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Mein Flug nach oben
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eBook375 Seiten5 Stunden

Mein Flug nach oben

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Über dieses E-Book

Alles, was in diesem Buch geschrieben steht, beruht auf einer wahren Geschichte. All das, was man in Büchern oder Fantasyfilmen liest oder sieht, habe ich selbst erlebt, Schritt für Schritt. Doch mit Wundern oder Glauben hat es alles nichts mehr zu tun; für mich bedeutet es Glück – glücklich und zufrieden zu sein durch spirituelles Wachstum. Das also, was ein jeder durchmacht, wenn nicht in diesem Leben, dann im nächsten. Die Freude, aus seiner Verpuppung herauszutreten bis hin zur freien Entfaltung. Es gibt für alle nur den einen Weg: den Weg ganz nach oben, um eins zu sein. Eins zu werden mit dem Gott in unserem Inneren.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum23. Mai 2023
ISBN9783989130104
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    Buchvorschau

    Mein Flug nach oben - Angelika Stolze

    Was für ein Gefühl. Ich saß einfach nur da und dachte an nichts. Genoss den Augenblick im Hier und Jetzt. All das, was ich die ganzen Jahre über verdrängt hatte, war niedergeschrieben. Mit jeder einzelnen Silbe hatte ich mich besser, leichter gefühlt. Ich war zufrieden mit mir und dem Rest der Welt. Meine Erfahrungen, ob gut oder schlecht, all dies hatte ich zu Papier gebracht. Was für ein Gefühl! Mein Buch war fertig. Ich fühlte mich frei, und eine große Erleichterung machte sich in mir breit. Eine Last war von meinen Schultern genommen; sie war groß gewesen, größer als der höchste Berg der ganzen Welt. 

    Die Wochen danach nahm ich mir nicht sonderlich viel vor. Ich wollte meine neue innere Ruhe, meine große Zufriedenheit, erst einmal genießen. Es war für mich, obwohl ich noch arbeitete, innerlich ein Urlaub. Zu meiner Überraschung tat es mir richtig gut, es fühlte sich super an, einfach so in den Tag zu träumen. Doch manches Mal träumte ich wohl ein bisschen zu viel. Ich musste mich schon gelegentlich wieder herunterholen und zu mir sagen: Mensch, Angelika, bleib auf der Erde! Hier hast du zu leben, hier hast du zu sein. Ich hatte ja auch noch andere Arbeiten zu erledigen – etwa in unserem kleinen Restaurant an der Ecke. 

    Es dauerte lange, bis der Alltag mich ganz wiederhatte. Doch ich muss sagen, es ging mir gut, ja sogar glänzend. Doch eine Frage stellte ich mir immer wieder: War das alles in meinem Leben? Jeden Tag dasselbe? Arbeiten bis zur Rente, tagein, tagaus? Das konnte nicht sein. Das hatte irgendwie keinen Sinn, jedenfalls nicht für mich. Werden wir wirklich nur geboren, um zu arbeiten? 

    Für mich nicht. Es gab doch noch viel mehr als nur einen Job, ein Haus oder ein Auto. Für mich war klar: Ich hatte gelernt, dass diese Dinge nicht so wichtig sind, nicht für mich. 

    Es ist das Leben, das wichtig ist. Und das Schöne ist: Ich fange gerade erst damit an. Es sind für mich die kleinen Dinge im Leben, die meine Aufmerksamkeit bekommen, an denen ich mich erfreue, etwa, den Vögeln zuzuhören – ihr Gezwitscher ist wie Musik in der Natur. Lange Spaziergänge zu machen, um den Kopf freizubekommen. Jede freie Minute nutze ich, schnappe mir meinen kleinen Hund, und dann laufen wir los. Wir gehen immer den gleichen Weg, an dem kleinen Bach entlang, immer geradeaus, und dann stehen wir mitten in der Feldmark, um uns herum nur endlose Weite. Wald, Wiesen, auf denen Kühe und Pferde die Sonne genießen. Ich beobachte die Natur, all das ist wichtig für mich. Wie die Wolken an mir vorüberziehen, der Wind sein Spiel mit den Bäumen treibt. Sie rauschen wie das Meer, man muss ihnen nur zuhören. Wenn alles anfängt, zu neuem Leben zu erwachen, grünt und blüht, sich in seiner ganzen Schönheit zeigt. Die Augen zu schließen und den Duft der blühenden Blumen einzuatmen und zu träumen, zu genießen. Zu sehen, wie die Mücken in der Sonne tanzen und ihre Spiele treiben. Dem Mäusebussard zuzusehen, der zur Landung ansetzt, um sich seine Beute zu krallen. Selbst wenn der Regen an die Fensterscheiben klopft, beim Spazierengehen auf meinen Regenschirm prasselt, beruhigt mich das und lässt mich einfach nur sein. Dann danke ich Gott, der uns dies alles auf einem silbernen Tablett serviert. Und denke darüber nach, wie viele Jahre ich alledem keinerlei Beachtung geschenkt habe. Diesen kleinen Dingen im Leben, die für uns alle so wichtig sind, die einem so große Freude bereiten können. Ich habe sie gar nicht mehr gesehen. 

