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Auszeit am Meer
Auszeit am Meer
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eBook210 Seiten2 Stunden

Auszeit am Meer

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Über dieses E-Book

Vincent Chevalier versinkt in Arbeit und hat das Gefühl, nicht mehr Herr über sein Leben zu sein. Aus tiefster Verzweiflung heraus wirft er sein komplettes Leben über den Haufen und flüchtet vor seinem eigenen Ich. Dabei landet er durch Zufall auf einer der schönsten Inseln Deutschlands: Sylt.

Hier kommt Vincent allmählich zur Ruhe und lernt dabei die hilfsbereite Amina kennen. Fast scheint es so, als wäre es Schicksal gewesen, dass sich beide gefunden haben. Doch in Aminas Umfeld gibt es Personen, die ihrer Beziehung zu Vincent nicht freundlich gegenüberstehen und auch er hat Feinde, die ihm seinen Erfolg und wohlverdienten Reichtum nicht gönnen. Als dann auch noch ein furchtbares Verbrechen geschieht und Vincent unter Verdacht gerät, zweifelt Amina an seiner Aufrichtigkeit. Hat ihre Liebe unter diesen Umständen überhaupt eine Chance oder wird das junge Glück jäh zerstört werden?

*** enthält explizite Liebesszenen ***
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum4. Aug. 2020
ISBN9783752982589
Auszeit am Meer
Autor

Marina Ocean

Marina Ocean schreibt seit mehreren Jahren und gestaltet inzwischen auch Buchcover. Als gelernte Bankkauffrau und geprüfte Betriebswirtin steht sie mit beiden Beinen fest im Leben. Marina lebt nach den Sprichwörtern: Erfolg hat drei Buchstaben: TUN! (Johann Wolfgang v. Goethe) Und: Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist. (Henry Ford) Neben der Schreiberei und dem Reisen schlägt ihr Herz für den Motorsport, denn Marina hat seit frühester Kindheit Benzin im Blut.

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    Buchvorschau

    Auszeit am Meer - Marina Ocean

    Impressum

    © / Copyright: 2019 Marina Ocean

    Marina Ocean

    c/o Autorenservice Gorischek

    Am Rinnergrund 14/5

    8101 Gratkorn

    Österreich

    marina.ocean@gmx.net

    2. Auflage

    Umschlaggestaltung: Marina Ocean; Bilder: https://fotolia.com;

    Lektorat, Korrektorat: Nika Sakraf, Nova Cassini, Kate Novella

    Veröffentlicht bei epubli.de

    Neopubli GmbH

    Köpenicker Straße 154a

    10997 Berlin

    Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig.

    Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

    In diesem Buch befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Autorin Marina Ocean die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

    Alle Charaktere in diesem Buch sind frei erfunden und eine Ähnlichkeit mit anderen lebenden oder bereits verstorbenen, sowie etwaigen bereits bestehenden, fiktiven Personen wäre zufällig und ist somit keinesfalls beabsichtigt.

    Erwähnte Marken oder Titel dienen lediglich der Beschreibung. Die Rechte hierzu liegen ausschließlich bei den Markenbetreibern oder den Rechteinhaber der jeweiligen Titel.

    ***

    Für meinen wundervollen Sohn.

    Du bist das Beste, was mir je passiert ist.

    Ich liebe dich, mein Schatz!

    ***

    Vincent Chevalier versinkt in Arbeit und hat das Gefühl, nicht mehr Herr über sein Leben zu sein. Aus tiefster Verzweiflung heraus wirft er sein komplettes Leben über den Haufen und flüchtet vor seinem eigenen Ich. Dabei landet er durch Zufall auf einer der schönsten Inseln Deutschlands: Sylt.

