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Rum und Zigarren - Mit dem Fahrrad unterwegs in Kuba
Rum und Zigarren - Mit dem Fahrrad unterwegs in Kuba
Rum und Zigarren - Mit dem Fahrrad unterwegs in Kuba
eBook283 Seiten4 Stunden

Rum und Zigarren - Mit dem Fahrrad unterwegs in Kuba

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Über dieses E-Book

Rum und Zigarren - Mit dem Fahrrad unterwegs auf Kuba

Wir sind zwei leidenschaftliche Radfahrer und haben große Freude daran, unsere Urlaubsziele mit dem Fahrrad zu erkunden. Im März 2015 zog es uns nach Kuba.

Spontan verbindet man mit Kuba neben Fidel Castro, Revolution, amerikanische Oldtimer, Che Guevara, Karibikstrände, Zuckerrohrplantagen, Musik und Tanz natürlich auch Rum und Zigarren.

Das Reisemittel Fahrrad ermöglicht uns, näher bei den Menschen zu sein, als die zahlreichen Pauschalurlauber. Auf Kuba haben wir gut 800 Kilometer und 9000 Höhenmeter im Sattel unserer Räder verbracht. Begleiten Sie uns auf unserer Radtour durch Kuba und lernen Sie viel Interessantes über Land und Leute. Erfahren Sie mehr über die Natur, das Leben und die Politik.

Kuba wird, so scheint es, in den nächsten Jahren einen Wandel erfahren. Umso interessanter war es für uns, das "alte" Kuba noch erlebt zu haben.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum9. Jan. 2017
ISBN9783844278750
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    Buchvorschau

    Rum und Zigarren - Mit dem Fahrrad unterwegs in Kuba - Fritz Finkenzeller

    Rum und Zigarren - Mit dem Fahrrad unterwegs in Kuba

    Kurzbeschreibung

    Vorwort

    1. Tag - Ankunft mit kleinen Hindernissen

    2. Tag - Die Grande Dame der Karibik

    3. Tag - Revolution

    4. Tag - Zu den Tabakplantagen

    5. Tag - Mordsetappe

    6. Tag - Vamos al mar

    7. Tag - Durch die Natur

    8. Tag - Steile Pisten

    9. Tag - Die vier Freuden eines Radlers auf Kuba

    10. Tag - Che und Chavez

    11. Tag - Hundert Feuer

    12. Tag - Bester Straßenbelag

    13. Tag - Die Rampe

    14. Tag - Vom Regenwald in die Wüste

    15. Tag - Der weite Weg nach Santiago

    16. Tag - Badewanne für Mensch und Tier

    17. Tag - Nicht zur Nachahmung empfohlen

    18. Tag - Abendrunde mit Krabbe

    19. Tag - Wallfahrt nach El Cobre

    20. Tag - Die Suppe ruft - Freude auf Santa Clara

    21. Tag - Auf der Suche nach dem Traumstrand

    22. Tag - Flughafenbeobachtungen

    Nachtrag

    Impressum

    Kurzbeschreibung

    Rum und Zigarren - Mit dem Fahrrad unterwegs auf Kuba 

    Wir sind zwei leidenschaftliche Radfahrer und haben große Freude daran, unsere Urlaubsziele mit dem Fahrrad zu erkunden. Im März 2015 zog es uns nach Kuba.

    Spontan verbindet man mit Kuba neben Fidel Castro, Revolution, amerikanische Oldtimer, Che Guevara, Karibikstrände, Zuckerrohrplantagen, Musik und Tanz natürlich auch Rum und Zigarren.  

    Das Reisemittel Fahrrad ermöglicht uns, näher bei den Menschen zu sein, als die zahlreichen Pauschalurlauber. Auf Kuba haben wir gut 800 Kilometer und 9000 Höhenmeter im Sattel unserer Räder verbracht. Begleiten Sie uns auf unserer Radtour durch Kuba und lernen Sie viel Interessantes über Land und Leute. Erfahren Sie mehr über die Natur, das Leben und die Politik.

