Klaus Mehring - ein zerbrochenes Leben: Eine aus vielen Geschichten - Unum exemplum multarum
Von Helmut Lauschke
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Über dieses E-Book
Ich fragte den Kommandeur, was das für Menschen sind und warum sie erschossen werden sollen. Der Kommandeur, ein junger, bissiger Sturmführer des SS-Wachbataillons, schrie mich an, dass ich nicht zu fragen, sondern seine Befehle auszuführen habe. Die Mütter mit ihren Kindern schauten voller Entsetzen, was die Männer unter scharfer SS-Bewachung hackten und schaufelten. Kinder schrien von den Armen ihrer weinenden Mütter. Der Sturmführer befahl, die Gewehre zu entsichern und in einer Stunde Aufstellung zur Straßenseite längs des ausgehobenen Grabens zu beziehen.
Ich war mir meiner Sache sicher, dass ich auf die wehrlosen Menschen nicht schießen werde. In dieser Stunde der Vorbereitung zur Massenerschießung ging ich zum Mannschaftswagen zurück, entsicherte mein Gewehr und schoss mir in den rechten Fuß. Der Vorfall wurde dem bissigen Sturmführer gemeldet, der herbeieilte, auf mich einschrie und mich zur Minna machte. Er versicherte mir auf der Stelle das Disziplinarverfahren.
Nach einem Partisanenüberfall bei der Rückfahrt, bei dem es Tote auf beiden Seiten gab, saß ich am nächsten Morgen in anderer Uniform mit meinem durchschossenen Fuß am Straßenrand auf einem Holzkasten, der mit Sand und Streusalz gefüllt war. Ich versuchte zu gehen und hielt es nach hundert Metern vor Schmerzen nicht aus. Ich wartete auf ein Militärfahrzeug, das mich mitnahm, und saß auf einer Anhöhe, von der ich die Kurven der ansteigenden Straße gut übersah. Es kamen Fahrzeuge der SS. Denen musste ich aus dem Blickfeld gehen und hockte mich hinter die Sand- und Streusalzkiste. Dann kam ein Sanitätsauto.
Das Licht der Wahrheit, der Berichtigung und die ethische Läuterung, das ist vonnöten. Wie du dich auch anhängst an den vorbeistreifenden Sternen und dich an ihren Flugenden verrenkst entlang glimmend-gleißender Laternen, die Welt hat sich von dir gelöst.
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Rezensionen für Klaus Mehring - ein zerbrochenes Leben
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Buchvorschau
Klaus Mehring - ein zerbrochenes Leben - Helmut Lauschke
Zwei ungewöhnliche Soldaten
Eine aus vielen Geschichten - Unum exemplum multarum
Im Gedenken mit Dank und Hochachtung
Dr. jur. Fritz Bauer (1903-1968), Generalstaatsanwalt, Frankfurt/M.
Dr. jur. Gerhard Lauschke (1931-2001), Rechtsanwalt, Frankfurt/M. und Oberursel
und ihr Wirken für Wahrheit, Gerechtigkeit und die Menschheit in Wahrung der Menschenwürde
Alea iacta est Gaius Julius Caesar am 10. Januar 49 v.Chr. beim Überschreiten des Rubikon, Grenzfluss zwischen Gallia cisalpina und dem italischen Kernland
________________________________________________
K.M.: Klaus Mehring A.F.: Anna Friederike (O): Obersturmführer (U): Untersturmführer
Draußen war es dunkel, stockfinster war es gegen halb neun. Das Geräusch eines Motorrades war zu hören, das mal lauter, mal leiser wurde, dann ganz stockte, bis es wieder zu hören war. Das Geräusch wurde schließlich lauter, und das Licht der Lampe war durch das kleine Küchenfenster zu sehen. Das Motorrad kam auf den Hofeingang zugefahren. Eckart Dorfbrunner, der wie die andern bei den Bratkartoffeln war, verließ den Tisch, zog sich eine warme Jacke an, die neben dem Herd aufgehängt war, und ging nach draußen. Der Motor war ausgestellt und das Licht abgedreht. Man hörte draußen, wie zwei Männer zu Eckart sprachen. Doch was sie sprachen, das hörte man in der Küche nicht. Es dauerte lange, bis Eckart mit einem verstörten Gesicht zurückkam. Er berichtete im Stehen, dass zwei Landser mit dem Motorrad gekommen seien, die sich von der Truppe in Nisky abgesetzt hätten und sich nun verstecken müssten. Sie sagten, dass sie auf der Stelle erschossen würden, wenn sie von der Feldgendarmerie aufgegriffen würden. „Was sollen wir tun?, fragte Eckart und sagte: „Die stehen draußen, es sind zwei junge Männer. Ich habe ihnen gesagt, dass ich erst mit meiner Mutter sprechen muss.
