Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Great Himalaya Trail: Auf der höchsten Trekking-Route der Welt durch Nepal
Great Himalaya Trail: Auf der höchsten Trekking-Route der Welt durch Nepal
Great Himalaya Trail: Auf der höchsten Trekking-Route der Welt durch Nepal
eBook347 Seiten4 Stunden

Great Himalaya Trail: Auf der höchsten Trekking-Route der Welt durch Nepal

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Der Great Himalaya Trail ist einer der längsten und höchstgelegenen Trails der Welt. Er windet sich 1.700km durch Nepal, führt auf dem Dach der Welt über schneebedeckte Pässe, durch Hochgebirgswüsten und in einige der abgelegensten Winkel der Erde. Vielleicht ist dies der ultimative Trekk.

Aus dem Inhalt:

Gerda Pauler sind die Berge nicht fremd, als sie aufbricht, als erste Deutsche in 4 Monaten die High Route des Great Himalaya Trail in Angriff zu nehmen und ihre Reise dem Kampf gegen den Autismus in Nepal zu widmen. 14 Pässe über 5.000, 2 über 6.000 Höhenmeter liegen vor ihr.

Teils in Begleitung eines nepalesischen Teams, teils allein begeht Gerda Pauler eine der abenteuerlichsten Trekking-Routen des Himalaya, trinkt Tee mit den Einheimischen, stärkt sich mit Dhal Bhat und lernt ihre Grenzen kennen, als schon wenige Tage nach dem Start an den Ausläufern des Kanchenjunga ihre Mission zu scheitern droht.

Doch mehr als einmal beißt sie sich durch, lässt sich von der Magie der Achttausender verzaubern und durchquert Nepal von der Grenze zum indischen Sikkim im Osten bis vor die undurchlässigen Tore Chinas.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum8. Juni 2014
ISBN9783944365435
Great Himalaya Trail: Auf der höchsten Trekking-Route der Welt durch Nepal

Ähnlich wie Great Himalaya Trail

Ähnliche E-Books

Essays & Reiseberichte für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Great Himalaya Trail

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Great Himalaya Trail - Gerda Maria Pauler

    jagten.

    Wie alles begann

    Natürlich wurde ich unzählige Male gefragt, wie ich auf diese etwas verrückte Idee kam, 1.650 Kilometer durch Nepal zu wandern. Um ganz ehrlich zu sein: Ich weiß es wirklich selbst nicht mehr so genau. Eines ist jedoch sicher, es war das Zusammenspiel verschiedener Begebenheiten.

    Nachdem eine geplante Radtour durch Tibet zum vierten Mal geplatzt war, da die chinesischen Behörden das Land wieder einmal für etliche Wochen sperrten, surfte ich frustriert und lustlos durch die endlosen Weiten des Internets. Links führten mich zu neuen Links, und irgendwann tauchte plötzlich dieser magische Name auf meinem Bildschirm auf. „The Great Himalaya Trail", kurz GHT, das klang nach Abenteuer und Herausforderung, nach Shangri-La und Heiliger Gral gleichzeitig. Ich hatte keine andere Wahl, als dem Link zu folgen.

    Stunden danach schaltete ich meinen Computer zwar aus, aber all die großartigen Bilder, Landkarten, Blogs, Berichte und weiterführende Links hatten sich bereits auf einer nicht löschbaren Festplatte in meinem Kopf eingenistet und wollten nicht mehr weichen. Ein gefährliches Zeichen. Das war mir sofort klar, denn Derartiges hatte ich schon öfters erlebt.

    Aber ich muss noch sehr viel weiter in meinem Leben zurückgehen, um eine Antwort auf die oben gestellte Frage geben zu können.

