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Das Labyrinth des Schreckens (Außenseiter Buch #5): LitRPG-Serie
Das Labyrinth des Schreckens (Außenseiter Buch #5): LitRPG-Serie
Das Labyrinth des Schreckens (Außenseiter Buch #5): LitRPG-Serie
eBook446 Seiten7 Stunden

Das Labyrinth des Schreckens (Außenseiter Buch #5): LitRPG-Serie

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Über dieses E-Book

Nachdem Eric das Nest der Draks vernichtet hat, steckt er in der Falle. Um dem Tod in der einstürzenden Höhle zu entgehen, aktiviert er das Manuskript, das er für den Sieg über die Herrin der Anomalie erhalten hat. Sofort bringt ein Portal Eric zu einem Aussichtspunkt oberhalb der mysteriösen Zitadelle des Chaos.

Der Eingang zur Zitadelle wird bewacht vom Torwächter, einem riesigen Troll, der von Kopf bis Fuß in einer aus einzelnen Platten zusammengesetzten Rüstung steckt. Dank seines Amuletts „Freund der Trolle“ gelingt es Eric, einem Kampf gegen den Torwächter zu entgehen. Auf diese Weise besteht er den ersten Test und darf die Zitadelle des Chaos betreten, um an ihren Mysterien teilzuhaben.

Aber Eric interessiert sich gar nicht für diese Mysterien, und das erklärt er dem Troll auch sofort. Er geht sogar so weit, ihm zu sagen, dass er am liebsten sofort umkehren und die Zitadelle wieder verlassen würde. Doch der Torwächter informiert Eric, dass es so leicht nicht werden wird, den Rückweg anzutreten. Schließlich hat Eric das Manuskript aktiviert, und nun muss er sich einem Test unterziehen, der sich „Einheit mit dem Chaos“ nennt.

Einerseits ist sich Eric sehr wohl bewusst, dass es ihn nicht nur Zeit, sondern vielleicht sogar das Leben kosten kann, sich dieser zweifellos gefährlichen Aktivität zu unterziehen. Andererseits erinnert er sich sehr genau daran, was die Chaos-Magie zustande bringt.

Was, wenn Eric in der Lage wäre, diesen Test zu bestehen? Würde das Chaos ihm dann Macht gewähren? Eric weiß sehr gut, so sehr er sich auch verändert hat, und so viel stärker er auch geworden ist – er ist nicht einmal ansatzweise so mächtig wie der Stahlkönig, der Maya und Mee gefangen hält.

Ist dies vielleicht ein Signal der Götter, dass nun die Zeit für Eric gekommen ist, sich die Worte des Waldmanns zu Herzen zu nehmen?

Die Zeit, an Stärke zu gewinnen?
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum24. Mai 2022
ISBN9788076194120
Das Labyrinth des Schreckens (Außenseiter Buch #5): LitRPG-Serie

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    Buchvorschau

    Das Labyrinth des Schreckens (Außenseiter Buch #5) - Alexey Osadchuk

    Kapitel 1

    „EINE VERFÜHRERISCHE EINLADUNG, aber ich muss dennoch ablehnen."

    Meine Reaktion veranlasste den Troll zu einem Stirnrunzeln.

    „Anscheinend hast du nicht verstanden, was ich gesagt habe – du kannst nicht einfach wieder verschwinden."

    „Sieh mal, ich bin sicher, dass das hier ein netter Ort ist, aber ich muss dennoch gehen." Während des Sprechens starrte ich betont auf die düstere Steinbrüstung und den rissigen Boden der Beobachtungsplattform.

    Der Torwächter verdrehte mit einem schweren Seufzen die Augen und verkündete: „Kommt nicht infrage."

    „Ich dachte, wir lägen miteinander nicht im Streit."

    „Das stimmt, erklärte der Troll und nickte. „Das ist auch der Grund, warum du noch immer am Leben bist. Andere Bewerber … solche wie du … die hatten nicht so viel Glück.

    „Solche wie ich?" Der Vorbehalt des Torwächters hatte meine Aufmerksamkeit geweckt.

    Der Troll zuckte zusammen. Offensichtlich hatte er mehr verraten als beabsichtigt. Dennoch beantwortete er mir die Frage und deutete dabei auf den Boden zu meinen Füßen.

    „Wenn jemand einen Vertreter des Chaos tötet und anschließend das Manuskript aktiviert, tritt er durch dieses Portal. Und ich begrüße ihn."

    Erneut betrachtete ich die Steinplatten unter meinen Füßen. Hier und dort konnte ich auf den im Laufe der Zeit verwitterten Steinen verblichene Inschriften erkennen. Endlich ging mir ein Licht auf. Die gesamte Aussichtsplattform war das Portal. Aber warum reagierte sie dann nicht auf mich?

    „Hast du es endlich kapiert?", knurrte der Torwächter.

    „Du blockierst das Portal?", fragte ich verblüfft.

    Der Troll schnaubte. „Ich bin das nicht."

    „Und wer sonst? Halt, warte mal … Es ist das Große System!"

    „Himmel, du hast ja lange gebraucht!"

