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5 Jahreszeiten Nordamerika: Eine Wohnmobil-Reise zwischen Neufundland und den Südstaaten
5 Jahreszeiten Nordamerika: Eine Wohnmobil-Reise zwischen Neufundland und den Südstaaten
5 Jahreszeiten Nordamerika: Eine Wohnmobil-Reise zwischen Neufundland und den Südstaaten
eBook265 Seiten3 Stunden

5 Jahreszeiten Nordamerika: Eine Wohnmobil-Reise zwischen Neufundland und den Südstaaten

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Über dieses E-Book

Auf 50.000km bereisen Wolf und Gabriele Leichsenring Kanada und die USA, ziehen mit ihrem Wohnmobil ihre Route vom Winter in Neufundland zum Frühling an den Großen Seen, dem Sommer am Mississippi über die Herbstfarben des Indian Summer ins vorweihnachtliche New York.

Aus dem Inhalt:

Diese fünf Jahreszeiten erleben Wolf und Gabriele Leichsenring in acht Monaten Amerika. Als sie im Mai ihr Wohnmobil im kanadischen Halifax aus dem Zollhafen holen, verharrt der Norden Kanadas noch in der Winterstarre. Erst Mitte Juni, auf dem Weg zur Hudson Bay, wagt sich erstes zartes Frühlingsgrün durch den ansonsten kahlen Tundra- und Taigabewuchs.

Die Leichsenrings umrunden die Großen Seen und folgen dem St-Lorenz-Strom in den Nordosten der USA, bevor sie über Philadelphia, die Wiege der amerikanischen Nation, in die Weiten des Wilden Westens und an die Ufer des Mississippi vordringen.

Auf ihrer Reise aus dem kalten Norden in die tropisch-schwülen Südstaaten lernen die beiden „hoteluntauglichen“ Wohnmobilisten Land und Leute kennen, entdecken Schönheit und Vielfalt Nordamerikas, folgen den Spuren der Geschichte und kehren schließlich entlang des Atlantiks zu den Metropolen der Ostküste zurück.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum14. Dez. 2014
ISBN9783944365633
5 Jahreszeiten Nordamerika: Eine Wohnmobil-Reise zwischen Neufundland und den Südstaaten
Autor

Wolf Leichsenring

„Die Welt ist ein Buch. Und wer zu Hause bleibt, liest nur eine Seite darin“, lautet ein Spruch des weltoffenen Heiligen Augustinus (354 bis 430). Wolf Leichsenring ist lesefreudig. Mit einer einzigen Buchseite hat er sich noch nie zufrieden gegeben. Wohnmobilist seit nunmehr fast 40 Jahren – und somit völlig „hoteluntauglich“, blättert er stetig im „Reisebuch der Welt“ und hat sich darin bereits recht vielfältige Kapitel erarbeitet. Er reist überall dorthin, wohin das Wohnmobil ihn führt. Dabei scheut er nicht davor zurück, sein „WoMo“ auch einmal für eine längere Schifffahrt verladen zu lassen, zum Beispiel nach Nordamerika oder auch nach Neuseeland und Australien. Seitdem er seinem früheren beruflichen Pfad (Lehrtätigkeit) den Rücken gekehrt hat, stehen Langzeitreisen auch in entlegenere Ecken unseres Erdballs auf dem Programm. Mit der Zeit würden sicherlich viele der gewonnenen Impressionen im Nebel der Erinnerungen verblassen oder gar gänzlich verschwinden. Um dem vorzubeugen, werden Berge von Fotos geschossen und regelmäßig Reiseberichte geschrieben. Damit nicht genug! Als anerkannter Reisejournalist berichtet er auf Anfragen von Zeitungen und Buchverlagen regelmäßig „live von unterwegs“. Blogs, nicht nur auf der eigenen Website (ga-wo.leichsenring.net/reisen), ergänzen diese Schreibtätigkeit. Somit erscheint es nur konsequent, dass derartige Aktivitäten schließlich in der Publikation mehrerer Bücher münden mit den Themenschwerpunkten Nordamerika, Marokko, Neuseeland und Australien, aber auch Schleswig-Holstein. Als gefragter Dozent informiert er in Form von Diavorträgen über seine Touren, wobei die Zuhörerschaft sich entweder den eigenen Erinnerungen hingeben, auch einmal neue Pläne schmieden, ihren Wissensdurst stillen oder sich einfach in Träumereien fallen lassen kann. Und so arbeitet sich dieser neugierige, vom Fernweh heimgesuchte Globetrotter durch das „dicke Buch des Globus“. Im vorliegenden Band hat der Weltenbummler nunmehr einige „nordische“ Buchseiten aufgeschlagen, nämlich die über Island, die Färöer sowie Grönland.