    Ich suche nach dem Grund, warum das so war. War es die Zeit, die mir den Blick für das Wesentliche genommen hatte? Oder die viele Arbeit, die ich hatte, Haushalt, Familie, Beruf, sodass das Leben an mir vorbeigerauscht war wie eine Hetzjagd? Nein, damit war ich nicht zufrieden. Ich denke, ich hatte es verlernt, auf das Schöne zu achten, weil alles andere scheinbar wichtiger war. Und alles sollte so sein, denn woher sollte ich meine Erfahrungen sammeln, wovon sollte ich leben? 

    Genauso wichtig ist alles, was ich jetzt erlebe, um nach oben zu kommen, und zwar Schritt für Schritt. Das Geheimnis an der ganzen Sache ist, dass man Geduld haben muss, und das ist bei mir so eine Sache, denn Geduld ist etwas, was ich nicht habe. Ich bin die Ungeduld in Person. Ich muss lernen, Geduld zu haben. Das ist gar nicht so einfach, aber es geht. Das Beste daran: Mir geht es viel besser dabei. Es tut gut, zur Ruhe zu kommen, vor allem bekommt man dadurch auch viel mehr mit. Es ist für alles zum Vorteil. 

    Ich brauchte nicht lange zu warten, da kam auch schon eine Botschaft in Form eines Traums. Als ich an diesem Morgen aufwachte, konnte ich mich genau an ihn erinnern: Ich sitze in einem schwarzen Geländewagen hinter dem Steuer, ziehe den Schlüssel ab, öffne die Tür und steige aus. Doch irgendetwas ist anders. Ich schaue mich um; erst fällt mir gar nichts auf, dann sehe ich es: Der Weg, es ist der Weg. Er ist einfach zu Ende. Es geht nicht weiter, weder nach rechts noch nach links. Und ich kann auch nicht umdrehen, nicht wenden, nichts geht mehr. Und irgendetwas ist hinter mir, das fühle ich. Ich drehe mich um, und vor mir steht ein Mann. Er muss so um die fünfzig sein. Wir sprechen kein Wort. Ich will ihn an die Hand nehmen, aber er sagt: „Das macht man nicht. Einen Von nimmt man nicht an die Hand." 

    Ich senke meinen Kopf voller Enttäuschung, sage kein Wort. Doch hinter ihm steht noch jemand. Er ist viel jünger. So wie es scheint, ist es sein Sohn, denn er hat die gleichen Gesichtszüge. Auch ihn will ich an die Hand nehmen. Er bemerkt es und zieht die Hand weg. 

    „Nein, sagt er, „mich fasst man nicht an die Hand, ich bin ein Von. 

    Auch diesmal bin ich enttäuscht. Wie aus dem Nichts steht plötzlich eine ältere Dame direkt vor mir, es scheint die Mutter zu sein. Plötzlich halte ich ein wunderschönes Kleid in den Händen, es ist cremefarben, und eine terrakottafarbene Spitze blitzt als Unterrock hervor. Ich wende mich an die ältere Dame, sie sieht sehr vornehm aus, und frage sie: „Ist dieses Kleid nicht wunderhübsch?" 

    Doch sie ist nicht mehr da. Ich schaue mich um, aber ich kann sie nirgendwo finden. Enttäuscht blicke ich zu Boden, lasse das Kleid langsam auf die Erde fallen und gehe. 