    „Willst du mir damit sagen, dass ich mir in dem Augenblick, in dem ich mich für die Teilnahme an deinem Test entschieden habe, selbst den Weg zurück verbaut habe? Ich wartete die offensichtliche Antwort nicht ab, sondern stellte eine weitere Frage. „Gibt es eine Möglichkeit, das wieder rückgängig zu machen?

    „Ja. Der Troll nickte. „Aber warum?

    „Ich bin in Eile."

    Der große Kerl schnaubte verwirrt. „Das ist merkwürdig. Viele Leute würden ihr halbes Leben für die Chance geben, hierher zu kommen und stärker zu werden. Du hingegen willst nichts anderes als weglaufen. Ich verstehe das nicht."

    „Ich bin in Eile, wiederholte ich entschieden. Obwohl die Bemerkung über das „stärker werden doch meine Neugier geweckt hatte.

    Lethargisch zuckte der Troll mit den Schultern, wie um zu sagen, das wäre nicht sein Problem. Anschließend drehte er sich seitwärts und deutete auf die Tür.

    „Du hast gesagt, es gäbe eine Möglichkeit, das wieder rückgängig zu machen", beharrte ich.

    Nachdem er erkannt hatte, dass ich nicht bereit war, nachzugeben, seufzte der Torwächter erneut. Ich kannte das Temperament der Trolle. Bestimmt musste er sich schwer zusammenreißen, nicht loszubrüllen. Wie lange konnte mein Amulett den Zorn dieses hünenhaften Grobians wohl in Schach halten?

    Nachdem er seine Verärgerung teilweise überwunden hatte, wischte der Torwächter sich mit den breiten Händen über die Augen, wie Menschen dies tun, und sagte langsam: „Es gibt verschiedene Optionen. Zum Beispiel kann ein Magister unserer Fraktion Bewerber wegen einer Vernachlässigung ihrer Pflichten ausschließen. Um ehrlich zu sein – wäre ich ein Magister, würde ich genau das tun."

    Meine fehlende Bereitschaft, an den Mysterien des Chaos teilzunehmen, frustrierte ihn mehr als meine Sturheit.

    „Auf jeden Fall wirst du alles bald erfahren. Ein Magister unterhält sich mit jedem neuen Bewerber. Gehen wir! Anschließend drehte der Troll sich um und ging auf einen dunklen Eingang zu. Er marschierte ein paar Schritte in den Durchgang hinein, wandte den Kopf halb zurück und bemerkte düster: „Da ist etwas, das du meiner Meinung nach wissen solltest. Du bist seit 200 Jahren der erste Neuling, der durch diese Tür tritt.

    Meine Empörung und mein Zorn verblassten. Doch bevor Apathie meinen Verstand vollständig lähmen konnte, begann mein Gehirn mit einer fieberhaften Analyse meiner Umstände.

    Der Troll setzte sich wieder in Bewegung. Mein Blick bohrten sich in seinen Rücken. Ich sah kein Level und keine Zahlen. Über seinem Kopf schwebte lediglich lakonisch ein Wort: Torwächter. Wessen dieser Troll wohl fähig war? In den 200 Jahren, die er das Tor bewacht hatte, war sein Eifer wahrscheinlich viele Male getestet worden. Kombiniert mit der Tatsache, dass die Manuskripte bestimmt ausschließlich für das Töten hochrangiger Mächte des Chaos vergeben wurden, summierte sich das zu einer schlichten Schlussfolgerung: Dieser Troll konnte es wahrscheinlich ohne Weiteres mit den Urwesen aufnehmen. Ich dankte den Göttern, dass ich nicht mit ihm hatte kämpfen müssen.

    Nun seufzte auch ich schwer und folgte dem Torwächter. Wenn ich mich erst mit dem Magister unterhalten musste, bevor ich wieder verschwinden konnte – nun, dann war dies eben so.

    * * *

    Wir schritten eine lange steinerne Treppe hinunter und gingen ein paar dunkle Korridore entlang, bis wir endlich vor einer breiten Tür anhielten.

    „Du musst hier warten, erklärte der Troll mir und öffnete die Tür, hinter der ein großer Raum lag. „Ich werde den Magister über deine Ankunft informieren.

    Ich hatte es nicht eilig, die Schwelle zu überschreiten, und schaute mich rasch um. Wände aus Stein, eine breite Pritsche, ein schwerer, grob zusammengezimmerter Hocker und ein Tisch. Das nüchterne Gesamtbild wurde abgerundet durch ein schmales Fenster mit einem Gitter davor, durch das ich die Blitze des Gewitters sehen konnte, das mittlerweile die Zitadelle erreicht hatte.

    „Das sieht aus wie eine Gefängniszelle", bemerkte ich skeptisch.

    Der Torwächter betrachtete das Innere des Raums und zuckte leicht mit den Schultern.

    „So habe ich das noch nie betrachtet", murmelte er verlegen.

    Die Reaktion des Trolls überraschte mich. Es wirkte, als hätte ich ihn beleidigt. Da kam mir eine Erleuchtung.

    „Einen Augenblick!, rief ich mit gerunzelter Stirn. „Ist das etwa dein Zimmer?

