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Der Ehrenkodex des Jägers (Buch 2): Eine fortlaufende Fantasy-Buchreihe
Der Ehrenkodex des Jägers (Buch 2): Eine fortlaufende Fantasy-Buchreihe
Der Ehrenkodex des Jägers (Buch 2): Eine fortlaufende Fantasy-Buchreihe
eBook377 Seiten5 Stunden

Der Ehrenkodex des Jägers (Buch 2): Eine fortlaufende Fantasy-Buchreihe

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Über dieses E-Book

Ich, Monsterschlächter der fünften Klasse, bin Baron Alexander Galaxius. Nach wie vor wird mir als Baron die Freiherrnwürde, der Landbesitz oder ein Familienring jedoch verwehrt.

Wie auch in meinem früheren Leben wird mir in diesem nichts auf einem silbernen Tablett serviert. Ich bin gezwungen aus eigener Kraft die Welt zu erschaffen, die meinen Ansprüchen genügt. Nicht zum ersten Mal...
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum3. Juni 2024
ISBN9788076935921
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    Buchvorschau

    Der Ehrenkodex des Jägers (Buch 2) - Oleg Sapphire

    Kapitel 1

    „ICH ERGEBE MICH! ICH HABE die Eiscreme gestohlen… Ich gestehe… Sie sah zu verlockend aus. Ich war erst sieben Jahre alt. Ich konnte einfach nicht widerstehen." Mit flehenden Händen schwang ich meine Verteidigungsrede.

    „Welche Eiscreme? Wovon sprichst du?" Androsov blickte mich an, als hätte ich den Verstand verloren.

    Mit einem Lächeln im Gesicht schaute ich ihn an.

    „Ich habe versucht, einen möglichen Grund für meine Verhaftung zu finden. Etwas anderes ist mir nicht eingefallen. Ich wandte mich wieder den Männern zu und schaute sie finster an, bevor ich meine Rüstung und Aura aktivierte. „Ansonsten verlange ich auf der Stelle eine Erklärung. Mit welchem Recht glauben Sie, mich verhaften zu können?

    Meine Stimme klang so eisern, dass selbst Androsov erschauderte. Im Ernst, was bildeten sie sich ein? Glaubten sie etwa, ein Dummkopf stünde vor ihnen, dem sie ihre ungeklärten Fälle anhängen konnten? Wahrscheinlicher wäre es, dass sie jemand beauftragt hatte.

    „Ihnen wird alles, was Sie wissen müssen, auf der Wache erklärt. Keine Sorge!", entgegneten sie ohne meinen Drohungen Beachtung zu schenken.

    Ich fragte mich, mit welcher Anklage ich zu rechnen hätte, wenn ich die Polizei angriff.

    „Ich bin Graf Androsov und verlange eine sofortige Erklärung! Mit welchem Recht wagen Sie es, so mit einem Adeligen zu sprechen? Und was wird ihm vorgeworfen?" Wow, jetzt trat Androsovs ernste Seite zu Tage.

    Sein Titel und Nachname ließen die Herren für einen Augenblick verstummen. Sie schreckten sogar leicht zurück. Doch was bedeutete ihnen schon ein landloser Baron? Mistkerle…

    „Gegen Ihren Freund wurde Anzeige wegen Körperverletzung angesehener Bürger erstattet. Die Einzelheiten kennen wir nicht. Uns wurde lediglich der Grund mitgeteilt. Unsere Aufgabe ist es, ihn zu verhaften", teilte der Scheißkerl Androsov in Hab-Acht-Stellung mit.

    „Dürfte ich bitte Ihre Papiere sehen, forderte mein Freund. „Wer ist hier zuständig?

    Die Polizisten tauschten Blicke aus, während einer von ihnen ein kleines blaues Notizbuch hervorholte und es für Androsov aufschlug. Völlig ungeniert machte Androsov mit seinem Handy ein Foto davon.

    „In Ordnung…, sagte er langsam und schaute mich an. „Ich werde mit ihm fahren.

    „Das ist nicht gestattet, Eure Lordschaft. Dafür könnten wir bestraft werden, mischte sich der Zweite entschuldigend in das Gespräch ein. „Aber Sie können uns folgen.

