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Eiskalter Sommerwind: Fuerte-Krimi No 2
Eiskalter Sommerwind: Fuerte-Krimi No 2
Eiskalter Sommerwind: Fuerte-Krimi No 2
eBook219 Seiten2 Stunden

Eiskalter Sommerwind: Fuerte-Krimi No 2

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Über dieses E-Book

Kommissar Franz-Josef Grillmayr und sein Assistent José Esparagio haben alle Hände voll zu tun. Eine Serie von Gewalttaten verbreitet Angst und Schrecken unter den Touristen auf Fuerteventura. Fieberhaft ermitteln Grillmayr und José, sind sich bei der Prioritätensetzung aber nicht immer einig. Zusätzlich wird ihre Arbeit durch andere, rätselhafte Vorkommnisse erschwert.

Als endlich Hoffnung aufkeimt, der Pathologe Georg Sanchez könnte mittels DNA-Analysen Licht in das Dunkel bringen, gerät dieser wegen der teuren Geräte-Anschaffung selber unter Druck. Den Problemen mit seinem Vorgesetzten begegnet er dabei auf die ihm eigene Art und Weise.

Josés Freundin Arantxa will unterdessen unbedingt Karriere bei einer Filmproduktion machen. Dabei ist ihr offensichtlich jedes Mittel recht und sie scheint nicht einmal die 'Besetzungs-Couch' zu scheuen. Ärger mit
José ist programmiert.
SpracheDeutsch
HerausgeberMind-Company
Erscheinungsdatum8. März 2019
ISBN9783966103411
Eiskalter Sommerwind: Fuerte-Krimi No 2
Autor

Oliver Hamann

Oliver Hamann lernte Fuerteventura im Jahr 2004 kennen und lieben. Ausführliche und intensive Recherchen vor Ort bilden die Grundlagen für seine Fuerte-Krimis. Der gebürtige Münchner bezeichnet sich selber als 'Mondscheinautor', denn die Kriminalromane des inzwischen in Schweden lebenden Autors entstehen ausschließlich nebenberuflich in seiner Freizeit - und somit manchmal auch bei Mondschein.

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    Buchvorschau

    Eiskalter Sommerwind - Oliver Hamann

    978-3-96610-341-1

    Inhalt

    Dienstag, 23. Juli

    Mittwoch, 24. Juli

    Donnerstag, 25. Juli

    Freitag, 26. Juli

    Dienstag, 23. Juli

    Ein Schatten fiel unvermittelt auf den Kopf von Ansgar Hessler; abrupt wurde sein Dösen unterbrochen. Er hatte seine Liege extra in die Sonne an den Rand des geschwungenen Hotel-Pools geschoben, um Wärme und Licht zu tanken, und jetzt das. Blinzelnd suchte er nach dem Grund der Störung. Eine Frau stand neben seiner Liege und beschattete nicht nur seinen Kopf. Die noch tief stehende Morgensonne warf das Ganzkörperprofil der Frau bis weit in das glitzernde Wasser des Pools.

    »Sie! Hallo, das ist meine Liege!«

    Hessler hasste es, wenn er aus seinen Träumereien gerissen wurde. Er stellte sich schlafend, musterte aber zwischen leicht geöffneten Augenlidern die Person, die ihn so barsch angesprochen hatte. Dabei registrierte er weiße Socken an ihren Füßen, die in billigen, mit rotem Schlangenhautmuster versehenen Pantoffeln steckten. Darüber nahm er von Sonnenbrand gerötete Schienbeine wahr. Hesslers Nackenhaare sträubten sich. Sein Blick wanderte weiter nach oben und blieb an einem braunen Badeanzug mit großflächigem weißen Blumenmuster hängen. Eine der Blumen spannte sich über den sehr üppigen Busen der Frau und bekam dadurch das Aussehen eines aufgeblasenen Luftballons. Gänsehaut breitete sich bis zu Hesslers Rücken aus. Er verzichtete auf weitere Entdeckungen, drehte der Frau wortlos den Rücken zu und versuchte, sie zu ignorieren.

    »Hören Sie mal, das ist meine Liege!«

    »Die gehören allen hier, nicht nur Ihnen«, brummte er gereizt.