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    Buchvorschau

    5 Jahreszeiten Nordamerika - Wolf Leichsenring

    Karte

    Über den Großen Teich

    Schon ein berühmter Kirchenvater, nämlich der Heilige Augustinus (354 - 430) ließ verlauten: „Die Welt ist ein Buch, und diejenigen, welche zu Hause bleiben, lesen lediglich eine Seite darin."

    Eingedenk dieses Spruches, streben wir nach der Lektüre vieler Seiten und machen uns mal wieder auf die Strümpfe, einige weitere Seiten umzublättern.

    Erneut steht eine große Reise nach Nordamerika kurz bevor. Die Vorbereitungen haben sich trichterförmig auf den Abreisetag verengt. Wie bereits auf der letzten Fahrt, als wir knapp 10 Monate durch USA und Kanada getourt sind, nehmen wir auch dieses Mal unser „Rollendes Wohnzimmer", sprich Wohnmobil, mit über den Großen Teich.

    Wie? Ganz einfach. Wir lassen es verschiffen.

    Warum? Einerseits gibt die „gewohnte Gemütlichkeit im eigenen Wohnmobil eine Begründung hierfür. Man kann mitnehmen, was man effektiv braucht und begibt sich nicht nur mit zwei gewichtslimitierten Koffern auf eine so ausgedehnte Fahrt. Denn das würde bedeuten, dass man am Zielort eine Menge Ausrüstungsgegenstände hinzukaufen müsste, die bei Reiseende dann wohl im wahrsten Sinne des Wortes „in die Tonne getreten würden.

    Andererseits rechnet sich eine Verschiffung relativ schnell im Vergleich zu den nordamerikanischen Wohnmobilmietpreisen oder dem System „Kaufen/Verkaufen".

    Für unser WoMo (schlicht „Maxi" genannt) beginnt das Abenteuer gut drei Wochen vor unserem Abflug. Im Morgengrauen bringen wir es in den Hamburger Hafen. Für den Schiffstransport sind einige Rahmenbedingungen einzuhalten. So dürfen beispielsweise keinerlei Lebensmittel im Fahrzeug lagern. Die Gastanks werden am besten gleich in Deutschland gelassen, oder sie müssen vollständig leer sein. Der Benzintank darf maximal noch zu einem Viertel gefüllt sein, also gerade so, dass man noch aufs Hafengelände und am Zielort zur nächsten Tankstelle rollen kann. Letztlich im Fahrzeug noch alles gut verschließen, keine Sachen offen herumliegen, sowie Wertgegenstände natürlich nicht mittransportieren lassen. Nicht schaden kann es auch, wenn man den Innen- und den Fahrerraum mit Folie abdeckt. Um im Zielhafen keine böse Überraschung zu erleben, sollte man nicht vergessen, die Nummernschilder abzuschrauben. Souvenirjäger gibt es in allen Ecken der Welt!

    Nach einem letzten, wehmütigen Blick am Hafentor verabschiedet man sich erst einmal von seinem geliebten Gefährt, erfüllt von der Hoffnung, es später unversehrt am Zielort wieder in Empfang nehmen zu können.

