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Meine Begegnungen mit C.G. Jung und Hermann Hesse in visionärer Schau
Meine Begegnungen mit C.G. Jung und Hermann Hesse in visionärer Schau
Meine Begegnungen mit C.G. Jung und Hermann Hesse in visionärer Schau
eBook197 Seiten2 Stunden

Meine Begegnungen mit C.G. Jung und Hermann Hesse in visionärer Schau

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Über dieses E-Book

Miguel Serrano, ein chilenischer Diplomat, der viele Jahre lang sein Land in Indien vertreten hat und sich dort auch mit östlicher Weisheit eingehend befaßte, schildert hier in sehr persönlicher und eigenwilliger Art seine verschiedenen Begegnungen mit den beiden weltbekannten Persönlichkeiten: dem Dichter von Montagnola und dem großen Psychologen. Mit beiden verband ihn eine jahrelange Freundschaft, die – von seiner dem Magisch-Mystischen zugewandten Geisteshaltung geprägt – in Gespräch und Briefen besondere Wege führte. Das Wesen und die Geheimnisse der menschlichen Seele, Meditation, das Leben nach dem Tode, die Beseeltheit der Dinge um uns, das Übersinnliche und ähnliche Themen kamen immer wieder zur Sprache.

SpracheDeutsch
HerausgeberDaimon
Erscheinungsdatum6. Mai 2020
ISBN9783856309114
Meine Begegnungen mit C.G. Jung und Hermann Hesse in visionärer Schau
Autor

Miguel Serrano

Miguel Serrano was a Chilean diplomat and writer who travelled widely in India studying Yoga and had a close friendship with Jung and Hesse at the end of their lives.

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    This is pretty much a useless, self-indulgent memoire with subtle, Latin-fascist overtones, which should be had in a library only as a classic example of why even Jung said, "Thank God I am Jung and not a Jungian."

Buchvorschau

Meine Begegnungen mit C.G. Jung und Hermann Hesse in visionärer Schau - Miguel Serrano

Vorwort

Mit nostalgischen Gefühlen lese ich wieder durch die Seiten dieses Buches. Wieviele Jahre und Ausgaben – zwanzig alleine in den USA? – in allen europäischen Sprachen, auf holländisch, griechisch, ja sogar persisch und japanisch, liegen dazwischen? Wieviele Jahre sind seit jenem Abenteuer der Seele vergangen? Sicherlich hatte mein Leben etwas Magisches, durfte ich doch zehn Jahre in Montagnola verbringen, in der alten Casa Camuzzi, die einst auch Heim von Hermann Hesse war. Ein Herrschaftshaus, gebaut im barocken St. Petersburger Stil von einem der Architekten des Goldenen Hügels, mit all seinen zu den Alpengipfeln und dem Luganersee ausgerichteten Balkonen und Terrassen, und der Sicht auf den Garten von Klingsor. Es war das Ziel vieler Pilger aus Ost und West, die im Gepäck eine Ausgabe von Der hermetische Kreis mit sich führten, in deutscher, öfters aber noch in englischer Sprache. Sie alle wiederholten Schritt für Schritt die Pilgerreise, die ich vor mehr als zwanzig Jahren gemacht hatte. Und plötzlich, ohne es zu ahnen, sahen sie sich dem Verfasser dieser Seiten gegenüber, der ihr Führer wurde, sie an seinen Tisch setzte, ihnen Wein zu trinken gab und Unterkunft anbot, genau so, wie es Hesse vor vielen Jahren mit mir gemacht hatte, einem damals jungen Pilger, der vom Südpolarkreis kam, mit nicht viel mehr als einem ersten, gerade veröffentlichten Buch als Empfehlungsschreiben: Weder über Meer, noch über Land.