    Androsov legte die Stirn in Falten, während ich die Szene grinsend beobachtete. Das alles erschien mir wie ein Witz. Wen sollte ich verprügelt haben? Okay, da kamen natürlich etliche Personen in Frage. Doch für alle Probleme im Leben gibt es eine Lösung. Daher machte ich mir keine Sorgen. Es spielte keine Rolle, ob ich eine Spornzikade heraufbeschwören oder Goldsmith anrufen musste, um jemanden zu bestechen.

    „Kein Stress, mein Freund. Es ist nicht nötig, dass du mitkommst, sagte ich und legte Androsov beschwichtigend die Hand auf die Schulter. „Für solche Situationen gibt es Fachkräfte, deren Nummer du mir bereits gegeben hast.

    Androsovs Miene hellte sich auf.

    „Soll ich sie anrufen?"

    „Ja, bitte", nickte ich.

    „Oder besser meinen Vater?" Mein treuer Freund kratzte sich nachdenklich am Kinn. Diese Worte zeigten bei den Polizisten Wirkung.

    „Nein, es besteht kein Grund, Seine Hoheit zu beunruhigen", antwortete ich rasch. Aus irgendeinem Grund empfand ich Mitleid mit den örtlichen Polizisten, als ich mir ausmalte, wie die königliche Garde der Androsovs aus Hubschraubern über sie herfiel.

    „Wie du meinst", entgegnete mein Freund mit einem unzufriedenen Nicken.

    Ich klopfte meinem Kumpel wieder auf die Schulter und wandte mich an unsere Raid-Anführerin, die bislang kein Wort gesagt hatte.

    „Helga! Ich muss dich um einen großen Gefallen bitten!" Als ich sie anschaute, nagte sie auf ihrer Unterlippe, als würde sie sich über etwas den Kopf zerbrechen.

    „Ja?" Sie richtete ihren Blick von den Polizisten auf mich.

    „Bitte bring Karamell nach Hause!"

    Helga riss die Augen auf. Bevor sie lange darüber nachdenken konnte, drückte ich ihr meine Schlüssel in die Hand.

    „Lass Sie bei der Portiersfrau, sagte ich lächelnd. „Keine Sorge, sie wird sie schon nicht fressen.

    Ich wusste bereits, dass ich Befehle für meine Pantherdame nicht laut aussprechen musste. Das tat ich nur aus Bequemlichkeit. Diesmal erteilte ich ihr jedoch im Geiste eine Aufgabe.

    Geh mit ihr mit. Sie heißt Helga. Tu ihr nichts! Sie wird dich nach Hause bringen. Verlasse die Wohnung nicht. Komm mich nicht suchen. Du musst mich nicht retten. Ich werde bald zurück sein! Dann kraulte ich das Kätzchen hinter den Ohren.

    „A-a-aber…", stammelte Helga, während sie auf den Panther zeigte.

    „Sie trägt weder Leine, noch Halsband, sagte ich kopfschüttelnd. „Sag ihr einfach, was du möchtest. Sie ist ein kluges Mädchen.

    Als ich mit dem Polizeiwagen abgeführt wurde, beobachtete ich lächelnd wie sich meine Gruppe auflöste und Helga Karamell mit verwirrtem Gesichtsausdruck nach Hause brachte. Sie würde sich wundern, wie klug mein Kätzchen tatsächlich war!

    Es war höchste Zeit, dass ich der Raubkatze beibrachte, ein paar Bräute für mich abzuschleppen. Warum auch nicht? Sie würde das sicherlich mit Bravour meistern.

    Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle. Ich wurde zur Polizeistation gebracht, wo man mich eine volle Stunde im Flur warten ließ. Zumindest legten sie mir keine Handschellen an. Es wäre ohnehin sinnlos gewesen. Dank meiner Gabe hätte ich sie einfach aufbrechen können. Allerdings waren die Türen zum Flur versperrt und die würden sich nicht so leicht öffnen lassen.

    Nach etwa einer Stunde kamen zwei Polizisten zu mir und führten mich wortlos in das Büro eines Kriminalbeamten.

    Ich schätzte den Kriminalbeamten auf etwa 45 Jahre. Er war leicht übergewichtig und hatte schütteres Haar.

