Abseits der Couch: Wie eine Couchpotatoe die Welt kennenlernt und Unmögliches möglich wird.
Von Bianca Rötterer
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Über dieses E-Book
Bianca, bis dato eine vorbildliche Couchpotato lernt schnell mit ihrem Reisebegleiter Enar, was es heißt, fernab der Zivilisation zu überleben, und dabei die Natur und fremde Kulturen zu erleben.
Dabei spielt es keine Rolle, wie aussichtslos und spannend eine Situation am Mount Everest, dem gefährlichsten Flughafen der Welt in Lukla oder in der Palmenblattbibliothek in Indien erscheint, denn es gibt immer einen Ausweg, oder etwa doch nicht?
Bianca Rötterer
Abseits der Couch war für mich, Bianca Rötterer, geb. am 25.08.1973 in Hamburg, ledig, keine Kinder, bis vor ein paar Jahren undenkbar. Ich führte bis dahin ein ganz normales Leben. Schule, Ausbildung, Studium und Job. Meinen heutigen Job übe ich jetzt bereits seit 25 Jahren in einem Büro aus und dabei wollte ich nie am Schreibtisch enden. Dank meines Partners habe ich die Leidenschaft für das Reisen entdeckt. Damit die Eindrücke und das Erlebte für immer erhalten bleiben, fing ich an, Tagebuch zu schreiben. Aus genau diesen Tagebüchern ist "Abseits der Couch" entstanden, denn es ist mir wichtig, auch den Menschen, welche nicht die Möglichkeit haben, ferne Länder und Kulturen kennen zu lernen, ein Stück davon nach Hause zu bringen oder zu zeigen wenn man mal von Zeit zu Zeit aus seiner Lebensroutine ausbricht, was man dann aufregendes erleben kann. Zur Zeit schreibe ich am nächsten Buch, in welchem es nach Patagonien, Norwegen/Schweden und einem noch nicht ausgewähltem Land gehen wird.
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Buchvorschau
Abseits der Couch - Bianca Rötterer
Dieses Buch widme ich Edelgard, René und Robert.
Lebe Dein Leben,
unerreichbares kann so nah und einfach sein.
Traue dich
Dein Leben zu genießen.
Wie eine Couchpotato die Welt kennenlernt und Unmögliches möglich wird.
Inhaltsverzeichnis
HIMALAYA-GEBIRGE SIND UNBERRECHENBAR
HAMBURG ERSTE VORKEHRUNGEN
WO IST UNSER OUTDOORBUCH?
DER MOUNT EVEREST ZUM GREIFEN NAH
FESTGESESSEN IN LUKLA
BHAKTAPUR UND DIE VERSCHOLLENEN GEMÄLDE
DAS JACKPOTZIMMER
GEWÜRZE FINDEN BEI 60 GRAD
ES GIBT SIE DOCH, DIE TRAUMINSEL
PIZZA UND CAIPI MIT MARACUJA SAFT
RIO DE JANEIRO UND SEM HOMOFOBIA
ZUCKERHUT UND EIN BECHER WEIN
GEHEIMNIS UM ESCADARIA VON SELARON TREPPE
DIE WASSERFÄLLE VON FOZ DE IGUAZU
225.000 FÜR ZWEI MAHLZEITEN
EIN MORD AUF ÖFFENTLICHER STRASSE?
TANGO, BIER UND PIZZA
HAMBURG MEINE PERLE IN MONTEVIDEO
GESTRANDET AUF DER TRAUMINSEL
METERHOHE WELLEN UND EINE STRANDPARTY
TAUCHEN BEI HOHEM WELLENGANG
TRAUMSTRÄNDE UND EINE TÖDLICHE SCHLANGE
DAS MEER VOR LAUTER SAND NICHT SEHEND
MEINE ERSTEN AUSTERN
DAS LEBEN EINER AUSTER
WIE DREI FRAUEN ENAR ÜBERREDEN
40 MINUS 18 = GANZ DOLLE FRIEREN
HINDERNISSE SIND HERAUSFORDERUNGEN
BRAUCHT MAN REISERÜCKTRITTSVERSICHERUNGEN?