    Ende der 50er Jahre wurde ich als einziges Kind meiner bergbegeisterten Eltern außerhalb Münchens geboren, und bereits vor Schulbeginn nahmen sie mich in die Berge mit; ob ich wollte oder nicht. Um ganz ehrlich zu sein: Ich wollte eigentlich nie, und das Einzige woran ich mich erinnere, sind drückende Bergschuhe, Blasen an den Füßen, kratzende Wollstrümpfe, traditionelle Kniebundhosen, die nie so recht passten, und ein roter Anorak; eine Farbe, die ich als Kind verabscheute. Für mich war das tatsächlich alles andere als lustig, und ich entwickelte ein erstaunliches Talent im Erfinden von Ausreden, die es mir erlaubten daheimzubleiben.

    Gelegentlich hatte ich Glück, und Reinhold, mein fast gleichaltriger Cousin, war auch mit auf Tour. Dann war es zumindest nicht mehr so langweilig, aber anstrengend war es trotzdem, und das war etwas, was ich auch nicht mochte. In der Schule war ich ein sportlicher Versagertyp. In der Regel kam ich als Letzte beim Sprinten über die Ziellinie getaumelt, riss die Hindernisse beim Hochsprung um, hing wie ein nasser Sack am Reck und schaffte niemals mehr als 230 Zentimeter im Weitsprung. Keine wirklich guten Voraussetzungen für eine 1.650 Kilometer lange Tour quer durch Nepal; schon gar nicht, wenn fast 40 Jahre seit der Schulzeit vergangen sind.

    Reinhold und ich auf einer Bergtour bei Garmisch

    Im Prinzip war ich mehr ein Träumer – bin es noch immer – und Bücher wurden ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Im Gegensatz zu meinen Schulfreundinnen hielt ich mich allerdings von all den rosafarbenen Mädchenbüchern fern. Mein Inneres rief nach Spannung, Abenteuer, unerforschten Weiten und fernen Ländern. Meine Heldinnen und Helden waren Alexandra David-Neel, Gertrude Bell, Sven Hedin und Heinrich Harrer. Sie waren es, die mich auf ihre Reisen mitnahmen und mir Stoff für immer neue Träume lieferten.

    Im Jahr 1973 lag ein besonderes Buch auf meinem Gabentisch: Traumland Nepal. Ich war auf der Stelle wie verhext und versank in einer Welt, die aus mystischen Tälern, verzauberten Seen und einer mir bis dahin fremden Kultur bestand. Dorthin wollte ich!

    Ein Jahr später, ich war gerade 17 Jahre alt geworden, startete ich meinen ersten „Versuch. Es gab seinerzeit direkte und regelmäßige Busverbindungen zwischen London und Kathmandu, und ich war fest dazu entschlossen, mich in den nächsten Bus zu setzten und entlang des „Hippie Trails nach Nepal zu fahren. Das nötige Geld hatte ich mir als Babysitter und mit dem Austragen von Zeitungen zu nachtschlafender Zeit verdient. Leider hatte das zur Folge gehabt, dass meine schulischen Leistungen so eingebrochen waren, dass ich ein Jahr wiederholen musste. Das „Nein" meiner Eltern war mehr als deutlich.

    Ein Jahr nach meinem Abitur, 1978, marschierten die sowjetischen Soldaten in Afghanistan ein, und die Busverbindung wurde eingestellt. Der Traum vom großen Abenteuer hatte fürs Erste ein Ende gefunden.

    Etliche Jahre vergingen. Ich heiratete und begann mich beruflich zu etablieren, aber etwas fehlte in meinem Leben: Spannung, Abenteuer und Herausforderungen. Als schließlich meine Ehe nach einigen Jahren scheiterte, ging ich mehr oder weniger direkt vom Gericht zum nächsten Reisebüro und kaufte ein Flugticket nach Kathmandu, Nepal.