    Seinem Blick nach zu urteilen, stand mir ein interessantes Gespräch bevor. Anfangs würde es sicherlich nicht zu meinen Gunsten verlaufen, bevor sich das Blatt wendete. Wie sonst sollte der Hase laufen? Er würde mich angreifen und ich würde mich vermutlich nicht zusammenreißen können, wenn er zu weit ginge. Ich würde ihm einen kleinen Skorpion auf den Hals hetzen, der über zwanzigmal mehr Gift verfügte als nötig war, um einen Menschen zu töten.

    „Sie müssen Galaxius sein, stellte er schmunzelnd fest, während er auf einen Stuhl wies. „Nehmen Sie Platz.

    „Vielen Dank, sagte ich mit einem reservierten Nicken, wobei ich nicht vergaß, zu lächeln. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne direkt auf den Punkt kommen. Ich kehre gerade erst aus einer Erdspalte zurück und hatte nicht einmal Zeit, zu Mittag zu essen.

    „Ich fürchte, das haben nicht Sie zu entscheiden. Er musterte mich grinsend von oben bis unten. „Davon abgesehen ist das Essen dort, wo Sie landen werden, nicht schlecht. Zumindest ist es für Adelige, und wie es aussieht, zählen Sie bislang noch zu diesem Kreis. Zumindest vorerst. Als er die letzten Worte aussprach, grinste er noch breiter.

    „Vorerst?" Überrascht zog ich eine Augenbraue hoch.

    „Was? Wussten Sie das etwa nicht? Abgesehen von Ihrem Namen stehen Sie mit leeren Händen da. Ihr Rang hängt somit an einem seidenen Faden. Leute wie Sie können schnell ihre Titel verlieren. Und Sie, mein Guter, stecken so tief in der Scheiße, dass ich bereits zwei Briefe an die entsprechenden Personen geschrieben habe, um genau das wahr werden zu lassen."

    Was für ein blauäugiger Kerl. Er hatte keinen blassen Schimmer, dass er morgen in seinem Bett sterben würde, wenn es dazu kommen sollte, während ich mit einem neuen Kriminalbeamten verhandeln würde.

    In meinem Gesicht spiegelte sich nichts als Langeweile, während er meine Reaktion abwartete. Zweifelsohne gab es hier zahlreiche Kameras und er wollte mich dazu bringen, die Beherrschung zu verlieren.

    Als ihm bewusst wurde, dass sein Versuch scheiterte, griff er nach ein paar Dokumenten auf dem Schreibtisch.

    „Bevor wir beginnen, würde ich gerne ein paar Fragen klären, sagte er ohne den Blick von den Unterlagen zu nehmen. „Hier steht, dass Ihr Vater gestorben ist, woraufhin Ihre Mutter sich in den Bordellen Europas durchgeschlagen hat. Stimmt das? Wow, was für ein kluges Kerlchen… Er glaubte, den perfekten Köder für einen hitzköpfigen Teenager auszulegen. „Könnten Sie bitte zu unserer Information, die europäischen Bordelle nennen, in denen Ihre Mutter beschäftigt war?"

    Entscheidend war, wie er diesen angeblichen Sachverhalt ins Gespräch einführte: „Hier steht…" Das bedeutete, dass dies nicht seine Meinung war, sondern es sich womöglich um den Fehler eines anderen handelte, was sich bewahrheiten würde, sobald ich angriff.

    Doch zu seinem Pech kannte ich meine Mutter nicht und wünschte, das gleiche würde auch auf meinen Vater zutreffen.

    „Hm…, sagte ich und rieb mir das Kinn. „Ich bin ohne meine Mutter aufgewachsen und weiß nicht, wo sie gearbeitet hat. Doch falls Sie diese Informationen von Ihrer eigenen Mutter oder Ihrer Frau erhalten haben, sollten Sie besser bei ihnen nachfragen. Sorry, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Oder war es Ihre Tochter?

    Oh! Volltreffer! Bei dem Wort „Tochter" knirschte er mit den Zähnen. Das war also sein wunder Punkt.

    Es war an der Zeit, ihn auf die Zerreißprobe zu stellen. „Übrigens, wären Sie so gut, mir Ihren Nachnamen zu verraten?, fragte ich. „Sofern ich weiß, gilt es als höflich, sich neuen Bekanntschaften vorzustellen. Oder sind Sie nicht in den Genuss einer guten Kinderstube gekommen?