    Mit dem Fuß trat die Frau jetzt mehrmals kräftig an das Gestell der Liege. Hessler drehte sich zu ihr. Wenn er etwas nicht ausstehen konnte, waren es rechthaberische Frauen.

    »Ich hab die heute Früh mit meinem Handtuch reserviert. Deswegen bin ich extra um sechs Uhr aufgestanden, und jetzt liegen Sie da drauf. Entweder Sie verschwinden jetzt oder…«

    »Oder was?«, fragte Hessler herausfordernd. Er stützte seinen Oberkörper auf die Unterarme. Mit stechendem Blick sah er die Kontrahentin streng an.

    »Oder was?«, wiederholte er fordernd.

    Die Frau starrte Hessler mit hochrotem Kopf an.

    »Oder, oder … passen Sie nur auf. Ich kann auch ganz anders!«

    Das Wort ›ganz‹ betonte sie drohend und zog es dabei in die Länge. Mit verächtlichem Blick pustete sie empört schnaubend Luft durch die Nase, drehte sich um und ging mit stampfenden Schritten davon. Hessler musterte die Frau von hinten. Er hatte Lust, ihr etwas Boshaftes hinterherzurufen. Aber es fiel ihm nichts ein, was ihm gemein genug erschien. Wieder einmal fehlte es ihm an Schlagfertigkeit und darüber ärgerte er sich. So blieb es nur bei dem Gedanken: Typisch deutsch.

    Kopfschüttelnd legte er sich wieder hin, versuchte, das Erlebte abzustreifen und zurück in seinen Tagtraum-Modus zu finden. Schließlich war es sein erster Urlaub seit mehr als einem Jahr und den hatte er dringend nötig. Als Entwicklungs-Spezialist einer Software-Firma hatte er über 15 Monate ein umfangreiches Großprojekt geleitet und es endlich erfolgreich abgeschlossen. Vor zwei Tagen war die Übergabe an den Kunden erfolgt und nur drei Stunden später saß Hessler im Flugzeug nach Fuerteventura. Er hatte kein Handy dabei und hatte nicht einmal etwas zu Lesen mitgenommen. Er war mit der Idee auf die Insel gekommen, 14 Tage nichts, wirklich gar nichts, zu tun; einfach nur Wärme tanken und die salzige Luft schnuppern, denn das liebte er über alles. Er genoss die warmen Sonnenstrahlen, fühlte den kräftigen Wind auf seiner Haut, hörte das Wasser im Pool gluckern und spürte, wie ihn langsam die wohligen Schauer eines gedankenleeren Dämmerzustands überkamen.

    Kommissar Grillmayr hatte unruhig geträumt. Als er endlich aus seinem chaotischen Traum aufwachte, war er erleichtert, dass die Wirklichkeit erfreulich anders aussah – er lag in den Armen seiner Freundin Inez. Eng aneinander geschmiegt lagen sie im Bett. Vorsichtig streckte er sich ein wenig, um Inez nicht zu wecken. Sie schien noch tief zu schlafen. Liebevoll betrachtete er sie, nahm ihre ebenmäßige Haut und die pechschwarzen Haare wahr. Er hätte eine Ewigkeit so liegen und sie anschauen können, wenn ihn nicht schon die Gedanken an seinen heutigen Arbeitstag in Unruhe versetzt hätten. Er musste ein Beurteilungsgespräch mit seinem Assistenten José führen. Grillmayr hatte sich lange um die Schaffung dieser Assistentenstelle bemüht, zunächst aber erfolglos. Als er die Hoffnung schon aufgegeben hatte, hatte man ihm überraschend José geschickt, der direkt von der Polizeischule aus Madrid kam. In den Augen des Kommissars hatte sich José schnell unentbehrlich gemacht, auch wenn die deutsche und die spanische Mentalität ein ums andere Mal aufeinander prallten. So sagte Grillmayer grundsätzlich Schoßé, statt Chosé, wobei die Begründung typisch für den geradlinigen Kommissar war:

    »Dieses ständige ch, ch, ch. Da kriege ich jedes Mal ’nen Knoten im Hals, das ist mir zu verkrampft.«

    Der erste gemeinsam gelöste Fall hatte gezeigt, dass die beiden gut harmonierten. José war zwar noch etwas unerfahren, hatte aber mit Geschick, Fleiß und Intuition erheblich zur Aufklärung des kniffeligen Gewirrs aus Habgier, Betrug, Korruption und Eifersucht beigetragen. Und nun das: Vor kurzem war ein Schreiben mit der Versetzungsanweisung für den Jung-Kommissar auf Grillmayrs Tisch gelandet.