    Der Troll nickte und erklärte: „Du bist ein Freund der Trolle. Also muss ich gastfreundlich sein."

    Ich lief knallrot an. Wie peinlich!

    „Ich wollte nicht …"

    „Ist schon in Ordnung, unterbrach der Torwächter mich. „Ich hatte schon seit Ewigkeiten keine Gäste mehr. Geh hinein und fühl dich wie zu Hause. In dem Raum ist nichts, wofür du dich fürchten müsstest. Darauf gebe ich dir mein Wort.

    Ich machte ein paar Schritte ins Zimmer hinein und drehte mich um.

    Bevor er die Tür hinter sich schloss, ergänzte der Troll leise: „Aber du hast recht – dieser Ort ist tatsächlich wie ein Gefängnis. Es gab eine Zeit, in der ich das ebenfalls gedacht habe."

    Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Bedeutete das etwa, dass der Troll gegen seinen Willen hierhergebracht worden war? Oder war das nur eine Redewendung gewesen? Im Grunde war es mir egal. Wichtig war nur, dass ich diese Zitadelle so rasch wie möglich wieder verließ. Allerdings nicht, ohne vorher meinen exakten Standort erfahren zu haben. Schließlich hatte ich noch immer keine Ahnung, in welchem Teil meiner Welt ich mich befand. Sobald ich mich wieder gefasst und die Trauer in die hintersten Winkel meines Unterbewusstseins verbannt hatte, produzierte mein Gehirn all die Fragen, die mir vorhin hätten einfallen sollen.

    Das Erste, das ich tat, nachdem ich mich auf den klobigen Hocker gesetzt hatte, bestand darin, den Harn herbeizurufen. Schlingers Eintreffen erfüllte mich mit Erleichterung. Mein Freund spürte meine Stimmung und versuchte, mich aufzuheitern, indem er mir mit dem flachen Kopf gegen die Schulter stieß und mir mit seiner heißen Zunge die Wange leckte.

    „Ich werde sie niemals wiedersehen", flüsterte ich und schloss die Finger fest um Nerz‘ kleine Puppe. Die Worte ließen Entsetzen in mir aufwallen.

    „Hrn …"

    „Du hast recht, Bruder. Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, mich in Selbstmitleid zu ergehen. Irgendetwas sagt mir, dass wir eine Chance wie diese so bald nicht wieder bekommen."

    Ich wollte den Bestand meiner Beute überprüfen, doch da Schlinger knurrte warnend, und eine Sekunde später bewegte sich der Türgriff. Der Torwächter war zurück.

    Er war schnell gewesen, in gewisser Weise zu schnell.

    Bevor die Tür sich vollständig öffnete, schaffte ich es gerade noch, Schlinger wieder verschwinden zu lassen. Noch wollte ich mein Haustier nicht vorzeigen. Doch als ich sah, wer im Türrahmen auftauchte, bedauerte ich es sofort, ihn nicht an meiner Seite zu haben.

    Die Herrin der Anomalie! Jorogumo! Die Schwarze Witwe höchstpersönlich! Sie stand da, lächelte versonnen und entblößte dabei perlweiße Reißzähne.

    Ich wollte sofort meine Schilde aktivieren, doch der Troll, der hinter der Schwarzen Witwe stand, meldete sich zu Wort und stoppte mich.

    „Das ist unsere Magisterin, verkündete er. „Und dies ist der neue Bewerber. Er …

    „… hat meine Schwester ermordet", beendete die Frau den Satz und trat ins Zimmer.

    Ich versuchte zu schlucken, doch meine Kehle war zu rau.

    Kurz darauf stand auch die massige Gestalt des Trolls im Raum. Seine gesamte Erscheinung strahlte enormes Unbehagen aus, und sehr bald wurde mir der Grund dafür klar.

    „Du hast ihn für würdig befunden?", fragte die Magisterin spöttisch, während ihre Blicke mich durchbohrten.

    „Jawohl, Magisterin", antwortete der Torwächter bestimmt.

    Er richtete sich kerzengerade auf und straffte die Schultern.

    „Merkwürdig", schnaubte die Magisterin.

    Ich hatte keine Ahnung, was sie so merkwürdig fand – die Antwort des Trolls, oder die Tatsache, dass sie mit ihrer mentalen Magie nichts gegen mich ausrichten konnte. Das System hatte mir brav berichtet, dass sie jetzt bereits dreimal versucht hatte, verschiedene Bannsprüche einzusetzen.

    „Nun denn – was hast du selbst zu sagen?", wandte sie sich endlich an mich.

    Das Versagen der Magisterin machte mir Mut. Mein Wille hatte ihr widerstanden. Wie hätte mich das nicht ermutigen sollen?

    „Ich möchte diesen Ort verlassen, erwiderte ich so ruhig und höflich, wie ich nur konnte. „Und ich weiß bereits, dass ich das Manuskript nicht hätte aktivieren dürfen. Aber so, wie die Dinge sich entwickelt hatten, blieb mir keine andere Wahl, denn …

    Die Magisterin ließ mich den Satz nicht zu Ende bringen.

