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Stormy Kisses: Verliebt im Tiefschnee
Stormy Kisses: Verliebt im Tiefschnee
Stormy Kisses: Verliebt im Tiefschnee
eBook236 Seiten3 Stunden

Stormy Kisses: Verliebt im Tiefschnee

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Über dieses E-Book

Ein Neustart im Tiefschnee?

Für die von ihrer Beziehung enttäuschte Harper scheint es ein grandioser Fehlstart zu werden. Sie hätte sich in dieser Situation besser nicht mit dem ehemaligen Profi Snowboarder Lucas einlassen sollen, denn diese Nacht hat alles verändert. Gnadenlos charmant und hinreißend sexy hat er zielstrebig ihren Verstand vernebelt. Dabei weiß Harper eigentlich ganz genau, dass man sich bei einem Abenteuer mit so einem unwiderstehlichen Typen nur die Finger verbrennt. Doch wer kann schon ahnen, dass sich die Ereignisse so überschlagen? 

Lucas ist auf der Suche nach etwas ganz Bestimmten, etwas sehr Wichtigem: seiner Erinnerung. Was ist in den Stunden vor seinem Unfall passiert? Was hat ihn so aufgewühlt, dass er gestürzt ist? Seine Suche nach Antworten wird jedoch zweitrangig, als er Harper kennenlernt. Schnell wird klar, dass das Chaos ihrer und seiner Vergangenheit ausreicht, um einen Tornado auszulösen, mit dem nicht mal die Schneestürme Colorados mithalten können…

Die prickelnde Love-Story ist in sich abgeschlossen und spielt vor grandioser Winterkulisse in den Bergen von Colorado.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum27. Okt. 2020
ISBN9783748762560
Stormy Kisses: Verliebt im Tiefschnee

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    Buchvorschau

    Stormy Kisses - Alica H. White

    Prolog

    Ich stehe hier und kann immer noch nicht begreifen, wie das alles passieren konnte. Im unschuldigen Weiß liegt der Slopestyle-Kurs von Aspen vor mir. Dahinter die kahlen Äste der Laub- und das Grün der Nadelbäume. Die Sonne strahlt vom tiefblauen Himmel und lässt den Schnee leuchten, als bestünde er aus unzähligen kleinen Diamanten. Das atemberaubende Panorama der Berge wirkt heute wie ein verkitschter Ölschinken aus dem achtzehnten Jahrhundert.

    Ich liebe diesen Blick. Immer noch.

    Trotz der Enge in meiner Brust sauge ich die kalte, klare Luft so tief wie möglich in die Lungen. Der Geruch ist unverwechselbar. Er pusht meine Seele wie eh und je.

    Ich schließe die Augen, wie ich das immer vor den Wettbewerben getan habe, und versuche, den Kurs im Geist abzuspulen.

    Es klappt nicht. Immer noch nicht.

    Fuck!

    Meine Herzfrequenz steigt. Leider liegt das nicht an der adrenalingeschwängerten Vorfreude, wie es jahrelang der Fall war. Das schwarze Loch, das, was meine Erinnerung sein sollte, macht mir Angst. War es früher der Respekt vor der Herausforderung, der meine Konzentration auf Trab gebracht hat, ist es jetzt diese nicht greifbare Art von Beklemmung, die mein Hirn zu Brei werden lässt.

    Ich muss es schaffen, wenigstens im Kopf.

    Was ist passiert? Wie konnte das passieren? Ich habe mir die Bilder wieder und wieder angesehen. Wie konnte ich vom Geländer abrutschen? Wie konnte ich so unglücklich fallen? Warum ist mir trotz der Protektoren so viel zugestoßen? Ich hatte doch einen Helm auf.

    Diese Scheißzeit im Koma. Fast alles ist wieder in meinem Gedächtnis. Nur die zwei Stunden vor dem Unfall, sie wollen einfach nicht zurückkommen.

    Wo ist meine Erinnerung? Warum kommt sie nicht zurück?

    Auch jetzt nicht. Leere.

    Frustriert presse ich die Luft aus den Lungen. Denn solange ich nicht weiß, warum das alles passiert ist, werde ich diese verdammte Panik nicht mehr los. Ich habe gehofft, dass ich das Gedächtnis wiedererlange, wenn ich die Bahn sehe, aber das hat nicht geklappt.

    Fuck!

    Aber ich gebe nicht auf! Ich werde zurückkommen.

