Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

In 60 Reisen durch die USA: Teil I - 1992-1997
In 60 Reisen durch die USA: Teil I - 1992-1997
In 60 Reisen durch die USA: Teil I - 1992-1997
eBook336 Seiten4 Stunden

In 60 Reisen durch die USA: Teil I - 1992-1997

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Das Buch, geschrieben als Teil der Trauerarbeit nach dem Tod meiner Frau, beschreibt die 60 gemeinsamen Reisen durch die USA. In Teil 1 geht es um die Jahre 1992-1995.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum21. Okt. 2022
ISBN9783347706064
In 60 Reisen durch die USA: Teil I - 1992-1997
Autor

Karlheinz Moll

Karlheinz Moll, geboren 1966 in Meckenbeuren, lebt und arbeitet primär in München. Hauptberuflich ist er als Unternehmensberater, Projekt Manager, Fachspezialist und Trainer in der Finanzwelt tätig. Mit seinem Abschluss als MBA für Finanzdienstleistungen der University of Wales blickt er auf 30 Jahre Erfahrung in der Finanzdienstleistungsbranche zurück. Er begann seine Tätigkeit als Autor in 2014 mit der Veröffentlichung von Sachbüchern. Sein erstes Buch ´FATCA – Wenn der Fiskus zweimal klingelt´ befasste sich mit dem amerikanischen Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA) und einem Einblick in die U.S. Steuergesetze. Ein Jahr später folgte sein zweites Sachbuch ´Amerika – Land der unbegrenzten Gegensätze´. Während das Buch zu FATCA nur auf Deutsch verfügbar ist, wurde ´Amerika´ in 2016 auch auf Englisch veröffentlicht. 2017 schrieb Karlheinz Moll den ersten Band ´Ego Shooter – The Depth of the Pain´ zu einer Serie von internationalen Thrillern rund um den BKA-Agenten Alexander Granger. Ein Jahr später folgte mit ´The FAKE – Deadly Finances´ der zweite Band. In 2019 wurde ´Downhill – Whatever It Takes´ als dritter Band in der Serie veröffentlicht. Alle Bände der Serie sind auf Englisch erschienen. In 2020 verfasste er mit ´Espresso Morte´ seinen ersten deutschsprachigen Roman und in 2021 folgte mit ´Bitterroot – Trail of Death´ sein erster Western. Der nun vorliegende Roman ´Das Puzzle des Todes´ ist der erste einer Reihe von Krimis, die in der Heimatstadt des Autors angesiedelt sind.

Mehr von Karlheinz Moll lesen

Ähnlich wie In 60 Reisen durch die USA

Ähnliche E-Books

Reisen für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für In 60 Reisen durch die USA

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    In 60 Reisen durch die USA - Karlheinz Moll

    Vorwort

    Eigentlich stand als erstes Buch in 2022 mit „Rogue Invasion" der 4. Band der internationalen Thriller-Reihe um dem BKA-Agenten Alexander Granger auf meiner Agenda. Aber durch den Krebstod meiner geliebten Frau Claudia ist mein bisheriges Leben aus den Fugen geraten.

    Als Teil der Trauerarbeit und in Erinnerung an 35 glückliche und schöne Jahre habe ich einen wichtigen Teil unseres gemeinsamen Lebens, Reisen in die USA, in diesem Buch verarbeitet.

    „In 60 Reisen durch die USA" erzählt von unseren 60 Reisen, die wir zwischen 1992 und 2020 zusammen unternahmen.

    Anders als in meinem Sachbuch „Amerika – Land der unbegrenzten Gegensätze" aus 2015, in dem ich mich, nicht immer unkritisch, mit den USA auseinandergesetzt hatte, stehen in dieser Reiseerzählung die gemeinsamen Erlebnisse aus der damaligen Reisezeit von Claudia und mir im Vordergrund, unter gelegentlicher Bezugnahme auf historische und aktuelle Ereignisse.

    Grundlagen für diese Reiseerinnerungen bildeten Claudias akribisch geführten Reisetagebücher, unzählige, auf Fotos festgehaltene Eindrücke und eigene Erinnerungen.

    Zuerst dachte ich, alle 60 Reisen hätten in einem Buch Platz, das aber wäre ein riesiger Wälzer epischen Umfangs geworden, weswegen ich es nun auf mehrere Bände mit überschaubarer Seitenzahl verteilen werde.

