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Und wenn du stirbst
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eBook232 Seiten2 Stunden

Und wenn du stirbst

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Über dieses E-Book

Was haben Georg Kramer, Frederik Klein, Kimberly Parker, Lola van Black und der Rest der Menschheit gemeinsam?

Leben, Liebe und der Tod.

Was würdest du tun, wenn du, genau wie Georg Kramer plötzlich die Chance hättest, einen Teil deines Lebens noch einmal zu leben? Würdest du andere Entscheidungen treffen? Was würdest du tun, wenn du an Frederik Kleins Stelle wärst und nicht nur dein Todesdatum kennen, sondern auch wissen würdest, wie du stirbst. Könntest du es verhindern? Wenn das Leben unweigerlich den Tod hervorbringt und er bereits mit der Geburt beginnt, gibt es dann nichts, was sich dem widersetzen kann? Wirklich nichts? Oder ist die Liebe stärker als alles, was wir uns vorstellen können? Vermag sie über den Tod hinaus zu existieren oder ist sie nur eine Illusion basierend auf chemischen Prozessen? Warum würden wir dann aber unser Leben riskieren, um ein anderes zu retten?

Die zweite Anthologie will genau diese Fragen beantworten und führt zudem Alexander Kühls Bücher auf wundersame Weise zusammen.

Was haben Georg Kramer, Frederik Klein, Kimberly Parker, Lola van Black und der Rest der Menschheit gemeinsam?

Leben, Liebe und der Tod.

Was würdest du tun, wenn du, genau wie Georg Kramer plötzlich die Chance hättest, einen Teil deines Lebens noch einmal zu leben? Würdest du andere Entscheidungen treffen? Was würdest du tun, wenn du an Frederik Kleins Stelle wärst und nicht nur dein Todesdatum kennen, sondern auch wissen würdest, wie du stirbst. Könntest du es verhindern? Wenn das Leben unweigerlich den Tod hervorbringt und er bereits mit der Geburt beginnt, gibt es dann nichts, was sich dem widersetzen kann? Wirklich nichts? Oder ist die Liebe stärker als alles, was wir uns vorstellen können? Vermag sie über den Tod hinaus zu existieren oder ist sie nur eine Illusion basierend auf chemischen Prozessen? Warum würden wir dann aber unser Leben riskieren, um ein anderes zu retten?

Die zweite Anthologie will genau diese Fragen beantworten und führt zudem Alexander Kühls Bücher auf wundersame Weise zusammen.

Nach -Ich will nicht sterben- die neue Anthologie in der Kühl erneut Einblick in seine Seele gewährt...

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum2. Okt. 2019
ISBN9783748716983
Und wenn du stirbst

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    Buchvorschau

    Und wenn du stirbst - Alexander Kühl

    Angaben

    Lektorat:

    Marion Mergen - Der Bunker, And if you die, Emma, Hölle Version 2019

    Carolin Olivares - Visionen

    In Zusammenarbeit der besten Crew der Welt

    Nicole Renner & Emi Emilia – Franziska, Sonntag, Verliebt, verlobt, verheiratet & glücklich geschieden, Georgs Weg

    Cover: Markus Lawo

    Covergrafik: Markus Lawo & Mandy Cheng

    Alle Rechte vorbehalten.

    E-Mail: alexander.kuehl@radioplanet-berlin.de

    Website: www.alexander-kuehl.eu

    Facebook-Seiten:

    www.facebook.com/Offizielle-Seite-Alexander-Kühl

    Über das Buch

    Was haben Georg Kramer, Frederik Klein, Kimberly Parker, Lola van Black und der Rest der Menschheit gemeinsam?

    Leben, Liebe und der Tod.

