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DIE REISE INS VERGESSEN: Ein Grusel-Krimi
DIE REISE INS VERGESSEN: Ein Grusel-Krimi
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eBook213 Seiten2 Stunden

DIE REISE INS VERGESSEN: Ein Grusel-Krimi

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Über dieses E-Book

Sie hat den furchtbaren Verdacht, eine Mörderin zu sein. Aber ihre Reise ins Vergessen wird zu einer Flucht vor der Angst. Irgendjemand ist hinter ihr her - um sie einzusperren, oder zum Schweigen zu bringen. Und da sind diese unheimlichen Zwischenfälle, für die es keine Erklärung gibt. Oder hat sie sich alles nur eingebildet? Vielleicht treibt ihr gequälter Geist immer schneller der Grenze zu, hinter der es nur noch eines gibt: den Wahnsinn...

 

Carola Salisbury (* 10. Januar 1964 in Nottingham) ist eine britische Kriminal-Schriftstellerin.

Der Grusel-Krimi Die Reise ins Vergessen erscheint in der Reihe APEX CRIME.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum8. Apr. 2022
ISBN9783755411284
DIE REISE INS VERGESSEN: Ein Grusel-Krimi

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    Buchvorschau

    DIE REISE INS VERGESSEN - Carola Salisbury

    Das Buch

    Sie hat den furchtbaren Verdacht, eine Mörderin zu sein. Aber ihre Reise ins Vergessen wird zu einer Flucht vor der Angst. Irgendjemand ist hinter ihr her - um sie einzusperren, oder zum Schweigen zu bringen. Und da sind diese unheimlichen Zwischenfälle, für die es keine Erklärung gibt. Oder hat sie sich alles nur eingebildet? Vielleicht treibt ihr gequälter Geist immer schneller der Grenze zu, hinter der es nur noch eines gibt: den Wahnsinn...

    Carola Salisbury (* 10. Januar 1964 in Nottingham) ist eine britische Kriminal-Schriftstellerin.

    Der Grusel-Krimi Die Reise ins Vergessen erscheint in der Reihe APEX CRIME.

    DIE REISE INS VERGESSEN

    Erstes Kapitel

    Als sie die Augen öffnete, lag sie auf dem Fußboden, am Rande des Teppichs. Wenn sie genau hinschaute, sah sie den Staub in den Dielenritzen. Sie lag ganz still. Sie wagte nicht, sich zu bewegen, aus Angst, die dichte Hülle zu zerreißen, die sie zu umgeben schien und alles Schmerzende von ihr fernhielt.

    Sie erblickte den beigefarbenen Teppich und einzelne Sonnenflecken an der gegenüberliegenden Wand, wo eine Corniche-Landschaft in einem schweren Rahmen hing, dessen Profil harte Schatten warf. Das Gemälde löste bei ihr gewisse Assoziationen aus. Sie schloss die Augen und lauschte.

    Es war wichtig, dass sie ihre Wahrnehmungen bedächtig machte. Sie musste behutsam vorgehen. Es war, als führe sie einen Wagen ohne Bremsen; in jeder Kurve konnte sie über die Straße hinausgeraten und ins Verderben stürzen.

    Sie lag in der Nähe eines offenen Fensters. In einem Baum zwitscherten Vögel. Sie konnte ihren Flügelschlag hören, wenn sie aufflogen. In den Blättern raschelte leise der Wind. In der Ferne hörte sie Verkehrslärm. Dort drohte keine Gefahr.

    Sie öffnete die Augen und konzentrierte sich auf das Bild. Es zeigte ein graues Haus und eine Hafenmauer. Ein blaues Fischerboot war auf den Strand gezogen, und über das Heck gebeugt, mit dem Rücken zum Betrachter, stand ein Mann. Sie lag da, wie sie schon oft dagelegen hatte, und versuchte herauszubekommen, ob es ein junger Mann war oder ein alter.

    Und dann stürzte sie ab, und es gab kein Halten mehr, keine Umkehr.

