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Lockruf Australien
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eBook513 Seiten6 Stunden

Lockruf Australien

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Über dieses E-Book

LOCKRUF AUSTRALIEN


Begleiten Sie den Autor auf einer Reise von Deutschland über Singapur bis hinein in die pulsierende, erlebenswerte Metropole Sydney. Besuchen Sie die Region der Blue Mountains, das Hunter Valley und den Lamington Nationalpark. Erleben Sie seltene Schnabeltiere im Eungella Nationalpark. Kommen Sie mit nach Fraser Island, der größten Sandbank der Welt. Sehen Sie Gold Coast, Brisbane und viele andere Orte. Genießen Sie die Freiheit endlos erscheinender, weißer Sandstrände. Kreuzen Sie als Gast auf einem der Katamarane durch die Inselgruppe der Whitesundays oder schnorcheln Sie am Great Barrier Reef. Bestaunen Sie die riesigen Anbauflächen der Zuckerrohrfarmer. Fahren Sie mit einem nostalgischen Zug hinauf nach Kuranda oder kommen Sie mit nach Darwin und durchqueren den nahen Gagadju Nationalpark. Besuchen Sie den Daintree Rainforest und spüren Sie dort die feuchtheiße Schwüle dieses phantastischen Regenwalds. Reisen Sie mitten in das rote Zentrum und erleben Sie am Uluru, dem heiligen Berg der Aborigines, die Farben des abendlichen Sonnenuntergangs. Erklettern Sie in Gedanken die grandiose Felsenformation der Kata Tjuta, der Olgas. Fühlen Sie den heißen Wind im Kings Canyon. Finden Sie die versteckt am Ende schmaler Pisten liegenden Fischerdörfer. Lassen Sie sich von der Freundlichkeit, der Hilfsbereitschaft und der Fröhlichkeit der Menschen des roten Kontinents überraschen und anstecken. Erleben sie ganz einfach eine Reise durch dieses wunderbare, liebenswerte und farbenprächtige Land.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum18. Juli 2017
ISBN9783730999042
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    Buchvorschau

    Lockruf Australien - Günter Claas

    Copyright

    Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek.

    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation

    in der Deutschen Nationalbibliografie.

    Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

    http://dnb.ddb.de abrufbar.

    Bibliographic information published by

    Die Deutsche Bibliothek.

    Die Deutsche Bibliothek lists this publication in the

    Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data

    are available in the Internet at http://dnb.ddb.de

     Copyright © 2014 Günter Claas

    All rights reserved.

    Land der Regenbogenschlange

    Wir alle sind Besucher dieser Zeit und dieses Ortes.

    Wir sind nur auf der Durchreise.

    Unser Ziel ist es hier zu beobachten, zu lernen, zu wachsen, zu lieben

    und dann nach Hause zurückzukehren.

    Weisheit der Aborigines

    Singapur, die Löwenstadt

    Es ist Freitagmorgen.

    Seit dem Start in Frankfurt liegen mehr als zehn Stunden Flugzeit hinter uns. Bis die Maschine der Malaysia Airlines auf der Landebahn des internationalen Singapore Changi Airport im asiatischen Stadtstaat Singapur aufsetzt, werden noch mehr als zwei Stunden vergehen. Die vorgesehene Ankunftszeit vor Ort ist gegen 21:45 Uhr zu erwarten.

    Die meisten der Fluggäste scheinen noch ebenso zu schlafen, wie Sabine, meine neben mir in ihrem Sitz zusammengesunkene Frau. Während aller meiner unternommenen Flugreisen habe ich immer die Menschen beneidet, denen es möglich ist, sich in einen Sitz hineinfallen zu lassen, um darin trotz aller sie umgebenden Geräusche sehr bald in einen tiefen Schlaf zu sinken.

    Mir wurde diese Gunst leider nie gewährt.

    Alle Versuche, während der Dauer einer Flug-, Bahn- oder Busreise wenigstens ein bisschen zu schlafen, scheiterten immer kläglich und werden dies wohl auch in Zukunft tun. Mehr als ein kurzes Einnicken, das eher einem leichten Dämmerzustand mit halbgeschlossenen Augen und Ohren gleicht, ist nicht möglich.

    Ein leichtes, kleines Ruckeln an meinem Sitz, hervorgerufen durch eine Bewegung des hinter mir sitzenden Passagiers, der Schritt eines Vorbeihuschenden auf dem Weg zur Toilette oder der einer Stewardess, die meinem in seinen Sicherheitsgurten hängenden Vordermann einen mit Wasser gefüllten Becher reicht, lassen mich sofort wieder in die Wirklichkeit zurückkehren. Doch für mich ist das alles nicht wirklich ein Problem, gewährt es mir doch sehr viele Stunden des nachdenken Könnens. So auch auf diesem Flug.

    Die erste Reise hinüber auf den Fünften Kontinent liegt fast auf den Tag genau zwei Jahre zurück. Der Gedanke, irgendwann erneut einen Teil dieses fantastischen Erdteils zu bereisen, hat uns seitdem nicht mehr losgelassen. Während der vergangenen Monate haben Sabine und ich diese zweite Reise nach Down Under geplant. Viele Straßenkarten wurden auf der Suche nach Routen durchforstet. Im Internet wurden geeignete Unterkünfte ermittelt und nach Sehenswertem gesucht.

    Alle Ergebnisse wurden in den Entwurf eines Reiseablaufplans eingetragen. Manches wurde herausgenommen, gegen anderes ausgetauscht um Verworfenes dann doch wieder in den Plan aufzunehmen.

    Irgendwann war es dann fertig - das Konzept für eine Reise, die uns nach Singapur und nach einem Stopover von dort aus einige Wochen nach und durch Australien führen würde.

    Wir legten das Konzept drei Unternehmen zur Prüfung vor, welche von sich behaupteten, Spezialisten für das Organisieren von Australienreisen zu sein. Sie wurden gebeten, den Plan und dessen mögliche Ausführung unter Berücksichtigung aller darin enthaltenen Wünsche zu prüfen und uns ein Angebot zu erstellen. Dieses sollte vor allem konkrete Aussagen über die uns erwartenden Kosten für alle Flüge, für die Reservierung und Buchung der von uns vorgesehenen Unterkünfte und der Mietwagen beinhalten.