    Alle in meinem Umfeld denken, ich bin wieder der Alte. Der strahlende Sunnyboy, der alle mit seinem Charme einwickelt. Doch was sie nicht wissen, ist, dass ich seit diesem verfluchten Tag keine Nacht mehr richtig geschlafen habe, ohne mir die Frage zu stellen, was passiert ist. Warum war ich unkonzentriert? Nur deswegen ist mir dieser eine fatale Fehler unterlaufen. Dass dieser winzige Augenblick all meine Träume, alles, worauf ich jahrelang hingearbeitet habe, zunichtegemacht und mein Leben auf den Kopf gestellt hat.

    Meine Mom ist froh, dass es keine Wettbewerbe mehr geben wird. Verständlich. Aber so will ich nicht abtreten. Nicht, ohne zu wissen, warum das alles geschehen ist.

    Auch der Besuch des Parcours wird mich nicht weiterbringen. Nicht heute.

    Ich verkrampfe mich, presse die Lider zusammen und beiße auf die Unterlippe.

    Ich muss loslassen!

    Niemand soll merken, was wirklich in mir vorgeht. Die Ärzte sagen, es hätte einen Sinn, dass ich mich nicht erinnere. Mein Körper will mich schützen.

    Das ist mir scheißegal!

    Ich will mein Leben zurück. Deshalb werde ich mir etwas einfallen lassen müssen. In einem Monat sind hier wieder die X-Games, die könnten mein Gedächtnis triggern. Nur dürfen Mom und meine Freundin Layla nichts von meinem Vorhaben erfahren, sie würden mich aufhalten wollen. »In einem Monat bin ich wieder hier, dann hole ich mir mein Gedächtnis zurück. Also, Showtime, Baby!«, rufe ich über die leere Bahn.

    Kapitel 1 Harper (einen Monat später)

    Ticktack, ticktack. Mein Blick huscht von dem dünnen Plastikteststreifen zwischen meinen Fingern hinüber zu der großen hellblauen Wanduhr. Mit jeder Sekunde, die verstreicht, werde ich ein klein wenig nervöser, und obwohl mir bewusst ist, dass ich noch mindestens vier Minuten warten muss, wünsche ich mir, der große Zeiger würde ein wenig schneller im Uhrzeigersinn wandern. Vergebens. Die Sekunden ziehen sich wie ein endloser Faden in die Länge. Die Zeit kriecht vor sich hin, und ich gehe nervös auf und ab. Was schwierig ist, denn mein Badezimmer ist winzig, und mit nur drei Schritten bin ich am Ende des Raumes angelangt.

    Erneut gehe ich denselben Weg zurück. Versuche, die negativen Gedanken, die sich an die Oberfläche schleichen wollen, zu verdrängen. Stattdessen flüstere ich leise: »Dieses Mal hat es geklappt. Ganz bestimmt. Es hat geklappt. Ich weiß es einfach. Ich kann mir all die Symptome nicht einbilden. Ganz bestimmt nicht.«

    Noch während ich vor mich hinmurmle, höre ich, wie sich die Wohnungstür öffnet und jemand ruft: »Ich habe meine Aktentasche vergessen. Ich bin gleich wieder weg und …«

    Seine Stimme genügt, um mich gleich noch nervöser werden zu lassen.

    Verflucht!

    Unter gar keinen Umständen möchte ich, dass Richard mich hier vorfindet. Zumindest nicht, solange ich nicht weiß, ob sich unser Wunsch nun endlich erfüllen wird.

    Vielmehr mein Wunsch, korrigiere ich meine Gedanken. Ich ignoriere die letzten Wochen und all die Diskussionen, die wir über dieses Thema bereits geführt haben.

    »Darling, weißt du, wo ich meine Aktentasche hingelegt habe? Ich kann sie nicht finden und … Wo steckst du überhaupt?«

    »Ähm. Ich bin im Bad«, gebe ich zurück und starre auf die Tür. »Hast du schon im Schlafzimmer nachgesehen? Ich meine, deine Tasche dort entdeckt zu haben.« Diese kleine Notlüge müsste mir genug Zeit verschaffen, das Ergebnis auszuwerten und …

    Doch noch ehe ich mich umdrehen kann, springt die Badezimmertür auf, und Richard steht vor mir.

    Erschrocken mache ich einen Satz zurück. Dabei lasse ich den Teststreifen fallen, der nun direkt vor die Füße meines Freundes segelt.