    „Stolz und töricht zugleich…"

    „Nun, Tatiana Zhuravlyova hat mich nicht für töricht gehalten, sondern für einen klugen und gutaussehenden jungen Mann, entgegnete ich und schaute ihm fest in die Augen, wobei ich mir ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen konnte. „Stimmt etwas nicht, Zhuravlyov? Fühlen Sie sich nicht wohl? Brauchen Sie einen Schluck Wodka?

    Gute Arbeit, Schnupp! Er hatte eine Brieftasche aus dem Jackett des Mannes gestohlen, das im Zimmer hing. Darin befanden sich zufällig ein signiertes Familienfoto und ein Ring, wie er ihn auch am Finger trug. Es musste sich also um den Ring seiner Frau handeln.

    Vermutlich hatte sie ihn verlassen… oder war gestorben. In diesem Fall könnte ich ihn gerne direkt zu ihr befördern. Sollte er weiterhin so mit den Zähnen knirschen, würde ihm dieses Schicksal bestimmt zuteilwerden.

    „Pass auf, was du sagst, Arschloch!, brüllte er mich an, bevor er sich wieder beherrschte. Die pochenden Adern auf seiner Stirn verrieten jedoch das Gegenteil. Sofort schwächte er seine Aura. Schwach war er also nicht. „Hier, schauen Sie sich das gut an!, sagte er. Er wollte mir die Unterlagen geradewegs ins Gesicht schleudern, doch ich fing sie mühelos mit einer Hand auf.

    Da die Dokumente sich nun in meinen Händen befanden, konnte es nicht schaden, einen Blick auf sie zu werfen. Mal sehen…

    Aha… alles klar. Verstanden.

    „Überfall, tätlicher Angriff, schwere Körperverletzung und Verunglimpfung angesehener Bürger. Darüber hinaus Erregung öffentlichen Ärgernisses, Sachbeschädigung, Obszönität, nicht zu vergessen Vandalismus und Bedrohung von Familienmitgliedern", verlas er die Anklagepunkte mit einer nicht zu übersehenden Genugtuung.

    Die Söhne der Händlerfamilie entpuppten sich also als nachtragend und hatten beschlossen, sich zu rächen. Schade für sie…

    „Sie wurden also gekauft, stellte ich ohne fragenden Unterton fest. „Richten Sie ihnen doch bitte Folgendes aus: Sie können allesamt zur Hölle fahren! Und Sie können sich dieses Dokument als Andenken sonst wo hinstecken. Ich schleuderte ihm die Dokumente wieder entgegen. Er bekam sie kaum zu fassen, bevor sie ihm direkt ins Gesicht flogen.

    „Sergeant!, rief der Mann aus Leibeskräften, woraufhin irgendein Kerl ins Büro gestürmt kam. „Wieso trägt dieser Verbrecher keine Handschellen? Er hat mich angegriffen! Legen Sie ihm sofort Anti-Zauber-Handschellen an und sperren Sie ihn in eine Hochsicherheitszelle!

    „Verdammt, Ihr Chef hat echt einen ordentlichen Stock im Arsch", lachte ich, als ich aufstand und zu verstehen gab, dass ich ihm in die Zelle folgen würde.

    Aus unerfindlichem Grund legten sie mir keine Handschellen an. Vermutlich waren sie zu selten und wertvoll für Typen wie mich. Stattdessen wurde ich lediglich in meine neue Zelle gebracht. Hervorragend. Einfach großartig…

    Ich würde diese Mistkerle umbringen, sobald ich wieder auf freiem Fuß war… Diese kleinen Drecksäcke hatten Anzeige erstattet und den Kriminalbeamten bestochen.

    Das letzte Dokument, das ich ihm ins Gesicht geworfen hatte, war eine Einigung, die sie mir anboten. Nicht auszumalen, dass sie tatsächlich auf eine öffentliche Entschuldigung und Buße sowie eine Schuldanerkenntnis samt Erklärung beharrten, in der ich mein Fehlverhalten eingestand — gefolgt von sieben Jahren im Dienst der Familie Tagilov, deren Sohn ich in die Knie gezwungen und dazu gebracht hatte, sich in die Hose zu pinkeln.

