Operative Medizin und Verantwortung: Dialektik eines Chirurgen
Von Helmut Lauschke
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Über dieses E-Book
Die Integrität setzt die Unversehrtheit voraus, die aus medizinischen Gründen verletzt wird; sie geht verloren und kommt nicht wieder. Die Chirurgie hat in die Ursprünglichkeit des Zusammengehörigen als Einheit hinein geschnitten. Dabei mögen die Vernunftsgründe beachtlich sein. Gegenüber dieser Ursprünglichkeit sind sie jedoch von untergeordneter Bedeutung. Es ist das Bild vom gewachsenen Baum, dem mit der Axt eine Wunde geschlagen wird, die "blutet". Der Einschlag ist gravierend, dass die "Blutstillung" und damit die Wundheilung nicht mehr möglich ist. Das Abtrennen hat der Individualität die Unversehrtheit für immer genommen und ihr den Schmerz im Dasein mit der Unvollständigkeit und Abhängigkeit für immer gegeben..
Der versehrte Mensch ist seelisch und körperlich gebrechlich. Er muss sich vor Dingen beugen, die er bislang "aufrecht" verrichtet oder abgewehrt hat. Die Freiheit der Bewegung ist durch die Beschädigung geistig wie körperlich eingeschränkt. Damit ist der Mensch in seiner Ganzheit unfrei geworden. Man ist aus der Normalität weggerutscht und hält das abgeschnittene Bein ständig "in den Händen". Das Abtrennen einer Gliedmaße ist ein hochtraumatischer Eingriff. Das gilt für die seelische Belastung im Besonderen.
Viele Menschen und vor allem Kinder verloren das Leben durch Landminen. Verletzte, die die Minen überlebten, wurden im Hospital operiert, was sich auf die Nachamputation an den Armen und Beinen beschränkte. Oft ging dem eine Operation an einer oder mehreren Körperhöhlen voraus. Diese Art der Trauma-Chirurgie war eine schwere Belastung für Körper und Seele.
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Buchvorschau
Operative Medizin und Verantwortung - Helmut Lauschke
Gedanken der Einführung
Dialektik eines Chirurgen
WAS IST ZEIT? WENN MICH NIEMAND DANACH FRAGT, WEISS ICH ES. WENN ICH ES EINEM ERKLÄREN WILL, DER DANACH FRAGT, WEISS ICH ES NICHT. AURELIUS AUGUSTINUS von Hippo (354-430), CONFESSIONES, LIBER XI, CAPUT XIV
Die Philosophie der Jetztzeit ist das Rätselraten nach dem Wesen der Dinge in ihrer Wahrheit aus dem Stand der Unvollkommenheit des Wissens und der ständig kompromittierten Tugend des Wissenwollens. Denn anders und in der Vollkommenheit hätten wir den Zustand des Wissens erreicht. Aber es ist gerade die Unvollkommenheit, die den permanenten Anstoß zum philosophischen Denken gibt, warum das mit dem Wissen um die Wahrheit der Dinge und um sie herum so problematisch ist.
Die Philosophie beschäftigt sich mit den Dingen der Gegenwart. Da alle Dinge in die Vergangenheit gleiten und die Dinge der Zukunft nicht sichtbar und vorhersehbar sind, ist es die Bewegung im Ablauf der Zeit, die die Veränderungen der Dinge bewirkt, dass die Wahrheit eines Dinges für den Augenblick gelten mag, aber auf Dauer in die Gegenwart der Zukunft aufgrund der permanenten Veränderung und Veränderbarkeit nicht festzulegen ist.
Die Permanenz der Veränderung der Welt und der Dinge in ihr (im permanenten Umbruch) macht es unmöglich, die Wahrheit des Dinges über einen längeren Zeitraum zu finden, zu verfolgen und zu definieren.
Die Philosophie beinhaltet auch die Wissenschaft des Willens, was ein recht unstetes ‘Organ’ (das Organ des Wankens) ist, dass auf den Gedankengeraden und ihren ‘Zufahrtswegen’ vorhersehbar, aber meist unvorhergesehen, Kurzschlüsse, Unterbrechungen und Abbrüche im Denkprozess stattfinden, was auf dem Wege der Erkennung und Erkenntnis der Wahrheit hinderlich und Ursache dafür ist, dass der Denkprozess vorzeitig abbricht.