    Zwei der Unternehmen passten. Man habe bei der Umsetzung der Planung zu viel Aufwand und Kosten zu erwarten, hieß es. Es gab da wohl ein paar Landstriche, in denen man sich doch nicht so gut auskannte. Auch einige der von uns gewünschten Hotels, Motels und Lodges passten nicht in die Reihe der von den Unternehmen angebotenen Unterkünfte.

    Jedoch ein in Köln ansässiges, kleines Reisebüro sah in dem Ganzen kein Problem. Zwar waren auch der jungen, hübschen, blonden Angestellten und ihrem älteren Kollegen, einige der von uns im Konzept vorgesehenen Unterkünfte ebenfalls unbekannt. Aber alles sei machbar, bedeutete man uns.

    Die Frage, woher wir diese Adressen hätten, beantwortete ich mit der Aussage, dass ich diese von einer Australierin hätte, mit der mich schon seit mehr als einem halben Jahrhundert eine enge Brieffreundschaft verbinde und ich durch sie ein so umfassendes Wissen erhalten habe, dass ich fast selbst ein Aussie sein könnte. Sie hätte mir einige Motels, Hotels, Orte und Regionen benannt, die ich unbedingt besuchen solle. Bei einer guten Tasse Kaffee erfolgte ein äußerst qualifiziertes Beratungsgespräch, das von Kompetenz, Fachwissen und Kenntnis über die Organisation von Fernreisen geprägt war und in dem alle noch offenen Fragen geklärt werden konnten.

    Knapp zwei Wochen später wurden wir telefonisch informiert, dass alle Vorarbeiten erfolgreich abgeschlossen worden seien. Noch am gleichen Tag saßen wir den Beiden erneut im Reisebüro gegenüber.

    Was wir erfuhren, klang äußerst erfreulich. Bis auf eine einzige Unterkunft konnten alle Reservierungen vorgenommen werden. Für das von unserem Plan abweichende Motel wurde bereits ein Ersatz gefunden. Die Vorreservierung umfasste alle Fern- und Zusatzflüge, Mietwagen, Aufenthalte am Ayers Rock, auf Fraser Island, in Darwin, im Daintree Rainforest. Gleiches galt für die Stopover in Singapur, Bali und Kuala Lumpur.

    Doch welche Kosten würden uns erwarten?

    Die Katalogpreise für Australienreisen mit einer Dauer von sechzehn bis einundzwanzig Tagen, die wir den Katalogen namhafter Reiseveranstalter entnommen hatten, schwebten vor meinem inneren Auge. Wir würden jedoch allein in Down Under rund sechs Wochenunterwegs sein. Auch die Aufenthalte in Singapur, auf Bali und in Kuala Lumpur würden mit Sicherheit finanziell zu Buche schlagen.

    Meine Frage nach dem für das Gesamtpaket zu erwartenden Preis erreichte das Ohr meines Gegenübers deshalb ziemlich zaghaft.

    Die Antwort war umwerfend und erschien fast unglaubhaft. Wir beide würden gemeinsam für kaum mehr als das Doppelte des uns bekannten Katalogpreises reisen. Nur dass wir eben mehr als drei Wochen unterwegs sein werden. Während der Dauer unserer Reise stünde uns in Sydney eine in Notfällen Tag und Nacht erreichbare Agentur zur Verfügung. Natürlich waren die Kosten für Benzin, Speisen, Getränke, Ausflüge, Eintrittsgelder und anderes nicht im Reisepreis enthalten.

    Aber das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen. Es hatte sich gelohnt, die Reise selbst zu planen. Meine Vermutung, dass Australien mit Sicherheit preiswerter zu bereisen sei, hatte sich bewahrheitet.

    Vor allem können wir frei und ungebunden reisen.

    Wir können tun und lassen, was wir wollen, müssen keinem der Sonnenschirm oder Fähnchen schwingenden Reiseführer folgen, um die Sehenswürdigkeiten im Schnelldurchlauf zu erleben, um danach erschöpft und verschwitzt in den Sitz des Kühlhauses Bus zurückzusinken.

    In der Durchführung dieser wochenlangen Reise sahen wir kein Problem. Auch wenn wir beide bereits ein Alter erreicht hatten, in dem sich andere gerne ihre Ruhe gönnen oder ihren Urlaub zum fünfunddreißigsten Mal am gleichen Ort verbringen.    

    Es gab nichts mehr zu überlegen. Als wir das freundliche Team verließen, waren alle Reservierungen bestätigt.

    Vor uns lagen noch drei Monate. In der ersten Dezemberwoche würde es losgehen. Bis dahin mussten die Einreisevisa und die internationalen Führerscheine betragt und erteilt sein und sich in unseren Händen befinden.

    Ach ja, eine Vereinbarung hatten wir in Köln noch getroffen. Die Mitarbeiter des Reisebüros baten darum, ihnen nach unserer Rückkehr eine Bewertung aller in Australien besuchten Hotels, Lodges, Motels und über den Verlauf der gebuchten Ausflüge vorzulegen. Gerne erteilten wir hierfür unsere Zusage.

    Während der folgenden Wochen wurden alle für die Reise noch erforderlichen Maßnahmen getroffen. Die Gültigkeit aller unserer Schutzimpfungen und die Reiseapotheke wurden überprüft und die notwendigen internationalen Führerscheine beantragt.

    US-Dollar, Reisechecks und Australische Dollar bei der Hausbank geordert. Die schon länger nicht benutzten Kameras wurden Funktionstests unterzogen. Reiseführer, variable Netzadapter und andere zweckmäßige Kleinigkeiten gekauft. Die Vorbereitungen umfassten auch die rechtzeitigen Absprachen mit Freunden, die während der langen Abwesenheit unser Haus versorgen sollten.

    Wir zählten die Tage, fieberten dem Reisestart entgegen, konnten ihn kaum erwarten.