    In diesem Teil 1 geht es um die ersten Reisen zwischen 1992 und 1997, die mit Abstand auch die umfangreichsten waren, was gefahrene Kilometer, besuchte Orte und gewonnene Eindrücke anging.

    Wer sich für die USA interessiert, gerne im Land der unbegrenzten Möglichkeiten unterwegs ist oder eine Reise dorthin plant, kann durch dieses Buch vielleicht ein paar eigene Erinnerungen wieder aufleben lassen und einige Eindrücke erhalten, was den Reiz und die Schönheit Amerikas, trotz aller Widrigkeiten, bis heute ausmacht.

    Für mich war das Schreiben auch eine Zeitreise und ein Rückblick auf die wunderbaren Jahre, die ich mit der Liebe meines Lebens verbringen durfte.

    Zeittafel (1992 – 1997)

    1992

    Reise 1: California (CA), Arizona (AZ), Nevada (NV)

    1993

    Reise 2: CA, Oregon (OR), NV, MT, Idaho (ID)

    1994

    Reise 3: WA, ID, MT, Wyoming (WY), (UT)

    1995

    Reise 4: Florida (FL)

    Reise 5: Montana (MT)

    1996

    Reise 6: FL

    Reise 7: Washington (WA), ID, MT

    Reise 8: Utah (UT), NV

    1997

    Reise 9: FL

    Reise 10: Hawaii (HI), WA, ID, MT

    Einleitung

    In meiner Jugend, das war in den 1970ern, bin ich mit der US-Westernserie Bonanza aufgewachsen und habe vermutlich zu viele Western und Karl-May-Filme gesehen. Dadurch hatte sich meine Vorstellung, wie die USA wohl so sind und aussehen, geprägt. Erst viel später habe ich erfahren, dass die Karl- May-Filme nicht in den USA, sondern in Kroatien gedreht worden waren und auch Bonanza zu einem Großteil in einem Fernsehstudio in Hollywood entstanden war, wo die Westernstädte nur Kulisse waren. All das tat meiner Faszination für die USA, besonders den Westen, wie auch den westlichen Teil Kanadas, keinen Abbruch.

    Kaum hatte ich meine spätere Frau Claudia 1987 in München kennengelernt, bemerkten wir schnell unser gemeinsames Interesse für das Reisen, auch wenn ich bis dahin noch kaum aus dem Bodenseeraum herausgekommen war, und wir begannen schon sehr bald mit den ersten Reisen.

    Zuerst nur in Europa und auch meist nur, was mit dem Zug oder dem Reisebus erreichbar war und was der karge Geldbeutel hergab. Mit beruflicher Weiterentwicklung waren über die Zeit auch Reisen in fernere Länder möglich, aber über den Atlantik hatten wir es lange nicht geschafft.

    Mit den Jahren kamen wir aber immer wieder auf die USA zu sprechen. Meine Leidenschaft für Westernfilme konnte ich zwar nur in Einzelfällen auf Claudia übertragen, „Die vier Söhne der Katie Elder oder „Der Schatz im Silbersee gehörten dazu, ihr Interesse für das Reiseland USA konnte ich aber langsam wecken.

    Im Sommer 1991 hatte ich nach meiner Bundeswehrzeit den Einstieg in die Finanzindustrie geschafft und wir beide konnten dann auch genügend sparen, um meinen großen Traum einer Reise über den großen Teich wahr werden zu lassen. Claudia war anfangs noch unentschlossen, aber dann doch bereit, sich auf das „Abenteuer" einzulassen.

    Im September 1992 war es dann so weit. Die erste von insgesamt 60 gemeinsamen USA-Reisen nahm ihren Anfang.

    Reise 1

    Das Beste vom Westen

    12.09. – 26.09.1992

    Vorbereitungen

    Im Jahr 1992 waren Flugreisen noch um einiges anders als wir das heute kennen, und das fing schon bei der Buchung an.

    Internet für die Allgemeinheit gab es noch nicht, eine Buchung musste in einem Reisebüro erfolgen und die Reiseunterlagen waren ausschließlich in Papierform verfügbar. Unsere Reiseplanung begann mit dem Wälzen von Reisekatalogen. Bis dahin hatten wir nur Pauschalreisen mit Flug und Hotel gebucht und wir hatten zuerst einmal noch keine klare Ahnung, wie wir das mit den USA machen sollten.

