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Sardinien - Licht und Schatten im Paradies
Sardinien - Licht und Schatten im Paradies
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eBook476 Seiten6 Stunden

Sardinien - Licht und Schatten im Paradies

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Über dieses E-Book

Erzählung mit autobiographischen Elementen über den Start in ein neues Leben, in und mit der Natur, Erfahrungen und Erlebnisse mit den Menschen und der Kultur auf Sardinien, mit unvergesslichen Exkursionen ins Landesinnere, wo es nicht nur zahlreiche archäologische Sehenswürdigkeiten zu bestaunen gibt sondern auch eine Vielfalt an kulinarischen Genüssen auf den Besucher wartet. Es ist ein Buch, das spannend und unterhaltsam zugleich ist und den Leser mitnimmt und für diese Insel begeistert, auch wenn es nicht ohne Hürden und Probleme geht.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum5. Okt. 2016
ISBN9783734554681
Sardinien - Licht und Schatten im Paradies

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    Buchvorschau

    Sardinien - Licht und Schatten im Paradies - Carlotta Renzo

    Einführung

    Den Traum vom Leben im Süden haben viele! Zu oft bleibt es leider nur beim Träumen, denn einen solchen Traum wahr zu machen, bedeutet auch, Veränderungen zu akzeptieren, loslassen zu können, vielleicht sogar auf Familie und Freunde zu verzichten, vermeintliche Sicherheit gegen Unwägbarkeiten oder gar Risiken einzutauschen und vor allem, alte und liebgewonnene Gewohnheiten aufzugeben. Leider ist aber gerade die Macht der Gewohnheit wie ein schleichendes, unsichtbares Gift, das jede Sehnsucht nach neuen Horizonten ausbremst und damit oft auch der möglichen Verwirklichung von Träumen im Wege steht …

    Stets offen und neugierig zu bleiben, eine positive Lebenseinstellung und keine Angst vor Unbekanntem zu haben, kleine und auch große Veränderungen nicht zu fürchten oder gar abzulehnen und vor allem der Wille zu lebenslangem Lernen - das sind die richtigen Voraussetzungen für ein ‚neues, anderes Leben’…

    Wir haben es geschafft und unseren Traum von einem anderen Leben tatsächlich realisiert – nach dem Motto: was immer Du tun willst oder glaubst tun zu können – beginne es… (das vorangegangene Buch mit dem Titel: ‚Sardinien – ein Traum wird wahr’ erzählt ausführlich davon).

    Allerdings waren dabei viele Hürden zu überwinden, vorhandene Pläne an die Gegebenheiten anzupassen, in die Tat umzusetzen und auftretende Probleme zu lösen. Enttäuschungen und Rückschläge blieben auch uns dabei nicht erspart und manche Ideen und Vorstellungen mussten wir wieder fallen lassen, weil sie sich letztendlich nicht realisieren ließen.

    Rückwirkend betrachtet, passierte für uns alles in einem überraschend kurzen Zeitraum: vom ersten Blick auf unser Paradies im Südosten Sardiniens im November 2002 bis zum Zeitpunkt, als wir endlich auch vertraglich alles unter Dach und Fach gebracht hatten, war knapp ein Jahr vergangen.

    Wenn man bedenkt, dass es Monate dauern kann, überhaupt das geeignete Grundstück oder Haus zu finden, das allen Anforderungen hinsichtlich Preis und Lage sowie anderen persönlichen Erwartungen entspricht, war es bei uns doch recht schnell gegangen.

    Aber ohne den unglaublichen Zufall, der unserem Leben so überraschend eine andere Wendung gab, zusammen mit einer guten Portion Glück, wären wir ganz sicher nicht in der Kürze der Zeit so weit gekommen.

    Jetzt waren wir aber mehr als glücklich, dass sich unser Traum schneller verwirklichen ließ als gedacht – auch wenn dies zuerst einige zusätzliche Probleme mit sich brachte! Wir waren noch nicht im Pensionsalter, und unsere Arbeit verlangte nach wie vor ihren Tribut, was sich verständlicherweise auf die verfügbare Zeit auswirkte, in der wir unseren Traum wirklich genießen konnten.

    Dazu kam noch, dass wir nur ein unkultiviertes, von olivastri (wilden Olivenbäumen), einigen lentischio-Büschen und mediterraner macchia bewachsenes Grundstück erworben hatten, das uns enorm viel körperliche Arbeit abverlangte.

    Unmengen an Steinen in allen Größen, mit denen das Gelände übersät war, mussten beseitigt werden. Von manchen Steinen oder gar Felsbrocken ragten nur die Spitzen aus dem Boden. Sie mussten also mehr oder weniger ausgegraben werden, um das Gelände für die Bepflanzung und danach zum leichteren Mähen mit unserem trattorino frei zu kriegen. Es war im wahrsten Sinne zuerst ein sehr steiniges Paradies!

    Aber wir waren sehr stolz darauf, nach vielen Mühen, harter Arbeit und diversen bürokratischen Abenteuern unser ganz spezielles Paradies daraus gemacht zu haben. Der Spruch: ‚Stolz kann man nur auf etwas sein, das Mühe gemacht hat’, passt in unserem Fall sicher ganz besonders… Denn es hat uns wirklich sehr viel Mühe gekostet! Aber es hat sich gelohnt!

