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Die geheime Macht: Im Netz der Lügen
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eBook286 Seiten8 Stunden

Die geheime Macht: Im Netz der Lügen

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Über dieses E-Book

In dieser Geschichte geht es um eine junge aufstrebende Journalistin, die versucht, ein politisches Netz voller Korruption und Intrigen zu entwirren.
Bei ihren Recherchen trifft sie den smarten Fabrikarbeiter Joshua. Es kommt zu einem schweren Unglück und sie beschließen der Sache gemeinsam auf den Grund zu gehen.
Dabei geraten sie immer wieder in gefährliche Situationen, die Melissa und Joshua einander näher bringen. Unterstützung bekommen sie durch den erfahrenen Privatdetektiv Aaron, denn das Netz scheint größer als gedacht und Melissa‘s Story könnte alles verändern.
SpracheDeutsch
HerausgeberRomeon-Verlag
Erscheinungsdatum27. Juli 2022
ISBN9783962296926
Die geheime Macht: Im Netz der Lügen

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    Buchvorschau

    Die geheime Macht - Yvi Mystery

    EINLEITUNG

    Wir schreiben das Jahr 2039, vierzehn Jahre nach Ende der weltweiten Virus-Pandemie und einer neuen Weltordnung durch den totalen Zusammenbruch der Wirtschaft, in welcher man entweder in absoluter Armut oder völligem Reichtum lebt. Einer Welt, in der auch die Arbeiterschicht ums nackte Überleben kämpft. Der neunundzwanzigjährige Joshua Cooper, ein gutaussehender und großgewachsener muskulöser Mann, ist einer davon. Er schuftet schwer und hart, um sich seinen Lebensunterhalt in einer Metallfabrik zu verdienen. Seit die neue Weltwährung, die Trashcoins, eingeführt wurde, ist das nicht sehr viel, es reicht gerade mal für ein paar Lebensmittel und ein heruntergekommenes Apartment im Elendsviertel von New York. Seit vor zehn Jahren sein Vater beim Brand in einer Chemiefabrik ums Leben kam, lebt Joshua dort mit seiner Mutter Maria, einer lateinamerikanischen kleinen, gepflegten Frau mit lichtgewordenem dunklem Haar. Als Putzkraft hätte sich Maria allein eine Wohnung nicht leisten können, also nahm Joshua sie zu sich. Als sie dann vor fünf Jahren an Krebs erkrankte, verschlimmerte sich die Lage der beiden: Maria konnte nun nicht mehr arbeiten, zu stark die Schmerzen und kaum Geld für Behandlungen oder Medikamente. Krankenversicherungen konnten sich nur noch Reiche leisten.

    Auf der anderen Seite, im Nobelviertel von New York, lebt Melissa Parker, eine vierundzwanzigjährige hochgewachsene und ebenfalls sportliche Frau, in einer Penthouse Wohnung mit Blick auf den Central Park. Ihren Lebensunterhalt müsste sie nicht selbst bestreiten, da ihr Vater James Parker ein wohlhabender und angesehener Mann in New York ist, dessen Familie schon lange im Besitz verschiedener Großkonzerne ist. Dennoch wurde aus Melissa trotz des Widerwillens ihrer Familie eine ehrgeizige Journalistin, die es liebt, allen Dingen auf den Grund zu gehen. Je ungewöhnlicher oder mysteriöser etwas scheint, desto mehr weckt es ihren Ehrgeiz zu recherchieren. Das brachte Melissa schon einige Preise ein, doch anscheinend nicht den Stolz ihres Vaters, denn dieser hofft nach wie vor darauf, dass sein einziges Kind einmal seinen Platz einnimmt, um die Großkonzerne weiterzuführen.

    KAPITEL I

    ERWACHENDE NEUGIER

    Der Winter war in New York eingebrochen. Nach einer Acht-Stunden-Schicht verließ Joshua die Fabrikhalle und begab sich auf den verschneiten Weg zu seinem alten Motorrad. Es war schon kurz nach 22 Uhr, als er losfahren wollte und die Maschine nicht ansprang.