SCHLAFEN IM HOSTEL ODER AUF DER STRASSE?
TEMPEL BEIM ZWEITEN VERSUCH
ERSTER KONTAKT MIT DER PALMENBLATTBIBLIOTHEK
EINKAUFSZENTRUM GEGEN MAGENKNURREN
ZU GAST AUF EINER INDISCHEN HOCHZEIT
OHNE EIN BETT ZUR SAFARIE?
AYURVEDA, HILFT ES WIRKLICH?
WECHSELNDE SITZPARTNER IM BUS
DIE BACKWATER
EINE ABENTEUERLICHE BAHNFAHRT
THIRUVALLUVAR STATUE UND BUNTE HÄUSER
DER REGENGOTT UND DAS BIO-HUHN
EINE ZUGFAHRT OHNE ANSAGE
SRI-JAMBUKESHAWARA TEMPEL
NICHT OHNE DEN DOODI IN DEN TEMPEL
LIEGEBUS UND SCHNELL AUS CHENNAI RAUS
KÜHE SIND GERNE AM STRAND
DIE SONNE GEHT HORIZONTAL UNTER
ENAR'S TAUCHGANG UND DIE KINGFISCHER
DIE ROLLERTOUR UND EIN PLATTEN
DIE REISE NACH HAMPI
HAMPI UND DER REISBAUER
DIE PALMENBLATTBIBLIOTHEK
ZWISCHENSTOPP PARIS
Himalaya-Gebirge sind unberrechenbar
Kapitel 1
Hamburg erste Vorkehrungen
Es ist Dezember, in Hamburg liegt Schnee, und ich meine richtigen Schnee, nicht diesen Schmuddelschnee. Wir beschließen daher einen Spaziergang im Alten Land zu machen. Auf der Elbe treiben riesige Eisschollen entlang, und die Vögel gehen vorsichtig von Eisscholle zu Eisscholle, um sich einen Weg zum Ufer zu bahnen, damit sie etwas Futter finden. Wir genießen die Stille um uns herum und sehen zu, wie die Sonne langsam untergeht. Dabei hinterlässt sie auf den Eisschollen kleine Glitzersterne. Wir werden morgen an die Ostsee zu fahren, um uns die Eisschollen dort anzusehen. Wenn hier an der Elbe schon große Eisschollen zu sehen sind, wie groß mögen diese dann an der Ostsee sein?! Durchgefroren und mit viel frischer Luft in der Lunge fahren wir am Abend nach Hause.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen geht es auf die Autobahn Richtung Ostsee. An einem Streckenabschnitt der Autobahn steht ein kleiner grauer Kasten, welchen wir nicht wirklich gesehen haben. Es macht blink und schon wurde ein Bild von uns geschossen, als ob es nicht schon genug Bilder von uns gibt. Wir schauen schnell auf den Tacho und sehen noch gute 120 km/h. Wie schnell darf man auf diesem Streckenabschnitt eigentlich fahren? Wir sind uns nicht sicher und doch der festen Überzeugung, dass dort 120 km/ h erlaubt waren, oder waren es doch nur 80 km/ h?
Wir reden noch eine Weile darüber und beschließen einfach auf die Post von der Behörde zu warten. Ändern können wir in diesem Moment eh nichts, und warum sollten wir uns den schönen Tag vermiesen lassen.
Ein paar Wochen später wurden wir nicht enttäuscht, und erhielten tatsächlich Post wegen zu schnellen Fahrens. Auf dem vermeidlichen Streckenabschnitt waren 80 km/h erlaubt. Und in der Tat, wir fuhren 120 km/h, was u. a. einen Monat Führerscheinentzug einbrachte. Manche mögen jetzt sagen, einfach mal mit der Bahn fahren, andere nehmen Urlaub, um die Zeit zu überbrücken. Wir entscheiden uns für die zweite Variante, den Urlaub.