    Was würdest du tun, wenn du, genau wie Georg Kramer plötzlich die Chance hättest, einen Teil deines Lebens noch einmal zu leben? Würdest du andere Entscheidungen treffen? Was würdest du tun, wenn du an Frederik Kleins Stelle wärst und nicht nur dein Todesdatum kennen, sondern auch wissen würdest, wie du stirbst. Könntest du es verhindern? Wenn das Leben unweigerlich den Tod hervorbringt und er bereits mit der Geburt beginnt, gibt es dann nichts, was sich dem widersetzen kann? Wirklich nichts? Oder ist die Liebe stärker als alles, was wir uns vorstellen können? Vermag sie über den Tod hinaus zu existieren oder ist sie nur eine Illusion basierend auf chemischen Prozessen? Warum würden wir dann aber unser Leben riskieren, um ein anderes zu retten?

    Die zweite Anthologie will genau diese Fragen beantworten und führt zudem Alexander Kühls Bücher auf wundersame Weise zusammen.

    Über den Autor

    Alexander Kühl wurde in Berlin geboren. Heute lebt er in Thüringen – gemeinsam mit seiner Frau und drei Kindern. Bereits als kleiner Junge entwickelte er apokalyptische Weltuntergangsgeschichten. Ein denkwürdiger Strafaufsatz mit dem Titel »Eine Banane ist ein wundervolles Wurfgeschoss« motivierte den damaligen Schüler dazu, weitere Geschichten niederzuschreiben und an seinem Traum festzuhalten, der Schriftstellerei.

    2017 erschien Alexander Kühls Debütroman »RUNAWAYS«, 2018 »RUNAWAYS II« sowie seine Dystopie »STERNENRING«, die er bereits in früher Jugend zu Papier brachte. Im selben Jahr veröffentlichte er seine erste Kurzgeschichten-Sammlung »ICH WILL NICHT STERBEN!«, eine weitere Anthologie »UND WENN DU STIRBST« wird demnächst folgen. Darüber hinaus ist der mittlerweile etablierte Autor Gründungsmitglied und Namensgeber des STRANGE TALES CLUBs, der demnächst die zweite Anthologie veröffentlichen wird.

    2019 startete Alexander Kühl das FAN-Projekt STONE. Mittlerweile ist nun der zweite Band zur geplanten Trilogie erschienen …

    Der Bunker

    Freitag, 26. Oktober 1984

    Lächelnd führte Professor Herbert Heinze seinen Nachfolger Professor Lars Ulrich durch die Klinik. Mittlerweile hatte er sich mit dem Gedanken arrangiert, in den Ruhestand zu gehen. Die Übergabe der Nervenklinik sollte eigentlich schon vor einer Woche beginnen, doch ein grippaler Infekt setzte Professor Lars Ulrich außer Gefecht.

    »Es ist natürlich wirklich ärgerlich, dass es mir so die Füße weggerissen hat.« Ulrich entschuldigte sich zum wiederholten Male dafür, dass er erkrankt war. Beschwichtigend hob Professor Heinze die Hände.

    »Ach, mein Lieber, selbst wir sind davor nicht gefeit.«

    Sie betraten Station 9, die psychiatrische Intensivstation. Professor Heinze blickte nachdenklich zu den Türen der Krankenzimmer.

    Vor einer blieb er plötzlich stehen und seine bis dahin fröhliche Miene wich einer sorgenvollen. Seine Blicke wandten sich wieder an Ulrich.

    »Gut, dass Sie da sind. Sie sind jung, gerade erst Professor geworden, haben noch Ideale und vor allem Mut. Vielleicht können Sie sogar unseren aussichtslosen Fällen helfen.«

    »Wer befindet sich hinter der Tür?«, fragte Ulrich und richtete seine Brille.

    »Eine Kollegin. Doktor Alexandra Grubenbauer. Sie verschwand spurlos. Nach zehn Monaten tauchte sie wieder auf. Sie saß am Kurfürstendamm im Café Kranzler und sprach kein Wort.«

    Neugierig zog Ulrich seine Brille von der Nase und schaute durch das kleine Guckloch in der Tür. Auf dem Bett saß eine etwa vierzigjährige Frau mit langen schwarzen Haaren. Sie war schmächtig und blass. Man sah ihr an, dass bereits seit längerer Zeit kein Tageslicht ihr Begleiter war. Regungslos saß sie da und starrte die Wand an.

