Bruckmann Reiseführer USA der Nordosten: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen
Von Sabine Rheker-Weigt, Dirk Rheker und Christian Heeb
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Buchvorschau
Bruckmann Reiseführer USA der Nordosten - Sabine Rheker-Weigt
bezeichnet.
NEUENGLAND
1Boston
2Cambridge und Harvard
3Autotour Cape Cod
4Nantucket, Martha’s Vineyard
5The Berkshires
6Autotour Mohawk Trail
7Providence und Newport
8Autotour South Country Coast
9Hartford
10New Haven, New London, Mystic
11Yale University
12Greenwich & Gold Coast
13Autotour Litchfield Hills
14Portsmouth
15Autotour White Mountains
16Hanover, Dartmouth College
17Autotour Green Mountain Highway
18Autotour Vermont’s Quiet Corner
19Autotour Lake Champlain Loop
20Portland
21Autotour Maine Coast
22Autotour Mount Desert Island
Vom Frankonia Notch State Park reicht der Blick weit über die Wälder und Höhen der White Mountains
1 Boston
Zwischen ehrwürdig und hip
Imposante Gebäude in historisch gewachsenen Vierteln. Und überall ist europäisches Flair zu spüren. Man schlendert durch Stadtteile wie Back Bay oder Beacon Hill und staunt über die malerischen, prachtvollen Bauten. Boston ist kein typisch amerikanischer Beton-Moloch. Die Metropole am Charles River trägt daher durchaus verdient den Titel der heimlichen Hauptstadt Neuenglands. Das merkt man überall.
Schaufensterbummel auf Bostons eleganter Newbury Street
1773 fand hier die »Boston Tea Party« statt, ein Akt des Widerstandes gegen die britische Kolonialpolitik und gewissermaßen der Urknall der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Heute reist man nach Boston, um in Geschichte und Kultur einzutauchen, um Museen wie das John F. Kennedy Museum & Library oder das imposante Boston Museum of Fine Arts zu besuchen. Um hervorragend zu shoppen wie beispielsweise in der Faneuil Hall oder entlang der Newbury Street. Um den kulinarischen Versuchungen von Boston Clam Chowder bis Boston Cream Pie mit Freude zu erliegen. Um dann bei allen Erkundungen zu merken: Bostons Straßen und Sehenswürdigkeiten lassen sich wunderbar zu Fuß entdecken. Ganz unamerikanisch.
GUT ZU WISSEN
ULTIMATIVE ENTTÄUSCHUNG
Das puritanische Boston ist in den letzten Jahren hip geworden. Und so steht man stundenlang an, um etwa im gerade angesagten Restaurant No. 9 Park (9 Park St.) einen Tisch zu bekommen – und wird enttäuscht. Während das Kulinarische geschmacklich noch als »ordentlich« durchgehen mag, ist das Drumherum schlicht eine Zumutung: Zusammengepferchte Sitzarrangements sollen offenbar eine »In«-Atmosphäre signalisieren, dazu ein blasierter Empfangschef und gelangweilte Kellner. Beileibe kein Einzelfall – und wohl der Preis des ultimativen Angesagtseins.
Vollmond über der Stadt und dem Charles River
Die Brahmanen von Boston
Der Blick der Stadt und ihrer Bürger richtet sich traditionell eher gen Europa denn Richtung Prärie. Legendär sind die »Boston Brahmins«, wie die vornehmsten Familien der Stadt bezeichnet werden. Sie führen ihre Abstammung auf die puritanischen Gründer der Kolonie Massachusetts zurück und bilden eine Art Adel Neuenglands. Der Begriff bezeichnet im indischen Kastensystem die höchste Kaste; der Arzt und Schriftsteller Oliver Wendell Holmes übertrug ihn 1860 in einem Artikel der Zeitschrift Atlantic Monthly auf die neuenglischen »oberen Zehntausend«.
