Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

NATIONAL GEOGRAPHIC Reisehandbuch Japan
NATIONAL GEOGRAPHIC Reisehandbuch Japan
NATIONAL GEOGRAPHIC Reisehandbuch Japan
eBook883 Seiten7 Stunden

NATIONAL GEOGRAPHIC Reisehandbuch Japan

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Mehr Wissen. Besser Reisen. Die National Geographic-Experten begleiten Sie auf Ihrer Reise zu allen Highlights und unvergesslichen Erlebnissen. Mit übersichtlichen Detailkarten und 3D-Grafiken sind Sie immer auf dem richtigen Weg. Mit über 500 Adressen.
Japan ist das Land der Superlative: Hier finden Sie die teuersten Städte, die ältesten Menschen, den höchsten Fernsehturm und WCs mit mehr Knöpfen als auf Ihrer Fernbedienung. Entdecken Sie mit diesem National Geographic Reiseführer Japans Metropolen wie Tokio und Oasaka und die zauberhafte Landschaft am Fuji. Ein Reiseführer, prall gefüllt mit Sehenswürdigkeiten und Geheimtipps im Land der aufgehenden Sonne.
Mit Hintergründen und Fakten tauchen Sie ein in die faszinierende Kultur, Gesellschaft und Geschichte Japans.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum7. Feb. 2020
ISBN9783955592943
NATIONAL GEOGRAPHIC Reisehandbuch Japan

Ähnlich wie NATIONAL GEOGRAPHIC Reisehandbuch Japan

Ähnliche E-Books

Reisen – Asien für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für NATIONAL GEOGRAPHIC Reisehandbuch Japan

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    NATIONAL GEOGRAPHIC Reisehandbuch Japan - National Geographic Deutschland

    sind.

    Geschichte und Kultur

    Japan heute

    Special: Land der Überraschungen

    Japan damals

    Eine maiko bereitet sich auf ihr Leben als Geisha vor

    JAPAN HEUTE

    Die Japaner tun sich schwer mit der eigenen Identität. Nach langer Isolation des Landes, gefolgt von seiner Rolle als Aggressor im Pazifik, ringt Japan darum, seine reiche Kultur, seine Gebräuche und Denkweisen zu erklären. Kirschbäume, Elektronikgeräte, Ninja und Karaoke-Maschinen – Japan ist so viel mehr als diese Klischees.

    Der Mythos, Japaner seien ein »reines« Volk, das von der Sonnengöttin abstamme und sich mit keinen anderen Völkern vermischt habe, sowie der nur 1,2-prozentige Anteil von Ausländern an der Gesamtbevölkerung haben dazu geführt, dass viele Japaner von einem homogenen »Wir« überzeugt sind. Der Sinn für eine eigene Identität liegt größtenteils in den historischen Begegnungen mit dem Westen begründet.

    Die amerikanische Diplomatie der Kriegsschiffe beendete im 19. Jh. Japans lange Isolation. Damals diente das Konzept einer einheitlichen japanischen Kultur als ein Bollwerk gegen die Flut der auf Modernisierung ausgerichteten westlichen Technologie und Denkweise. Dieselben Ängste – dass Japan seine Sprache, Denkweise und Küche verlieren könnte – bestimmen heute Streitgespräche über eine homogene Kultur, die aber so längst nicht mehr besteht. Technologie, Globalisierung, intensiver Austausch mit der Außenwelt – es gibt viele Faktoren für eine zunehmende kulturelle Vielfalt. Die japanische Kultur ist tatsächlich wesentlich vielfältiger, als Traditionalisten sich zuzugeben trauen.

    Der Sinn für die eigene Identität liegt größtenteils in den historischen Begegnungen mit dem Westen begründet.

    WIRTSCHAFT

    Japans Wirtschaftswunder begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Niedrige Löhne und ein billiger Yen ließen den Export explodieren. Transistorradios bahnten den Weg für Kameras, Elektrogeräte, Schiffe, Stahl, Farbfernseher und Autos. Die Exportrate von elf Prozent machte Japan 1967 zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht außerhalb des Ostblocks.

    Der Ölkrise von 1973 begegneten die Japaner, indem sie den Yen abwerteten, Lohnsenkungen in Kauf nahmen und ihre Arbeitsleistung verdoppelten. Die Exporte stiegen gewaltig und ließen den Handelsüberschuss in ungeahnte Höhen steigen. Ähnlich wurde das Land mit der zweiten Ölkrise von 1979 fertig. In den 1980er-Jahren überholte Japans Wirtschaft sogar die der USA. Den Wohlstand sicherten boomende Finanz- und Verbrauchermärkte im Inland, niedrige Zinssätze und explodierende Grundstückspreise. Innerhalb dieser Wirtschaftsblase wuchsen japanische Vermögen stetig an. Im Jahr 1985 allerdings trieben die internationalen Devisenmärkte den Kurs des Yen in die Höhe. Grund dafür war ein riesiges Außenhandelsdefizit. Endaka, der teure Yen, bremste nun Export und Wirtschaftsleistung des Landes. Zugleich verdoppelte er den Wert der nationalen Sparguthaben und löste einen Run auf ausländische Immobilien aus. Die Blase wuchs weiter. 1990 sank der Wert der japanischen Immobilien im Ausland dramatisch. Am Jahresende waren entsprechende Börsenwerte fast um die Hälfte geschrumpft. Die Banken erhöhten 1991 die Zinssätze, um den Verlust abzufedern, verschärften aber das Problem ungedeckter Kredite. Die Blase platzte. Aufgrund enormer Investitionen in der Region litt der asiatisch-pazifische Raum unter einer Rezession. Das verlangsamte auch die Erholung der japanischen Wirtschaft. Ungedeckte Darlehen häuften sich, in der Folge erfasste die größten Finanzgesellschaften in den 1990er-Jahren eine Pleitewelle. Die folgende »Verlorene Dekade« war gekennzeichnet von Deflation, Rezession und einer hohen Arbeitslosenquote. Für die meisten blieb der Lebensstandard jedoch so komfortabel wie in den 1980er-Jahren. In der letzten Zeit lähmte ein starker Yen wegen der globalen Wirtschaftsturbulenzen den Export. Die Erdbebenkatastrophe von 2011 brachte auch einen Schock für die Wirtschaft mit sich. Energieknappheit, besonders in den Sommermonaten, beeinträchtigte das Geschäft und zwang zu radikalen Energiesparmaßnahmen. Während dies große Teile der Wirtschaft des Landes bremste, verhalfen finanzielle Mittel zum Wiederaufbau der sich vom Tsunami erholenden Region Tohoku zu einem Boom.