    „Shit, nicht schon wieder." fluchte Joshua.

    Er nahm eine Box mit Werkzeug aus dem Sitz und machte sich daran, das Motorrad zu reparieren. Währenddessen kamen die Arbeiter der Nachtschicht auf dem Weg zur Fabrik an ihm vorbei.

    „Hey Josh, du solltest sie lieber verschrotten, die ist ja mehr kaputt, als dass sie fährt.", höhnte einer von ihnen.

    Die Männer lachten, als sie ihren Weg fortsetzten. Unbeeindruckt von dem Kommentar bastelte Joshua weiter an seiner Maschine. Nach einer guten halben Stunde hatte er es geschafft und das Motorrad sprang an, als plötzlich eine schwarze Limousine auf das Gelände in den hinteren Teil der Fabrik fuhr. Von seiner Neugier gepackt, da er so ein teures Auto noch nie zuvor gesehen hatte, stellte er den Motor ab und nutzte die Dunkelheit, um sich hinter ein paar Kisten zu verstecken, die draußen neben dem Hintereingang standen. Von dort hatte er einen guten Blick durch das Fenster neben der Tür. Aus der Limousine stieg ein Mann in einem dunklen Anzug mit schwarzer Sonnenbrille und öffnete die hintere Tür des Fahrzeugs. Ein älterer, etwas untersetzter, kleiner Herr mit grauem Anzug, dazu den passenden Hut, stieg ebenfalls aus und wurde vom Fabrikvorsteher Christopher Farmer empfangen, einem dünnen, schlaksigen Mann mit graumelierter Halbglatze, den Joshua nur allzu gut wegen seiner Schikanen kannte. Was die beiden Männer beredeten, konnte er nicht hören, aber er sah, wie Farmer dem Älteren Papiere überreichte. Plötzlich rutschte Joshua von dem Stein, auf dem er stand, und versuchte, am Fenster wieder Halt zu finden. Doch durch den Lärm wurde er jedoch bemerkt. Der Mann in dunkler Kleidung begab sich nun direkt zur Tür und öffnete sie … doch da war niemand. Joshua hatte es geschafft, schnell zu seinem Motorrad zu gelangen und versteckte sich dahinter. Als der Unbekannte die Tür wieder hinter sich schloss, startete er seine Maschine und fuhr schnell davon.

    Sein Herz raste immer noch, als er das Motorrad am Parkplatz vor einem alten, heruntergekommen Wohnblock abstellte und zu seinem Apartment ging. Als er die Wohnungstür aufschloss, noch ganz in Gedanken versunken über das seltsame Ereignis des Abends, hörte er schon das schmerzvolle Stöhnen seiner Mutter, das aus dem Badezimmer durch die ganze Wohnung schallte. Er lief sofort zu ihr und sah, wie sie über dem Toilettenbecken am Boden kniete. Ihr rosafarbener Pyjama war durchnässt vom eigenen Schweiß und der schmerzhafte Gesichtsausdruck ließ die Qualen nur erahnen.

    „Mom, warte, ich helfe dir.", sagte Joshua besorgt, als er sich zu ihr beugte.

    Er strich ihr über das lange dunkelbraune, dünn gewordene Haar, griff nach dem Handtuch, das neben ihnen über dem Waschbecken hing, und säuberte vorsichtig ihr Gesicht. Dann nahm er Maria behutsam auf seine Arme und trug sie nebenan ins Schlafzimmer zu ihrem Bett. Als Joshua seine Mutter zudeckte, setzte er sich auf den Bettrand und streichelte zärtlich ihre vom Fieber leicht feuchte, heiße Wange. Sein Blick dabei war von viel Traurigkeit geprägt und er dachte:

    ,Könnte ich dir doch nur die Schmerzen nehmen.´

    Maria blickte zu ihrem Sohn, nahm seine Hand und sagte:

    „Joshua, ich werde nicht mehr lange bei dir sein können, ich spüre es. Einerseits bin ich zwar froh, dass die Qualen bald ein Ende haben und ich nicht länger eine Last für dich bin, andererseits mache ich mir große Sorgen, was dann aus dir wird."