    Unser Zielhafen wird dieses Mal das kanadische Halifax sein. Dort werden wir unser Wohnmobil aus dem Hafen holen, um zu einer siebenbis achtmonatigen Rundtour aufzubrechen.

    Einige Stichpunkte skizzieren unsere „Wünschelroute": Neufundland (u.a. wegen der von Grönland kommenden, vorbei treibenden Eisberge), je nach Wetterbedingungen bzw. Schneelage Labrador (der nunmehr fertiggestellte Trans Labrador Highway bietet Wildlife und Natur pur), am nördlichen Ufer des St-Lorenz-Stroms entlang in Richtung Hudson bzw. James Bay (Provinz Québec), weiter nach Westen bis an den Winnipeg Lake und natürlich in die Provinzhauptstadt von Manitoba, Winnipeg. Soweit der Kanadateil.

    Weiter südlich in den USA erwarten uns dann bei hoffentlich sommerlichen Temperaturen die „Großen Seen (Superior, Michigan, Erie, Huron und Ontario Lake). Weiter geht es in die Neuenglandstaaten, um schließlich doch noch im Spätherbst in den Great Plains zu landen. Entlang der Atlantikküste (z.B. im Bundesstaat Georgia) nähern wir uns schließlich unserem Hafen in Baltimore für die Rückverschiffung des Wohnmobils. Und ein letztes i-Tüpfelchen dieser Reise darf natürlich auch nicht fehlen: das erste Adventswochenende in New York, während unser „Maxi schon wieder auf der Heimreise über den Atlantik schippert.

    Ob die Realität die Planung überrollt, bleibt abzuwarten.

    Dazu wollen wir unsere Erlebnisse festhalten und nach unserer Reise ergänzt um Informationen und Hintergründe als Buch veröffentlichen. Dieser Plan ist ganz offensichtlich Realität geworden!

    Es ist übrigens in strikter Arbeitsteilung entstanden. Alle Fotos hat meine Frau Gabriele Leichsenring gemacht, die Texte und Kommentare stammen aus meiner Feder. So haben wir es schon während unserer ersten Nordamerika-Tour gehalten. Und diese Verfahrensweise hat sich bewährt.

    Über die damalige faszinierende Reise haben wir ebenfalls ein Buch publiziert mit dem Titel „Atlantik Pazifik Atlantik – Eine Rundtour per Wohnmobil durch USA und Kanada".

    Und nun hinein ins Reise- und Leseabenteuer. Viel Spaß!

    Von Flügen und Ochsen

    Das Sprichwort mit der Morgenstund beinhaltet doch ein Körnchen Wahrheit. Denn früh losfliegen, heißt auch früh ankommen, zusätzlich begünstigt durch die Zeitverschiebung.

    Im Morgengrauen ging es an einem 30. April zum Hamburger Flughafen, London war schnell erreicht, die drei Stunden Aufenthalt gut gefüllt mit Terminalwechsel, erneutem Sicherheitscheck und sehr vorzeitigem Boarding, so dass wir bereits um 14:00 Uhr – dortige Ortszeit, d.h. sechs Stunden zurück – unser Ziel Halifax erreicht hatten. So konnten wir den Nachmittag bei herrlichem Wetter spazierengehender Weise genießen.

    Hatten wir auf der Kurzstrecke nach London noch einen Fensterplatz ergattern können, waren wir auf der Langstrecke nach Halifax auf Mittelplätze verbannt. Somit null Tiefenblick.

    Als Ausgleich erhielten wir einen sehr positiven Einblick in die kanadische Grenzabfertigung. Das Ganze dauerte keine 10 Minuten. Nach wenigen Fragen, wohin wir wollten, wann wir dem Land wieder den Rücken kehrten (besonders wichtig!) und was wir denn eigentlich in all den gut sieben Monaten geplanter Reisezeit vorhätten, und schon waren wir eingereist. Obendrein zeigte die Grenzbeamtin sich offensichtlich sehr erfreut, dass wir – wie im Pass vermerkt – ihr Land nunmehr schon ein zweites Mal besuchen.