    Kuba wird, so scheint es, in den nächsten Jahren einen Wandel erfahren. Umso interessanter war es für uns, das alte Kuba noch erlebt zu haben.   

    Gewidmet meiner lieben Mutter,

    die unseren Reiseberichten immer so gerne zugehört hat.

    + 30.09.2015

    Vorwort

    Kuba - das Land der Castros, der Revolution, des Salsas, der amerikanischen Oldtimer, des Rums und der Zigarren.

    Einen Urlaub dort zu verbringen gilt noch immer als etwas Besonderes. Trotz des praktizierten Sozialismus nimmt der Tourismus auf Kuba in den letzten Jahren immer mehr zu. Es gibt mittlerweile Touristenhochburgen, in denen man einen karibischen Pauschalurlaub verbringen kann. Wer uns kennt, der weiß, dass wir damit überhaupt nichts anfangen können. Wir möchten das Land mit dem Fahrrad erkunden, mehr vom Leben der Einheimischen erfahren und die Natur genießen.

    Da der Urlaub ein paar Monate nach unserer Hochzeit stattfindet, sind dies sozusagen unsere Flitterwochen. Wir setzen damit die Reihe unserer gemeinsamen Radreisen fort. Jetzt mit gemeinsamen Namen, und wie schon bisher, mit gemeinsamen Herzen....

    Kuba ist ein großes Land. Die Länge der Karibikinsel beträgt 1000 Kilometer. Sie besitzt eine Fläche von 105.000 Quadratkilometer und hat 11 Millionen Einwohner. Normalerweise starten und enden unsere Fahrradreisen direkt am Flughafen. Auf diese Weise ließe sich allerdings nur ein winziger Teil Kubas erkunden. Daher haben wir uns vorgenommen, ein Auto für die Zeit zu mieten, um auch größere Entfernungen überbrücken zu können. Dadurch vergrößert sich unser Aktionsradius enorm.

    Nach intensivem Studium der Reiseführer wählten wir schon zu Hause die Landstriche auf Kuba aus, die wir gerne sehen würden. Zu Beginn der Reise soll es einige Tage in die Hauptstadt Havanna gehen. Danach wollen wir nach Westen in das Viñales Tal. Dort können wir uns eine Woche mit dem Rad austoben. Später, nach einem Transfer mit dem Auto nach Santa Clara ins Zentrum der Insel, möchten wir eine mehrtätige Tour in den Süden unternehmen. Die weitere Planung sieht vor, dass wir anschließend weiter in den Südosten reisen, genauer gesagt nach Santiago de Cuba. In der zweitgrößten Stadt Kubas startete in den 50er Jahren die Revolution der Castros. Auch hier möchten wir uns eine Woche tummeln, bevor es wieder zurück in die Nähe von Havanna zum Rückflug geht. Ein mächtiges Programm! Mal sehen, ob wir es in Verbindung mit der gemütlichen Lebensweise der Kubaner so umsetzen können. Zumindest die Etappen habe ich etwas kürzer als bei anderen Reisen geplant. Da sollte dazwischen genug Zeit sein, eine kleine Siesta abzuhalten. Außerdem wissen wir nicht, wie uns das warme und feuchte Klima bekommen wird.

    Die Planung der Reise stellte sich als gar nicht so einfach heraus. Das sozialistische System hat doch einige Hürden für uns eingebaut, die erst bewältigt werden mussten. Flüge nach Kuba sind begehrt, daher steigen die Preise bis zum Abflugtermin mehr und mehr an. Wir buchten unseren Flug für März bereits im Oktober. Drei Wochen wollen wir das Land auf unsere Weise erkunden. Eines ist sicher: es wird kein Urlaub von der Stange.