    „Er scheint recht zäh zu sein, nicht wahr?, sagte sie zum Troll, während sie mich weiter eindringlich musterte. Dann fragte sie rasch: „Sag mir: Wie ist es dir gelungen, meine Schwester zu besiegen?

    „Ich? Ich habe sie nicht besiegt", entgegnete ich knapp.

    Mir gefiel es nicht, wie sie mit mir redete.

    „Aber sie ist dahingeschieden." Die Magisterin runzelte die Stirn.

    „Ja. Ich nickte. „Das Herz des Waldes hat sie vor meinen Augen in Stücke gerissen.

    Als ich das Herz des Waldes erwähnte, erschauerte die Magisterin leicht, hatte sich jedoch sofort wieder im Griff. Mich hingegen freute die Wirkung meiner Worte. Und innerlich war ich über mich selbst erstaunt. Hier stand ich, nur zwei Schritte von einer Frau entfernt, deren Schwester zum Teil durch meine Taten der Tod ereilt hatte, und ich trat ruhig und selbstbewusst auf. Alle anderen hätten sich bestimmt längst vor Angst unter dem Hocker versteckt, aber ich spürte keine besondere Furcht. Woher stammte bloß diese draufgängerische Unbekümmertheit? Lag es womöglich daran, dass ich mich weder durch den Torwächter noch durch die Magisterin bedroht fühlte? In gewisser Weise betrachteten beide mich auf ähnliche Weise – es war, als ob sie mich abschätzen wollten. Hatte der Test womöglich bereits begonnen, und sie hatten lediglich versäumt, mir das mitzuteilen?

    „Das Herz des Waldes, sagst du?", wiederholte die Magisterin nachdenklich.

    Es war deutlich zu sehen, dass die Nachricht vom Tod ihrer Zwillingsschwester sie nicht sonderlich störte. Eher das Gegenteil … Ich hörte ihrer Stimme Untertöne von Freude und scheinbar auch Erleichterung an.

    „Sie hatte sich das selbst zuzuschreiben", platzte es aus mir heraus.

    „Was meinst du damit?", fragte die Magisterin neugierig.

    „Sie war in der Lage, das Herz des Waldes zu unterjochen und eine gefährliche Anomalie zu erschaffen, die ständig größer und mächtiger wurde. Sie hat jede lebende Kreatur im Wald verwandelt und sie alle zu hässlichen Monstern gemacht. Der Waldmann …"

    „Hast du gerade ‚Waldmann‘ gesagt?" Erneut erschauerte sie und trat einen Schritt vor.

    „Ja." Ich nickte langsam.

    „Hm … Jetzt verstehe ich … Wie auch immer, sprich weiter. Ich bin neugierig."

    „Nun, viel mehr gibt es nicht zu berichten. Ich zuckte mit den Schultern. „Der Waldmann hat mich als Ablenkung eingesetzt, und als … hm … deine Schwester die Kontrolle verlor, hat das Herz des Waldes die Gelegenheit genutzt.

    Die Magisterin kicherte.

    „Das klingt ganz nach ihm …"

    Selbst ein Volltrottel hätte sofort gewusst, worauf sie damit anspielte. Der alte Waldmann war ein Meister der Manipulation. Sie musste ihn persönlich kennen. Mir wurde jedoch noch etwas anderes klar – sie wusste, wo ihre Schwester sich aufgehalten hatte. Der alte Mann hatte mir schließlich erklärt, dass nicht mehr viele seiner Art übrig waren.

    „Also gut. Und weshalb willst du wieder gehen?", fragte die Magisterin unerwartet.

    „Ich bin in Eile."

    „Das musst du mir erklären, verlangte sie. „Um ehrlich zu sein, verstehe ich nicht, wie etwas reizvoller sein könnte als die Einheit mit einem der Elemente. Eine solche Chance bietet sich nur einmal im Leben, und lediglich wenigen Auserwählten.

    Mir war klar, dass es von ihr abhing, ob ich dem Test entgehen konnte oder nicht. Daher bemühte ich mich, überzeugend zu klingen.

    „Man hat meine Freunde gefangen genommen. Ich muss sie retten."

    „Und wer hat sie gefangen genommen?", wollte sie wissen.

    „Der Stahlkönig."

    „Ach ja? Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. „Je länger wir uns unterhalten, desto mehr Fragen habe ich. Und wie bitte hattest du vor, deine Freunde aus dem Kerker des Stahlkönigs zu befreien? Ich will deine Talente und Fähigkeiten keineswegs infrage stellen, aber … wie könnte eine solche Null wie du, so ungewöhnlich du auch sein magst, sich einem der mächtigsten Wesen der gesamten Welt widersetzen? Und das ist nicht einmal alles. Ich habe gute Gründe, zu vermuten, dass unter seinem Befehl auch mehrere Urwesen stehen.

    Es kam mir vor, als hätte ich die gesamte Zeit mit einem staubigen, alten Sack über dem Kopf verbracht. Die Welt, die ich zu kennen geglaubt hatte, hatte sich schlagartig von einem winzigen Punkt in ein riesiges Universum verwandelt.