    Das gewählte Hotel – das Delta Barrington – kann mit gutem Gewissen weiterempfohlen werden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gut aufeinander abgestimmt. Empfehlen können wir das angeschlossene Restaurant, besonders das Frühstücksspecial (Builders Brekki), das zwar nicht unbedingt für die touristische Klientel gedacht ist - aber nach ein wenig small talk und einem frühfröhlichen Spruch auf den Lippen wurde es nach anfänglichem Zögern dann doch serviert.

    Halifax, Nova Scotia

    Die Unterkunft liegt ganz zentral in der Innenstadt, gut 200m von der Hafenpromenade entfernt. Von hier aus sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die uns von unserer letzten Reise schon vertraut sind, bequem zu Fuß zu erreichen.

    Vor nunmehr gut drei Wochen mussten wir Abschied nehmen von unserem Wohnmobil. Umso stärker stieg die Spannung bis zum Tag nach unserer Ankunft, dem ersten Mai (in Kanada kein Feiertag), ob unser „Maxi" auch wohlbehalten und möglichst ohne Schäden angekommen ist. Wir wurden nicht enttäuscht. Nach dem rund dreistündigen, vormittäglich bürokratischen Rundkurs mit Verschiffungsagentur, Zoll und letztendlich der Auslieferungsstation im Hafen, stand dem Tourbeginn nichts mehr im Wege. Lediglich der Zoll wollte mehr als üblich wissen. Offensichtlich war unser Wohnmobil gründlich kontrolliert worden, denn in einigen Fächern sah es doch erheblich anders aus, als wir es vor der Abfahrt in Hamburg sortiert hatten. Aber es fehlte nichts! Rasch wurde der günstige Diesel getankt, im nächsten Supermarkt eingekauft und schon ging es los.

    Bisher gingen wir davon aus, dass die Mitnahme des eigenen Wohnmobil auf einen anderen Kontinent eher die Ausnahme denn die Regel darstellt.

    Weit gefehlt! An diesem ersten Mai trafen sich immerhin 16 reisefreudige Wohnmobilisten, darunter vier Crews aus der Schweiz, die den gleichen behördlichen Rundgang absolvierten, bevor sie mit ihren Wohnmobilen „on tour" gingen. Einsamkeit, zumindest hier, sieht anders aus!

    Und nun reden wir doch noch einmal über das Wetter, ein immer wiederkehrendes, hoch interessantes Thema: Wer glaubte, in die Kälte zu fahren, musste seine Meinung revidieren. Nach anfänglich bewölktem Himmel mit ungefähr 10 °C lugte schon bald die Sonne aus den Wolken hervor.

    Die Temperaturen stiegen um die Mittagszeit bei strahlend blauem Himmel auf immerhin 30 °C. Wer hätte das gedacht! Und selbst um 18 Uhr konnten immerhin noch 18 °C gemessen werden.

    Was fehlt noch? Ach ja, die Ochsen! Mit der eigentlichen Rundtour haben sie nun wirklich nichts zu tun. Doch möchten wir diese kleine Episode aus „grauer Vergangenheit" der Leserschaft nicht vorenthalten.

    Am 15. April 1923 schaltete die Provinz Nova Scotia von Links- auf Rechtsverkehr um. Folglich prophezeiten die Behörden einen starken Anstieg von Unfällen. Obendrein ermutigten sie die Autofahrer, entsprechende Hinweise auf die Windschutzscheiben zu kleben, um so andere Verkehrsteilnehmer immer wieder auf das Rechtsfahrgebot hinzuweisen. Natürlich gab es auch prompt jede Menge „Rindviecher, welche versuchten, diese geänderte Verkehrsregelung auszuhebeln. Besonders die in der Provinz ansässige Eisen- und Straßenbahngesellschaft trat hier unrühmlich hervor, denn sie überzog die Provinzregierung mit einer Prozessflut, um die eingeleiteten Maßnahmen rückgängig machen zu lassen, zumindest aber die „Umstellungskosten, wie z.B. neue Schienenverlegung oder Waggonumbau der Provinzregierung aufzubürden.