    Die 270 Olivenbäume, die wir gepflanzt hatten, belohnten uns erstaunlich schnell mit einer kleinen Ernte, sodass wir schon nach wenigen Jahren unser eigenes Olivenöl produzieren konnten – anfangs waren es nur ein paar Liter, aber von Jahr zu Jahr und zunehmendem Alter der Bäume konnten wir den Ertrag steigern.

    Die Zeit, die wir anfangs auf unserem Gelände verbringen konnten, war ziemlich limitiert: Im ersten Jahr waren uns nur 4 Aufenthalte auf der Insel möglich gewesen, im zweiten Jahr mit geschickter Planung und unter Einbeziehung aller möglichen Feiertage waren wir immerhin fünfmal in unserem Paradies; im dritten Jahr steigerten wir uns sogar auf 6 Aufenthalte, d.h. wir waren etwa alle zwei Monate in der Lage‚ nach dem Rechten zu sehen und mit Kultivierung, Gestaltung und Bepflanzung des Geländes wieder ein paar Schritte weiterzukommen.

    Für 2006 waren die Aussichten für uns dann sogar noch um ein Vielfaches besser geworden, denn HLX, eine neue ‚low cost Airline’, war mit dem Slogan ‚zum Taxipreis nach Italien und Sardinien’ angetreten und hatte damit einen neuen Service, genau passend für uns, gestartet: ab April 2006 sollte zusätzlich zu Olbia nun auch die Hauptstadt Cagliari 3 x wöchentlich angeflogen werden. Das verkürzte unsere Anreise nach Sardinien ab dem Flughafen München bis zu unserem Domizil auf eine gute Stunde. Absolut ideal! Vorher konnten wir im Bedarfsfalle nur auf die teureren Linienflüge via Rom oder Mailand zurückgreifen.

    Zwar hatte es ab Mitte 2005 schon jede Woche 3 Direktflüge von München nach Olbia gegeben, aber das bedeutete für uns auf Sardinien immer noch eine fast dreistündige Anfahrt mit dem Mietwagen, bis wir unser Grundstück im Süden erreichten.

    Trotzdem waren wir aber immerhin schon in der glücklichen Lage, pro Jahr zusätzlich zu unseren 2 – 3 längeren Aufenthalten über jeweils zwei Wochen noch einige Kurzurlaube über verlängerte Wochenenden unterzubringen.

    Bei solchen Reisen wollten wir zwar die wenigen verfügbaren und damit kostbaren Stunden nicht mit Arbeit verbringen, aber wir konnten dann wenigstens nachsehen, ob alles in Ordnung war, die Bewässerungsanlage oder den Zaun überprüfen und andere Kleinigkeiten kontrollieren. Es blieb uns jedes Mal genügend Zeit, in der wir unser Paradies schon richtig genießen konnten. Langsam hatte ich das Gefühl, bei jeder dieser Reisen irgendwie verändert von der Insel zurückzukehren… Als wäre ich ein anderer Mensch, als der, der ich vorher war! Es vollzog sich eine Art innerer Verwandlung; ich wurde viel gelassener, regte mich über bestimmte Dinge weniger auf und konnte auch anderen Menschen mehr Geduld entgegen bringen.

    Dazu kam, dass wir Jahr für Jahr erfreulicherweise mehr Zeit im Süden verbringen, die wohnliche Situation im Haus verbessern, unseren Garten Stück für Stück erweitern und mit vielen Oleanderbüschen und anderen Blütenstauden bepflanzen, immer wieder neue Bäume setzen und sogar einen kleinen Orangenhain anlegen konnten. Und auch den lang gehegten Traum vom eigenen Feigenbaum konnten wir uns jetzt erfüllen. Vom Frühjahr bis in den späten Herbst hinein blühte es in allen Schattierungen von Gelb, Orange und Rottönen, nur unterbrochen von den cremefarbenen Blüten der Oleanderbüsche und einigen lantana. Immer wieder wurden wir von Nachbarn und Bekannten darauf angesprochen – einen solchen Garten würde es weit und breit nicht geben…

    Im Herbst 2007 konnte erst ich selbst und dann ein halbes Jahr später mein Mann in die zweite Phase der Altersteilzeit starten, und so hatten wir die Möglichkeit, mehrmonatige Aufenthalte zu planen und auch gewisse bauliche Veränderungen in Angriff zu nehmen.

    Sicher war es ziemlich gewagt, ohne genehmigtes progetto größere Konstruktionen wie einen Carport für zwei Autos, eine neue, gemauerte Einfahrt oder eine komplette Verglasung der Veranda auf der Nordwestseite des Hauses in Angriff zu nehmen. Unser geometra (Vermessungs- und Bauingenieur) wäre ganz bestimmt von Panik erfasst worden – wenn er es denn zu diesem Zeitpunkt gewusst hätte.

    Nachdem aber während und auch nach Beendigung der ganzen Bauarbeiten monatelang nichts passiert war, gingen wir davon aus, dass sich niemand daran gestört hatte. Weder unsere Nachbarn noch die vorbeifahrenden Hirten oder andere Passanten hatten in negativer Weise reagiert, und wir waren daher beruhigt, dass alles so gut ausgegangen war. Leider mussten wir einige Zeit später feststellen: es war nur die berühmte Ruhe vor dem Sturm!