    Sie seufzte und eine Träne lief ihr übers Gesicht.

    „Ich wünschte, wir hätten ein besseres Leben führen können, dann würde dein Vater vielleicht noch leben", sagte sie mit schmerzvoller Stimme.

    „Ist schon gut, Mom …", unterbrach sie Joshua: „… du musst dich jetzt wirklich ausruhen. Wir schaffen das schon, mach dir bitte keine Sorgen. Ich werde versuchen, ein paar Medikamente für Dich zu besorgen, dann wird’s dir schon bald viel besser gehen.

    Etwa zur gleichen Zeit im New Yorker Nobelviertel. Nach einem langen Arbeitstag stand Melissa vor ihrer Eingangstür, die weder ein Schloss noch einen Türgriff hatte, streckte ihre Hand an ein Scanner Schild rechts neben der Tür und betrat ihr Apartment, das sich kurzerhand öffnete. Eine freundlich klingende Computerstimme begrüßte sie:

    „Schönen guten Abend, Miss Parker. Willkommen zu Hause."

    ,Brr … bin ich durchgefroren, jetzt erst mal eine schöne heiße Dusche.´, dachte Melissa, während sie ihren knallroten Wintermantel und die farblich abgestimmten Stiefel auszog.

    Dann begab sie sich ins Badezimmer, ging zum Spiegel, betätigte dort ein Touchscreen Feld mit Duschhahnsymbol und zog auch die restliche Kleidung von ihrem sportlichen Körper. Frisch geduscht und in einem blau gepunkteten Pyjama begab sich Melissa in ihre edle Einbauküche. Sie öffnete die Kühlschranktür, nahm eine bereits geöffnete Weißweinflasche aus dem Seitenfach und stellte sie auf den Tresen in der Mitte der offenen Einbauküche. Dort griff sie nach einem leeren Glas, das über ihr in einer Halterung hing, goss sich einen großzügigen Schluck ein und ging ins Wohnzimmer. Gemütlich auf der gelben großen Stoffcouch sitzend, stellte sie mit der Fernbedienung in greifbarer Nähe den Fernseher an und nippte an ihrem Weinglas. In den Nachrichten kam gerade eine Eilmeldung über einen Fabrikbrand mit mehreren Toten, die Melissas Aufmerksamkeit weckte:

    ,Das ist schon der dritte in diesem Jahr.´, dachte sie und stellte den Ton des TV-Geräts etwas lauter.

    Die Nachrichtensprecherin schaltete nun zu einem Reporter, der am Ort des Geschehens war:

    „Es herrscht ein absolutes Chaos hier an der Holzfabrik im Stadtteil von Queens. Die genaue Anzahl der Toten ist nicht bekannt, da man immer noch nach Überlebenden sucht. Zeugen berichteten von einer Explosion aus dem hinteren Teil des Gebäudes, die dann einen weitreichenden Brand im ganzen Komplex auslöste. Genauere Details zur Ursache dieser schrecklichen Tragödie, wird aber erst ein Gutachten ergeben müssen. Die meisten Anwohner rund um New York sind jedoch sehr beunruhigt, da es bereits der dritte Brand in diesem Jahr mit mehreren Toten ist. Sind die Fabriken hierzulande wirklich sicher? Jedem hier ist noch das schlimme Feuer einer Spielzeugfertigungsanlage vom Sommer dieses Jahres in New Jersey mit weit über zwanzig Toten im Gedächtnis, das wirft nun eine Menge Fragen über Werkssicherheiten auf.", sagte der Reporter mit ernsthaft besorgter Stimme und gab zurück ins Studio.

    ,Da steckt mehr dahinter´, dachte sich Melissa, während sie den Ton vom Fernseher wieder leiser stellte.