    »So sitzt sie schon seit fast einem Jahr und spricht nicht.« Heinze zog ein tiefes Seufzen durch seine Lungen.

    »Herr Professor, da muss ich Ihnen leider widersprechen.«

    Eine männliche Stimme klang aus dem Hintergrund. Die Professoren drehten sich um. Heinze erkannte sofort den Stationsarzt der psychiatrischen Intensivstation. Freundschaftlich klopfte er ihm auf die Schulter.

    »Doktor Jürgen Stuppe wird Ihnen einiges mehr über die Patientin erzählen können. Ich bin der Direktor und stecke da nicht so im Detail drin. Vor allem bin ich nicht auf dem neuesten Stand, was das abergläubische Geschwätz des Personals betrifft.«

    »Sicher muss man nicht alles glauben, was die Leute so erzählen«, erwiderte Doktor Stuppe mit einem Lächeln, das seinen ernsten Gesichtsausdruck fast sympathischer erscheinen ließ. »Aber ein Blick in die Akte lohnt sich schon, denn dass sie niemals gesprochen hat, entspricht nicht der Wahrheit. Als die Kollegin bei uns eingeliefert wurde, hat sie gesprochen.«

    Ulrich blickte neugierig auf.

    »Hat sie erzählt, wo sie zehn Monate lang war?«

    »Oh ja, das hat sie. Sie sprach von einer medizinischen Einrichtung.«

    »Was? Hat sie nähere Auskünfte gegeben?«

    »Die Einrichtung soll Tristan heißen und in einem Waldstück im britischen Sektor sein.«

    »Eine Einrichtung im Wald? Wissen Sie Näheres?« Ulrich schien die Antwort des Stationsarztes nicht zu genügen und auch Professor Heinze wurde ungeduldig.

    »Mensch, Stuppe, jetzt lassen Sie sich doch nicht alles aus der Nase ziehen!«

    Der junge Arzt verzog das Gesicht. Er wirkte unsicher. »Ach, wissen Sie, holen Sie sich doch die Information aus erster Hand von Frau Doktor Grubenbauer.«

    »Sie scherzen, oder?«

    »Nein. Die Gespräche mit ihr wurden alle aufgezeichnet. Sie finden die Notizen und Aufnahmen in ihrer Akte.«

    »Haben Sie die Gespräche geführt?«

    »Nein, das war Doktor Lange.«

    »Finde ich ihn auf dieser Station?«

    »Nein, ihn finden Sie in Spandau ... auf dem Friedhof. Lange hat sich nach den Gesprächen in seinem Haus erhängt.«

    Ungläubig starrte Ulrich den Stationsarzt an.

    »Das hatte doch aber nichts mit den Gesprächen zu tun, oder?«

    Stuppe schaute ernst und fixierte das fragende Gesicht des neuen Direktors.

    »Finden Sie es selbst heraus.«

    Ulrich nickte. Professor Heinze legte seufzend eine Hand an die Stirn. »Habe ich Ihnen schon gesagt, dass ich mich wahnsinnig auf meinen Ruhestand freue?«

    Dienstag, 30. Oktober 1984

    Professor Ulrich hatte sich mittlerweile in seinem Büro eingerichtet. Dazu gehörte nicht viel. Änderungen an der Einrichtung wollte er ohnehin nicht vornehmen. Ihm gefielen die Möbel im Sechzigerjahre-Stil. Er betrachtete eine Landkarte, die an der Wand hing. Professor Heinze hatte sie seinerzeit von seinem Vorgänger übernommen und nun ebenfalls an seinen Nachfolger übergeben.

    Es klopfte.

    »Ja bitte!«

    Eine rothaarige Frau mit knallrotem Lippenstift, mit ihren schier endlos langen Beinen ein wahrgewordener Männertraum, betrat das Büro des neuen Direktors und legte eine Akte auf den Schreibtisch.