    Da auf Kuba nur wenige Menschen einen Internetanschluss besitzen, konnte man Unterkünfte nicht so einfach über das World Wide Web buchen. Es wurde uns aber dringend geraten, Unterkünfte vorab zu reservieren, da sich auf der Insel oft mehr Gäste aufhalten als es Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Das ist zwar nicht unser Stil, aber wir wollen auch nicht schlauer als die Empfehlungen sein. Fast alle Übernachtungen werden wir in privaten Unterkünften verbringen - sogenannten Casa Particulares. Die Reservierungen haben wir per Mail über einen Vermittler vorgenommen. Er heißt Leo. Die Vermieter selbst verfügen in der Regel nur über ein Telefon, selten über eine Mailadresse. Mit der Nutzung von Privatunterkünften wollen wir einen engeren Kontakt mit den Menschen bekommen. Uns ist die Politik des Landes weitestgehend egal, denn die Menschen zeichnen ein Land aus. Dennoch werden wir auch viel über die Vergangenheit Kubas erfahren und vielleicht besser verstehen, wie die Geschichte das Land und seine Menschen geprägt hat. Unsere Reise ist eine Möglichkeit zu lernen, warum manche Dinge auf Kuba so sind, wie sie eben sind.

    Ein Buch beginnt stets mit einem Titel. Er soll mit wenigen Worten viel aussagen. „Rum und „Zigarren, machen Kuba aus. Für den Untertitel habe ich eine halbe Stunde im Internet recherchiert. Es ging um Orthographie und deren Auslegung. Ich hatte mir überlegt, ob es „Eine Radreise in Kuba oder „Eine Radreise auf Kuba heißen müsse. Ich kam zu dem Ergebnis, dass beide Varianten in der Rechtschreibung erlaubt seien. Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied in der Bedeutung. „In Kuba würde man sagen, wenn man das Land mit seinen politischen Grenzen meint. „Auf Kuba sagt man, wenn die Insel als Landschaft gemeint ist. Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied. Da wir vor allem an „Land und Leuten interessiert sind, bevorzugen wir den Untertitel „Eine Fahrradreise auf Kuba.

    Wir hoffen nun, dass wir uns ausreichend vorbereitet haben und dass unser Plan umsetzbar ist. Ein wenig Nervosität macht sich schon breit, da wir nicht genau wissen, was uns erwartet. Auch Reiseführer und Fernsehberichte konnten daran nichts ändern, da wir eine ganz andere Reiseart als der Normalurlauber geplant haben. Dies zeigte sich schon beim Verpacken der Räder. Wie oft habe ich schon Räder in einen Karton für den Flug verpackt. Das müsste mittlerweile Routine sein. Aber weit gefehlt. Bestimmt 10 Mal habe ich das Rad aus- und wieder eingepackt. Ich war richtig nervös! Die Räder müssen hundertprozentig heil ankommen. Ersatzteile werden wir nicht leicht auftreiben können. Das ist sicher. Deswegen habe ich auch mehr Werkzeug eingepackt, als sonst.

    Jeden Tag, um den der Abflug näher rückt, steigen auch die Spannung und die Vorfreude in uns. Ein neues Abenteuer kann beginnen. Was werden wir auf den vielen Kilometern in der Karibik erleben? Eines ist klar, neben vielen Eindrücken wird es hin und wieder auch etwas kubanischen Rum und eine Zigarre geben....

    Im Folgenden lassen wir Sie an unseren Reiseerlebnissen teilhaben. Dazu werden Sie auch Hintergrundinformationen und Wissenswertes vom Leben in und auf Kuba erfahren. Wenn wir unsere Meinung zu bestimmten Beobachtungen schreiben, soll dies keine Wertung darstellen, sondern nur unsere Sicht der Dinge. 

    1. Tag - Ankunft mit kleinen Hindernissen

    Samstag, 07.März 2015 

    In der Nacht von Freitag auf Samstag träume ich von unserer Anreise nach Kuba. Alles ist hektisch und kompliziert. Wir werden von Zollbeamten bei Ankunft festgehalten. Auf dem Gepäckband ziehen unsere Räder einsam Kreise, weil wir keine Erlaubnis zur Einreise erhalten. Dann werden wir von einer Alarmglocke im Flughafengebäude aufgeschreckt. Die Beamten fliehen und lassen uns alleine. Was machen wir nun? Sollen wir einfach unsere Räder schnappen und abhauen? 