    Da war einmal die damalige, vermeintliche „Sicherheitslage in den USA. In den Nachrichten gab es immer wieder Berichte zu den Banden der „Bloods and „Crips", deren Auseinandersetzungen alleine in 1991 für 771 und in 1992 für 803 Todesopfer verantwortlich waren, fast immer durch Schießereien auf den Straßen, oftmals aus fahrenden Autos heraus. Wir waren beide nicht übermäßig ängstlich, aber nachdenklich stimmten diese Exzesse der Gewalt doch. Andererseits konnten wir uns nicht vorstellen, dass es außerhalb der Innenstädte von New York, Chicago oder Los Angeles ebenfalls so zugehen sollte, und ich verrate sicherlich nicht zu viel, dass dem auch nicht so war.

    Andererseits hatten wir die USA der 1990er-Jahre als eher „friedlich" in Erinnerung, was ja auch für Deutschland galt. Natürlich gab es auch in der damaligen Zeit Krisen, der Krieg auf dem Balkan, der Angriff des Irak auf Kuwait oder die doch nicht ganz so üppig blühenden Landschaften in den neuen Bundesländern. Dennoch hatten wir damals, und rückblickend erst recht, das Gefühl, dass in diesem Jahrzehnt unter den Präsidenten George W.H. Bush und Bill Clinton, die Welt ein bisschen mehr in Ordnung war als nach der Jahrtausendwende.

    Dann war da die Sache mit dem Auto. Wie gesagt hatten wir bislang nur Pauschalreisen ohne Mietwagen gebucht. Uns war klar, dass wir ein Auto brauchen würden, da wir kein Interesse an einer Busreise hatten, schließlich wollten wir weitgehend unabhängig sein. Auch die Gedanken daran, in dem riesigen Land womöglich planlos umherzufahren, spielten bei der Reiseplanung eine Rolle.

    Im Reisekatalog fiel uns dann eine Reise, halb Pauschalreise, halb Individualreise ins Auge mit dem reizvollen Namen „Das Beste vom Westen". Es wurde eine geführte Autoreise durch die schönsten Gegenden des Westens der USA angekündigt. Die Route war nur grob vorgegeben, dafür waren die Hotels festgelegt und vorgebucht.

    Für die Buchung im Reisebüro musste man damals einiges an Zeit mitbringen. Es dauerte etwas, bis das kompetente Personal im Reisebüro die Reise gebucht und alle Daten erfasst hatte. Die Flugtickets bestanden noch aus einer Art Thermopapier mit mehreren roten und grünen Durchschlägen. Hatte man die Tickets zu lange der Wärme ausgesetzt, waren sie schnell ausgebleicht, Vorsicht war also geboten bei der Aufbewahrung.

    Vom Reiseveranstalter bekamen wir einen Reiseführer mit Routenbeschreibung und Empfehlungen zu Sehenswürdigkeiten.

    Flug von München nach Los Angeles

    Der Flug nach Los Angeles (LAX) war schon beim Start in München ein Novum. Waren wir seit unserem ersten Flug nach Ibiza in 1988 immer vom Flughafen Riem abgeflogen, sollten wir diesmal vom erst am 17. Mai 1992 eröffneten, neuen „Franz Josef Strauß" abfliegen, wo damals lediglich das Terminal 1 gebaut war und in Betrieb genommen wurde.

    Claudia und ich konnten uns noch gut an den erst vor wenigen Monaten vollzogenen Umzug des Flughafens von Riem ins Erdinger Moos erinnern, der sprichwörtlich bei „Nacht und Nebel stattgefunden hatte und damals wie heute als logistische Meisterleistung betrachtet wird. Dem BER hätte es vielleicht geholfen, mal in München nachzufragen, wie man es auch hätte machen können, aber in Berlin gelten ja andere Regeln, oder wie es der damalige Regierende Bürgermeister von Berlin mal so süffisant sagte „Arm, aber sexy, „arm" halt an vielen Dingen. So, genug abgeschweift, zurück zum Münchner Flughafen.