    »Die gewünschte Krankenakte von Alexandra Grubenbauer.«

    »Danke, Frau Schneider.«

    Ulrichs Sekretärin warf ihrem neuen Chef ein strahlendes Lächeln zu und verschwand. Er strich sich über den Schnurrbart und nahm an seinem Schreibtisch Platz. Neugierig öffnete Lars Ulrich die Akte und verteilte den Inhalt auf seinem Tisch. Die Kassette nahm er sofort an sich und steckte diese in den Walkman seiner sechzehnjährigen Tochter, welchen sie ihm nicht unbedingt freiwillig zur Verfügung gestellt hatte. Er kniff die Augen zusammen, als er versuchte abzulesen, wo sich die Wiedergabetaste befand. Ulrich setzte sich die Kopfhörer auf und hörte gebannt zu. Die Qualität der Aufnahme war zunächst sehr schlecht. Ein Rauschen dröhnte in die Ohren des Professors und er suchte schnell das Rädchen, mit welchem man die Lautstärke hinunterregeln konnte. Er war der Meinung auf dem Band das Schluchzen einer Frau zu hören. Ein Kalter Schauer lief ihm jedes Mal über den Rücken, wenn das Jammern den Rauschpegel überwand. Plötzlich ertönte ein lautes Knacken und wenig später folgte eine tiefe männliche Stimme.

    »Mein Name ist Doktor Niklas Lange. Ich möchte Ihnen helfen, Frau Doktor Grubenbauer. Laut den Unterlagen, die wir von der Polizei erhalten haben, wurden Sie am 9. November 1982 von einer Kollegin als vermisst gemeldet. Sie verschwanden förmlich spurlos vom Erdboden. Niemand hat damals etwas gesehen oder gehört.

    Am 11. September 1983 tauchten sie plötzlich wieder auf, und zwar wie aus dem Nichts im Café Kranzler am Kurfürstendamm. Eine Kellnerin hatte die Polizei gerufen, da Sie auf kein Wort reagierten. Frau Kollegin, ich bin nicht die Polizei. Ich bin Arzt und möchte Ihnen helfen. Ich kann Ihnen aber nur helfen, wenn Sie mir sagen, was passiert ist. Ohne Ihre Unterstützung kann ich nichts in die Wege leiten. Mein Ansinnen soll ausschließlich Ihrer Gesundheit dienen. Bitte, Frau Doktor Grubenbauer, wo waren Sie, bevor Sie ins Café Kranzler gingen?«

    Rauschen setzte wieder ein. Im Hintergrund war das nervöse Betätigen des Druckmechanismus eines Kugelschreibers zu hören. Wieder knackte es und das Geräusch des Schreibgerätes verstummte. Für einen Moment war nichts zu hören, selbst das Rauschen war verschwunden. Ulrich schaute stirnrunzelnd auf den Walkman, um sich zu vergewissern, dass das Band nicht zu Ende war. Dies war nicht der Fall. Während er zusah, wie die kleinen Rädchen sich im Gerät drehten, hörte er erst ein Atmen, dann ...

    »Ich war zum Dienst.« Frau Grubenbauer hatte wohl geantwortet. Ihre Stimme klang kratzig und irgendwie schwach. Ulrich konnte die Erleichterung des Arztes, der die Befragung durchführte, förmlich spüren.

    »Sie waren zum Dienst? Zwischen Ihrem letzten Dienst im Krankenhaus und Ihrem Auftauchen im Kranzler liegen zehn Monate. Wo haben Sie sonst Ihren Dienst ausgeübt?«

    Wieder herrschte Stille. Dann drang ein Räuspern durch die Kopfhörer, gefolgt von einem Flüstern. Ulrich konnte nicht verstehen, was die Patientin sagte. Seinem Kollegen auf dem Band schien es ebenso zu ergehen.

    »Wo waren Sie, Frau Kollegin?«

    Wieder war ein Flüstern zu vernehmen, welches jetzt ängstlich klang.

    »Sie müssen mir versprechen, dass Sie alles, was ich Ihnen sage, für sich behalten.«

    »Ich verspreche es. Ich nehme alles, was Sie sagen werden, mit ins Grab.«

    Ulrich konnte Doktor Grubenbauer förmlich vor sich sehen, wie sie mit sich rang, was sie schließlich preisgeben sollte.