Inzwischen waren viele Dinge geschehen. Die Straßen in Montagnola waren längst asphaltiert, und die Pilger, die auf ihnen gingen, waren auch anders. Fast alle hatten Hermann Hesse durch eine selbstsüchtige Propaganda für einen verfälschten Hinduismus kennengelernt, oder durch die Drogenkultur. Ich versuchte, ihnen klar zu machen, daß Hermann Hesse anders war, daß man ihn benutzt und verfälscht hatte. Natürlich wußte ich, daß mein Unterfangen nicht sehr erfolgreich sein konnte und ich nur wenige Leute retten konnte, bevor sich eine ganze Generation in den Abgrund stürzte. Die Erinnerung an Ninon Hesse, der Ehefrau des Autors, gab mir Kraft für meine Bemühungen. Allerdings hatte sie mir in unserem letzten Interview gestanden, daß sie etwas den Mut zum Weiterkämpfen gegen die Verfälschung von Hesse verloren hatte. Sie erzählte mir, daß Leute einer kanadischen Fernsehanstalt sie besucht und gebeten hatten, ein Drehbuch zu Der Steppenwolf zu schreiben. Sie hatte abgelehnt, weil Hesse in seinem Testament ausdrücklich dagegen war, daß seine Werke verfilmt würden. Ninon hatte auch Schwierigkeiten mit den Kindern des Autors. Zu Hesses Lebzeiten wurden seine Anweisungen getreu befolgt, dies änderte sich aber nach seinem Tode.

Eines Tages in Montagnola besuchte mich der Sohn von Hermann Hesse, Heiner, in Begleitung einiger nordamerikanischer Filmemacher, darunter auch derjenige, der Ulysses von James Joyce verfilmt hatte. Heiner Hesse hatte ihnen die Erlaubnis gegeben, Der Steppenwolf zu verfilmen. Sie wollten meine Meinung dazu hören. Ich fragte Heiner nach dem Testament seines Vaters und erinnerte mich an die Worte von Ninon. Er wußte von dieser Verfügung, erklärte mir aber, es gäbe eine Klausel, die sagte: „Wenn eines seiner Kinder sich in einer finanziellen Notlage befände, könne die Zustimmung zu einem Filmprojekt gegeben werden. Ich fragte ihn, ob er sich in einer solchen Lage befände. Er verneinte dies und meinte dazu, er würde es machen, „um der Jugend zu helfen. Sie gaben mir das Drehbuch und baten mich nach einigen Tagen um meine Meinung.

Ich las das Buch und fand, zu meiner Überraschung, längere Textpassagen, in denen der Hauptdarsteller von Der Steppenwolf das Nazitum verschmäht, die in der Originalausgabe gar nicht vorhanden waren. Ich wies in unserer nächsten Begegnung darauf hin, und erinnerte mich mit Entsetzen an die Antwort: „Diese Textstellen sind notwendig, weil das nordamerikanische Publikum im kulturellen Gepäck von Hermann Hesse die gleiche Tradition sieht, die das Nazitum in Deutschland begründete." Das war erschreckend. Selbstverständlich lehnte ich diese Fälschung wie überhaupt das ganze Filmprojekt ab. Aber selbstverständlich wurde der Film, nachdem eine Zahlung von US $ 70 000 an Heiner Hesse erfolgt war, gemacht. Er war ein absoluter Reinfall.

Das völlige Fehlen von Scham und Respekt der Nordamerikaner und der Medien, ihre Kulturlosigkeit, brachte sie dazu, die Verbindung eines deutschen – sehr deutschen sogar! – Schriftstellers zu den Wurzeln seiner Nationalität trennen zu wollen, um ihn nach ihrem eigenen Gutdünken zu benützen, ihn als Objekt zu benützen für die große Verschwörung der „weltweiten Aufdekkung", um es so zu formulieren, die alsdann begann und sich mit schwindelerregender Geschwindigkeit über den ganzen Planeten ausbreitete. Dazu verhalf zweifellos die allgemeine Unkultur, die von den USA aus propagiert und unterstützt wurde.

Zu dieser Zeit hatte mein Buch Der hermetische Kreis einen gewissen Ruhm erlangt und wurde vor allem von Jugendlichen, Leuten aus dem Universitätskreis, Psychiatern und Jungianern gelesen. Dies ging so weit, daß die Psychiatrische Gesellschaft von Australien mir eine vom Präsidenten und allen Mitgliedern unterzeichnete Glückwunschkarte schickte. Während einiger Jahre fanden in Montagnola oder unmittelbarer Nähe, von den Amerikanern unterstützte Symposien statt, an denen Universitätsprofessoren aus Europa und Amerika teilnahmen. Auch ich wurde eingeladen und durfte zwei Referate halten, eines über Nietzsche und die ewige Rückkehr – das später als Buch mit demselben Titel erschien. Ich hatte dieses Referat auch in Spanisch gehalten, an einer höheren Schule in Madrid und am Institut für spanische Kultur in Madrid und Barcelona, sowie an chilenischen Universitäten. Das zweite Referat trug den Titel Die Umwandlung von Hermann Hesse in den USA.

