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Nepal - Tagebuch einer außergewöhnlichen Reise
Nepal - Tagebuch einer außergewöhnlichen Reise
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eBook280 Seiten2 Stunden

Nepal - Tagebuch einer außergewöhnlichen Reise

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Über dieses E-Book

Im Jahr 2012 habe ich mich entschlossen, eine Reise nach Nepal zu unternehmen. Ohne im Entferntesten zu ahnen, wie diese Reise, die Eindrücke, die Menschen mein Leben und meine Gedanken verändern würden.

3 Wochen hatte ich Zeit. Mit meiner Schwester durfte ich Kathmandu kennenlernen, bevor wir uns mit dem öffentlichen Bus auf den Weg nach Syabru Bensi und von dort zu Fuß ins Himalaya Gebirge aufgemacht haben. Wir wanderten nur zu zweit, begleitet von einem einheimischen Führer und seiner Frau. Wir durften mit den Nepalesen zusammen sein, in ihren Küchen sitzen, Familienangehörige kennenlernen und der Höhepunkt:
Wir wurden zu einer echten tibetisch-buddhistischen Hochzeit eingeladen.

Unvergessliche Augenblicke, die ich nun mit Ihnen teilen möchte.
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum30. Jan. 2015
ISBN9783958309715
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    Buchvorschau

    Nepal - Tagebuch einer außergewöhnlichen Reise - Birgit Fuchs

    Impressum

    Die Vorgeschichte

    Ich habe einen Traum. Oder ist es eine Vision? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist es ein Bild, das ich immer wieder vor mir habe:

    Ich sehe bewaldete Berghänge im kräftigen Grün. Tief unter mir ist eine Schlucht. Ich kann nicht bis nach unten schauen, deshalb weiß ich nicht, ob sich dort ein Fluss entlang schlängelt. Es ist auch nicht wichtig. Ich stehe auf der linken Seite der Schlucht. Hinter mir – etwas weiter oben – erahne ich ein Kloster. Ich kann mich selbst nicht sehen, auch das Kloster nicht. Es ist nur diese Art von Gewissheit, dass es da ist. Und das eindringliche Gefühl, dass es ein buddhistisches Kloster ist. Genauso wie ich weiß, dass ich auf einer Art Plateau stehe und dass tiefer Frieden und himmlische Ruhe mich durchdringen an diesem Ort, bei diesem Anblick.

    Seitdem weiß ich, dass ich eine Reise in die Himalaya Region unternehmen möchte.

    Die Vorbereitung

    Im Herbst 2011 ist es soweit, ich mache mich an die Organisation der Reise. Von den sieben Himalaya Staaten kommen für mich aus Sicherheitsgründen nur drei in Frage: Bhutan, Nepal und Burma. Schnell steht für mich fest: mein Ziel ist Nepal. Warum? Frag gar nicht erst, es ist eine reine Bauchentscheidung.

    Begleitet werde ich von meiner Schwester Marion. Ich habe sie mit meiner Idee angesteckt. Marion hat mit ihren 53 Jahren bereits viele Wanderurlaube in Deutschland und Österreich hinter sich, hält sich im Fitnessstudio und mit Qi Gong fit und ist für ihre gerade mal 1,56 Meter Körpergröße und einem unaussprechlichen Fliegengewicht erstaunlich zäh. Für mich, ich bin 45 Jahre alt, ist Trekking dagegen vollkommenes Neuland. Ich hoffe, meine durch Joggen, Rad fahren und TaeBo erarbeitete Fitness wird reichen, um eine solche Tour körperlich zu verkraften. Schlank bin ich auch (nein, mein Gewicht verrate ich nicht!) und immerhin ein bisschen größer als mein Schwesterchen, also helfen mir ganz bestimmt meine längeren Beine, um mit ihr Schritt zu halten. Denke ich.