    Dann endlich war es soweit.

    Am frühen Nachmittag eines eiskalten Dezembertages standen wir mit gepackten Reisetaschen zur Abreise bereit, warteten auf das Taxi, dessen Fahrer uns zum Abreisebahnhof bringen sollte. In Köln bestiegen wird den Hochgeschwindigkeitszug ICE 3, der uns mit über 300 Kilometer in etwas mehr als einer Stunde zum Airport Frankfurt katapultierte.

    Die Abgabe des Gepäcks verlief reibungslos.

    Das galt jedoch nicht für die vorgesehene Abflugzeit, die in unseren Unterlagen mit 22:20 Uhr ausgewiesen wurde. Draußen trieben Schnee, Wind und Eis ihr Unwesen. Die Räumung der Lande- und Startbahnen gestalteten sich ebenso schwierig, wie das zeitlich aufwendige Enteisen der Flugzeuge. Lange eineinhalb Stunden vergingen. Die Ziffern der digitalen Uhr sprangen nur sehr widerwillig weiter. Wir rechneten schon damit, in einem der Hotels des Airports übernachten zu müssen. Es war kalt, die Müdigkeit hatte nicht nur uns im Würgegriff. Doch es hieß weiter durchhalten.

    Die vorgesehene Abflugzeit lag bereits eineinhalb Stunden hinter uns, als die für Singapur gebuchten Passagiere endlich zum Check-In aufgerufen wurden. Das Einchecken ging zügig vonstatten.

    Endlich – wir konnten uns in unsere Sitze zurücklehnen. Hofften, dass die Maschine bald vom Boden abheben würde. Leider war diese Hoffnung trügerisch. Durch das Bordfenster war ein Teil der Tragfläche zu sehen, die von grauweißem, nebligem Dampf umtost wurde, der durch das Auftreffen einer aus der Hochdruckdüse eines Auslegers geschossenen Mischung aus Wasser und Enteisungsflüssigkeiten auf der vereisten Maschine verursacht wurde.

    Die erlösende Nachricht, dass man jetzt bald mit einem Start rechnen könne, erklang kurz vor ein Uhr aus den Lautsprechern. Und doch war für eine weitere halbe Stunde Nervenstärke gefragt. Dann endlich! Die Maschine rollte zur Startbahn hinaus und hob genau eine Minute nach halb zwei Uhr vom Boden ab.

    Wie auch bei den vorhergegangenen Flügen hielt meine Frau meine Hand mit ganzer Kraft fest und lockerte den Griff erst, als die Flughöhe erreicht war. Bald danach versorgte uns freundliches Bordpersonal mit den ersten Getränken und kleinen Snacks. Es war geschafft, wir hatten die ersten Hürden unserer großen Reise überwunden und gemeinsam würden wir auch alles andere meistern.

    Meine rückerinnernden Gedanken hatten mich doch tatsächlich die Zeit vergessen lassen. Inzwischen ist eine weitere Stunde der Flugzeit vergangen.

    Singapur, das erste Ziel rückt immer näher.

    In der Flugzeugkabine wird es langsam lebhafter. Immer mehr Fluggäste erwachen, reiben sich die Augen, strecken erlahmte Gliedmaße aus. Es wird gehustet, geschnieft und genießt.

    Es riecht nach Schlaf, nach Menschen, nach den verschiedensten Parfüms und nach viel Undefinierbarem. Kinder beginnen laut zu quengeln. Vor den Toiletten bilden sich erste Warteschlangen. Stewardessen bereiten sich auf ihre Einsätze vor; ein Anzeichen dafür, dass es bald Frühstück geben wird. Hier oben ist die mitteleuropäische Winterzeit noch präsent. Doch mehrere tausend Meter unter uns sind die Zeiger der Uhren bereits sieben Stunden weitergerückt.

    Ich berühre vorsichtig Sabines Hand und flüstere ihr zu: „Aufwachen, es dauert nicht mehr lange bis zum Sinkflug!"

    Sie antwortet: „Ich bin schon eine Weile wach!"

    Woran ich jedoch meine Zweifel habe. Doch die behalte ich für mich.

    Ich verreise sehr gerne mit Sabine. Wir sind nicht nur auf Reisen sondern auch im gemeinsamen Leben ein gutes Team und können uns immer aufeinander verlassen. Das wird auch auf dieser Reise der Fall sein. Was denn auch sonst?

    Wir warten, bis sich die Reihen vor den Toiletten gelichtet haben. Dann entern auch wir nacheinander eine dieser kleinen, so manchem Benutzer Platzangst verursachenden Toiletten, um uns, soweit das in dieser Enge überhaupt möglich ist, etwas zu erfrischen.

    Nach einem bei Fernreisen mit Malaysia Airlines üblichen, gutem Frühstück haben wir kaum noch Zeit, das erhaltene Formular der Landing-Card auszufüllen, die bei der für die Einreise in Singapur zusammen mit dem Reisepass vorgelegt werden muss.

    Bald ist die Sinkflugzone, in der wir zum Singapore Changi Airport, einen der bedeutendsten Flugplätze Südostasiens, geleitet werden, erreicht. Nach dem Durchstoßen der Wolken taucht die Maschine in die Nacht über Malaysia ein. Vor und dann unter uns leuchtet das riesige Lichtermeer der Millionenmetropole Singapur und ihrer Vororte.

    Tiefer und immer langsamer gleitend strebt der große Vogel der hell erleuchteten Landebahn entgegen.

    Der Pilot ist ein Könner.

    Er setzt sein Baby mit den ihm anvertrauten Passagieren butterweich auf die Betonpiste. Dann jagt die Maschine über die Landebahn, folgt den vorbeihuschenden Befeuerungen bis sie langsamer wird um einem „Follow Me"-Wagen über das Flugfeld bis in die Nähe des vorgesehenen Flugzeugandocksystems zu folgen.

    Es dauert nicht sehr lange, dann hat die Maschine angedockt und die Freigabe zum Verlassen des Flugzeugs wird erteilt.