    Unsere Entscheidung bekomme ich nicht mehr mit, weil ich aufwache. Und das zu einer für mich unüblichen Zeit. Es ist 5.30 Uhr. Die Alarmglocke, von der ich geträumt habe, ist unser Wecker. Und wir sind nicht in Kuba - noch nicht. Wir liegen zu Hause im Bett. In einer Stunde fährt die S-Bahn und bringt uns zum Flughafen. Nach einem Sparfrühstück und den letzten Aufräumarbeiten in der Wohnung marschieren wir mit unseren leicht gepackten Rucksäcken zum Bahnhof. Das Hauptgepäck haben wir bereits am Vortag mit dem Auto zum Flughafen gebracht und eingecheckt. 20 Kilo pro Person und zwei Fahrräder verpackt in Kartons sind einfach zu sperrig für eine Zugfahrt. Außerdem mussten wir noch ein kleines Problem lösen. Wir fliegen erst von München nach Frankfurt und ein paar Stunden später von Frankfurt weiter nach Varadero auf Kuba. Den Fahrradtransport mussten wir extra bezahlen. Es handelt sich normalerweise um einen Einheitspreis, gleich ob es Zwischenlandungen gibt oder nicht. Auf unserer Bestätigung war allerdings nur der Transport von Frankfurt nach Kuba deklariert. Wie kommen also unsere Räder nach Frankfurt? Dies ist uns erst eine Woche vor Abflug aufgefallen. Nach ein paar Telefonaten mit dem Reisebüro und der Airline konnten wir klären, dass die Räder garantiert mitgenommen werden. Wenn das erst am gestrigen Check-In aufgefallen wäre, hätten wir bereits dort die erste Blutdruckerhöhung dieser Reise erlebt. Und ein Trip nach Kuba könnte ja noch einige Komplikationen mit sich bringen. Immerhin reisen wir in ein sozialistisches Land. Man hört oft von anderen Leuten, welche Schwierigkeiten sie hatten. Man fürchtet insgeheim mit willkürlicher Behandlung durch Behörden und Offiziellen. 

    Deswegen prüfen wir vor dieser Reise doppelt, ob wir alle Unterlagen vollständig eingepackt haben. Es handelt sich um einen ansehnlichen Stapel Papier. Im Einzelnen sind dies: ein 30 Tage gültiges Touristenvisum, die Bestätigung einer privaten Auslandsreisekrankenversicherung in spanischer Sprache, natürlich der Reisepass sowie den gesamten Mailverkehr und die Anfahrtsskizzen für unsere Unterkünfte. Da man kein GPS-Gerät nach Kuba mitnehmen darf, sind wir wie früher auf Papier angewiesen. Deshalb habe ich auch von unseren Radetappen Tourenkarten ausgedruckt. Normalerweise würden diese auf unser Fahrrad-GPS geladen und auf dem kleinen Bildschirm während des Fahrens angezeigt. Da die Einfuhr eines solchen Gerätes eben nicht erlaubt ist, müssen jetzt eine klassische Landkarte und ein Kompass beim Navigieren helfen. Da ist man froh, dass man in den 70er Jahren geboren wurde. Da lernten wir noch mit diesen heute nostalgischen anmutenden Mitteln umzugehen. 

    Unsere Freunde halten wir normalerweise während unserer Reisen mit Berichten auf unserem Internetblog auf dem Laufenden. Wir schreiben dabei von den Erlebnissen des Tages und erklären Wissenswertes über das Land. Mangels verfügbarem Internet in Kuba fällt dies auf unserer Reise aus. Die Erlebnisse werden wie früher in ein kleines Notizbuch eingetragen. Es sieht so aus, als würden wir die Reise ganz „old school", ohne technische Unterstützung machen. Das alleine hat bereits seinen Reiz. In der Zeit, in der wir jetzt leben, werden technische Hilfsmittel als selbstverständlich betrachtet. Aber wieder einmal, wie vor 20 Jahren zu reisen, das ist heute für so manchen bestimmt eine Herausforderung. 