    Ein Bekannter, der bereits viele Male in Nepal gewesen war, schlug eine kurze Trekkingtour vor und half mir bei der Planung. „Ja, warum nicht. Es bleiben noch genug Tage für Kultur", dachte ich und lieh mir die benötigte Bergausrüstung zusammen. Wenige Wochen darauf stand ich auf dem Poon Hill im Annapurna-Gebiet, und als ich die phantastische Berglandschaft sah, die sich direkt vor mir hoch gegen den Himmel streckte, veränderten sich meine Pläne, und aus der angedachten Kulturtour wurde meine erste Trekkingtour. Seit Mitte der 80er Jahre haben mich etwa 15 Reisen in den Himalaya geführt; Nepal, Nordindien und Pakistan. Und wenn ich einmal nicht im Himalaya unterwegs war, so reiste ich durch die Berge Europas, Zentralasiens und Südamerikas; gelegentlich auch per Fahrrad.

    Der Great Himalaya Trail sollte der Abschluss meiner Karriere als Trekker sein – den Plan werde ich wahrscheinlich auch noch ändern.

    Eine Wohltätigkeitswanderung

    Warum meine Tour eine Wohltätigkeits-Wanderung zugunsten autistischer Kinder in Nepal wurde, ist einfach zu erklären. Im Dezember 2011 saß ich in meinem kleinen Stammcafé in Kathmandu und blätterte in einer englischsprachigen Zeitung. Mein Blick fiel auf einen Artikel über Autismus. Da ich in den vergangenen Jahren an der größten und sicherlich besten Sonderschule Norwegens mit autistischen Kindern und Jugendlichen gearbeitet hatte, war mir sofort klar, dass es in Bezug auf Autismus (und viele andere Dinge) zwischen Norwegen und Nepal erhebliche Unterschiede gibt.

    Laut internationaler statistischer Daten, leidet 1/1000 der Weltbevölkerung an einer ernsthaften Form von Autismus und benötigt intensive Betreuung, um das Leben zumindest halbwegs meistern zu können. Für Nepal mit circa 30 Millionen Einwohnern bedeutet das 30.000 Autisten. Nahezu alle von ihnen sind ohne jegliche professionelle Hilfe, denn in Nepal gibt es weder Sonderpädagogik als Hauptstudiengang, noch wichtige relevante Fächer wie Musik- und Kunsttherapie, oder Ergo- und Physiotherapie. Autismus als Erkrankung hat weder einen Platz im Medizin- oder Psychologiestudium, noch in der Ausbildung von Krankenschwestern oder Krankenpflegern.

    Eine kleine Gruppe nepalesischer Eltern gründete im Jahr 2008 Autism Care Nepal. Eine Schule für Autisten wurde aufgebaut, ein Konsultationssystem und ein Kursangebot entwickelt, bei dem betroffene Eltern Hilfe bekommen, und Lehrer, Ärzte, Psychologen und andere Interessierte Weiterbildungen besuchen können. Der Staat zieht sich aus der Verantwortung und stellt keine finanziellen Mittel für diese wichtige Arbeit zur Verfügung.

    Zwei Minuten nachdem ich den Zeitungsartikel gelesen hatte, war mein Plan fertig, und kurz darauf war die erste „Rohfassung" meiner Projekt-Homepage im Internet: www.greathimalayatrail-charitywalk.com.

    Die größte Freude bereitete mir Sir Chris Bonington, der mir per E-Mail innerhalb von nur zwei Stunden seine Unterstützung als Schirmherr zusagte. Einen Bergsteiger seiner Klasse für ein derartiges Projekt gewinnen zu können, ist eine große Ehre, denn Chris ist nicht nur ein herausragender Bergsteiger, dem viele Erstbesteigungen glückten und der zahlreiche Expeditionen leitete, sondern auch ein hervorragender Fotograf, Buchautor und Referent.

    Die Reihe von Auszeichnungen, die er im Laufe seines Lebens erhielt, ist lang, aber seine Bedeutung als Bergsteiger wurde durch die Erhebung in den Adelsstand wohl am deutlichsten gewürdigt.