Jetzt stellte sich natürlich die Frage, was und wohin sollte es gehen. Wir verbrachten ein Wochenende mit Internetrecherche, um den idealen Ort zu finden. Da Enar bereits schon weit in der Welt hergekommen ist, sollte es ein Ort sein, an dem er noch keinen Urlaub gemacht hat. Wir stellten schnell fest, dass der ideale Urlaubsort eine Herausforderung darstellen sollte.
Als Erstes entschieden wir uns für den Zeitraum Mai bis Juni. Drei Wochen sollten es werden, so hätten wir schon mal drei Wochen des Führerscheinentzuges hinter uns gebracht. Da in vielen Ländern unserer geplanten Reisezeit gerade Monsunzeit oder die Flüge unbezahlbar sind, fielen Venezuela und Mexiko schon mal aus. Ein neues Ziel musste her, und so machen wir ein Spiel. Abwechselnd suchen wir auf einer einschlägigen Internetseite einen Ort aus und schauen uns anschließend die Rahmenbedingungen dazu an. Es war wie verhext, finden wir einen günstigen Flug, so ist das Wetter zu der Reisezeit schlecht. Ist das Wetter gut, so finden wir nur teure Flüge. Wir machen eine Pause und gehen erst mal Pizza Essen.
Vor ein paar Monaten haben wir bereits darüber gesprochen, dass es doch auch interessant sein könnte zum Kailash zu gehen. Der Kailash gilt unter den Tibetern als heiliger Berg, welcher im westlichen Teil des Transhimalaya Gebirges in der Volksrepublik China steht. Seine Umrundung über eine Strecke von ca. 53 km wird von vielen Pilgern gerne begangen. Die Spitze des Berges ist pyramidenförmig und das ganze Jahr über mit Schnee bedeckt. Es wäre doch wirklich schön, wenn wir auch diese Reise machen können. Leider sind die Flüge nach China in unserem Reisezeitraum, wie sollte es auch anders sein, unbezahlbar. Aber das macht nichts, irgendwann werden wir zum Kailash gehen.
Mit einer Pizza im Bauch und ein wenig Abstand zum Internet sind wir auf New Delhi gekommen. Von New Delhi aus sollte ein Inlandsflug gut nach Kathmandu zu erhalten sein, so dass wir eine Trekking-Tour in das Himalaya Gebirge machen können. Wobei, wenn wir schon mal in New Delhi sind, können wir via Inlandsflug auch weiter in Richtung Kailash fliegen. Wer mag es glauben, kaum verworfen, so ist der Kailash wieder in unseren Gedanken.
Ein Trekking-Urlaub sollte es also werden. Ich machte mir zu diesem Zeitpunkt keine Gedanken darüber, ob und wie anstrengend es werden könnte, das sollte ich erst später erfahren. Wir machten uns eine Liste mit den Dingen, welche wir noch für mich besorgen müssen, und gingen zum renommierten Outdoor-Geschäft in Hamburg, um uns über die Materialien und Möglichkeiten zu informieren. Da Enar bereits seit seinem 14. Lebensjahr Bergsteigen geht, hat er die langjährige Erfahrung, was man in den Bergen benötigt. Als Erstes musste für mich ein Schlafsack her, welcher aus Daunenfedern besteht. Dieser hat den Vorteil, dass er ein geeignetes Packmaß, hohe Wärmewerte besitzt und leichter als ein Kunstfaser-Schlafsack ist. Der Vorteil Widerrum eines Kunstfaser Schlafsack ist, wird er einmal nass, trocknet er viel schneller als ein Daunenfederschlafsack.
Als Nächstes benötigt man Funktionsunterwäsche für die kalten Nächte. In meinen Gedanken fragte ich mich, wie es sein kann, im Mai kalte Nächte zu haben, aber ich war mir sicher, das Rätsel wird gelöst werden. Wir brauchen noch einen Camping-Kochtopf, Handschuhe, eine Headlight, Wanderschuhe und so weiter. Irgendwie wirkt das ganze gerade wie eine Liste mit Klamotten, welche man in einen mehrwöchigen Urlaub mitnehmen möchte, nur, dass es hier um Dinge geht, die unter Umständen lebensrettend sein können.