    Sein Blick wandert von mir zu dem Plastikteil auf dem Boden und dann wieder zurück.

    »Ist es das, was ich denke?«, murrt er. Seine Mimik ändert sich binnen eines Augenblickes. Tadelnd, fast schon verärgert, sieht er auf mich herab. »Ich dachte, wir hätten das geklärt, Harper. Wir hatten doch besprochen, das Thema Baby langsam angehen zu lassen. Wenn es passiert, dann passiert es. Wenn nicht, dann soll es wohl so sein.«

    »Meine Periode ist seit einem Tag überfällig, und ich dachte –«, versuche ich mich rauszureden. In Wirklichkeit ist sie schon vorbei, aber da sie schwächer ausgefallen ist, könnte es trotzdem geklappt haben. Ich habe gezögert, den Test zu machen, aber dann wollte ich doch Klarheit. Immerhin kann man schwanger sein und dennoch die Tage bekommen. Das hat man ja schon oft gehört.

    Ich kann mir das doch nicht alles einbilden! Nein, wirklich, ich fühle mich so … schwanger. Oder nicht? Wie fühlt man sich dann? Anders, das ist klar. Aber wie?

    »Ich weiß genau, was du dachtest. Schließlich sprichst du seit Monaten von nichts anderem mehr«, unterbricht Richard mich. Seine dunklen Augen haben sich zu zwei kleinen Schlitzen verengt, während er sich mit einer Hand frustriert durch sein schwarzes Haar fährt.

    Mir ist durchaus bewusst, dass Richard nicht dieselbe Euphorie beim Thema Baby verspürt wie ich. Was meiner Ansicht nach daran liegt, dass er die Karriereleiter weiter nach oben steigen möchte, während ich bereits da bin, wo ich hinwill. Mit meinen dreiunddreißig Jahren möchte ich endlich ein neues Kapitel in unserem Leben aufschlagen. Denn ich weiß, es bleibt nicht mehr allzu viel Zeit für eine problemlose Schwangerschaft. Ich beuge mich hinab, hebe den Teststreifen auf. »Ich weiß, dass ich die letzten Wochen sehr viel über das Thema geredet habe. Aber dieses Mal bin ich mir wirklich sicher. Es sind andere Anzeichen als die Male zuvor und …«

    Ich drehe den Streifen um, starre auf das Anzeigefeld und verstumme.

    Meine Vorfreude verpufft und wird von einem wehmütigen Druck auf der Brust abgelöst. Ich wage es nicht, Richard in die Augen zu sehen. Wie könnte ich auch. Dieser erneute Tiefschlag lässt mich kraftlos zurücktaumeln und auf den Toilettendeckel plumpsen.

    »Darling, sei bitte nicht traurig.« Richard kommt zu mir und legt mir tröstend die Hand auf die Schulter. »Im Moment ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt für ein Baby.«

    Schweigend nicke ich. Es würde mich mehr trösten, wenn er nicht vor dem Satz erleichtert durchgeatmet hätte. Aber ich bleibe stumm, denn meine Kehle fühlt sich an wie zugeschnürt. Da nimmt man jahrelang Hormone zu sich, um nicht schwanger zu werden, und dann, wenn man es sich so sehr wünscht, geschieht nichts.

    Erneut drückt mein Freund meine Schulter und erhebt sich wieder. »Ich muss langsam los. In knapp einer Stunde habe ich mein Meeting, und ich muss noch ein paar Dinge vorbereiten«, murmelt er, beugt sich zu mir und gibt mir einen schnellen Kuss auf die Wange. »Wünsch mir Glück, Darling.«

    »Viel Glück«, bringe ich mit Mühe und Not heraus und hebe den Blick, um zuzusehen, wie Richard aus dem Badezimmer eilt.

    »Draußen ist es übrigens richtig kalt geworden. Du solltest eine Jacke anziehen«, empfiehlt er noch, ohne sich umzudrehen.

    »Hm.« Über das Wetter mache ich mir im Moment gar keine Gedanken. Nein, in meinem Kopf dreht sich alles nur um diese eine Frage. Warum werde ich nicht schwanger? Dabei befolge ich jeden noch so kleinen Ratschlag von meinen Freundinnen und diversen Internetforen, die sich mit diesem Thema befassen.

    »Unsere Wintersachen sind im obersten Fach im Schrank, oder?«, ruft Richard durch die Tür.