    Ihre eigene Stimme: »Mehr weiß ich nicht. Ich kann mich nicht erinnern. Es ist alles schon so lange her. Können wir nicht von etwas anderem reden?«

    Eine andere Stimme - eine Stimme, die sie liebte und gleichzeitig verabscheute: »Reden Sie, worüber Sie wollen. Es ist ganz einerlei... Was Ihnen gerade in den Sinn kommt.«

    Schluchzend stand sie auf. Ihr Fuß knickte um, und sie taumelte.

    Sie hielt sich an der Fensterbank fest und starrte auf die sonnengesprenkelten Blatter der Platane. Sie versuchte, allen Mut zusammenzunehmen und fortzulaufen - irgendwohin, nur um nicht hinunterblicken zu müssen.

    Aber dann blickte sie doch hinunter.

    Dr. Maher lag immer noch am Fuß der Platane; ihr Gesicht war nach oben gerichtet, ihre Arme waren ausgebreitet und ihre Finger zu Krallen erstarrt, als ob sie sich in den Plattenfugen des Hofes hätten festhalten wollen, Ihr Tweedrock war hochgerutscht und zeigte bläulich-weiße Oberschenkel, die über die zu engen Strümpfe quollen.

    Das war Wirklichkeit. Nichts hatte sich geändert - nur der karmesinrote Fleck am Fuß des Baumes hatte sich zu einer Lache verbreitert, und ein Kohlweißling flatterte über den graumelierten Haaren von Dr. Maher.

    Da schrie Sally Baxter auf.

    Am nächsten Morgen kamen sie in die in einem ruhigen Viertel von London gelegene Klinik, in die man Sally gebracht hatte. Eine unwirsche Oberin führte sie über leere Korridore zum Sprechzimmer des Direktors. Der junge Burton lächelte verschämt einer hübschen Krankenschwester in weißer und malvenfarbener Tracht zu, die ihn jedoch nicht beachtete.

    »Die Herren von der Polizei, Dr. Heymans«, sagte die Oberin und ließ die beiden missbilligend eintreten.

    Der Direktor sprang auf: eine stämmige Gestalt in einem blauen Anzug, aus dessen Jackentasche ein weißes seidenes Tuch kokett hervorlugte. Phillips erkannte ihn sofort, wie er ihn vom Fernsehen und von den Schutzumschlägen diverser Sachbücher über Populärpsychologie in Erinnerung hatte; das gleiche koboldhafte Gesicht, die gleichen wieselhaften Knopfaugen. Er stellte sich und Burton vor.

    »Guten Morgen, meine Herren«, sagte Dr. Heymans. »Wollen Sie sich nicht setzen?« Und mit einem boshaften Grinsen: »Mutter Oberin, würden Sie die Güte haben, unsere kleine Schwester Summers mit Kaffee herzuschicken?«

    Die Oberin rümpfte die Nase und ging. Dr. Heymans rieb sich fröhlich die Hände und setzte sich.

    »Eine Tasse Kaffee und der Anblick dieses herzigen kleinen Häschens wird uns für unsere Konferenz in die rechte Stimmung versetzen.« Jetzt sah er Burton an und kicherte. »Ich scheine unseren jungen Freund schockiert zu haben.«

    Burton grinste dümmlich und errötete.

    »Wie geht es Miss Baxter?«, fragte Phillips.

    Dr. Heymans legte eine andere Maske an, wechselte von Komödie zu Tragödie. »Nicht gut«, sagte er ernst und schürzte die Lippen. »Gar nicht gut. Das arme Mädchen. Hoffentlich haben Sie nicht die Absicht, sie sehen zu wollen.«

    »Wäre das unmöglich, Doktor?«

    »Oh, es würde mir gar nicht behagen«, sagte Heymans und zeigte es, indem er - Hände in den Hosentaschen und verdrossen dreinblickend - tief in seinen Sessel rutschte. »Sie wurde im Zustand eines akuten Schocks hier eingeliefert, wissen Sie.«

    »Die Untersuchung ist für Freitag angesetzt, und bis dahin brauche ich eine Aussage von ihr. Sie wird also wohl nicht anwesend sein können?«