    Diese Botschaft zu deuten ist nicht leicht, aber ich muss nur schauen, was die nächste Zeit so alles passiert, da ist dann wieder mal Geduld gefragt. Aber wie gesagt, das habe ich im Griff. Ich achte von nun an auf alles, was sich um mich herum ereignet, das habe ich mir fest vorgenommen, besser gesagt, ich habe es mir geschworen. Nichts soll an mir vorbeiziehen, ohne meine volle Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich achte auf alles. Ich höre auf mein Bauchgefühl, und zu meiner Freude liege ich in den meisten Fällen richtig. 

    Was während dieser Zeit sehr wichtig für mich ist, ist, dass ich mir selbst volle Aufmerksamkeit schenke. Das ist längst überfällig, dessen bin ich mir sicher. Das hat meiner Meinung nach nichts mit Egoismus zu tun, es ist eher das Erlebnis, mit Fähigkeiten umzugehen, die ein Geschenk sind, und zwar für jeden von uns. Die Fähigkeit etwa, zu spüren, wenn jemand aus der geistigen Welt neben oder hinter einem steht. Zu fühlen, dass mich etwas am Arm oder im Gesicht berührt. Dass man lernen muss, damit umzugehen, dass es mit zu meinem Leben gehört. Auch dafür habe ich lange gebraucht: es zuzulassen, ohne Angst zu haben. Angst braucht man nicht zu haben, vor nichts und niemanden, das weiß ich mittlerweile. Doch ich gebe zu, dass ich noch immer leichtes Herzklopfen habe, wenn ich nachts im Bett liege und sich die Pedale meines Heimtrainers plötzlich von selbst bewegen oder die Jalousien klappern, obwohl es windstill ist. Oder wenn die Türen des Kleiderschranks knacken. Manchmal wird es mehr, Geräusche aus jeder Ecke. Doch erst, wenn es mich stört, mir zu viel wird und ich nicht einschlafen kann, rufe ich in Gedanken den Erzengel Michael an und bitte ihn um Hilfe: Hilfe, Erzengel Michael, hier ist jemand in meinem Schlafzimmer, bitte hol ihn ab und bring ihn zum Licht, hab ganz lieben Dank! 

    Es dauert auch gar nicht lange, und es herrscht wieder Ruhe. Während ich all dies erlebe, habe ich nur einen Menschen an meiner Seite, der mich versteht: Beate, meine Schwägerin. Sie ist schon viele Jahre, ja Jahrzehnte dabei, spirituell zu wachsen. Was immer mich belastet oder mir Angst macht, sie sagt mir, wie ich damit umgehen muss. Sie allein hat es geschafft, mir meine Angst und ab und zu auch meine Zweifel zu nehmen. Weil alles, was ich gerade erlebe, neu für mich ist. Und auch, wenn ich Angst habe, was völlig normal ist, wobei dieses Gefühl nicht mehr so stark ist wie am Anfang. Dafür danke ich ihr sehr. Oft habe ich mir schon vorgestellt, was wäre, wenn sie nicht da wäre und ich ganz allein damit fertigwerden müsste. Würde ich meine Freunde oder meine Familie um Rat fragen? Würde ich ihnen erzählen: Ich fühle, wenn jemand da ist, den man aber nicht sieht? Oder: Ich habe einen geistigen Führer, der Joshua heißt? Oder wenn ich ihnen erzähle, dass viele Gesichter an mir vorbeiziehen, wenn ich meditiere – Gesichter, die ich nicht kenne, die ich nie zuvor gesehen habe? Wenn ich ihnen erzähle, ich sehe durch mein Drittes Auge meine eigene Aura, nachts, bevor ich einschlafe? Was würden sie wohl sagen? 

    Sie würden wohl denken: Die Arme, sie arbeitet zu viel, der ganze Stress, irgendwann ist ihr alles zu viel geworden, ihr über den Kopf gewachsen, wer weiß, was noch alles passiert, wenn sie so weitermacht! Würden sie sagen: Geh mal lieber mal zum Arzt und lass dich mal gründlich durchchecken? Oder besser noch: Beantrage mal eine Kur, danach geht es dir bestimmt besser? 