    Die Auswahl an Katalogen und besonders an Internetangeboten ist riesig. Die Anbieter überschlagen sich. Die erste Seite, die ich öffne, ist die von Kurt Michel aus Augsburg. Viele Wochen und Angebote später entscheiden wir uns für genau diesen Anbieter. Er ist nicht der günstigste Veranstalter, aber er bietet ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Kurt beziehungsweise „Maikel-Dai" - Bruder Maikel, wie er in Nepal genannt wird - hat keine große Firma. Er hat Freunde. Laut seiner Internetseite hat er 1995 seinen festen Job aufgegeben und bereiste danach viele Länder zu Fuß. Dabei hat er seine Liebe zu Nepal entdeckt. Wenn er nicht persönlich die Gruppen als Guide führt, organisiert er einen seiner Freunde vor Ort und die wiederum bringen aus ihrer Verwandtschaft einen Träger mit, wenn angefordert. Sowohl die persönliche Geschichte als auch das System, das er verkörpert, fasziniert uns. Es verschwinden keine Gebühren in großen Organisationen, unser Geld kommt genau bei dem an, der die Arbeit macht. Und er kann uns genau die Reise zusammenstellen, die wir gern hätten. Große Gesellschaften sind nicht so flexibel.

    Die beste Reisezeit für Trekking in dem von uns gewählten Gebiet, dem Langtang Nationalpark nördlich von Kathmandu, ist September und Oktober. Der Monsun ist vorüber, es gibt genug Strom und die Sicht auf die Berge ist am klarsten. Allerdings kann in dieser Zeit die Straße nach Syabru Bensi, den Einstiegsort für die Trekkingtour, unpassierbar sein, da der Monsun regelmäßig Abschnitte wegspült.

    Die zweitbeste Reisezeit ist März und April. Es regnet nicht, die Sicht auf die Berge ist gut. Der fehlende Regen verursacht Stromsperren bis zu 18 Stunden, das muss man wissen.

    Wir beginnen unsere Reise am 28. April 2012 und kehren am 19. Mai 2012 nach Deutschland zurück. Damit sind wir außerhalb der großen Trekkingperioden und reisen in unserer ganz eigenen Gruppe - nur zu zweit.

    Zu den ebenfalls wichtigen Entscheidungen zählt, ob man sein Gepäck selbst trägt oder einen Träger anheuert. Wir entscheiden uns für letzteres und versprechen uns davon, die Eindrücke des Landes besser aufnehmen zu können. Dass wir es mit vollem Gepäck wahrscheinlich gar nicht geschafft hätten, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

    Somit steht fest: Marion und ich erkunden Nepal in Begleitung eines Guides und eines Trägers.

    Und das ist unsere geplante Reise:

    Abflug in Frankfurt am Main am 28.04.2012 abends, Ankunft in Kathmandu am 29.04. abends, Transfer

    30.04.: Abholung am Hotel durch unseren Guide; Stadtbesichtigung, Einkauf von Medikamenten und Trekkingausrüstung, Buchung einer Unterkunft in einem buddhistischen Kloster

    1.05.: Fahrt mit einem öffentlichen Bus nach Syabru Bensi – ganztags, Dauer je nach Straßenzustand

    2. – 11.05.: 11 Tage Trekking auf dem Tamang Heritage Trek & auf dem Langtang Trek

    12.05.: Fahrt mit einem öffentlichen Bus nach Kathmandu, Einzug ins Kloster

    12. – 18.05.: Buddha Dharma Center, Kathmandu

    18.05. abends Rückflug, Ankunft Frankfurt 19.05. morgens

    Das Abenteuer beginnt

    28. und 29. April 2012

    Es geht los! Wir haben uns für einen Flug mit Etihad Airways entschieden – die pünktlichste Fluggesellschaft, die ich bisher erlebt habe. Wahrscheinlich ist sie zu Recht zum dritten Mal in Folge als beste Airline ausgezeichnet worden. Sollte ich noch einmal das Vergnügen haben, mit dieser Gesellschaft zu fliegen, werde ich mich allerdings eher am Check-in einfinden. Aber es hat ja auch etwas, wenn man quasi durchmarschiert vom Einchecken bis in den Flieger. Der sechsstündige Flug wird von einem siebenstündigen Aufenthalt in Abu Dhabi unterbrochen. Wir waren noch nie hier und kommen uns vor, als hätte man uns direkt in ein Märchen aus 1001 Nacht geschubst. Bei so interessanten Menschen um uns herum vergeht die Zeit schnell. Was stört es da, dass wir für einen Kaffee bei Costa so viel zahlen, dass man annehmen würde, wir hätten die Tassen, die im Übrigen Pappbecher waren, gleich mitbezahlt – wie es mein Freund so schön ausdrückt, den ich per SMS bitte, uns den Preis in Euros umzurechnen.