    Das Handy schalte ich jetzt aus. Drei Wochen lang wird es kein Internet geben und aufgrund der hohen Minutenpreise auch keine - oder nur ganz wenige - Telefonate. So lange ohne Internet und keine Mails? Werden wir das überhaupt aushalten? Schon jetzt überkommt uns so etwas wie eine Entzugserscheinung. Aber das muss man verdrängen. Es geht auch ohne und früher gab es all den Schnickschnack gar nicht. Wir machen einen Urlaub in der Vergangenheit. Das tut doch gut. Alle wissen, dass wir nicht zu erreichen sind. Dann fragt auch keiner nach. Außerdem hat man mehr Zeit sich auf den Urlaub zu konzentrieren und starrt nicht dauernd auf irgendwelche Displays. 

    Nur mit unserem Handgepäck kommen wir entspannt am Flughafen an, passieren ohne Schwierigkeiten die Sicherheitskontrolle und können gemütlich auf den Abflug warten. Als sich an unserem Gate nichts tut, fragen wir nach. Das Gate wurde geändert. Wir kommen aber rechtzeitig zum richtigen und erreichen Frankfurt nach etwa einer Stunde Flugzeit. In Frankfurt müssen wir uns neue Bordkarten für den Weiterflug organisieren. Auch bei diesem Flug wurde das Gate abgeändert. Das Zeitfenster ist nicht allzu groß. Dazu kommt, dass wir erneut die Sicherheitskontrollen durchlaufen müssen. Während es in München keinerlei Probleme gab, pfeift es bei mir laut und ich werde genau abgetastet. Auch mein Rucksack wird ausgeräumt und genau inspiziert. Ich finde das voll in Ordnung und fühle mich gleich noch wohler. Sie sollen nur schnell machen. „Uns pressiert´s." denke ich auf bayrisch. 

    Am Gate werden wir aufgefordert in Busse einzusteigen, die uns zum Flugzeug bringen. Nach 10 Minuten müssen wir jedoch wieder aussteigen. Irgendwas ist an der Maschine noch zu machen. Ich habe deswegen keinerlei Bedenken. Sie werden die Maschine wohl nicht generalüberholen müssen. Aber ich grüble, wie sich eine Verspätung auf unsere Ankunft und das weitere Programm auswirkt. Planmäßig sollen wir um 20 Uhr Ortszeit auf Kuba landen. Für 21 Uhr habe ich das Auto bestellt. Um 22 Uhr wollten wir unsere erste Unterkunft in Matanzas, unweit des Flughafens, erreichen. Naja, es wird schon alles klappen. Nach 15 Minuten dürfen wir dann doch in die Busse steigen und der Flieger hebt mit etwas Verspätung ab. Ein wenig davon wird der Pilot noch gutmachen, wenn er etwas aufs Gas drückt. 

    Um 20:15 Uhr Ortszeit befinden wir uns im Landeanflug auf Varadero. Da sich hier in der Nähe die bekanntesten Strände und die meisten Hotels befinden, ist der Flughafen der zweit wichtigste auf Kuba nach dem Airport Havanna. Während der Pilot unseren Flieger über die Landebahn bringt, sehen wir die Lichtanlagen des Flughafens. Die schwachen Scheinwerfer leuchten schwächer als das Flutlicht auf dem Fußballplatz unserer kleinen Heimatgemeinde. Auch die in der Ferne erkennbaren Orte sind nicht lichtstark. Das ist schon das erste, was uns auffällt. Kuba – ein Schwachstromland? 

    Wir haben nur eine viertel Stunde Verspätung. Nach dem Aussteigen geht es durch lange Gänge bis wir eine Halle mit knapp 20 Schalter für die Immigration erreichen. Die Miniaturbüros sind durch Milchglasscheiben sichtgeschützt, damit man die Beamten von der Halle aus nicht sehen kann. Der große Raum ist schon zu Hälfte gefüllt und nur die Hälfte der Schalter scheint besetzt zu sein. Wir wählen die kürzeste Schlange aus und stellen uns an. Es ist 20:30 Uhr. Immer mehr Touristen drängen in die Halle. Bald ist sie fast vollständig gefüllt. Wer jetzt hinten steht, muss sich wohl auf einen langen Abend gefasst machen. 