    Heymans blickte an die Decke, »Unter gar keinen Umständen«, sagte er. »Ganz entschieden: nein.« Er ließ das Kinn auf die Brust sinken und blickte den Inspektor finster an. »Nächste Frage.«

    Phillips grinste. »Ich komme auf mein Ersuchen zurück, die Patientin sehen zu dürfen. Könnten Sie mich inzwischen etwas über den Hintergrund von Miss Baxters Zustand aufklären? Ich meine, in medizinischer - in psychiatrischer Hinsicht?«

    Heymans blickte betroffen drein. »Mein lieber, guter Mann«, sagte er, »das Mädchen ist erst gestern eingeliefert worden. Ich hatte noch keine Möglichkeit, mir eine Meinung zu bilden.«

    Er spielt mit mir, dachte Phillips. »Wie ich höre, stehen Sie mit ihrem Arzt in Verbindung, Doktor. Konnte er Ihnen nicht erklären, weshalb sie bei Dr. Maher in Behandlung war?«

    Heymans zog seine Bügelfalten hoch und legte seine in Krokodillederschuhen steckenden Füße auf die Kante des Schreibtisches.

    »Ihre Methode gefällt mir«, sagte er. »Sie ist so angenehm indirekt. Vielleicht kann ich Sie doch für einen kurzen Augen

    blick zu meiner Patientin lassen. Ja, ich habe mich telefonisch ein wenig mit ihrem Arzt unterhalten.«

    »Und?«

    »Vor sechs Monaten hat sie einen Suizidversuch gemacht.«

    »War's ein echter, Doktor?«

    »Nein«, sagte Heymans. »Die meisten sind es nicht, wie Sie wohl wissen werden. In Miss Baxters Fall war es - wie in so vielen anderen Fällen - ein Hilferuf.«

    »Haben Sie irgendeine Vorstellung, wodurch er hervorgerufen gewesen sein könnte, Doktor?«

    »Es lag eine spezifische emotionelle Störung vor«, sagte Heymans. »Eine in die Brüche gegangene Liebesgeschichte. Möglicherweise entsprach die Reaktion der Patientin ihrem psychischen oder neurotischen Gesamtbild. Sie wurde abgewiesen - vernichtet. Also wies sie von sich aus das Leben zurück, symbolisch gemeint, und rief um Hilfe.«

    Burton schrieb in sein Notizbuch. Phillips wartete. Dann fragte er weiter: »Diese Neurose, Doktor - könnten Sie sich da etwas präziser ausdrücken?«

    »Nein«, sagte Heymans. »Nicht, ohne die Patientin untersucht zu haben. Ihr Arzt scheint von der Allgemeinpraxis einiges zu verstehen, aber er bildet sich beileibe nicht ein, Psychiater zu sein. Er hat die Gefahrensignale erkannt und Miss Baxter sofort zu einem Spezialisten geschickt.«

    »Und das war Dr. Maher?«

    »So ist es.«

    »Und Dr. Maher hat dem behandelnden Arzt geschrieben, nachdem sie die Patientin gesehen hatte?«

    »Ja«, sagte Heymans. »Sie diagnostizierte Depressionen, die weit zurückreichten und vermutlich familiären Ursprungs waren. Sie stellte die Behandlung daraufhin ab.«

    »Das war also die Neurose?«

    »Nein. Die Depressionen waren nur die Hälfte der Geschichte. Der Patientin lag noch etwas anderes auf der Seele, doch Dr. Maher wollte sich in diesem Stadium noch auf keine Diagnose festlegen. Sie gab Miss Baxter den Rat, zweimal wöchentlich zur therapeutischen Behandlung zu ihr zu kommen. Und das ist während der vergangenen sechs Monate geschehen. Bis gestern - bis zum Tode von Dr. Maher.«

    »Und Dr. Maher hat dem behandelnden Arzt keine Mitteilung über etwaige Fortschritte gemacht?«