    Der Tokyo Skytree, Aussichts- und Sendeturm am Fluss Sumida

    Ein japanisches Brautpaar in traditioneller Tracht beim Schreinbesuch

    DIE ARBEITSWELT

    Traditionell verbringt ein Büroangestellter täglich durchschnittlich zwei Stunden im Pendelverkehr und sitzt dann bis zu zehn Stunden im Büro – sechs Tage die Woche. Nach Büroschluss wird vom Angestellten erwartet, mit den Kollegen einen Drink zu nehmen. Nur der Sonntag ist der Familie vorbehalten. Im Jahr stehen ihm zwei Wochen bezahlter Urlaub zu, den er jedoch aus Loyalität zum Konzern auf durchschnittlich vier Tage verkürzt. Bis vor etwa zehn Jahren wurde ein Angestellter in den großen Unternehmen auf Lebenszeit eingestellt. Er erklomm die Karriereleiter eher aufgrund seines Alters als wegen seiner Leistungen. Mit Mitte 40 erreichte er so das mittlere Management. Dann nahmen die Belastung und die Verantwortung weiter zu. Er stieg in den folgenden zwei Jahrzehnten in die Führungsebene auf und wurde mit 60 pensioniert. Dieser Werdegang ist immer noch typisch, verändert sich aber zunehmend. Beförderungen aufgrund individueller Fähigkeiten, Headhunting und häufige Jobwechsel setzen sich immer mehr durch. Ein Gesetz beschränkt die Überstundenanzahl auf 45 Stunden pro Monat. Auch Energiekrise und Rezession haben viele Betriebe gezwungen, das Personal früher in den Feierabend zu entlassen. Heute wird die Arbeit jedoch eher mit nach Hause genommen. Je kleiner der Betrieb, desto üblicher ist eine 48-Stunden-Woche.

    Die Arbeitslosenquote lag im Jahr 1991 bei nur 2,5 Prozent. In der Rezessionszeit schoss sie jedoch nach oben. Doch auch heute noch hält die Anstellung auf Lebenszeit – auch wenn sie abnimmt – die Arbeitslosenquote in Japan bei vier bis fünf Prozent. Nicht mitgerechnet ist allerdings die große Anzahl junger Leute, die in Teilzeit beschäftigt sind.

    MÄNNER UND FRAUEN

    Die Beziehung zwischen japanischen Männern und Frauen steht an ihrem Scheideweg. Die ältere Generation ging typischerweise arrangierte Ehen ein. Scheidungen waren aufgrund des gesellschaftlichen Stigmas selten. Die heutige Generation wählt den Partner meist selbst, doch das Kennenlernen gestaltet sich oft schwierig. Lange Arbeitszeiten und die allgemeine Gepflogenheit, einen Freundeskreis aus dem eigenen Geschlecht zu unterhalten, setzen der Möglichkeit, den künftigen Partner zu treffen, Grenzen. Noch dazu bleiben japanische Männer bei der Partnerwerbung generell zurückhaltend. Die meisten Frauen sind bei der ähnlich passiven »Hoffen-und-Warten-Methode« geblieben, doch in letzter Zeit hat sich die Situation durch Maßnahmen wie Singlepartys gebessert. Eine Art Torschlusspanik, meist im Alter von etwa 28 Jahren, führt zu vielen übereilten Heiraten, und die Scheidungsraten sind dementsprechend auf 35 Prozent gestiegen. Moderne japanische Frauen, die heute unabhängiger und besser gebildet sind sowie besser bezahlt werden als früher, interessieren sich nicht für Männer, die nicht dazu bereit sind, sich den Haushalt zu teilen oder bei der Kindererziehung mitzuhelfen. Überarbeitung und der Mangel an Privatsphäre führen dazu, dass viele Ehepaare eher wie Geschwister als wie ein Liebespaar leben. Die Ambivalenz, mit der in Japan bezahlte Zuwendung, von den Schmeicheleien einer Hostess bis zu Prostitution, behandelt wird, hat das Thema weiter kompliziert. So ist es wenig verwunderlich, dass immer mehr japanische Frauen mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben wollen und bewusst unverheiratet bleiben. Sicher gibt es auch viele glückliche traditionelle Ehen, doch der moderne Japaner führt ein Leben, das sich sehr von dem westlicher Männer unterscheidet.

    Wissen

    BEIM TSUNOKAKUSHI LIEGT DER TEUFEL IM DETAIL

    Die traditionellen Hüte aus weißem Papier, die viele japanische Bräute tragen, werden als tsunokakushi, wörtlich »Hornverdecker«, bezeichnet. Der Brauch soll auf Legenden zurückgehen, in denen junge Mädchen als menschenfressende Riesen mit Hörnern geboren wurden. Die Familie der zukünftigen Braut versteckte ihre Hörner unter diesem Hut, um sicherzugehen, dass die arrangierte Hochzeit vollzogen werden konnte. Die Flitterwochen waren vorbei, sobald die Hörner zu sehen waren. Japanische Bräute machen normalerweise diesen nicht ernst gemeinten Spaß des Tragens eines tsunokakushi mit und warnen damit: »Es stimmt, ich habe Hörner, nimm dich also in Acht!«

    HEIM UND FAMILIE

    Das patriarchalische ie-(Haushalts-)System wurde 1946 per Verfassung abgeschafft. Zusammen mit den erhöhten Arbeitsplatzchancen im städtischen Raum verstärkte die neue Freiheit die Landflucht. Früher lebten drei Generationen in einer Familie. Das ist heute nur noch auf dem Land üblich. Etwa 66 Prozent der Bevölkerung leben in der Stadt, wo die Kernfamilie die Regel ist. Sinkende Geburtenraten führen zu einer stärkeren Überalterung. Und da die staatliche Altersversorgung schlecht ist, steigt die Zahl größerer Haushalte wieder leicht an. Die normale Stadtfamilie mit einem Kind lebt in zwei Zimmern mit Wohnbereich und offener Küche. Aus Platzmangel verbringen Japaner – insbesondere die Männer – ihre Freizeit meist nicht zu Hause.

    Die normale Stadtfamilie mit einem Kind lebt in zwei Zimmern mit Wohnbereich und offener Küche.