    Wir haben die langsamste Schlange erwischt, scheint mir. Leute, die sich gerade noch auf gleicher Höhe mit uns in einer anderen Schlage befanden, stehen jetzt schon einige Meter weiter vorne. Langsam macht sich Müdigkeit in uns breit. Für uns ist es jetzt 3 Uhr nachts deutscher Zeit. Wir sind schon 21 Stunden auf den Beinen. Eine halbe Stunde später wird unsere Müdigkeit bleiern. Wir haben das vordere Ende der Schlange immer noch nicht erreicht. Es ist 21 Uhr. Der Autovermieter würde uns jetzt erwarten. Das Zittern beginnt. Hoffentlich wartet er auf uns.... 

    Eine weitere halbe Stunde dauert es, bis wir an die Reihe kommen. Als ich an den Schalter trete, sehe ich in das Gesicht einer lustlosen, kaugummikauenden Beamtin, die sich nach hinten hängend auf ihrem Stuhl fläzt und meine Papiere begutachtet. Mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck sieht sie sich in aller Ruhe die Unterlagen an. Dann fordert sie mich mit einem Kopfschwenken auf, in die installierte Kamera zu blicken. Sie machen also ein Foto von uns bei der Einreise. Nach einer gefühlten Ewigkeit knallen zwei Stempel auf meinen Reisepass sowie mein Visum und ich bekomme meine Papiere zurück. Die Bestätigung für die Auslandsreise-Krankenversicherung wollte sie gar nicht sehen. Jetzt bin ich wirklich in Kuba. Aber das heißt ja nicht, dass wir schon alle Hürden genommen haben. Nun wird unser Handgepäck noch einmal durchleuchtet. Bei der Einreise in ein Land habe ich das noch nie erlebt. 

    Weiter geht es zu den Gepäckbändern. Von weitem sehen wir schon einen Haufen von Gepäckstücken neben dem Gepäckband liegen. Da wir über eine Stunde für die Immigration benötigt haben, wurde das Band schon für den nächsten ankommenden Flieger gebraucht. Unsere Radkartons sehen wir sofort. Nur die Suche nach den Taschen benötigt etwas mehr Zeit. Ein engagierter Flughafenmitarbeiter ist Elke behilflich, während ich auf die Räder aufpasse. 

    Aber wir sind immer noch nicht durch. Ein weiteres Hindernis sind drei weibliche Beamte in adretten Uniformen, die ich jetzt nicht genauer begutachten kann. Sie kontrollieren stichprobenartig die Ankömmlinge und ihr Gepäck beim Verlassen des Flughafens. Während Elke die Toilette aufsucht warte ich. Dabei beobachte ich, wie ein Mann mit einem Karton mit ähnlicher Größe der unseren auf die Kontrolleurinnen zusteuert. Er sieht südländisch aus und wird aufgehalten. Es wird sogar nach einem Spezialbeamten gerufen und er muss seinen Karton öffnen. Es wird eine sehr genaue Inspizierung durchgeführt. Ich denke mir „Super, wir haben jetzt aber keine Zeit für so etwas". Wie lange wird die Autovermietung wohl auf uns warten? 

    Es ist kurz nach 22 Uhr als wir das Flughafengebäude verlassen. Auf den ersten Blick kann ich das Büro der Mietwagenfirma nicht sehen. Bis ich jemanden finde, den ich fragen kann, werde ich von mindesten fünf Leuten mit einem fragenden „Taxi?" angesprochen. Ich frage einen Mann nach den Autovermietern und erhalte die Auskunft, dass wir zweihundert Meter weitermüssen. Mein Spanisch ist für solche Situationen ausreichend. Notfalls wird es auf Englisch probiert. Sollte das nicht reichen, kann Elke mit fließenden Italienisch nachlegen. Diese Sprache ist dem Spanischen sehr ähnlich. Außerdem kann sie viel besser Englisch als ich. Sprachlich haben wir auf der Reise sicher keine Schwierigkeiten. 