    „Ich sehe, dass du nicht die geringste Ahnung von der wahren Macht des Mannes hast, der dir dank der Göttin Fortuna über den Weg gelaufen ist. Die Magisterin lachte. „Übrigens, was hat er denn davon? Wenn er deine Freunde als Gefangene hält, musst du einen gewissen Wert für ihn besitzen. Aber welchen? Auch ohne jede Information des Systems kann ich sehen, dass du von den Altehrwürdigen abstammst, doch da muss noch etwas anderes sein. Habe ich recht?

    Mein beharrliches Schweigen zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht, das allerdings eher wie ein raubtierhaftes Grinsen wirkte.

    Die Magisterin wandte sich an den Troll und sagte: „Gut, dass du ihn nicht getötet hast. Wobei ich den Grund dafür noch immer nicht verstehe, aber das kannst du mir später erklären. Anscheinend ist unserer Fraktion ein Glück zuteilgeworden, wie man es nur alle paar Jahrhunderte einmal erlebt. Ein sehr vielversprechender Bewerber! Das Chaos hat meine Gebete erhört!"

    „Ich möchte jetzt gehen", erinnerte ich sie stur.

    „Ach, richtig!, schnaubte die Magisterin ungerührt. „Das hätte ich beinahe vergessen! Ja, ja – du kannst gehen. Schau mich nicht so an! Ja, es steht dir frei, die Zitadelle zu verlassen.

    Um ihre Worte zu bestätigen, erschien ein kurzer Text vor meinen Augen:

    - Möchtest du dich vom Test „Einheit mit dem Chaos" zurückziehen?

    - Ja/Nein?

    Ich las die Systemmitteilung zweimal und warf der Magisterin einen skeptischen Blick zu. „Wo ist der Haken?"

    „Es gibt keinen. Sie zuckte mit den Schultern. „Wir haben kein Interesse daran, Lehrlinge dazu zu zwingen, eins mit dem Chaos zu werden. Ich bin nicht meine Schwester. Gelegentlich haben unsere Methoden sich unterschieden. Ich glaube fest daran, dass es eine bewusste Entscheidung sein muss. Ein aufrichtiger Wunsch. Nicht eine zufällige Verkettung von Umständen.

    Hilfesuchend sah ich den Troll an, doch sein Gesicht war ausdruckslos.

    „Es war übrigens keineswegs ein Versehen, als ich dich einen Lehrling genannt habe, ergänzte sie. „Ich bin mir sicher, dass du den Test bestehen würdest.

    „Aber was habe ich davon?, erkundigte ich mich. „Warum sollte ich mich von deinem Chaos abhängig machen?

    Die Magisterin lachte laut und begeistert. Selbst auf den Lippen des Trolls zeigte sich der Anschein eines Lächelns.

    „So betrachtest du also die Einheit mit dem Chaos? Was meinst du mit ‚abhängig‘, du Narr? Das Chaos gewährt dir Freiheit. Du kannst deinen Körper verändern und an seiner Macht teilhaben. Deine Bannsprüche werden sich verbessern, und das Chaos wird dich auf dem Weg zur Vollkommenheit unterstützen. Du hast dir ein paar mächtige Feinde gemacht. Da brauchst du einen ebenfalls mächtigen Verbündeten wie das Chaos! Im Laufe der Zeit wird man dir die Mysterien des Chaos enthüllen, wenn du dich als würdig erweist. Man wird dir den Zugang zur Waffenkammer unserer Fraktion verschaffen. Unsere Alchemisten werden dich gern mit ihren Tränken versorgen, und du wirst neue Bannsprüche lernen und Fähigkeiten erwerben, von denen normale Sterbliche nur träumen können!"

    Während ich dem Vortrag der Magisterin lauschte, wurde mir langsam klar, dass ich mich an einem Ort befand, der ähnlich strukturiert war wie der Orden der Mobjäger. Als der Fuchsmann seinen Orden in den höchsten Tönen gelobt hatte, waren ähnliche Worte gefallen. Aber die Chaos-Fraktion war eine lebendige Organisation, die noch immer bestand. Die Vorstellung, den Zugang zu funktionierenden Waffenkammern und Alchemie-Labors zu gewinnen, statt nur zu Bergen von Staub und Asche, begeisterte mich. Selbst wenn die Elixiere des Chaos nur halb so wirkungsvoll waren wie die Flecken oder die Sättigungstränke, war das alle Male wert, hierzubleiben.

    Vor allem aber musste ich zugeben, dass ich gegen den Stahlkönig keine Chance hatte. Insbesondere, wenn ich das bedachte, was ich gerade erfahren hatte. Wenn das Chaos mir helfen konnte, ihn zu besiegen – nun, dann stand meine Entscheidung fest.

    Ich warf einen weiteren Blick auf die Systemmeldung vor meinen Augen und wählte ohne die geringste Reue das Wort „Nein".

    „Du hast die richtige Wahl getroffen, mein zukünftiger Lehrling, bemerkte die Magisterin ernst und verließ das Zimmer. Dabei befahl sie dem Troll: „Bring ihn zu den anderen und erkläre ihm alles.