    Der Mann, der zu Hause die Familie beherrscht, wird immer seltener, seit die traditionelle Hausfrau die Arbeitswelt erobert und somit weniger Zeit hat, die Familie von vorn bis hinten zu bedienen. Das Bild der gehorsamen Hausfrau ist längst überholt. Traditionell hatten Frauen im Haushalt das Sagen bei Ausgaben, Ersparnissen, Investitionen, häuslichen Reparaturen und Kindererziehung. Die Ehemänner sahen von ihrem hart erarbeiteten Lohn nur einen kleinen Teil, den ihre Frauen ihnen als kozukai (Taschengeld) zugestanden. Der Rest blieb in strenger Verwahrung. In der jüngeren Generation hat sich dies gewandelt: Immer mehr Männer übernehmen eine aktive Rolle bei der Kindererziehung, beim Kochen und in Geldfragen. Erziehung und Ausbildung: Im Westen haben Jugendliche mehr Freiheiten als Kinder – in Japan ist es umgekehrt. Japanische Kinder dürfen in der Regel weitaus mehr als ihre westlichen Altersgenossen. Einem ungezogenen Kind droht die Mutter mit Liebesentzug oder dem Spott seiner Kameraden. Außerhalb der Familie wird der Schraubstock aber immer stärker angezogen. Während der sechs Grundschul-, drei Mittelschul- und drei Oberschuljahre treten individuelle Ziele immer mehr in den Hintergrund. Die Leistungsanforderungen vor dem Universitätseintritt sind berüchtigt. Viele Kinder schlafen in dieser jiken jigoku (Prüfungshölle) knapp fünf Stunden pro Nacht. Sie bekommen etwa doppelt so viele Hausaufgaben wie westliche Schüler, daher besuchen viele nach der Schule für weitere drei Stunden eine Nachhilfeschule (juku). Der Nachhilfedruck hat sich durch Eintrittsprüfungen für Gymnasien, Grundschulen und selbst Kindergärten noch verschärft. Neu entwickelte Privatschulen umgehen dieses Problem: Wenn die Kinder einen harten Einschulungstest für die Grundschule bestehen, können sie ihre Schullaufbahn ohne weitere Eintrittsprüfungen bis zu einer guten Universität fortsetzen. Zwar ist dieses System für wohlhabende Familien großartig, doch sein akademischer Wert ist zweifelhaft, da es das Durchfallen fast unmöglich macht. Im Westen gilt das Bildungssystem Japans als Basis für den ökonomischen Erfolg. Dabei wurden die Lerninhalte aber nie entscheidend reformiert. Formal wurden sie in der Besatzungszeit (1945–52) nach amerikanischem Vorbild gestaltet. Fragebögen verleiten zum Auswendiglernen, selbstständiges Denken wird kaum gefördert. Früher wählten die Arbeitgeber Universitätsabsolventen eher nach dem Ruf ihrer Alma mater aus als nach dem Notendurchschnitt. Wer die Aufnahme durch eine berühmte Universität geschafft hatte, musste sich nicht mehr bemühen. Doch der Zusammenbruch des Systems der Anstellung auf Lebenszeit führte zu einer kürzeren Ausbildung und größerem Druck an den Universitäten, um die Studenten auf das »wahre Leben« vorzubereiten.

    Japans Zukunft hängt von einer guten Ausbildung und Vorteilen im Elektroniksektor ab

    FREIZEIT UND ERHOLUNG

    Traditionelle Freizeitaktivitäten wie die Teezeremonie, Ikebana und Kalligrafie sind noch genauso beliebt wie die Aktivitäten des 20. Jahrhunderts wie Videospiele, Comics und Surfen im Netz. Fast jeder erlernt einen Kampfsport in der Schule, aber die großen Sportarten sind heute westlichen Ursprungs. Baseball genießt einen ungeheuren Zulauf. Fußball hat an Beliebtheit gewonnen, seit Japan zusammen mit Südkorea die WM 2002 ausrichtete und das Nationalteam der Frauen die WM 2011 gewann. Restaurantbesuche sind eine nationale Leidenschaft, aber der Durchschnittsbürger verbringt immer noch viel Zeit vor dem Fernseher. Japanische Frauen neigen zu größerer Geselligkeit. Sie shoppen und treffen sich mit Freundinnen in Cafés, während die Männer sich eher allein beschäftigen und Videospiele spielen, Comics lesen oder im Internet unterwegs sind.

    SPRACHE UND SCHRIFT

    Der Ursprung des Japanischen ist unbekannt. Möglicherweise ist es eine altaische Sprache wie Finnisch, Mongolisch, Türkisch und Koreanisch. Grammatikalisch ähnelt es dem Koreanischen, nicht aber im Wortschatz. Japan hat viele Elemente der chinesischen Kultur übernommen, so auch die Schrift. Die Sprache ist mit dem Chinesischen jedoch nicht verwandt. Vielleicht hat sie ihre Wurzeln in der Sprache von Ureinwohnern wie den Ainu, doch abgesehen von wenigen Wörtern und Ortsnamen scheint keine Verbindung zwischen der Ainu-Sprache und dem Japanischen zu bestehen. Vor allem der Klang der Vokale spricht für eine Verwandtschaft mit den austronesischen Sprachen, die etwa in Malaysia, Indonesien und auf den Philippinen gesprochen werden.

    Hochrangige Sumo-Ringer präsentieren sich vor einem großen Turnier in Tokio

    Wissen

    GRUNDWISSEN JAPANISCH

    »Damen«. Prägen Sie sich einige Höflichkeitsfloskeln ein, bevor Sie den Sprachführer konsultieren (siehe S. 434).

    In diesem Buch werden einige übliche Endsilben verwendet:

    -ji oder -dera (Tempel) wie bei Hongan-ji oder Kiyomizu-dera

    -jinja oder -gu (Schrein) wie bei Inari-jinja

    -jo (Burg) wie bei Matsumoto-jo

    -ko (See) wie bei Ashino-ko

    -san oder -dake (Berg) wie bei Fuji-san oder Tsurugi-dake

    -kawa oder -gawa (Fluss) wie bei Shira-kawa und Kamo-gawa

    -dori (Straße) wie bei Omotesando-dori

    -koen (Park) wie bei Yoyogi-koen

    Anstelle der uns vertrauten Subjekt-Prädikat-Objekt-Satzstellung steht im Japanischen das Objekt am Satzanfang, das Prädikat mit eingebettetem Subjekt am Satzende. Das Japanische verwendet drei Alphabete: die chinesischen Schriftzeichen (kanji), eingeführt im 5. Jh. v. Chr., das hiragana- und das katakana-Silbenalphabet – beide japanischen Ursprungs und im 8. Jh. von chinesischen Zeichen abgeleitet. Vereinfacht gesagt werden die kanji-Schriftzeichen für Substantive verwendet, und mit hiragana werden sie in Verben oder Adjektive umgewandelt. Katakana dient in erster Linie der Wiedergabe von Fremdwörtern. Die lateinischen Buchstaben (romaji) bilden ein viertes Alphabet.