    Ich würde wohl zum Arzt gehen, doch wie soll er mir helfen, wenn ich ihm meine Geschichte erzähle? Er würde mich wohl zum Psychiater überweisen, doch was sollte der tun? Würde er mir Therapiestunden verschreiben, bei denen ich mich auf die Couch lege und über meine Kindheit rede? Würde er in meinem Unterbewusstsein herumwühlen, da muss doch etwas in meiner Kindheit gewesen sein, das mich schockiert hat, sonst hätte ich dieses gestörte Krankheitsbild doch nicht? Jemand also, der das, was ich ihm erzähle, in keiner Weise nachvollziehen kann, eventuell noch nie davon gehört hat. Würde er mir Medikamente verschreiben, Psychopharmaka vielleicht sogar? Medikamente gegen spirituelles Wachstum? Ist es nicht besser, mit niemanden darüber zu reden, allein zu sein mit den eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten? Alles mit sich selbst auszumachen? Oder sich eine Selbsthilfegruppe zu suchen, falls es so was gibt, die mir hilft, wieder normal zu werden, was ich im Übrigen auch bin. Und ich habe keine Hemmungen, darüber zu reden, im Gegenteil, es macht mir riesigen Spaß. 

    Heute ließ ich die Arbeit mal liegen. Zwar stand ein Hausputz auf dem Programm, doch so richtig Lust hatte ich keine. Ach was, dachte ich, morgen ist auch noch ein Tag, ich habe heute meinen freien Tag, und den Luxus erlaube ich mir und denke einfach mal an mich. Mal wieder die Seele baumeln lassen, meditieren. Der Gedanke gefiel mir, und sofort setzte ich ihn in die Tat um. Ganz entspannt ließ ich mich auf meiner Sonnenliege nieder und genoss die herrliche Ruhe. 

    Doch irgendwie wollte ich nicht recht zur Ruhe kommen; ich war sehr unruhig. Ich versuchte, an gar nichts zu denken, was gar nicht so einfach war, denn dauernd kreisten meine Gedanken nur um ein Thema: Wann verrichte ich meine Hausarbeit? Es war gar nicht meine Art, Arbeit einfach zu ignorieren, ich hatte erst innere Ruhe, wenn ich alles erledigt hatte. 

    Ich versuchte es noch einmal. Wenn ich nicht zur Ruhe komme, dachte ich, mache ich eben die Hausarbeit. Ich schloss die Augen und achtete auf meine Atmung. Ganz langsam atmete ich ein und ganz langsam wieder aus. Ich machte es eine ganze Weile so, und immer, wenn Gedanken kamen, achtete ich wieder auf meine Atmung. Doch was war das? Plötzlich fühlte ich so ein Schaukeln. Ich öffnete meine Augen. Komisch, was war das denn? Ich bewegte mich doch gar nicht! Hm, ich stutzte und schloss wieder die Augen. 

    Da war es wieder, dieses Schaukeln. Ohne mich zu bewegen, ganz langsam, als würde ich auf einer Schaukel sitzen. Erst ganz langsam ging es nach oben, und ganz langsam wieder hinunter. Ich wurde ruhiger, viel ruhiger. Ich entspannte mich völlig, und eine große Zufriedenheit breitete sich in mir aus. Ich schaukelte eine ganze Weile so vor mich hin, ist ja toll, dachte ich, und wunderte mich, was es so alles gibt. Ich fand es auch irgendwie lustig. Es schaukelte weniger, und langsam hörte es auf. Schade, dachte ich, es könnte noch Stunden so weitergehen. Dieses Gefühl war neu für mich, im ersten Moment etwas ungewöhnlich, aber toll. 

    Ich freute mich, war offen für alles Neue, was da kommt, egal, was da noch kommen mochte. Ich hatte Vertrauen, Vertrauen in die geistige Welt, denn alles, was passiert, bin ich. 

    Was früher mein Leben bestimmt hat, waren Hektik und Stress, Probleme hier, Probleme da, jeden Tag was anderes, und, wie ich auch manchmal dachte, nichts Gescheites. Hätte ich die Wahl, würde ich noch einmal so leben wollen? Würde ich alles genauso machen? Beruflich und privat? Ich habe mir diese Frage schon tausendmal gestellt. Ich denke schon, denn aus jahrzehntelangen Erfahrungen im Berufsleben und Privatleben, aus jeder Situation habe ich etwas mitgenommen und bin dadurch gewachsen. Der berufliche Wechsel in ein kleineres Restaurant erlaubte es mir, da ich nun über mehr Freizeit verfügte, zu träumen, zu genießen, zu beobachten und zu erleben. Spirituell zu wachsen. Zu entdecken, wozu der menschliche Körper fähig ist. Wenn Illusionen wahr werden, es selbst zu erleben, oder besser gesagt, es sich verdient zu haben, es erleben zu dürfen. 