    Hier kommt Vincent allmählich zur Ruhe und lernt dabei die hilfsbereite Amina kennen. Fast scheint es so, als wäre es Schicksal gewesen, dass sich beide gefunden haben. Doch in Aminas Umfeld gibt es Personen, die ihrer Beziehung zu Vince nicht freundlich gegenüberstehen und auch er hat Feinde, die ihm seinen Erfolg und wohlverdienten Reichtum nicht gönnen. Als dann auch noch ein furchtbares Verbrechen geschieht und Vincent unter Verdacht gerät, zweifelt Amina an seiner Aufrichtigkeit. Hat ihre Liebe unter diesen Umständen überhaupt eine Chance oder wird das junge Glück jäh zerstört werden?

    Beklemmende Gefühle suchen mich heim, als ich das Büro betrete. Ich schleppe mich regelrecht ins Gebäude und weiß genau, dass ich gar nicht hier sein will. Natürlich ist es meine Firma, aber mir wächst seit ein paar Monaten alles über den Kopf. Die Verantwortung, die Entscheidungen, ich lebe nur noch für mein Unternehmen. Und das zerrt seit einer Weile gewaltig an meiner Psyche.

    Ich bin ausgebrannt, schlafe kaum noch und habe jedes Mal Angst, gleich einen Erstickungstod zu erleiden, wenn ich durch diese Türen trete. Wahrscheinlich stehe ich mir selbst im Weg, aber ich kann einfach nicht mehr, bin vollkommen fertig.

    Klar, ich weiß, dass es immer mein Ziel war, einmal erfolgreich zu sein und hunderte von Arbeitsplätzen zu schaffen. Doch dass dieses Leben auch seine Schattenseiten mit sich bringt, habe ich damals nicht gesehen. Umso bitterer ist es nun für mich, zu erkennen, dass ich für dieses Leben offensichtlich nicht gemacht bin. Ich fühle mich, als hätte ich meine Zeit verschwendet und Jahre vergeudet, indem ich einer Sache nachgejagt bin, die mich nicht glücklich macht. Sicherlich tue ich Gutes, weil ich den Leuten Arbeit gebe. Aber dadurch habe ich auch eine unglaubliche Verantwortung, über die ich vorher nicht nachgedacht habe. Die Geschäfte laufen zwar gut, jedoch ist das auch die einzig positive Tatsache für mich.

    Unruhig betrete ich das Büro meiner Sekretärin und befürchte, dass ich gleich wieder einen Stapel Unterlagen auf meinem Schreibtisch vorfinden werde, sobald ich durch die Bürotür schreite. Zusätzlich zu den hunderten von E-Mails, die in meinem Postfach auf mich warten. Ich weiß schon lange nicht mehr, wie ich das alles schaffen soll, kämpfe mich aber trotzdem pflichtbewusst Morgen für Morgen hierher.

    Ich begrüße Kerstin, nicke ihr zu und verschwinde anschließend direkt an meinen Platz. Dabei schließe ich die Tür, denn ich ertrage es momentan nicht, auch nur eine Menschenseele zu sehen. Kerstin wird mich bestimmt noch auf den neuesten Stand bringen wollen, aber ihr ist inzwischen bekannt, dass ich in den letzten Wochen immer erst einmal einen Moment für mich brauche, bevor ich für sie ansprechbar bin. Mir ist selbst klar, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist. Meine Mitarbeiter erwarten von mir, dass ich sie führe, doch ich muss mir immer öfter eingestehen, dass ich es nicht mehr kann. Ein untragbarer Zustand, denn persönliche Befindlichkeiten haben in einer Firma nun einmal nichts zu suchen. Das weiß jeder und ich als Geschäftsführer sollte das am allerbesten wissen. Aber was soll ich machen?