    DIE JAPANISCHE WOHNUNG

    Der erste Besuch einer japanischen Wohnung ist für die meisten überraschend. Das beginnt schon im Eingangsbereich, wo reihenweise Schuhe herumstehen. Auch Gäste sollten ihre ausziehen, um die tatami (Bodenmatten) nicht zu ruinieren. Niemand betritt eine Wohnung mit Straßenschuhen. In der Regel stehen deshalb Hausschuhe bereit. Für die Toilette gibt es ein Extrapaar. Traditionelle Wohnungen haben verschiebbare Raumteiler (fusuma), Holzgestelle, die mit dickem Papier bespannt sind. Außerdem gibt es oft sogenannte shoji, mit Reispapier bezogene Holzgitter, die vor den Fenstern auf- und zugezogen werden können.

    LAND DER ÜBERRASCHUNGEN

    Wenn Sie Japan zum ersten Mal besuchen, werden Sie viele Überraschungen erleben. Um sich an die Kultur zu gewöhnen, ist es am besten, wenn Sie sich auf eine völlig andere Sichtweise einstellen – versuchen Sie die Welt mit den Augen eines Japaners zu betrachten. Nachstehend finden Sie eine Liste von Erlebnissen, die einen Weltenbummler nicht aus der Ruhe bringen sollten.

    Wundern Sie sich nicht,

    1. … wenn Sie in einem friedlichen Dorf aus einem Lautsprecher der örtlichen Verwaltung mit dem Singsang »Es ist 6 Uhr früh!« geweckt werden.

    2. … wenn Sie mit Komplimenten überhäuft werden, nur weil Sie stotternd ein paar japanische Wörter hervorbringen oder mit Stäbchen essen.

    3. … wenn Ihnen Gourmets eine lokale Delikatesse anbieten, die unter Umständen roh oder noch lebendig ist.

    4. … wenn Sie in einen Donut beißen und rote Bohnenpaste schmecken.

    5. … wenn man Ihren Einkauf dreifach einwickelt und in zwei Tüten verpackt.

    6. … wenn in der Grippe- oder Pollensaison alle mit Gesichtsmasken herumlaufen.

    7. … wenn Ihnen das Personal hinterherläuft, weil Sie fälschlicherweise Trinkgeld gegeben haben.

    8. … wenn Sie früh aufwachen und Gruppen von aktiven, älteren Japanern antreffen, die zur Ansage eines Radiosprechers Gymnastikübungen machen.

    9. … wenn Sie fast jede Frage mit »hai« (»ja«) beantworten können, da man in der japanischen Kultur anderen die Peinlichkeit, »iie« (»nein«) zu sagen, erspart.

    10. … wenn jemand in einem Cosplay-Kostüm (Verkleidung) herumläuft.

    11. … wenn Sie zur Rushhour in Tokio von einem Bahnmitarbeiter in den Waggon gequetscht werden (siehe S. 98).

    12. … wenn Sie in einem WC den falschen Knopf drücken und eine nasse Überraschung erleben (siehe S. 176).

    13. … wenn Sie vor jedem zweiten Restaurant die Statue eines tanuki (Marderhunds) finden.

    14. … wenn Sie »Nehmt Abschied, Brüder« hören, wenn ein Geschäft schließt, und erfahren, dass es in Japan einen völlig anderen Text hat.

    15. … wenn Ihnen klar wird, dass das ohrenbetäubende Geschrei im Wald von einer einzigen Zikade stammt.

    16. … wenn in einem onsen (heiße Quelle, siehe S. 351) alle nackt sind.

    17. … wenn Zuschauer Kissen in den Ring werfen, um Sumo-Ringer aus der Ruhe zu bringen (siehe S. 112).

    In vielen Wohnungen stehen Betten nach westlichem Vorbild. In einem traditionellen japanischen Schlafzimmer hingegen werden erst abends die Futons ausgerollt, die tagsüber in einem Schrank verstaut sind. Im Essbereich stehen inzwischen häufig Stühle. Besonders in Räumen mit tatami-Belag gibt es aber immer noch niedrige Tische und Sitzkissen. Im Winter wärmt ein elektrisch beheizter Tisch (kotatsu), der mit einer Steppdecke bedeckt ist, Beine und Füße. Moderne Wohnungen haben stattdessen Fußbodenheizungen oder Klimaanlagen. Das ofuro ist ein Sitzbad. Vor dem Bad wäscht man sich am Waschbecken, in der Dusche oder mit Wasser, das aus dem Sitzbad geschöpft wird. In der Badewanne selbst ist Seife tabu, denn das Wasser wird mehrfach verwendet. Westliche Toiletten sind in Japan ebenso verbreitet wie zahlreiche erstaunliche Hightech-Varianten, etwa das washlet mit beheiztem Sitz und einem Warmwasserstrahl. Immer seltener ist die Hocktoilette, die sich meist nur noch an Bahnhöfen findet.

    Wissen

    TISCHMANIEREN

    Auch wenn Japaner sehr nachsichtig sind, kann man sich beim Essen leicht danebenbenehmen. Vor allem dürfen Sie niemals Essstäbchen senkrecht in das Essen stecken oder diese verwenden, um Essen weiterzureichen. Beide Gesten sind mit Beerdigungen verbunden. Legen Sie Ihre Stäbchen stets auf der kleinen Ablage ab. Wenn Sie Essen an jemanden weitergeben müssen, nehmen Sie es mit dem hinteren Ende Ihrer Stäbchen und legen es auf einen kleinen Teller. Einmalstäbchen dürfen nicht aneinandergerieben werden, nachdem Sie sie voneinander getrennt haben. Dies impliziert, dass Sie die Holzsplitter abreiben, und somit, dass die Stäbchen billig sind. Bemühen Sie sich, mit den Stäbchen so gut wie möglich umzugehen, dann werden Ihre Gastgeber Sie mit Lob überhäufen. Anerkennung erzielen Sie auch, wenn Sie das Essen mit »itadakimasu« (»Ich nehme das Essen demütig an«) und mit »gochisosama« (»Danke für die Mahlzeit«) beenden. Ein häufiger Fauxpas ist, sich das Getränk selbst einzuschenken. Das impliziert, dass der Gastgeber sich nicht um Sie kümmert und nicht bemerkt hat, dass Ihr Glas leer ist. Wenn Sie gemeinsam eine Flasche Bier oder Sake trinken, füllt der Gastgeber Ihr Glas, während Sie es mit beiden Händen hochhalten. Wollen Sie sich revanchieren, heben Sie die Flasche mit beiden Händen hoch. Zu guter Letzt: Japaner finden es eklig, wenn man sich bei Tisch schneuzt. Tupfen Sie diskret, schniefen Sie, oder verlassen Sie den Tisch.