Die »Brahmanen von Boston« zeichnen sich bis heute durch einen Akzent aus, der mehr an das britische als an das amerikanische Englisch erinnert. Entsprechend weit ist der Horizont, was sich auch im Lebensgefühl der Stadt am Atlantik widerspiegelt: viel altes Geld, sehr viel neues Geld, Dutzende Denkfabriken, Zukunftsindustrie, Medizin-Gurus, kosmopolitisches Flair und liberale Bürger, Heimat des berühmten Kennedy-Clans.
Nicht verpassen
NEW ENGLAND AQUARIUM
Die markanten Verwinkelungen und glitzernden Glasscheiben der Fassade des Aquariums erinnern an bizarr geformte Eisschollen. Gleich nach Betreten wird man von Seehunden begrüßt. Der Giant Ocean Tank ist das Herzstück der maritimen Showbühne. Hier schwimmen Haie, Schildkröten, Stachelrochen und andere Meerestiere. Im Erdgeschoss erfährt man alles über Pinguine, einen Stock höher erwarten einen Flora und Fauna des Amazonas. Der Aquarium Shark and Ray Touch Tank ermöglicht die Berührung von Epaulettenhaien und Stechrochen. Im Simons IMAX Theatre zeigen 3D-Filmvorführungen seltene Tiere. Gleichsam als Außenposten organisiert das NEA täglich eine Ausfahrt, bei der man Buckelwale und Delfine sehen kann.
New England Aquarium. 1 Central Wharf, Boston, MA 02110, Tel. 617 973 5200, www.neaq.org
Nicht verpassen
BESUCH BEIM GRÜNEN MONSTER
Ein »Must« eines Boston-Besuchs ist der 1912 eröffnete Fenway Park. Im ältesten Baseballstadion der Welt sind die Red Sox zu Hause, die Traditionsmannschaft, der ganz Neuengland zu Füßen liegt. Selbst wenn Tickets schwer zu bekommen sind, sollte man den Fenway Park zumindest während einer Tour (Tel. 617 226 6666) erleben. Das grüne Monster, die 11,3 Meter hohe und 73,2 Meter lange Mauer hinter dem Outfield, war von Anfang an Teil des Stadions und bestand bis 1934 aus Holz. Auf ihr wurde eine manuelle Anzeigetafel angebracht, die bis heute benutzt wird. Der Lone Red Seat (»einsame rote Sitz«) ist ein Sitzplatz hinter dem rechten Outfield und markiert den Punkt, an dem der längste jemals hier geschlagene Home Run landete. Dieser wurde am 9. Juni 1946 von Ted Williams 153 Meter weit in die Zuschauerränge geschmettert.
Fenway Park.
4 Yawkey Way, Boston, MA 02215, www.redsox.com
Parks statt Baustellen
Allerdings gibt es auch hier die typische Geißel nordamerikanischer Metropolen: das Auto. Wo jedoch einst unvorstellbar hässliche Schnellstraßen auf Stelzen die Innenstadt zerschnitten, wurden in einem einzigartigen Kraftakt die Autobahnen unter die Erde verlegt. Rund 15 Milliarden Dollar verschlang »the Big Dig«, das große Graben, seit 1982. Im Jahr 2004 wurde das Projekt endlich fertiggestellt – die Stadt hat ein neues Gesicht bekommen. Die über Jahre aufgerissenen Wunden sind inzwischen verheilt. Wo einst auf den Stelztrassen der Verkehr rauschte, dann gewaltige Baugruben gähnten, Einwohner und Touristen gleichermaßen verzweifelt in endlosen Staus standen, kleben jetzt große, grüne Pflaster: der Rose-Kennedy-Greenway und weitere Parks.
