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Liebe und Hoffnung gegen die Angst: Super Arztroman Doppelband
Liebe und Hoffnung gegen die Angst: Super Arztroman Doppelband
Liebe und Hoffnung gegen die Angst: Super Arztroman Doppelband
eBook487 Seiten4 Stunden

Liebe und Hoffnung gegen die Angst: Super Arztroman Doppelband

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Über dieses E-Book

Liebe und Hoffnung gegen die Angst: Super Arztroman Doppelband

von Thomas West

 

Über diesen Band:

 

Dieser Band enthält folgende Arztromane

von Thomas West:

 

Eine Ärztin und Stunden der Angst

Hoffnung ist stärker als der Tod

 

 

Auf dem Weg nach Mannheim erfährt Felix Söhnker von dem Verhältnis seiner Frau. Es kommt zum Streit, und auf der regennassen Straße verliert Edith die Gewalt über den Wagen. Im Krankenhaus kommen die beiden wieder zu sich. Während Edith mit ihren schweren Verletzungen hadert, wird Felix von Schwester Marianne betreut, die selbst noch nicht über den Tod ihres Verlobten hinweggekommen ist.

SpracheDeutsch
HerausgeberBEKKERpublishing
Erscheinungsdatum15. Juli 2022
ISBN9798201965990
Liebe und Hoffnung gegen die Angst: Super Arztroman Doppelband

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    Buchvorschau

    Liebe und Hoffnung gegen die Angst - Thomas West

    Liebe und Hoffnung gegen die Angst: Super Arztroman Doppelband

    von Thomas West

    Über diesen Band:

    Dieser Band enthält folgende Arztromane

    von Thomas West:

    Eine Ärztin und Stunden der Angst

    Hoffnung ist stärker als der Tod

    ––––––––

    Auf dem Weg nach Mannheim erfährt Felix Söhnker von dem Verhältnis seiner Frau. Es kommt zum Streit, und auf der regennassen Straße verliert Edith die Gewalt über den Wagen. Im Krankenhaus kommen die beiden wieder zu sich. Während Edith mit ihren schweren Verletzungen hadert, wird Felix von Schwester Marianne betreut, die selbst noch nicht über den Tod ihres Verlobten hinweggekommen ist.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)

    © Roman by Author /

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Eine Ärztin und Stunden der Angst

    Eine Ärztin und Stunden der Angst

    Thomas West

    Published by BEKKERpublishing, 2019.

    Eine Ärztin und Stunden der Angst

    Ärztin Alexandra Heinze

    Arztroman von Thomas West

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 149 Taschenbuchseiten.

    Der Mord an einem Taxifahrer erschüttert das Notarztteam um Alexandra Heinze. Als dann wenige Tage später ein weiterer Taxifahrer überfallen wird, scheint es klar zu sein, dass es sich um einen Serientäter handelt. Doch der junge Dirk Ehning, der in das Marien-Hospital eingeliefert wird, weiß etwas anderes zu berichten.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    ––––––––

    ZUM BLOG DES VERLAGS geht es hier:

    https://cassiopeia.press

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    Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

    1

    Sie bogen in die schmale Sackgasse ein und sahen einige helle PKWs teils am Straßenrand, teils mitten auf der Straße stehen. Bei allen waren die Fahrertüren geöffnet, bei einem brannten die Scheinwerfer.

    „Da vorne am Waldrand ist es! Ewald Zühlke griff nach dem Notfallkoffer. „Mach den Hammer rein, du weckst ja die ganze Straße auf!

    Jupp Friederichs schaltete das Presslufthorn aus und steuerte den Rettungswagen auf den Bürgersteig am Waldrand. In den Häusern der gegenüberliegenden Straßenseite gingen einige Lichter an. Von fern hörten sie jetzt den vertrauten Signalton eines Polizeifahrzeuges.

    „Heute sind wir mal zuerst da", brummte Friederichs befriedigt.

    „Mensch, was machen die denn da?" Zühlke deutete durch die Windschutzscheibe auf die kleine Gruppe von Menschen, die etwa 200 Meter vor ihnen auf der Straße knieten.