    RELIGION

    Es heißt oft, Japaner würden als Shintoisten geboren, als Christen heiraten und als Buddhisten beerdigt. Shintoismus und Buddhismus haben unzählige Anhänger, dennoch werden religiöse Rituale für viele Japaner zunehmend zur bloßen Formsache. Über 90 Prozent der Japaner sind beides: praktizierende Shintoisten (bei Tauf- und Hochzeitsritualen) und Buddhisten (bei Bestattungen). Christen bilden eine Minderheit, auch wenn pseudochristliche Trauungen durch ausländische Englischlehrer im Priestergewand in kapellenartigen Hotelhallen beliebt sind.

    Shinto: Der Name shinto (Weg der Götter) bezeichnet einige animistische Glaubensrichtungen prähistorischen Ursprungs. Eine Gemeinsamkeit ist die Anbetung der kami – Götter, die in allen Dingen sind. Viele Shinto-Schulen glauben, dass die Toten als kami weiterleben und Vorfahren als solche verehrt werden sollen. Die Japaner und ihre Kaiser stammen nach shintoistischen Schöpfungsmythen von Göttern ab. Heute praktizieren nur noch wenige den echten animistischen Glauben; Shinto ist bei Zeremonien aber nach wie vor sehr beliebt, und die farbenfrohen matsuri-Feste sind gut besucht.

    Die Japaner und ihre Kaiser stammen nach shintoistischen Schöpfungsmythen von Göttern ab.

    Konfuzianismus: Die Ethik des chinesischen Weisen Konfuzius (551–479 v. Chr.) lehrt Demut, Genügsamkeit, Großzügigkeit und Abstinenz. Ihre Grundsätze des Respekts gegenüber den Eltern, dem Alter und der Tradition wurden in Japan seit dem 7. Jh. auch auf das Staatswesen angewandt. Aber erst als die Samurai 1333 chinesische Werte übernahmen, wurden die Lehren des Konfuzius immer einflussreicher. Der Konfuzianismus untermauerte die soziale Hierarchie und festigte den Status des Kaisers sowie der späteren Machthaber. Die konfuzianische Betonung des Konformismus stützte zwischen 1603 und 1868 eine strikte Staatskontrolle und wurde in jüngerer Zeit auch von Nationalisten ausgenutzt. Er ist immer noch Teil der Schulbildung und gilt bis heute als Tugend: Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber hat Vorrang vor dem Privatleben. Das Streben der Japaner nach Harmonie und ihr Abscheu vor Konfrontation sind ebenfalls ein Erbe dieser Haltung.

    Buddhismus: Die Lehre Buddhas besagt, dass Leben Leiden ist. Ein Mittel gegen das Leid der Existenz ist die Meditation. Diese Überzeugung und die Ablehnung allen Begehrens sowie die Erkenntnis derVergänglichkeit des Lebens bilden die Grundlage des buddistischen Glaubens, der von Indien über China und Korea nach Japan gelangte. Koreanische Abgesandte führten Mitte des 6. Jhs. n. Chr. den Mahayana-Buddhismus ein. Im Jahr 593 erklärte ihn Prinz Shotoku zur Staatsreligion. Danach wuchs die Bedeutung des Buddhismus durch die Ausbreitung diverser Schulen. Der chinesische Zen-Buddhismus erreichte Japan in der Kamakura-Periode (1185–1333). Er lehrt, dass Erleuchtung allein durch individuelle Anstrengung, besondere Meditationsformen (zazen) und Abstinenz zu erlangen ist. Zen war bei den Samurai sehr beliebt und hatte starken Einfluss auf die japanische Architektur, Kunst und Kultur.

    Eine Frau in einem traditionellen aristokratischen Pilgergewand betet am Kumano Hongu Taisha in Tanabe (Präfektur Wakayama)

    Christentum:

    ESSEN UND TRINKEN

    Was die japanischen Stärken angeht, steht die Küche ganz vorn. Die Anzahl der Menschen, die Gerichte wie Sushi, ramen und Teriyaki-Huhn noch nie probiert haben, wird hierzulande jedes Jahr kleiner. Aber auch über diese bekannten Gerichte hinaus ist die japanische Küche erstaunlich vielfältig.

    Für Japaner ist Kochen eine Passion. Bei einer Nation, die geradezu süchtig nach Essengehen und dem Streben nach dem Allerbesten ist, wundert es nicht, dass die Zahl der Sterne-Restaurants ständig wächst. Reis, eingelegtes Gemüse, gegrillter Fisch und miso-Suppe gehören zu einer Standardmahlzeit, besonders zum Frühstück. Reis ist die wichtigste Zutat. Die Japaner essen vornehmlich japonica, einen klebrigen Rundkornreis, der leicht süßlich schmeckt, aber auch mochi, eine klebrige Variante, die zur Herstellung von Reiskuchen verwendet wird. Eine Vorrangstellung in der japanischen Küche nehmen daneben Sojabohnen mit ihren vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten ein. Tofu wird entweder weich, frittiert oder frittiert und dann getrocknet gegessen. Miso, die allgegenwärtige Paste aus fermentierten Sojabohnen, wird für Suppen oder als Glasur verwendet. Shoyu (Sojasauce), dashi (Brühe) und mirin (gesüßter Reiswein) bilden die wichtigsten Geschmackskombinationen.

    NUDELN UND GEMÜSE

    Zwei Arten von Weizennudeln, die dicken udon und die sehr dünnen somen, werden typischerweise in einer leichten Fischbrühe mit Gemüse gegessen. Buchweizennudeln (soba) werden im Sommer häufig abgekühlt mit einer Dip-Sauce genossen. Die Weizennudeln ramen kommen zwar aus China, wurden aber in Japan eine Art Nationalgericht. Ein Grund für die Langlebigkeit der Japaner ist der große Anteil von Gemüse – meist gedünstet oder eingelegt – in traditionellen Gerichten. Neben Karotten, Zwiebeln und Rettichen sind vor allem Bambussprossen, Kletten- oder Lotuswurzeln typisch für die japanische Küche.

