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David, das vergessene Kind: Zwischen Turm und Graben
David, das vergessene Kind: Zwischen Turm und Graben
David, das vergessene Kind: Zwischen Turm und Graben
eBook60 Seiten45 Minuten

David, das vergessene Kind: Zwischen Turm und Graben

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Über dieses E-Book

Es war ein kleiner Junge von magerem Körperbau, der zurückgelassen und verloren auf dem Bahnsteig stand und von einer Frau in Wehrmachtsuniform aufgelesen wurde. "Junge, hier in der Kälte kannst du nicht bleiben", sagte die Frau, hob ihn auf und trug ihn in einen kleinen Raum, der beheizt war. "Auf wen wartest du?", fragte sie. "Auf meine Eltern, sie sind ohne mich mit dem Zug abgefahren", sagte der Junge. "Wie heißt du denn?", fragte sie. "Ich heiße David." Die Frau in Uniform: "Und woher kommst du?" Junge: "Wir sind auf dem Lkw aus dem Dorf in die Stadt und zu Fuß zum Bahnhof gebracht worden, wo wir auf dem Bahnsteig zu warten hatten."
David: "Zwei Dinge beherrschen die Landschaft, es sind die Türme und die Gräben. Bei den Türmen unterscheiden sich die Kirchtürme von den Wach- und Schießtürmen und bei den Gräben sind zum einen die Gräben der militärischen Verteidigung und zum andern die Gräben zum Auffüllen mit erschossenen Männern, Frauen und Kindern. Es ist das Landschaftsbild der Trostlosigkeit, der Verworfen- und Verlorenheit und der Schande durch Arroganz und den Mangel an Brot und Menschlichkeit."
Prodessor David Blumenthal: "Es war die Zeit der großen Prozesse der fünfziger und sechziger Jahre um die Geschehnisse von Auschwitz. Da ging es zum einen um die inhaftierten Menschen, die das Konzentrationslager überlebt hatten und zum andern um die anderen Menschen, die die Täter in den Lagern waren, sei es als Lagerleiter, "Lagerarzt", Aufseher oder sonst eine Hilfsperson. Bei diesen Prozessen gab es große Probleme beim Berichten, was im Lager abgelaufen war.
Der Zugang zur Seele geht durch eine Tür, die nach einem besonderen Schlüssel verlangt, um sie aufzuschließen. Eine außergewöhnliche Frau gab das Wort "Seelenaufschließer". Diese Frau hat zur Zeit der Judentransporte nach Auschwitz mir das Leben gerettet, als sie mich als vergessenes Kind vom Bahnsteig holte und zu sich in ihr kleines Hinterhaus nahm und mir zu essen und einen Platz zum Schlafen gab."
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum1. Apr. 2021
ISBN9783753184166
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    Buchvorschau

    David, das vergessene Kind - Helmut Lauschke

    Bahnsteig 3

    Zwischen Turm und Graben

    Zurück ließ der Zug das Kind im stobenden Schnee und tobenden Wind. Das Kind wartet auf die Mutter und ihre Hand, alles andere ist dem Kind doch unbekannt.

    Angst und Stürme trüben weinende Augen in donnernden Weiten der Trümmer und Toten. Verlassen steht das Kind in die Dunkelheit hinein, es ruft nach der Mutter verloren und allein.

    Es war zu Zeiten, als Menschen in vollgestopften Viehwaggons in die Vernichtungslager im besetzten Polen transportiert wurden. Elie Wiesel fügt den schrecklichen Geschehnissen den Satz (Die Nacht zu begraben, Elischa) hinterher: "Das Glück ist dort oben. Alles ist dort hinauf geflüchtet. Wie leer ist es hier unten! Dort ist das wahre Leben, hier unten ist nichts. Nichts, Kathleen. Hier ist die trockene Wüste, die jeder Fata Morgana bare Wüste."

    Es ist der Bahnhof, wo das auf dem Bahnsteig übersehene und zurückgelassene Kind seine Eltern im Zug davonfahren sieht. Es ist eines von vielen Kindern, das zu Tode erschrickt, nach seiner Mutter ruft und die Eltern nicht wiedersieht.

    Es war ein kleiner Junge von magerem Körperbau, der zurückgelassen und verloren auf dem Bahnsteig stand und von einer Frau in Wehrmachtsuniform aufgelesen wurde. „Junge, hier in der Kälte kannst du nicht bleiben, sagte die Frau, hob ihn auf und trug ihn in einen kleinen Raum, der beheizt war. „Auf wen wartest du?, fragte sie. „Auf meine Eltern, sie sind ohne mich mit dem Zug abgefahren, antwortete der Junge. Die Frau in Wehmachtsuniform machte ein ernstes Gesicht. „Wie heißt du denn?, fragte sie. „Ich heiße David. Die Frau in Uniform: „Und woher kommst du? Junge: „Wir sind auf einem Lkw aus dem Dorf Brimitz in die Stadt und dann zu Fuß zum Bahnhof gebracht worden, wo wir auf dem Bahnsteig zu warten hatten."

    Die Frau in Uniform mit ernstem Gesicht: „David, hier kannst du nicht übernachten und auch nicht bleiben. Verhalte dich still, ich komme in einer Stunde zurück und hole dich ab. Ich muss die Tür abschließen und das Licht ausmachen für die Wartezeit. Du musst keine Angst in der Dunkelheit haben. Ich komme bestimmt zurück, dann nehme ich dich hier heraus. Hast du das verstanden? Junge: „Ja, das habe ich verstanden und warte auf dich. Noch eine Frage: Kommen denn meine Eltern wieder zurück? Ich frage deshalb, weil jedes Kind seine Eltern braucht und ich so liebe und fürsorgliche Eltern habe. Die Frau in Uniform: „Das weiß ich nicht, diese Frage kann ich dir auch nicht beantworten. Also warte, bis ich in einer Stunde wieder zurück bin, um dich zu holen."

    Die Frau knipste das Licht aus, verließ den Raum und verschloss die Tür. David, der zurückgelassene Junge von neun Jahren fühlte sich total verlassen. Er betete, wie es ihm die Mutter beigebracht hatte, und bat den lieben Gott, dass seine Eltern bald zurückkehren sollen, weil er ohne sie nicht leben könne. Er schläft auf dem Stuhl ein. Im Traum erscheinen seine Eltern, die ihm zulächeln und mit den Worten trösten, dass er nicht traurig sein soll, denn sie würden bald wieder zurückkehren und in der Kälte die Wohnung trotz fehlender Briketts, aber mit rohen Braunkohlestücken anheizen und gemütlich machen. David erwidert den Eltern im Traum, dass sie sich beeilen sollen zurückzukommen, denn er muss doch etwas zu essen und sein Bett für die Nacht zum Schlafen bekommen.

    Die Frau in Uniform öffnet die Tür, knipst das Licht an und weckt David aus dem Schlaf. Er erschrickt, weil er vergessen hat, dass er in einem, wenn auch angeheizten Raum im Bahnhof sitzt und dort eingeschlafen war. Mit dünnen Erinnerungsfäden fragt er sich, als ihm die Frau in Uniform die Hand auf die rechte Schulter legt und weckt, ob es wahr sein kann, dass er hier seine Eltern gesehen und mit ihnen gesprochen habe, die ihm zugelächelt und mit den Worten getröstet haben,

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