    Kanchenjunga

    Tag 1: Taplejung – Mitlung Gedankenspiele

    Mein Guide Temba, den ich von einer früheren Reise kenne, und ich kamen gestern von Kathmandu sehr spät abends in Taplejung an. Eine zweitägige, anstrengende Fahrt mit Bus und Jeep lag hinter uns.

    Als er mich heute um 7 Uhr mit einem „good morning tea" aus dem Schlaf reißt, brauche ich eine gute Viertelstunde, um meine Gedanken zu ordnen. Ich erinnere mich plötzlich wieder an das Radiointerview, das ich hier um 8 Uhr geben soll, denn meine Nepaldurchquerung ist nicht nur ein privates Abenteuer, sondern eine Wohltätigkeitswanderung für die nepalesische Organisation Autism Care Nepal.

    Ich springe aus dem Bett, packe alle meine Sachen in Windeseile zusammen und gehe zum Frühstück. Noch bevor ich mit meinem letzten Pfannkuchen fertig bin, sind auch schon zwei Reporter der lokalen Radiostation da, um mich zu meinem Vorhaben und zu Autismus zu befragen.

    Nach dem Interview begeben sich Temba und ich zu einem kurzen Bummel durch die Kleinstadt, deren Haupteinkaufsstraße voller Menschen ist. Überall wird gehandelt und gefeilscht, Stoffe werden befühlt, Werkzeuge getestet, Kleidungsstücke probiert und Schuhe auf ihre Tauglichkeit hin untersucht. Dem unterschiedlichen Aussehen der Käufer nach zu schließen, sind sie von nah und fern gekommen, um in Taplejung all das zu kaufen, was sie zum Leben in ihren Dörfern brauchen: Lebensmittel, Möbel, Elektrowaren, Solarzellen, Kochtöpfe und Computer, Modeartikel und traditionelle Bekleidung. Während wir staunend und beobachtend durch die Straße schlendern, fällt mir siedendheiß ein, dass ich trotz genauester Planung das Eine oder Andere vergessen habe: Plastiksandalen, eine Ersatztaschenlampe und eine Nagelfeile. In Taplejung habe ich die letzte Möglichkeit, derartige Dinge zu bekommen, denn der nächste größere Ort mit „richtigen" Geschäften ist Namche Bazaar; etwa 40 Tagesmärsche von hier entfernt.

    Der Name Taplejung setzt sich aus den Worten Taple und Jung zusammen. Taple war im Mittelalter König der Limbus, einer Volksgruppe, die vor langer Zeit aus der Gegend um Lhasa/Tibet und aus der chinesischen Provinz Yunan eingewandert ist. Das Wort Jung bedeutet Festung. Taplejung – Festung des Königs Taple. Davon ist heute nichts mehr zu sehen, aber Taplejungs wichtige Rolle als Handels- und Verwaltungszentrum dieser Region blieb erhalten.

    Einkaufsstraße in Taplejung

    Als wir uns gegen Mittag auf den Weg in Richtung Mitlung machen, kann ich es immer noch nicht so recht glauben, dass mein großes Abenteuer tatsächlich begonnen hat. Die vergangenen zehn Wochen waren voller Vorbereitungen, und so blieb keine Zeit, um mich mental auf mein Unternehmen einzustellen. Meine Gedanken sind überall, nur nicht hier, und mir schießen die ganze Zeit alle nur möglichen (und unmöglichen) „Besorgnisse" durch den Kopf, die im Augenblick vollkommen irrelevant sind:

    Was ist, wenn ich mir den Fuß verstauche?

    Was ist, wenn ich mir ein Bein breche?

    Was ist, wenn einer meiner Träger ernsthaft krank wird?

    Was ist, wenn das Gepäck nicht rechtzeitig in Ghunsa eintrifft?

    Was ist, wenn ich die Tour nicht schaffe?

    Was ist, wenn ….