    Oh, und was für einen Dienst ich ihnen erweisen würde! Sie hatten keine Ahnung, mit wem sie sich anlegten. Offenbar verfügten sie über reichlich Geld, das ihnen zu Kopf gestiegen war und sie fälschlicherweise annehmen ließ, sich wie die Götter dieser Stadt aufführen zu können.

    Es war mehr als ärgerlich, dass mir sämtliche Gegenstände abgenommen worden waren, als ich eingebuchtet wurde. Ich wollte Androsov anrufen, um ihn zu bitten, den Mistkerlen seinen Vater samt Kavallerie auf den Hals zu hetzen. Nur aus Spaß…

    Obendrein hatten sie mich in eine Zelle für die allgemeine Öffentlichkeit gesteckt, was zweifelsohne gegen das Gesetz verstieß. Selbst ich wusste das.

    Ein großer, glatzköpfiger Schlägertyp kam auf mich zu und packte mich an der Schulter. „Hey, Neuer, wieso begrüßt du uns nicht?"

    „Schau dir das an, Shorty! Wir haben vornehmen Besuch bekommen!", spöttelte ein zahnloser Kerl grinsend, der mit einem Messer einen Apfel schälte.

    „Hi! Schön, dich kennenzulernen", antwortete ich und verpasste ihm einen Hieb in den Solarplexus.

    Seine schrottreife Rüstung bot keinen großen Schutz. Eine gute Rüstung glich einem Kunstwerk. Sie musste anständig gegossen und verwoben werden. Es bedurfte lediglich ein paar schlecht miteinander verbundener Energieflüsse, um die Schutzkraft zu mindern.

    Die Rüstung von diesem Kerl war erbärmlich. Sie gab nach wie Pappe.

    „Hat noch jemand etwas zu melden?" Ich schaute in die Runde.

    Tatsächlich erntete ich ein paar herausfordernde Blicke. Hatte man sie wirklich überredet, mich zu schikanieren? Hielten sie mich für einen Idioten? Sie hätten zumindest einen Blick in meine Akte werfen können.

    Das Ganze war lächerlich, und es ließ mich kalt, dass sie allesamt über eine Gabe verfügten. Nach ein paar Minuten Spaß krümmten sich zehn von ihnen ächzend auf dem Boden.

    Großartig… und sie alle verfügten über eine Gabe.

    Da am Tisch kein Platz frei war, fegte ich ihre Sachen auf den Boden und setzte mich. Immerhin wollte ich es mir gemütlich machen.

    Jetzt war es an der Zeit nachzudenken. Wie sollte ich vorgehen? Ich wagte es zu bezweifeln, dass sie mich wegsperren konnten. Davor fürchtete ich mich ohnehin nicht. Vielmehr wollte ich vermeiden, wie ein Gefangener dahinzuvegetieren.

    „Hey, bringen sie euch Helden hier etwas zu essen oder Tee?", fragte ich die Männer, die mir stöhnend zu Füßen lagen.

    Sie gaben keine Antwort. Vermutlich hätte ich sie nicht so hart rannehmen sollen. Verdammt, ich hatte es übertrieben, als ich mich auf eine bestimmte Art der Energie gestützt hatte, die Muskeln angreift. Jetzt würden sie sich eine ganze Weile nicht bewegen können. Ich hatte sie für stärker gehalten und damit gerechnet, dass sie schneller wieder bei Sinnen wären.

    * * *

    Büro von V. I. Zhuravlyov, Kriminalbeamter Irkutsk

    „Ich habe sämtliche Ihrer Anweisungen befolgt, Herr Zhuravlyov", berichtete der junge Sergeant.

    Zhuravlyov saß vor Wut zitternd an seinem Schreibtisch. Wie konnte dieser Mistkerl es wagen, so mit ihm zu sprechen? Ein erbärmlicher Wurm ohne Familie, der seinen Status nur der Tatsache zu verdanken hatte, dass er als Sohn einer dreckigen Küchenschlampe geboren worden war. Anders konnte es nicht sein.

    Oh, wie gerne hätte er diesem Grünschnabel den Kopf abgerissen, als er dämlich grinsend vor ihm saß.