    Abseits der Ankunftshalle gibt es mehrere Autovermieter. Nachdem ich nicht gleich erkenne, welches für uns zuständig ist, frage ich mich wieder durch. Auf jeden Fall brennt überall noch Licht. Das beruhigt mich. Vorgedrungen zu meiner Ansprechpartnerin, lege ich meine Unterlagen vor. Sie ist sehr freundlich und hat extra auf uns gewartet. Sie dachte schon, dass wir uns verspäten. Was folgt ist ein Schwall an Verhaltenstipps für das Autofahren auf Kuba. Das Fahren im Dunkeln ist zu vermeiden, da die meisten Verkehrsteilnehmer nicht beleuchtet sind. Das gilt für Pferdefuhrwerke, Radfahrer, Reiter und Fußgänger. Als Fahrzeugunterlagen bekommen wir die Kopie des Vermietungsvertrages. Es ist ein kaum leserlicher Durchschlag in rosa Farbe. Der ist sehr wichtig. Wir dürfen ihn nicht verlieren. Sollten wir einen Strafzettel von der Polizei bekommen, dürfen wir diesen nicht in bar an die Polizisten zahlen. Sie würden das Geld selbst einstecken. Die Strafe muss von der Polizei auf dem rosa Zettel notiert werden und wird am Ende bei Rückgabe an die Mietfirma bezahlt. Sollten wir den rosa Zettel verlieren, wird eine saftige Gebühr fällig. Man könnte ja allerhand Strafen kassiert haben und den rosa Zettel „zufällig verlieren. Falls wir eine Reifenpanne haben, ist das Ersatzrad zu montieren. Hört sich logisch an. Allerdings stutze ich, als mir erklärt wird, dass die Chance für eine Reifenpanne sehr groß ist. Die gute Frau vom Vermietbüro schätzt die Wahrscheinlichkeit als gering ein, dass wir die 3 Wochen ohne Panne überstehen. Im Schadensfall soll der defekte Reifen bei der nächsten Tankstelle repariert werden. Die Kosten liegen um die 10 Euro. Außerdem gibt es eine Menge Kleinunternehmer, die ausschließlich nur Reifen und Schläuche flicken. Das Geschäft scheint wirklich zu brummen, wenn ein eigener Geschäftszweig davon leben kann. Die Straßenverhältnisse werden als sehr schlecht beschrieben. Es gibt eine Menge Schlaglöcher und viele Straßen sind nicht geteert. Umsichtige Fahrweise ist angebracht. Aufpassen muss man auf die vielen Verkehrsteilnehmer unterschiedlichster Geschwindigkeiten. Da kann es schon mal vorkommen, dass man für ein langsames Pferdefuhrwerk auf einer großen „Bundesstraße stark bremsen muss. Für den Fall einer größeren Panne bekomme ich eine Notfallrufnummer. Es kann aber schon ein paar Stunden dauern, bis dann Hilfe vor Ort ist. Bei einem Unfall ist immer die Polizei zu rufen und ein Protokoll anzufertigen. 

    Das waren viele Informationen. Aber bis auf die hohe Wahrscheinlichkeit für einen platten Reifen nichts Ungewöhnliches, wie ich meine. Den Mietwagen haben wir mit Ausnahme der Vollkaskoversicherung von zu Hause aus bereits bezahlt. Nur die Versicherung wird jetzt vor Ort mit der Kreditkarte beglichen. 

    Der Tank ist voll. Den Sprit muss ich aber bar zahlen. Da wir vom Einwanderungsschalter und der Gepäckausgabe direkt hierhergekommen sind, hatten wir noch keine Möglichkeit Geld zu tauschen. Mir ist nur in Erinnerung, dass ich vor dem Flughafengebäude einen Schalter aus dem Augenwinkel gesehen habe, an dem sich eine elend lange Menschenschlange gebildet hat. Das muss die Wechselstube gewesen sein. „Ach du liebe Zeit, das fehlt uns gerade noch, dass ich jetzt eine Stunde am Bankschalter anstehen muss. Wann werden wir heute wohl im Bett liegen? Und wenn wir noch länger brauchen, bekommen wir heute überhaupt noch ein Bett?" denke ich. Unsere Vermieterin wird dann schon in den Träumen liegen und ich sehe uns im Auto in einer dunklen Gasse

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