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Die Show des Jahrhunderts: Der Covid-19-Thriller
Die Show des Jahrhunderts: Der Covid-19-Thriller
Die Show des Jahrhunderts: Der Covid-19-Thriller
eBook590 Seiten13 Stunden

Die Show des Jahrhunderts: Der Covid-19-Thriller

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Über dieses E-Book

Das Coronavirus hat die ganze Welt in einem Covid-19-Wimpernschlag zum Stillstand gebracht. Die Journalistin Lea Rass und ihre international besetzte "Nachrichtengruppe" heften sich mit kriminalistischem Spürsinn, gesundem Menschenverstand und einer Prise Humor an die Fersen der mysteriösen chinesischen Erkältungsmikrobe, um herauszufinden, wie es ihr gelingen konnte, fast die gesamte Menschheit in eine seltsame Trance zu versetzen. Der Corona-Intensivkurs hat Erfolg, der Blick hinter die Kulissen der Pandemie offenbart eine geheimnisvolle, unvorstellbare Inszenierung. Schritt für Schritt setzt sich das Puzzle zusammen. Doch wer hat eigentlich das Drehbuch für diese Show des Jahrhunderts geschrieben?
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum10. Nov. 2020
ISBN9783347123984
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    Buchvorschau

    Die Show des Jahrhunderts - Lea Rass

    Corona kam, sah und siegte

    Es war der 13. März, als das Coronavirus in Spanien einzog. Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte das Volk schon mal auf den Alarmzustand vorbereitet, der am nächsten Tag nur noch vom Kongress abgesegnet werden musste. Dieser nickte – wie es nicht anders zu erwarten war – die Entscheidung ab. Die Ausgangssperre wurde per Königlichem Dekret 463/2020 verabschiedet, die unterschiedlichen Maßnahmen wurden vereinbart. Sánchez legte die Geschicke des Landes in die Hände des Verteidigungsministeriums, des Gesundheitsministeriums und des Innenministeriums, dessen Chef Fernando Grande-Marlaska zum obersten Katastrophenmanager gekürt wurde. Umgehende und effiziente Maßnahmen seien notwendig, nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 11. März eine weltweite Pandemie ausgerufen habe. Eine noch nie dagewesene sanitäre Krise sei zu erwarten, erklärte die Regierung. Grundsätzlich bin ich kein abergläubischer Mensch – im Nachhinein muss ich allerdings sagen, es war kein gutes Omen, dass dieser 13. März 2020 zufällig auf einen Freitag fiel.

    Das Unglück nahm seinen Lauf: Das Coronavirus kam, sah und siegte. Es siegte über den gesunden Menschenverstand, die fundamentalen demokratischen Rechte und über die Meinungs- und Pressefreiheit. Oder besser gesagt, es siegte über den Berufsethos vieler Journalisten, die als „vierte Gewalt" im Staat eigentlich kritisch berichten und Themen von diversen Seiten beleuchten sollten. Wozu intensive Recherche, die Überprüfung von Daten, das Vergleichen von Meinungen oder das Hinterfragen offizieller Regierungsstatements gehören. Nichts von dem haben spanische Medien getan während des Corona-Irrsinns. Und noch schlimmer: In kürzester Zeit verwandelten sich die Berichterstatter in Propagandisten, sie wurden zum direkten Sprachrohr von Politikern und pharmabegeisterten Wissenschaftlern. Neben der beispiellosen Informationspolitik der Regierung waren die Medien hauptverantwortlich für das Chaos, die Panik und Hysterie der Menschen, die sich in Spanien in unfassbarer Art und Weise in den kommenden Monaten entwickeln sollten. Die Medien provozierten eine Massenpsychose, wie es sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat. Und es waren die Medien, die eine besonders unmoralische und unwürdige Rolle im Corona-Drehbuch 2020 übernahmen.

    Die Welt dreht sich auf den Kopf

    Während sich am Freitag, 13. März, die Welt langsam auf den Kopf drehte, hielt ich mich an einem abgeschiedenen Ort in der Provinz Almería auf: Im Seminarhaus Cortijo el Saltador meiner Freundin Claudia, das sich in der Sierra Alhamilla am Rand einer einzigartigen Wüstenlandschaft befindet. Angereist war ich, weil ich einen Artikel über die Theatergruppe Antagon aus Frankfurt schreiben wollte, die nach ihrem 13-tägigen Workshop „Hambre y vida" (Hunger und Leben) zu ihrer Abschluss-Show eingeladen hatte. Die Nachrichten über den sich anbahnenden Alarmzustand und die Absagen von Freunden aus anderen Ecken Spaniens waren nur langsam durchgesickert, denn das Cortijo el Saltador bietet seinen Gästen einen ganz außergewöhnlichen Luxus: das Funkloch. Wer telefonieren oder sich in Sozialen Netzwerken austauschen will, muss auf einen Hügel kraxeln.

    Dennoch wurde darüber nachgedacht, die Veranstaltung ausfallen zu lassen, aber schließlich entschied sich Bernhard Bub, Gründer von Antagon, die Show durchzuziehen – da sie im freien Gelände stattfinden und allen die Möglichkeit zum Abstandhalten geben würde. Auf das anschließende gemeinsame Essen und die After-Party am Lagerfeuer wurde jedoch verzichtet. Die etwa 30 Besucher, die sich trotz des Virusalarms am Nachmittag im Cortijo einfanden, kamen deshalb in den Genuss einer sehr intimen Privatvorstellung, bei der die Antagons, die sich als Theater der Neuzeit und zugleich als Spurensucher vergessener traditioneller Theaterwurzeln verstehen, wie immer aktuelle Themen und die großen Fragen des Lebens aufgriffen: Wo komme ich her, wo geht es hin, was ist mit der Liebe, was mit dem Krieg, was mit den Ängsten und Wünschen oder dem Arm-Reichgefälle auf der Welt und dessen Folgen? Alles, was die Theaterleute in ihrem Workshop-Laboratorium ausgebrütet hatten, war ungemein zeitgemäß. Einige Szenen wirkten gar so, als hätten sich die Darsteller speziell auf das kurz darauf von Politikern und deren wissenschaftlichen Beratern zum „Killervirus" hochstilisierte Coronavirus vorbereitet. Denn auch gespenstisch vermummte Gestalten mit grünen Schutzanzügen und Gasmasken schlichen durchs Gelände. Dass der Anblick von Menschen mit Atemschutzmasken und Gummihandschuhen nur wenige Tage später in Spanien und dem Rest der Welt zum Alltagsleben gehören sollte, hätte wohl trotzdem niemand erwartet.