Wir bestellten die ausgesuchten Sachen im Internet, da diese hier um einiges günstiger sind, als im Geschäft. Teilweise bestellten wir die Sachen nach Hause und teilweise in die Packstation. Nachdem eine Woche vor Urlaubsantritt weder meine bestellten Wanderschuhe noch die Handschuhe eintrafen, wurde ich langsam nervös. Nicht desto Trotz, mussten wir uns erst mal um die Visa kümmern.
Da wir planten von Nepal nach Tibet und dort zum Kailash zu gehen, benötigen wir ein Visum für Indien, Nepal und China. Wir gingen als erstes zu dem Konsulat von Indien, in der Hoffnung das Visum gleich in die Hand zu bekommen.
Wenn man ein Visum für Indien haben möchte, so gehören da zwei Passbilder à 5 x 5 biometrisch sowie den vorab via Internet 5-seitig ausgefüllten Antrag dazu. Wir haben Gleiches getan und man sagte uns eine Bearbeitungszeit von 3-4 Tagen zu.
Uns war nun bewusst, dass es eine knappe Kiste mit allen drei Visa geben wird, aber wir sind optimistisch und schauen, wie weit wir kommen.
Ursprünglich dachten wir, da alle drei Konsulate hier in Hamburg vertreten sind, dass wir die Visa innerhalb von 2 Tagen erhalten werden. Pustekuchen! Nachdem wir nach 3 Werktagen das Indien-Visum in den Händen hielten, ging es zum Konsulat der Volksrepublik China. Ich war bereits um 08:30 Uhr vor den Toren und wartete mit ca. 14 anderen Leuten auf die Eröffnung um 09:00 Uhr. Ich erfuhr, dass das Konsulat noch am gleichen Tag das Visum austeilt, ich freute mich bereits, um kurz darauf enttäuscht zu werden.
Aufgrund von mehreren Selbstmorden von einigen Mönchen auf öffentlichen Straßen, ist ein Visum für China, um nach Tibet zu kommen, nicht zu erhalten. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, hätten wir eine Einladung aus China vorweisen können, dann hätten wir das Visum erhalten. Da wir diese nicht vorweisen konnten, erhielten wir kein Visum für China. Es hat nicht sollen sein, und so konzentrieren wir uns weiterhin auf die Trekking-Tour in die andere Richtung, zum Himalaya Gebirge. Wir hatten nun die Wahl, ob wir zur Annapurna oder zum Mount Everest gehen.
Aus dem Internet ist uns bekannt, dass wir das Visum für Nepal direkt am Flughafen von Kathmandu/ Nepal erhalten werden. Schauen wir mal, ob das klappt.
Meine Wanderschuhe, die Funktionsunterwäsche sowie die Handschuhe waren immer noch nicht angeliefert worden. Ich fragte bezüglich der Wanderschuhe beim Lieferanten nach, keine Reaktion. Bei Nachfrage beim Lieferanten der Handschuhe stellte sich heraus, dass das Paket bei der Post verschwunden war. Da noch drei Tage Zeit bis zum Urlaubsantritt waren, schickte der Lieferant die Handschuhe neu an mich raus. Zwei Tage vor Reiseantritt ging ich in das Outdoor-Geschäft und besorgte mir dort die immer noch nicht gelieferten Wanderschuhe direkt, da sich der Lieferant bis dato immer noch nicht gemeldet hatte. Wollte ich doch die Schuhe noch bis zur Abfahrt einlaufen.
Im Laden sagte man mir, dass es keinen Sinn macht die Wanderschuhe einzulaufen, da sich der Schuh nicht großartig verändern wird. Wie sich im Laufe der kompletten Tour herausstellte, hatte der Verkäufer Recht. Bis auf ein paar kleine, nicht erwähnenswerte Blasen, waren die Schuhe ideal für meine Füße.