    MEERESFRÜCHTE UND SAKE

    Fisch und Meeresfrüchte sind ein regelmäßiger Bestandteil der Mahlzeiten. Idealerweise ist der Fisch frisch genug, um als sashimi roh genossen zu werden oder wie beim Sushi auf Reis. Fleisch wird meist in dünne Scheiben geschnitten und mit Gemüse zu sukiyaki verarbeitet. Es kann aber auch als Minutensteak serviert werden, wobei sein Anteil am Gericht jedoch nie größer ist als die Gemüsekomponente. Süßigkeiten basieren traditionell auf azuki, einer süßen roten Bohne, und klebrigem Reis, der zu Kuchen verarbeitet wird. Sie sollen eher der Bitterkeit eines starken Tees die Waage halten denn als Dessert dienen, das es in der traditionellen japanischen Küche nicht gibt. Stattdessen haben viele westliche Desserts in die japanische Küche Einzug gehalten.

    Vor und nach den Mahlzeiten wird Tee getrunken. In der Mittagspause ist Kaffee beliebt. Das Wort Sake bezeichnet jede Art japanischen Alkohols. Der fermentierte Reiswein, der auch im Ausland bekannt ist, wird auch als nihonshu bezeichnet (15–18 Prozent Alkohol). Er wird heiß oder kalt in kleinen Tassen serviert. Shochu ist ein Likör aus Kartoffeln, Gerste oder Reis. Die beliebtesten japanischen Biere sind Lagerbiere bekannter Brauereien. Seien Sie vorsichtig bei happoshu und anderen »bierähnlichen Getränken« und halten Sie sich lieber an die Biersorten aus Sapporo wie Sapporo Draft oder Yebisu.

    Erlebnis

    GEFÄHRLICHE DELIKATESSE

    Für den einen ist es ein Kugelfisch, für den anderen kulinarischer Selbstmord: Fugu, der tödliche Winterfisch. Wenn er harmlos in den Schauaquarien herumschwimmt, würde man diesem Fisch nicht zutrauen, dass seine Leber, Eierstöcke und Wirbelsäule fatale Nervengifte enthalten. Nur Köche mit spezieller Genehmigung dürfen Fugu servieren, da sie lernen müssen, wie man die giftigen Organe entfernt und damit eine Vergiftung des restlichen Fischs verhindert. Trotz der Gefahren kommen Todesfälle äußerst selten vor und sind gewöhnlich das Ergebnis der Zubereitung eines selbst gefangenen, am heimischen Herd zubereiteten Fugu oder des Verspeisens der Leber in einem Restaurant ohne Genehmigung. Auch wenn die Sterberate bei nur drei Todesfällen pro Jahr liegt: Warum sollte man es riskieren? Erstens ist der Genuss von Fugu das kulinarische Äquivalent zum Fallschirmspringen. Zweitens betrachten die Japaner ihn als Delikatesse. Die Köche entfernen die giftigen Teile, das Fleisch des Fischs ist aber giftig genug, dass einige ein Prickeln auf den Lippen spüren. Und schließlich: Sie können Ihren Freunden zu Hause erzählen, dass Sie den tödlichen Fugu gegessen und überlebt haben! Gute Orte für den Genuss von Fugu sind unter anderem: Zuboraya in Osaka (Tel. 06/62 11 01 81; 1-6-10 Dotonbori, Chuo-ku) und Torafugu Tei in Tokio (Shinjuku-Zentrale, Tel. 03/32 09 29 19; Metro Bldg. B1F, 2-11-7 Kabuki-cho, Shinjuku-ku, www.torafugu.co.jp/en).

    NATUR UND LANDSCHAFT

    Fast 67 Prozent Japans sind bewaldet. Zu den Kulturpflanzen gehören die japanische Zeder (Cryptomeria), Ahorn-, Buchen- und Magnolienarten. Edelkastanien (Castanea pumila), viele Eichen und Buchen wachsen auf Honshu, Fichten und Silbertannen eher auf Hokkaido.

    Zwar spiegelt der große Baumbestand die Wertschätzung der Natur, die in der Nachkriegszeit gepflanzten Monokulturen der japanischen Zeder sorgen jedoch in großen Städten jeden Frühling für Heuschnupfenepidemien. Die Flora Kyushus und Okinawas ist schon fast tropisch: mit Palmen und Blumen, die nördlich von Tokio nur im Gewächshaus überleben könnten. Die für ihre Frühlingsblüte bekannten Bäume (besonders Pflaumen- und Kirschbäume) findet man im ganzen Land. Azalee, Hortensie und Iris sind im Frühsommer weit verbreitet, Chrysantheme und Rotahorn im Herbst.

    Japanischer Ahorn im Herbst, wenn rote Blätter weite Teile des Landes zieren

    Auf Honshu, Shikoku und Kyushu leben viele Tierarten der nördlichen Hemisphäre. Es gibt Schwarzbären, Frettchen, Wildschweine und den tanuki (Marderhund) sowie zahlreiche Vogelarten wie Fasane, Habichte, Enten und Kraniche. Einzigartig sind die Riesensalamander und die Makaken, die man überall antrifft, außer auf Hokkaido. Unter den Insekten machen sich vor allem verschiedene Zikadenarten bemerkbar. Im kalten Klima von Hokkaido fühlen sich Luchse, Rotfüchse und Braunbären wohl. Letztere sind mit einer Größe von bis zu 2 m und einem Gewicht von bis zu 400 kg nahezu zweimal so mächtig wie ihre Verwandten auf Honshu. In Okinawa leben einzigartige Arten wie die Iriomote-Wildkatze, das Amami-Kaninchen und die Habu-Schlange. Urbanisierung und Jagd lassen die Wildtierbestände Japans stetig schrumpfen. Seit den 1980er-Jahren hat das Umweltministerium 136 bedrohte Arten unter Schutz gestellt. Doch der seltenen Iriomote-Wildkatze könnte es bald ergehen wie dem 2012 für ausgestorben erklärten Japanischen Flussotter.

    Die für ihre Frühlingsblüte bekannten Bäume – besonders Pflaumen- und Kirschbäume – findet man im ganzen Land.

    Abseits der Umgebung größerer Städte teilt sich die Landschaft immer noch in Reisfelder und unbewohnte Gebirgsregionen. Die Entwicklung des hügeligen Landesinneren wird durch die Angst vor Erdrutschen gebremst. Im Flachland gibt es viele Reisterrassen, der Großteil des restlichen Landes besteht aus Forsten, vor allem von Zedern.

    Wissen

    SITTEN UND VERHALTEN

    In Japan ist das Bedürfnis nach Harmonie groß. Anpassung und Meinungsgleichheit verlangen, Privates hinter einem Lächeln zu verbergen. Das Individuum ist verpflichtet, sich der Gruppe anzupassen.

