Der Letzte Beobachter EcHt Jetzt!: Eine Meditationskomödie
Von Eugenia Maranke
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Über dieses E-Book
Kann Bewusstheit Kniebeuge machen?
Wie kann ich mich selbst beobachten,
ohne einen Knall zu kriegen?
Die Ich-Erzählerin dieser Geschichte ist eine Närrin, wie sie im Buche steht. Trotz ihres kunterbunten Theaterlebens bemerkt sie, dass sie nur noch To-do-Listen abarbeitet. So kann das nicht weitergehen!
Sie verlässt das Hamsterrad und begibt sich ernsthaft und mit all ihrem Humor auf die Suche nach dem wahren Ich. Schnell kommt sie darauf, dass sie es nur im Jetzt finden kann. Was bietet sich als Suchscheinwerfer also besser an als die Meditation? Sie meditiert eifrig, erst im Wohnzimmer, dann im Alltag und erlangt tiefe Erkenntnisse über den Bewusstseins-Raum, das Denken und den Glaubenspattex. Es findet eine Selbstheirat statt, die Weisheiten werden mit Löffeln gefressen und am Thron der Effizienzeminenz wird gesägt.
Sie entdeckt "die Stimme" und Gedankensphären, die sich als "Ich" tarnen: den inneren Kritiker, den inneren Antreiber und das innere Kind. Erleuchtung scheint das Ziel zu sein, doch dann kommt der letzte Beobachter ins Spiel und alles wird anders als gedacht.
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Buchvorschau
Der Letzte Beobachter EcHt Jetzt! - Eugenia Maranke
1. Kapitel: Was soll das Alles?
Dreiundfünfzig Jahre bin ich auf diesem Planeten und mir geht alles auf den Keks.
Schoko-Keks? Vanille-Kipferl? Praline?
Ach, halt die Klappe!
Ich sitze im Morgenmantel bei einer Tasse Kaffee in der Küche, schaue aus dem Fenster und denke.
Dieses ganze Gerenne, Gedenke, Gemache, den Kopf voll mit „To do ’s" – das ist so anstrengend und geht echt auf den Rücken. Abends weiß ich kaum noch, was ich tagsüber gemacht habe. Oder besser gesagt, ich weiß, was ich gemacht und erledigt habe, aber ich kann mich nicht erinnern, wie ich mich dabei gefühlt habe – halt Robotermodus. Ja, und das geht dann immer so weiter und irgendwann bin ich tot. Auf meinem Grabstein steht dann: Sie hat immer alles erledigt und dabei geatmet.
Na, toll! Da muss doch noch mehr sein?!
All die weisen erleuchteten Meister reden vom „wahren Ich und „dem Erwachen
und „das Herz öffnen und „im Jetzt sein
. Und wenn man dann an diesen inneren Ort gelangt, dass da so viel Liebe und Frieden ist. Ich will das auch! Ich habe keine Lust mehr, so weiterzumachen.
Es ist ja nicht so, dass ich mich darum nicht schon gekümmert hätte. Immerhin habe ich eine Menge Therapie, Selbsterfahrung und Theaterarbeit hinter mir und trotzdem …
Ich muss seufzen und schaue dabei auf die Küchen Anrichte.
Da liegt die Rechnung von der Kfz-Werkstatt.
Ob erleuchtete Meister auch Rechnungen bezahlen müssen? Das ist doch egal. Also ich denke, ich sollte die Rechnung von der Kfz-Werkstatt in Raten bezahlen. Ob der Kfz-Mann sich darauf einlässt? Hm, traue ich mich anzurufen und zu fragen? Da habe ich ein blödes Gefühl. Was mache ich, wenn er „nein" sagt? Ja, dann muss ich das Geld vom Ersparten nehmen. Das wird dann leider immer weniger. Na ja, soviel verdiene ich halt nicht – aber fragen kostet nichts …
Hallo?
Ja bitte?
Ich sitze in meiner Küche und rede mit mir selbst in meinem Kopf.
Ich habe eine Frage gestellt.
Ob erleuchtete Meister Rechnungen bezahlen müssen?
Nee, die andere …
Kannst du sie nochmal wiederholen, ich habe sie vergessen. Weißt du, ich weiß nicht, wie ich diese Rechnung bezahlen soll und …
Ja, ich rede ständig mit mir selbst in meinem Kopf.
Unglaublich, es ist niemand hier aber ich bin nie allein.
Das ist schon ein bisschen schräg, findest du nicht?
Nein, das ist ganz normal, das machen alle. Wenn ich als Närrin die Gedankenblasen auf die Bühne gebracht habe, hat das Publikum oft gegackert – einfach, weil sie sich selbst wiedererkannt haben. Nach der Aufführung kamen ja auch einige zu mir, die mir sagten, dass es in ihrem Hirn genauso aussieht, wie ich es gespielt oder besser gespiegelt habe. Denken ist eigentlich ein ständiges Selbstgespräch. Ob das „normal oder „gesund
ist, will ich noch mal so dahingestellt sein lassen.
Genau, aber eigentlich ging es doch gerade um etwas anderes.
Ja, ich hatte da eine Frage.
Wer bist du? Also der oder die da eine Frage hat? Ist ja auch mal hübsch, anstatt „Wer bin ich?, „Wer bist du?
Wie viele „Ichs" habe ich eigentlich? Manchmal glaube ich diverse. Alle denken und haben etwas zu sagen und wollen was. Und wer muss das alles sortieren und zusammenbringen? Ich natürlich – mal wieder. Alles hängt an mir. Ich habe echt keinen Bock mehr!
Hier hallo? Du kannst nicht den ganzen Tag denken und Kaffee trinken. Es gibt wirklich dringenderes zu tun.