    Weihnachten 2007

    Nachdem die Weihnachtsfeiertage in diesem Jahr sehr günstig fielen, waren 5 Tage auf der Hütte in den Alpen eingeplant worden. Mit den üblichen drei Familien und deren gesamtem Anhang waren es 18 Personen, und da würde es ganz sicher nicht langweilig werden, egal welches Wetter uns erwartet.

    Erfreulicherweise war bei unserer Ankunft am späten Nachmittag des Heiligen Abend der Kachelofen in der Hütte schon ordentlich angeheizt und die Stube bereits kuschelig warm. Trotzdem gab es erst draußen eine urige Begrüßung: Auf dem kleinen Platz vor der Haustüre hatten die Jungs mit dem vielen Schnee, der vom Eingang weggeschaufelt werden musste, eine eisige Bar aufgebaut, und die Mädels hatten in der Zwischenzeit in der Hütte einen starken Punsch zubereitet. So konnte man es auch vor der Türe in der Kälte eine Weile aushalten, bis es Zeit wurde, drinnen ans Auspacken der Reisetaschen und an die Vorbereitungen fürs gemeinsame Abendessen zu gehen.

    Was die Arbeitsteilung bei der Verpflegung anging, gab es eine gute Vereinbarung: eine der drei anwesenden Familien war jeweils einen bestimmten Tag für sämtliche Arbeiten zuständig, ob Vorbereiten, Kochen oder Spülen. Dafür konnten die anderen den ganzen Tag voll genießen. Freiwillige Helfer waren trotzdem immer gerne gesehen…

    Die Schneeverhältnisse waren dieses Mal ausgezeichnet, und so konnten wir uns an 3 Tagen mit den Skiern richtig austoben. Eigentlich hätten wir uns dies aufgrund der Organisation für den Hüttenaufenthalt nur an zwei Tagen ‚leisten’ können, aber Christina und ihr Mann übernahmen teilweise allein unseren gemeinsamen Part, damit wir wirklich volle drei Tage nutzen konnten. Sie hatten sehr gut verstanden, dass wir ‚Nachhol-Bedarf’ an Wintersport hatten, was wir nicht nur positiv und voller Freude darüber vermerkten, sondern uns auch entsprechend dafür revanchierten.

    Die Tage waren durchwegs klar und sonnig, die Temperatur perfekt, nicht zu kalt und nicht zu warm, um den Pulverschnee zu erhalten, und wir konnten das Skifahren genauso genießen wie die herrliche Aussicht auf die verschneiten Gipfel ringsum. Es waren wunderschöne und sehr erholsame Tage für uns.

    Wir nahmen uns vor, in den kommenden Jahren, sobald wir beide endgültig in Pension sein und Zeit genug haben würden, öfter solche Wochen oder auch nur Wochenenden zu nützen, um kurze Skiferien zu machen. Schließlich würden wir dann ja nicht mehr gezwungen sein, in den Perioden zu gehen, in denen alle unterwegs sind, sondern konnten uns die Werktage und die Nebensaison aussuchen.

    Silvester 2007/ Januar 2008

    Als wir am 29.12. wieder auf der Insel eingetroffen waren, fiel uns zuerst auf, wie viel Wasser die Flüsschen und Bäche auf unserem Weg nach Süden jetzt führten – es hatte anscheinend sehr viel geregnet in den letzten Tagen. Mittlerweile kam zwar die Sonne immer wieder für kurze Augenblicke hervor, aber gleichzeitig fegte ein heftiger Sturm große, graue Wolkenfetzen von Westen her über den Himmel und peitschte das Meer in schäumenden Wellen vor sich her. Besonders heftige Böen erzeugten ganze Streifen von aufwirbelnder Gischt. Selbst mit unserem schweren Geländewagen machte uns der Sturm und vor allem die Böen auf der Fahrt ziemlich zu schaffen. Wir hofften, dass wir nicht allzu viele Schäden auf unserem Gelände haben würden! Irgendwie schien mir das Wetter kein gutes Omen für unsere Ankunft!

    Am Grundstück angekommen, mussten wir zuerst feststellen, dass die Verkleidung mit Natursteinen an den Mauern zur Einfahrt doch nicht fertig geworden war – die Handwerker hatten nur den Teil an der Westseite der Veranda und am Haus hinten gemacht. An der Einfahrt hatten unsere ‚Steinkünstler’ unverständlicherweise mit dem Teil der Mauer, die den Büschen zugewandt und damit eigentlich nicht wirklich sichtbar ist, zuerst angefangen. Diese Einteilung der Arbeit konnte meiner Einschätzung nach nur männlicher Logik entspringen – ich hätte ganz sicher zuerst den Teil fertig gestellt, den man von allen Seiten gut sehen kann… Eine Sache der Ästhetik eben!

    Aber immerhin konnten wir uns darüber freuen, dass die erst vor 3 Jahren gepflanzte nesbolla (Mispelbaum) offensichtlich einen sehr guten Platz gefunden hatte, denn die Zweige waren über und über mit cremeweißen Blüten oder eher ganzen Blütentrauben bedeckt. Also würden wir vielleicht schon in diesem Frühjahr wirklich Früchte ernten können.

    Auf dem Grundstück konnten wir nach einem ersten Rundgang glücklicherweise keine größeren Sturmschäden ausmachen; auch die großen und kleinen Blumentöpfe auf der Terrasse standen noch alle an ihrem Platz. Anscheinend hatte der maestrale in den letzten Wochen nicht so extrem gewütet wie sonst.