    Mehr als angespannt trete ich ans Fenster und sehe hinaus. Der Sommer hat Einzug gehalten und ich befürchte, dass es in wenigen Stunden bereits wieder unerträglich heiß sein wird. Das war in den letzten Tagen auch schon so und wird heute nicht anders sein. Ein weiterer Grund, dass ich es einfach nicht mehr aushalte und mir buchstäblich die Luft zum Atmen fehlt. Nervös reibe ich mir über die Stirn und sage dann wie in Trance zu mir selbst: »Ich muss hier raus!«

    Worte, die ich noch nie ausgesprochen habe, allerdings gibt es ja immer ein erstes Mal.

    Mit den Händen stütze ich mich am Fensterbrett ab, denke nach und höre, wie es an der Tür klopft. Auch wenn ich noch immer nicht so weit bin, jemanden zu empfangen, nehme ich dennoch Haltung an, als die Tür geöffnet wird. Genau so, wie man es von mir erwartet.

    »Es tut mir leid, aber ich brauche eine Entscheidung von dir, denn ich muss Sanders und Partner mitteilen, ob wir zukünftig mit ihnen zusammenarbeiten werden. Darf ich kurz reinkommen?«

    »Natürlich, Kerstin.« Daraufhin wende ich mich ihr zu, nehme ihr die Unterlagen ab, die sie mir entgegenhält. Kurz überfliege ich diese und bemerke, wie die Buchstaben vor meinen Augen verschwimmen. Daher drehe ich mich mit dem Rücken zu ihr, kneife kurz meine Lider zusammen, fasse mir an die Nasenwurzel und sammele mich, bevor ich einen erneuten Blick auf das Dokument werfe. Ich muss mich zusammenreißen, denn so geht das nicht weiter.

    »Sieht doch alles ganz gut aus. Sagen wir zu.« Ich drehe mich zu ihr zurück und reiche ihr die Unterlagen.

    »Ok. Das mache ich.«

    »Danke, Kerstin!«

    »Äh, ich möchte dir keinesfalls zu nahetreten, Vince, aber du siehst nicht gut aus. Kann ich etwas für dich tun?«

    Einen Moment lang mustere ich sie, ohne, dass ich mir eine Reaktion anmerken lasse. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis auch meine Angestellten von meinem Zustand Wind bekommen. Und da Kerstin eng mit mir zusammenarbeitet, ist es nur logisch, dass sie es als Erste bemerkt. Ich muss verhindern, dass das die Runde macht.

    »Ich komme zurecht, danke. Was steht heute auf dem Plan?«, wechsele ich das Thema.

    »Zwei Termine. Einen mit der Berufsgenossenschaft und einen mit den Abteilungsleitern. Die Unterschriftsmappen habe ich auf dein Sideboard gelegt. Außerdem ist eine E-Mail mit Forderungen des Betriebsrates eingegangen. Frist bis Ende der Woche. Wir sollten jedoch umgehend darauf antworten. Die restlichen Themen habe ich nach Wichtigkeit absteigend sortiert und gestapelt.

    »Danke dir«, entgegne ich nickend. »Bitte schicke Karsten zu mir ins Büro.«

    »Wird sofort erledigt.«

    Daraufhin wendet sie sich ab und schließt die Tür hinter sich. Erst als sie aus meinem Blickfeld verschwunden ist, atme ich aus. Meine Entscheidung ist getroffen. In dem Moment, als ich nach Karsten gefragt habe, war mir klar, dass es keinen anderen Ausweg mehr gibt. Und das werde ich ihm jetzt mitteilen.

    Keine zehn Minuten später klopft es an meiner Tür und ich bitte darum, einzutreten. Nach wie vor stehe ich am Fenster und sehe hinaus, kann mich nicht dazu aufraffen, mich meiner Arbeit zu widmen.

    »Moin, Vince. Was gibt’s?«

    Ich drehe mich um und sehe meinen gutgelaunten Partner vor mir stehen, der seinen Rotschopf ins Büro streckt. Schwungvoll schließt er die Tür hinter sich. Allein der krasse Gegensatz unseres Gefühlszustandes sagt mir, dass meine Entscheidung die richtige ist.