    Als die Schritte der Magisterin im Labyrinth der Gänge nicht mehr zu hören waren, drehte der Troll sich zu mir um und fragte: „Hast du Hunger?"

    Mein Magen antwortete ihm unerwartet mit einem lauten Knurren.

    Der Troll lachte und nickte verständnisvoll. „Gehen wir in die Küche. Wir können uns dort weiter unterhalten."

    * * *

    Das Essen in der Zitadelle des Chaos war einfach, aber lecker und nahrhaft. Um ehrlich zu sein, gefiel es mir allerdings überhaupt nicht, wieder zu dem genullten Zeug zurückzukehren, nachdem ich die Köstlichkeiten genossen hatte, die Nerz kochte. An dem Tag stand ein Gemüseeintopf auf dem Speiseplan.

    „Die Magisterin hat gesagt, dass du mich zu den anderen bringen sollst, bemerkte ich und leckte den Löffel sauber. „Gibt es noch andere wie mich?

    „Nicht wie du, nein", antwortete der Troll, der gierig seinen Eintopf in sich hinein schaufelte. Er war bereits bei seinem fünften Nachschlag angekommen.

    Außer uns war niemand in der Küche. Wir saßen an einem langen, breiten Tisch in der Nähe einer lodernden Feuerstelle. In der Mitte des Tischs stand ein riesiger Kessel voll frisch zubereitetem Eintopf. Als ich wissen wollte, wer den gekocht hatte, wischte der Troll meine Frage beiseite wie eine lästige Fliege, beantwortete sie aber dennoch. Wie sich herausstellte, hatten alle eine solche Angst vor ihm, dass er nahezu nie jemanden zu Gesicht bekam. Irgendjemand bereitete das Essen zu und machte sich anschließend aus dem Staub.

    „Und wer sind diese ‚anderen‘?", erkundigte ich mich.

    „Diejenigen, die das Zeichen des Chaos empfangen haben, erklärte der Troll knapp, was mir verriet, dass er mir nicht mehr erklären würde. Doch sein nächster Satz machte mir Hoffnung. „Morgen wirst du es selbst sehen.

    „Was genau ist dieser Test?", kam ich zur Sache.

    „Endlich stellst du die richtigen Fragen! Nun, du musst Chaosteilchen sammeln, und anschließend wirst du an einem Altar in die Fraktion aufgenommen."

    Hm … Ein altbekanntes Verfahren.

    „Du wirkst nicht sehr überrascht. Die Augen des Trolls unter den buschigen Brauen musterten mich. „Wurdest du bereits in eine andere Fraktion aufgenommen?

    „Wäre das ein Problem?"

    „Ja, wenn es die der Feuer- oder Wald-Magie wäre."

    Verneinend schüttelte ich den Kopf.

    „Dann ist es in Ordnung", versicherte der Troll mir und aß weiter.

    „Wo finde ich denn diese Chaosteilchen?"

    „Im Labyrinth des Schreckens. Du bekommst sie, wenn du die Kreaturen tötest, die dort leben."

    „Und was ist das für eine Art Ort?"

    „Es ist ein uralter Ort mit seinen eigenen Regeln. Ich könnte dir stundenlang davon berichten, und du würdest dennoch nichts aus meinen Worten lernen. Es ist etwas, das du selbst erleben musst."

    „Aber …"

    „Du musst immer auf einen Kampf vorbereitet sein – das ist alles, was du wissen musst, fiel der Troll mir ins Wort. „Halte einfach die vorgeschriebene Zeit durch, und du hast es geschafft.

    Ähem … Was die Qualität betraf, waren diese Anweisungen höchstens mittelmäßig. Entweder wollte der Troll mir nicht mehr verraten, oder er durfte es nicht.

    „Und wie lange ist das?", wollte ich wissen.

    „Das ist jedes Mal anders, antwortete der Torwächter. „Es kann eine Stunde sein, ein Tag oder eine Woche. Der Rekord steht bei 28 Tagen. Was mich betrifft – ich habe 16 Tage durchgehalten.

    Beunruhigt kratzte ich mich am Hinterkopf.

    „Mach dir keine Sorgen, winkte der Troll ab, bevor ich meine Bedenken äußern konnte. „Im Labyrinth bemerkst du kaum, wie die Zeit vergeht. Sie läuft dort anders als in unserer Welt.

    „Werde ich das Labyrinth allein betreten?"

    „Nein, ihr begebt euch alle gemeinsam hinein. Aber ob du deinen Test allein oder in einer Gruppe bestehst, das ist etwas, das du mit den anderen absprechen musst. Er legte den Löffel ab, hob den Finger und mahnte ernst: „Und lass mich dir einen letzten Rat geben – verlass dich dort auf niemanden, nur auf deine eigene Stärke. Aus deinem Gesichtsausdruck schließe ich, dass du meinen Rat wohl nicht beachten wirst, aber tut mir leid, mehr darf ich dir nicht sagen. Und jetzt wird es Zeit zu gehen. Morgen wird ein harter Tag – für mich, und für dich. Um genau zu sein, wird dies der wichtigste Tag in deinem ganzen Leben sein.