    Heymans kicherte. »Sie haben in ihrer Wohnung rumgeschnüffelt, wie mir scheint. Sie sind mit Ihren Messbändern und Ihrem Fingerabdruckpulver und Ihrem anderen Klimbim aufgekreuzt. Sie werden sich wohl eine eigene Ansicht von den Gewohnheiten der armen Frau gebildet haben. Nun ja.«

    »Ich hatte eine unverheiratete Tante, die fast in demselben Chaos lebte«, sagte Phillips. »Aber die war halb blind, und außerdem strichen da noch sechs Katzen rum. Zurück zu Dr. Maher: Wir haben eine ganze Wagenladung Papiere abgefahren, alle in ihrer kritzeligen Handschrift und gänzlich ungeordnet. Ich muss schon sagen, ich war einigermaßen erstaunt. Und das bei einem Psychiater...«

    Heymans lachte schallend, brach aber schnell ab und blickte wieder düster drein.

    »Berthe Maher war eine rührende Frau«, sagte er, »und ein verdammt guter Psychiater. Aber der unmethodischste Mensch, der mir je begegnet ist. Obendrein unordentlich und dazu noch wollene Strümpfe und monströse Unterhosen! Nein, sie ist nie dazu gekommen, sich noch einmal mit dem behandelnden Arzt der Patientin in Verbindung zu setzen. Was immer sie von der Patientin während der Therapie in Erfahrung brachte, ist mit ihr gestorben. Was nicht besagen will, dass Sie keine entsprechenden Aufzeichnungen finden werden - wenn Sie eifrig genug wühlen.«

    Phillips dachte an den Inhalt von Dr. Mahers »Registratur: Schulhefte mit Eselsohren, die mit nachlässigem Bleistift-Gekrakel vollgeschrieben waren, teilweise in deutscher Sprache, und dazwischen lagen überall verstreut leere Sherry-Flaschen.

    Er seufzte und sagte dann: »Sie meinen also, Doktor, wenn Miss Baxter geisteskrank ist, dann müsste Dr. Maher das zur Zeit ihres Todes gewusst haben?«

    Heymans zog seine Mundwinkel geringschätzig herab. »Es behagt mir nicht, wenn man mit einem Wort wie »geisteskrank« leichtfertig umspringt«, sagte er, »aber wir wollen es einmal dabei belassen. Berthe Maher - tja, für einen komischen alten Kauz wie mich war sie reichlich unorthodox. Hypnose, Lysergsäure - ganz einerlei, sie hat alles ausprobiert. Aber ein ganz ausgezeichneter Psychiater, ohne Zweifel. Wenn Sie mich fragen, ob sie auf dem besten Wege war, hinter das Wesen und die Natur des Problems ihrer Patientin zu kommen, dann würde ich sagen: ich glaube, ja.«

    Phillips wartete noch eine gute halbe Minute, nachdem Burton aufgehört hatte zu schreiben, ehe er sich räusperte, um fortzufahren. Doch Heymans kam ihm zuvor.

    »Sie gefallen mir, Inspektor«, sagte er, »und ich erspare Ihnen die Verlegenheit, mir die entscheidende Frage zu stellen, die Sie bedrückt. Ja, es ist möglich, dass Miss Baxter Dr. Maher einen Stoß gegeben hat - aber nur aus dem Grund, den Sie als Polizeibeamter anerkennen werden: dass sie in jenem Zimmer mit dem offenen Fenster zu der Zeit körperlich, aber nicht geistig anwesend war. Doch ich weiß einfach nicht genug von ihrem Geisteszustand, um sagen zu können, ob sie zu so etwas fähig wäre.«

    Auf dem Korridor verkündete das Klicken von hohen Absätzen Schwester Summers mit dem Kaffee. Sie war in derselben Tracht gekleidet wie das Mädchen, das Burton angelächelt hatte, und sie war noch hübscher. Dr. Heymans schaltete blitzschnell auf seine komische Maske um. Er machte kleine Scherze, und als sie das Tablett auf seinem Schreibtisch abstellte, tat er, als wolle er ihr einen Klaps aufs Hinterteil geben. Dann begegnete er Burtons Blick und blinzelte ihm zu. Burton errötete und kam sich vor wie ein Voyeur.