Unser letzter Arbeitstag ist angebrochen. Wir haben soweit alles für die Trekking-Tour zusammen, bis auf die Funktionsunterwäsche und die Handschuhe. Beides liegt noch bei der Post und wir holen es nach Feierabend ab. Wir packen unsere Rucksäcke, und ich frage mich, wie man mit so wenig Klamotten auskommen soll.
Der Rucksack von Enar wiegt ganze 19 Kilo und meiner 15 Kilo. Klingt erst mal nicht so viel, wenn man bedenkt, dass wir den ganzen Tag unterwegs sein werden, graut es mir doch etwas. Nein, ich werde weiterhin nicht darüber nachdenken, wie anstrengend es werden wird, und lasse mich einfach überraschen.
Gespannt auf das, was uns erwartet, gehen wir zu Bett und freuen uns auf den nächsten Tag.
Kapitel 2
Wo ist unser Outdoorbuch?
Es geht los, unser Urlaub startet. Wir gehen zum Bahnhof und steigen in die S-Bahn in Richtung Flughafen. Eine spannende Zeit liegt vor uns. Wird alles klappen, so wie man sich das vorstellt? Werden wir viele Leute kennen lernen? Werde ich die Grenze meines Körpers erfahren? Fragen, auf die es eine Antwort geben wird. Wir sitzen im Flieger und warten auf den Start des Flugzeuges in Richtung New Delhi.
Nachdem alle Passagiere im Flieger sitzen frage ich mich, warum es nicht losgeht. Plötzlich hören wir ca. sieben Reihen hinter uns lautes Geschrei. Fünf Beamte halten einen Mann fest, und versuchen ihn ruhig zu stellen. Wir erfahren, dass der Mann ausgewiesen wurde und nun in sein Heimatland zurückkehren muss. Ich wusste gar nicht, dass ein erwachsener Mensch so laut schreien kann. Ich betete, dass er bald aufhört, denn das Geschreie auf dem kompletten Flug nach New Delhi würde keiner aushalten. Kurz nach dem Start kehrte Ruhe ein, welch ein Glück.
Nachdem wir in New Delhi gelandet sind, benötigen wir für zwei Nächte ein Hostel. Direkt vom Flughafen aus finden wir einen Transfer, welcher uns zu einem Hostel bringen wird. Wir warten eine Weile und werden von einem netten Mann abgeholt, der unsere Rucksäcke in sein Auto packt.
Wir fahren durch enge Gassen, welche teilweise sehr sparsam beleuchtet sind. Etwas unheimlich erscheint es mir, als wir bewaffnete Soldaten an der ein und anderen Ecke stehen sehen. Alles wird gut, denke ich mir, und so halten wir weiterhin Ausschau nach unserem Hostel.
Angekommen am Hostel fahren wir durch eine enge Gasse auf den Hinterhof zum Haupteingang. Wir werden nett empfangen und man bittet uns noch um etwas Geduld, da die Zimmer noch nicht fertig sind. Ein Mitarbeiter bringt uns in den Garten des Hostels. Es stellt sich heraus, dass der Garten aus einer kleinen Wiese mit einem Tisch und drei Stühlen besteht. Wir erhalten einen Chai (Schwarzer Tee mit viel fettreicher Milch) und schauen den Flugzeugen zu, welche über unsere Köpfe hinweg fliegen.
Sollte tatsächlich die Start- und Landebahn des Flughafens in der Nähe unseres Hotels sein? Wie sich am nächsten Tag herausstellte, ist es tatsächlich so.
Nachdem wir unser Zimmer beziehen und für den nächsten Tag eine Sightseeing-Tour arrangieren können, geht es gegen 24:00 Uhr ins Bett. Raij, ein Mitarbeiter vom Hostel, wird uns am Morgen abholen und mit uns eine Stadtbesichtigung durch New Delhi machen. Start ist um 10:00 Uhr morgens.