    Wir hatten, wie schon in den letzten Jahren, wieder geräucherte Lachsseiten aus Irland mitgebracht, wohl wissend, wie geschätzt gerade der Lachs hier im Süden ist, nicht nur von Giovanni und Gisella. Dieses Mal verabredeten wir uns zum gemeinsamen Lachsessen nicht nur mit ihnen, sondern auch mit unseren Freunden Pia und Gianni. Leider ging es Giovanni an diesem Abend gar nicht gut; er hatte sich eine influenza eingefangen und konnte das Essen daher gar nicht wirklich genießen.

    Übrigens war Anka, das Mädel von Claudio, tatsächlich nicht mehr aus London zurückgekommen, und man konnte sehen, dass er immer noch darunter leidet wie ein Hund – sie wehrte offenbar auch alle weiteren Besuche seinerseits ab! Also, das war’s dann wohl mit der großen Liebe…

    Kurz darauf wurde Gisella krank; sie hatte sich wohl von Giovanni anstecken lassen, und Pia und Gianni folgten einen Tag später mit den gleichen Symptomen. Zuletzt kam es soweit, dass wir am Silvesterabend nur zu zweit zum Agriturismo Marongiu fuhren.

    Das Virus hatte sich aber in der ganzen Region massiv ausgebreitet, denn auch bei Marongiu trafen wir weitaus weniger Leute an als die Jahre zuvor. Viele Reservierungen waren kurzfristig abgesagt worden. Wie wir hörten, lagen wohl mehr als die Hälfte der Leute aus dieser Gegend mit Grippe im Bett. Leider schafften auch wir es letztendlich nicht, resistent dagegen zu bleiben und das Virus hatte uns zwei Wochen lang fest im Griff – zuerst, wie üblich, fing es bei Roberto an und danach war ich selbst dran. So gingen die ersten 3 Wochen im neuen Jahr vorbei, ohne dass wir wirklich etwas im Haus oder auf dem Gelände machen konnten!

    Dafür arbeiteten wenigstens unsere ‚Steinkünstler’ an der Verkleidung der Veranda und der Einfahrt weiter (das Virus war anscheinend in der Gegend um Castiadas, wo die beiden zu Hause sind, bereits einige Zeit vorher ‚durchgezogen’). Inzwischen waren sie schon ein großes Stück weitergekommen, sodass in einigen Tagen eigentlich alles fertig sein könnte. Wir hatten uns mittlerweile ziemlich gut angefreundet. Zwar wollten sie nichts davon wissen, mit uns zu essen – sie hatten immer ihre Kühlbox mit einer Mahlzeit dabei - waren aber sehr glücklich, anschließend noch einen guten espresso zu bekommen.

    An dem Tag, als sie endgültig fertig waren mit ihrer Arbeit, überbrachten sie uns eine Einladung zum Fest Sant’ Antonio in Annunziata am 19.1. abends. Es würde an diesem Tag zu Ehren des Schutzpatrons ein großes Feuer im Freien entzündet, und danach eine Bewirtung mit gegrillter salsiccia sarda sowie dem traditionellen Eintopf aus dicken, weißen Bohnen mit gekochten Schweine-Speckschwarten geben.

    Wir machten uns also am Samstagabend rechtzeitig auf den Weg, gut eingepackt gegen die doch kühle Nachttemperatur. Den Sportplatz, wo das Fest steigen sollte, hatten wir rasch gefunden. Nebenan wurde im Sportheim noch fleißig gearbeitet: die meterlangen Bratwürste mussten in Abschnitte unterteilt und aufgerollt werden, damit man sie dann mit zwei Holzspießen über Kreuz zum Grillen fixieren konnte. Ich wurde ohne viel Aufhebens gleich zur Mithilfe eingeteilt. Mit dem Feuer im Freien war schon rechtzeitig begonnen worden, sodass nun die Glut unter dem großen Eisengrill bereit war, die salsiccia aufzulegen.

    Als alle Arbeiten erledigt waren, ging das Fest los: alle, die mit Vornamen Antonio heißen, wurden angewiesen, die riesige, viele Meter hoch aufgetürmte Holzkonstruktion, deren Spitze mit einem Baumwipfel gekrönt und innen mit unterschiedlich großen Wurzelstöcken stabilisiert war, an verschiedenen Stellen gleichzeitig anzünden. Die Feuerwehr hatte sich ebenfalls in der Nähe postiert, was absolut richtig war angesichts der nach kurzer Zeit hoch aufschießenden Flammen.

    Die Zuschauer, die sich gleich ganz vorne an der Absperrung aufgestellt hatten, mussten aufgrund der entstehenden Hitze immer weiter zurückweichen. Es war wirklich ein grandioses Schauspiel, zuzusehen, wie sich die Flammen immer weiter nach oben fraßen – ein gigantisches Feuer! Uns und auch allen anderen Anwesenden wurde es ziemlich warm dabei, und von der kühlen Temperatur war an diesem Abend kaum noch etwas zu spüren!

    Später stand oder saß man dann, soweit die Sitzgelegenheiten ausreichten, in losen Gruppen beieinander und aß mit großem Appetit die gerollte Bratwurst oder den Bohnen-Speck-Eintopf. Natürlich fehlte weder Bier noch Wein. Sogar einige Flaschen selbstgebrannter Alkohol machten die Runde.