    Am Tag nach der Show bauten die Theaterleute ihre Zelte ab, um am Abend ihre Rückreise nach Frankfurt zu starten. Bernhard und seine Truppe waren besorgt, dass sie aufgrund der sich zuspitzenden Lage womöglich nicht mehr nach Deutschland gelangen würden. Auch ich trat meinen Heimweg in die Provinz Málaga an, mit einem Auftrag im Gepäck: Ich sollte das Internet durchforsten, um zu ergründen, wie es um Antagons Rückreise-Chancen bestellt war. Ich verließ das Cortijo am frühen Samstagmorgen, die Landstraßen wirkten wie leergefegt. Noch war ich, ehrlich gesagt, ziemlich ahnungslos, denn meinem Handy hatte ich schon auf der Hinfahrt nach Almería eine Auszeit verordnet. Der ganze Zirkus um das seltsame Coronavirus erschien mir vollkommen übertrieben und irreal. Nur eine Dreiviertelstunde später musste ich in die Wirklichkeit eintauchen, als ich bei Tabernas auf die A-92 einbog: Auf einer Anzeigentafel an der Zufahrt zur Autobahn flimmerte der Text „Coronavirus – evite viajes – mejor quedate en casa" (Coronavirus, vermeide Reisen, bleib besser zu Hause). Die Fahrt gen Granada, auf der ebenfalls fast leeren Autobahn, löste in mir ein gespenstisches, unwirkliches Gefühl aus. Eine weitere Anzeigentafel kickte mich direkt in die Realität: „Marruecos – embarque solo camiones (Marokko, Einschiffung nur für Lkw). Als begeisterte Besucherin unseres nordafrikanischen Nachbarlands war mir sofort klar, dass Marokko die Grenze zu Spanien geschlossen hatte.

    Jetzt kapierte ich, dass in den zwei Tagen in Claudias Funkloch etwas Gravierendes geschehen sein musste. Mein erstes traumatisches Erlebnis ereilte mich kurz vor Málaga: Ein Lieferwagen überholte mich, darin saß ein Mann mit Schutzmaske. Allein, wohlgemerkt. Böse Vorahnungen beschlichen mich. Ich fuhr direkt nach Hause, um schnellstmöglich mit meiner Recherche für Antagons Rückreise beginnen zu können. Als ich den Nachbarort durchkreuzte, sah ich, dass der wöchentliche Gemüse- und Obstmarkt nicht aufgebaut war. Ein Guardia Civil-Wagen stand auf einem Bürgersteig. Der Polizist auf der Beifahrerseite diskutierte – in gebührendem Abstand – mit einem Mann auf der Straße. Mit todernstem Gesichtsausdruck. Sein Kollege warf mir einen vorwurfsvollen und strafenden Blick zu, als er mich in meinem hübschen Golf Cabrio-Oldtimer vorbeikurven sah, wie immer bei gutem Wetter mit offenem Dach und lauter Musik. Mich überkam das Gefühl, dass Fröhlichkeit und Freude in Spanien ab sofort auf der Liste der verbotenen und strafrechtlich verfolgbaren Verhaltensweisen stehen würden.

    Zuhause angekommen, begann ich, das Internet nach Informationen zur Reisefreiheit zu durchstöbern, und was sich mir im Netz eröffnete, machte mich sprachlos. Was passierte da in der Welt? 19 Stunden zuvor hatte der französische Ministerpräsident Emmanuel Macron gefordert, die EU müsse umgehend eine Entscheidung über die Schließung der Grenzen treffen. Vom Coronavirus besonders betroffene Länder wie Spanien sollten abgeschottet werden. Kurz darauf wurde angekündigt, dass diese „drastische Maßnahme" schon bald die Grenze zwischen Spanien und Frankreich betreffen könnte. Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, sprach sich in diesem Moment nur für Gesundheitschecks an den Grenzen aus, was sich aber, wie sich bald herausstellen sollte, in Windeseile ändern würde.

    Mittlerweile hatte der spanische Kongress entschieden, den offiziellen Beginn der Ausgangssperre für Montag, 16. März, 8 Uhr anzusetzen. Erst einmal sollte diese bis zum 29. März andauern. Das war eine schlechte Nachricht für alle spanischen Bürger, aber eine positive für die Antagons, weil sie noch am gleichen Abend mit ihrem Tour-Bus Richtung Deutschland losfahren würden. Und weil es hieß, dass man an seinen regulären Wohnort zurückkehren dürfte – und ich bezweifelte, dass die EU vor Montag eine Entscheidung treffen würde, sah es gut aus für die Theaterleute. Eine Einschätzung, die sich im Nachhinein nur als teilweise richtig herausstellen sollte.

    Im Laufe des Nachmittags kamen die Meldungen fast im Minutentakt rein: China habe den Höhepunkt der Corona-Infektion erreicht, es gebe nur noch geringe Ansteckungen, war irgendwo zu lesen. In China habe man den ersten Infizierten gefunden, dies sei wichtig, um Impfstoffe entwickeln zu können, wurde betont. Kurz darauf entschieden sich Taiwan und Neuseeland, alle Einreisenden erst einmal für zwei Wochen in Quarantäne zu schicken. Überall auf der Welt wurden Grenzen geschlossen. Auch Donald Trump meldete sich: Er rief den nationalen Notstand für die USA aus. Gleichzeitig wurden an der Costa del Sol die Strände gesperrt. Macron informierte, dass sich die G-7 am Montag über die weiteren Vorgehensweisen austauschen würden. Doch plötzlich ging alles Schlag auf Schlag: In einem Covid-19-Wimpernschlag löste sich die Einheit der EU auf, Länder wie Dänemark, Tschechien oder die Slowakei schlossen ihre Grenzen. Von nun an sollte die EU wochenlang nur noch auf dem Papier existieren. Nachdem der spanische Kongress fleißig getagt und den Maßnahmenkatalog für die Ausgangssperre festgelegt hatte, war klar, dass es die spanischen Bürger weitaus härter treffen sollte als die anderer europäischer Länder. Oberstes Ziel sei es, betonte Ministerpräsident Sánchez, die Eindämmung beziehungsweise Verlangsamung der Infektionen und die Gewährleistung eines funktionierenden Gesundheitswesens zu sichern. Na, das sollte was werden!