    Ich stand vom Tisch auf und ertappte mich bei dem Gedanken, dass ich keine Angst hatte. Der Waldmann hatte recht – ich musste stärker werden.

    Kapitel 2

    ERNEUT FÜHRTE der Troll mich durch schwach erleuchtete Flure und steinerne Tunnel. Schweigend gingen wir nebeneinanderher. Weder er noch ich machten Anstalten, eine Unterhaltung in Gang zu bringen. In Gedanken versunken, fiel mir etwas Merkwürdiges zunächst nicht auf – je länger wir unterwegs waren, desto mehr war ich überzeugt, dass der Troll uns schon längst ans Ziel hätte bringen können. Aus irgendeinem Grund, der ihm allein bekannt war, führte er mich jedoch in weiten Kreisen unnötig im Gebäude herum.

    An manchen Stellen, an denen verschiedene Korridore aufeinandertrafen, hielt er an und betrachtete die Wand, als ob er Ausschau nach Markierungen halten würde. Für einen Außenstehenden wirkte es beinahe, als hätte er sich verirrt. Aber mir war klar: Irgendetwas ging hier vor sich.

    Als der Torwächter erneut stoppte und einen völlig unauffälligen Abschnitt der Wand betrachtete, kam mir endlich die Erleuchtung, und ich aktivierte den sechsten Sinn des Skolopenders.

    Kaum entfaltete der Bannspruch seine Wirkung, bot sich mir ein völlig anderes Bild. Wände, Boden und Decke waren bedeckt mit violetten, magischen Symbolen. Nachdem ich mich an das schwache Licht gewöhnt hatte, blendete mich die Helligkeit der unbekannten Magie zunächst, und ich bedeckte sogar die Augen mit der Hand. Diese Bewegung entging meinem Begleiter natürlich nicht. Der Troll deutete mit einer Kopfbewegung auf die Decke und legte den Zeigefinger gegen die Lippen, wie um mir Stillschweigen zu gebieten. Dann winkte er mich zu sich. Ich tat so, als ob ich verstehen würde, und trat näher.

    „Schau!", flüsterte er und zeigte auf eine nur schwach sichtbare Linie, die sich von seinem magischen Vorrat bis zu den Zeichen an der Wand erstreckte.

    Ich nickte, um ihm deutlich zu machen, dass ich kapiert hatte. So etwas hatte ich bereits zu Gesicht bekommen. In Steinstadt und Fort Stark hatte ein ähnliches System magischer Kanäle existiert. Wie der Golem, der uns geholfen hatte, im Steinwald mit den Feinden aus anderen Welten fertig zu werden, mit der Festung verbunden gewesen war, so war der Troll mit der Zitadelle des Chaos verbunden. Daher stammte also seine Macht. Wie groß sein persönlicher Mana-Vorrat war, konnte ich allerdings nur schwer bestimmen.

    Der Troll bedeutete mir, ihm zu folgen, und führte mich in einen weiteren, dunklen Gang. Nach ein paar Schritten blieb er erneut stehen und zeigte auf die Decke. Neugierig schaute ich nach oben. Danach hatte er also gesucht …

    An der betreffenden Stelle befand sich eine Lücke in den magischen Ornamenten. Der Torwächter machte einen weiteren Schritt und stand nun direkt darunter. Die magische Linie von seinem Mana-Vorrat wurde dünner und verschwand am Ende vollständig.

    „Wir haben nicht viel Zeit, sagte er hastig. „Das Loch wird sich bald schließen. Stell deine Fragen. Aber verschwende deine Zeit nicht damit, dich zu erkundigen, warum ich dir vorher nichts gesagt habe.

    „Ist es wahr? Ich hatte mich rasch gefasst. „Werde ich alles bekommen, was die Magisterin mir versprochen hat?

    „Das, und mehr, bestätigte der Troll mit einem Nicken. „Es liegt ganz bei dir.

    „Das Labyrinth …"

    „Es ist der älteste Ort unserer Welt, und wie ich vermute, aller Welten, fiel der Troll mir ins Wort. „Niemand weiß, wer es geschaffen hat und wann. Das Labyrinth des Schreckens hat seine eigenen Gesetze. Niemand besitzt Macht darüber.

    „Wie kommt man ins Labyrinth?"

    „Jede Fraktion verfügt über ihr eigenes Portal hinein."

    „Brauchen die anderen auch Chaosteilchen?", wollte ich wissen.

    „Nein, antwortete der Troll und beobachtete ängstlich die sich langsam schließende Lücke in der magischen Beschriftung. „Das Labyrinth hat bestimmte Ressourcen für jede Fraktion.

    „Du sprichst darüber, als sei es lebendig", schnaubte ich.

    Der Troll sah mich an, und in seinen schwarzen Augen stand nicht ein Fünkchen Humor.

    „Ja, lach nur, knurrte er. „Aber ich glaube tatsächlich, dass das Labyrinth über eine Art Seele verfügt. Und alles, was darin passiert, sind Träume. Manchmal sind es kurze Träume, manchmal lange.

    „Was meinst du damit?"

