mole, wo das große Boot von Sergio lag.

Insgesamt waren an diesem Tag nur 14 Personen an Bord. Das Meer war etwas unruhig am Morgen, und so änderte Sergio kurzerhand das ursprüngliche Programm ein wenig. Wir fuhren eine Bucht an der kleinen Felseninsel kurz hinter Arbatax an, wo wir auf der innen gelegenen Seite die Nester der gabbiani (Möwen) sehen und auf der dem Land zugewandten Seite die Madonna der Seeleute hoch oben auf dem Felsen grüßen konnten.

Weiter ging es nach Norden, immer nahe an der Steilküste der Ogliastra, wo man äußerst interessante Felsformationen in den unterschiedlichsten Farbgebungen bewundern kann - manchmal hatte man den Eindruck, als hätte sich ein Maler mit einem Riesenpinsel dort zu schaffen gemacht. Von senfgelben, rostroten, hellgrauen bis antrazith-farbenen oder gar schwarzen Längsstreifen war an den schroffen, hohen Felswänden alles vorhanden.

Schade nur, dass die Sonne sich an diesem Tag immer wieder nur kurz sehen ließ. Bei einem kurzen Ausflug mit dem gommone in eine der unterspülten Grotten konnten wir nicht nur ungewöhnliche vom Meer in Jahrtausenden ‚bearbeitete’ Felsen, sondern auch eine unglaubliche Transparenz und Farbintensität des Wassers unter uns in allen möglichen Blau- und Türkistönen bewundern; faszinierend und beeindruckend, diese Schönheit der Natur hier!

Gegen Mittag kam endlich die Sonne wieder ganz durch und wärmte uns mit ihren Strahlen auf. Das Boot legte kurz an einer der vielen wunderschönen Buchten an, um uns aussteigen zu lassen - wir hatten eine gute Stunde Zeit, im Meer zu plantschen oder zu schwimmen.

Dann näherte sich Sergio mit dem Boot wieder der Bucht, um uns über die ausgelegte Leiter zurück an Bord zu holen. Schnell ging es hinaus aufs Meer, bis das Boot erneut näher an die Felsen fuhr. Sergio lenkte es in eine sehr kleine, windgeschützte Bucht, wo das Boot von der Crew an drei Seiten an den Felsen - teils über und teils unter Wasser - festgemacht wurde.

Hier sollten wir das Mittagessen serviert bekommen, und alle waren gespannt darauf. Trotz der doch sehr kleinen Kombüse gab es ein mehrgängiges Menü - spaghetti allo scoglio mit allem möglichen Meeresgetier, danach fritto misto di pesce, und auch eine Nachspeise durfte ebenso wenig fehlen wie der obligatorische Mirto. Die Crew räumte die Tische ab und löste dann die Taue von den Felsen, bevor das Boot wieder ablegte und aufs offene Meer hinausfuhr.

Das nächste Highlight war der Besuch der Grotta del Fico - ein absolutes Muss an dieser Küste - die Grotte besteht aus mehreren größeren Höhlen mit zahlreichen Stalagmiten und Stalaktiten, die sich in Jahrtausenden teils in künstlerisch anmutende Formen verwandelt hatten. Die einzelnen Höhlen waren durch kleine Gänge und Stege miteinander verbunden sind. Wirklich sehenswert! Die Führung wurde sowohl auf italienisch als auch auf englisch gehalten, und jeder konnte seine Fragen dazu stellen, bevor es wieder ans Tageslicht zurück ging.

Sergio machte mit seinem Boot auch dieses Mal wieder den äußerst gewagten Schwenk in einen sehr schmalen und langen Einschnitt der Steilküste, der an einen nordischen ‚Fjord’ erinnert. Es war immer ein spannungsgeladenes Vergnügen, zuzusehen, wie Sergio das große Boot im Griff hatte und so nahe an den Felswänden vorbei glitt, dass man die Hand danach ausstrecken konnte, um sie zu berühren. Für Badewillige gab es hier einen kurzen Aufenthalt, und sie konnten sogar vom Boot aus ins Wasser springen.

Luca nutzte die Möglichkeit mehr als weidlich aus und konnte gar nicht genug kriegen. Immer wieder kletterte er ein Stück an den aus dem Wasser ragenden Felsen hinauf bis auf einen kleinen Vorsprung, um sich von dort kopfüber in das glasklare, türkisfarbene Wasser zu stürzen. Irgendwann mussten wir ihn fast mit Gewalt dazu bringen, wieder ins Boot zu kommen, damit wir weiterfahren konnten. Die anderen Gäste waren langsam schon ungeduldig geworden.