    Die Regeln des spanischen Corona-Knasts lauteten wie folgt: Das Haus verlassen darf nur noch, wer Lebensmittel, Medikamente und andere Dinge des täglichen Lebens kaufen muss. Auch das Aufsuchen von Banken, Geldautomaten, Versicherungen, Krankenhäusern, Gesundheitszentren oder Apotheken ist erlaubt. Man darf seinen Müll wegbringen und den Hund Gassi führen, ohne sich dabei mehr als einige hundert Meter von seinem Wohnort zu entfernen. Alle diese Aktivitäten müssen ab sofort allein erledigt werden. Es ist verboten, Familienangehörige oder Freunde im Krankenhaus oder in Altenheimen zu besuchen. Nur diejenigen, die ihren Job nicht im Homeoffice machen können, dürfen noch zur Arbeit gehen oder fahren. Im Auto ist Isolation angesagt, es sei denn, man befördert eine Person mit Behinderung. Ausnahmen von der Ausgangssperre gelten für diejenigen, die alte Menschen, Minderjährige oder Menschen mit Behinderung oder unter Vormundschaft stehende Personen pflegen müssen. Auch bei höherer Gewalt oder in Notfällen – was auch immer das für die spanische Regierung bedeutete – wird den Bürgern der Gang auf die lebensgefährliche Straße gewährt. Bis auf Lebensmittelgeschäfte, Zeitungskioske, Tabakhandlungen, Optiker, Reinigungen, orthopädische Geschäfte oder Läden für Tierfutter und Telekommunikation wird alles dichtgemacht. Das betrifft auch alle Bars, Restaurants und Hotels. Die Bürger müssen beim Einkauf Sicherheitsabstände von mindestens einem Meter einhalten und den Aufenthalt in den Läden auf das Notwendigste beschränken. Friseure dürfen nur noch ambulant für Menschen tätig sein, die aufgrund von Einschränkungen nicht selbst für ausreichende Hygiene sorgen können. Die Post- und Lieferzustellung bleibt aufrecht, die nichtstaatlichen Unternehmen müssen mit Einschränkungen rechnen. Ausflüge, Besuche bei Freunden und Familie sind verboten, Parks und Kinderspielplätze sind No-Go-Gebiete. Untersagt und abgesagt sind alle Fiestas, Feiern und Hochzeiten. An Beerdigungen dürfen nur noch drei Trauergäste teilnehmen, der Mindestabstand muss gewährleistet bleiben. Geschlossen sind alle Bildungseinrichtungen, Kinderbetreuungsstätten sowie Altentagesheime.

    Ausdrücklich verboten, weil die Regierung offensichtlich nichts von der Stärkung des Immunsystems und einem physischen und psychischen Ausgleich während der Ausgangssperre hielt, sind das Spazierengehen und sportliche Aktivitäten im Freien. Die einzige staatlich genehmigte sportliche Betätigung für die meisten spanischen Bürger war in den kommenden Wochen: Auf dem Balkon zu stehen und hysterisch für die „Helden im Corona-Kampf" zu klatschen. Ein bizarres Szenario, das mit viel Trara und Blaulicht in Anwesenheit von Krankenpflegepersonal und Sicherheitskräften durchgeführt wird. Ab sofort müssen die Bürger alle Papiere mit sich führen. Der spanische Polizei- und Militärstaat, den man glaubte, nach Francos Tod überwunden zu haben, war geboren. Und nur am Rande: Schon zwei Wochen später wurden diejenigen, die zu Beginn noch ihren Job machen durften, auch in die temporäre oder endgültige Arbeitslosigkeit geschickt. Millionen von Spaniern waren betroffen.

    Schon am 13. März war die spanische Presse im Rahmen ihrer Corona-Hofberichterstattung aus der Moncloa zum ersten Mal zur Höchstform aufgelaufen. El País war am Puls des Geschehens und schrieb: „Das Verteidigungsministerium hat alle militärischen Einheiten von ihren Trainings- und Manöverübungen im Ausland zurückbeordert, um gegen die Pandemie zu kämpfen." In Mauretanien und anderswo packten also die Truppen – Soldaten und Legionäre – ihre Köfferchen, um an die Front im Heimatland zurückzukehren und dort für den Fortbestand der inneren Sicherheit zu sorgen. Ab sofort galten in ganz Spanien die Regeln der Zentralregierung, die über die Bewegungsfreiheit der Bürger und die Schließung von Geschäften und Unternehmen willkürlich entscheiden durfte. Die Autonomieregierungen hatten nichts mehr zu melden. Etwa 46 Millionen Spanier wurden mir nichts, dir nichts ihrer fundamentalen Grundrechte und ihrer Existenzen beraubt und in den Corona-Knast gesteckt.

    Am Sonntag, 15. März, teilte die Presse mit, Innenminister Grande-Marlaska, der nun die Gewalt über alle Sicherheitskräfte in seinen Händen hielt, werde Guardia Civil und andere Polizeikräfte anweisen, die Umsetzung der Ausgangssperre streng zu überwachen und gegen Übertritte oder Verweigerungen strikt vorzugehen. Die Bußgeldliste wurde in diverse Kategorien eingeteilt: Vergehen, die Polizeikräfte als „leicht" einstufen, werden mit 100 bis 3.001 Euro geahndet. Verstöße, die andere in Gefahr bringen oder die Autorität der Sicherheitskräfte untergraben, können mit Geldstrafen im fünfstelligen Bereich und mit Gefängnis sanktioniert werden. Das Innenministerium wies darauf hin, dass es keine abweichenden Maßnahmen durch lokale oder regionale Behörden geben darf, alle Polizeieinheiten, also Nationalpolizei, Guardia Civil sowie autonome und örtliche Polizeikräfte unterstanden ab sofort ausschließlich dem Innenministerium. Nicht ausgeschlossen wurde, dass lokal wegen spezieller Gefährdungslagen oder besonderer Umstände noch härtere Maßnahmen ergriffen werden könnten. Änderungen blieben aufgrund aktueller Entwicklungen vorbehalten. Und tatsächlich stellte sich in den kommenden Wochen heraus, dass die Daumenschrauben immer etwas mehr angezogen wurden.

    Innerhalb weniger Tage hatten das Militär, die Guardia Civil, die Nationalpolizei, andere Sicherheitskräfte und sogar Legionäre die spanischen Straßen eingenommen. Auch die „Operación Jaula" (Operation Käfig)¹ wurde eingeleitet, um dem Coronavirus die Stirn zu bieten und um zu verhindern, dass Bürger die Ausgangs- und Bewegungssperre womöglich nicht so ernstnehmen, wie die Regierung in ungemein totalitärer Art und Weise beschlossen hatte. Für Nichtkenner der spanischen Polizei-Szene sei angemerkt, dass sich sowohl Guardia Civil als auch Nationalpolizei gerne solche sinnigen, ja direkt humoristischen Namen für ihre diversen Operationen einfallen lassen. Schon in den kommenden Tagen sollten Meldungen über Bürger eingehen, die es erwischt hatte: Wie beispielsweise einen deutschen evangelischen Pfarrer an der Costa del Sol, der in seiner Robe zu seiner Kirche unterwegs war, um eine Kerze anzuzünden. Er wurde von der Guardia Civil gestoppt und mit einer Geldbuße von 600 Euro bedacht. Aber das sollte nur der Anfang sein.