    An diesem Abend kamen wir spät von der Arbeit nach Hause. Ich schloss die Wohnungstür auf und legte meine Sachen ab. Doch irgendwie ging es mir gar nicht gut. Ich bemerkte, dass mein Herz schlug wie verrückt; ich hatte richtiges Herzrasen. Ich beruhigte mich und schob es auf den langen, harten Arbeitstag – daher beschloss ich, gleich ins Bett zu gehen. 

    Doch irgendetwas stimmt hier nicht, ich fühlte es. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, und ich wälzte mich von einer Seite auf die andere. Dann sah ich auf den Wecker: Oh Gott, schon so spät? Es war schon drei Uhr durch, und irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn was sich dann abspielte, werde ich meinen Lebtag lang nicht vergessen. 

    Ich sah mich auf meinem Bett liegen, und ich schrie fürchterlich. Ich lag auf der linken Seite, doch es waren noch andere da, ich war nicht allein. Ich fühlte jemanden hinter mir und vor mir. Sie versuchten, mir die Luft zum Atmen zu nehmen. Ich hatte Todesangst und schrie weiter, doch niemand konnte mich hören. 

    „Verschwindet!, schrie ich, „lasst mich los! Ich konnte nicht einmal um mich schlagen; unfähig, mich zu bewegen, lag ich da, und sah zu, wie ich schrie. Es war furchtbar. 

    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wusste ich sofort, was letzte Nacht passiert war. Den Beweis dafür spürte ich am ganzen Körper: Alles tat mir weh, vor allem meine Nieren. Meine Güte! Ich überlegte, und fragte mich, was das wohl gewesen sein mochte. Eins war für mich sicher: Ein Traum war das nicht. Nein, sagte ich mir, dafür war das alles viel zu real. 

    Ich rief Beate an und berichtete ihr von dem, was ich letzte Nacht erlebt hatte. 

    „Hast du eine Ahnung, was das gewesen sein mag?" 

    „Ja, na klar, ich habe das vor vielen Jahren auch schon mal erlebt. Sei froh, dass du diese üblen Zeitgenossen nicht gesehen hast, ein Augenschmaus ist das wahrhaftig nicht. Und?, fragte sie mich, „wie geht es dir heute?

    „Na ja, geht so. Meine Nieren tun mir noch weh, geschockt bin ich auch. Von so was habe ich ja noch nie gehört." 

    Beate gab mir noch einen Rat mit auf den Weg: „Schütze dich jeden Abend, bevor du ins Bett gehst." 

    „Ja, gut, sagte ich, „und wie schützt du dich? 

    Sie erklärte mir, dass sie den Erzengel Michael ruft und ihn um Schutz bittet, sodass er sie sicher durch die Nacht bringt und seine Flügel schützend über sie hält. 

    Ich war sehr dankbar für diesen Rat. Als ich am Abend ins Bett wollte, hatte ich richtig Angst. Ich holte meine Bibel aus dem Büro. Ach, da fiel mir ein, ich hatte ja noch einen kleinen Engelsflügel, den hängte ich mir über das Bett. Ich dachte mir: Kann ja nicht schaden. Es war ein Geschenk von einer Freundin. Die Bibel legte ich auf den Nachtschrank. So, dachte ich, das müsste reichen, wenn ich mich dann noch schütze, kann mir keiner mehr etwas tun. 

    Mit Herzrasen schaltete ich das Licht aus, zog mir die Decke bis zum Hals und fing sofort an, mich zu schützen. Mein Puls ging normal, und ich beruhigte mich. Habe Vertrauen in die geistige Welt, dachte ich, und mit dieser Sicherheit schlief ich ein. 

    Ungefähr vierzehn Tage später dann bekam ich diese unliebsamen Kreaturen, wie ich sie nenne, zu Gesicht. Sie sahen richtig übel aus, diese langen Zähne! Ich stellte mir vor, dass ich einen Tennisschläger in der Hand hielt und sie damit wegschoss, was dann auch klappte. Für mich war die Sache damit erledigt, und ich wusste jetzt, ich bin gut geschützt. 