    Nun aber zu den wirklichen Ochsen. Die armen Tierchen, seit unzähligen Generationen auf Linksverkehr getrimmt, waren unfähig, den Umschwung „auf rechts nachzuvollziehen. Überlieferungen besagen, dass zahlreiche Autofahrer so viele dieser armen Tiere per Unfall in den „Ochsenhimmel schickten, dass selbst die Schlachthöfe mit der Verarbeitung all des noch verzehrbaren Fleisches nicht nachkamen. Die damalige Bevölkerung wird dieses Überangebot an Rindfleisch bei aller Tragik gefreut haben. Seither nennt man 1923 auch „das Jahr des kostenlosen Rindfleisches". Guten Appetit!

    Lighthouse - Lobster - Lunenburg

    Wie kommen wir auf diesen Titel? Ganz einfach: Wir haben Menschen „vor Ort" gefragt, mit welchen Begriffen sie ihre Provinz Nova Scotia charakterisieren würden. Die überwiegende Mehrheit unserer Gesprächspartner nannte mehr oder minder spontan diese Begriffe. Also machen wir sie uns auch zu eigen und berichten überwiegend hierüber.

    Fast über die gesamten 14 Tage dieser Rundtour auf der Küstenstraße meinte das Wetter es gut mit uns. Bei nahezu sommerlichen Tagestemperaturen (nachts natürlich noch bitter kalt) und häufig strahlendem Sonnenschein reiht sich ein wunderbarer Ausblick an den anderen. In die unzähligen Buchten schmiegen sich von buntfarbigen Häusern geprägte Fischerdörfer. Schroffe, felsige Capes an der Süd- wie an der Nordküste bilden die Standorte mindestens ebenso farbenfroher Leuchttürme. Und damit erklärt sich auch der erste Begriff. Das Ganze nennt sich demzufolge auch „Lighthouse Trail, also „Route der Leuchttürme.

    Jetzt, in den ersten Maiwochen, haben erwartungsgemäß noch fast alle touristischen Einrichtungen geschlossen, wie z.B. National oder Provincial Parks, Museen oder Campingplätze. Noch herrscht „Tourismus light ohne entsprechende Angebote. Die eigentliche Saison beginnt erst Mitte/Ende Mai, häufig noch später. Das hat andererseits den Vorteil, an den meisten malerischen Orten in der Regel allein weilen zu dürfen. Und was gibt es romantischeres, als in einem für Besucher noch nicht geöffneten dennoch nicht verschlossenem Nationalpark nichts anderes wahrzunehmen als den vielstimmigen Chor der Natur oder auf einem Cape mit Rundumblick einen bilderbuchhaften Sonnenuntergang und aus dem „Rollenden Wohnzimmer am nächsten Morgen an gleicher Stelle einen mindestens ebenso beeindruckenden Sonnenaufgang erleben zu dürfen.

    Der Alltag gerät in Vergessenheit, wenn als letzter abendlicher Laut ein herzzerreißender Möwenschrei wahrgenommen wird, der sich bei Tagesanbruch wiederholt.