    Die Presse, die bereits im Corona-Hysterie-Albtraumland vor sich hindümpelte, informierte zudem, die Polizei werde von nun an auch die Sozialen Netzwerke überwachen und nach Fake-News Ausschau halten, die den „estrés social" (sozialen Stress) erhöhen könnten². Dass darunter womöglich die Meinungsfreiheit und die Datensicherheit leiden könnten, daran blickten die ebenso unterwürfigen wie pflichtschuldigen journalistischen Edelfedern vorbei. Um das Katastrophen-Szenario zu vervollständigen, wurden an diesem Sonntag weitere Grenzen geschlossen: Deutschland, Italien, Spanien, Österreich und Frankreich entschieden sich, das Treffen der G-7 nicht abzuwarten, sie kündigten an, die Grenzen am nächsten Morgen um 8 Uhr dicht zu machen. Alle ausländischen Urlauber oder Residenten mit Zweitwohnsitz, die sich zu diesem Zeitpunkt noch in Spanien aufhielten, und die nun nicht mehr wussten, ob und wie sie nach Hause gelangen würden, gerieten in Panik. Für viele bahnte sich ein enormer Stress an.

    Mit Pauken und Trompeten zog am Montagmorgen, 16. März, der Corona-Irrsinn in Spanien ein. Das Chaos nahm seinen Lauf. In den Tagen darauf cancelten alle möglichen Airlines ihre Flüge, wer das Land noch mit dem Flugzeug verlassen wollte, der hatte ein Problem. Auch die Rückkehr mit dem Auto in die Heimat stellte die letzten verbleibenden ausländischen Urlauber vor eine Herausforderung. Denn trotz der Auskünfte, die von der deutschen Botschaft, den Konsulaten oder dem Auswärtigen Amt erteilt wurden, war nicht immer sicher, dass diese auf lokaler spanischer Ebene Beachtung finden würden. In eine dieser ungewissen Heimreisen mussten auch Freunde von mir starten. Barbara und Georg waren am Freitag, dem legendären 13., in der Provinz Málaga angekommen, dem Ausgangspunkt für ihre mehrwöchige Andalusien-Tour. Weil sie sich für die arabische Welt und Musik interessieren, wollten sie sich vor allem Granada, Córdoba, Cádiz und Algeciras anschauen. Den Urlaub mit dem Auto hatte das Paar seit Oktober 2019 voller Freude vorbereitet. Ganz klassisch hatten sie unzählige Reiseführer gewälzt und sogar ihre rudimentären Spanischkenntnisse wieder aufgefrischt. Zu Beginn ihrer Reise war noch alles bestens gelaufen: Nach ein paar Tagen Aufenthalt in der Camargue, Zwischenstopps in Cadaqués, Figueres, Tosa de Mar, Peñiscola und einem Abstecher nach Portbou in der Provinz Gerona, wo sich der deutsche Philosoph Walter Benjamin auf seiner Flucht vor den Nazis 1940 das Leben nahm und begraben liegt, erreichten Barbara und Georg Málaga. Doch schon unmittelbar nach ihrer Ankunft an der Costa del Sol wurden sie von ihrer Vermieterin über die bevorstehende Ausgangssperre informiert.

    Langsam sickerte in ihr Bewusstsein, dass der Alarmzustand ihre Reise- und Freizeitpläne torpedieren würde. „Jetzt sitzen wir in unserem herrlichen Apartment in Pedregalejo direkt am Meer und dürfen da nicht hin. Wir versuchen das Beste aus der Situation zu machen, schauen uns das Meer und den Strand vom Balkon aus an, gehen in den Supermarkt und dann brav wieder nach Hause, berichtete Georg am Montag, dem ersten Tag der Ausgangssperre. Am Vortag hatten sie sogar noch versucht, zu Fuß ins Zentrum von Málaga zu gelangen, mit dem Ergebnis, dass sie nach einer halben Stunde unmissverständlich von der Polizei aufgefordert wurden, ihr Apartment aufzusuchen. Nach diesem fehlgeschlagenen Versuch überlegten sie noch kurz, einfach mal mit dem Auto in die Stadt zu fahren, doch auch davon nahmen sie Abstand. Aus Angst davor, dass dies sanktioniert werden oder gar zur Konfiszierung des Fahrzeugs führen könnte. Bereits am Dienstag informierte mich Georg, dass sie nun doch schweren Herzens nach Deutschland zurückkehren würden. Besonders, weil alle davon ausgingen, dass sich die Situation weiter verschärfen werde. „Wir checken permanent das Internet, rufen die Botschaft in Madrid an, informieren uns beim Konsul oder dem Auswärtigen Amt in Berlin und erhalten dauernd WhatsApps mit guten Ratschlägen von Gott und der Welt, ließ Georg wissen. Im Vorfeld auf der Strecke ein Hotel zu reservieren, erwies sich als schwierig, schließlich fanden sie in Figueres in der Provinz Gerona doch noch einen Übernachtungsplatz. Was ansonsten auf der Reise passieren würde, stand in den Sternen.

    Am Mittwoch, 18. März, dem dritten Tag der Ausgangssperre, starteten meine Freunde in ihre ungewisse Rückfahrt. Nach ihrer Abreise sendeten die Corona-Flüchtlinge mir von Zeit zu Zeit kurze Eindrücke. „Ganz Spanien ist krass", schrieb Georg kurz vor Valencia. Auf den Raststätten gebe es nur so eine Art Notverkauf, aber es werde Kaffee serviert, die Klos seien geöffnet. Womit er sich auf einen Kommentar auf der Website einer deutschen Zeitung an der Costa del Sol bezog, in dem ein erboster Leser sich darüber empört hatte, dass er und seine Frau auf der Rückreise im strömenden Regen ein Gebüsch hätten aufsuchen müssen, weil die Autobahntankstellen ihre Toiletten geschlossen hielten. Was vermuten ließ, dass die Tankstellenbetreiber zu Beginn des Alarmzustands völlig verunsichert waren. Wie die meisten anderen Menschen in Spanien.