    In der Zeit danach beschäftige ich mich wieder mit meinem Dritten Auge. Jede Mittagspause nutze ich, um weiterzukommen. Von meinem Balkon aus sehe ich oben nur Himmel und unten nur den Wald. Genau das richtige Plätzchen zum Meditieren. Ich finde hier Ruhe, Entspannung. Das Meditieren fällt mir leicht, doch das war nicht immer so. Erst durch Reiki habe ich gelernt, mich völlig zu entspannen. Am besten tauche ich ab, wenn ich Fernreiki verschicke. Ich merke die Veränderung, denn jedes Mal, wenn ich Freunden oder Bekannten Reiki schicke, sehe ich Bilder. Ich fühle in meinem Körper die Schmerzen, die die betreffende Person gerade hat, und das ist nicht immer angenehm. 

    Ich habe immer gedacht, wenn jemand hellsichtig ist, das kommt über Nacht. Bei manchen mag das zutreffen, aber bei mir ist es eher ein Prozess, der sich über Jahre hinzieht, und zwar Schritt für Schritt. Ich merke, wie mein Drittes Auge arbeitet. Es sitzt zwischen den Augenbrauen, und immer, wenn ich meditiere, pochert es. Ich schaue stundenlang in den Himmel, bis mir die Augen tränen, denn es ist sehr intensiv. Das Grün, das ich dann sehe, wird so stark, so richtig grell, bis es in ein grelles Gelb hinübergeht; intervallartig ist es da und wieder weg. Das geht, so lange ich es will oder Lust habe, zu schauen. Meine Augen brennen, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und es lässt nach. 

    Als ich an diesem Abend eine SMS von Beate bekam, wusste ich erst gar nichts damit anzufangen, und zwar lautete sie so: Du bekommst liebevolle Unterstützung von den Bäumen, achte auf die Bäume. 

    Ich hatte ohnehin Feierabend und wollte mit meinen kleinen Hund noch eine Runde drehen. Ach, dachte ich, dann kann ich auch zu Fuß nach Hause gehen, so weit ist es ja nicht, nur ungefähr zwanzig Minuten. Ich schnappte mir also meinen Hund und ging los. 

    Dabei kam ich an vielen Bäumen vorbei. Ich konnte es kaum erwarten, damit anzufangen, sie zu betrachten. Ich musste einen steilen Weg hoch, und dabei schaute ich auf zwei große, nebeneinander stehende Bäume. Ich brauchte eine kleine Verschnaufpause und hielt kurz. Ich schaute auf die Bäume und wartete auf das große Ereignis, doch es passierte nichts. Ich ging weiter. Hm, fragte ich mich, was meinte Beate bloß damit, liebevolle Unterstützung? Ich konnte mir gar nichts darunter vorstellen. Ob die wohl mit mir sprechen wollten? Tausend Dinge gingen mir durch den Kopf, aber mein Blick war immer noch auf die Bäume gerichtet. 

    Dann sah ich plötzlich eine Frau, sie saß im Baum. Kleider hatte sie nicht an, ihr Gesicht sah ich nicht, denn sie schaute in den Baum hinein. Ich sah die Frau von der Seite, es war ein schöner Anblick, doch es dauerte nicht lange. Sie löste sich ganz langsam auf, bis sie nicht mehr zu sehen war. 

    Von nun an wollte ich alles richtig machen. Das Auto blieb stehen, ich ging nur noch zu Fuß. Das tat dem Hund gut (sie ist übrigens eine Jack-Russel-Hündin und heißt Jule), und mir auch. Nichts sollte mir entgehen, von nun an hieß es, Bäume beobachten! Ich hatte da so ein Gefühl: Das war noch nicht alles, da steckt noch mehr dahinter. Ich wollte auf keinen Fall, dass mir etwas entging. 

    Ich schaute mir also alle Bäume genau an, vom Baumstamm bis zur Krone. Doch die Frau sah ich nicht mehr, und irgendwelche Veränderungen stellte ich auch nicht fest. Meine Enttäuschung war groß, aber was hatte ich erwartet? Sollten die Bäume sich alle in Elfen verwandeln? Oder mit mir reden? Ich fand keine Antwort. 

    Einige Tage später, die Sonne lachte vom Himmel, machte ich es mir wieder auf meinen kleinen Balkon gemütlich. Ich holte meine neue Sonnenbrille und genoss die Sonnenstrahlen. Die Sonne streichelte meine Seele, einfach herrlich! Ich holte mir noch einen Kaffee und machte es mir gemütlich. 