    „Lighthouse macht sich auch die Kirche als Begriff nutzbar. Sie stellt sich dar als „Leuchtturm des Lebens. Ein besonders ausgewiesener „Evangeline Trail führt zu den schönsten Kirchen der Region. Oftmals beherbergt ein kleiner Ort zahlreiche Gotteshäuser unterschiedlicher Glaubensausrichtung. Heftig wird um neue Mitglieder geworben, die Vielfalt der Werbesprüche kennt kaum Grenzen. Zwei von ihnen seien hier erwähnt. Eine Baptistengemeinde ließ uns wissen: „Come in as You are, leave renewed / Komm herein, wie du bist, und gehe wie neugeboren wieder hinaus. Kurz danach entdeckten wir das Wortspiel: „God reigns, Son (sun?) shines" / Gott regiert, der Sohn (die Sonne?) strahlt.

    Verlassen wir die Leuchtkräfte, wenden wir uns dem Alltäglichen zu. Küste, Meer und Fischerei bilden eine Einheit. Besonders ausgeprägt zeigt sich in Nova Scotia der Hummerfang, womit wir beim Begriff „Lobster" wären.

    Die 300km südwestlich von Halifax gelegene Gemeinde Barrington nennt sich „Hummerhauptstadt Kanadas". Aber eigentlich lebt hier jede Küstengemeinde von diesem Erwerbszweig.

    Wie wir in einem Gespräch mit einem dieser Fischer erfuhren, gilt ab Ende Mai das saisonale Fangverbot. Also wird bis dahin „geerntet, was das Meer hergibt", ergänzte er Augen zwinkernd. Auf die Frage nach Fangquoten blieb er auffallend wortkarg.

    Hummerfallen ähneln Käfigen aus stabilem Draht, denn natürlich werden die Tiere lebendig gefangen, in großen Strömungsbecken zwischengelagert und in der Regel auch lebendig verkauft. Bei den moderaten Preisen im Direktverkauf vom Fischer schmeckt diese Delikatesse gleich doppelt so gut. Wer einen noch lebenden Hummer erwirbt, sollte aufpassen, dass feste, breite Gummibänder um die Scheren gespannt sind; sonst kann es obendrein noch schnell einmal einen Finger kosten.

    Lobsterfischer

    Auf der weiteren Route tauchten uns wohlbekannte Ortsnamen auf: West-berlin - und als Ortsteil davon Ostberlin. Hat man hier die Geschichte verschlafen?

    Gut aufgepasst hingegen haben die Einwohner des Küstenortes Shag Harbour an der Nordküste der Provinz. Laut Informationstafel gab es hier 1967 ein sogenanntes „UFO-Unglück, wobei ein „leuchtender Himmelskörper lange regungslos über dem Meer gehangen haben und dann abgestürzt sein soll. Nachforschungen von Polizei und Militär ergaben jedoch keine verwertbaren Befunde.

    Da bleiben wir lieber beim Genuss, wenn auch nicht mehr so aktuell und so direkt. Es gab und gibt aber einen Orden, der sich dem „vermehrten Lebensgenuss verschrieben hat. Er nennt sich „L’ORDRE DE BON TEMPS (frei übersetzt: „Vereinigung für Fröhlichkeit und gutes Essen"). Seine Geschichte reicht zurück in das 16./17. Jahrhundert, als Franzosen und Engländer sich noch wegen der Vorherrschaft über Nova Scotia bekriegten. Die Briten behielten schließlich die Oberhand. Heute respektieren sich beide Kulturkreise uneingeschränkt, was sich unter anderem in der Zweisprachigkeit zeigt.

    Der Ursprung des Ordens besitzt einen durchaus ernsten Hintergrund, denn zu jener Zeit gab es über mehrere Jahre hinweg eine ungewöhnlich hohe Sterberate, nicht durch den Krieg, sondern durch Skorbut hervorgerufen. Besonders die Franzosen vermuteten die Ursache für die Krankheit in dem eintönigen, erlebnisarmen Alltagsleben und nicht in einseitiger, schlechter Ernährung. Daraufhin gründete sich der besagte Orden mit dem Ziel, „bessere Lebensqualität zu schaffen, einerseits durch Überwachung der Moral, andererseits aber stärker noch durch ausgedehnte Festmahle mit Musik und Theater für die gesamte Bevölkerung. Auch heute lebt diese Tradition als eine Form der französischen „Acadienkultur fort.