    Verdammt, er war außer sich. Er hatte den Kerl provozieren wollen, doch das Gegenteil erreicht.

    Er selbst hatte sich alles allein erarbeitet — seine Position bei der Polizei, seinen Rang als Veteran… und nun kam dieser kleine Scheißer daher und erdreistete sich, ihn zu demütigen.

    Galaxius war eine Lösung für seine Situation angeboten worden. Nach wenigen Jahren Dienst für die Familie wäre er ein freier Mann gewesen, sofern er während dieser Zeit nicht starb. Alles wäre besser, als seine Strafe an den Orten abzusitzen, an die Zhuravlyov ihn schicken konnte. Und er würde tatsächlich alles daran setzen, ihn für eine sehr lange Zeit an einen solchen Ort zu verbannen — an einen Ort, der selbst die Stärksten in die Knie zwang.

    Der Kriminalbeamte war etwas erstaunt über die Klasse, die dieser junge Mann als Monsterschlächter erreicht hatte: Klasse 5. Sicherlich würde sich das Zentrum in diesen Fall einschalten, aber seine… äh, vorübergehenden Arbeitgeber hatten versprochen, sich darum zu kümmern.

    „Haben Sie den Insassen gegeben, was sie brauchen?", fragte Zhuravlyov seinen Angestellten.

    „Ja, Sir!, lächelte der Sergeant. „Sie baten gestern um ein Messer, um einen Apfel und Brot zu scheiden, sowie um einen Schraubenzieher, um die Bank zu reparieren. Anscheinend quietscht sie.

    „Gut. Bringen Sie ihn in fünf Stunden wieder zu mir. Das sollte reichen. Bis dahin hat er bestimmt nicht viel Kraft übrig. Er hat gerade erst eine Erdspalte geschlossen." Mit diesen Worten und einer abweisenden Handgeste entließ er seinen Untergebenen.

    Zhuravlyov zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Dieser Hundesohn hatte über seine Frau Bescheid gewusst. Wie war das möglich?

    Nach einem weiteren tiefen Zug und einem Schluck kalten Tee, ging er zu seinem Jackett, um die Brieftasche zu nehmen, in der sich das Bild seiner Frau befand, die ihn verlassen hatte.

    Doch die Brieftasche war verschwunden.

    * * *

    Ich ruhte mich eine Weile aus und dachte nach. Im Grunde genommen war es hier nicht schlimm. Nur brauchte ich dringend etwas zu essen.

    Ein paar der anderen hatten mittlerweile das Bewusstsein wiedererlangt und verschanzten sich in der Ecke, die am weitesten von mir entfernt war.

    „Hört zu, ihr Helden!, rief ich, ohne mich darum zu scheren, dass einige von ihnen weit über 40 Jahre alt sein mussten. „Bekomme ich hier für Bargeld einen Happen zu essen?

    Soweit ich das beurteilen konnte, war dies eine Sammelzelle, in der die Insassen auf ihre Anhörung warteten. So wie einige von ihnen aussahen, mussten sie hier schon Monate festsitzen.

    Sie durften weder entlassen, noch verurteilt werden.

    „Wenn du Bargeld hast, lässt sich etwas zu essen auftreiben", sagte einer von ihnen schließlich.

    „Hervorragend!, entgegnete ich. Meine Laune heiterte sich sofort auf, als ich in meine Tasche griff. „Hier ist ein bisschen Geld. Bestell für alle Essen.

    Ich warf ihm 200 Rubel hin. Die gängigen Preise hier drinnen waren mir nicht bekannt, aber das sollte reichen. Das Geld gehörte ohnehin diesem Dummkopf Zhuravlyov.

    Das war zwar viel Geld, aber wir befanden uns auf einer Polizeistation und nicht in einem Verpflegungszentrum.

    Dann beobachtete ich, wie sie begannen, ihre Köpfe gegen die Stangen zu schlagen, woraufhin einer der Wärter erschien. Sie flüsterten etwas und steckten ihm das Geld zu.

    Ungefähr eine halbe Stunde später brachten sie das Essen. Es waren drei Tüten voller Liefergerichte von einem gewöhnlichen Restaurant.

    Ich schnappte mir die schwerste und reichte die übrigen den Insassen, die wütend schnaubten, als sie mich anschauten.