    Nach diesen sieben heile – Welt – Stunden und dem nächsten Flug ist die Ankunft in Kathmandu ein noch viel größerer Kulturschock, als sie es eh schon wäre. Die Flughalle ist wenig einladend, den intensiven Uringeruch versuchen wir zu ignorieren. Die Beamten am Visum-Schalter aber sind sehr nett, das Visum wird gegen Vorlage des Reisepasses, eines Passbildes und 35 Euro sofort ausgestellt. Unter Einsatz meines restlichen, nach dieser langen Reise noch vorhandenen Charmes darf ich sogar noch einmal zurück in die Halle gehen und dort einen US - Traveller Scheck in nepalesische Rupien umtauschen. So ganz ohne einheimische Währung fühlen wir uns einfach nicht wohl.

    Hätten wir gewusst, was uns gleich erwartet, wären wir wohl langsamer Richtung Ausgang geschlendert, aber wir sind neugierig auf dieses Land. Wir treten aus dem Gebäude und werden regelrecht erschlagen: von der Hitze, von dem Lärm, den Gerüchen! Gegenüber dem Eingang stehen Unmengen von Männern, die uns in ihre Taxen einladen wollen. Es ist ein einziges Geschrei, wir sind restlos überfordert. Wie gut, dass wir das große, gelbe Schild mit dem lachenden Smiley gleich sehen, das ist unser Shuttle. Wir geben dem Mann ein Zeichen und er lotst uns durch die Massen zu einem Auto. Natürlich hält er gleich die Hand auf – und verschwindet anschließend. Er hat sein Trinkgeld nur dafür bekommen, das er uns bis zum Auto gebracht hat. Nun gut, das war ja schon fast ein Leibwächter – Job. Es sei ihm gegönnt.

    Der Fahrer verstaut unser Gepäck und wir nehmen zusammen mit einem anderen Touristenpärchen aus Australien im Auto Platz. Ehrlich gesagt, ohne die anderen Touristen wäre uns jetzt angst und bange. Nicht nur von der Frage, ob er uns tatsächlich ins Hotel bringt oder irgendwo unterwegs ablädt, sondern auch, ob wir mit dem Fahrstil jemals im Hotel ankommen. Da es schon dunkel ist, sehen wir nicht viel von der Umgebung. Wahrscheinlich ist das gut so. Wir fahren „Straßen", die anscheinend nur aus Sand bestehen. Das ist an sich nicht schlimm – aber sie sind so ausgewaschen und zerfurcht, dass wir abwechselnd über Huckelpisten oder in extremer Schräglage fahren. Wahrscheinlich ist das der kürzeste Weg… und den hupt sich unser Chauffeur lautstark frei, während er an Menschen, Tieren und Hauswänden vorbeischrammt. Was ein wunderbarer Moment, als wir dann tatsächlich in einem schönen Hotel-Vorhof anhalten! Er ist klein, aber wunderschön angelegt, mit dem obligatorischen Schrein, mit mit Schnitzereien verzierten Fenster- und Türrahmen und vielen Pflanzen. Und es gibt Licht. Umgeben ist das Areal von einer hohen Mauer, was das Gefühl der Sicherheit nochmals verstärkt.

    Das International Guest House, ein Mittelklasse –Hotel, macht einen sehr guten Eindruck. Nach den ersten Erlebnissen in Kathmandu haben wir nicht mit so einer schönen Unterkunft gerechnet. Wir fühlen uns wie auf einer sicheren Insel umgeben vom Chaos. Es ist ein mehrstöckiges Gebäude. Im großzügigen Foyer gibt es viel dunkles Holz, Schnitzereien, Buddhafiguren, Sitzgarnituren aus Leder. Der Boden ist gefliest und teilweise mit Teppichen bedeckt. Die Wände, die nicht mit Holz verkleidet sind, wurden ebenso wie die Decken in einem hellen Ton gestrichen. Ein kleiner Kristallleuchter spendet gedämpftes Licht. Nach dem Einchecken bringt ein Hoteljunge uns und unser Gepäck in unser Zimmer. Auch er will, wie der Bodyguard am Flughafen, lieber Rupien als Euros und so geben wir ihm unseren kleinsten Schein. Wir wissen bis heute noch nicht, wie viel Geld das war :o).