    Dem Corona-Stress zu entkommen, war auf der gesamten Reise nicht möglich. Das spanische Verkehrsministerium erinnerte alle Verkehrsteilnehmer an die „tödliche Pandemie, in dem es die aktuellen Zahlen der Infizierten und Toten regelmäßig über die Anzeigentafeln der Autobahnen laufen ließ. „Das hat schon irgendwie nach Abschreckung oder Einschüchterung ausgesehen, meinte Georg. Ein „total beeindruckendes Erlebnis durfte das Paar dann in ihrem Hotel in Figueres vom Balkon aus erleben: Um 21 Uhr starteten die Anwohner ein lautes Topfschlagen als Protest gegen das spanische Königshaus und als Antwort auf den derzeitigen Skandal um den früheren König Juan Carlos. Rufe wie „Corona ciao (Krone, ciao) waren zu hören. Das Hotelrestaurant war geschlossen, doch die vom Lieferservice gebrachte Pizza und der Wein schmeckten lecker. Parallel dazu lief in der ARD Merkels „große Rede an die Nation. „Irgendwie skurril, fand Georg.

    Um mögliche Komplikationen bei der Fahrt durch Frankreich zu minimieren, setzten sie früh am nächsten Morgen die Reise fort. Und dann kam das Überraschendste: Weit und breit kein Stau an der Grenze, kein einziger spanischer oder französischer Polizist in Sicht. Die Rückfahrt durch Spanien sei trotz aller vorherigen Bedenken absolut problemfrei verlaufen, berichtete Georg. Auf der gesamten Strecke über Granada, Jaen, Valdepeñas, Valencia, Barcelona und Figueres habe es nicht eine einzige Kontrolle gegeben. Kein einziges Polizeifahrzeug sei auf dieser immerhin 1.150 Kilometer langen Route zu sehen gewesen – und das trotz des strikten Ausgangs- und Bewegungsverbots. „Das war einfach unglaublich nach all dem Gedöns vorher, urteilte Georg. An der französischen Grenze lief ebenfalls alles glatt, lediglich an der ersten Autobahn-Mautstelle standen nach einigen Kilometern einige Polizisten, die sie aber „sans problème weiterließen. Auch die Fahrt durch das Risikogebiet Elsass verlief ohne Hindernisse. Erst an der Grenze zu Deutschland kam der etwa fünf Kilometer lange Lkw-Stau. Zur Aufheiterung schickten mir Barbara und Georg ein Video von einem Puppentheaterstück über das Coronavirus aus der WDR-Fernsehsendung von Christine Westermann und Götz Alsmann. Zu Hause angekommen, mussten sich die Beiden nach Absprache mit dem Gesundheitsamt in eine 14-tägige Selbst-Quarantäne begeben.

    Einstieg in den Corona-Intensivkurs

    Mittlerweile hatte mich am 17. März, also gleich am Tag nach Beginn des Alarmzustands, der ERTE heimgesucht, eine temporäre Entlassung aufgrund des Coronavirus. Meine Arbeitslosigkeit und die fein durchdachte und diktatorisch umgesetzte Ausgangssperre der Regierung ermöglichten mir den Luxus, in einen Covid-19-Intensivkurs einzusteigen. Denn schon am ersten Tag der Corona-Hysterie hatte mich ein seltsames Gefühl beschlichen: Irgendetwas stimmte mit den Medien nicht. Sobald ich die Websites der Tageszeitungen öffnete, sprangen mir blinkende rote Punkte ins Auge, daneben wurden jeden Tag die aktuellen Zahlen von Infizierten, Intensivfällen und Toten präsentiert. Unter schmissigen, panikschürenden Titeln folgten umgehend gruselige Prozentberechnungen von völlig irreal anmutenden Sterberaten. Dazu servierten die Medien mit Begeisterung eindringliche Bilder von in Plastik vermummten Gestalten in Krankenhäusern, abgedeckten Menschen auf Bahren, Hallen, in denen aneinandergereihte Särge standen. Auch Fotos von der immensen Polizei- und Militärpräsenz auf den Straßen und in öffentlichen Gebäuden wurden dramatisch in Szene gesetzt.

    Da ich das Netz von vorne bis hinten durchforstete, fiel mir sofort auf, dass alle Medien gleichgeschaltet wirkten. Die gesamte Berichterstattung schien nur ein Ziel zu verfolgen: Größtmögliche Panik zu schüren. Jeden Tag wurde von nun an die gleiche Show durchgezogen, voller Begeisterung zelebrierten die spanischen Medien die Weltuntergangsstimmung. Immer dem italienischen Vorbild nach. Blutrünstig, sensationsgeil und unreflektiert zermalmten sie die angsterfüllten Bürger mit ihrer unverantwortlichen Berichterstattung. Dieser Vorwurf ist nicht an den Haaren herbeigezogen, ganz im Gegenteil. Die Absicht, die hinter dem Vorgehen der Mainstreammedien stand, war so offensichtlich, dass sie kein Zufall sein konnte.

    Das Glück war mir hold und rettete mich vor der Massenpsychose. Eine Freundin aus Frankfurt schickte mir ein YouTube-Video mit dem Titel „Corona – Kein Grund zur Panik³. In einem Interview im Punkt Preradovic erklärte Dr. Wolfgang Wodarg, Covid-19 sei nicht gefährlicher als eine normale Grippe. Von Wodarg wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt nichts. Wer 30 Jahre in Spanien lebt, dem wird Deutschland fremd. Bei meiner Recherche erfuhr ich, dass Wodarg Gesundheitswissenschaftler ist und viele Jahre als SPD-Politiker Mitglied des Deutschen Bundestags war, im Europarat kümmerte er sich um Fragen der Sicherheit, Medizin und Gesundheit. Im Laufe seiner Karriere hatte Wodarg im Jahr 1991 sogar ein Stipendium für Epidemiologie und Gesundheitsökonomie an der Johns Hopkins-Universität in den USA erhalten. Hellhörig wurde ich, als ich las, dass sich Wodarg 2009 als Gegner der Schweinegrippe-Impfung einen Namen gemacht hat. Damals hatte er den Umgang mit der H1N1-Infektion durch Politik und Pharmahersteller als einen der „größten Medizinskandale des Jahrhunderts bezeichnet und vor dem Europarat einen Untersuchungsausschuss zur Rolle der WHO eingeleitet, den er 2010 als wissenschaftlicher Berater unterstützte. Wodarg warf der WHO und dem RKI vor, eine „gewollte Verunsicherung der Bevölkerung verursacht und teils schadhafte, sonderzugelassene Impfstoffe angeboten zu haben. Die „Angstmachung vor der Schweinegrippe war für ihn eine „totale Fehlannahme. In diesem Rahmen wies der Seuchenexperte auf zuvor veränderte Kriterien der WHO hin, die dafür sorgten, dass der Begriff Pandemie mittlerweile so weit gefasst ist, dass er faktisch jede Verbreitung total harmloser Viren einschließt. Dieser neue Pandemieplan, so Wodarg, sei von Experten verfasst worden, die von der Pharmaindustrie gesponsert wurden. Für die offizielle Ausrufung der Schweinegrippe-Pandemie war – ebenso wie beim Coronavirus – die UN-Weltgesundheitsorganisation in Genf verantwortlich. Und obwohl sich schon im Spätsommer 2009 abgezeichnet hatte, dass das Virus nur eine harmlose Grippe ist, stellten etliche Experten und viele deutsche Medien das Virus bis weit in das Jahr 2010 hinein beharrlich als „gefährliche Seuche dar. Wodarg kritisierte dieses Vorgehen scharf: „Um den Absatz ihrer patentierten Pillen und Impfstoffe gegen Influenza zu steigern, haben Pharma-Unternehmen Wissenschaftler und für das öffentliche Gesundheitswesen zuständige Behörden beeinflusst, Regierungen weltweit in einen Alarmzustand zu versetzen. Sie haben diese dazu bewegt, knappe gesundheitliche Ressourcen für ineffiziente Impfstrategien zu verwenden und Millionen gesunder Menschen dem Risiko unbekannter Nebenwirkungen unzureichend getesteter Impfstoffe auszusetzen."