    Verlassen wir „Neuschottland für einen kurzen Abstecher , um einen winzigen Blick auf die nordwestlich gelegene Prince Edward Island (PEI) zu riskieren. Diese Insel stellt eine eigene Provinz dar. Sie gilt als „Fehmarn Kanadas. Über die 13km lange, kostenpflichtige „Confederation Bridge" erreicht man das grüne Eiland. Eigentlich hätten wir rund C$45 Maut bezahlen müssen. Die Privatstraße hinter dem Touristenbüro am Brückenende erwies sich jedoch als wohltuender, kostensparender Schleichweg.

    Den gesamten Inselausflug über hatten wir das Gefühl, durch eine englische Parklandschaft oder eine Gartenbauausstellung zu schlendern, so gepflegt und farbenfroh präsentierte sich die Insel.

    Als „Grün erweist sich PEI in doppelter Hinsicht. Saftig grüne Felder, umgeben von ebenso grünen Nadelwäldern, prägen die Natur. Und am „Nordkap mit der angrenzenden Gemeinde „Norwegen dient der dort errichtete Windpark als Prototyp für die immer wieder betonte politische Ausrichtung: „Natur & Technologie in perfekter Harmonie. Auffallend sind in der Tat auch als sichtbares Resultat der vorherrschend regenerativen Energiegewinnung die zahlreichen Ladestationen – privat wie öffentlich – für Elektroautos.

    Demgegenüber beurteilt man aber auch als überwiegend „politisch ökologisch korrekt die Argumente eines jungen Insulaners, Kartoffelfarmer von Beruf, der in den Wintermonaten im Ölfördergeschäft sein Brot verdient: „Fracking gilt in Kanada als umweltschonende, ungefährliche Technologie. So haben wir es bei abendlichen small talks gleichermaßen von der Land- wie der Stadtbevölkerung bestätigt bekommen. Was einige Kilometer Ortswechsel doch bewirken können!

    Doch widmen wir uns wieder unserem Nova Scotia. Es fehlt ja noch der dritte Begriff „Lunenburg".

    Das pittoreske Fischerstädtchen, dessen zum Meer hin ausgerichtete Straßenzüge sich terrassenförmig über dem Hafen erheben, steht unter Denkmalschutz als UNESCO Weltkulturerbe.

    Schon im Vorfeld waren wir auf die dort angesiedelte Geschichte der „Bluenose gestoßen, konnten uns aber keinen rechten Reim darauf machen. Nun, woher könnte man bessere Informationen erhalten, als von der örtlichen Presse? Gedacht, getan – wir hinein in die Redaktion des „The Lunenburg County Progress Bulletin. Lassen wir den Redakteur Robert Hirtle die Geschichte kurz erläutern: „Die Bluenose war ein Schiff, ein Schooner, der 1921 erbaut wurde. Es diente zwar auch der Fischerei, eigentlich aber war es ein Regatta taugliches Schiff für die jährlichen Wettrennen gegen die Amerikaner in der Klasse „Fischflotte. Bis zu seinem Verkauf 1938 hat das Schiff nicht eine einzige Regatta verloren. Dem neuen Besitzer gingen allerdings die finanziellen Mittel zur Unterhaltung und Teilnahme an diesen Regatten aus. Folglich verkaufte er es an einen Bootshändler in die Karibik. Dort sank das Schiff 1946 aus bis heute unerklärlichen Gründen. Die „Bluenose als Symbol kanadischer Überlegenheit über den US-Nachbarn sollte aber nicht einfach auf dem Meeresboden in der Verges-senheit verschwinden. Also entschloss man sich, durch einen Schiffsnachbau die glorreichen Zeiten wieder aufleben zu lassen. In Anwesenheit hoher Prominenz - nicht zuletzt des

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