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um 08:00 Uhr. Auf zum Frühstück in den Frühstücksraum. Wo ist nur der Frühstücksraum? Wir erfahren, dass das Hotel kein Restaurant hat, es hat einen Zimmerservice. Wir entscheiden uns, den Zimmerservice im Garten zu nutzen. Wir warten ca. eine halbe Stunde, für etwas Rührei und vier Scheiben Toastbrot! In der Zwischenzeit fliegen wieder etliche Flugzeuge über unsere Köpfe in Richtung Flughafen.
Es ist 10:00 Uhr, und Raij holt uns zur Stadtbesichtigung durch New Delhi ab. Wir fahren zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Gegen 19:00 Uhr sind wir wieder im Hostel. Mittags gibt es Hähnchen und wir haben die Bekanntschaft mit einer gelben und einer schwarzen Kobra mit einem auf der Straße sitzendem Schlangenmann gemacht.
Es fühlte sich schon etwas komisch an, eine Kobra in den Händen zu halten, und es war eine interessante Erfahrung. In der Zwischenzeit versuchten wir immer wieder Geld von einem ATM-Automaten (Automatic Transfer Machine) zu erhalten.
In New Delhi und in Nepal ist dies nicht so einfach. Man muss hoffen, dass die elektronische Leitung funktioniert, und vor allem, dass der Automat auch mit Geld gefüttert ist. Wir sind an dem Tag bestimmt an 6 verschiedenen Automaten gewesen, um endlich einen zu finden, an dem wir mit unserer ganz normalen EC-Karte Geld abheben konnten. Ich dachte nicht, dass man sich so darüber freuen kann, wenn ein Automat Geld ausspuckt, aber es geht.
Als wir erfahren, dass New Delhi eine eigene Feuerwehr Wache hat, ist es ein Muss für uns, den Feuerwehrleuten einen Besuch abzustatten. Enar ist in Hamburg Mitglied in der freiwilligen Feuerwehr und daher haben wir ein besonderes Interesse daran.
Es gibt 56 Stationen für ganz New Delhi. Pro Tag werden 10-12 Einsätze gefahren. Rescue und Feuerwehr ist hier in einem, im Gegensatz zu Deutschland, wo die Feuerwehr getrennt vom Notarzt im Einsatz ist. Morgen geht es weiter nach Kathmandu, und so gehen wir mit vielen Inspirationen von New Delhi ins Bett.
Raij, der freundliche Begleiter von gestern, holt uns morgens um 05:00 Uhr ab und fährt uns zum Flughafen. Auf dem Weg dorthin fragen wir uns, wo unsere Outdoorbücher sind. Wir haben uns zwei Stück besorgt und wollen auf dem kommenden Flug schauen, welche Trekking-Tour wir machen werden. Zur Auswahl steht die Tour zu Annapurna oder zum Mount Everest. Wir können die Bücher leider nicht finden, zuletzt haben wir sie auf dem Tisch im Hostel gesehen.
Klassischer Diebstahl in einem Hostel, nur, dass es aus unserer Sicht nichts Wertvolles, sondern nur einfache Bücher waren. Wir ärgern uns nicht weiter, haben wir noch eine Landkarte, auf der die Touren ebenfalls aufgezeichnet sind. Wir entscheiden uns für die Tour zum Mount Everest, wenn schon – denn schon.
Am Flughafen von Kathmandu angekommen steigt die Spannung. Es ist 06:00 Uhr morgens und unsere Mägen knurren. Wir finden am Flughafen ein Restaurant mit einem großen gelben M, dem wir erstmal einen Besuch abstatten.
Durch unsere Recherche in Hamburg wissen wir, das wir die Visa für Nepal jetzt hier direkt am Flughafen erhalten sollen. Wir gehen in die Empfangshalle, um die Gouverment-Papiere auszufüllen. Nun nur noch das Passbild drauf, aber wo sind die Passbilder?