    Japaner fallen ungern auf und äußern ihre Meinung nur widerwillig. Sie ziehen Understatement der Direktheit vor, die als schlechtes Benehmen gilt. Gesprächspartner sind stets darauf bedacht, Einverständnis zu erzielen. Entscheidungen werden auf Basis von Übereinstimmung getroffen, das kann im Geschäftsleben zeitaufwendig sein. Aus den gleichen Gründen wirken japanische Politiker auf internationalem Parkett oft wortkarg.

    Es gibt jedoch auch durchaus Ausnahmen. Aufmüpfige Jugendliche lassen die Motoren ihrer Motorräder aufheulen, um Passanten zu provozieren, und alte Damen lassen sich unverblümt über das Tagesthema aus. Nach der Erdbebenkatastrophe von 2011 sah man unverhohlene Wut und Tränen. Sogar die kühne Haltung »Zur Hölle mit dem bürokratischen Konsens!« des ehemaligen Premierministers Junichiro Koizumi brachte ihm öffentlichen Beifall und die Bewunderung einer dankbaren Nation ein. Dennoch funktioniert das Land größtenteils dank der Anstrengung der meisten Bürger, nicht aus der Reihe zu tanzen.

    ROHSTOFFE

    Bis Mitte des 20. Jhs. war Japan in erster Linie ein Agrarstaat. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Landwirtschaft mit der Landflucht jedoch dramatisch an Bedeutung. Seitdem machen die verarbeitende Industrie und das Baugewerbe ein Drittel der japanischen Wirtschaft aus. Einzelhandel und Dienstleistungsgewerbe decken etwa drei Fünftel ab. Importe bedrohen zunehmend die Existenz der Landwirte – die größten Subventionsempfänger. Reis wird immer überproduziert. Um ihre traditionelle Vorliebe für Sojaprodukte zu pflegen, müssen die Japaner mehr als das 13-Fache der Eigenproduktion einführen. Eier, Geflügel und die meisten Gemüsesorten werden zwar im Inland erzeugt, aber 60 Prozent des konsumierten Obstes ist Importware. Drei Viertel der japanischen Milchprodukte werden auf Hokkaido hergestellt, der Rest wird importiert. Hokkaido liefert zudem große Mengen an Weizen für den wachsenden Appetit auf Brot, doch die Ernte des Landes macht nur ein Zehntel der konsumierten Menge aus. Japan hat einen sehr hohen Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch und Meeresfrüchten und muss die Hälfte dieses Bedarfs durch Importe decken. Das Gleiche gilt für Fleisch, insbesondere Rindfleisch. Der Holzhunger Japans ist berüchtigt, sei es beim Hausbau oder im Papierverbrauch. 65 Prozent der in Japan verbrauchten Holzmenge sind importiert. Als bedeutender Stahlproduzent ist Japan auf den Import von Eisen angewiesen. Die beschränkten Energieressourcen machen die Stahlindustrie auch stark von ausländischen Energiequellen abhängig, insbesondere von Rohöl. Seit dem Reaktorunglück von Fukushima im Jahr 2011 wächst der Druck der Öffentlichkeit auf Regierung und Energiekonzerne, sich von der Kernenergie abzuwenden, die früher als eine Art Allheilmittel für Japans Energieprobleme angesehen wurde.

    JAPANS STÄDTE

    Auch wenn Japan auf den ersten Blick überwältigend urban und dicht besiedelt erscheint, liegt der Anteil der städtischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung nur bei rund zwei Drittel. Mit einem Durchschnittsalter von 46,1 Jahren hat Japan die drittälteste Bevölkerung weltweit. Die jüngeren Generationen zieht es in die Städte, und so tummeln sich die Japaner in einer Handvoll Megastädte, während die ländlichen Präfekturen eher dünn besiedelt sind. Dies hat teils kulturelle, aber auch historische Gründe. Gegen Ende des 19. Jhs. zog die Meiji-Regierung nach Tokio und zwang branchenführende Unternehmen ebenfalls zum Umzug, um sie besser regulieren zu können. Entscheidender ist aber, dass persönliche Geschäftstreffen so bedeutend sind, dass sich viele Unternehmen in der Nähe wichtiger Partner niederlassen.

    Wo es urbanes Leben gibt, gibt es auch Beton. Japans Schwäche für Stahlbeton stammt aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg: Beton war billig und hält Erdbeben und Feuer stand. An die Gestaltung wurde beim raschen Wiederaufbau jedoch kaum ein Gedanke verschwendet.

    Der Hayate-Shinkansen-Zug am Bahnhof Tokio: Der berühmte Hochgeschwindigkeitszug verbindet die Inselgruppe Japan sozial und ökonomisch

    JAPAN DAMALS

    In Japan wurden Steinwerkzeuge gefunden, die belegen, dass das Land schon vor der Eiszeit besiedelt war, als die Inseln noch mit dem asiatischen Festland verbunden waren. Die früheste bezeugte Kultur wird Jomon genannt. Die Bezeichnung geht auf die typische Verzierung der Töpferwaren und Keramikfiguren zurück.

    VORGESCHICHTE

    Die Jomon-Periode von 10 000 bis 300 v. Chr. ist nach den Mustern benannt, die man mit Strohseilen in feuchten Ton drückte. Die Träger dieser Kultur lebten als Jäger, Sammler und Fischer. Ihre Herkunft ist umstritten. Zu ihnen gehörten auch die Vorfahren der Ainu, eines Volks aus dem prähistorischen Sibirien, das noch heute auf Hokkaido heimisch ist. Ab etwa 500 v. Chr. verdrängten Einwanderer vom Festland diese Stämme über einen Zeitraum von etwa tausend Jahren in den äußersten Norden und übertrafen deren Bevölkerungszahl bald um das Zehnfache. In der Yayoi-Periode (»Frühlingsanfang«) von 300 v. Chr. bis 300 n. Chr. fand eine Masseneinwanderung statt, vor allem durch Koreaner im nördlichen Kyushu. Sie brachten Eisen, Bronze und den Reisanbau mit. Die Ausbreitung der Landwirtschaft hatte große Auswirkungen auf die Gesellschaftsordnung und war Grundlage für das Feudalsystem, das Japan später beherrschen sollte.

    Die Koreaner brachten Eisen, Bronze und den Reisanbau nach Japan.