    Was ist, wenn ….

    Ich denke an meine Eltern in München, an Freunde, an meine frühere Arbeitsstelle, und vergesse dabei, mich über die wunderschöne, sanfte Hügellandschaft zu freuen, die exotischen Gerüche zu genießen und die freundlich lächelnden Menschen wahrzunehmen, die mir auf der Wanderung nach Mitlung begegnen. Es fühlt sich an, als würde ich, in einer bunten Seifenblase sitzend durch die Gegend schweben, oder als befände ich mich in einer Glaskugel, die mich von der Realität abschneidet. Ich gehe wie im Traum nach Mitlung.

    Tag 2: Mitlung – Tapletok Puja

    Der Weg führt durch eine subtropische Landschaft mit Bananenstauden und Bambus talaufwärts, und bereits jetzt, Mitte März, bekomme ich aufgrund der Wärme ein Gefühl von Sommer vermittelt. Die Farbenpracht der Bougainvillea-Sträucher und Rhododendron-Bäume zieht meine Aufmerksamkeit auf sich, und so langsam fange ich an, der Gedankenwelt zu entkommen und im „Hier und Jetzt" zu landen.

    Unweit von Mitlung halten Verwandte eines Verstorbenen eine mehrtägige hinduistische Puja im Freien ab. Einfache Bambus-Unterstände sind aufgestellt worden, in dem größten davon hat man einen Altar für die Opfergaben errichtet. Die Atmosphäre, die den Platz umgibt, strahlt sehr viel Ruhe und Gelassenheit aus, und als wir von den festlich gekleideten Mitgliedern der Großfamilie zum Tee eingeladen werden, nehmen wir dankend an.

    Eine Puja ist ein religiöses Ritual, das - in leicht unterschiedlicher Form - sowohl von Buddhisten als auch von Hindus zelebriert wird. Der Ablauf einer Puja ist streng geregelt, aber je nach Anlass und Tradition kann sie in Länge und Gestaltung variieren. Das Singen spiritueller Lieder zum Beginn des Rituals und die Wiederholung bestimmter Mantras (heilige Worte und Sprüche) während der Zeremonie dienen dem Aufwecken der Gottheit und sind feste Bestandteile jeder traditionellen, hinduistischen Puja.

    Als Zeichen der Dankbarkeit und Ehrerbietung werden Opfergaben wie z.B. Blumen, Reis, Milch und geweihte Speisen dargebracht, und nach der Einstimmung wird der Chakrapunkt auf der Stirn der Puja-Teilnehmer mit Sandelholzfarben markiert, um das Bewusstsein für die Gegenwart und die Kraft der Gottheit oder des Gurus zu öffnen. Die Puja wird in der Regel mit einem Gebet beendet und dem respektvollen Verneigen als Zeichen der Hingabe, aber gelegentlich wird zusätzlich eine Lichtzeremonie abgehalten. Die während der Puja energetisch aufgeladenen Speisen werden nach Abschluss des Rituals an die Teilnehmer verteilt.

    Hindus halten Pujas bei folgenden Anlässen ab:

    • zu Festtagen und Ehrentagen der Gottheiten wie Shivaratri, Krishna Jayanti, Guru Purnima oder Navaratri

    • zur Einweihung und Reinigung von Räumen, Wohnungen, Häusern und öffentlichen Gebäuden

    • zur Heilung von Krankheiten

    • als Segen für Neugeborene, Frischvermählte und Verstorbene

    Wir setzen unsere Wanderung entlang des Flusses Tawa fort und erreichen den Ort Chiruwa, der als Tagesziel auf unserem Programm stand, bereits kurz nach der Mittagszeit. Temba findet eine Bauernfamilie, die sich bereit erklärt, für uns eine Mahlzeit zu kochen und dazu Chang (lokales Bier, oft aus Reis hergestellt) serviert. Es ist ein herrliches Gefühl, für eine Weile im kühlen Schatten der Bananenstauden auszuruhen, denn mir macht die Wärme sehr zu schaffen. Es ist gerade einmal eine gute Woche her, dass ich Norwegen, dessen Landschaft noch unter Eis und Schnee begraben lag, verlassen habe. Hier dagegen klettern die Temperaturen tagsüber auf mindestens 25 Grad im Schatten.