    Die Ausgabe der Gepäckstücke erfolgt schnell, und auch die Einreise- und Zollformalitäten nahmen nicht sehr viel Zeit in Anspruch. Erst nach dem Verlassen der Zollkontrolle werden uns die riesigen Ausmaße des sehr sauber und gepflegt aussehenden Airports bewusst.

    Seine Größe ist kaum beschreibbar. Wir folgen den endlosen Gängen und lassen uns auf langen Laufbändern transportieren, erreichen irgendwann den Ausgangsbereich und treffen dort auf einen Angestellten des von uns gebuchten Hotels Holiday Inn Singapore Orchard City Centre, der ein Schild hochreckt, auf dem unsere Namen stehen. Gemeinsam mit ihm verlassen wir die Ausgangshalle des Airports.

    Draußen regnet es leicht, doch die Temperatur beträgt 28 Grad Celsius. Die Luft ist feucht, schwül und warm. Dafür ist das Innere des hoteleigenen Busses ein Eiskeller, der zum Frösteln zwingt. Der Fahrer beschleunigt das Fahrzeug fast aus dem Stand heraus und taucht bald mit ihm und uns in den durch Singapur wogenden, spätabendlichen Verkehr ein. Vierzig Minuten später erreichen wir das Hotel, in welchem wir zwei volle Tage bleiben werden.

    Der freundliche Empfang an der Rezeption sowie die ebenso freundliche Abwicklung der erforderlichen Formalitäten lassen nichts zu wünschen übrig.

    Die zurückhaltende, angenehme Behandlung jedes Gastes durch das vorhandene Personal ist besonders auffallend. Schon bei den Reisevorbereitungen hatten wir gelesen, dass so wie in anderen asiatischen Ländern Höflichkeit auch in Singapur einen wichtigen Stellenwert hat. In unserem eigenen Land sind Freundlichkeit und Höflichkeit leider schon vielen Menschen verloren gegangen.

    Ob wir noch etwas essen wollen, werden wir gefragt.

    Nein danke, wir möchten nichts mehr, wollen nur noch unser Zimmer aufsuchen, um dann baldmöglichst schlafen zu gehen.

    Das Hotelzimmer und seine Einrichtung machen einen hervorragenden Eindruck auf uns. Das Gepäck wurde von einem der Room-Boys schon säuberlich auf die dafür vorgesehenen Bänke abgelegt. Der Boy wartet noch auf ein Trinkgeld, geht und wir sind allein. Nach einer ausgiebigen Duschorgie finden wir uns bald danach in Orpheus Armen sicher aufgehoben.

    Guten Morgen Singapur!

    Der Morgen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und das weibliche Hotelpersonal mit einem sehr freundlichen Lächeln. Der männliche Teil der Angestellten hält sich damit noch etwas zurück, lässt aber dann auch bald die ersten weißen Zahnreihen blitzen. Während wir das gute Frühstück im weihnachtlich bunt dekorierten Restaurant zu uns nehmen, begleiten uns die unzähligen, unterschiedlichsten Klingeltöne der vielen Handys und das Stimmengewirr der anwesenden Gäste.

    Es scheint nichts Wichtigeres zu geben, als zu telefonieren.

    Wir versuchen, diesen lauten Kommunikationswettbewerb zu ignorieren und besprechen unser Tagesprogramm.

    Uns ist bewusst, dass wir während der zwei Tage nur einen kleinen Teil der Stadt ansehen können. Für mehr ist Singapur einfach zu groß, hat zu viele sehenswerte Plätze, als dass wir diese in der kurzen Zeit alle besuchen könnten. 

    Beim Aussuchen dieses Hotels haben wir einen guten Riecher gehabt. Das in der Cavanagh Road gelegene „Holiday Inn Singapore Orchard City Centre" ist ein sehr gut ausgestattetes und geführtes Haus und liegt nur wenige Gehminuten von der bekannten Orchard Road sowie den Mass Rapid Transit (MRT) Bahnhöfen Somerset und Dhoby Ghaut entfernt. Von hier aus sind alle Teile der Insel Singapur schnell und bequem zu erreichen.

    Aufmerksam durchblättern wir den bei der Ankunft an der Rezeption erhaltenen Stadtführer.

    Neben vielen anderen Informationen gibt er Auskunft darüber, dass und warum Singapur einer malaiischen Legende zufolge auch die Löwenstadt genannt wird.

    Der Stadtname wurde dem Sanskrit, einer altindischen Hochsprache entnommen und setzt sich aus den beiden Begriffen Siṃhah „Löwe und Pura „Stadt zusammen, bedeutet somit Löwenstadt. Die Besiedlung des heutigen Stadtgebiets begann im siebten Jahrhundert.

    Das errichtete Fürstentum erhielt den Namen Temasek, die Stadt am Meer. Im 14. Jahrhundert flüchtete der hinduistische Prinz und spätere Herrscher Singapurs, Sang Nila Utama, aus Sumatra nach Temasek. Er hatte dort eine javanische Prinzessin geheiratet, die dem buddhistischen Glauben angehörte.

    Damit geriet er in die politischen Wirren zwischen Sumatras hinduistischen Srivijaya-Reich und Javas ebenfalls hinduistischen Majapahit-Reich.

    Auf seiner Flucht nach Temasek begegnete der Prinz mitten im Dschungel einem Löwen. Als er sein Schwert zog, um das Tier zu töten. blickte er in dessen Augen und sah, dass darin nichts Böses war. Er senkte seine Waffe und der Löwe zog sich in den dichten Busch zurück. Von diesem Treffen äußerst beeindruckt, entschied der Prinz sich dafür, die später von ihm geführte Stadt am Meer künftig Löwenstadt, also Singapur zu nennen.

    Diese Legende dürfte die Ursache dafür sein, dass der Merlion, als Wahrzeichen und Schutzpatron Singapurs gilt. Die 1964 von Fraser Brunner entworfene Figur ist eine Mischung aus Löwe und Fisch. Der Löwenkopf steht für Stärke und Furchtlosigkeit, der Fischkörper für die Verbundenheit mit dem Meer.