Es kam zum langen Schweigen. Die Bratkartoffeln auf den Tellern wurden kalt. Dann sagte Wilhelm Theißen, dass es für alle gefährlich sei, Deserteuren Unterschlupf zu gewähren. Die würden von der Truppe mit Sicherheit gesucht. Da würde auch jeder Bauernhof in der näheren Umgebung von der Gendarmerie abgeklappert werden. Marga Dorfbrunner sah mit großen Augen auf den Tisch. Sie konnte sich nicht entscheiden, weder zur einen Seite der Hilfe noch zur andern Seite der Ablehnung. „Was würdest Du tun?, fragte sie Eckhard Hieronymus. „Wenn es mein Hof wäre
, sagte er, „würde ich den beiden Männern helfen, die doch in großer Not sind. Wilhelm Theisen warf ein, dass sie die Gründe nicht wüssten, warum sich diese Männer von der Truppe abgesetzt hätten. „Darüber muss mit ihnen gesprochen werden
, erwiderte Eckhard Hieronymus. Marga Dorfbrunner, die Frau von Haus und Hof, sagte ihrem Sohn Eckart, die beiden Männer mit dem Motorrad in den Hof zu bringen und die Hofeinfahrt zu schließen. Eckart tat, was ihm aufgetragen war. Die beiden Männer in den verdreckten Wehrmachtsuniformen setzten sich auf die Außenbank neben dem Hauseingang. Das Motorrad stellte Eckart im Pferdestall ab. Nachdem in der Küche fertig gegessen war, räumte Anna Friederike die Teller und Bestecks vom Tisch in die Spüle. Frau Dorfbrunner stellte die Kanne mit frisch gebrühtem Pfefferminztee auf den Tisch, dazu die Tassen mit Teelöffeln und die Zuckerdose. Während sie den Tee in die Tassen goss, gab sie dem Sohn auf, die beiden Männer in die Küche zu führen. Sie traten ein. Beide waren jung, und beide hatten ausgezehrte Gesichter. Der Jüngere von ihnen trug einen Kopfverband. Eckart brachte zwei Stühle. Die beiden Männer setzten sich an die freien Tischseiten. Jedem von ihnen schenkte Frau Dorfbrunner eine Tasse Tee ein. „Wo kommt ihr denn so spät noch her?, fragte Wilhelm Theisen die beiden Soldaten. „Wir mussten die Dunkelheit abwarten
, sagte der Ältere. „Das Motorrad stand auf einem Platz in der Nähe des Bahnhofs in Nisky. Es war nicht abgeschlossen, und der Schlüssel steckte. Ich habe den Kickstarter durchgetreten, und der Motor lief. Da bin ich mit dem Motorrad abgehauen. „Und warum bist du abgehauen?
, fragte Eckhard Hieronymus. „Das ist eine lange Geschichte, sagte der Ältere und fing an, seine Geschichte zu erzählen: „In zwei Wochen ist es ein Jahr her, dass ich mit den anderen Klassenkameraden, wir standen vor dem Abitur, von der Napola Grimma zur SS-Panzerdivision „Großdeutschland
eingezogen wurde. Nach kurzer Ausbildung im Schießen wurden wir an die Ostfront befördert. Es war in Lublin, wo ich einem Erschießungskommando zugeteilt wurde. Einige hundert Menschen, es waren Männer aller Altersgruppen, hoben etwa einen Kilometer von der Straße nach Warschau entfernt ein Massengrab aus. Weniger als hundert Meter weiter standen Hunderte von alten und jungen Frauen, die jungen mit ihren Kindern. Sie alle sollten erschossen werden, obwohl sie den gelben Stern nicht trugen. Ich fragte den Kommandeur, was das für Menschen sind und warum sie erschossen werden sollen. Der Kommandeur war ein junger, bissiger Sturmführer des SS-Wachbataillons. Er schrie mich an, dass ich nicht zu fragen, sondern seine Befehle auszuführen habe. Die Mütter mit ihren Kindern schauten voller Entsetzen, was die Männer unter scharfer SS-Bewachung hackten und schaufelten. Kinder schrien aus ihrer Not von den Armen ihrer weinenden Mütter. Der Sturmführer befahl uns, die Gewehre zu entsichern und in einer Stunde Aufstellung zur Straßenseite längs des ausgehobenen Grabens zu beziehen. Ich war mir meiner Sache sicher, dass ich auf diese wehrlosen Menschen nicht schießen könne und nicht schießen werde. In dieser Stunde der Vorbereitung zur Massenerschießung ging ich zum Mannschaftswagen zurück, entsicherte mein Gewehr und