    Das Zeug, das sie ihr gegeben hatten, stumpfte die scharfen Kanten der Dinge ab, die sie schmerzten. Sie war in der Lage, an David zu denken; nur an David, nicht an die anderen Dinge - und an David nur in jenen Tagen, da sie beisammen gewesen waren...

    Sie stand neben David an seinem großen Schreibtisch, den er das Flugdeck eines Flugzeugträgers nannte. Sie beobachtete sein ausdrucksvolles, hageres Gesicht mit den flinken dunklen Augen, neben dem alles andere wie tot aussah. Sie stellte Betrachtungen über die Hände an, die nervös über den Umbruch fuhren.

    »Kapiert, Puppe? Da machen wir was draus, dass die Leutchen mit den Ohren schlackern.«

    Sie überließ sich seinem Enthusiasmus. Sie ließ sich von den Wogen tragen, von der Flut der Ideen, die seiner nimmermüden Phantasie entsprangen.

    Sie liebte ihn...

    »Wir beide zusammen, Puppe - wir machen aus der Zeitschrift ein Ding mit Pfiff...«

    Sie beide zusammen. Ihr erster Posten als Redakteurin - und unter David Wildernesse, dem verrücktesten Burschen der Zeitschriftenbranche. Diese Aussicht hatte ihr Angst eingejagt, als man ihr die Neuigkeit überbrachte. Er war ihr als geschäftsführender Redakteur vorgesetzt worden. Irgendjemand sagte, sie hätten ihn von der Theke des El Vino weg kidnappen müssen. Wildernesse hatte zwei Jahre lang nicht gearbeitet. Er sollte die Auflage der Zeitschrift hochtreiben, bevor man resignierte und ihr Erscheinen einstellte. Wildernesse und das unerprobte Mädchen - auf sechs Monate zusammengespannt, und wenn's nicht klappte: Rausschmiss.

    An jenem Morgen hatte sie in ihrem neuen Büro gewartet - eingeschüchtert von der hochnäsigen Sekretärin, die man ihr zugeteilt hatte, und von den vielen farbigen Telefonen am Ende ihres eleganten Schreibtisches - darauf gewartet, dass er sie zu sich rufen würde.

    Aber er rief sie nicht. Er kam zu ihr. In Hemdsärmeln, die Jacke über der Schulter. Mit dem Ellbogen schob er sich zur Tür herein und sah sich verwundert in dem eleganten Büro um, das durch die Moosrosen und die Parfümflacons, mit denen die Werbeleute sie überhäuft hatten, mehr einem Boudoir glich.

    Er hatte gegrinst, wobei er eine Gesichtshälfte in Falten zog. »Alle Achtung, Puppe. Macht was her, der Laden. Und jetzt wollen wir den verdammten Karren mal in Schwung bringen!«

    Die Stimme der Oberin drängte die Erinnerung zurück: »Besuch für Sie, Miss Baxter.«

    Schemenhaft standen sie in dem abgedunkelten Zimmer. Sie hatten ihre Hüte in der Hand und blickten auf sie herab wie Leidtragende bei einer Beerdigung. Der Jüngere starrte auf ihre nackten Schultern. Die Oberin wandte sich zum Gehen, und Sally unterdrückte den heftigen Impuls, sie zurückzurufen.

    »Miss Baxter, wir sind von der Polizei«, sagte Phillips sanft. »Aber machen Sie sich nur keine Sorgen...«

    Sie gingen schonend mit ihr um. Aber all ihre Behutsamkeit trug nicht dazu bei, ihr Entsetzen und ihren Schreck zu besänftigen. In Tweed-Anzügen und mit schweren Stiefeln saßen sie an ihrem Bett. Der jüngere Mann schrieb in ein Notizbuch, das auf seinen Knien lag. Phillips lenkte sie hilfreich, während sie ihre Aussage machte, und ließ sie nicht aus den Augen.

    Ein paar einführende Fragen, und dann:

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