    »Guten Morgen, Karsten. Setz dich bitte«, biete ich ihm den Stuhl vor meinem Schreibtisch an. Er kommt meiner Aufforderung umgehend nach und macht es sich bequem. Anschließend setze auch ich mich in meinen Schreibtischsessel.

    »Ich werde meine Anteile verkaufen.« Jetzt ist es raus und sogleich sehen mich zwei geschockte Augen an.

    »Was? Hast du dir das denn gut überlegt!?«

    Nein. Um ehrlich zu sein, nicht wirklich. Es ist eine Kurzschlussreaktion, das weiß ich genau. Aber ich kann nicht mehr. Ich habe das dringende Bedürfnis, mir eine Auszeit nehmen zu müssen. Und selbst wenn ich mir eine Vertretung auf Zeit suchen würde, wüsste ich nicht, ob ich danach in die Firma zurückkehren könnte … Ob ich dazu in der Lage wäre. Die Situation hier belastet mich mehr, als ich es mir eingestehen möchte. Und ich habe Bedenken, dass es wieder von vorne losgehen würde, wenn ich zurückkomme. Ich könnte auch nicht wirklich zur Ruhe kommen, wenn ich wüsste, dass jemand in meinem Namen in meiner Firma agiert. Entscheidungen trifft, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob sie in meinem Sinne wären.

    All das sage ich natürlich nicht. Selbst meinen Partner geht es nichts an, wie es in mir aussieht und wie es mir psychisch geht. Daher ist alles, was ich dazu antworte, ein schlichtes »Ja.«

    Fassungslos blickt er mir entgegen und streicht sich anschließend nachdenklich über seinen akkurat gestutzten Drei-Tage-Bart. Karsten und ich kennen uns seit dem Kindergarten. Wir sind gute Freunde, doch seit wir auch Partner sind, habe ich mich mehr und mehr von ihm entfernt. Ich weiß selbst nicht genau warum, vermute jedoch, dass es mit der Tatsache zusammenhängt, dass ich mit dem Druck, der auf mir lastet, nicht mehr zurechtkomme.

    Karsten war sofort Feuer und Flamme, als ich mit der Idee um die Ecke kam, eine Firma zu gründen. Wir haben alles zusammen aus dem Boden gestampft und daher habe ich jetzt schon ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn damit alleine sitzen lasse. Das hier ist unser Projekt. In dieser Firma steckt unser beider Herzblut und ich verpasse dem Ganzen einen Arschtritt. Es ist unfair und respektlos ihm gegenüber und trotzdem habe ich keine andere Wahl.

    »Was hast du denn jetzt vor?«

    »Ehrlich gesagt, weiß ich es noch nicht.«

    »Du hast doch irgendein Problem, oder? Sag mir, worum es geht. Es gibt auch andere Möglichkeiten, die wir in Erwägung zie…«

    »Nein!«, falle ich ihm ins Wort. Andere Möglichkeiten kommen für mich nicht in Betracht. »Ich werde verkaufen, Karsten! Und das so schnell wie möglich. Ich wollte es dir mitteilen, bevor ich mich erkundigen werde, welche Optionen es gibt. Somit kannst du dir überlegen, ob du meine Anteile übernehmen möchtest, oder ob wir dir einen neuen Partner suchen, der meine Aufgaben übernehmen und in die Firma eintreten wird. Bitte akzeptiere jedoch meine Entscheidung.«

    In diesem Moment wird mir klar, dass wir in unterschiedlichen Welten leben. Meine Welt, die sich immer enger um mich zusammenzieht und seine, in der alles möglich zu sein scheint. In der es Kompromisse und Lösungen gibt. Früher war meine Welt seiner so ähnlich. Wir dachten, dass wir gemeinsam alles schaffen und unseren Weg ewig zusammen beschreiten würden. Wann hat es angefangen, dass wir uns in verschiedene Richtungen entwickelt haben?