    „Scheint ernst zu sein. Dr. Alexandra Heinze biss sich auf die Unterlippe. „Wenn mich nicht alles täuscht, ist das ein Wiederbelebungsversuch.

    Im Scheinwerferlicht sahen sie jetzt deutlich eine Gestalt auf der Straße liegen. Einer der um sie Knieenden, ein kräftig gebauter Mann, stützte seine gestreckten Arme auf den Brustkorb des Leblosen und bewegte seinen Oberkörper dabei rhythmisch auf und ab. Jetzt unterbrach er seine Bewegungen, und eine Frau, die am Kopf des Liegenden kniete, beugte sich über dessen Gesicht und presste ihren Mund auf seinen. Danach begann der Mann wieder mit seinen stoßartigen Armbewegungen.

    Zwei weitere Männer, die eben noch am Boden knieten, waren jetzt aufgesprungen und rannten dem Rettungsfahrzeug winkend entgegen.

    „Scheiße, knurrte Jupp Friederichs, „die machen ja ’ne Herzdruckmassage! Er stoppte hinter dem letzten der hellen Fahrzeuge. Es waren Taxen.

    Sie sprangen aus dem Rettungswagen. Einer der Männer, die ihnen entgegengelaufen waren, packte Friederichs am Arm. „Er atmet nicht mehr!", keuchte er. Schweißperlen standen auf seiner Stirn.

    Zühlke und Dr. Heinze knieten schon neben dem Leblosen.

    „Intubieren!" Weitere Anweisungen der Notärztin waren nicht nötig: Friederichs entfernte eine Zahnprothese aus dem Mund des auf der Straße liegenden Mannes. Zühlke reichte die Instrumente und den Tubus an. Dr. Heinze schob den daumendicken Kunststoffschlauch in die Luftröhre des Bewusstlosen, während Zühlke dessen Brust entblößte und Elektroden für das EKG anlegte. Friederichs steckte den Ambubeutel auf den Tubus, presste die blasebalgartige Kunststoffkugel zweimal zusammen, und als sich darauf der Brustkorb des Bewusstlosen hob und senkte, übernahm Zühlke die Herzdruckmassage. Alles schweigend, alles ohne Hektik, Handgriff für Handgriff saß, keine Minute brauchten sie dafür. Mehr als einmal hatte sich diese atemberaubende Routine des eingespielten Teams als lebensrettend erwiesen.

    „Was genau ist passiert?", fragte Alexandra Heinze, während sie eine Kanüle in die Armvene des Mannes schob. Die stark blutenden Schnittwunden im Gesicht des Mannes hatte sie längst wahrgenommen. Aus den Augenwinkeln sah sie nun den blutverschmierten Griff eines Messers aus seinem Bauch ragen.

    „Überfall, sagte der Mann, den Zühlke von der Herzmassage abgelöst hatte, mit heiserer Stimme. Er mochte Ende dreißig sein, hatte eine Stirnglatze und trug trotz der warmen Nacht eine schwarze Lederjacke. „Er konnte noch einen Notruf absetzen. Der Schweiß floss in Strömen über das großporige, unrasierte Gesicht des Mannes. Er atmete schwer.

    „Anstrengend, so eine Herzmassage was?" Alexandra Heinze versuchte ihn aufmunternd anzulächeln, während sie die Blutdruckmanschette anlegte.

    „Wahrlich, das Gesicht des Mannes blieb todernst, „für einen Kettenraucher wie mich jedenfalls. Er schaute sie nicht an, als er das sagte. Seine graugrünen Augen hingen traurig am Gesicht des Verletzten. Es war aschfahl.

    „Schwein, verfluchtes!", stieß die blonde Frau aus. Sie hatte sich auf die Straße gesetzt und eine Zigarette angezündet. Ihr Haar war kurzgeschnitten. Sie trug ein weißes T-Shirt und Turnschuhe. Dr. Heinze schätzte, dass sie etwa in ihrem Alter sein musste.

    Die Polizeisirene näherte sich rasch, Scheinwerfer bogen zweihundert Meter entfernt um die Kurve. Mit blinkenden Blaulichtern hielt der Streifenwagen auf ihrer Höhe an der bewohnten Straßenseite. Die ersten Fenster öffneten sich. Menschen lehnten heraus, einige mit nackten Oberkörpern.