    »Ja.«

    »Gut, denn ich brauche unbedingt auch eine. Also dann, bis später.«

    Völlig in Gedanken versunken höre ich, wie kurz darauf die Wohnungstür ins Schloss fällt. Mit einem Seufzer rappele ich mich auf. Es hilft ja doch nichts. Ich muss zur Arbeit, ob ich will oder nicht. Lustlos schlendere ich ins Schlafzimmer. Als ich die Tür öffne, trifft mich der Schlag. Unser Kleiderschrank steht noch immer weit offen. Ich liebe es ja, wenn ein Mann männlich ist. Aber Richards Hang zur Unordnung ist schlicht unsexy. Wie so oft hat er alles, was er denkt gebrauchen zu können, herausgezogen. Und anstatt die Sachen, die er nicht benötigt, wieder aufzuräumen, hat er sie einfach auf dem Boden liegen lassen.

    Im Moment fühle ich mich zu kraftlos, um seine Klamotten zurückzuhängen. Stattdessen mache ich einen großen Schritt darüber und greife in dem Kleiderschrank nach meiner Jacke. Ich muss mich auf Zehenspitzen stellen, um an die bunte Stoffbox zu gelangen, in welcher sich ein paar Accessoires befinden.

    »Jetzt komm schon her«, bettele ich die Box an, die ich lediglich mit den Fingerspitzen berühren kann. Wie so oft wünsche ich mir, ein paar Zentimeter größer zu sein. Doch leider habe ich meine Körpergröße von meinen Eltern geerbt. Mit Mühe und Not schaffe ich es schließlich und ziehe die Box herunter. Dabei segelt auch ein Stück Papier, welches sich darunter befunden hat, an mir vorbei.

    Ich bücke mich, um das Blatt aufzuheben, und möchte es schon wieder zurücklegen, da fällt mein Augenmerk auf das Logo einer Klinik in Las Vegas. Ich war noch nie dort und werde neugierig.

    Ich drehe das Papier, und was ich dann zu sehen bekomme, zieht mir buchstäblich den Boden unter den Füßen weg. Blut weicht aus meinem Kopf. Mir wird schwindelig, ich sollte mich besser aufs Bett setzen.

    »Nein … Das kann nicht sein … Nein«, stottere ich und blinzle verzweifelt.

    Das hier muss ein Scherz sein! Einer der übelsten Sorte!

    Ich taumele rückwärts. Benommen. Kraftlos. Erst als ich die Matratze in meinen Kniekehlen spüre, lasse ich mich darauf sinken.

    Wie kann mich der Mensch, der mich angeblich liebt, so hintergehen? Mit jedem Gedanken, der durch mein Hirn schießt, bricht ein Stück meiner perfekt geglaubten Welt weiter auseinander. Dieses dumme Papier ändert alles.

    Erfolgreich!

    Das Wort will nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden. Warum hat er das gemacht? Warum hat er das nicht mit mir besprochen? Übelkeit steigt in mir empor, raubt mir die Luft zum Atmen. Wie konnte er mir das nur antun? Wie konnte er mir so ins Gesicht lügen?

    Ich presse meine Hand vor den Mund. Eine einzelne Träne quillt hervor, bahnt sich einen Weg meine Wange hinab. Ich wünschte, das alles wäre nur ein böser Traum. Doch das Stück Papier in meiner Hand sagt mir, dass dem nicht so ist.

    Alles ist real. Zu real!

    Ich schließe die Augen und sehe Richards Gesicht vor mir. Seine tröstenden Worte, die er immer ausgesprochen hat. Jedes Mal wenn die Enttäuschung meine Kehle zuschnürte, bis zuletzt, als mir immer mehr der Boden unter den Füßen wankte beim Anblick des negativen Testergebnisses.

    Dabei wusste er es! Jedes verfluchte Mal!

    Ich springe auf. Meine Trauer wird von einem ganz anderen Gefühl verdrängt.

    Wut. Unfassbare Wut!

    Wie konnte er so respektlos sein und mir so dreist ins Gesicht lügen?!

    Ich bin doch kein dummer Teenager!