    Er seufzte laut und erschrak, als er merkte, dass Inez ihn aus ihren großen dunkelbraunen Augen ansah.

    »Hast du Hunger oder Sorgen?«

    »Ich wollte dich nicht wecken.«

    »Hast du auch nicht, ich bin schon lange wach. Es ist die Sache mit José, stimmt’s?«

    »Hm.«

    Inez besaß ein untrügliches Gespür, wenn ihr Freund Probleme wälzte.

    »Kannst du Gedanken lesen?«

    »Gar nicht notwendig, Grillo, du bist wirklich wie ein offenes Buch.«

    Der Kommissar hatte seinem Assistenten noch nicht eröffnet, um was es bei dem Gespräch gehen sollte. War er sonst für seine direkte Art bekannt, manchmal auch gefürchtet, tat er sich in diesem Fall wirklich schwer. José war ihm in der kurzen Zeit ans Herz gewachsen und er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er die passenden Worte finden und erklären sollte, dass er seine Stelle auf Fuerteventura schon wieder verlassen musste.

    »Ich mache uns jetzt erst einmal ein gutes Frühstück, dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Und – ich habe eine Überraschung für dich!«

    Inez lächelte vergnügt. Sie wusste, dass ihr Freund Überraschungen über alles liebte.

    »Bleib noch einen Moment liegen. Ich rufe dich, wenn es so weit ist.«

    Obwohl er heute für ein ausgiebiges Frühstück eigentlich keinen Nerv hatte, nickte Grillmayr. Scheinbar hatte Inez Spätdienst und musste erst gegen Mittag nach Costa Calma in das Hotel Playa Baja, in dem sie als Chefin des Room-Service arbeitete. Sie verschwand nach unten in die Küche, während sich Grillmayr auf die Seite drehte. Durch die Balkontür sah er eine kräftig leuchtende Sonne, die noch ein wenig von Morgendunst umrahmt war. Wie fast immer hier auf der Insel würde in ein, zwei Stunden der Himmel strahlend blau leuchten. Wir könnten mal wieder einen ausgiebigen Tag am Strand einlegen, überlegte er. An Inez’ nächstem freien Tag würde er sich mit ihr in die Dünen von Costa Calma legen, im salzigen – für eine Erfrischung fast zu warmen – Wasser des Atlantiks baden, und mittags in das kleine Pizzalokal an der Calle Punta de los Molinillos gehen. Bei dem Gedanken daran spürte er ein Kribbeln, das ihm gute Laune machte. In der Küche hörte er Inez hantieren und es roch schon herrlich nach frischem Kaffee.

    »Du kannst kommen, alles fertig!«

    Grillmayr streckte sich ausgiebig und tapste dann zu der steilen Treppe, die in den unteren Teil der kleinen Wohnung führte. In der Küche angekommen, gab ihm Inez einen Kuss auf die Wange und zeigte auf den kleinen Tisch.

    »Obstsalat!«

    »Na, das ist ja ein toller Start in diesen Tag. Besser kann es nicht mehr werden.«

    Grillmayr liebte frischen Obstsalat.

    »Ich sagte ja, dass ich deine Welt anders aussehen lassen würde.«

    Sie setzten sich und während Grillmayr anfing zu essen, erzählte ihm Inez in ihrer munteren Art von ihrem gestrigen Arbeitstag. Der Kommissar liebte es, ihr zuzuhören, wie sie in ihrem putzigen Deutsch-Spanisch-Gemisch so lebhaft erzählte, dass sein Gehirn mit dem Zusammenfügen bildhafter Vorstellungen gar nicht mehr nachkam. Und Inez hatte viele Geschichten erlebt, die nur das Leben und ihr Job schreiben konnten. Angefangen bei dem englischen Talkshow-Moderator, der sein Zimmer jeden Tag hinterließ, als hätte eine ganze Kompanie Orgien gefeiert, über den deutschen Rechtsanwalt, der seit 15 Jahren in das Hotel kam und nach seiner Ankunft immer drei Matratzen für sein Zimmer orderte. In kurzen Nickerchen probierte er jede Matratze, um dann zu entscheiden, welche ihm am angenehmsten schien. Oder der österreichische Arzt – Inez bekam bei dieser Geschichte immer einen Lachanfall – der seiner Frau zum Hochzeitstag 40 große Sonnenblumen ans Bett bestellt hatte. Für das Besorgen und die Schlepperei der Sonnenblumen sowie der riesigen Vase aufs Zimmer wollte er dem jungen Mann vom Room-Service großzügig 50 Cent Trinkgeld geben, was dieser höflich, aber bestimmt ablehnte.