Das Verschwinden der furchtbaren Schnellstraßen öffnete die Stadt zum Boston Harbor. Auf mehr als drei Millionen Quadratmetern wurden Brachen am Wasser neu belebt, im alten Hafenviertel hielt das moderne Leben Einzug in historische Lagerhäuser aus roten und gelben Ziegeln. Stadtplanerische Visionen – realisiert in einer zukunftsorientierten Metropole, die Bildung und Forschung atmet. Schließlich weisen Boston und das benachbarte Cambridge nicht nur die Harvard-Universität und das Massachusetts Institute of Technology (MIT) auf – nicht weniger als 86 Colleges und Universitäten haben sich in der 600 000-Einwohner-Stadt und ihrer Umgebung angesiedelt.
Auf dem Pfad der Freiheit
Der vier Kilometer lange Freedom Trail verbindet 17 historische Sehenswürdigkeiten.
Boston Common, der älteste öffentliche Park der Vereinigten Staaten.
Massachusetts State House, Sitz des Gouverneurs von Massachusetts.
Park Street Church, 1809 erbaute Kirche.
Granary Burying Ground. Hier ruht Samuel Adams, Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung.
King’s Chapel, eine heute unitarische Kirche.
King’s Chapel Burying Ground, letzte Ruhestätte prominenter Bürger.
Statue Benjamin Franklins und Standort der Boston Latin School, erste öffentliche Schule Amerikas.
Old Corner Bookstore, erbaut 1718.
Old South Meeting House. Hier wurde die Boston Tea Party geplant.
Old State House, altes Rathaus von Boston.
Schauplatz des Massakers von Boston direkt am Old State House.
Faneuil Hall und Quincy Market.
Wohnhaus des Nationalhelden Paul Revere.
Old North Church, 1723 erbaute Kirche.
Copp’s Hill Burying Ground, Friedhof und Ausgangspunkt der Schlacht von Bunker Hill.
USS Constitution, 1797 vom Stapel gelaufene amerikanische Fregatte.
Das Bunker Hill Monument erinnert an eine Schlacht im Unabhängigkeitskrieg.
Weiß leuchtet der Turm des Old State House
Boston war und ist ein Ort der Kontraste: hier neu erbaute Skyscraper in Downtown, dort historische Reihenhäuschen im Bay Village. Hier das ausgedehnte Grün des Boston Common, dort das studentische Treiben in Fenway. Und ein ethnischer Flickenteppich, der vom italienischen North End über Chinatown und das irische Charlestown bis zum afroamerikanischen Roxbury reicht. Die Innenstadt erlebt derzeit ein Revival, viele Bostonians ziehen aus den Vororten zurück ins Zentrum, in Viertel wie South End oder South Boston. Oder eben in den neuen South Boston Seaport District. Hier lockt ihre Stadt nicht nur mit trendigen Läden, hippen Büros und Designer-Lofts, sondern auch mit viel Kultur. Das Institute of Contemporary Art (ICA) empfängt Besucher in seinem spektakulären Neubau mit oft wechselnden Ausstellungen. Hier angelandet, ist auch das Children’s Museum ein Bildungstempel für junge Schlauberger.
Home of the Geldadel
Zu historisch interessanten Punkten führt der Freedom Trail. Wer keine Höhenangst hat, kann sich im 94. Stock des John Hancock Tower einen Überblick verschaffen. Das Boston Tea Party Ship ist ebenso ein Muss wie Beacon Hill, das Viertel, wo der Geldadel wohnt und jedes geparkte Auto diesseits von S-Klasse und Tesla Model X unangenehm auffällt. Und dann ein Bummel entlang der eleganten Newbury Street: Mit ihren Straßencafés und Edelboutiquen ist sie eine angesagte Einkaufsmeile. Der schönste Abschnitt befindet sich zwischen Exeter und Dartmouth Street, wo Kunstgalerien und eine lebendige Straßenszene eine bunte Atmosphäre schaffen. Zu einer Zeitreise gerät der Besuch der John-F.-Kennedy-Library ein paar U-Bahn-Stationen vom Stadtzentrum entfernt. Geplant vom Stararchitekten Ieoh Ming Pei thront das Gebäude wie ein Solitär an der Boston