Lagen die mit den Büchern auf dem Tisch in dem Hostel und sind geklaut? Oder liegen sie warm und trocken im Rucksack? Es ist egal, wo sie liegen, wir kommen nicht ran und müssen für umgerechnet 16 Euro neue Passbilder machen lassen. Enar geht schon mal zum Changer und tauscht einige Dollar in Nepali Rupien um. Ich stelle mich in der Zwischenzeit am Visum-Schalter an.
Als wir dran sind, erzählt uns der freundliche Mitarbeiter, dass wir das Visum in Dollar bezahlen müssen. Uff, Enar muss also wieder zurück zum Changer, welcher uns zu einem schlechteren Kurs für die von vor fünf Minuten getauschten Dollar geben will. Enar lässt nicht locker und wir erhalten die soeben eingetauschten Dollar zurück, um das Visum bezahlen zu können.
Als wir den Flughafen verlassen kommt eine Traube von Nepali auf uns zu, um uns mit dem Taxi irgendwo hinzufahren. Als Nächstes müssen wir noch das Park- und Trekking-Visum für Nepal und den Nationalpark beantragen. Dies erhalten wir in dem Touristen-Visaport am Busbahnhof. Zu dem Busbahnhof müssen wir eh, da wir von dort aus mit dem Bus nach Liri fahren wollen.
Gesagt getan, und so machen wir uns in der Eingangshalle von dem Touristen-Visaport an das Antragsformular. Nachdem wir alle Unterlagen für die beiden Visa ausgefüllt haben, bekommen wir den Stempel. Nun fehlt uns nur noch das Gas für unseren Camping-Kocher und dann kann es losgehen.
Es scheint schier unmöglich zu sein, in Kathmandu in einem Outdoorladen eine Gas-Patrone zu erhalten. Nach gefühlten 8 Stunden bei gefühlten 45 Grad im Schatten haben wir, vollgepackt mit den Rucksäcken, endlich Gaspatronen in einem kleinen Krämerladen gefunden.
Wir gehen zurück zum Busbahnhof, unsere erste Station heißt Charikot. Die Fahrt wird 4,5 Stunden dauern und uns auf 1.945 Höhenmetern bringen. Wir sitzen in dem Bus und warten bis es losgeht. Es ist ein Lokalbus. Man fragt sich in der Tat, wie die Busse fahren können. Optisch sind sie kurz vor dem Zusammenfall. Man muss wissen, dass die Straßen, bzw. die Wege hier in diesem Lande zum größten Teil nicht geteert sind, sondern aus einfachen Feldwegen bestehen. Um das auszugleichen, besitzen die Autos hier keine Stoßdämpfer, sondern Blattfedern als Dämpfer, was eine holprige schwankende Fahrt bedeutet. Ich kann an dieser Stelle schon sagen, dass man sich daran gewöhnt.
Es ist immer ein Beifahrer dabei, meistens der Sohn, der ruft aus der Seitentür den Zielort der Fahrt. Immer wenn der Bus halten soll, klopft er zweimal gegen eine Innenwand. Der Fahrer weiß dann Bescheid und hält an. Geht es weiter, klopft er erneut, aber diesmal nur einmal an die Innenwand.
Wir schlafen in dem Hostel Namens Namaste, dass wir dieses Wort noch ein paarmal in den nächsten Tagen hören und sagen werden, ist uns bis dahin so noch nicht klar. Wir erhalten ein Doppelzimmer für umgerechnet 6 Euro die Nacht.
Gegen 21:00 Uhr erhalten wir für umgerechnet 3 Euro eine große Portion Hähnchen mit Reis. Man beachte die Relation Essen zum Doppelzimmer. Der Begriff Spicy bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Was für uns Deutsche scharf ist, ist für die Nepali noch lange nicht scharf. Da Enar gerne scharf ist, genießt er sein Hühnchen besonders.