    Zu guter Letzt gab es noch Schafskäse, den man über der Glut erhitzte, bis er schön weich war und dann auf dicken Brotstücken servierte - eine sardische Variante des Schweizer Raclette. Es wurde ein lustiger, sehr unterhaltsamer Abend, der uns auch viele neue Bekanntschaften bescherte… Erst gegen 4.00 h morgens machten wir uns endlich auf den Heimweg und hofften sehr, dass uns keine Polizeistreife erwischen würde, denn wirklich nüchtern war keiner mehr …

    Ab Mitte Januar wurde es auch hier im Süden um einiges kälter - es fühlte sich so ähnlich an wie ‚Winter’… Bei Temperaturen von nur 12 – 15 Grad am Tage und 6 – 10 Grad nachts haben wir tatsächlich gefroren – offensichtlich waren wir schon zu angepasst an das normalerweise warme Klima hier. Immerhin dauert der ‚Winter’ hier im Süden nur 2 Monate.

    Die Feigen und der Granatapfelbaum verlieren ihre Blätter je nach Temperatur und Wind normalerweise erst Mitte/Ende November, oft auch erst Mitte Dezember und treiben dann schon Mitte/Ende Februar wieder aus. Alle anderen Büsche und Bäume, die wir hier auf dem Grundstück haben, wie Oliven, Oleander, nesbolla, die Büsche des lentischio und die wilden Olivenbäume (olivastri) behalten ihr Laub und sind im Winter sogar noch schöner und satter in der Farbe, weil sie genügend Feuchtigkeit haben und nicht nur von der vergleichsweise ‚mageren’ automatischen Bewässerung leben müssen.

    Was uns noch fehlte, waren ein paar Mandelbäume – diese verlieren zwar im Winter ihre Blätter, aber bereits Ende Januar fängt hier die Mandelblüte an und die Bäume strahlen dann mit ihrem üppigen Weiß weithin in der Landschaft.

    Um diese Zeit war also die Mandelblüte hier bereits in vollem Gange, und ich konnte mich daran kaum satt sehen. Auf einem der Nachbar-Grundstücke gab es zwar einige Mandelbäume; die meisten davon ziemlich ungepflegt und dadurch ziemlich dürr und mit wenigen Blüten, aber einer davon unterschied sich auffallend von den anderen: er könnte es mit jedem Brautkleid aufnehmen. Und diesen Baum konnten wir von unserer Terrasse aus sehr gut sehen und bewundern!

    Ich wollte unbedingt ein paar Fotos von dieser Blütenpracht machen, und so fuhr ich an ein paar Grundstücke in der Umgebung, wo mir ganze Mandelplantagen mit 50 und mehr Bäumen aufgefallen waren. Hier konnte ich nahe genug herankommen und Bilder von den schönsten Exemplaren und auch eine Nahaufnahme von einem Zweig mit wunderschönen Blüten machen. Mit solchen Fotos konnte ich meine Freundin in München, meine Tochter oder die Kolleginnen in der Firma ziemlich neidisch machen, und alle konnten sie sehen, wie schön es jetzt um diese Jahreszeit hier schon ist ….

    Immer wieder wurden wir in diesen Wochen von Freunden zum Essen eingeladen, und es war an der Zeit, endlich angemessene Gegen-Einladungen unsererseits auszusprechen. Ich versuchte mich an verschiedenen Rezepten, sowohl aus der einheimischen Küche, als auch anderen leckeren Gerichten, die sie weniger kannten, um beim Besuch entsprechend Eindruck zu schinden und bella figura zu machen. Schließlich waren viele unserer Freunde nicht nur neugierig auf unser Haus und die Einrichtung, sondern auch auf meine Kochkünste…

    So wurde nun in unserer gemütlichen, großen Wohnküche mit den Schränken aus Naturholz, einem großen runden Tisch und einladenden, breiten Korbsesseln unter einer warm anmutenden, rustikalen Holzdecke oft stundenlang gegessen und diskutiert. Dies waren Abende völliger Entspannung, und es wurde dabei ziemlich viel gelacht, manchmal auch aufgrund sprachlicher Unzulänglichkeit. Aber für weitere Fortschritte in der italienischen Sprache war es immer ein Gewinn, und sogar einige sardische Ausdrücke konnte ich dabei lernen.

    Der Winter, obwohl ziemlich mild, hatte uns Anfang Februar immer noch im Griff. Trotzdem war es langsam aber auch an der Zeit, nochmals eine Ladung Kies kommen zu lassen, um den Bereich um unser Haus herum fertig stellen zu können. Wir warteten damit, bis es für einige Tage sonnig und trocken war. Dann arbeiteten wir gemeinsam schnell und zügig, damit innerhalb eines Tages in der Einfahrt alles verteilt werden konnte – mit Schaufel und Rechen haben wir uns jeweils abgewechselt, damit keiner von uns stundenlang die gleiche Belastung für Rücken oder Arme hatte. Farblich war der Kies trotz Absprache anders ausgefallen, aber letztendlich passte er eigentlich besser zu den Natursteinen.