    Die Beamten ließen sich von den Taxifahrern informieren. Siegfried Brunauer hieß der Überfallene. Die Frau – Nina Sager hieß sie – war als erste am Tatort gewesen. „Genau zwölf Minuten, nachdem ich den Notruf empfangen hatte."

    „Ich kam etwa zwei Minuten später, sagte der mit der schwarzen Lederjacke. Franz Worms hieß er. „Wir haben ihn sofort aus dem Wagen gezogen und mit der Wiederbelebung begonnen.

    „Wissen Sie noch die genaue Uhrzeit?" Alexandra Heinze stand auf und drückte einem der beiden anderen Taxifahrer den Infusionsbeutel in die Hand, den sie eben an die Vene des Opfers angeschlossen hatte. Fragend sah sie Franz Worms an.

    „Zwei Uhr fünfzehn etwa", antwortete er. Seine Hand mit der Zigarette zitterte.

    Die Notärztin schaute auf die Uhr: Zwanzig vor drei. Und immer noch keine Eigenatmung, und immer noch wollte das Herz nicht von selbst schlagen. Friederichs und Zühlke mühten sich verbissen.

    „Er ist nicht mehr zu retten, oder?" Dr. Heinze wich Franz Worms durchdringendem Blick aus.

    „Schwein! Verfluchtes Schwein!" Die raue Stimme der Blonden erstickte in einem Schluchzen. Sie lehnte ihren Kopf an die Schulter ihres Kollegen.

    Die Polizisten hatten inzwischen die Kripo benachrichtigt. Als sie mit zwei Fahrzeugen vorfuhr, es war kurz nach drei, packten die Sanitäter gerade ihren Notfallkoffer ein. Sie hatten aufgegeben. Bedrückt stand die Notärztin bei den Kollegen des Toten und suchte nach Worten. Die erleuchteten Fenster hingen jetzt voller Schaulustiger. Einige Anwohner waren sogar in Schlafanzügen und Nachthemden vor ihre Häuser getreten.

    Einige Kripobeamte wandten sich an die vier Taxifahrer. „Wir sind von der Spurensicherung. Würden Sie jetzt bitte den Tatort räumen? Wir wollen mit unserer Arbeit beginnen."

    Franz Worms musterte sie. Alexandra Heinze meinte etwas Spöttisches in seinen traurigen Augen aufblitzen zu sehen. „Das werden wir sofort tun, meine Herren. Er wandte sich von den Beamten ab und ging auf den Toten zu. „Zuerst aber wollen wir uns von unserem Kollegen verabschieden.

    Er ging vor dem leblosen Körper in die Hocke, ohne sich um die Proteste der Beamten zu kümmern. Alexandra Heinze gab den Polizisten ein beschwichtigendes Handzeichen. Sie verstummten.

    Nina Sager und die beiden anderen Taxifahrer traten neben Franz Worms. Eine Zeitlang schwiegen sie. Alexandra Heinze sah Tränen im Gesicht des hockenden Mannes glänzen. Auch Nina Sager heulte.

    „Leb wohl, Alter, sagte Worms schließlich mit heiserer Stimme, „tut mir leid, dass deine Stunde so früh kam.

    Er erhob sich und ging zu seinem Taxi. „Ich fahre zu seiner Frau."

    Die Notärztin sah ihm nach. Irgendetwas an diesem Mann beeindruckte sie. Sie ahnte nicht, dass sie ihn bald wiedersehen würde.

    2

    „Guten Morgen, Frau Doktor! Gut geschlafen?" Bestens gelaunt, wie meistens, betrat Dr. Clemens Stellmacher das Bereitschaftszimmer des Notdienstes.

    „Geht so", Alexandra Heinze gähnte und packte ihre Tasche. Auch Jupp Friederichs und Ewald Zühlke blieben ungewohnt einsilbig.

    „Nanu? Stellmacher sah nacheinander prüfend in die drei Gesichter des Nachtteams. Seine Kollegin war blass, die beiden Sanitäter machten einen bedrückten Eindruck auf ihn. „Schlecht geträumt?