    Auch zum Coronavirus äußerte Wodarg frühzeitig seine Meinung, die Wikipedia bereits am 10. März abgespeichert hatte⁴: In einem Meinungsbeitrag in der ZDF-Sendung Frontal21 stufte Wodarg die Quarantänemaßnahmen und Verbotsregelungen als „Panikmache ein und erklärte, Epidemien mit Coronaviren träten jedes Jahr auf und bedürften keiner besonderen Schutzvorkehrungen oder Tests. Ein positiver Corona-Befund habe zudem keinerlei klinische Bedeutung. Die wegen der Pandemie verhängten Maßnahmen der Gesundheitsbehörden und die Empfehlungen der WHO und des RKI seien überzogen und interessegetrieben. Denn diese Institutionen seien viel zu oft „durch Sekundärinteressen aus Wirtschaft und Politik korrumpiert. Außerdem bemängelte Wodarg, es gebe „keine validen Daten und keine Evidenz für eine außergewöhnliche gesundheitliche Bedrohung. Amtliche Mortalitätsstatistiken und diverse nationale Grippe-Monitoring-Institute würden „die normalen Kurvenverläufe zeigen. Die saisonale Grippe verlaufe wie immer. Weiterhin wies Wodarg darauf hin, dass die benutzten PCR-Tests für die Erkennung einer Corona-Infektion, die vom Virologen Christian Drosten, dem Leiter der Virologie an der Berliner Charité, entwickelt wurden, nicht amtlich validiert und zugelassen sind. Für die Abschätzung einer Seuchengefahr seien sie unbrauchbar.

    „Es gibt keine Indikation für Notfallmaßnahmen. Wuhan und Italien sind benutzt worden, um an einigen Orten angstmachende Bilder zu produzieren. Auch in Italien würde man ohne die neuen Tests nur die alljährlichen Grippeschäden sehen, resümierte Wodarg. Das reichte aus, mein Interesse an den Hintergründen der Corona-Pandemie zu wecken, weiter zu graben – und mich in das Thema direkt zu verbeißen. Eine Macke, der ich mich nicht erwehren kann, wenn meine Intuition mir sagt, dass sich irgendwo im Verborgenen ein dubioses Komplott abspielen könnte. Und dass tatsächlich etwas im Busch war, zeigte sich an der Reaktion auf Wodargs Statements über das Coronavirus. Statt, wie es in einem demokratischen Land üblich sein sollte, diese andere, kritische Meinung des Gesundheitswissenschaftlers zu respektieren, fielen die deutschen Mainstreammedien geschlossen über ihn her. Er wurde, wie es im Neudeutschen salopp heißt, übel gedisst. So verkündete beispielsweise der Spiegel-Faktencheck wenige Tage später⁵: „Völlig unverhältnismäßig. Die gefährlichen Falschinformationen des Wolfgang Wodarg. Die kritischen Äußerungen von Wodarg zur Corona-Hysterie seien nicht schlüssig.

    Auch Wodargs Partei distanzierte sich medienwirksam von ihm. Und das RKI, die WHO sowie Virologe Drosten, dessen zweifelhafter PCR-Test in den kommenden Monaten weltweit einen gigantischen Absatz finden sollte, wiesen die Kritik und die Unterstellung persönlicher finanzieller Profitinteressen selbstverständlich zurück. Dr. Wodargs Glaubwürdigkeit und Professionalität wurden überall angezweifelt. Ich hatte einen anderen Eindruck: Ein Mann, der sich gegen die WHO stellt, die zum großen Teil von der Pharmaindustrie und von äußerst großzügigen, privaten Geldgebern wie dem undurchsichtigen Impf-Guru Bill Gates finanziert wird, war mir gleich sympathisch.

    Die Tage zogen ins Land, täglich erweiterte ich meinen Corona-Horizont, ich fütterte mein Hirn mit allen Informationen, die ich bekommen konnte. Ich las und hörte in verschiedenen Sprachen, rauf und runter, kreuz und quer. Mit einigen wenigen Freunden, die meine Meinung teilten, tauschte ich bewusstseinsfördernde YouTube-Videos, Podcasts oder Texte von Virologen, Immunologen, Epidemiologen, Mikrobiologen, Toxikologen, Ärzten oder Heilpraktikern aus, die ihre kritischen Standpunkte ausführlich und fachkundig erläuterten. Immer mehr kristallisierte sich heraus, dass auf die Massenmedien in Spanien, Deutschland oder anderen Ländern keinerlei Verlass war. Die Super-Gazetten und TV-Sender hatten sich auf eine Linie eingeschossen. Es spielte keine Rolle, ob man sich in Spanien im El País, El Diario, El Periódico, El Mundo, ABC oder irgendwelchen regionalen Blättern informieren wollte, alle waren ein Totalausfall in Sachen unabhängiger und kritischer Berichterstattung. Und auch in Deutschland schlugen die einst als „renommiert" geltenden Medien wie Spiegel, Süddeutsche Zeitung, F.A.Z, ZEIT, Focus, ntv, ARD, ZDF und andere in die gleiche Kerbe.