    Nach unserer ausgiebigen Pause, gehen wir weiter nach Tapletok und quartieren uns im einzigen Hotel des Dorfes ein. Eigentlich müsste ich sagen: Temba quartiert sich im Hotel ein und ich auf dem Balkon. Mir ist es drinnen viel zu warm.

    Tag 3: Tapletok - Sukathum Kinder als Träger

    Nepal ist das ärmste Land Südasiens und eines der ärmsten Länder der Welt. Das jährliche Bruttonationaleinkommen pro Kopf wird mit 400 bis 550 Euro angegeben (abhängig von der Informationsquelle, findet man unterschiedliche Zahlen). Im Kanchenjunga Nationalpark leben mehr als 60% der Einwohner, die in erster Linie ihren Lebensunterhalt als Kleinbauern verdienen, unterhalb der Armutsgrenze. Diese Tatsache erklärt, warum es sich viele Eltern nicht leisten können, ihre Kinder länger als für ein paar Jahre in die Schule zu schicken; wenn überhaupt. Oftmals müssen die Söhne und Töchter schon in sehr jungen Jahren dabei helfen, die finanzielle Belastung der Familie zu reduzieren, und sie arbeiten entweder auf dem eigenen Kleinbauernhof oder suchen Arbeit anderswo.

    Auf unserem Weg nach Sukathum treffen wir kurz vor Lelep die zwei Brüder Lakpa und Nabin Sherpa, die mit ihren schweren Lasten allein unterwegs sind. Natürlich macht mich das neugierig, und da ich mehr über die zwei erfahren will, bitte ich Temba für mich zu übersetzen. Es dauert eine ganze Weile, bis die schüchternen Brüder Vertrauen zu uns finden und meine Fragen beantworten.

    Teilnehmer der Puja

    Lakpa ist 13 Jahre alt, und er erzählt uns, dass ihn sein Vater nach der vierten Klasse kurzerhand aus der Schule nahm und ihm erklärte, dass er von jetzt an als Träger arbeiten muss. Seinen Bruder Nabin, der gerade 11 Jahre alt geworden ist, ereilte das gleiche Schicksal, und seit seinem zehnten Lebensjahr trägt er 30 Kilogramm schwere Säcke mit Reis, Nudeln oder Mehl bergauf und bergab. Lakpas Last wiegt etwa 50 Kilogramm. Sie haben noch zwei jüngere Brüder, die zur Schule gehen, aber auch sie werden aller Wahrscheinlichkeit nach Lakpas und Nabins Schicksal teilen müssen, wenn sie zehn Jahre alt werden. Die Familie besitzt außerhalb Taplejungs einen kleinen Bauernhof, der zwar groß genug ist, um die sechs Menschen zu ernähren, da aber für gewöhnlich nichts zum Verkauf übrigbleibt, keinerlei Verdienstmöglichkeiten bietet.

    Caramboard

    Es mag absurd klingen, aber Lakpa und Nabin haben Glück im Unglück, denn sie bekommen regelmäßig Aufträge von dem Hotel in Lelep und verdienen pro Tour, die hin und zurück fünf bis sechs Tage dauert, ca. 17 Euro. Ohne dieses zusätzliche Einkommen könnte die arme Familie kaum überleben.