    Aus den Bezeichnungen Meermaid und Lion entstand die phantasievolle Wortverbindung Merlion. Dieser Wächter der Stadt ist eine neun Meter hohe Statue, die am Übergang von der Marina Bay zum Singapur River zu finden ist und endlos Wasser in den Zulauf zum Singapur River speit.

    Während ich in einen hervorragenden Croissant hineinbeiße, blättere ich weiter und lese, dass Sir Thomas Stamford Raffles, ein Agent der Britischen Ostindien-Kompanie, im Jahr 1819 am alten Handelssitz Singapur die erste Niederlassung gründete. Der Engländer wird als Gründer des modernen Singapur bezeichnet.

    Die Insel, auf der lediglich zwanzig malaiische Fischerfamilien lebten, diente vorher Seeräubern nach deren Raubzügen als Zufluchtsort. Bereits 1824 hatte die Britische Ostindien-Kompanie die gesamte Insel vereinnahmt und sie dem Sultan von Johor für 60.000 Dollar und eine Jahresrente von 24.000 Dollar abgekauft. Am 1. April 1867 wurde Singapur britische Kronkolonie. Durch die besondere geographische Lage entlang der verkehrsträchtigen Schifffahrtswege zwischen China und Europa wurde Singapur sehr bald zu einem bedeutenden Umschlaghafen. Vierzehn Jahre später zählte Singapur bereits mehr als 172.000 Einwohner.

    Zum Zeitpunkt unserer Reise hat die parlamentarische Republik etwa fünf Millionen Einwohner, die den unterschiedlichen ethnischen Gruppen angehören. Etwa 75 Prozent davon sind Chinesen. Der verbleibende Anteil setzt sich aus Malaien, Indern und anderen Nationalitäten zusammen. Malaiisch ist die offizielle National- und Amtssprache. Englisch ist Sprache des Business. Daneben werden Tamil, Chinesisch und Englisch als anerkannte Amtssprachen geführt.

    In den Jahren von 1959 bis 1963 als britische Kronkolonie verwaltet, wurde Singapur am 1. September 1963 in eine Föderation mit Malaya, Sabah und Sarawak überführt und wurde damit vom Vereinigten Königreich unabhängig. Massive Unruhen zwischen chinesischen und nicht-chinesischen Einwohnern und ideologischen Auseinandersetzungen zwischen der eigenen Regierung und der Föderationsregierung in Kuala Lumpur führten dazu, dass Singapur am 7. August 1965 aus der Föderation ausgeschlossen wurde. Nur zwei Tage später wurde Singapurs Souveränität als erstes von Malaysia anerkannt. Seit dieser Zeit ist der 9. August der Nationalfeiertag des Inselstaates.

    Bevor neue Wohnviertel, vorrangig als Satellitenstädte außerhalb des ursprünglichen Stadtgebietes errichtet wurden, war das Territorium des Staates am Singapore River bis hinein in die 1960er Jahre nur im südlichen Teil bewohnt. 

    Bis zu diesem Zeitpunkt bestanden die restlichen Teile des Landes aus tropischem Regenwald oder wurden landwirtschaftlich genutzt.

    Die in den 1960er Jahren mit mehr als 581 Quadratkilometern vorhandene Landfläche Singapurs wurde in den vergangenen Jahren durch die Entnahme von Erdmaterial aus den Bergen und dem Meeresboden sowie durch andere geeignete Maßnahmen durch Aufschüttung auf rund 710 qkm erweitert. Die wachsende Einwohnerzahl zwingt den Inselstaat, seine Fläche bis zum Jahr 2030 noch um mindestens einhundert Quadratkilometer zu vergrößern.

    Trotz der in den vergangenen Jahren überwundenen politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten zählt Singapur längst zu den namhaften Industrienationen der Erde. Der Lebensstandard der Bevölkerung ist hoch, jedoch auch die Lebenshaltungskosten. Singapur gilt als eine der teuersten Städte der Welt.

    Ich lege die Informationsbroschüre auf den Tisch und gebe meiner Frau den geschichtlichen Überblick in Kurzfassung mündlich weiter. Sabine ist der englischen Sprache weniger gewachsen als ich und so muss ich immer wieder einmal als Übersetzer oder Dolmetscher tätig werden.

    In einer Art Abschlussgespräch bei einer letzten Tasse Kaffee beraten wir, was wir heute unternehmen werden. Wir werden uns einig, dass wir uns nach dem Frühstück zunächst noch etwas zur Ruhe legen, um die Nachwirkungen der langen Reise besser zu überwinden. Später werden wir die nähere Umgebung des Hotels erkunden.

    Eines der Ziele ist das Raffles Hotel mit seiner berühmten Long-Bar, in welcher der chinesische Barkeeper Ngiam Tong Boon am Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts für das Raffles den Singapore Sling, ein fruchtig-aromatischer Cocktail aus Gin, Cherry-Brandy, Cointreau, Bénédictine und einigen weiteren Zutaten erfand. Dieser alkoholische Leckerbissen gilt seitdem als das Aushängeschild des altehrwürdigen Luxushotels.

    Nach einem Drink dort werden wir vielleicht hinüber zur Orchard Road bummeln, die für viele Touristen eines der vielen Highlights in Singapur darstellt. Sie gilt als die bekannteste Straße Singapurs. Über eine Länge von zwei Kilometern reihen sich dort Shoppingmalls, Hotels, Kinopaläste, Bars, Cafés und Restaurants aneinander. Hier ist der Kunde König, kann seiner Kauflust freien Lauf gewähren, kann diese sich in den vielen Einkaufstempeln austoben lassen. Alle bekannten Edelmarken dieser Welt sind hier vertreten. Hier treffen sich die Reichen und Schönen Asiens und Europas mit denen aus Nord- und Südamerika.

    Die Orchard Road, welche heute kaum noch jemanden daran denken lässt, dass sie bis in die vierziger Jahre des Neunzehnten Jahrhunderts als Zufahrt zu den dort vorhandenen Obstgärten, Muskat- und Pfeffernussplantagen diente, ist das Herz der Stadt; ist ihr Mode-, Einkaufs-, Vergnügungs- und Flanierzentrum. Keine der anderen Straßen könnte den Aufschwung Singapurs besser repräsentieren.