    „Das könnte eine große Story sein. Morgen früh werde ich mir gleich mal die Berichte von den anderen Bränden besorgen, vielleicht gibts da Zusammenhänge.", sagte sie anschließend laut zu sich selbst und nahm einen großen Schluck aus ihrem Weinglas.

    Als Maria endlich eingeschlafen war, verließ Joshua leise das Schlafzimmer, schloss vorsichtig die Tür hinter sich und ging in die Küche zum Kühlschrank. Darin sah es sehr mager aus, worauf er trotz knurrenden Magens nur die letzte Flasche Bier herausnahm und ins Wohnzimmer ging. Er schaltete den alten Fernsehapparat ein, setzte sich in den maroden, heruntergekommenen braunen Wohnzimmersessel und nahm einen Schluck von seinem Bier.

    ,Oh Mann, jetzt brauch ich nicht nur Geld für Medikamente, sondern auch noch für Lebensmittel. Wie soll ich das nur machen?´, dachte Joshua betrübt, während im Fernsehen gerade die Nachrichten liefen.

    „Sehr verehrte Zuschauer, wir entschuldigen uns noch mal für eine kurze Unterbrechung. Wir haben jetzt weitere News zum Brand der Holzfabrik von heute Abend: Es handelt sich nun laut Angaben der hiesigen Rettungskräfte bereits um vierzehn Todesopfer, sieben Schwerverletzte und sechs vermisste Personen. Wie viele Menschen sich genau zum Zeitpunkt der Tragödie in der Halle aufhielten, ist nach wie vor noch nicht bekannt. Wir halten Sie aber weiter auf dem Laufenden. Jetzt wieder zurück zum Sport", unterbrach die Nachrichtensprecherin für einen Moment das aktuelle Programm.

    Joshua verschluckte sich, als er das hörte, und stellte sein Bier auf den alten, klapprigen Wohnzimmertisch vor ihm.

    ,Der dritte bereits. Das wird aber langsam merkwürdig, es gibt mittlerweile jedes Jahr einen Fabrikbrand hier in New York. Das kann doch nicht normal sein, oder? Hoffe, das passiert mal nicht bei uns, ich brauch den Job dringend.´, dachte er sich, griff wieder nach seiner Flasche und nahm einen großen Schluck daraus.

    Dann stand er auf, ging zum Schreibtisch links im Raum, öffnete die Seitentür und griff nach einer kleinen Kiste. Er setzte sich wieder in den Sessel, öffnete sie und entnahm ihr alte Fotografien und einen ausgeschnittenen Zeitungsbericht. Joshua hielt nun eins der Fotos in der Hand, auf dem mehrere Männer in einheitlicher blauer Arbeitskleidung zu erkennen waren. Einer von ihnen war mit einem roten Stift eingekreist: Joshuas Vater. Das war eine seiner letzten Aufnahmen, bevor er starb. Er strich mit seinem Zeigefinger über das Bild, seufzte leicht, bevor er es beiseitelegte, und nahm den alten, ausgeschnittenen Zeitungsbericht vom 5. Dezember 2029 zur Hand, dessen Überschrift lautete: „Acht Tote und elf Schwerverletzte beim Brand in einer Chemiefabrik. Weiter war zu lesen: „Vergangenen Montagabend ereignete sich eine schreckliche Tragödie im Stadtteil von Manhattan. Bei einem Feuer, das laut Polizeibericht durch einen technischen Defekt an einer Maschine um 21:34 Uhr ausgelöst wurde, kamen mehrere Männer, die zum Zeitpunkt des Unglücks ihrer Arbeit nachgingen, auf tragische Weise ums Leben. Einige Arbeiter, darunter auch der Fabrikvorsteher und zwei weibliche Bürohilfen, die im vorderen Gebäudeteil tätig waren, konnten sich noch unverletzt ins Freie retten, elf weitere Überlebende erlitten schwere Rauchvergiftungen und wurden ins St. Vincent`s Hospital gebracht. Für die acht Toten, die sich im hinteren Bereich befanden, kam jede Hilfe zu spät. Ihre Familien werden nun psychologisch betreut.