    Inez schmückte ihre Erzählungen so bunt aus, dass Grillmayr oft meinte, er wäre in einem Theaterstück. Dagegen kam er sich mit seinen trocken vorgetragenen Berichten seiner Fälle und Ermittlungen wie ein richtiger Langeweiler vor. Aber Inez hing ihm dabei immer an den Lippen und bewunderte ihren Frantsch, wie sie ihn nannte, maßlos.

    In Ansgar Hesslers Traum drehte sich alles um eine wilde Party mit aufreizenden Frauen, die exaltiert lachten, durchgeknallte Geschichten erzählten und vor Vergnügen spitze Schreie ausstießen. Einerseits gefiel es Hessler, mitten unter den Schönen zu sein, andererseits ging ihm das Gekreische ziemlich auf die Nerven. Plötzlich schreckte er auf. Die Schreie waren nicht in seinem Traum, sondern real. Benommen versuchte er, seinen Blick zu fokussieren und ihn suchend seinem Gehör folgen zu lassen. Mit etwas Mühe lokalisierte er die Schreie in einem Zimmer im Hauptgebäude auf der anderen Seite des Pools. Eine Terrassentür stand dort offen und dahinter war eine junge blonde Frau offensichtlich in einen Kampf verwickelt. Mit den Fäusten schlug sie auf jemanden ein und schrie dabei.

    Ehestreit, dachte Hessler und wollte sich gerade wieder hinlegen, als er aus den Augenwinkeln wahrnahm, dass die Frau zusammenfiel und kraftlos zu Boden sank. Hessler wusste nicht, ob das ein Albtraum oder Wirklichkeit war. Verstohlen schaute er sich um, um zu sehen, ob die anderen Gäste am Pool eine Reaktion zeigten. Aber scheinbar war er im Moment der einzige Mensch hier, der keine Kopfhörer aufhatte und sich von Musik berieseln ließ. Er blickte noch einmal zu dem Zimmer. Es war Ruhe, nur das Brummen der Umwälzpumpe und das Rauschen der Wasserdüsen im Pool waren zu hören. Hesslers Gedanken überschlugen sich. Er stand auf, es war ihm etwas schwindelig. Mit unsicheren Schritten ging er um den Pool herum in Richtung des Zimmers und überquerte den kleinen Grünstreifen vor der Terrasse. Mit klopfendem Herzen näherte er sich der Terrassentür. Zuerst nahm er die seltsam verdrehten Beine der Frau wahr. Sie lag auf dem Rücken, ihre Augen starrten leblos zur Decke. Er stürzte ins Zimmer und fing instinktiv an zu handeln. Während seines Zivildienstes war er als Rettungssanitäter im Notarztwagen gefahren und wusste, was zu tun war. Er kniete sich neben die Frau und suchte am Hals mit Daumen und Zeigefinger nach ihrem Puls. Eine innere Stimme sagte ihm, dass er kein Lebenszeichen mehr finden würde. Nichts! Die Frau war tot. Nach kurzem Zögern entschloss er sich, trotzdem Wiederbelebungsmaßnahmen zu starten und beugte sich über sie. Plötzlich fiel ein Schatten über ihn. Im nächsten Augenblick spürte er ein Knie in seinem Rücken und jemand drückte ihn mit voller Wucht auf den Boden, begleitet von lautem spanischen Geschrei. Hessler sah vor Schmerz nur noch Sterne. Er wollte sich wehren, aber der Angreifer hatte ihm einen Arm auf den Rücken gedreht und fixierte ihn so, dass er sich nicht mehr rühren konnte.