    Zusätzlich benötigten wir noch eine ordentliche Ladung Erde sowie Sand, um damit den Platz vor dem geplanten Barbecue entsprechend aufzufüllen. Oberhalb davon mussten wegen des Gefälles noch Stufen eingebaut werden, was aufgrund der Proportionen und der glatten Fläche auf mindestens einer Seite ganz bestimmte Steine erforderte. Von dieser Sorte hatte ich allerdings zu wenige bei uns gefunden, sodass ich nur einen Teil fertig machen konnte. Mittlerweile gab es auf unserem Grundstück einfach zu wenig passende Steine für die

    verschiedenen Vorhaben. Aber immerhin konnte ich dafür mit dem Gehweg weitermachen, da dort kleinere, flachere Steine genügen. Außerdem musste im Garten oben weitere Erde aufgefüllt werden, um das Gelände anzugleichen.

    Der von mir in ‚Trockenbauweise’ errichtete Brunnen aus Natursteinen war eines Tages plötzlich an einer Seite eingefallen; es sah ziemlich merkwürdig, aber irgendwie fast ‚künstlerisch’ aus und erinnerte an einen zeitlosen Zustand des Zerfließens, ähnlich wie bei den Bildern von Dali mit seinen ‚zerflossenen’ Uhren. Anscheinend war meine Kunstfertigkeit im Bauen von Trockenmauern doch noch nicht ausgereift - aber der Nixe und dem Frosch am Brunnenrand gefiel es trotzdem…

    Irgendwann würde ich es eben nochmals versuchen, vielleicht brauchte ich einfach idealere Steine dazu!

    Februar / März 2008

    In den Wintermonaten mussten wir das Frühstück leider meistens im Haus einnehmen und die Sicht auf die Landschaft und das Meer von drinnen genießen. Aber an diesem Morgen gab es eine ungewöhnliche Überraschung: direkt vor dem bodentiefen Küchenfenster stolzierte auf dem Pflaster ein großer hellbrauner Vogel mit schwarzen Streifen an beiden Seiten und einem ‚Häubchen’ aus Federn auf dem Kopf umher. Es war ein Wiedehopf! Nachdem wir nicht zu nahe ans Fenster gingen, lief er unbefangen hin und her, und wir konnten durch die Scheiben sogar Fotos machen. So nahe hatte ich diesen Vogel noch nie gesehen! Wir konnten ihn während des ganzen Frühstücks beobachten, bevor er dann auf einmal doch wegflog. Später konnte ich aber sehen, dass er immer noch auf dem Gelände war und zwischen den Olivenbäumen hin und her lief, um nach weiterem Futter zu suchen.

    Seit einiger Zeit hatte sich zu meinem großen Leidwesen eine ganz bestimmte Unkrautart massiv ausgebreitet; eine Art Gras, das aber sehr hart ist und unter- sowie oberirdisch waagrecht viele Ausläufer ausbildet, wie ein großes Geflecht. Es ist mit normalen Methoden oder manuell kaum auszumerzen - allein, um es etwas einzudämmen, braucht es viel Geduld. Um die Olivenbäume herum hatte ich soviel wie möglich entfernt, auch anderes hartnäckige Unkraut mit den Wurzeln ausgerissen und die wilden Triebe abgeschnitten.

    Die potatura, also das Ausschneiden der Olivenbäume, damit der richtige Wuchs und die gewünschte Form erreicht wird, überließen wir dem ‚Olivenfriseur’ (natürlich nannten wir ihn nur unter uns so zum Spaß), einem älteren Mann, den wir über Gianni kennen gelernt hatten und der über entsprechende Erfahrung verfügte.

    Zwar kann man durch Zuschauen auch einiges darüber lernen, aber Übung und Erfahrung wird noch geraume Zeit in Anspruch nehmen. Jedenfalls habe ich ihm jeden Tag ‚Löcher in den Bauch’ gefragt, vor allem auch über die Behandlung von Krankheiten oder Schädlingen und über das richtige Düngen. Soweit möglich, wollte ich auch beim Ausschneiden etwas lernen. So versuchte er immer wieder, mein Interesse zu nutzen und mich bei jedem Baum vorher zu fragen, wo ich hier die Schere ansetzen würden – manchmal war’s tatsächlich richtig, aber ebenso oft lag ich natürlich total daneben. Wie er mir erklärte, wachsen die meisten Oliven an den ganz außen liegenden, neuen Trieben, wobei man dabei nicht außer acht lassen darf, dass es sogenannte ‚Wassertriebe’ gibt, die unbedingt abgeschnitten werden müssen – das sind meist diejenigen, die im inneren Bereich des Baums von den dickeren Zweigen aus gerade in die Höhe wachsen. Das konnte ich mir noch am ehesten merken…

    Bei unseren 270 Bäumen dauerte die ganze Prozedur drei volle Tage, wobei wir das Sammeln und Wegräumen der frasca noch gar nicht mit eingerechnet hatten. Und nach der potatura waren wir auf den Rat des Experten hin zwei weitere Tage damit beschäftigt, concime (Dünger) für die Olivenbäume auszubringen. Als wir am Abend des zweiten Tages mit den letzten Bäumen fertig waren, schafften wir es gerade noch, alles aufzuräumen, bevor es heftig zu regnen anfing. Idealer konnte es allerdings gar nicht sein, um den Dünger gut in die Erde einzuschwemmen, denn es regnete auch noch am Tag danach wie aus Eimern…

    Durch den Regen waren wir nun aber mit weiteren Arbeiten blockiert, und ich konnte erst nach einigen Tagen weitermachen. Die Orangenbäumchen mussten vom Unkraut befreit werden, und ich stellte erfreut fest, dass schon 4 Mandarinen und 5 Zitronen an den noch mageren Zweigen hingen – fast schon reif!