Das Unstete im Denken und im Willen zum Denken widerspricht der absoluten Denkgeraden in der Mathematik, was der Philosophie den Glanz und die Sauberkeit der Makellosigkeit gibt. Frei von irrationalen Stolpersteinen hebt die Mathematik den Charakter der Philosophie auf die Höhe der Erhabenheit über all das Kleine mit den Fehlern im Denken und Handeln.
Zum Wahrheitsbegriff: Im Lösungsversuch nimmt Augustinus René Descartes’ cogito ergo sum vorweg, indem er die Unzweifelhaftigkeit der Existenz des Denkenden (Zweifelnden) feststellt: „Wird jemand darüber zweifeln, dass er lebt, sich erinnert, Einsichten hat, will, denkt, weiß und urteilt? […] Mag einer auch sonst zweifeln, über was er will, über diese Zweifel selbst kann er nicht zweifeln." – De Trinitate X, 10
Augustinus fasst es zusammen mit „si enim fallor, sum": „Denn (selbst) wenn ich irre, so bin ich (doch)." Als Vorbild dienen ihm die idealen Wahrheiten der Mathematik, da die Sinneswahrnehmungen wegen ihrer Unzuverlässigkeit und der Wandelbarkeit der äußeren Welt diese Eigenschaften nicht aufweisen. Da kommt der Satz von Pythagoras in Erinnerung: Die Zahl ist das Wesen aller Dinge.
Augustinus sucht die Wahrheit im menschlichen Geist: „Suche nicht draußen! Kehre in dich selbst zurück!Im Innern des Menschen wohnt die Wahrheit. […] Der Verstand schafft die Wahrheit nicht, sondern findet sie vor." – De vera religione 39, 72f.
Der Grund aller Wahrheit sind die ewigen Ideen (und der Atem, sie zu entdecken), die nach Augustinus in Gottes Geist existieren. Wie bei Platon haben auch bei Augustinus die Urbilder den ontologisch höchsten Status; sie sind die Wesensgründe aller Dinge. Verfügbar wird die Wahrheit für den Menschen in der vermittelten Erleuchtung des Geistes durch Gott (Illuminations- bzw. Irradiationstheorie.
Galilei (1564-1642): Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo, Florenz (1632). Der göttliche Geist (mundus intelligibilis) „strahlt diese Ideen und Regeln direkt in den menschlichen Geist „ein
, da der menschliche Geist anders als sein materieller Körper als Gottes Ebenbild (imago dei) geschaffen ist. Die Wahrheit findet sich nicht außerhalb des Menschen, sondern im Menschen selbst.
Zeitauffassung: Augustinus spricht über die drei Zeiten: Gegenwart des Vergangenen, Gegenwart des Gegenwärtigen und Gegenwart des Zukünftigen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als solche existieren nach Augustinus nicht:
„Wie kann man sagen, dass [die vergangenen und zukünftigen Zeiten] sind, da doch die vergangene schon nicht mehr und die zukünftige noch nicht ist? Die gegenwärtige Zeit aber, wenn sie immer gegenwärtig wäre und nicht in Vergangenheit überginge, wäre nicht mehr Zeit, sondern Ewigkeit."
Vielmehr ist die Vergangenheit eine Erinnerung in der Gegenwart, und die Zukunft eine Erwartung in der Gegenwart, während die Gegenwart selbst, ein aus der Zukunft in die Vergangenheit an unserem Geiste vorüberziehender Moment ist. Wir messen die Zeit anhand eines Eindrucks.
Der Eindruck, den die vorübergehenden Dinge [in unserem Geiste] hervorbringen und der bleibt, wenn sie vorübergegangen sind, ihn, den gegenwärtigen, [messen wir], nicht was vorübergegangen ist und ihn hervorgebracht hat.
Als eine neuzeitliche Ableitung: Die Zeit als solche ist durch den Verstand nicht fassbar, auch wenn wir in und mit ihr leben und sterben. Es mag die Atmung sein, die mit dem Atemzug an die Zeit erinnert und im Ausatmen an die Zeit ‘klopft’ beziehungsweise im perkutierenden ‘Abklopfen’ der Organe fürs Leben in die Zeit hinein drängt und eindringt, dass der Mensch im Atmen den Eindruck von der Zeit bekommt und umgekehrt er seinen Eindruck in die Zeit hinein gibt. Das Eindrücken ist die Wechselfunktion in der Gegenseitigkeit des engsten permanenten Miteinanders.
Die Zeit wird als Weltenhalle vorstellbar, durch die der Mensch sein Leben trägt und abfährt.
