Bei »Lou Mitchell‘s« in Chicago gibt man sich selbstbewusst. »Serving the world’s finest coffee«, steht in Neonschrift über dem Eingang des Diner-Klassikers. Das ist sicher etwas übertrieben. Aber die Pancakes mit Beeren, die die Bedienung nonchalant auf dem Tisch landen lässt, sind köstlich. Vor allem aber spürt man das Kribbeln und die Aufregung an einigen Tischen, weil für diese Gäste heute ein großes Abenteuer auf einem der legendären Roadtrips der Welt beginnt: auf der Route 66. Ein Frühstück bei »Lou Mitchell’s«, das sogar noch drei Jahre älter ist als die 1926 ins Leben gerufene Straße, zählt seit jeher zu den obligatorischen Stopps, selbst wenn man dann kaum mehr als eine der insgesamt 2451 Meilen auf dem Weg von Chicago nach Santa Monica hinter sich hat.
Route 66 ist ein Mythos, obwohl sie 1985 offiziell von den Landkarten verschwand. Der Grund waren die neuen Interstates, die den Verkehrsstrom an den Dörfern und Kleinstädten im Eiltempo vorbeirauschen ließen – und sie so abhingen. Doch Totgesagte leben länger: Im Spannungsfeld zwischen Niedergang und Neugeburt zieht die »Mother Road« bis heute Reisende aus aller Welt an. Schließlich verbindet die mythische Straße, auf der man durch acht Bundesstaaten und drei Zeitzonen fährt, Nostalgie-Zeitreise, Americana-Charme und viel Freiheitsgefühl. Dabei zeigen die USA eine Seite jenseits der