Am nächsten Morgen sitzen wir früh am Busbahnhof und warten auf den Bus nach Jiri. Von einigen Nepali wissen wir, dass der nächste Bus um 09:00 Uhr oder um 10:00 Uhr kommt. Laut unserem nicht mehr vorhandenen Outdoorbuch sollte es 14:00 Uhr sein; warten wir ab. Der Bus kommt tatsächlich um 10:00 Uhr und es geht los nach Jiri.
In dem Bus lernen wir Rain kennen. Rain kommt aus Kanada und möchte die gleiche Trekking-Tour machen wie wir, und so haben wir uns viel zu erzählen.
In Jiri angekommen, laufen wir unsere ersten 3-4 km, bis uns ein Lokalbus überholt und uns mitnimmt. Enar und Rain klettern auf das Dach von dem Bus zu den anderen Nepali. Ich gehe nach vorne in den Bus hinein, zu etlichen Körperdüften und einem sich übergebenden Kind.
In Those angekommen wechseln wir den Bus in Richtung Shivalaya. In diesem Bus lernen wir einen Chinesen kennen, welcher eine deutsche Freundin hat. Sie kommt sogar aus Hamburg. Er ist Guide und gibt uns noch den ein oder anderen Tipp.
Nachts in Shivalaya angekommen müssen wir mit Headlight nach Bhandar absteigen. Merke, bei einer Trekking-Tour ist es wichtig, die Dinge immer am gleichen Platz zu verstauen und sie dabei so gut zu verstauen, dass man leicht herankommt, vor allem auch dann, wenn es stockdunkel ist.
Da meine Headlight gut verstaut im Tiefsten des Rucksackes liegt, gehen wir also nur mit der von Enar den Berg hinab, um einen Schlafplatz zu finden. Wir bauen unser Zelt im beginnenden Regen auf und kochen im Vorzelt unsere erste Mahlzeit mit dem Campingkocher.
Wir liegen anschließend total klebrig im Zelt. Nachdem wir den Blutegeln und etlichen Spinnen gute Nacht gesagt haben, beschließen wir, uns doch nochmal in die Badelatschen zu schmeißen und zu einer nahegelegenen Quelle zu gehen, um uns abzuduschen.
Auf dem halben Rückweg rutscht Enar aus und packt sich mit vollem Körpereinsatz in den Schlamm. Somit gehen wir wieder zurück zur Quelle, damit er sich nochmal abduschen kann. Eigentlich soll ich, dass niemanden erzählen, aber es ist zu ulkig.
Nachdem wir nun endlich beide sauber sind, versuchen wir, einen schnellen und sicheren Weg zu dem Zelt zurückzufinden. Ich bin gespannt, wie die erste Nacht in unserem Zelt sein wird.
Wir sagen noch den neu aufgetauchten Käfern gute Nacht und schlafen anschließend ein.
Auf dem Weg nach Jiri, der rote Rucksack ist meiner.
Unser grünes Zelt.
Kapitel 3
Der Mount Everest zum greifen nah
Gegen 07:00 Uhr ist die Nacht zu Ende. Enar kocht uns einen Kaffee und ich hole unsere Frühstückskekse raus. Wir wandern weiter von Bhandar Richtung Kenja. Das Restaurant in Kenja, wohin wir wollen, liegt auf der anderen Flussseite, wir gelangen nur über eine Hängebrücke dorthin.
Es wird auf dieser Reise nicht die letzte Hängebrücke sein. Ich glaube, es werden so 200 Stück, über die wir gehen werden. Teilsweise sieht man unter den Hängebrücken reißende Flüsse oder auch mal versiegende Quellen. Es ist immer unterschiedlich.
Zur Mittagszeit kehren wir in einer Hütte ein, in der wir Nudelsuppe mit Reis und Gemüse essen, dazu gibt es 1,5 Liter Cola. Wir sind so entspannt, dass wir eine Stunde und 20 Minuten Mittagspause machen.
Es geht weiter auf den Weg nach Seti. Man sagt uns, dass der Weg nach Seti schwer und heiß sein wird. An dieser Stelle kann ich das nur bestätigen, es war für mich