    Kurz nach Mittag machen wir uns auf den Weg. Schon am Ausgang des Hotels empfängt uns die feucht-schwüle, tropische Wärme dieser Region, lässt unsere von den Klimaanlagen heruntergekühlte Temperatur des Bluts unangenehm schnell nach oben fahren. Zuerst noch etwas unsicher darüber, in welche Richtung wir uns wenden sollen, finden wir dank des Stadtplans dann doch bald die Straße, die uns zum Raffles führt.

    Während des Bummels fällt uns die Sauberkeit der Straßen, Plätze und Anlagen auf. Kein Wunder, haben wir doch gelesen, dass das Wegwerfen und Hinterlassen jeglichen Abfalls sehr streng bestraft wird. Ich bin sicher, dass diese Strafen den Zeitgenossen in unserem eigenen Land, die leichtfertig und gleichgültig Abfälle überall in die Natur entsorgen, mit Sicherheit sehr schnell eine andere Denkweise beibringen würden.

    Überhaupt sollte sich jeder, der nach Singapur reist, vorher ausreichend über das, was dort erlaubt ist und über das, was, warum und in welchem Maße bestraft wird, informieren, damit er nicht unangenehm überrascht wird. Die verhängten Strafen fallen erheblich härter aus, als in unserem Land. Das den Richtern für das Verhängen von Strafen verfügbare Repertoire reicht von Bußgeldern über Stockschläge bis zur Todesstrafe.

    Über die Cavenagh Road erreichen wir schon bald die Orchard Road. Nach kurzer Zeit verlassen wir diese und gehen entlang der Bras Basah Rd bis wir die Ecke Beach Rd erreichen. Dort biegen wir nach links ab und haben schon einen ersten Blick auf das Raffles, dessen weiße Fassade mit aus künstlichem Tannengrün akkurat geflochtenen, dicken Bögen geschmückt wurde, die mit riesigen roten Schleifen versehen sind. Die weihnachtliche Dekoration der zum Verweilen einladenden Außenterrasse und ihrer sauberen Servicestation passt zum restlichen Haus.

    Es ist der Stadtverwaltung und der Regierung Malaysias hoch anzurechnen, dass dieses im Kolonialstil erbaute Vorzeigemodel der internationalen Raffles Hotelkette nicht dem Bau immer neuer Hochhäuser zum Opfer gefallen ist. Im Jahr 1987 wurde es zum Nationaldenkmal erklärt und eine aufwändige Restaurierung in Auftrag gegeben. 1991, nach Abschluss der Arbeiten wurde das renommierte Haus wiedereröffnet. Neben diversen Boutiquen für extravagante Waren bietet es Gästen und Touristen verschiedene Restaurants und Cafés, ein Museum und ein hübsches Theater im viktorianischen Stil. Schöne Innenhöfe und gepflegte Grünflächen geben ihm ein besonderes Flair.

    Der Empfehlung des freundlichen Barkeepers, auf jeden Fall einen Singapore Sling zu probieren, kommen wir gerne nach. Das hervorragend gemixte, wenn auch zu süße Getränk entschädigt für den hinter uns liegenden Fußmarsch.

    Ein auf dem Tisch liegender Flyer lässt uns wissen, dass sich im nahen Kolonialviertel am Ufer des Singapore Rivers eine Statue befindet, die Sir Stamford Raffles darstellt. Sie wurde an der Stelle errichtet, an welcher der Gründer Singapurs, Sir Stamford Raffles, erstmals an Land ging und damit den Beginn der Entstehung des neuen Singapur einleitete. Das bronzene Original, ist nur wenige Meter von der Statue entfernt, vor der Victoria Memorial Hall zu sehen.

    Eingerahmt vom Singapur River gibt es im Kolonialviertel einige der berühmtesten Sehenswürdigkeiten und Gebäude. Das alte Parlament und das Rathaus bilden das historische Zentrum der Stadt. Daneben sind hier die wichtigsten Regierungsgebäude zu finden, darunter der Supreme Court, der Oberste Gerichtshof.

    Wir lesen, dass ein Rundgang durch dieses Viertel für jeden Besucher Singapurs unerlässlich sei. Wir sind zwar sehr trainierte Geher, glauben aber nicht, dass wir während unseres Stopover all das sehen können, was uns empfohlen wurde und wird. Heute Abend wollen wir uns aber auf jeden Fall in das bunte Treiben der Orchard Road stürzen. Im Hotel hat man uns geraten, dies auf keinen Fall zu versäumen. Schließlich sei Vorweihnachtszeit. Während dieser Zeit sei die Orchard Road etwas Einmaliges, etwas wirklich Besonderes. Jeder abendliche Besuch dort sei jetzt ein endloses Schwelgen in bunten Farben angesagt.

    Während wir den Drink genießen, dreht sich unser Gespräch um die Fotos, die wir heute schon in unserer Kamera abspeichern konnten und welches Ziel wir als nächstes ansteuern werden. Die Entscheidung fällt zugunsten des Merlion an der Marina Bay, des Kolonialviertels und der Statue Sir Raffles. Wir leeren die Gläser, machen noch einige Erinnerungsfotos und brechen auf.

    Der Weg vom Hotel zurück zur Bras Basah Rd, dann durch den War Memorial Park, vorbei am Esplanade Park und weiter entlang der Connaught Street bis zum Ziel ist nach knapp zwölf Minuten geschafft.

    Der War Memorial Park wurde im Gedenken an die vielen zivilen Opfer unter der japanischen Besetzung während des Zweiten Weltkriegs angelegt. Im Zentrum des Parks wurden vier einundsechzig Meter hohe weiße Säulen errichtet, welche die vier ethnischen Gruppen Chinesen, Malaien, Inder und Angehörige anderer Völker repräsentieren. Unter diesen Säulen wurden die sterblichen Überreste der in den 60er Jahren aus Massengräbern hierher umgebetteten Kriegsopfer beigesetzt.