Auf dem letzten Stück der Rückfahrt wurde dann wie üblich von einem Mitglied der Crew das ‚Restaurant’ für die ‚gabbiani’ geöffnet, und einige der fliegenden Gäste holten sich ihre Happen sogar aus der Hand des Jungen, der sie mit den Resten des Mittagessens fütterte. Wir kannten dieses Schauspiel von unseren vorherigen Ausfahrten; trotzdem - es hatte seinen Reiz nicht verloren. Immer wieder kamen die Möwen angeflogen, machten einen Bogen, nachdem sie einen Bissen erhascht hatten und kamen zurück; sie konnten gar nicht genug kriegen. Erst nach einer Weile, als es offensichtlich nichts mehr gab, drehten sie wieder ab.

Alle hatten natürlich versucht, besonders gelungene Fotos von den Kunststücken der Möwen zu machen, wie sie im Flug immer wieder nach den leckeren Fischresten schnappen. Auch wenn manches davon im Meer landete - kein Problem - sie holten sich die begehrten Leckerbissen problemlos auch von der Wasseroberfläche. Dazu mussten sie nur schnell genug sein, bevor das Futter zu versinken drohte oder ein Konkurrent es vorher erwischte.

Langsam ging es zurück in den Hafen, und Sergio steuerte seinen Liegeplatz an der Mole an. Obwohl es Francesca gegen Ende der Tour wegen der doch ziemlich bewegten See und dem daraus resultierenden Schaukeln des Boots nicht besonders gut ging, war es ein herrlicher Tag. Sobald Francesca wieder festen Boden unter den Füßen hatte, fühlte sie sich gleich besser.

So konnten wir uns noch auf ein Bier in der Bar zusammensetzen, den lauen Abend und die Aussicht aufs Meer genießen und den Tag Revue passieren lassen - ein schöner Ausklang für den erlebnisreichen Tag, bevor wir die Heimfahrt antraten.

Montagvormittag, 13.10. fuhr ich am Wochenmarkt vorbei, um frisches Gemüse und Obst zu kaufen und besorgte anschließend beim Metzger das von uns bevorzugte Stück Kalbfleisch (hier cembalino oder fiocco genannt), um daraus meine Art ‚Roastbeef’ zu machen. Das Fleischstück ist nicht nur besonders zart, sondern hat auch die passende Größe, um daraus 2 große oder heute 4 kleine Portionen zu machen. Zudem eignet es sich hervorragend für die Zubereitung auf unserem Gasgrill, der Lavasteine erhitzt und mit geschlossenem Deckel zum Braten ideal ist. Eingestellt auf die richtige Zeit, je nach Gewicht und Größe, bleibt das Fleisch saftig und innen noch richtig rosa. Zusammen mit gedünstetem Gemüse und einer leckeren Sauce mit Feigensenf war dies heute unser Mittagessen auf der Terrasse - Blick aufs Meer eingeschlossen!

Nach dem Essen hielt es Heinz und Marlies nicht mehr lange auf ihren Stühlen - sie wollten unbedingt noch einen Ausflug ans Meer machen, schwimmen gehen und sich im Sand aalen. Als sie später zurückkamen, konnten wir noch eine Weile draußen sitzen, bis sie in ihr kleines Ferienhaus nebenan liefen, um den Abend auf ‚ihrer’ Terrasse zu verbringen. Wir hatten uns gleich am ersten Tag darauf verständigt, bei diesem Aufenthalt nicht wieder jeden Abend ‚bis in die Puppen’ bei uns auf der Veranda zusammen zu sitzen, wenn wir sowieso schon Tag für Tag gemeinsam arbeiten oder etwas unternehmen. So waren alle auch immer wieder einige Stunden für sich, was die gute Stimmung bis zum letzten Tag aufrecht erhielt. Die Sarden haben zu diesem Thema einen guten Spruch auf Lager: ‚pesci sono come ospiti - dopo 3 giorni puzzano’ (Fische sind wie Gäste - nach 3 Tagen ‚riechen’ sie…).

An diesem Abend gönnten wir uns also nur zu zweit auf der Veranda ein Glas Wein, etwas Käse und Brot, und dabei konnten wir zusehen, wie die untergehende Sonne den Felsen am Torre langsam in ein Licht von blassgelb-roten Farbtönen tauchte. Ein Schauspiel, das wir gar nicht oft genug genießen konnten und das mich an solchen Abenden mit einem unbeschreiblichen Gefühl im Herzen zurück ließ. Und es erklärte, wie viele andere Dinge auch, warum ich hier für immer bleiben wollte…

Zahllose Sterne funkelten heute Nacht in der

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