    Heute unvorstellbar, war es damals noch möglich, eine Stunde vor Abflug am Flughafen zu sein. Dennoch gab es schon einige Sicherheitsvorkehrungen, die wir bislang nicht kannten, die aber eher zum Schmunzeln anregten, wenn wir beispielsweise gefragt wurden, „Wer hat denn das Gepäck gepackt?, „Wo haben Sie das Gepäck seit dem Packen aufbewahrt? oder „Haben Sie etwas von Fremden angenommen?. Wir wurden schon im Vorfeld darauf aufmerksam gemacht, dass es nicht hilfreich ist, darauf mit humorvollen Antworten wie „Wer soll schon gepackt haben? Unser Dienstmädchen natürlich. zu kontern. Stattdessen haben wir, wie alle, brav die erwarteten Antworten geliefert.

    Mit gut 30 Minuten Verspätung sind wir abgeflogen und warteten dann gespannt auf die Bordverpflegung. Claudia hatte in ihrem Tagebuch von einem guten Essen gesprochen. Ob das rückblickend tatsächlich so zutraf oder uns einfach die Vorfreude auf den Flug über den Ozean und die bevorstehende Reise das Essen munden ließ, weiß ich wirklich nicht mehr.

    Was uns an Bord der Continental-Airlines-Maschine auch aufgefallen ist, war das Alter der Flugbegleiterinnen, die damals noch Stewardessen hießen, oder zumindest noch so genannt werden durften. Im Schnitt waren die freundlichen Damen gut 20 Jahre älter, als wir das von Lufthansa gewohnt waren. Eine Flugbegleiterin berichtete uns später einmal von ihren 52 Jahren, Dienstjahren wohl gemerkt, nicht Lebensalter.

    Während des Fluges mussten wir auch die damals noch erforderlichen Einreisedokumente für die USA ausfüllen. Zum einen war es das grüne Formular I-94, eigentlich mehr eine Karte, wo wir Angaben zu uns machen mussten und alle möglichen, und vor allem unmögliche Fragen beantworten. Die besten Fragen waren, ob wir vorhätten, in den USA terroristischen Tätigkeiten nachzugehen, spionieren wollten, Sabotageakte oder gar Genozide durchführen wollten. Wie man auf so eine Frage kommen kann, fragten wir uns genauso wie, wer würde sie mit „Ja" beantworten, selbst wenn es stimmen würde. Das zweite Formular ist dann die Zollerklärung, wo man unter anderem auch bestätigen muss, kein Obst oder Gemüse einzuführen.

    Tägliche Direktflüge nach Los Angeles gab es entweder noch nicht oder waren dem Veranstalter für diese Reise schlichtweg zu teuer. Unsere erste Station in den USA war somit New York, wo wir auch mit einigen Spezialitäten der nordamerikanischen Flughäfen Bekanntschaft machten. Die Fluggäste werden durch endlos lang erscheinende Gänge und Hallen geschleust. Nach einem langen, ermüdenden Flug kann es schnell passieren, dass einem die gute Laune flöten geht, wenn man in einer dieser langen Schlangen steht.

    Selbst bei der schlechtesten Laune mussten wir dann doch wieder Haltung bewahren, wenn man an den mal mehr, mal weniger freundlichen Officer der Einwanderungsbehörde herantritt, von dem man aus mehreren Metern Entfernung an den Schalter heran gewunken wird, als wäre man ein Bittsteller. Wir wurden dann gefragt, warum wir in die USA kommen und was wir hier machen wollen. Warum wohl, war das erste, was mir auf der Zunge lag, und dass ihn das nichts angehen würde, war die Antwort auf seine zweite Frage, die ich ihm geben wollte. Claudia hat mich aber gleich am Arm gedrückt, ja höflich zu sein, was nach einem erschöpfenden Flug nicht gerade einfach ist. Wenn man dann noch sagt, man kommt aus München, dann konnte es sein, der Beamte nutzte dann noch seine Dienstzeit, um uns von seiner Zeit bei der US-Armee in Deutschland zu erzählen und von seinem Besuch auf dem Oktoberfest. Autobahnen und Bier scheinen ohnehin die einzigen Dinge zu sein, die den meisten Amerikanern einfallen, wenn sie an Deutschland denken.

    Einige andere Dinge haben sich uns auch sofort eingeprägt, die sich in den folgenden Jahrzehnten kaum geändert haben.