    Das Foyer des International Guest House in Kathmandu

    Das Zimmer ist klein, aber vollkommen ausreichend. Zwei Betten, dazwischen ein Nachttisch, an einer Seite ein Schrank. Wie im Foyer sind die Möbel aus einem sehr dunklen Holz. Die Fenster bestehen aus je einem Flügel aus Glas und einem mit Moskitonetz, so dass wir sie offen lassen können. Und es gibt ein Badezimmer mit Dusche und WC und Waschbecken. Auf so einen Luxus werden wir in den nächsten Tagen nicht mehr treffen, also genießen wir diese wirklich sehr schöne Unterkunft.

    Wir besorgen uns noch schnell Mineralwasser am Kiosk um die Ecke – in Nepal sollte man nicht einmal die Zähne mit Leitungswasser putzen - richten uns ein wenig ein – ok, das heißt, wir verstreuen unser Hab und Gut gleichmäßig - und lassen den Abend im zum Hotel gehörenden Innengarten ausklingen. Kaum zu glauben, hier ist es richtig idyllisch und vom Lärm der Stadt ist nichts zu hören, obwohl das Hotel nur eine Seitenstraße vom Touristenviertel Thamel entfernt liegt. Es gibt eine schöne Rasenfläche, die auf drei Seiten von Tischen umgeben ist. Teilweise ist es sogar überdacht. Wir suchen uns einen schönen Tisch, viele Gäste gibt es außer uns nicht. Wir bestellen uns eine Flasche Wein und es wird schnell offensichtlich, dass das hier Seltenheitswert hat. Der französische Weißwein ist von 2004, das Etikett leicht angeschimmelt, der Geschmack bereits in Richtung Essig tendierend, aber der Kellner ist sehr nett, die Atmosphäre entspannt. Da stört es uns nicht, dass wir für den Preis der Flasche beide ein Hauptgericht hätten nehmen können. Hunger haben wir eh keinen. Wir grinsen über beide Ohren und sind einfach nur glücklich! Willkommen in Nepal.

    30. April 2012

    Mit der Technik ist das so: sie hilft, wenn man sie beherrscht – aber sie richtet nichts als Chaos an, wenn man sie nicht beherrscht. Bei uns ist letzteres der Fall: Marions Equipment besteht aus einer Armbanduhr und einem Höhenmesser, der außerdem die Zeit anzeigt und eine Weckfunktion anbietet. Ich bringe einen Höhenmesser mit zwei programmierbaren Zeiten und Weckfunktion mit. Bei drei möglichen Zeiten – Deutschland, Abu Dhabi und Kathmandu – kann man dann schon einmal durcheinander kommen. Dazu möchten wir entschuldigend die Hitze anführen, denn wir haben an die 30°C im Zimmer; die ungewohnten Geräusche – die Stadt erwacht mit Sonnenaufgang – und die Zeitverschiebung. Mitten in der Nacht werden wir munter, als plötzlich einer der Wecker klingelt. Er ist noch auf Deutschland eingestellt, wie wir bei einem Anruf an der Rezeption erfahren. Und Deutschland liegt Dank der Sommerzeit 3 Stunden 45 Minuten zurück. Nein, das ist kein Schreibfehler. Nepal hat die gleiche Zeitzone wie Indien. Da sie sich aber von diesem Land unterscheiden wollten, haben sie die Zeit einfach um eine Viertelstunde verschoben … so habe ich es zumindest gelesen.

    Was solls - einen Vorteil hat das: wir erleben den Sonnenaufgang über Kathmandu, schauen den Nachbarn zu, die auf den Balkonen ihre Zähne putzen und über die Brüstung spucken, lauschen auf die Geräusche der unzähligen Tauben auf dem Hotelsims direkt unter unserem Fenster und der erwachenden Hunde in den Straßen.