    Temba und ich treffen die zwei Brüder etwas später wieder, als sie ihre Lasten in Lelep am Hotel abliefern. Lelep, das aus nur wenigen Häusern besteht, liegt auf einem steilen Hügel, von wo aus man das ganze Tal überblicken kann. Hier trennt sich der Hauptweg. Der westliche Pfad führt weiter nach Olangchun Gola, das eine wichtige Rolle für den Handel spielt, der andere Weg geht nach Ghunsa und weiter zum Kanchenjunga Base Camp. Kommt man in Lelep an, so steht man unmittelbar inmitten des mit flachen Steinen gepflasterten Hofes, der zum Hotel und dem angegliederten Geschäft gehört. Hier muss jeder Reisende durch; ein gut geplantes Monopol. Vor dem Gebäude spielen Kinder wohlhabenderer Eltern Caramboard; ein dem Billard verwandtes Tischspiel. Es wird viel herumgealbert und gelacht, man scherzt miteinander, und alle haben ganz offensichtlich großen Spaß. Lakpa und Nabin stehen etwas abseits und beobachten das muntere Treiben der anderen Kinder sehnsüchtig. Ich sehe kein Lächeln auf ihren Lippen und höre kein Lachen aus ihrem Mund. Ich kann nur Traurigkeit in ihren Gesichtern lesen. Ihnen ist bewusst, dass ihre Kindheit vorbei ist und sie durch die Lebensumstände um die selbst so bescheidenen Möglichkeiten, die Nepal jungen Menschen mit Schulabschluss bietet, betrogen wurden.

    In Nepal verabschiedete man schon vor Jahren einen Masterplan zur Abschaffung der Kinderarbeit: Niemand unter 15 Jahren darf als Arbeitskraft angestellt werden. Ich frage mich nur, wer die Einhaltung dieses Gesetzes überwacht.

    Tag 4: Sukathum – Amjilosa Voulez-vous coucher avec moi --- ce soir?

    Wäre ich gefragt worden, ob ich mein Bett mit ihm teilen wollte, wäre meine Antwort ein deutliches „Nein" gewesen, aber ich wurde nicht gefragt. Trotzdem hat sich ein ungebetener Übernachtungsgast bei mir eingenistet, und die nächsten Tage werde ich wohl noch oft an ihn denken.

    Ich spreche nicht von einem Mann, der sich zu mir in den Schlafsack geschlichen hat, sondern von einem Floh; oder auch mehreren. Nach dem Aufwachen bemerke ich, dass es an verschiedenen Stellen meines Körpers juckt, und als ich die Stiche näher betrachte, weiß ich sofort, dass sich ein Floh bei mir eingenistet hat. Flöhe fallen nicht nur über verschiedene Tiere her, wie z.B. Hunde, Katzen, Hühner und Mäuse, sondern auch über Menschen, und oftmals dauert es keine zehn Minuten, bis sie sich im Haar oder der Kleidung häuslich eingenistet haben.

    Meine wiederholten Begegnungen mit diesen kleinen Quälgeistern haben im Laufe der Zeit zu äußerster Vorsicht meinerseits geführt, und ich muss gestehen, dass diese Vorsicht fast paranoide Ausmaße erreicht hat. Ich setze mich niemals auf Teppiche, werfe alle Decken aus Hotelzimmern und schlafe lieber in meinem eigenen Zelt als in einer einfachen Unterkunft. Das hilft aber nicht immer, denn aus irgendeinem mir unersichtlichen Grund scheinen Flöhe mich zu mögen – das beruht aber nicht auf Gegenseitigkeit! Einige Tiere und Menschen (ich gehöre leider dazu) leiden unter allergischen Reaktionen, die durch den Speichel der Flöhe verursacht werden und einen quälenden Juckreiz zur Folge haben. Allerdings sollten auch Menschen, die weniger extrem auf Flohbisse reagieren, Vorsicht walten lassen, denn es können eine Reihe verschiedenster Krankheiten übertragen werden.