    »Ich stellte mich in den Dienst von Tristan. Das ist eine Institution, die sich voll und ganz der Forschung gewidmet hat. Tristan arbeitet im Geheimen und sprengt mit seiner Forschung Grenzen.«

    Nachhaken Lange, dachte Ulrich und rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her.

    »Wo befindet sich diese Institution?«

    »In einem abgelegenen Waldstück im britischen Sektor.«

    »Im Wald? Ein großes Gebäude? Das ist ja nicht sehr geheim.«

    »Tristan befindet sich unter der Erde in einem verlassenen Wehrmachtsbunker aus dem Zweiten Weltkrieg.«

    »Woran forscht Tristan

    Die Stimme von Alexandra Grubenbauer klang monoton und gleichgültig und löste in Ulrich ein noch nie dagewesenes Unbehagen aus.

    »Genforschung. Tristan möchte der Menschheit helfen, sich weiterzuentwickeln, die nächste Stufe der Evolution zu erreichen. Eine Fortpflanzung ohne Erbkrankheiten oder Zellmutationen.«

    »Wie will Tristan das schaffen?«

    »Tristan greift auf Probanden zurück. An lebenden Menschen zu forschen, führt zu einer epochalen Zeitersparnis. Dank Tristan befindet sich die Forschung auf dem Gebiet der Gentechnologie auf einer Ebene, die Sie sich nicht vorstellen können. Ein wahrer Quantensprung.«

    »Probanden? Menschen? Sind diese denn aus freien Stücken unter der Erde?«

    Doktor Lange war laut geworden, seine Stimme klang entsetzt, als würde er die Antwort bereits kennen.

    Auf Ulrichs Stirn sammelte sich der Schweiß. Er konnte nicht glauben was er dort hörte.

    »Nein. Niemand ist freiwillig dort und niemand wird diesen Ort jemals verlassen. Weder lebendig noch tot.«

    Ulrich hörte, wie Lange tief Luft holte. Er konnte das Entsetzen seines Kollegen förmlich spüren und hoffte, dass er trotzdem nachhaken würde.

    »Erklären Sie mir das bitte genauer, Frau Kollegin. Was heißt das konkret, dass niemand freiwillig da ist und Tristan nicht lebend verlassen wird?«

    Alexandra Grubenbauer schwieg für einen Moment. Die Qualität der Aufnahme wurde schlechter. Ulrich konzentrierte sich auf die Stimme der Patientin, die nach einem leisen Stöhnen im gleichen monotonen Ton weitersprach.

    »Ich glaube nicht, dass von denen da jemand freiwillig war. Niemand befand sich bei Bewusstsein. Alle waren ins künstliche Koma versetzt worden. Eine sehr humane Lösung, wie ich finde. So merkten die Probanden letztendlich auch nichts, als Ihnen die Organe entfernt wurden. Zum Schluss ihres Daseins, nachdem sie alle Tests durchlaufen hatten, wurden sämtliche Körperteile optimal verwertet. Daher sagte ich, dass niemand dieses Programm verlassen hat.«

    »Was ist mit Ihnen, Frau Kollegin? Sie konnten die Einrichtung verlassen.«

    »Ich war auch keine Testperson.«

    »Was ist Ihre Aufgabe in dem Programm gewesen?«

    »Ich war zuständig für die Probanden in der Aufzuchtstation.«

    Doktor Lange hustete stark. Ulrich konnte hören, wie sein Kollege entsetzt nach Luft schnappte.