    Blick aus unserem Hotelzimmer, vorn der Innenhof unseres Hotels

    In einem Reiseführer habe ich einen Absatz über Kathmandu gelesen, in dem versucht wird, diese Stadt zu beschreiben. Es ist die Rede von einer Heiligen Stadt, einzigartig, chaotisch und voller Müll. Ich bin gespannt, wie wir sie kennenlernen werden.

    8:15 Uhr treffen wir uns mit Sandu am Hotel. Er soll unser Träger auf dieser Tour sein. Noch sind wir ja der Annahme, dass wir ohne schweres Gepäck mehr von der Natur sehen werden. Dass wir trotzdem beim Laufen kaum etwas wahrnehmen werden, merken wir erst später. Gemeinsam mit ihm und seinem Schwager Dawa, unserem Guide, wollen wir frühstücken gehen und die nächsten Wochen besprechen.

    Schnell gewöhnen wir uns an das unbeschreibliche Tempo in den Straßen. Nicht unbedingt freiwillig, aber wenn wir eine Autolücke verpassen, verlieren wir die Guides aus den Augen. Auch wenn beide Jungs keine Stadtmenschen sind und man ihnen die Abneigung gegen Kathmandu ansieht, bewegen sie sich durchaus geschmeidiger als wir.

    Die ersten Eindrücke sind überwältigend. Thamel ist das reichste Viertel von Nepals Hauptstadt. Wir merken schnell, dass wir in einem der ärmsten Länder der Welt sind. Die Gassen sind eng, es Reihen sich Geschäfte an Geschäfte, die eher wie kleine Nischen sind. Mitunter besteht die Fassade nur aus einem Rolltor, das jetzt nach oben gezogen ist. Hier kann man alles kaufen – von Kleidung, die zum Teil auf vor dem Geschäft stehenden Nähmaschinen angefertigt wird, über Schmuck, Souvenirs wie Mandalas, Tee und Gebetsfahnen, aber auch Obst, offen herumliegendes Fleisch und Fisch. Handeln äußerst erwünscht. Den Platz über unseren Köpfen teilen sich Wimpelketten und Gebetsfahnen mit einem schier unglaublichen Gewirr an Kabeln.

    Die Straßen sind geschätzte drei Meter breit, ab und zu gibt es sogar Bürgersteige. Sie bestehen teilweise aus Beton, teilweise aus Sand und wenn sich ein Wind erhebt, kann man sich ein Peeling ersparen. Oder besser: man braucht nur noch zu rubbeln.

    Die Ware ist mitunter so verstaubt, dass sie kaum zu erkennen ist. Aber immerhin wird alles abgestaubt oder abgespült, wenn es verkauft wurde. Wir sehen sogar Verkäufer, die ihre Ware zwischendurch mit einem Staubwedel vom Gröbsten befreien. Und mitunter werden die Gassen mit Wasser benetzt, was den Staub eindämmen soll. Wahrscheinlich erkennt man daran, dass Thamel reicher ist als die anderen Stadtviertel.

    Thamel, das reichste Stadtviertel Kathmandus

    Auf den Wegen eine illustre Mischung: viele Menschen – die Frauen sehr oft in farbenfrohe Saris gekleidet und so als Hindus zu erkennen, Männer oft in Jeans oder in den nepalesischen Trachten; herrenlose Hunde und anderes Getier, Straßenverkäufer, Rikschas, Mopeds und zumeist verbeulte Autos. Wir kommen nicht dahinter, ob es so etwas wie eine Straßenverkehrsordnung gibt. Ich plädiere für „wer zuerst Gas gibt, fährt zuerst". Aber es funktioniert fantastisch. Ob das ewige Hupen allerdings dabei hilft, ist schwer zu sagen. Uns hilft es – wir springen wie die Hasen.

    Ein kleines, unscheinbares Tor, ein langer Gang – und wir sind im Delima Garden. Hier erleben wir das gleiche Phänomen wie im Hotelgarten: plötzlich ist es leise. Wir sind von wunderschönen Pflanzen und Blüten umgeben, leise spielt die Musik. Eine Wohltat. Wir wählen ein Frühstück mit dem einladenden Namen „Let`s try". Dahinter verbergen sich Pancakes, gefüllt mit einer Banane

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