    Da sind zum einen die kilometerlangen Teppichböden, die überall ausgelegt sind und ihren ganz eigenen, künstlichen Geruch aus Kunstfasern und Reinigungsmittel haben.

    Dann sind da die Wände, die teilweise mit Linoleum, teilweise ebenfalls mit dem Teppichgewebe ausstaffiert sind, alle ohne Fenster.

    Eine weitere Auffälligkeit sind die Klimaanlagen, die überall für angenehme, arktische Temperaturen sorgen. Gewöhnungsbedürftig war, dass es durch die Klimaanlagen auch überall zieht. Wir haben schnell gelernt, uns auch in warmen Gefilden im Flughafengelände ein Jäckchen überzuziehen, damit der Urlaub nicht gleich mit einer Erkältung begann.

    Beim Gepäck wurden wir gleich mit einem uns nie wirklich erklärbaren Phänomen konfrontiert. Eines unserer Gepäckstücke kam als erstes auf dem Förderband daher, das andere als allerletztes. Wer das schon einmal mitgemacht hat, weiß, wie man zu schwitzen beginnt, wenn fast alle Fluggäste schon mit ihrem Gepäck entschwunden sind, während man selbst nervös hofft, dass das eigene, noch fehlende Gepäckstück noch kommen möge.

    Zusammen mit dem Gepäck ging es dann in die nächste, endlos erscheinende Schlange, wo wir es mit einem Beamten der Einwanderungsbehörde zu tun hatten, der uns nach dem langen Flug und der Warterei auf das Gepäck gerade noch zu unserem Glück gefehlt hat. Bei der ersten Ankunft in den USA muss man zudem durch den Zoll, soviel hatten wir gelesen. Was wir nicht wussten, war, dass man gleich hinter dem Zoll das Gepäck wieder auf ein Band schmeißen kann und es dann in den Flieger für den Weiterflug kommt. Stattdessen haben wir die Taschen selbst mit ins nächste Terminal geschleppt. Die Zeiten von Rollen an Taschen, Koffern und sogar Rucksäcken waren noch nicht angebrochen.

    Insgesamt hatten wir von der Ankunft bis zum Weiterflug nach Los Angeles vier Stunden im New Yorker Flughafen verbracht. Der Weiterflug erschien uns endlos lange, schließlich war es in Deutschland jetzt schon früh am Morgen und wir entsprechend müde. Durch die drei Zeitzonen zwischen den beiden Küstenstädten war es bei uns erst 19 Uhr 30 am Abend, als wir auf der Landebahn in Los Angeles aufgesetzt haben. Wer sich noch selbst an seine erste Fernreise erinnern kann, mag vielleicht noch nachempfinden, wie gerädert man sich bei der Ankunft gefühlt hat.

    Einer der Vorteile der gebuchten Autorundreise war, dass wir schon am Flughafen Los Angeles durch eine Reiseleitung des Veranstalters in Empfang genommen wurden. Der Flughafen LAX ist unglaublich groß und wir wären sicher zu vorgerückter Stunde und mit Gepäckstücken beladen eine Ewigkeit umhergeirrt, bis wir den Shuttlebus zu unserem Hotel gefunden hätten.

    Die Shuttlebusse der Hotels, Autovermieter und Tourenanbieter sind fast schon ein eigenes Kapitel wert, natürlich nur, wenn man wie wir aus Europa kommt. Gefühlt drehen da 24 Stunden diese Shuttles ihre Runden und laden Passagiere ab oder, wie in unserem Fall, nehmen Neuankömmlinge auf. Es gibt meist keine festen Abfahrtszeiten, sondern es ist mehr so ein Glücksfall, dass gerade einer um die Ecke biegt, wenn man an der Bordsteinkante steht. Manchmal kommen, je nach Staulänge, auch längere Zeit gar keine und dann gleich wieder drei auf einmal, die auch unverdrossen wieder weiterfahren, ob nun einer, keiner oder zehn Passagiere aufgenommen wurden.

    Erschöpft, aber voller Vorfreude auf den Start der Reise am nächsten Tag, fielen wir im Flughafenhotel Holiday Inn Crown Plaza ins Bett.