    „Im Labyrinth des Schreckens wirst du viele Anomalien finden, erklärte der Troll geduldig. „Sie bestehen aus Abschnitten von Zeit. Es sind Ereignisse aus der fernen Vergangenheit. Sie können Stunden oder Monate dauern. Während du durch die Tunnel des Labyrinths wanderst, kannst du dich in einer uralten Schlacht zwischen zwei feindlichen Armeen wiederfinden. Oder entdecken, dass du in einer längst verschwundenen Stadt stehst. Die Anomalien sind groß oder klein, und alle, die an der Anomalie teilnehmen, verschwinden zusammen mit der Anomalie selbst, wie Geister, sobald ihre Zeit abgelaufen ist. Davon abgesehen kann es auch vorkommen, dass die Akteure im Labyrinth selbst zu Anomalien werden, ohne jede Veränderung in der Umgebung. Manche nennen sie Geister, aber das ist eine fundamentale Fehlinterpretation. Schließlich bestehen sie aus Fleisch und Blut. Andere kommen, wie ich, zu ihrer eigenen Auslegung dessen, was im Labyrinth geschieht.

    Verwirrt rieb ich mir den Nacken.

    „Ich weiß, dass das schwer zu begreifen ist, bemerkte der Troll verständnisvoll. „Aber wenn du ein paar Male dort gewesen bist, wirst du es schon verstehen.

    „Ein paar Male? Was meinst du damit?", fragte ich erstaunt.

    „Nun, warum denn nicht?, schnaubte der Troll. „Hier in der Zitadelle sind Chaosteilchen die wertvollste Ressource. So werden zum Beispiel morgen viele das Labyrinth zusammen mit dir betreten, aber nur zwei davon müssen erst noch in die Fraktion eingeführt werden. Alle anderen wagen diese Unternehmung keineswegs zum ersten Mal.

    „Sollte ich mich vor ihnen fürchten?"

    „Natürlich! Der Troll nickte eifrig. „Sobald du das Labyrinth betrittst, wirst du zu einem Teil davon. Also bekommen sie auch dann Chaosteilchen, wenn sie dich umbringen.

    „Sind es viele andere, die durch das Portal treten werden?"

    „Zwei Gruppen und ein paar einzelne."

    Ich nickte, um ihn wissen zu lassen, dass ich aufmerksam zuhörte.

    „Die erste Gruppe ist eine Meute von Gestaltwandlern, erklärte der Torwächter. „Du nennst sie vielleicht Werwölfe. Das Chaos liebt ihre Art. Sie werden alle mit dem Zeichen des Chaos geboren. Die zweite Gruppe setzt sich aus Leuten des Schlangenvolks zusammen, Mitgliedern von Nure-onnas Leibwache.

    „Wessen Leibwache?", fragte ich verwirrt.

    „Nure-onna, wiederholte der Troll ruhig. „Das ist der Name unserer Magisterin.

    Aha – das war also der Name der Schwester der Schwarzen Witwe! Auch sie war Gegenstand vieler Geschichten, mit denen man Kindern Angst machte. Sie war eine Schlangenfrau, die das Blut aus ihren Opfern heraussaugte, ein uraltes Monster, das sich in eine schöne Frau verwandeln und gewöhnliche Sterbliche mit ihren klagenden Gesängen betören konnte.

    „Ich sehe, dass du diesen Namen kennst." Der Troll lachte.

    „Das kann man wohl sagen", erwiderte ich leise.

    „Du hast bestimmt jede Menge Altweibergeschichten über sie gehört, kommentierte der Troll skeptisch, und fügte nachdenklich hinzu: „Viele von denen entsprechen allerdings der Wahrheit.

    Er erschauerte und blickte zur Decke.

    „Beeil dich – die Lücke schließt sich immer schneller."

    „Warum hilfst du mir?"

    Meine Frage überraschte den Torwächter.

    „Ist das alles, was du wissen willst?, erwiderte er mit gerunzelter Stirn. „Ist das momentan wichtig?

    „Oh ja, antwortete ich zuversichtlich. „Ich muss sicher sein können, dass ich hier tatsächlich einen Verbündeten habe. Oder zumindest jemanden, der mir nichts tun wird. Also – warum gehst du das Risiko ein, mir zu helfen?

    „Die Gesetze meines Volkes sind alles, was ich noch habe, erklärte der Troll und hob stolz das mächtige Kinn. „Und das Amulett, das du mir gezeigt hast, wird keineswegs jedem x-Beliebigen geschenkt. Du musst dir das Recht verdient haben, es zu tragen, richtig?

    Ich verstand, worauf der Troll hinauswollte. Er wollte wissen, wie ich mir das Amulett verdient hatte.

    „Es war im Steinwald", begann ich.

    Die Augen des Torwächters leuchteten auf.

    „Wir haben Seite an Seite mit einem Stamm von Trollen gegen Unmengen dunkler Kreaturen gekämpft, die durch ein Portal strömten, das in andere Welten führte", fuhr ich fort. „Wir konnten sie zurückschlagen und das Portal schließen. Nicht für immer, aber lange genug, damit der Schamane die Frauen und Kinder tiefer in den Wald hineinführen konnte. Ich hoffe aufrichtig, dass

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