    Eilig hole ich meinen Koffer hervor und werfe planlos ein paar Sachen hinein. Ich bin so in Rage! Ich muss mich beruhigen, damit ich nachdenken kann. Ich werde zu meinen Eltern nach Silverton fahren. Wenn ich dort mit Skiern die Berge hinunterrausche, bin ich ganz bei mir, und mein Kopf wird wieder frei. Ich sollte vorher mit Richard reden, ruhig und sachlich, das weiß ich. Aber im Moment kann ich das nicht. Dafür sind mir die Tatsachen zu endgültig. Vorher will ich meine Gedanken runterkühlen, doch selbst das ist nicht möglich – nicht hier, wo er mir jeden Tag begegnet.

    Erschrocken halte ich inne. Ich muss doch zur Arbeit!

    Nein, das geht nicht! Nicht die nächsten Tage. Wenn ich so spontan keinen Urlaub bekomme, kann ich nur krankfeiern. Die Saison in Las Vegas ist vorbei, das mit dem spontanen Urlaub sollte also kein Problem darstellen.

    Wo ist bloß meine Skibrille? Ich habe keine Lust, danach zu suchen. Ich werde mir einfach in Aspen, wo ich ohnehin vorbeifahre, eine neue kaufen. Hauptsache, ich bin verschwunden, bevor Richard nach Hause kommt.

    Als ich den Koffer schließe, schießt mir das nächste Problem durch den Kopf. Wie immer hat Richard den Rangerover mit Vierradantrieb genommen, um damit zur Arbeit zu fahren. Ich habe nur meinen Käfer-Cabrio, der für das Wetter hier völlig ausreicht. Aber nicht für das in Colorado. Dort ist es bitterkalt, es fällt bis zu zehn Meter Schnee in der Saison, und der Vierradantrieb wird dringend benötigt. Egal, zur Not besorge ich mir Schneeketten. Die kriege ich auch in Aspen. Ein Blick auf die Wetter-App sagt mir, dass ich noch ganz gut nach Silverton durchkommen müsste.

    Plötzlich überfällt mich mein schlechtes Gewissen. Kann ich einfach so verschwinden? Richard wird sich Sorgen machen. Hat er das verdient? Ich werde ihm sagen, dass ich nach Hause fahre. Aber nicht jetzt. Nicht solange ich so aufgewühlt bin. Ich muss zuerst meine Gedanken sortieren. Das alles sich setzen lassen. Die mehrstündige Autofahrt wird vielleicht helfen.

    Kapitel 2 Lucas

    »Layla, hi, was gibt’s?«, begrüße ich meine Freundin über die Freisprechanlage im Auto.

    »Lucas, wo bist du?«, fragt sie aufgeregt.

    »Mach dir keine Sorgen.«

    »Was soll das heißen? ›Mach dir keine Sorgen.‹ Natürlich tue ich das.«

    »Musst du aber nicht«, beschwichtige ich sie so überzeugend wie möglich. »Ich brauche einfach eine Auszeit.«

    »Bei den X-Games? Da willst du doch hin, oder? Warum hast du das nicht mit mir besprochen? Ich wäre doch mitgekommen.«

    »Nein, Layla, da bin ich nicht. Ich kann dir nicht sagen, wo ich bin. Ich muss nachdenken«, antworte ich gereizt. Mir ist bewusst, dass sie es nicht verstehen wird. Sie kann einfach nicht kapieren, warum ich diese zwei Stunden in meinem Gedächtnis wiederfinden will.

    »Das kannst du doch auch, wenn ich dabei bin«, fleht sie. »Ich bin doch immer mitgekommen, überallhin.«

    Ich atme tief durch. »Da wollte ich auch nicht meine Erinnerung zurück. Du weißt, dass ich das tun muss. Allein.«

    »Nein.«

    Das Gespräch dreht sich im Kreis, wie so oft in der letzten Zeit. Fast scheint es mir, als wollte Layla mich um jeden Preis von meinem Vorhaben abhalten. ›Ich will dich doch nur schützen‹, sagt sie ständig. Mir geht ihr Gehabe ziemlich gegen den Strich. Ich tue es ungern, aber ich muss den Stecker ziehen, auch wenn Layla es wahrscheinlich sofort durchschaut. Sie soll mich nicht von meinem Plan abbringen. »Layla?! Bist du noch da?! Es knackt so in der Leitung!«

    »Natürlich bin ich noch da! Die Verbindung ist glasklar. Lucas! Untersteh dich das Gespräch –«

    »Layla! Layla! Ich kann dich nicht hören!«

    »Nicht schon wieder dieser alte Trick! Lucas!

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