    Von Los Angeles nach Palm Springs

    Nach nur sehr wenig Schlaf, schließlich war es jetzt schon früher Nachmittag in Deutschland, ging es zum Frühstücksbuffet, wo wir mit den ersten Spezialitäten der amerikanischen Haute Cuisine der Hotelgastronomie konfrontiert wurden.

    Es gab Rühreier, zumindest sah es so aus, wobei nicht sichergestellt war, ob das gelbe Zeug jemals ein Huhn gesehen hat. Dazu gab es kalorienarmen Speck, hier liebevoll Bacon genannt, wobei sich die Kalorienarmut bei mehr als einem triefenden Speckstreifen schnell wieder verliert. Früchte, Marmelade und Säfte gab es auch dazu. Zusammen mit dem Kaffee kostete uns das, für beide, einen heute kaum vorstellbaren Preis von 7 USD. Natürlich mit zusätzlich ausgewiesener Verkaufssteuer bzw. Sales Tax, an die wir uns auch schnell gewöhnen mussten bzw. immer im Kopf mit einrechneten, da sie nicht gesondert ausgewiesen wird.

    Die Sales Tax wird von den Bundesstaaten, Städten und Gemeinden erhoben und unterscheidet sich in der Höhe daher teilweise erheblich. Kalifornien ist hier beispielsweise einer der Spitzenreiter, es gibt allerdings auch einige Staaten ohne Sales Tax.

    Nach dem Frühstück bekamen wir von der Reiseleitung stapelweise Unterlagen, Prospekte und Landkarten für die anstehende zweiwöchige Fahrt. Das war es dann aber auch schon in Sachen Reiseleitung und gleich ging es weiter mit dem Shuttle zur Autovermietung von, Achtung Werbung, Alamo, einem der großen, landesweiten Anbieter, wie wir bald feststellten.

    Wir bekamen einen Toyota der, wie nahezu alle Autos in den USA, ein Automatikgetriebe hatte. Für mich war es die erste Autofahrt ohne ständig eine Hand am „Schaltknüppel" haben zu müssen und ich hatte auch die Vorteile für mich sofort erkannt, was dazu führte, dass ich bis heute kein Auto mit Schaltgetriebe mehr gefahren habe. Man konnte sich auf den Verkehr konzentrieren, was gerade auf den Straßen der amerikanischen Großstädte auch mehr als notwendig war.

    Die amerikanischen Autobahnen, hier Freeways genannt, zeichnen sich aus durch oft sehr schlechte Zustände, dafür umso mehr Spuren. Sechs, sieben, acht oder noch mehr Spuren, wohlgemerkt jeweils in beide Richtungen, sind keine Seltenheit. Und wehe, man reiht sich in die falsche Spur ein, da landet man, gerade in LA, auch mal schnell im „falschen Viertel, über die „Crips und „Bloods" und sonstige Gangs hatte ich ja schon berichtet.

    Aber nun genug von der Fahrerei, unser erstes Etappenziel stand bevor: Disneyland in Anaheim.

    Die Geschichte von Anaheim geht auf das Jahr 1857 zurück und der Ort wurde, kein Scherz, von bayerischen Auswanderern gegründet, die das Grundstück mit dem wohlklingenden Namen „Rancho San Canjon de Santa Ana für eine „Handvoll Dollar der Familie Ontiveros abgekauft hatten und an „Ana, das wiederum vom Santa Ana River abgeleitet wurde, noch das deutsche Wörtchen „Heim angehängt hatten.

    Der 1955 eröffnete und seitdem immer wieder erweiterte Disneyland Vergnügungspark übertraf an Größe und Weite alles, was wir uns, gewohnt an Dimensionen vom Rutenfest in Ravensburg bis zum Oktoberfest bzw. Wiesn in München, in der damaligen Zeit vorstellen konnten.

    Die unverstellbare Größe, zumindest nahmen wir sie damals so wahr, beginnt schon beim Parken. Statt wie in der Heimat das Auto irgendwo in der Stadt abzustellen und die „paar Meter" bis zu den Attraktionen zu Fuß zu gehen, fährt man in Disneyland erst einmal ein paar Meilen durch das Parkgelände, bis man überhaupt auf den Parkplatz kommt, auf dem dann einige zehntausend Autos Platz finden sollen. Kaum überraschend gab es einen Bummelzug auf Rädern, der uns vom Parkplatz Richtung Eingang brachte.