    ,Von wegen psychologisch betreut. Niemand hat uns damals geholfen.´, dachte Joshua wütend. Daraufhin nahm er wieder das alte Foto seines Vaters in die Hand und betrachtete es genauer.

    ,Merkwürdig, dass mir das erst jetzt auffällt, aber der Typ in der zweiten Reihe von rechts unten sieht aus wie Mr. Farmer. Laut dem Namensverzeichnis hier heißt er allerdings Luis Miller, ebenfalls Fabrikvorsteher. Vielleicht täusch ich mich, werde morgen mal Martin fragen, der arbeitet schon länger unter ihm als ich. Der ganze Stress macht mich schon verrückt, trink jetzt noch das Bier aus und dann ab ins Bett, bin total müde und fertig für heute.´, grübelte er, steckte das Bild zusammengefaltet in seine hintere Hosentasche und nahm den letzten großen Schluck aus der Flasche.

    Joshua stellte die kleine Kiste zurück ins Schreibtischfach und ging noch mal zum Schlafzimmer seiner Mutter. Er öffnete die Tür einen Spalt weit, blickte kurz zu ihr und lief dann nach hinten zu seinem Schlafraum.

    Am nächsten Morgen um sieben Uhr startete eine wohlklingende Melodie in Melissas Schlafzimmer und die Jalousien im ganzen Apartment öffneten sich automatisch. In der Küche stellte sich die hochwertige Kaffeemaschine von selbst an, mahlte die Bohnen und füllte die leere Tasse auf ihr. Noch ganz verschlafen schlenderte Melissa in die Küche, griff nach der vollen Kaffeetasse und setzte sich auf einen der Barhocker vor dem Tresen. Dann nahm sie sich einen grünen Apfel aus der Obstschale neben ihr und biss genussvoll hinein. Nach zwei Schluck Kaffee wurde sie langsam aufnahmefähig und ging hinüber ins Wohnzimmer, griff sich die Fernbedienung, die auf der Couch lag, stellte den Fernseher an und setzte sich wieder zurück auf den Hocker. Im Frühstücksprogramm kamen gerade die aktuellen News über den Fabrikbrand der letzten Nacht:

    „Achtzehn Tote und elf Schwerverletzte, so lautet die traurige Bilanz der gestrigen Nacht. Da sind die fünf unverletzten Personen leider nur ein kleiner Trost. Bei zwei der verunglückten Männer sieht die Lage weiterhin noch sehr kritisch aus, man konnte sie mit schweren inneren Verletzungen unter bereits eingestürzten Mauerteilen im mittleren Bereich der Fabrik bergen. Alle Zeugen, die sich vor Ort oder in unmittelbarer Nähe aufhielten, berichteten von einer lauten Explosion aus dem hinteren Teil der Fabrik, wo sich die Holzverarbeitungsmaschinen befanden. Die fünfzehn Männer, die sich laut Angaben zu dem Zeitpunkt dort aufhielten, hatten demnach keine Chance. Drei weitere Tote wurden, wie die meisten Verletzten, im mittleren Gebäudeteil verschüttet, konnten aber nur noch leblos geborgen werden. Laut Aussage der hiesigen Behörden liegt die Ursache womöglich bei einem technischen Defekt an einer der Maschinen, dennoch wartet man noch die Meinung des beauftragten Gutachters ab. Wir werden Sie natürlich weiterhin auf dem Laufenden halten.", berichtete die Moderatorin mit trauriger Stimme.

    ,Schrecklich, und das so kurz vor Weihnachten, muss schlimm sein für die hinterbliebenen Familien.´, dachte Melissa betrübt, als sie den letzten Schluck Kaffee zu sich nahm.