    Vor mir war der große Wald. Ich schaute genau darauf, denn unsere Wohnung ist im dritten Stock. Von hier oben konnte ich alles super überblicken. Komisch, dachte ich, mir war das vorher gar nicht aufgefallen, ich bin praktisch von Bäumen umzingelt. Ich setzte mich auf einen Stuhl und schaute etwa eine halbe Stunde nur auf die Bäume. Doch nichts geschah. 

    Ich wollte gerade aufstehen, um mir noch einen Kaffee zu holen, da stutzte ich und blieb sitzen. Was war das denn? Der ganze Wald verwandelte sich in eine Landschaft. Es wurde immer grüner, richtig stechend für meine Augen, so eine Farbe war selten, dunkelgrün bis neongrün. Alle Farben verliefen ineinander, und es bot sich eine Landschaft aus Frauen dar, die Weidenkörbe auf den Rücken trugen. Sie hatten ihre Kinder auf dem Arm und drückten sie fest an sich. Es sah aus, als wäre der Weg sehr mühsam. Tiere sah ich auch, Elefanten, Tiger, Pferde. Goldene Wege liefen dazwischen, doch es bewegte sich nichts. 

    Tränen liefen mir über das Gesicht, es war so schön. Mein Drittes Auge pocherte, und ich merkte einen starken Druck. Ich schaute weiter, unfähig, meinen Blick von dem Phänomen abzuwenden. Gesichter kamen, große und kleine. Es wurden immer mehr, und die Tiere verschwanden. Niemand von ihnen kannte ich. Auf einem Weg sah ich einen Mann im schwarzen Anzug, ein weißes Hemd trug er dazu. Das alles berührte mich sehr, es war so unbeschreiblich schön, und mir wurde warm ums Herz. Ich schaute immer auf diesen Mann und fragte in Gedanken, wer er war. Er war viel kleiner als die Gesichter um ihn herum. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Es war Joschua, mein Geistführer. 

    Mein Gott, ist das schön, dachte ich, dieser Anblick und dieses Gefühl voller Glück, als liefe ein Fass über. 

    Ich konnte meinen Blick gar nicht von dem Wald wenden, so fasziniert war ich. Doch ich musste es langsam ausklingen lassen, die Pflicht rief. Es dauerte einen Moment, bis ich mich wieder gesammelt hatte. 

    Den Rest des Tages war es mir unmöglich, mich zu konzentrieren. Immer kamen die Bilder von dem Wald mir in den Sinn. Ich war richtig benommen, dennoch begriff ich jetzt: Wir sind hier nicht allein. Ich fragte mich, wie viele Menschen so etwas Schönes sehen dürfen, es aber niemand erzählen. Was ich auch verstehen kann. Dennoch fragte ich mich, warum das so ist. Über alles wird berichtet, über Kriege, über das Wetter, über Morde, Naturkatastrophen. Wo bleibt das Schöne? Hört man einmal etwas Schönes, an dem alle teilhaben können? Fragen über Fragen, die keiner mir beantworten konnte. 

    Mittlerweile konnte ich es kaum erwarten, von der Arbeit nach Hause zu kommen: Klamotten in die Ecke, rauf auf meine Sonnenliege, und ganz langsam runterkommen. Das fiel mir manchmal noch schwer, aber es klappte. Mein Blick richtete sich dann auf den Wald, und es dauerte nur ein paar Minuten, und alle waren wieder da. Angst hatte ich keine, im Gegenteil, es war eine große Freude, so etwas zu sehen, allein schon in dieser Größenordnung, was für eine Pracht! 

    Joschua steht jetzt an einer anderen Ecke, gleich vorn. Er sieht aus, als stünde er auf einem Rasenstück, um ihn herum ist etwas Freiraum, bevor die gewaltigen Gesichter kommen. 

    An dem Tag, als ich das alles das erste Mal gesehen habe, kam eine SNS von Beate: Er hat dich umarmt, du hast es gespürt, es ist wichtig, Joschua, und ich soll es dir sagen. 

    Ich war ganz baff. Ich überlegte kurz und wusste gleich, wann es gewesen war: Als ich in den Wald geschaut hatte und mir ganz warm ums Herz geworden war. Ich freute mich riesig, ich fand das alles ziemlich aufregend. Was gab es Schöneres auf der Welt? Ich war gespannt und wollte mehr, mehr wissen über die geistige Welt, mehr sehen, mehr erleben. Wer weiß, was noch alles kommt. Ich dachte jedenfalls, ich bin auf alles gefasst. Aber es kam noch besser. 