    „Esst und hört auf, mich mit euren Blicken zu töten, schnauzte ich, bevor ich mich über mein Essen hermachte. „Das ist eure eigene Schuld, ihr Penner. Ich bin nicht euer Prügelknabe. Ihr habt euch selbst in den Arsch getreten.

    Ich wusste, welche Sprache solche Kerle verstanden. In meinem früheren Leben hatte ich zahlreiche solcher Typen getroffen und nicht selten war ich in meinem alten „Job" Verbrechern begegnet. Manieren waren ihnen ein Fremdwort, doch es gab bestimmte Verhaltensregeln, die mit einer spezifischen Sprache einhergingen.

    Das Essen stimmte sie friedlich, sodass sie mich nicht länger als Feind betrachteten. Sie schickten sogar einen Gesandten, der um Verzeihung bat und mir verriet, dass man ihnen mit Prügel gedroht hatte.

    Das verstand ich gewissermaßen. Sie hatten keine große Wahl. Womöglich war ihnen für meinen Tod sogar die Freiheit versprochen worden. An Orten wie diesen galten immer die gleichen Regeln. Es spielte keine Rolle, ob man ein Adeliger oder Schweinewirt war. Wer stark war, genoss Respekt, und Stärke wurde durch Taten und nicht durch Worte gemessen. Ich hatte ihnen Stärke bewiesen, aber ihnen nicht weiter zugesetzt, als sie am Boden lagen, und das wussten sie zu schätzen.

    Das Leben erschien wieder rosig. Alles, was meinem Glück fehlte, war eine Dusche. Die Insassen erzählten mir, dass sie einmal in der Woche duschen durften, doch ich hatte nicht vor, so lange zu bleiben. Ich befahl Schnupp im Geiste, mir mein Telefon zu bringen, das ich im Schließfach hatte zurücklassen müssen. Er brachte es mir heimlich und steckte es in meine Tasche.

    Die anderen Insassen beobachteten schockiert, wie ich es in die Hand nahm und Goldsmith anrief.

    „Zu Ihren Diensten, Herr Galaxius, begrüßte mich mein Anwalt am anderen Ende der Leitung. „Ihre prekäre Lage ist mir bereits bewusst und ich arbeite daran.

    „So schnell?" Ich lachte überrascht auf.

    Androsov musste ihn verständigt haben.

    „Ihr Freund Sir Androsov hat mich informiert, bestätigte er meine Vermutung. „Nur befinden Sie sich laut meinen Informationen gegenwärtig in einer Sammelzelle und sollten nicht in Besitz eines Telefons sein. Ein Trickkünstler, ja?

    „Tricks ist alles, was wir haben, abgesehen von den inkompetenten Behörden. Wir lachten einvernehmlich. „Jedenfalls rufe ich Sie an, da ich Arbeit für Sie habe.

    „Ich nehme an, dabei geht es nicht nur um Ihre Freilassung?"

    „Ganz genau." Es bereitete Freude mit einem so intelligenten Mann zusammenzuarbeiten.

    Ich nannte ihm schnell die drei Nachnamen der Händler, die mich angezeigt hatten, und bat ihn, umfangreiche Dossiers zu ihnen zusammenzustellen. Er ließ mich wissen, dass es nicht zu seinen Aufgaben zählte, Schmutz zu sammeln, doch darauf war ich nicht aus. Ihr Schicksal war bereits besiegelt. Ich wollte lediglich so viel wie möglich über sie in Erfahrung bringen.

    Wir waren noch im Gespräch, als ich hörte, wie sich der Wärter näherte. Schnell legte ich auf und verschanzte das Telefon in meiner Tasche.

    Seltsam. Es befand sich tatsächlich eine Ratte in der Zelle. Jemand hatte mich verraten. Sie kamen für eine Durchsuchung, bei der nur ich abgetastet wurde.

    Zum Teufel mit ihnen! Ich zeigte ihnen meine Tasche und zog sogar meine Socken aus. Da war nichts. Ich wurde selbst mit Artefakten durchsucht, doch wieder fanden sie nichts. Sie umzingelten mich und drohten mir, ich würde mit meinen Tricks nicht durchkommen. Doch das war ich bereits. Schnupp hatte das Telefon aus meiner Tasche genommen und wieder dorthin gebracht, wo er es gefunden hatte, zusammen mit dem Geld und allem anderen.