    Sie stellte ihre Tasse neben dem Spülbecken in der Küche ab und begab sich anschließend direkt ins Badezimmer, um sich frisch zu machen. Als sie fertig geduscht und angezogen war, klingelte das Telefon. Am Apparat war ihre Mutter Natalie Parker.

    „Morgen, Liebes, wollte nur wissen, ob du heute Abend zum Essen kommst?", fragte sie mit Hoffnung in der Stimme ihre Tochter.

    „Na klar, wie ausgemacht so gegen sieben. Hoffe nur, Dad fängt nicht wieder mit den alten Kamellen an. Diesmal werde ich nicht ruhig zuhören, sondern gehen, Mom, halte diese Vorhaltungen nicht mehr länger aus. Er muss endlich akzeptieren, dass ich fürs Schreiben geboren bin und liebe, was ich tue", entgegnete ihr Melissa.

    „Ich rede noch mal mit ihm, dass er sich diesmal zurückhält, aber du kennst deinen Vater. Versuch doch einfach, das Thema zu umgehen. Also bis später. Hab dich lieb.", beendete ihre Mutter das Telefonat.

    Melissa verließ daraufhin ihr Apartment und begab sich auf den Weg zur Redaktion. Kaum dort angekommen, noch mit voller Wut im Bauch über ihren Vater, ging sie auf direktem Weg zu den Kaffeeautomaten im Eingang. Mit einem frischen Heißgetränk in ihrer Hand waren die schlechten Gedanken schon gleich wie weg und sie fuhr mit dem Fahrstuhl in die zweite Etage zu ihrem Arbeitsplatz. Kaum war sie an ihrem Schreibtisch angekommen und hatte den Kaffee abgestellt, schaltete sie den Computer an. Innerhalb von nur wenigen Sekunden war dieser betriebsbereit und Melissa machte sich an ihr Vorhaben und durchsuchte das Redaktionsarchiv nach den letzten Fabrikbänden dieses Jahres.

    ,Ich hab ihn ja lieb, aber warum kann er nicht einfach mal stolz auf mich sein? Ich arbeite sehr hart in meinem Beruf und hab auch nicht umsonst die ganzen Auszeichnungen, das liegt mir einfach mehr, als seine Konzerne zu führen. Soll doch sein Assistent Carl das machen, er arbeitet schon jahrelang an seiner Seite, ist fähig genug und kennt sich manchmal sogar besser aus als Dad.´, ging ihr im Kopf herum, als sie endlich die Berichte gefunden hatte.

    Sie las sich nun jeden Einzelnen genau durch.

    ,Das ist sehr interessant, alle Brände wurden laut Gutachten durch technische Defekte an den Maschinen ausgelöst, aber warum ist das niemandem merkwürdig vorgekommen? Moment mal, alle wurden sogar von demselben Gutachter untersucht, einem gewissen David Keller. Ich bin mir sicher, da steckt einiges mehr dahinter. Glaube, ich muss mich mal genauer nach diesem Typen erkundigen und ihn dann auch über seine Beurteilungen befragen.´, dachte sich Melissa ganz neugierig darauf, was sie weiter herausfinden könnte.

    Nach einer kurzen, unruhigen Nacht machte sich Joshua schon früh auf dem Weg zur nahe gelegenen Apotheke. Mr. Arthur Jones, ein großer, sehr schlanker Mann mit leicht grau meliertem dichtem Haar und ein langjähriger Bekannter seiner Eltern, bediente dort.

    „Hallo Joshua, schön, dich zu sehen. Wie gehts dir und deiner Mutter? Wie ist ihr Befinden zurzeit?", empfing er ihn freundlich.

    „Nicht so gut, deshalb bin ich ja hier. Wir brauchen dringend ihre Medikamente, nur leider habe ich noch keinen Lohn bekommen. Können wir die Kosten dafür noch mal anschreiben lassen und ich begleiche alles, sobald ich mein Geld habe?", entgegnete ihm Joshua. Seine Stimme klang verzweifelt.

    Jones überlegte einen kleinen Augenblick und schaute dann wieder in Joshuas hoffnungsvolle Augen.