    Alle schienen sich in einer seltsamen Corona-Trance zu befinden. Und jedes Mal, wenn ich eine spanische Zeitungs-Website öffnete, sprangen mich wieder diese blinkenden roten Punkte und die Horror-Zahlen an, die völlig außer Acht ließen, dass, wie ich bereits gehört hatte, eine sehr hohe Anzahl der infizierten Menschen keine oder nur leichte Symptome entwickelten, deshalb natürlich keinen Arzt aufsuchten und auch nicht in den fabelhaften Statistiken auftauchten⁶. Von bis zu 95 Prozent war die Rede. Dieser Aspekt fiel komplett unter den Tisch, irgendwelche Fragen nach dieser Dunkelziffer wurden nicht gestellt. Nichts wurde in Relation gesetzt. Und wer überhaupt wurde eigentlich getestet? Offenbar nur die hauptsächlich sehr alten Menschen, die es aufgrund ihrer schweren Vorerkrankungen auf die Corona-Intensivstationen geschafft hatten, und natürlich deren Kontaktpersonen, wenn sie denn zu finden waren. Auch die Glaubwürdigkeit und Treffsicherheit dieser Tests wurden nie angezweifelt. Das warf eine elementare Frage auf: Warum machten die Regierungen, deren beratende Wissenschaftler und die Medien das? Warum verbreiteten sie ganz offensichtlich mehr Chaos als notwendig war? Warum wurde mit übelstem Psychoterror versucht, die Menschen in Schockstarre zu versetzen? Noch machte das alles für mich keinen Sinn, aber eins war mir schon jetzt klar: Wenn Regierungen, die sich an den Aussagen ihrer diversen Experten und der WHO orientieren (Politiker haben ja in der Regel keine Ahnung von Viren und Pandemien), das Volk zu wochenlangem Hausarrest verdonnern und ganz nebenbei ihre Existenzen ruinieren, dann müsste der Bürger doch erwarten können, dass die Institutionen realistische Zahlen präsentieren, um die Bevölkerung vor Angstzuständen zu bewahren. Letztendlich wäre dies doch eine Frage des gesunden Menschenverstands. Warum geschah das nicht? Und überhaupt, wo blieb die Transparenz? Mein Zorn wuchs, ich konnte mir das alles nicht erklären. Nur gut, dass ich einige „Restdenkende" zu meinen Freunden zählen konnte, sonst wäre ich noch verzweifelter gewesen angesichts der Massenpsychose, die sich in Spanien und im Rest der Welt ungehindert ausbreitete.

    Auch war ich dankbar, dass es in deutschsprachigen Ländern mutige, anerkannte Wissenschaftler und großartige, unabhängige Journalisten gab, die alles taten, um den Corona-Hype durch glaubwürdige und logische Faktenaufarbeitung in seine Schranken zu verweisen. Die spanischen Medien dümpelten dagegen völlig im Corona-Morast herum, auch nur die minimalste kritische Sichtweise war inexistent. Und die Regierung zog weiter wohl eine der härtesten Ausgangssperren ganz Europas durch. Nur Italien, Frankreich und einige andere Länder, über die Europa sonst aufgrund fehlender demokratischer Strukturen die Nase rümpft, konnten sich rühmen, ihre Bürger ebenso totalitär in den Corona-Wahnsinn zu treiben, wie die linkssozialistische spanische Koalition es tat. Mit militärisch harter Hand wurde gnadenlos durchgegriffen.

    Während des Corona-Knasts hatte ich schlaflose Nächte, wachte morgens schweißgebadet auf, war häufiger mal verängstigt und verwirrt. Schwierig war auch, dass ich – außer mit meiner Katze und den Vögelchen und Eidechsen in meinem Garten – mit niemandem sprechen oder mich austauschen konnte. Abgesehen von den gelegentlichen WhatsApp-Chats mit Freunden war ich in meinem ländlichen Rückzugsort allein auf weiter Flur. Aber so sehr ich manchmal strauchelte, ich wusste, dass ich nur eine Chance hatte, den Corona-Irrsinn ohne größere psychische Schäden zu überstehen: Ich musste mein Wissen erweitern. Denn Wissen ist Macht.

    Eine der Fragen, auf die ich noch keine befriedigende Antwort gefunden hatte, war, warum das Chaos in Italien und Spanien so weitaus maßloser erschien als in anderen Ländern. Warum kollabierte das Gesundheitssystem komplett? Was Spanien anging, hatte ich bereits meine Erklärung gefunden: Ein Hauptgrund musste das verbesserungswürdige Gesundheitssystem sein, das nach der Wirtschaftskrise 2007/2008 und der anschließenden finanziellen Rettung durch die EU auf Anweisung von Brüssel weiter kaputtgespart wurde. In Spanien war es schon vor Corona normal, dass ein Patient monatelang auf einen Termin beim Facharzt oder eine dringende Operation warten musste. Die Situation wurde noch verschärft durch die Informationspolitik der Regierung und den Medien-Hype. Denn jeder der hustete, nieste oder leichte Erkältungssymptome zeigte, wurde ins Krankenhaus geschleppt oder lieferte sich vor lauter Todesangst gleich selbst ein. Spaniens Gesundheitssystem war schon im „Normalzustand" chronisch überlastet, vor allem bei Grippewellen.

    Aber was war mit Italien, wo die europäische Hysterie begonnen hatte? Am 19. März startete die Süddeutsche Zeitung einen Erklärungsversuch⁷. Unter dem Titel „Warum Italien so stark betroffen ist, schrieb Oliver Meiler: „Mit 3.405 Todesopfern hat Italien am Donnerstag China als das Land mit den meisten Opfern des Coronavirus abgelöst. In den vergangenen zwei Tagen seien zunächst 475 und dann 427 Opfer dazugekommen. Nie davor in der Krise, auch in der akuten Phase in Wuhan nicht, hätte es an zwei Tagen in Folge so viele Tote gegeben, die an oder mit Covid-19 gestorben seien. Das Fernsehen habe Bilder eines langen Konvois von Militärlastwagen gezeigt. Das war interessant, denn mit solchen Schreckensbildern trieben auch die spanischen Medien ihre Leser in den Wahnsinn und umgehend ins schon überfüllte Krankenhaus.