In diesem Referat verfocht ich weiterhin, daß Hesse in seinem tiefsten Gedankengut verfälscht und als ein Bohemier, ein Hippie, dargestellt worden war, als Anhänger der Drogenkultur, pazifistischer Vagabund (er war übrigens wirklich Pazifist), der die Freiheit über Disziplin und Lehrbuch stellt, und auf subtile Art Homosexualität andeutet, oder, wenn bevorzugt, Bisexualität. Ich wies nachdrücklich darauf hin, daß Hesse nicht verstanden werden kann, wenn man ihn von den Wurzeln der literarischen Tradition der deutschen Romantik trennt, von der Kette mit Novalis, Hölderlin, Kleist und von Nietzsche selbst, den er so sehr bewundert hatte. Hesse war die letzte Blume der deutschen Romantik und dem philosophischen Gedankengut, das mit Schopenhauer und Goethe selbst (einem Bewunderer von Shakunthala) die große Reise des Begreifens in Richtung Osten antrat. (Hermann Hesse hatte eine außergewöhnliche Studie über die deutsche Romantik geschrieben, die leider verschwunden und heute völlig unbekannt ist.) Unter dem Einfluß von C.G. Jung, bei dem er sich einer Psychoanalyse unterzog, verfiel er völlig dem germanisch-alchemistischen Traum der Androgyne – was das Gegenteil von Homosexualität ist –, dessen Sehnen nach Einheit und der Vereinigung der Gegensätze, der Einheit mit dem Selbst von Nietzsche, dem inneren Homo, dem coelo, Demian, geliebt und bewundert von Sinclair, d.h. von Hesse. Sein intimstes Ich. Narziß und Goldmund. In der deutschen Originalausgabe von Der Steppenwolf heißt die weibliche Darstellerin Hermina, das ist die weibliche Form von Hermann. Dies ist dasselbe alchemisch-tantrische Spiel wie in Mozarts Zauberflöte: Pamino und Pamina. Hermann Hesse versank, wieviele andere Deutsche der großen Tradition, in der Musik von Mozart und Bach.

Man hat versucht, Hesse zu einem Produkt der Konsumgesellschaft zu machen, durch ihn die Riten und Rechtgläubigkeit derselben verbreiten zu lassen. Er wurde fest in die unheimliche Strömung des Kali Yuga eingefügt. Aber jener junge Chilene, der viele Jahre zuvor durch die staubigen Straßen von Montagnola ging, und später als Botschafter seines Landes nach Indien zurückkehrte, war auf der Suche nach dem anderen, dem echten, Hesse; wie er auch auf der Suche nach dem authentischen Indien war: demjenigen der Ewigen, der Geliebten, der Unsterblichen.

Und diesen begegne ich noch immer in diesem Buch.

Miguel Serrano

Valparaiso, Chile

Juni 1991

Hermann Hesse

Am 22. Januar 1961 besuchte ich Hermann Hesse in seinem Heim in Montagnola. Wir saßen am Mittagstisch. Vor den Fenstern wirbelten Schneeflocken, doch war der Himmel in der Ferne bereits wieder hell und klar. Ich wandte meine Blicke von der Landschaft ab und begegnete den hellen blauen Augen von Hesse, der mir gegenüber am anderen Tischende saß.

«Wie kommt es nur, daß ich hier bin?» fragte ich, meine Worte langsam und sorgfältig wählend. «Wie ist es möglich, daß gerade ich, der von so weither kommt, das Glück hat, an Ihrem Tisch sitzen zu dürfen?»

Hesse schwieg, umspielt vom winterlichen Licht; dann sagte er: «Es geschieht nichts durch bloßen Zufall. Nur die richtigen Gäste kommen hierher. Wir sind vom Hermetischen Zirkel umschlossen.»

Hermann Hesses Handschrift auf einer Seite aus dem Manuskript von Piktors Verwandlungen