    „Ja, knurrte Zühlke, „von einem toten Taxifahrer.

    Verständnislos zog der Arzt die Augenbrauen hoch. „Toter Taxifahrer? Er stellte seine Mappe auf den Schreibtischstuhl. Schnell begriff er, dass den dreien nicht zum Scherzen zumute war. „Mal im Ernst jetzt, was ist passiert?

    „Messer im Bauch. Friederichs schlürfte seinen Kaffee. Er war viel zu müde, um große Erklärungen abzugeben. „Überfall.

    Fragend sah Stellmacher seine Kollegin an. Die gab bereitwillig Auskunft. In knappen Worten berichtete sie von dem nächtlichen Einsatz. „Fast eine Stunde lang haben wir reanimiert. Doch er kam nicht mehr. Sie seufzte. „Wahrscheinlich hat ein Messerstich die Bauchaorta getroffen. Der Mann ist jedenfalls innerlich verblutet.

    Als Karl Miller und Bruno Burgholz zum Dienst kamen, um Friederichs und Zühlke abzulösen, wurde zumindest Friederichs etwas gesprächiger. Dr. Heinze kannte ihn lang genug, um hinter den rauen Worten, mit denen er den Einsatz schilderte, seine starke Betroffenheit zu spüren.

    „Tja, Miller schüttelte ratlos den Kopf, „Berufsrisiko. Mal wieder ein Grund, sich über unseren Job zu freuen.

    „Die Kollegen waren ziemlich fertig, berichtete jetzt auch Friederichs, „haben richtig geheult.

    Eine Zeitlang schwiegen alle und hingen ihren Gedanken nach. Normalerweise wären ihre beiden Sanitäter schon gegangen. Doch Alexandra Heinze kannte das: Dieses Bedürfnis, nach schwierigen Einsätzen länger zu bleiben und zu reden. Direkt danach waren ihre Sanitäter meistens ziemlich wortkarg. Aber am Morgen, bei Schichtwechsel, tauten sie in der Regel auf.

    „Hoffentlich bleibt er diesmal der Einzige", sinnierte Dr. Stellmacher vor sich hin. Alexandra Heinze blickte ihn erstaunt an.

    „Wieso?", fragte Burgholz.

    „Na ja, vor vier oder fünf Jahren hatte ich auch mal so einen Fall. Der zog dann eine ganze Serie von Überfällen nach sich. Er wandte sich an Burgholz, mit dem er schon seit sechs Jahren zusammenarbeitete. „Erinnern Sie sich, Herr Burgholz?

    „Klar, Burgholz hängte seine Jacke in den Spind. „Zwei der armen Schweine haben sie umgelegt damals.

    Diese Auskunft war nicht dazu angetan, die Stimmung zu heben. Alexandra Heinze stand auf und nahm ihre Tasche. „Das sind ja schöne Aussichten. Sie ging zur Tür. Diese Klinik für heute hinter sich zu lassen und die böse Erfahrung dieser Nacht abzuschütteln wie einen schlechten Traum – das war jetzt ihr einziger Wusch. „Auf Wiedersehen, meine Herren. Und, sie drehte sich noch einmal um, „einen ruhigen Dienst."

    Auf dem Weg zum Parkplatz sah sie auf die Uhr. Schon viertel nach acht. Sie beschleunigte ihre Schritte. Das Bedürfnis, Werner zu sprechen, bevor er in der Praxis verschwand, trieb sie vorwärts. Sie wollte unbedingt mit ihm zusammen frühstücken.

    Sie schloss die Wagentüre auf und sank in den Sitz. Ihr Blick fiel auf die rechte Seite der Windschutzscheibe. Sie stutzte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie begriff, was das da hinter dem Scheibenwischer an ihrer Frontscheibe klemmte. Ein erstauntes Lächeln huschte über das Gesicht der Ärztin. Sie stieg aus, löste das Wischerblatt etwas und zog die langstielige, dunkelrote Überraschung heraus – eine Rose.