    „Das ist aber das letzte Mal. Kann dann leider nichts mehr für euch tun. Ich bin mittlerweile selbst auf jeden Cent angewiesen, Josh.", bedauerte er und ging in das Lager hinter der Theke, um die Medikamente zu holen.

    Joshua fiel ein Stein vom Herzen und rief ihm beruhigt hinterher:

    „Danke Ihnen vielmals, Mr. Jones, Sie nehmen mir eine große Last. Ich weiß das wirklich zu schätzen und verspreche Ihnen, sofort die Schulden zu begleichen, wenn das Gehalt da ist."

    „Das weiß ich doch, sonst würde ich euch nicht helfen. Hier sind sie und richte deiner Mutter liebe Grüße und gute Besserung von mir aus. Ich hoffe, dass es die Schmerzen lindern wird und sie bald wieder auf die Beine kommt. Du bist ein guter Junge, davon gibt es nicht mehr viele, bleib so, wie du bist, Joshua.", entgegnete der Apotheker, als er wieder nach vorn kam, mit liebevoll besorgter Stimme und überreichte ihm die nötigen Medikamente.

    „Das werde ich und danke Ihnen nochmals von ganzem Herzen. Bis bald.", verabschiedete er sich, verließ die Apotheke und machte sich eilig auf dem Weg nach Hause.

    Dort lief er direkt ins Schlafzimmer seiner Mutter, um ihr die Medikamente zu überbringen.

    „Hey, Mom, du sollst dich doch ausruhen. Ich habe deine Medizin gegen die Schmerzen, dann gehts dir bestimmt gleich etwas besser. Liebe Grüße von Mr. Jones, er konnte uns noch mal helfen. Werd ihm die offenen Rechnungen auch sofort begleichen, wenn es geht", sagte Joshua besorgt zu Maria, als er sah, wie sie schwerfällig versuchte aufzustehen.

    „Junge, das solltest du doch nicht tun, ich schaff das schon irgendwie. Bitte mach dir nicht solche Sorgen um mich. Wir haben doch das Geld gar nicht zur Verfügung und die Miete wird auch bald fällig. Bring die Medikamente wieder zurück. Ich möchte nicht, dass wir meinetwegen auch noch die Wohnung verlieren.", antwortete seine Mutter ihm mit ernsthafter Stimme.

    Er widersprach:

    „Nein, das mache ich nicht. Nimm die Tabletten jetzt bitte, du brauchst sie dringend. Werde in der nächsten Zeit mehr Überstunden machen, einige sind krank geworden und das bedeutet auch mehr Geld. Also mach dir keine Gedanken, wir bekommen das alles hin."

    ,Ich hasse es, sie anlügen zu müssen, aber Mom soll die Medizin nehmen. Werd heut auf der Arbeit um mehr zusätzliche Stunden bitten. Vielleicht habe ich ja Glück, zu tun wäre da jedenfalls genug seit dem neuen Großauftrag.´, dachte Joshua betrübt, als er seiner Mutter die Tabletten und das Glas Wasser reichte, das auf dem Nachttisch stand.

    Maria nahm nun die Medikamente trotz ihrer Zweifel und schlief kurz darauf ein.

    ,Endlich, sie hat die ganze Nacht kaum geschlafen vor lauter Schmerzen.´, waren seine Gedanken, als er vom Bettrand aufstand und das Zimmer leise verließ.

    Voller Verzweiflung griff Joshua in seine rechte Hosentasche und zog die letzten Geldscheine heraus.

    ,23 Trashcoins, das ist alles, was ich habe. Werde noch schnell rüber zu Wallgreen`s gehen und davon einige Lebensmittel besorgen, bevor ich zur Arbeit muss.´, überlegte er und verließ das Apartment.

    Viel konnte er nicht kaufen, aber es würde zumindest für paar Tage reichen, bis endlich sein Lohn ausbezahlt wäre. Er brachte die Lebensmittel schnell nach Hause und

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