Das augustinische Zeitverständnis enthält damit die subjektive Komponente der Zeit, da wir die abgelaufene Zeit als Eindruck in Erinnerung behalten, wir also in uns verschiedene erlebte Zeiträume miteinander vergleichen und dadurch zu subjektiven Aussagen gelangen. So kam zum Beispiel eine Zeit länger vor als eine andere. Zukünftige Dinge können wir nicht messen, da wir nichts über sie wissen und aussagen können. Erst wenn sie an uns vorüberziehen und wir durch sie einen Eindruck gewonnen haben, können wir für uns entscheiden, ob der Eindruck länger oder kürzer war.
Die Zeit ist untrennbar mit den Dingen verbunden. Die Dinge wirken in und durch die Medien der Zeit, sie geben Abdrücke in die Zeit hinein. Damit machen sie die Zeit wahrnehmbar und messbar und quasi sichtbar, solange die Dinge durch sie in den Tätigkeiten nach außen und in der Atmung und im Denken nach innen wirken. Als können die Dinge ohne Zeit und die Zeit ohne die Dinge nicht gegenständlich
sein. Dabei hat die Schöpfung von Zeit und Ding bereits stattgefunden, ob simultan oder nacheinander. In der Entstehung des Vorgangs wird die Zeit intellektuell spürbar und im Ablauf des Zeitzeigers sicht- und messbar. Zeit lässt sich wie eine amorphe Masse eindrücken; sie ist die Füllung von und der Rahmen für alle Dinge, die mit dem Leben zu tun haben.
„Ginge nichts vorüber, gäbe es keine vergangene Zeit; käme nichts auf uns zu, gäbe es keine zukünftigeZeit; wäre überhaupt nichts, gäbe es keine gegenwärtige Zeit."
So ist die Zeit (für Augustinus) real und keine Ichzeit, da Gott sie geschaffen hat. Augustinus’ Zeitbegriff ist somit subjektimmanent, aber nicht subjektiv begrenzt.
Im Gegensatz sieht Platon (428-348 v.Chr.) die Zeit als eine objektive Erscheinung, die durch die Bewegung der Himmelskörper messbar wird, so auch in der Bewegung des Tages zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Dagegen führt Augustinus an, dass „wenn sich ein Körper bewegt, [wir die Bewegung mit der Zeit messen], wie lange sich der Körper bewegtvon Anfang bis zum Ende der Bewegung, […] denn ein Körper bewegt sich nur in und mit der Zeit und stellt das Wesen der Zeit selbst nicht dar. Auch wenn sich der Körper nicht bewegt, sind wir in der Lage,den Stillstand zu messen und über die Dauer des Stillstandes etwas auszusagen. Deshalb ist die Bewegung in und mit der Zeit etwas anderes als die Zeit selbst.
So ist die Körperbewegung nicht dasselbe wie die Zeit, auch wenn die Bewegung in der Zeit messbar ist. Die Zeit kann lediglich als der Träger alles Denkens und Tuns begriffen werden.
Kommunikation: Es ist die Kommunikation unter Menschen oder zwischen Mensch und Ding, in der die Zeit achtbar und auf der Uhr messbar aus der Hülle der umgebenden Welt oder dem Mantel der Zeitlosigkeit heraus und ins Leben hinein tritt, ohne dass die ausgestreckten Hände dieses Stück Zeit fassen oder festhalten können. Es sind Aus- und Eindruck der sprachlichen und körperlichen Bewegung, die aus der Zeitlosigkeit das Stück Zeit aus dem Bewegungsverband ‘herausschneiden’, ohne deshalb die Eigentlichkeit der Zeit zu erkennen und in ihrer Endlosigkeit definieren zu können.
Kommunikation findet in und durch die Zeit statt. Sieist der Kommunikationsraum mit ‘Straße’, Medium und Grund zur Ursache bis über die Seinsgrenze hinaus in die Zeitlosigkeit. Denken und Tun verbinden in der Kommunikation die Jetztzeit mit dem, was aus ihr heraus resultiert und hervorgeht. Da es aus der Ewigkeit als der ‘Überzeitlichkeit’ keine Meldung im intellektuellen Sinne gibt, kann die hypothetische Annahme nicht in einen verstandesmäßig fassbaren Gegenstand ‘gegossen’ bzw. geformt oder umgeformt werden.
Das mathematisch gerade Denken verkürzt in der Philosophie den Weg zum Ursprung des Problems. In der philosophischen Arbeit trennen sich Theorie und Praxis.Die Bioethik als Teil der Philosophie lehrt, welche Werte