    3

    Franz Worms hatte seine festen Gewohnheiten: Gegen halb eins stand er meistens auf, schaltete die Kaffeemaschine ein und ging Brötchen holen. Auf dem Rückweg vom Bäcker kaufte er die Zeitung. Nach dem Frühstück die erste Zigarette. Und dazu die Zeitung.

    Taxifahrer ermordet lautete heute die Schlagzeile. Er las den Artikel ohne ein einziges Mal an seiner Zigarette zu ziehen. Der Mord hat sich vorgestern Nacht gegen ein Uhr ereignet. Der Täter ist nach Angaben der Polizei zu Fuß durch den Stadtwald geflüchtet – zusammen mit den gesamten Tageseinnahmen des Taxifahrers.

    Worms ließ die Zeitung auf den Boden gleiten. „Scheiße, verdammte!" Er starrte zum einzigen Fenster seiner Altstadtmansarde hinaus. Die Mittagssonne strahlte von einem wolkenlosen Julihimmel. Auf dem Fensterbrett standen drei Kakteen.

    Der Schreibtisch an dem er saß, war übersät mit losen, beschriebenen Blättern, Büchern, Zeitschriften und Fotos – Fotos von seinem Sohn, seiner Mutter, von Häusern, Plätzen der Stadt, von Kollegen, Porträts fremder Menschen, die ihm auf seinen Fotoexkursionen zufällig über den Weg gelaufen waren. Auch einige Fahrgäste waren darunter. Meistens Nachtaufnahmen.

    Auf der rechten Seite des Schreibtisches der Computer. Auf dem Teppichboden, rund um den Schreibtisch stapelten sich Bücher.

    Eine Wand des kleinen Zimmers war ganz ausgefüllt mit einem Bücherregal. Kreuz und quer, hintereinander, übereinander standen und lagen die Bücher darin, dazwischen Schuhkartons, Blechdosen, Aktenordner, ein Schachbrett und genau in der Mitte – in auffälligem Kontrast zum sonstigen Chaos – ein Meter Regalbrett nur für Fotoapparate und Objektive, ordentlich nebeneinander aufgestellt.

    An der Wand gegenüber ein Kleiderschrank, ein Bett, darüber zahllose Fotos, mit Stecknadeln an der Wand befestigt. Auf dem Boden, neben dem Bett, das Telefon. Das klingelte jetzt.

    Seine Mutter war dran. „Ja, ich habe den Bericht gelesen. Franz Worms setzte sich aufs Bett. „Kann sein, dass ich ihn kannte. Die Telefonate mit seiner Mutter waren selten in ein paar Minuten zu erledigen. „Nein, ich hatte frei an diesem Tag. Keine Angst, mir passiert sowas nicht. Er log immer, so gut er konnte, um die alte Dame nicht zu beunruhigen. „Mein Examen? Klar Mama, ist so gut wie fertig. Nächstes Jahr um die Zeit bin ich Lehrer.

    Seitdem er geschieden war, also seit zwei Jahren, rief sie fast jeden zweiten Tag an, erkundigte sich nach dem Stand seiner Examensarbeit, nach seinen Mahlzeiten, nach seinen finanziellen Verhältnissen und nach seiner Gesundheit. Franz Worms wusste immer nur Gutes zu erzählen. „Keine Sorge, Mama, bald ist Schluss mit dem Taxifahren. Und außerdem: Nachtdienst mache ich so gut wie nie, ehrlich."

    Als er aufgelegt hatte, ging er zum Schreibtisch und beförderte die Zeitung mit einem Tritt ins Bücherregal. „Scheiße!" Er starrte die Blätter auf dem Schreibtisch an, die Bücher und den PC. Seit fast fünf Jahren versuchte er nun, diese verdammte Examensarbeit auf die Reihe zu kriegen. Alles mögliche war ihm dazwischen gekommen: Die aufreibende Ehe mit Sarah, die Scheidung, die Notwendigkeit, neben seinem persönlichen Leben auch noch den Unterhalt zu finanzieren und eine Entziehungskur. Vor allem aber seine Faulheit. Oder sollte er besser sagen, seine Unfähigkeit, einen ganz normalen Alltag zu organisieren? Wenn er nicht in irgendeiner Kneipe versumpfte, oder sich im Werk irgendeines Dichters oder Philosophen verlor, dann war es eben seine Fotoleidenschaft, die ihn vom Studium abhielt, oder sein Sohn oder seine Kollegen, die genau wussten, dass er keine Bitte um eine Vertretungsfahrt ablehnen konnte, oder einfach eine Frau.