    Die Lebenserwartung von Flöhen reicht von knapp einem Jahr bis zu mehreren Jahren, und wenn ich bedenke, dass die Weibchen im Laufe ihres Lebens 5.000 Eier oder sogar mehr legen, komme ich auf eine erschreckende Wachstumsrate der Flohpopulation. Junge Flöhe brauchen innerhalb einer Woche eine „Blutmahlzeit, um überleben zu können. Wie vielen Flöhen habe ich wohl in der letzten Nacht eine Überlebenschance gegeben? Ausgewachsene Exemplare hingegen können bis zu drei Jahren ohne Nahrung sein. Ich bin tunlichst darauf bedacht, mich so schnell wie möglich von meinen „Gästen zu trennen; spätestens bevor ich heimfliege.

    In diesem Zusammenhang wird mir klar, dass ich das Wichtigste vergessen habe einzukaufen: Anti-Juckmittel.

    Der heutige Trekkingtag ist lang und anstrengend, aber die spektakuläre Landschaft lässt mich die realen Mühen der zahllosen steilen Auf- und Abstiege schnell vergessen. Zu Beginn führt der Weg durch ein dicht bewaldetes Gebiet mit meterhohem Bambus und Laubbäumen, die angenehmen Schatten spenden. Nach und nach verengt sich das Tal immer mehr, und wir werden schon von weitem vom Getöse und Donnern der Wassermassen begrüßt, die sich mit ungeheurer Geschwindigkeit und Kraft durch die enge Schlucht wälzen. Zahlreiche Wasserfälle stürzen zu beiden Seiten hinunter, und jegliche Unterhaltung wird unmöglich; es sei denn, dass man sich gegenseitig anschreit. Gelegentlich erreichen Sonnenstrahlen die Tiefe der Schlucht und verwandeln die winzigen Tropfen des Wasserstaubs, der in der Luft zu schweben scheint, in leuchtende, farbige Diamanten und Edelsteine. An anderen Stellen bilden sich kleine Regenbogen über dem tosenden Fluss oder oberhalb der Wasserfälle. Ich habe das Gefühl, durch ein mystisches Märchenland zu wandern.

    Als wir nach einem letzten, schweißtreibenden Serpentinen-Anstieg aus der engen Schlucht ein Hochplateau erreichen, sehen wir, dass tiefgraue Regenwolken im Süden aufgezogen sind. Dunklen Ungeheuern gleichend, scheinen sie begierig darauf zu warten, vom Wind in unsere Richtung getrieben zu werden, um uns das Leben zu versauern; beziehungsweise zu „vernässen". Wir sitzen jedoch schon eine Weile in der warmen und trockenen Küche eines einfachen Hotels, als am späten Nachmittag die ersten schweren Tropfen auf das blaue Wellblechdach des Hotels prasseln.

    Tag 5: Amjilosa – Gyabla Essen Buddhisten Fleisch?

    In der vergangenen Nacht fegte ein Gewittersturm nach dem anderen über die Hügel und Berge. Stundenlang zuckten weiß-blaue Blitze über den nachtschwarzen Himmel, und das Staccato des Donners hallte durch das Tal, verstärkt durch das Echo der Felswände. Stundenlang wälzte ich mich schlaflos von einer Seite zur anderen, und ich bin entsprechend müde, als das Frühstück in der Küche serviert wird. Erleichtert stelle ich fest, dass der nächtliche Spuk etwas Abkühlung gebracht hat, aber der strahlend blaue Himmel verspricht wieder einen zu warmen Tag.

    Ebenso wie gestern führt unsere heutige Route neben dem Fluss bergauf, und einige der zu bewältigenden Steigungen sind kräftezehrend und zermürbend. Auf meiner Landkarte sieht es gar nicht danach aus, denn der Pfad ist direkt neben dem Fluss eingezeichnet, und das vermittelt eine trügerische Einfachheit der Strecke. Zugegeben, der Maßstab 1:150.000 ist nicht wirklich für Wanderungen geeignet, und somit

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1