Weiter geht's: Mit Blick auf den Patienten
Von Helmut Lauschke
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Die moderne Technologie muss von den Axiomen der Ethik noch erfasst und begriffen werden. Es ist die Relativität der geistig-inneren und der technisch-äußeren Werte, die in ihren Fassungen und Dehnungen verstanden werden müssen. Die Asymptoten sind den ethischen Prinzipien anzulegen, um sie zu erfassen und die Wahrscheinlichkeit drohender Gefahren frühzeitig zu erkennen.
Das Bild vom Menschen ist verzerrt, dass nach der Klärung gesucht wird, um die Sicht und Ordnung im Daseinsgeflecht herzustellen. Es trifft das Seelische wie das Physische im Leben mit der zeitorientierten Prämisse des Überlebens. Die Asymptoten auf dem Wege der weiterführenden Ethik tangieren das Sein des Menschen in der Frage, warum es Menschen auf dem Planeten gibt. Mit dem Anlegen der Asymptote an den heutigen Daseinskreis ergibt sich die zweite Frage nach der Existenz des Menschen für die Zukunft. Diese Teilfrage schließt die Sicherung dieser Existenz ein. Die Zukunft mit ihren Detailverzweigungen gewinnt an Bedeutung, weil das Leben mit dem Überleben dem größer werdenden Wagnis entspricht.
Auch wenn der Mensch für viele Krankheiten bedeutsame diagnostische Fortschritte gemacht und Wege der Heilung gefunden hat, die Sterblichkeit beugt sich vor ihm nicht. Das lehrt ihn umso mehr, die Natur zu achten und sie nicht in profitgieriger Weise barbarisch weiter auszubeuten, dass es zur Apokalypse mit dem Menschheitsuntergang kommt. Wissenschaft und Kunst können Größeres erwarten, wenn sich der Mensch diszipliniert und gebildeter verhält und naturfreundlicher benimmt.
Das Verhältnis von Arzt zu Patient und vice versa steht über den Gegensätzen von Freund oder Feind und ist von ihnen nicht antastbar. Doch gibt es Verständnisprobleme, was Ethik ist und bedeuten soll, wenn die kognitive Seite des sittlichen Handelns unterschiedlich weit gegenüber der Ethik verkleinert wird. Diese Gleichung birgt die Konstanten der menschlichen Natur in sich, wie sie sich in der weiteren Differenzierung finden lassen.
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Buchvorschau
Weiter geht's - Helmut Lauschke
Mit Blick auf den Patienten
Das Gebot der Menschlichkeit
Im Zeitalter rapide voranschreitender Wissenschaften und Technik muss die Ethik substantiell tiefer und umfassender verstanden werden, um die ‘Superkräfte des entfesselten Prometheus’ unter Kontrolle zu bringen beziehungsweise zu bremsen und zu zähmen, bevor sie im Chaos schwindelerregender Katastrophen die Menschheit letztendlich und unumkehrbar in den Abgrund treiben.
Die verantwortungslose Unterwerfung der Natur hat den Menschen selbst ergriffen mit den Folgen, die psychologisch wie physiologisch im höchsten Maße erstaunen und erschrecken lassen und in der Behandlung der Erkrankungen noch nie gekannte Herausforderungen abverlangen. Die Gefahren liegen in den orphisch-kosmologischen Größen der Endgültigkeit. Denn was der Mensch dieser Zeit zu tun in der Lage ist, das hat es noch nie gegeben.
Da auf die Menschheit die überlieferte Weisheit mit all ihrem Wissen gerichtet ist, steigert sich die Seinsproblematik in der Erhebung einer Exponentialfunktion. Die mit dieser Weisheit überlieferte Ethik zeigt dagegen keine Grenzwerte auf, die sich auf das gegenwärtige Tun und Schaffen beziehen und sie umfahren und ‘einzäunen’. Die Sicherheitszone des Seins ist nicht deutlich markiert, um die apokalyptischen Auswirkungen zu vermeiden. Die Normen von ‘Gut’ und ‘Schlecht’ sind nicht klar gezeichnet.
Die moderne Technologie muss von den Axiomen der Ethik noch erfasst und begriffen werden. Es ist die Relativität der geistig-inneren und der technisch-äußeren Werte, die in ihren Fassungen und Dehnungen verstanden werden müssen. Die Asymptoten sind den ethischen Prinzipien anzulegen, um sie zu erfassen und die Wahrscheinlichkeit drohender Gefahren frühzeitig zu erkennen.
Das Bild vom Menschen ist verzerrt, dass nach der Klärung gesucht wird, um die Sicht und Ordnung im Daseinsgeflecht herzustellen. Es trifft das Seelische wie das Physische im Leben mit der zeitorientierten Prämisse des Überlebens.
Die Asymptoten auf dem Wege der weiterführenden Ethik tangieren das Sein des Menschen in der Frage, warum es Menschen auf dem Planeten gibt. Mit dem Anlegen der Asymptote an den heutigen Daseinskreis ergibt sich die zweite Frage nach der Existenz des Menschen für die Zukunft. Diese Teilfrage schließt die Sicherung dieser Existenz ein. Die Zukunft mit ihren Detailverzweigungen gewinnt an Bedeutung, weil das Leben mit dem Überleben dem größer werdenden Wagnis entspricht.