    Also gut. So war das bisher. Das musste jetzt anders werden. Bis zum Dienstbeginn waren noch ein paar Stunden Zeit. Franz Worms schaltete den Computer ein und nahm das aufgeschlagene Buch neben der Kaffeekanne zur Hand. Er wollte sich eben setzen, da klingelte es. Er sah auf die Uhr: Kurz nach zwei. Sascha, natürlich! Sie hatten sich verabredet, um am Rhein Brücken und Schiffe zu fotografieren. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, seinen Sohn für das Fotografieren zu begeistern, und hatte ihm zum zehnten Geburtstag eine Kamera geschenkt.

    Franz Worms legte das Buch weg, schaltete den PC aus und ging zur Tür.

    4

    Keine zweihundert Meter Luftlinie entfernt, an der Rheinpromenade, lehnte sich zur gleichen Zeit Dirk Ehning an die Rückwand eines Kiosks. Der Siebzehnjährige starrte gedankenverloren auf den Fluss. Er war mittelgroß und schmal. Sein dünnes fettiges Haar hing ihm strähnig auf die Schultern. Es war so dunkel wie seine großen Augen, die unruhig in einem pickeligen Gesicht flackerten.

    „Hei Ehni, sein Kumpel Gerd Braun schlenderte um die Ecke des Kiosks und drückte ihm eine Dose Bier in die Hand. „Hier, für dich. Er grinste ihn augenzwinkernd an.

    Nur wenig größer als Ehning war Braun von fast stämmigem Körperbau. Vom Hinterkopf seines kahl rasierten Schädels baumelte ein sorgfältig geflochtener Zopf. Zusammen mit seinen schmalen Augen verlieh ihm das einen mongolischen Touch. Obwohl er erst einundzwanzig war, konnte man ihn locker auf Ende zwanzig schätzen.

    „Mir ist ein fetter Automat über den Weg gelaufen heute Nacht. Schade, dass du nicht dabei warst. Er stieß mit ihm an. „Schade für dich.

    „Ich bin ganz gut flüssig heute. Hab Geld vom Arbeitsamt gekriegt. Ist mir lieber so, als aus ’nem Automaten." Dirk Ehning hatte schon einige kleinere Einbrüche und Diebstähle mit Gerd Braun begangen. Obwohl ihm der vier Jahre Ältere immer unheimlicher wurde, gelang es ihm nicht, den Kontakt zu ihm zu reduzieren.

    „Und, ’ne Stelle in Aussicht?"

    „Nee."

    „Na, dann wird die Kohle nicht lange reichen, was?" Gerd Braun lehnte sich neben ihn und zündete eine Zigarette an.

    Dirk schwieg. Er spürte deutlich den Sog, in den er geriet, sobald er einige Minuten mit Gerd Braun zusammen war. Er schaute an dem Älteren hoch und bewunderte dessen Kaltschnäuzigkeit und Härte. „Was soll ich denn machen?", fragte er bedrückt.

    „Ich wüsste da vielleicht was." Dirk schaute den Kumpel mit der für ihn typischen Mischung aus Neugierde und Angst an.

    Braun warf die Kippe weg und zog die Zeitung aus der Gesäßtasche seiner Jeans. „Da, lies." Er deutete auf die Schlagzeile.

    Dirk überflog den Bericht über den Taxifahrerüberfall. „Ja und?" Er ließ die Ahnung nicht zu, die sich ihm sofort aufdrängte. Er stellte sich dumm.

    Braun verdrehte die Augen. „Schwachkopf! Er fasste Dirk am Arm und zog ihn mit sich auf den Asphaltweg, der am Damm entlangführte. „Bis du so blöd, oder tust du nur so?