    FRÜHZEIT

    Kofun-Zeit (300–552): Während der Kofun-Zeit konzentrierte sich der Reisanbau auf die heutige Region Kansai. Hier lag wahrscheinlich das Yamato-Reich. Es wird in chinesischen Quellen aus dem 4. Jh. erwähnt und wurde von Königin Himiko, einer Schamanin, regiert. Die teilweise riesigen Hügelgräber auf Honshu und Kyushu lassen vermuten, dass in dieser Zeit mächtige Häuptlinge die ursprünglichen Stammesführer ersetzten und über ausgedehnte Territorien herrschten.

    Aus einigen Grabstätten wurden hochwertige Kunstobjekte geborgen, darunter haniwa (Gegenstände und Figuren aus Lehm), Bronzespiegel, Rüstungen, Schwerter und Schmuck. Im größten aller Kofun-Gräber nahe Osaka sollen die Überreste von Kaiser Nintoku aus dem 5. Jh. ruhen. Das Öffnen kaiserlicher Gräber ist jedoch bis heute verboten.

    Asuka-Zeit (552–710): Die Asuka-Zeit ist nach der ersten Hauptstadt Yamatos benannt, die in der Nähe von Osaka und Nara vermutet wird. In dieser Epoche wuchs der kulturelle Einfluss Chinas. Koreanische Gesandte führten Mitte des 6. Jhs. den Buddhismus ein. Mit der Religion gelangten Bürokratie, Schrift, Medizin und der Konfuzianismus nach Japan. Außerdem auch die Geomantik, der Glaube an Glück oder Unglück bringende Himmelsrichtungen, ähnlich dem chinesischen Feng-Shui. Dieser Prozess verstärkte sich unter dem Prinzregenten Shotoku Taishi (574–622) aus der herrschenden Soga-Familie. Der Austausch mit China führte zu Reformen in Politik, Erziehung und Ethik. In diese Zeit fällt Japans erste Verfassung auf der Grundlage konfuzianischer Ideen. Shotoku förderte den Bau von Tempeln in der Region Asuka, etwa des Horyu-ji (siehe S. 264 ff.). Shotokus Tod brachte Nachfolgekämpfe mit sich. Nach einer Seeschlacht 663 verlor Japan seinen Stützpunkt in Korea. Der Austausch mit China setzte sich aber fort. Die neue Hauptstadt Fujiwara wurde 694 südlich von Asuka errichtet. Auf den Niedergang der Soga folgte die Taika-Reform (»Reform der großen Veränderung«), die die Zentralisierung der kaiserlichen Macht vorantrieb.

    Welterbestätte Shirikawa-go mit Bauernhäusern im gassho-zukuri-Stil

    Nara-Zeit (710–94): Westlich des heutigen Nara wurde 710 eine neue, größere Hauptstadt erbaut: Heijo. Ein Netz von Hauptstraßen zwischen den Provinzstädten ließ im 8. Jh. das Land zusammenwachsen und stärkte so die Zentralmacht. Unter der Herrschaft des recht frommen Kaisers Shomu (724–49) gewann der Buddhismus weiter an Bedeutung. Shomu ließ überall Klöster und Tempel errichten, so auch den eindrucksvollen Todai-ji in Nara. Buddhistische Geistliche wie auch regionale Herrscherfamilien forderten die Regierung heraus. Im Intrigenspiel tat sich die Fujiwara-Familie hervor. 749 folgte Koken, die Tochter Shomus und einer Angehörigen des Fujiwara-Clans, ihrem Vater auf dem Thron. Koken hatte eine Affäre mit einem mächtigen buddhistischen Geistlichen, der sie davon zu überzeugen versuchte, ihm die Herrschaft zu übertragen. Dies soll dazu geführt haben, dass man für fast tausend Jahre Frauen von der Thronfolge ausschloss. Um den Einfluss der buddhistischen Priester auf den Staat zu unterbinden, verlegte man die Hauptstadt im Jahr 784 nach Nagaoka, südwestlich des heutigen Kyoto.

    Buddhistische Geistliche wie auch regionale Herrscherfamilien forderten die Regierung heraus.

    Heian (794–1185): Man nimmt an, dass Todesfälle in der Familie oder eine Flut den Kaiser veranlassten, die Hauptstadt 794 abermals zu verlegen. 16 km nordöstlich von Nagaoka entstand Heian-kyo, die »Hauptstadt des Friedens und der Stille«, das spätere Kyoto. Dominierende Kraft dieser Epoche blieb der Fujiwara-Clan. Er erreichte den Zenit seiner Macht unter Michinaga (966–1028): Er ließ vier seiner Töchter in die kaiserliche Familie einheiraten und brachte so zwei seiner Neffen sowie drei seiner Enkel als Kaiser auf den Thron. Neue buddhistische Schulen – Tendai und Shingon – wurden mit staatlicher Unterstützung, von China kommend, in Japan etabliert, um die Macht der Tempel von Nara einzuschränken. Nach dem Ende der T’ang-Dynastie 907 brach der Austausch mit China ab. Fortan entwickelte sich die japanische Kultur unabhängig weiter und erreichte in der Heian-Zeit einen Höhepunkt. Tagebücher und der älteste Roman der Welt, Die Geschichte vom Prinzen Genji, der Hofdame Murasaki Shikibu, zeugen vom hohen Niveau der Literatur.

    Der frühmittelalterliche Tsurugaoka-Hachiman-gu, erbaut 1063

    Während die Fujiwara in Nachfolgestreitigkeiten versanken, erlebte die neue Samurai-Klasse ihren Aufstieg. Vor allem die Taira (auch Heike) und Minamoto (auch Genji) mischten sich in die Thronfolgekämpfe ein. Rivalisierende Gruppen der Fujiwara, die verschiedene Machtansprüche unterstützten, spielten die Taira und Minamoto gegeneinander aus. Waren die Taira anfangs noch siegreich, nahmen die Minamoto im Gempei-Krieg Rache. Die Armee von Minamoto Yoritomo (1147–99) vertrieb 1180 die Taira aus der Hauptstadt und schlug sie 1185 in der Seeschlacht von Dannaura. Unter den Opfern dieser Schlacht befand sich auch der siebenjährige Kaiser Antoku.

    DAS MITTELALTER

    Kamakura-Zeit (1185–1333): Minamoto Yoshitsune unterlag seinem Bruder Yoritomo und beging 1189 Selbstmord. Drei Jahre später errichtete Yoritomo in Kamakura, südwestlich des heutigen Tokio, eine neue Hauptstadt. Yoritomo stand als selbst ernannter Shogun (Militärherrscher) einer Militärregierung (bakufu) vor. Sie setzte sich aus Provinzgouverneuren zusammen, in deren Dienst die bushi (»Krieger«) standen. Nach Yoritomos

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1