    Was die Brieftasche des Kriminalbeamten betraf, hatte ich ihn gebeten, diese im Klo hinunterzuspülen. Anschließend setzte ich mich wieder an den Tisch und widmete mich meinem unterbrochenen Abendessen. Endlich könnte ich meinen Hunger stillen. Sollte ich danach nicht freigelassen werden, würde allmählich die Wut über mich kommen. Und wenn ich wütend wurde, dann… Nun, das würden sie schon herausfinden.

    Kapitel 2

    Zentrum für Monsterschlächter

    Zweite Kaserne, Raum 114

    ANDREI ANDROSOV WAR BEUNRUHIGT. Er stand unter der heißen Dusche und ließ die Geschehnisse des Tages Revue passieren. Je mehr er nachdachte, desto weniger gefielen ihm die Antworten, die ihm in den Sinn kamen.

    Natürlich wusste er bereits, dass Galaxius nicht leicht zu durchschauen war. Doch was sich in der Erdspalte zugetragen hatte, war damit nicht zu erklären. Sie waren in die Ecke gedrängt worden und ihr einziger Ausweg hatte darin bestanden, auf die Unterstützung vom Zentrum zu warten. Aber was war dann geschehen? Alex hatte im Alleingang das ganze verdammte Nest der Rattenlinge vernichtet. Wie hatte er das bewerkstelligt?

    Zu Erklärungen war es nicht mehr gekommen, nachdem der junge Baron von der Polizei abgeführt worden war. Andrei hatte jedoch in den Gesichtern der anderen lesen können, dass auch sie sich wunderten. Das Schlimmste war jedoch, dass er, so wie er Galaxius kannte, kein Wort aus ihm heraus bekommen würde, wenn er nicht selbst darüber sprechen wollte.

    Ebenfalls bereitete es Andrei Kopfzerbrechen, dass sein stolzer Verbündeter seine Hilfe abgelehnt hatte. Obwohl er von zuhause fortgelaufen war, würde er keinen Moment zögern, seinen Vater anzurufen und ihn zu bitten, seinem Freund zu helfen. Aber das hatte er abgelehnt, und für Androsov war das neu. Für gewöhnlich waren Menschen mehr als dankbar für seinen sozialen Status und seine Beziehungen. Alexander hingegen schien dies nichts zu bedeuten. Mitunter bekam er den Eindruck, dass sein Freund ausschließlich die persönliche Stärke und gute Eigenschaften anderer respektierte, und nicht deren Familien.

    Zwar hatte er umgehend Goldsmith angerufen und Raphael würde ihm auch helfen können, doch seine Familie hätte mehr erreicht.

    Dann wiederum erklärten die Worte, die sein Freund ihm vor seiner Verhaftung ins Ohr geflüstert hatte, sein Handeln.

    „Denk dran, Andy! Eltern sind nicht für immer da! Sei dankbar, dass du sie hast, aber bereite dich auf den Tag vor, an dem du dir selbst helfen musst. Der Tag wird früher oder später kommen. Denk darüber nach…"

    Graf Androsov dachte in der Tat darüber nach, aber er konnte es nach wie vor nicht verstehen. Wenn jemand einen einflussreichen Vater hatte, wieso sollte er ihn nicht um Hilfe bitten? Obwohl… Vielleicht hatte Alexander recht. Je früher man erwachsen wurde, desto leichter wäre das Leben langfristig.

    * * *

    „Sir Galaxius?"

    Als ich aufblickte, starrte ich direkt in das Gesicht eines Mannes. Es war der gleiche Wärter, der uns zuvor das Essen gebracht hatte.

    „Was willst du?", fragte ich, während ich wütend den Schenkel einer gebratenen Ente zerlegte. Sie hatten das Fleisch verkocht, diese Mistkerle.

    „Sir Galaxius, Sie dürfen gehen. Bitte folgen Sie mir zum Ausgang."

    „Nun, wer hätte das gedacht! Ich lächelte. „Womit habe ich mir den höflichen ‚Sir‘ verdient?

    Ich hatte es nicht eilig. Immerhin hatte ich noch nicht aufgegessen.

    „Verzeihen Sie,

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