Demian

Ungefähr im Jahr 1945 las ich Hesse zum erstenmal. Seine Bücher waren zu jener Zeit noch fast unbekannt in Chile, sie wurden nur von einem kleinen Kreis von Lesern geschätzt und verstohlen diskutiert. Als Hesse den Nobelpreis für Literatur erhielt, begann man seine Werke in viele Sprachen zu übersetzen. Trotzdem wurden sie nur in wenigen Ländern mit Enthusiasmus begrüßt; die englisch sprechende Welt zum Beispiel empfindet ihn als schwerfällig und langweilig. Dies ist auch der Grund, warum es noch keine englische Ausgabe seiner Gesammelten Werke gibt. Ich brauchte einst Tage, um eines seiner meist gelesenen Bücher in London aufzutreiben: ich wollte es einem Freunde schenken, der in der Literatur sehr bewandert war, Hesse aber nicht kannte. Hingegen wird er in den spanisch sprechenden Ländern von vielen immer und immer wieder gelesen. Für die jungen Spanier und Südamerikaner ist Hesse eine Art Prophet. Ein mexikanischer Maler schenkte mir die farbige Photographie eines Bildes, auf dem er den Magister Musicae und Josef Knecht – aus Hesses Glasperlenspiel – dargestellt hatte. Der Lehrer sitzt am Klavier, und der junge Knecht begleitet ihn auf der Violine. Das Buch hatte dem Mexikaner einen so großen Eindruck gemacht, daß er das Bild malte und es Hesse als Geschenk sandte. Ich verstehe und teile diese Begeisterung. Ich würde auch heute noch um die halbe Welt reisen, um ein für mich wichtiges Buch zu finden, und ich bringe den Autoren, denen ich etwas Wesentliches zu verdanken habe, tiefe Bewunderung entgegen. Ich kann die heutige Jugend nicht verstehen, die sich mit dem begnügt, was man ihr an Büchern gibt, ohne selber danach zu suchen oder Begeisterung dafür aufzubringen. Ich würde lieber auf das Essen verzichten als auf Bücher. Übrigens habe ich mir nur selten Bücher ausgeliehen; mein Wunsch ging stets dahin, sie ganz zu besitzen, um Stunden und Tage in ihrer Gesellschaft verbringen zu können. So wie die Menschen, haben wohl auch Bücher ihr eigenes Schicksal. Sie kommen zu den Menschen, die sie erwarten, und sie kommen im richtigen Moment. Sie sind aus etwas Lebendigem entstanden, und ihre Ausstrahlung bleibt noch lange nach dem Tod ihres Verfassers erhalten.

Mein erstes Hesse-Buch war Demian. Es hat mich außerordentlich beeindruckt und mit einer Kraft erfüllt, wie ich sie nie zuvor gekannt hatte. Ich las es in spanischer Übersetzung; wahrscheinlich wies diese manche Fehler auf. Und doch spürte ich den von diesem Werk ausgehenden Zauber und seine Stärke. Hesse schrieb es in jungen Jahren, als er in Baden, im Hotel Verenahof, wohnte; und er hat sich mit solcher Intensität darauf konzentriert, daß es nach vielen Jahren noch immer lebendig und wirkungsvoll ist.

Wie viele Menschenleben hat Demian beeinflußt! Zweifellos haben Hunderte versucht, sich seine Kraft und Heiterkeit zu eigen zu machen. Nach der Lektüre dieses Buches pflegte ich stundenlang durch die Straßen meiner Heimatstadt zu wandern, durchdrungen vom Gefühl, neu geboren und Träger eines Zeichens oder einer Botschaft zu sein. Nicht nur für mich, sondern für ganze Generationen war Hesse mehr als nur ein Schriftsteller oder Dichter. Die Magie seines Werkes berührt Regionen, in die sonst nur das Religiöse vordringt. Den nachhaltigsten Eindruck machte mir außer Demian Die Morgenlandfahrt, die Tagebuchblätter, Siddhartha, Das Glasperlenspiel, Der Steppenwolf sowie Narziß und Goldmund.

Demian ist im Grunde kein Mensch an sich, da er von Sinclair, der die Geschichte erzählt, niemals getrennt ist. Demian ist Sinclair, sein wesentlicher Kern, ein archetypischer Held, wie er in der Tiefe von uns allen lebt. Anders ausgedrückt: Demian stellt das unwandelbare, unberührbare Selbst dar. Durch ihn versucht Hesse den magischen Gehalt des Daseins darzulegen. Es ist Demian, der dem jungen Sinclair die erlösende Erkenntnis vermittelt, daß eine Vielfalt von Wesen in ihm lebt. Er hilft ihm, das Chaos und die Gefahren der Pubertätsjahre zu überwinden. Gewiß sind manche unter uns solch starken, jungen Männern – wie Demian einer ist – begegnet, und haben ihnen Respekt und Bewunderung gezollt. Im Grunde genommen haben wir alle einen Demian in uns. Am Schluß des Buches tritt Demian im Feldlazarett an Sinclairs Bett,

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