    »Aufzuchtstation?«

    »Ich überwachte alle weiblichen Probanden im gebärfähigen Alter und natürlich auch die Ungeborenen. Wir züchteten unserer Testpersonen selbst. So konnten wir das Wunder der Evolution beobachten und studieren.«

    »Verstehe ich Sie richtig, dass Sie dort unten Frauen gefangen hielten und diese quasi als Wirt verwendet haben?«

    »Die Bezeichnung ›Wirt‹ ist nicht ganz richtig, da sie keine artfremden Lebewesen in ihrer Gebärmutter aufzogen. Die Frauen wurden im künstlichen Koma gehalten und entsprechend versorgt. Leider war ihre Lebenserwartung nicht sehr hoch. Ich habe in Aufzeichnungen gelesen, dass diese maximal drei Jahre betrug. In der Regel fanden sich auf meiner Station bis zu dreißig Frauen.«

    Ulrich konnte den dicken Kloß, den Lange versuchte hinunterzuschlucken, förmlich hören. Es war still. Nicht nur Lange musste sich sammeln, auch der Professor holte tief Luft. Angewidert versuchte er, sich gegen die Bilder von komatösen Frauen zu wehren, denen man Babys aus ihren Bäuchen schnitt.

    Lange räusperte sich. Anscheinend wollte er die Befragung fortsetzen.

    »Wie kommt es dann, dass Sie plötzlich im Kranzler am Kurfürstendamm saßen? Sie konnten sicherlich nicht einfach kündigen, oder?«

    Plötzlich riss das Rauschen ab. Das Band war zu Ende. Hastig drehte Professor Ulrich die Kassette um und betätigte die Wiedergabetaste. Es war nichts zu hören. Die zweite Seite enthielt keine Aufnahme. Enttäuscht nahm er die Kopfhörer ab und schaltete den Walkman aus. Zu viele Fragen blieben offen, die jetzt in seinem Kopf herumschwirrten. Er blätterte durch die Krankenakte und suchte nach weiteren Hinweisen. Irgendwo musste doch der Name eines Kripo-Beamten stehen. Doktor Lange hatte doch bestimmt so etwas wie ein Übergabegespräch gemacht. Tatsächlich fand er den Namen des damals ermittelnden Beamten Dennis Fleischer und die Adresse der Kriminalinspektion. Ulrich rieb sich nachdenklich die Nase. Diesen Fleischer am Telefon zu befragen, hielt er nicht für angemessen. Er musste ihn persönlich aufsuchen. Zwar hatte er keinen Termin, war aber zu ungeduldig, um noch im schlimmsten Fall weitere Tage ins Land ziehen zu lassen. Er verstaute die Unterlagen mitsamt dem Walkman in seinem Aktenkoffer und machte sich auf den Weg, diesen Kripobeamten aufzusuchen. Im Treppenhaus traf er Doktor Stuppe, der neugierig fragte: »Sind sie fündig geworden, Professor?«

    Ulrich antwortete mit einer Gegenfrage: »Warum hat sich Doktor Lange das Leben genommen?«

    Stuppes Miene verfinsterte sich.

    »Seine Frau litt an Krebs. Plötzlich verschwand sie spurlos und wurde nicht gefunden. Daraufhin tötete er sich selbst mit einer Gift-Injektion. Darf ich Ihnen einen Rat geben, Professor?«

    Ulrich nickte wortlos.

    »Graben Sie nicht zu tief!«

    Stuppe zog sich ins Stationszimmer zurück und Ulrich sah ihm nachdenklich nach. Er konnte diesen etwas seltsamen Kerl noch nicht richtig einordnen. Sein Entschluss, den Kripobeamten aufzusuchen, festigte sich noch mehr. Lars Ulrich war sich sicher, dass die prominente Patientin von Station 9 entweder völlig durchgeknallt war oder aber das dunkelste Geheimnis der deutschen Medizin in sich trug. Er stieg in seinen Wagen und fuhr davon.

    Der Professor klopfte an die Bürotür des Beamten. Fast zeitgleich bewegte er die Klinke nach unten und öffnete die Tür.

     »Kommissar Fleischer?« Ulrich trat ein, als er einen etwa Fünfzigjährigen Pfeife rauchenden Glatzkopf vertieft über Akten an einem Schreibtisch sitzen sah. Der Mann blickte auf und nahm die Pfeife aus dem Mund.

    »Dit kommt janz druff an, wer dit wissen will.«

    Dennis Fleischer war Berliner durch und durch. Die Hauptstädter waren bekannt für ihr Herz und ihre Schnauze. Bei Dennis Fleischer überwog die

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