Alter Schwede! Der innere Antreiber, der hat mir gerade noch gefehlt. Eine Runde Tagebuch schreiben wäre jetzt gut, um das Alles einmal auf zu dröseln.
Nichts da! Es ist schon 11.00 Uhr und jetzt kannst du mal langsam in den Quark kommen.
Aber es ist doch Sonntag.
Na und? Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Jetzt mal raus aus dem Schlafanzug, rein in die Klamotten, eine Scheibe Brot und die E-Mail gecheckt. Für Selbständige gibt es keinen Sonntag, wenn die E-Mail überquillt.
Ich bin so froh, dass ich diese Stimmen auseinanderhalten und hören kann. Ja, manchmal lohnt sich Therapie und Theaterarbeit. Irgendwie komisch: In meinem Kopf wohnt ein innerer Antreiber, ein innerer Kritiker, ein inneres Kind … Manchmal ist es aber auch ein Gedankenknäuel. Da weiß ich überhaupt nicht, welcher innere Anteil spricht, ja ich merke noch nicht einmal, dass ich denke und dem inneren Kritiker mal wieder auf den Leim gehe. Dann schufte ich durch die Gegend und fühle mich die ganze Zeit falsch.
Jetzt hör' mal auf hier ’rum zu denken und komm in die Pötte.
Ich beobachte mich, wie ich meine Gedanken beobachte.
Ja, ist das denn zu fassen?! Der Beobachter des Beobachters des Beobachters! Gibt ’s ja gar nicht! Das ist so was von kompliziert.
Da habe ich schon so viele Bücher über Spiritualität gelesen, mich mit inneren Anteilen beschäftigt, meine Kindheit umgegraben, jetzt reicht’ s aber mal! Ich weiß immer noch nicht, wer ich bin.
Echt, 52 Jahre: viele Seminare, Familienstellen, Einzeltherapie, schamanische Schwitzhütten und viel nachgedacht. In meinem Tagebuch, das ich mit 15 geschrieben habe, tauchte schon auf: Wer bin ich? Warum bin ich hier? Wer ist Gott? Was ist nach dem Tod? Was soll das Alles? Und dann habe ich weitere 37 Jahre Tonnen von Tagebüchern mit Antworten gefüllt. Die sind alle in einem Karton auf dem Dachboden. Und das Ergebnis?
Es gibt viele „Ichs" und viele Beobachter und einen Körper, und der trägt meinen Namen. Glücklich macht dieses Wissen allerdings nicht.
Ich möchte aber so gerne glücklich sein, am liebsten einfach so … ohne Grund.
Ich stelle mir vor, ich sitze auf einer Sommerwiese mit vielen Blumen und grasenden Pferden in Meditationshaltung unter einem Baum. Ein Lächeln liegt auf meinem Gesicht und ich bin voll glücklich. Ja, so ein Bild gab es in dem Film „Der Pferdeflüsterer". Und dann kommen die ganzen Pferde einfach zu mir und schlabbern mich ab und ich beömmele mich.
Das ist Mumpitz. Ich habe das ausprobiert mit meinem Pferd. Akita war das so was von egal, dass ich da gesessen habe und mich haben irgendwann die Ameisen in den Hintern gebissen – und schöne Filmmusik gab es auch nicht.
Kann ich nicht einfach so glücklich sein – einfach froh am Leben zu sein? Grundloses Glücksgefühl, das wäre toll.
Ich stelle mir vor einfach so glücklich zu sein und spüre dabei deutlich, wie ich mich entspanne.
Das ist doch nicht echt. So richtig tiefe Entspannung funktioniert nur, wenn man sich selbst annimmt. Das machst du ja nicht, du kritisierst dich dauernd. Du bist aber auch selber schuld, weil du aus allem ein Problem machst.
Ach ja, echt … Probleme hausgemacht, handverlesen und in Bio-Qualität direkt vom Erzeuger. Vielleicht sollte ich damit 'n Laden aufmachen.
Das ist wirklich ein Problem von dir: Du verwitzelst immer alles. Dabei geht es hier um etwas Ernstes. Du kannst dich nicht entspannen, wenn du immer aus allem ein Problem machst. Und Entspannung ist ja so wichtig. Das schreiben sie immer wieder in der Apotheken-Zeitschrift.
Herrje, da mache ich ja schon wieder etwas falsch, oder? Das dreht sich im Kreis: Es gibt ständig ein „Ich", was angepampt wird und eins, was sich verteidigt. Es ist so, als ob ich in meinen Gedanken ständig vor Gericht stünde:
Auf den hohen Rängen sitzen dann meine Gedanken-Ichs: Kritiker, Antreiber und vielleicht noch so eine Art Erzieherin: alle mit Hakennasen im schwarzen Talar natürlich, und sie schauen mich über ihre Lesebrillen streng an.
Ich stehe unten, schaue hoch und werde bewertet mit „gut und „falsch
, meistens eher „falsch". Und dann muss ich mich verteidigen und es wird ein Urteil gefällt, meistens: schuldig im Sinne der Anklage. Na ja, ab und zu bekomme ich vielleicht auch mal ein Sternchen für Schönschrift oder Küche putzen. Alle erleuchteten Meister und Therapeuten sagen ja auch:
Man soll sich nicht bewerten.
Schön gesagt, das ist aber mit Gedanken-Kontrolle nicht zu machen. Und ich habe das ausgiebig probiert. Und bin das wirklich Ich? Bin ich diejenige, die die Gedanken kontrolliert? Sie erscheinen mir eher unkontrolliert, egal, was ich will.
Aber ich bestehe doch aus mehr als nur Gedanken.
Ja, denkst 'de!
Das Denken der Gedanken ist gedankenloses Denken.
Oh, das ist ein Spruch, den habe ich von meinem Vater.
Was ist denn jetzt