    Heute hält mich die Enge um mich herum gefangen, doch ich bin unfähig, etwas daran zu ändern. Ich habe es wahrhaftig versucht, bin jedoch gnadenlos gescheitert. Die Enttäuschung ist ihm anzusehen und ich kann ihm das noch nicht einmal verdenken. Plötzlich steht er auf und verlässt kommentarlos mein Büro. Niedergeschlagen setze ich die Ellenbogen daraufhin auf die Schreibtischplatte und stütze den Kopf auf meine Hände, vergrabe mein Gesicht in ihnen. Dabei reibe ich mit den Fingerspitzen über meine Stirn. Jetzt gibt es keinen Weg mehr zurück.

    ***

    Bereits zwei Tage nach unserem Gespräch habe ich für viel Geld einen kurzfristigen Notartermin ergattern können. Der Notar ließ sich glücklicherweise bestechen, uns am späten Abend noch zu empfangen. Karsten sitzt neben mir und sieht mich immer wieder an. Er kann es nach wie vor nicht glauben, dass mir das hier verdammt ernst ist. Daher hat er dem Vorschlag zugestimmt, meine Anteile zu übernehmen. Er will mir wohl den Rückweg freihalten und sich erst in ein paar Wochen auf die Suche nach einem neuen Partner machen. Auch wenn ich ihm mehrfach versichert habe, dass er das nicht muss, ließ er sich nicht davon abbringen. Doch damit kann ich mich nicht mehr befassen. Er muss nun selbst entscheiden, wie lange er ohne einen Partner klarkommt. Für mich wird es keinen Weg zurück geben.

    Nachdem ich alle notwendigen Dokumente unterschrieben habe, greift Karsten nach mir ebenfalls zum Kugelschreiber. Auch er setzt seine Unterschrift unter den Vertrag. Natürlich wird die Austragung meiner Person aus dem Handelsregister noch eine Weile brauchen, doch mit der heutigen Unterschrift bin ich offiziell raus aus dem Geschäft.

    Immer noch angespannt erhebe ich mich aus meinem Stuhl, Karsten steht ebenfalls auf und ich umarme ihn noch ein letztes Mal. Er kann nicht wissen, dass wir uns nun eine Weile nicht sehen werden, doch mein Entschluss steht längst fest. Für mich ist es ein Abschied auf unbestimmte Zeit. Freundschaftlich schlage ich ihm auf die Schulter und murmele ein: »Danke, Mann!« Er nickt nur, sieht mich jedoch immer noch zweifelnd an. Ich hingegen nehme meine Jacke und gehe ohne ein weiteres Wort aus dem Raum. Schnell verlasse ich das Notariat und atme erst einmal tief durch. Dabei breitet sich eine große Leere in mir aus, trotzdem geht es mir damit nicht besser. Alles was ich erschaffen habe, ist mit einem Schlag zunichtegemacht.

    Da ich am Ende der Fußgängerzone geparkt habe, muss ich zwangsläufig hier durch. Noch immer herrscht zwischen den vielen Geschäften eifriges Treiben und ich spüre, wie mir schon wieder die Luft wegbleibt. Zwar sind inzwischen weniger Menschen hier, als es mittags der Fall ist, für meinen Geschmack sind es jedoch immer noch zu viele. Das alles engt mich unglaublich ein. Und obwohl Wiesbaden eine sehr saubere und gepflegte Stadt ist, fühle ich mich hier inzwischen unwohl. Mit eingezogenem Kopf laufe ich vorwärts und empfinde es in diesem Moment, als hätte ich Scheuklappen auf. Menschenmassen sehe ich an mir vorbeiziehen und habe das Gefühl, dass der Abschluss mit der Firma immer noch nicht reicht. Ich muss hier raus! Raus aus der Stadt, raus aus meinem Leben!

    Nach schier endlosen Minuten habe ich mein Auto endlich erreicht und steige ein. Einen Moment muss ich mich

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