    Vom War Memorial Park können wir auf die fünf hohen Türme von Suntec City blicken. Verschiedene Reiseführer beschreiben diesen Komplex als das größte und schönste Einkaufszentrum der Stadt. Der kleinste dieser Tower hat 18, die vier anderen Türme haben je 45 Etagen. Neben 200 Läden, Ausstellungsräumen und diversen Büros beinhaltet die Suntec City Mall auch einen Supermarkt der französischen Kette Carrefour. Rechts vom Park verlaufen die Beach Rod und dahinter die Stamford Road, welche direkt vor dem Raffles City Shoppingcenter vorbeiführt.

    Dieser gigantische Komplex beherbergt unter anderem die Hotels Fairmont Singapur, Swissotel, The Stamford und das neue Raffels. Zahlreiche Restaurants, mehrere Konferenzräume und eine riesige Shoppingmall vervollständigen das moderne Zentrum, unter dem eine unterirdische Verbindung zu den Suntec Towers verläuft.

    Der zentral gelegene Esplanade Park galt in der Kolonialzeit als einer der beliebtesten Parks der Stadt. Seine schönen Spazierwege und eine phantastische Sicht auf Singapurs Skyline ziehen auch heute noch Touristen und Einheimische magisch an. Wie mir heute, da ich die Höhepunkte unserer Reise zu Papier bringe, bekannt ist, wurden auf einem Großteil der Parkfläche zwischenzeitlich die Esplanade Concert Hall, das Esplanade Theatre On The Bay, die Esplanade Library, die Esplanade Shopping Mall, einige Restaurants und anderes mehr errichtet und nach sechsjähriger Bauzeit im Jahr 2002 eröffnet.

    An der in der Nähe der Victoria Concert Hall und dem Asian Civilisation Museum gelegenen Statue Sir Raffles verweilen wir einige Minuten und bestaunen von dort aus die auf der anderen Seite des Flusses zu sehende Skyline. Vor dem Fuß der hoch aufragenden Gebäude befinden sich Reihen kleiner Häuser, deren bunte Dächer und Architektur in totalem Gegensatz zu den hinter ihnen liegenden Hochbauten stehen.

    Der Barkeeper des Raffles hatte uns erklärt, dass sich am Singapur River früher Lagerhaus an Lagerhaus gereiht und ein geschäftiges Treiben geherrscht habe. Hier habe das Herz der Stadt pulsiert und von hieraus hätte sich Singapur zur Großstadt entwickelt. Durch den errichten Seehafen und den ständig bedeutender werdenden Containerverkehr sowie den Bau und die Nutzung immer größerer Schiffe verloren die Lagerhäuser und damit einhergehend die Flussschiffahrt ihre Bedeutung. Die Häuser entlang des Rivers wurden nach und nach aufgegeben und verfielen. Der ansteigende Tourismus führte dazu, dass man den Stellenwert der Erhaltung dieses historischen Bereichs erkannte. Die Häuser wurden aufgekauft und restauriert. Heute ist der Singapore River im Bereich des Boat- und Clarke Quays ein touristischer Magnet. Die vielen Restaurants, Diskos, Bars und die verschiedensten Geschäfte ziehen ab dem späten Nachmittag eines jeden Tages tausende Besucher aus aller Welt in ihren Bann.

    Leider fehlt uns die Zeit, es ihnen gleich zu tun. Unser Weg führte uns vom Empress Place über die Cavanagh Bridge, die den Singapore River überspannt. Die als verkleinerte Nachbildung der Londoner Tower Bridge erbaute Stahlkonstruktion ist die einzige Hängebrücke und eine der ältesten Brücken in Singapur.

    Als einzige Fußgängerbrücke der Stadt stellt sie die günstigste Verbindung zwischen der am nördlichen Ufer gelegenen Fußgängerzone des kulturellen Viertels und des Geschäftsviertels im Süden des Flusses dar. Kein Besucher der Stadt sollte die Überquerung des Singapore Rivers und den von hier möglichen grandiosen Rundumblick verpassen.

    Am Zugang der Brücke weist der Text eines Schildes darauf hin, dass das Begehen und Befahren nur Fußgängern und Radfahrern, Pferden und Ochsenkarren gestattet sei. Für die beiden Letztgenannten galt das laut Reiseführer jedoch nur in der Vergangenheit, denn der Hinweis auf dem Gebotsschild datiert aus dem Jahr 1910.

    Nach dem Überqueren der Brücke bewegen wir uns in Richtung Flint Street und biegen wenige Meter weiter nach links auf den Fullerton Square ab. Auf der rechten Seite, am Ende des Piers vor dem Fullerton Hotels, erkennen wir schon Singapurs Wahrzeichen, den Merlion, den wir bald erreicht haben. Da sitzt es, Singapurs Wappentier, und wacht über die Stadt. Wendet man sich an seiner Seite stehend herum, öffnet sich der Blick auf die Hochhäuser der Skyline, die das Fullerton Hotel um ein Vielfaches überragen.

    Hier, so nahe dem Schutzpatron Singapurs, belohnen wir uns mit einigen schönen Erinnerungsfotos für die verbrauchten Kalorien, welche wir auf der Strecke verloren haben.

    Die Dunkelheit hat bereits langsam eingesetzt und lässt die Finger ihrer Schatten in jeden Winkel hineindringen, der nicht von einem Lichtstrahl erreicht wird. Die jetzt überall aufleuchtenden farbigen Lichter umgeben den wasserspeienden Fischlöwen mit einer besonderen Aura. Doch die vor unseren Augen aus der Dunkelheit erwachsenden schönen Bilder ändern nichts daran, dass wir unsere Füße erneut in Bewegung setzen müssen. Das Ziel, welches wir jetzt ansteuern, heißt Orchard Road. Auf die andere Seite des Flusses zurückgekehrt, legen wir bei der jetzt von Lichtern angestrahlten Raffles-Statue noch eine kurze Rast ein. Danach verlieren wir etwas die Orientierung und landen letztlich noch einmal vor dem Raffles Hotel, welches jetzt im vorweihnachtlichen Lichterglanz erstrahlt.