    Der Wald veränderte sich von Tag zu Tag. Ich sah viele kleine Gesichter zwischen den großen. Was mir auffiel: Sie schauten alle nach oben, den Mund halb geöffnet, fast erschrocken. Ich schaute in den Himmel, aber sehen konnte ich dort nur Wolken. Komisch, dachte ich, es sieht so aus, als würde etwas von oben kommen. Jedenfalls kam ich zu dem Entschluss, wenn etwas von oben kommen sollte, war das nach den Gesichtsausdrücken her ein Unwetter. 

    Beate musste lachen, als ich ihr davon erzählte. Ich fragte sie: „Was meinst du denn, was das zu bedeuten hat?" 

    „Ach ja, sagte sie gelassen, „kann schon sein, dass da was von oben kommt. 

    Damit war ich zufrieden. Bis ich in der einen Nacht etwas sah, was mich wieder stutzig machte: Es war eine Wolke, die lächelte. Wenn ich es recht überlege, war es gar keine normale Wolke; sie sah eher aus, als hätte man sie auf ein Blatt Papier gemalt, dazu Augen, Nase, Mund. Wirklich eigenartig, aber ich machte mir keine Gedanken darüber. Ich saß noch mit Gästen auf der Terrasse, wir klönten über dies und das, doch immer, wenn ich nach oben schauen wollte, blendete mich etwas. Ich konnte gar nicht in den Himmel blicken, obwohl die Sonne schon langsam unterging. Nachdem ich die Gäste verabschiedet und die Gläser abgeräumt hatte, warf ich noch einen kurzen Blick in den Himmel. Irgendetwas musste da sein, ich hatte so ein Gefühl im Bauch. Ich stand nur da und schaute in die Richtung, wo das Licht mich so blendete. 

    Und plötzlich ging der Himmel auf. Ich sah Gesichter, riesengroß, traumhaft schön. Es waren märchenhafte Wesen dabei, alles war so gigantisch schön, dass es schwer ist, diese Bilder in Worte zu fassen. 

    Die Sonne ging unter, und im roten Sonnenuntergang kamen andere Gesichter hervor, leicht durchsichtig, die Konturen waren leicht zu erkennen, die riesigen, aber freundlichen Augen, die Nase, der Mund, leicht zu einem Lächeln geschwungen. Sie sahen aus wie Engel, nein, sie waren Engel. Vier große Engel schwebten in der Luft, und es sah so aus, als kämen sie mit einer größeren Geschwindigkeit herunter. Sie zogen einen leichten weißen Flaum hinter sich her, ihre Flügel waren unermesslich groß, und ihre Hände hatten sie vor dem Bauch gefaltet. Unglaublich, dachte ich, dass es so etwas Schönes gibt. Ich konnte meinen Blick gar nicht mehr von ihnen abwenden. Es waren so viele Gesichter, ich hatte das Gefühl, der ganze Himmel schaut auf mich herab und lächelt mich an. In diesem Augenblick hätte ich heulen können, es war so ergreifend, dieser Moment. Alles war voller Liebe, berührte ganz sanft mein Herz. Ich setzte mich auf einen Stuhl und schaute weiter in den Himmel. Selbst hinter den Wolken lugten sie vor, da sah ich die Augen, sie strahlten hell. Jedes Gesicht, das ich sah, war einzigartig. Mal waren es kleine, mal größere Gesichter. Jede Wolke war ein Unikat. Sie sahen so richtig wuchtig und massig aus, wie riesige Wattebällchen. In jeder Wolke, dahinter und dazwischen ein Gesicht. Die verschleierten Wolken, durch die man hindurchsehen konnte, waren zauberhaft schön mit ihren großen und kleineren Gesichtern. Wenn man bedenkt, dass alle diese Geschöpfe schon einmal hier auf der Erde gelebt haben, kann man sich das nur schwer vorstellen. 

    Ein paar Tage später. Wir waren auf dem Weg ins Krankenhaus, um meine Schwiegermutter zu besuchen. Sie war vor ein paar Tagen an der Bandscheibe operiert worden und hatte alles gut überstanden, trotz der 38 Grad, die seit Tagen auf dem

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