Die Heutzutagefragen nach Sein und Sollen sind in ihrer Bedeutung durch die Besonderheiten in der wissenschaftlich-technischen Hochentwicklung ontologisch noch wichtiger und umfassender geworden.
Im Leben und Überleben ist mit der Zunahme des Seins auch die Verantwortung in der Pflicht umfangreicher geworden. Das öffnet den Fragenfächer nach der Trag- und der Ertragsfähigkeit des Menschen in seiner eigenen beziehungsweise in der ihm zugesprochenen Kausalität.
Sicht und Wissen um den Menschen beziehen holistisch die planetaren Weiten in das Bewusstsein der personalen Kausalität ein. Da zentriert sich die Ethik auf den Grad der Sittlichkeit in der Sichtweise und Sichtanalyse in der Einbeziehung des Mitmenschen.
Im Denken, Tun und in der Gesellschaft befasst sich die Ethik mit den Handlungen großer und größter Reichweiten, was über die Vorurteile, das Vorwissen und die bloßen Mutmaßungen hinausgeht. Denn das Wissen bleibt schon in der Vorstufe problematisch, was zu fehlerhaften Fernwirkungen führen kann, die zum Teil nicht mehr umkehrbar sind.
All das ruft die Verantwortung in das Zentrum der Ethik in den berührten Dimensionen von Raum und Zeit. Es wird die Verantwortung sein, die im Denken und menschlichen Handeln erneut und immer wieder auf den Prüfstand kommt, weil es der Mensch ist, der sich in seinen Fehlern verrennt, verhakt und hängenbleibt.
Der technische Fortschritt in seiner globalen Dynamik übersteigt in der denkerischen Reflexion die Grenzen der Realität, dass es seelisch wie physisch in zunehmendem Maße zu Störungen im Befinden durch Vereinsamung mit dem Gefühl der Verlorenheit und zu schweren psychisch-körperlichen Erkrankungen kommt, die das individuelle Dasein sozial marginalisieren und in die Tiefen des Elends reißen.
Die äußere Fortschrittsdynamik geht mit der inneren Depression einher, wo die Hoffnung auf das Leben in menschlicher Würde oft schlagartig in die Hoffnungslosigkeit umschlägt und auf dem Boden der Verzweiflung und Zerrüttung liegenbleibt. In der Zielsetzung kommt die menschliche Unbescheidenheit dazu, dass der eingschlagene Weg der falsche ist und nicht zum Ziel führt.
Deshalb schließt die Verantwortung die Axiome ‘Furcht’ und ‘Ehrfurcht’ ein, um sich als Mensch in der zweifelhaften Freiheit gegen die willkürlichen Übergriffe von Macht und Unrecht zu schützen. Utopie ist die eine Seite und Realität die andere Seite des Daseins, dazwischen gibt es keine scharfe Grenze.
Blick auf den Patienten
Eine junge Frau hilft ihrer alten Mutter auf den Schemel. Die alte Frau klagt über Schmerzen in beiden Kniegelenken. Von einem Unfall ist nicht die Rede. Dr. Ferdinand fühlt den Erguss in den Gelenken und punktiert ihn ab. Die alte Frau ist auf dem linken Auge fast blind und hört auf beiden Ohren schwer. So erklärt er der Tochter die Ursache der Gelenkergüsse. Die Tochter nimmt den ärztlichen Kommentar wortlos hin, dass im Fall ihrer Mutter nichts mehr zu machen sei und sie mit den verschlissenen Gelenken leben muss. Sollten sich neue Ergüsse bilden, dann müssen auch sie abpunktiert werden. Er trägt die Tabletten zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung in den abgegriffenen Gesundheitspass ein und gibt ihn der Tochter, die ihrer Mutter die Hand reicht und ihr vom Stuhl aufhilft. Die alte Frau dankt für die Behandlung und lässt sich von der Tochter aus dem Untersuchungsraum führen. Sie hält die Hand der Tochter, als sie hintereinander durch den dichten Pulk wartender Menschen mit den Schweißgerüchen in Richtung Medikamentenausgabe gehen. Dr. Ferdinand sieht ihnen durch die geöffnete Pendeltür nach und bedauert, dass er der alten Frau nicht wirksamer helfen kann.
Eine junge Frau wird auf der Trage in den Untersuchungsraum gefahren. Auf längeres Befragen durch die Schwester kommt heraus, dass die Frau von ihrem Mann verprügelt worden war. Die rechte Gesichtshälfte ist stark geschwollen. Das rechte Auge kann sie nicht öffnen. Beide Lider sind blutunterlaufen. Die Frau hat Schürfwunden am Hals und an den Armen und Händen. Der rechte Unterarm ist gebrochen. Die Frau macht einen verstörten, armseligen Eindruck. Sie wird mit dem Formular zum Röntgen gefahren. Als letzten Patienten vor der Mittagspause, die schon halb vorüber ist, sieht Ferdinand einen zehnjährigen Jungen, der vom Esel gefallen ist und mit dem linken Bein nicht auftreten kann. Auch er wird zum Röntgen geschickt, wohin ihn der Vater trägt.
Am verspäteten Mittagstisch überkommt ihn die Fragwürdigkeit im Zeitenvergleich. Der Inhalt menschlicher Verantwortung ist verweht, irgendwohin, wo das Auge nicht