    Nach einigen abendlichen Fotos vor und im Raffles und einem anschließenden weiteren kleinen, unnötigen Umweg treffen wir auf der Höhe des Bras Basah Parks auf die Orchard Road.

    Schon in diesen noch frühen Abendstunden ist die Straße mit flanierenden Menschen und Autos überfüllt. Wir sind überwältigt von dieser irren, Farborgie der weihnachtlichen Lichter und Dekorationen, die uns auf beiden Seiten der Orchard Road empfängt und während unseres Bummels bis zur Ecke der Claymore Road begleitet.

    Entlang dieser berühmten Straße steht Kaufhaus an Kaufhaus dicht aneinander. Selbst wenn wir es zuhause später Freunden und Bekannten erzählen, niemand von ihnen kann sich vorstellen, was hier abgeht, wenn er nicht selbst einmal hier war! Es ist auch nicht beschreibbar, denn mit Worten kann man das, was einen hier erwartet, nicht bebildern. Ein Tag hat nicht genug Stunden, er würde nicht ausreichen, jedes Einkaufszentrum, jedes Restaurant aufzusuchen.

    Zu zahlreich und zu groß sind die sich in diesem Bereich befindenden Gebäude, Luxushotels, Coffee Shops, Restaurants, die vielen Schnellrestaurants nach amerikanischem Vorbild und die Modehäuser und Parfümerien.

    Eines der exklusivsten Kaufhäuser für betuchte Käufer ist das Ngee Ann City. Es gibt keine einzige der bekannten Luxusmarken, die hier nicht angeboten würde. Doch auch der normale Käufer findet im angrenzenden Takashimaya, welches einer japanischen Kaufhauskette angehört, aktuelle Mode zu moderaten Preisen.

    Zusammen mit tausenden anderer Menschen lassen wir uns über die Gehwege und Plätze dieser Stadt vorwärts schieben. Ein unbeschreibliches Stimmengewirr, zusammengesetzt aus vielen fremden Sprachen umgibt uns und lässt kaum ein Gespräch zwischen uns beiden zu. 

    Am Straßenrand bieten die Betreiber der Sushi- und Satay-Stände ihre Speisen an, Gerüche und Dünste kriechen in unsere Nasen, erwecken unsere Mägen, erinnern daran, dass wir noch nichts gegessen haben.

    Auf der vierspurigen Straße blasen die Motoren der vielen Toyotas, Mazdas, Hyundais, Hondas und Nobelkarossen ihre Abgase in alle Richtungen. Mich verwundert, dass sich darunter auch Karossen teurer Prestigemarken befinden, habe ich doch gelesen, dass die importierten Fahrzeuge in Singapur mit bis zu zweihundert Prozent besteuert werden.

    Die sowohl über der Straße als auch an den Fassaden und Bäumen in großer Fülle angebrachten Weihnachtsdekorationen erschlagen uns fast mit ihren Farben. Sie sind großflächig, hell leuchtend, schillernd, beeindruckend, berauschend und doch wieder kitschig. Solch eine Farbenpracht wird sonst höchstens beim Abschlussfeuerwerk der Kölner Lichter geboten. Aber das nur für einen begrenzten Teil einer Stunde. Doch hier bleiben die Symphonien in Rot, Blau, Silber, Gold, Grün und all den anderen Farben für einige Wochen an ihren Plätzen, bieten sich den Augen immer neuer Besucher dar. Fast aus jedem der Geschäfte ertönen Weihnachtslieder. Die Songs Rudolph, The Red-Nosed Reindeer, Let It Snow, Jingle Bells und White Christmas haben die ersten Positionen der Top Five eingenommen.

    Wenn sich künftig noch einmal jemand über das Bunte und Laute während der deutschen Weihnachtzeit beklagen sollte, werden wir ihm empfehlen, diese Zeit in Singapur zu verbringen.

    Doch irgendwie ist das Ganze auch schön, faszinierend und anregend. Wir freuen uns, mitten in diesem menschlichen Strom mitschwimmen zu dürfen, all das hier zu erleben. Nur etwas fehlt uns, und das ist ein etwas aufgetankter Magen. Wir entscheiden uns für eines der vielen Kaufhausrestaurants, stehen dort etwas ratlos vor den Fotos der angebotenen Speisen. Den Gesichtern der Gäste an den Tischen ist abzulesen, dass ihnen das Essen hier schmeckt. Also tippen wir auf eines der Fotos und erhalten bald darauf das Gewünschte.

    Wir wissen nicht genau, was es ist, aber es schmeckt vorzüglich. Dann drängeln wir uns wieder nach draußen und fädeln in die noch länger gewordene Menschenschlange ein. Lassen uns von ihnen an Straßen und Plätzen vorbeischieben, deren Namen Scotts Road, Carnhill Place und Cuppage Road auf längst verstorbene Personen hinweisen, die zu ihren Lebzeiten genau an diesen Stellen auf ihren Plantagen Obst, Nüsse und anderes ernteten.

    Die Entfernung vom Bras Basah Park bis zur Claymore Road beträgt etwa zwei Kilometer. Doch in so einer Menschentraube können zweitausend Meter, die man auch wieder zurücklaufen muss, sehr lang sein. Besonders dann, wenn man schon vorher viele Schritte auf dem Asphalt gegangen ist. Wir spüren unsere Füße und nehmen dies zum Anlass, an unserem vorgesehenen Wendepunkt tatsächlich umzukehren.

    Nun geht das Gedränge und Geschiebe in die umgekehrte Richtung. 

    Wenn auch aufgrund der zunehmenden Müdigkeit etwas gehemmter, nehmen wir nochmals den unermesslichen Wahnsinn der Farbenpracht der Orchard Road, die verschiedenen Gerüche, die Musik, die Menschen, deren Stimmen und als Zugabe die von den Fahrzeugen produzierten Abgase in uns auf. 

    An der Einmündung zur Cavanagh Road biegen wir nach links ab und erreichen nach wenigen Metern unser Hotel. Für heute haben wir genug. Wir fühlen uns wie zerschlagen. Vor den

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