    Zwei Orangenbäume waren allerdings ziemlich mickrig geworden – sie waren von einer Krankheit befallen, die dazu führt, dass die Blätter sich aufrollen und einen weißlichen Belag bekommen - offensichtlich war es uns trotz Behandlung nach wie vor nicht gelungen, die Krankheit einzudämmen. Ich hoffte sehr, dass sie nicht auch noch ganz eingehen würden.

    In diesen trüben Tagen hatte ich wiederholt die kleine grau-braun getigerte Katze nahe der Veranda gesehen – meistens saß sie unter dem Oleanderbusch. Sie schaute ständig zu uns herüber, wenn wir draußen saßen, wagte sich von Zeit zu Zeit sogar immer wieder ein Stück hervor, ließ sich aber nicht streicheln. Wenn wir näher kamen, wich sie sofort einige Meter zurück oder verschwand ganz aus unserem Blickfeld.

    Eigentlich wollten wir ja auch keine Haustiere, und so machte ich keine weiteren Versuche, sie anzulocken. Nach einer Weile, in der sie uns genau zu beobachten schien, war sie meist immer wieder verschwunden. Allerdings wurden die Intervalle, in denen sie sich nahe an die Veranda wagte, immer kürzer…

    In den letzten Monaten hatten wir mehr oder weniger fast alle Steine vom Grundstück aufgesammelt, sodass ich mir von Andrea zweimal einen camioncino (kleiner Lkw) mit Steinen aus seinem ‚Vorrat’ bringen lassen musste. Durch seine Erdbewegungsarbeiten hat er nicht nur Sand und Erde sondern auch entsprechend viel Steine auf seinem Hof gelagert. Ich wollte auf das noch sichtbare, betonierte Fundament des Carports ringsum eine Reihe Steine als kleine Mauer setzen; außerdem brauchte ich noch zusätzliche Steine zur Fortsetzung der Einfassung vom Carport bis zum Haus.

    Dieses Mal waren ganz schön schwere Brocken dabei, und es kostete viel Arbeit und Schweiß, sie passend zu setzen. Hätte Roberto nicht die gute Idee gehabt, irgendwann eine Sackkarre zu kaufen, wäre das Ganze noch viel mühsamer gewesen. Auf diese Art war es wesentlich leichter, die Steine zu bewegen anstatt sie in die umgelegte Schubkarre zu hieven und diese danach in aufrechte Position zu kriegen. Trotzdem konnten wir die größten Steine nicht einmal mit dem Sackkarren bewegen – wir mussten sie mit der Hebelwirkung einer schweren Eisenstange Zentimeter um Zentimeter auf den richtigen Platz bugsieren.

    Als wir mit diesen Arbeiten fertig waren, hatten wir endlich auch Zeit, wie versprochen, sowohl Antenne als auch Schüssel bei Luigi und Ottavio, den beiden Hirten zu reparieren. Durch den starken maestrale (Westwind) hatte sich alles verschoben und verdreht; teilweise waren Kabel sogar ganz abgerissen, und sie konnten ihre Programme nicht mehr gut und manche gar nicht empfangen. Und ein Italiener oder auch Sarde kann ohne Fernsehen ja nicht leben.

    Wie sich herausstellte, nahmen die Reparaturarbeiten wesentlich mehr Zeit in Anspruch als vorhergesehen. Letztlich waren wir insgesamt an 3 Tagen einige Stunden damit beschäftigt, bis alles neu befestigt, die Satelliten gefunden und die Programme wieder entsprechend eingestellt waren. Wenn ich dabei nicht helfen konnte und es mir langweilig wurde, beschäftigte ich mit damit, das Gelände weiter oben näher in Augenschein zu nehmen und nach passenden Steinen zu suchen. Dabei fiel mir eine Stelle auf, wo offensichtlich einmal ein tomba di gigante (Gigantengrab aus der Nuraghenzeit) gewesen war – die Reste zeugten eindeutig noch davon.

    Einige schöne Steine mit der begehrten muffa (Schimmelpilz) hatte ich ebenfalls nicht weit davon entfernt gefunden und gleich danach auf den Pickup geladen. Der Versuch, auf dem Rückweg zu unserem Grundstück einmal den anderen Weg von den Hirten aus zu benutzen, wäre fast zu einem Fiasko geworden, denn er war teilweise derart schlecht, dass es selbst mit dem zugeschalteten Allrad-Antrieb problematisch war.

    Zwangsläufig führte nach den Reparaturarbeiten als kleines Dankeschön kein Weg an einer Einladung zum Essen bei den beiden Ziegenhirten vorbei. Wir fuhren also am Sonntag gegen Mittag nach oben und trafen dort auf zwei mit Luigi befreundete Fischer, die aus den mitgebrachten Zutaten eine Suppe nach Art der französischen Bouillabaisse zauberten. Für uns war es überraschend, denn bisher hatten die Hirten immer gesagt, dass sie nichts aus dem Meer essen würden…Die Fischsuppe war sehr lecker – allerdings etwas mühsam zu essen, da man ständig Gräten aussortieren musste.