    Während sie am Fluss entlanggingen, redete Gerd Braun auf den Jüngeren ein. „Überhaupt kein Problem, du Schisshase. Ich hab mir das im Knast genau schildern lassen. Braun hatte ein halbes Jahr Gefängnis hinter sich. „Von einem, der sich auskennt.

    „Scheiße, ich will niemanden abstechen." Ehning wand sich noch, aber er wusste genau, dass etwas in ihm bereits ja gesagt hatte.

    „Blödmann! Wer spricht denn von abstechen? Gerd Braun sah sich um und senkte die Stimme. „Ich hab ’nen Platzpatronenrevolver. Den halten wir dem Typen unter die Nase. Was glaubste, wie schnell der die Kohle rüberschiebt.

    Braun bot Dirk eine Zigarette an. Der nahm sie und grinste schief. „Meinste?"

    Jetzt wusste Braun, dass er gewonnen hatte. Er zog Dirk vom Asphaltweg über die Straße. „Komm wir gehen zum Bahnhof. Ich hab schon jemanden ausgeguckt. ’ne Frau. Is leichter beim ersten Mal." Dirk Ehning folgte mit gesenkten Schultern.

    5

    Am Spätnachmittag kam Alexandra Heinze ungewöhnlich pünktlich nach Hause. Sie hatte mit ihrem Kollegen Conradi sogar den Dienst tauschen können, so dass sie heute keinen Nachtdienst machen musste. Heute Abend wollte sie mit Werner feiern. Mit ihm ganz allein.

    Sie legte den Sekt, den sie auf dem Nachhauseweg gekauft hatte, in den Kühlschrank. Die Rose, die sie nach Dienstschluss wieder an ihrer Windschutzscheibe gefunden hatte, stellte sie in einer Kristallvase auf den Küchentisch. Kopfschüttelnd betrachtete sie die langstielige, tiefrote Blume. Wer mochte es bloß sein, der ihr seit einer Woche fast jeden zweiten Tag auf diese Weise seine Verehrung zum Ausdruck brachte?

    Auf dem Tisch ein Briefchen von ihrer Schwiegermutter. Sie wäre mit einer Freundin unterwegs, wollte ins Theater, und es würde spät werden. Alexandra Heinze lächelte dankbar. Auf Werners Mutter war Verlass. Noch jedes Jahr an diesem Tag hatte sie einen Anlass gefunden, nicht vor Mitternacht nach Hause zu kommen.

    Alexandra ging die Treppe hinauf ins Wohnzimmer. „Werner?" Anuschka erschien schwanzwedelnd am oberen Treppenabsatz. Von Werner keine Spur. Seltsam – all die Jahre hatte er an diesem Tag die Praxis ein wenig früher geschlossen. Sie sah auf die Uhr: Gleich fünf. Nun ja, es würde ihm eben etwas Dringendes dazwischen gekommen sein. Auf dem Tisch keine Blumen, kein Brief wie sonst an diesem Tag. Enttäuschung legte sich auf ihre Brust.

    Alexandra Heinze ging in den Garten, schnitt Blumen, dekorierte den Wohnzimmertisch damit, legte das Geschenk für ihn daneben und bereitete das Essen vor. Die leise Enttäuschung wuchs, je länger sie auf Werner wartete. Aus Trotz rief sie nicht in der Praxis an. Sie wollte es wissen.

    Als Werner aus der Praxis kam, war es kurz nach sieben. Sie saß am gedeckten Tisch des Esszimmers und trank Sekt. Ihre Stimmung war auf dem Tiefpunkt.

    „Hallo Alexandra! Er gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. „Schön, dass du schon da bist. Er merkte nichts, obwohl ihre Miene steinern blieb. „Hattest du auch so einen ruhigen Tag?" Ohne dem gedeckten Tisch mehr als einen beiläufigen Blick zu gönnen, ging er ins Schlafzimmer und zog sich um.

    „Stell dir vor, rief er von dort aus, „um fünf hatte ich schon meinen letzten Patienten verarztet. Dann konnte ich in Ruhe Briefe diktieren und Abrechnungen machen. Sich ein Hemd über den Kopf ziehend, kam er wieder ins Esszimmer.

    „Schön für dich", Alexandras Miene blieb unbeweglich. Aber

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