    »Asesino, Asesino.«

    »Mörder, Mörder!«, schrie der Mann, der über Hessler kniete. Dann rief er immer lauter werdend um Hilfe. Hessler versuchte, etwas zu sagen, aber er wurde so fest zu Boden gedrückt, dass er nur noch röchelnd nach Luft japsen konnte.

    Endlich! Endlich hatte José sich durchgerungen. Nach langer Zeit ging er das erste Mal wieder Joggen. Seine Freundin Arantxa war ihm immer wieder in den Ohren gelegen, etwas für seine Gesundheit zu tun. Denn schließlich wollte sie gemeinsam mit ihm steinalt werden. Obwohl ihm die Entscheidung wie zähflüssiger Gummi im Kopf umher schwappte und es ihm vor der körperlichen Anstrengung grauste, hatte er sich nach mehreren Wochen Bedenkzeit endlich dazu entschlossen, heute mit der Umsetzung anzufangen. Aus einem Umzugskarton hatte er die Sportschuhe aus seiner Zeit bei der Polizeischule herausgefischt, eine Shorts und ein altes T-Shirt angezogen und sich auf den Weg gemacht. An seinem Smartphone hatte er den Stoppuhr-Modus gewählt und er begann, locker loszulaufen. Nach einigen hundert Metern ging er in Gedanken eine Checkliste durch.

    Atmung – ist regelmäßig!

    Füße ok – keine Schmerzen!

    Knie ok – keine Schmerzen!

    Oberschenkel – na ja – schon ein leichtes Ziehen!

    Alles in allem war er zufrieden, wie problemlos sein Körper die ungewohnte Belastung nach so langer Pause mitmachte. José hatte im Internet eine kostenfreie Website für die Erstellung eines Trainingsplans gefunden und sich am Computer ein Lauf-Programm zusammengestellt. Innerhalb von zwei Monaten wollte er sich von zwei auf acht Kilometer Distanz steigern und dann daran arbeiten, die Zeit pro Kilometer auf fünf Minuten herunterzuschrauben. Für dieses ambitionierte Ziel musste er zwar jeden zweiten Tag trainieren, aber das würde er schon hinbekommen. Er lief am Oasis Park von La Lajita vorbei und bog dann links ab, Richtung Küste. Sein Blick schweifte über den breiten Sandstrand und das blau leuchtende Meer, als sein Handy läutete.

    »Mist, ausgerechnet jetzt«, fluchte er laut.

    Mit dem T-Shirt wischte er sich den Schweiß von Stirn und Wangen, bevor er schwer atmend das Gespräch annahm. Es war Estragon Salazar, der Reviervorstand.

    »Junge, du schnaufst ja wie eine Dampflok.«

    Obwohl Salazar José bei seinem ersten Fall auf Fuerteventura mehr oder weniger das Leben gerettet hatte, waren sich die beiden immer noch nicht ganz grün. José war zwar direkt Kommissar Grillmayr unterstellt, aber da der Reviervorstand meinte, dass José die Stelle nur auf Grund von Beziehungen bekommen hätte, setzte sich Salazar bewusst immer wieder über die Hierarchie hinweg. Er ließ José spüren, dass er sich bei ihm beweisen musste und so kommandierte er ihn oft herum. José ließ sich das nicht gefallen und so gab es öfters Spannungen zwischen den beiden.

    »Was ist?«, forderte er Salazar knapp auf.

    »Wo bist du eigentlich? Ich hoffe ich störe nicht bei sexuellen Handlungen?«

    José hatte gute Lust, sofort wieder aufzulegen.

    »Estragon, ich bin beim Joggen! Sag schon, was ist los.«

    »Na dann, nimm mal die Beine unter die Arme und renn ins Hotel Arosa. Da gibt es eine Tote. Und vergiss deine Handschellen nicht. Den Täter haben wir schon!«

    José pustete immer noch schwer.

    »Eine Tote? Und ihr habt den Täter schon?«

    »Jaja, aber das ist ein Tedesco, den solltet lieber ihr grillen, du und dein Chef. Verstehst du, Grillmayr … grillen.«

    Aus dem Hörer kam dröhnendes Lachen. José legte einfach auf, drehte um und lief zurück zu seiner Wohnung. Er verzichtete darauf zu duschen, zog lediglich ein frisches Polohemd und andere Schuhe an, schwang sich auf sein Moped und machte sich

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