    Die Parkgebühr betrug schon damals stolze 5 USD, somit fährt, im wahrsten Sinne des Wortes, Disney jeden Tag ein Vermögen ein, ohne dass die Gäste überhaupt die Attraktionen im Park genießen konnten. Erst recht heute, da inzwischen 30 USD anfallen. Dafür betrug der Eintritt damals nur 28 USD, während man heute mit über 150 USD rechnen muss.

    Da wir bis zur nächsten Übernachtung noch eine längere Fahrt vor uns hatten, sind wir trotz der Begeisterung für die vielen Attraktionen nur durch einige wenige Bereiche des Areals gegangen, Tomorrowland und Adventureland, und haben uns eine Fahrt mit der Hochbahn gegönnt, um alles von oben zu sehen.

    Am Nachmittag fuhren wir dann die 109 Meilen in Richtung unseres Tageszieles Palm Springs. Dass wir es dabei geschafft haben, uns von einem Freeway auf den anderen zu manövrieren, bis wir auf den Highway 91 kamen, war ein kleines Wunder für sich.

    Es ging vorbei am Ort Corona, wo wir damals vermutlich eher an die gleichnamige Biermarke gedacht hatten, während man heute das Gaspedal vielleicht eher durchdrücken möchte, bis uns hinter Riverside der Highway 60 auf den Interstate 10, kurz I-10, führte. Mit den kleinen Wundern sollte es dafür bei Ankunft in Palm Springs dann erst einmal vorbei sein, aber erst einmal ging es eine Weile nur geradeaus.

    Nachdem wir den Großraum Los Angeles hinter uns gelassen hatten, konnten Claudia und ich zum ersten Mal einen Hauch des so oft beschriebenen Freiheitsgefühls auf den endlos erscheinenden Highways und Freeways erleben. Selbst auf einem vielbefahrenen Freeway wie dem I-10 fährt man bei beschaulichen 65 Meilen in der Stunde nahezu kerzengeradeaus und kann meilenweit den Asphalt sehen.

    Palm Springs wurde um 1774 von Spaniern gegründet, wobei „gegründet natürlich ein irreführender Begriff ist, der suggeriert, es wäre vor ihnen keiner da gewesen. Wie überall in den USA und Kanada waren in der Tat schon lange, teilweise sehr, sehr lange vorher die Ureinwohner da, die ich, das mögen mir die Leser (m/w/d) in den weiteren Kapiteln nachsehen, trotz aller politischen Korrektheit „Indianer nenne. In der Gegend von Palm Springs waren es Indianer vom Stamm der Agua Caliente, die wiederum zu den Cahuilla-Indianern gehörten und sich schon vor 2000 Jahren in der Region ansiedelten.

    Im Gegensatz zu den meisten amerikanischen Städten im Osten gibt es im Westen noch viele Orte oder zumindest Teile davon, die geografisch noch den Indianern bzw. zu einem Reservat gehören. In Palm Springs gehören gut ein Fünftel der Fläche zum Reservat der Agua Caliente.

    Palm Springs wäre vermutlich ein heißer Ort in der Wüste geblieben, hätten nicht Hollywood-Stars ab den 1930er-Jahren die Stadt für sich entdeckt, um sich eine Auszeit vom stressigen Filmgeschäft zu nehmen und, wesentlich wichtiger, den Paparazzi und den moralischen Konventionen der Glitzermetropole zu entkommen.

    In den 1950ern und 1960ern waren es dann das berüchtigte „Rat Pack" um Dean Martin, Frank Sinatra und Sammy Davis jr., vor allem aber Bing Crosby und Bob Hope, die Palm Springs zum Wochenend- und Rentnerparadies machten.

    1992 war Tourismus schon seit Längerem eine der wichtigsten Einnahmequellen von Palm Springs. Daneben ist der Wüstenort auch durch die Coachella- und Stagecoach-Festivals bekannt, die im angrenzenden Stadtteil Indio jährlich eine immer größere Anzahl von Besuchern, Prominenten der Kategorien A bis D und deren Fans anzieht.

    In Palm Springs haben wir uns das erste Mal so richtig verfahren, hauptsächlich, weil wir mit einem wichtigen Phänomen der Straßennamen noch überhaupt nicht vertraut waren. Für spätere Reisen war das

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1