    Aber schon der nächste Gang lief wieder auf das bei den Hirten Gewohnte hinaus: ein maialetto (Spanferkel) kam auf den Tisch, und auch der selbst gemachte Käse im Ziegenmagen durfte nicht fehlen (den sardischen Namen konnte ich mir nie merken). Er ist etwas ‚streng’, sehr würzig, schmeckt aber gut.

    Wie üblich wurde zu diesem ausgiebigen Essen ein einfacher, aber guter und ehrlicher, roter Bauernwein konsumiert, und das auch nicht zu knapp. Als ob das alles noch nicht genug gewesen wäre, kamen auch noch dolci auf den Tisch. Wir verbrachten tatsächlich 7 Stunden bei den Hirten mit Essen und Trinken und waren anschließend richtig müde, sodass wir an diesem Tag relativ früh zu Bett gingen.

    Wieder einmal verfolgte mich nachts mein Traum, in dem ich mich in einem alten, fast verfallenen Haus mit einem Turm befand. Es war überall in den Räumen ziemlich dunkel, und als ich durch ein offenes Fenster nach draußen sah, flog gerade ein Nachtvogel, vielleicht eine Eule, krächzend auf. Die ganze Situation erschien mir mehr als unheimlich. Den alten Mann, der sogar schon einmal zu mir gesprochen hatte, konnte ich auch dieses Mal in dem großen Garten mit den vielen alten Olivenbäumen nicht finden. Dafür entdeckte ich hinter einer niedrigen Mauer plötzlich eine kleine, graubraun getigerte Katze, die mich mit glühenden Augen ansah, zuerst noch etwas abwartete, dann aber schnell hinter großen Büschen verschwand. Wie immer, wenn ich nach diesem merkwürdigen Traum aufwachte, hatte ich ein seltsames Gefühl…

    Als ich am nächsten Vormittag auf der Veranda war, sah ich wieder die kleine Katze, die der im Traum ziemlich ähnlich war.

    Sie wagte sich dieses Mal schon näher heran und maunzte mich sogar an. Kaum versuchte ich aber, zu ihr zu gehen, wich sie wieder zurück und versteckte sich unter dem Oleanderbusch hinter den Steinen. So ging das Spielchen mehrmals hin und her, bis sie wieder hinter dem Haus in den Büschen des lentischio verschwand. Aber am Nachmittag war sie schon wieder da, und so ging es dann ein paar Tage lang.

    Bei meinem nächsten Einkauf besorgte ich doch tatsächlich ein bisschen Katzenfutter und einen kleinen Napf aus glasierter Terracotta. Ich stellte ihn danach gefüllt auf die Veranda. Es dauerte nicht lange, und die kleine Katze machte sich über das Futter her – zwischendurch allerdings immer noch etwas misstrauisch in meine Richtung blickend… Und nun kam sie jeden Tag, um sich ihr Futter abzuholen. Nach ungefähr einer Woche lief sie auch nicht mehr davon, wenn ich vorsichtig versuchte, mich ihr zu nähern und einmal ließ sie sich sogar streicheln. Offenbar hatte sie in den vorangegangenen Wochen schon etwas Vertrauen in uns gewonnen und keine so große Angst mehr.

    Wir wollten nun aber endlich mit unseren angefangenen Arbeiten fertig werden und die noch wenigen hinter dem Haus herum liegenden Steine platzieren, damit der restliche Kies im Carport und neben dem Haus verteilt werden konnte. Wie ich schon befürchtet hatte, reichte er allerdings nicht aus, sodass ich eine weitere Ladung bestellen musste – hoffentlich würden sie mir dieses Mal wieder die gleiche Farbe bringen, sonst wird’s einen Flickenteppich geben…

    Auf der Rückseite des Hauses im Nordwesten wollte ich eigentlich noch einen Oleander oder andere blühende Pflanzen vor das Verandafenster setzen, aber ich war mir nicht sicher, ob der schattige Standort ideal ist. Die Sonne gelangt erst im Sommer, wenn sie hoch steht, an diese Stelle. Vielleicht wäre es besser, diese Pflanzen und Blumen in den Töpfen zu belassen, dann wäre ich flexibler, was den Standort angeht. Allerdings bräuchte ich dafür dann jemand zum regelmäßigen Giessen, wenn wir nicht vor Ort sind.

    Aber inzwischen hatten wir ja auch noch eine Katze zu füttern, die schon so daran gewöhnt war, bei uns immer etwas zu fressen zu finden. Es dauerte übrigens keine zwei Wochen, dann wagte sich eine zweite Katze an den Futternapf. Die Fellfärbung war ähnlich wie bei ‚Bommerle’ (so hatte sie Roberto genannt, weil sie im Garten und auf der Terrasse ständig hinter mir drein lief), aber die Musterung war schöner und die Flecken im Fell größer, fast wie bei einem Leoparden. Auch von der Statur her war die Katze wesentlich größer und stärker. Eines Tages konnten wir feststellen, dass es ein Kater war – wahrscheinlich der Bruder, denn bestimmte Stellen in der Fellmusterung waren komplett identisch. Sie vertrugen sich auch gut, aber ‚Moritz’, wie wir ihn tauften, war lange Zeit viel scheuer gegenüber uns.

    Am 19.2. mussten wir aber erst einmal wieder zurück nach Deutschland, obwohl ich eigentlich 3 Monate hier im Süden bleiben wollte. Sowohl ein Besuch aus Moskau zwang mich zu dieser Reise als auch wichtige zu erledigende Post zuhause und einige dringende

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