    Dann erwähnte der SZ-Autor eine Studie des italienischen Gesundheitsinstituts, von der ich schon gehört hatte: Das durchschnittliche Alter der Verstorbenen lag bei 79,5 Jahren, die am stärksten betroffene Altersgruppe waren die 80 bis 89-Jährigen. Laut Meiler lag die Zahl der Infizierten in Italien zu diesem Zeitpunkt bei 41.000, die der Todesfälle bei 3.405. Was einer Todesrate von 8,3 Prozent entsprach. Hoppla, da hatten wir sie ja wieder, diese unrealistische Sterberate, die ich schon aus Spanien kannte. Zu meiner Überraschung hegte der SZ-Autor ebenfalls Zweifel: „Experten denken, dass es in Italien sehr viel mehr Infizierte gibt, als es offizielle Statistiken ausweisen. Viele von ihnen hätten keine Symptome oder nur leichte wie bei einer Grippe. Womit Meiler meinen Verdacht bestätigte, den ich von Beginn an gehegt hatte: Es musste eine hohe Dunkelziffer geben, die in den Statistiken keine Erwähnung fand. Würde man diese „Geisterträger, wie Meiler sie nannte, in Relation setzen, wären die Sterberaten weitaus niedriger.

    Durch die „Verschwörungskanäle war zudem schon die Nachricht gegeistert, dass in Italien diverse Faktoren auf die Mortalitätsrate Einfluss nehmen: Nach den Japanern ist Italien das zweitälteste Volk der Welt, fast 14 Millionen Italiener sind über 65 Jahre alt. Die industrielle Luftverschmutzung in der Lombardei, Venetien oder der Emilia-Romagna, wo die meisten Menschen starben, gilt als hoch und verursacht chronische Atemwegserkrankungen. Weshalb dieser Landstrich auch gern als „China Europas bezeichnet wird. Und Italien hat eindeutig das gleiche Problem wie Spanien: Das Gesundheitssystem wurde kaputtgespart, mit all seinen Folgen.

    Positiv überrascht war ich, als ich sah, dass Meiler sich mit einem weiteren wesentlichen Aspekt des Horrorszenarios auseinandergesetzt hatte: Waren die Menschen eigentlich „durch das Coronavirus gestorben oder doch nur „mit? Ein entscheidender Unterschied, mit dem sich derzeit nur die kritischen Wissenschaftler in Deutschland beschäftigten, die dem RKI, Drosten, Spahn und Merkel immer wieder vehement widersprachen. Begleitet wurde der Artikel in der SZ von einem angsteinflößenden Foto mit vielen Särgen. Särge verkauften sich in Corona-Zeiten in den Mainstreammedien immer gut.

    Etwa im gleichen Zeitraum erfuhr ich, dass noch ein anderes Kriterium bei der italienischen Sterberate in Betracht gezogen werden musste: die fehlende Hygiene in Krankenhäusern⁸. Verstarben 2015 laut der Europäischen Seuchenbehörde ECDC in Deutschland 2.363 Patienten an multiresistenten Keimen – will heißen, man wird mit einem gebrochenen Bein ins Krankenhaus eingeliefert, infiziert sich und ist weg vom Fenster –, waren es in Holland, wo sie es mit der Hygiene sehr ernst nehmen, nur 206, in Italien dagegen 10.762. In Spanien wurden 1.899 Opfer registriert. Ich kam zu dem Ergebnis, dass die dramatische Lage in Italien und Spanien hausgemacht war. Auch in Frankreich, wo Macron die Apokalypse mit den Worten „Wir sind im Krieg" eingeleitet hatte – was man durchaus als einen Affront gegen die Menschen sehen könnte, die in Kriegen gestorben sind oder diese überlebt haben –, sah es nicht viel besser aus. Auch dort schien das Chaos auf dem eigenen Mist gewachsen zu sein: Schon Monate vor dem Corona-Hype hatte das Pflegepersonal den Streik ausgerufen. Den Rest erledigten – wie gehabt – die Politiker und Mainstreammedien.

    Am 20. März scharte Pedro Sánchez ein „hochkarätiges Team um sich, das ihn in Corona-Fragen beraten sollte⁹. Dieses Komitee, bestehend aus sechs Wissenschaftlern von nationalem und internationalem Renommee, wie die Tageszeitungen pflichteifrig berichteten, werde vom Direktor des Centro de Coordinación de Alertas y Emergencias Sanitarias (CCAES), Fernando Simón, geleitet. Auch zuvor hätten diese Wissenschaftler dem Staatsoberhaupt und Gesundheitsminister Salvador Illa bereits mit guten Ratschlägen zur Seite gestanden. Ich schaute mir die Expertenliste genauer an. Zu diesem Team gehörten Epidemiologen und Virologen aus Madrid, Barcelona oder Valencia, ein Professor für Biostatistik der öffentlichen Gesundheitsschule an der Harvard-Universität und – da kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr raus – der Verantwortliche des amtlichen Arzneimittelkontrolllabors für Produkte wie Impfstoffe und Blutprodukte der spanischen Agentur AEMPS, Agustín Portela Moreira. Hatte man da nicht den Bock zum Gärtner gemacht? Könnte man nicht von Interessenskonflikten sprechen? War Big Pharma nicht viel zu nah am Beratungsstab? In Spanien überhaupt kein Problem, solche „Zufälle sind möglich. Während Sánchez sein Experten-Team offiziell ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit rückte, gab es in Österreich bereits Menschen, die sich Gedanken über die gesundheitlichen, wirtschaftlichen, sozialen und menschlichen Aspekte der Corona-Krise machten – und deshalb die Aufhebung der Zwangsmaßnahmen forderten.

    Ein unabhängiges Personen-Komitee argumentierte¹⁰: „Die Zahl der Grippe-Erkrankungen ist nicht höher als in anderen Jahren, auch nicht in China oder Italien. Gleichzeitig appellierten die Verfasser des Schreibens an die Medien, die wichtigsten Aussagen anerkannter Fachärzte zur Information der Bevölkerung zu veröffentlichen. Von unabhängigem Journalismus könne man wohl nur sprechen, wenn auch Kritikern der verordneten Maßnahmen Raum gegeben werde. Noch dazu, wenn es sich um so renommierte Spezialisten wie den Lungenfacharzt und Seuchenexperten Dr. Wolfgang Wodarg handle und den mehrfach ausgezeichneten Mikrobiologen Prof. Sucharit Bhakdi. Die Unterzeichner des Schriftstücks sorgten sich auch um die dramatischen wirtschaftlichen Auswirkungen: „Von den verordneten Zwangsmaßnahmen werden nur die multinationalen Großkonzerne profitieren, eine enorme Schwächung der heimischen Regionalversorger ist zu erwarten. Die menschlichen und sozialen Auswirkungen seien ebenso fatal: Überforderte Eltern würden Kinder schlagen und missbrauchen, die häusliche Gewalt habe zugenommen. Die unnötigen Zwangsmaßnahmen würden tief in das Privatleben der Menschen eingreifen und nicht nur ihre

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