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Schamanismus bei den Germanen: Götter - Menschen - Tiere - Pflanzen
Schamanismus bei den Germanen: Götter - Menschen - Tiere - Pflanzen
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eBook226 Seiten3 Stunden

Schamanismus bei den Germanen: Götter - Menschen - Tiere - Pflanzen

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Über dieses E-Book

Mit diesem Buch liegt erstmals eine ganzheitliche Untersuchung vor, die die religiöse Weltanschauung der antiken Nord- und Mitteleuropäer – die Mythen und Rituale der Germanen – mit den schamanischen Traditionen steinzeitlicher Ur-Menschen und neuzeitlicher Naturvölker in Beziehung bringt.

Im Mittelpunkt der nordischen Mythologie steht der Weltenbaum, das universelle Symbol des Schamanismus. Die germanischen Schamanen waren Zauberer und Hexen, Wahrsager und Seherinnen, Runenmeister und Nachtfahrende. Ihre Götter waren Götter der Ekstase. In archaischen Ritualen zogen „wilde Weiber“ und „wilde Männer“ durch die Urwälder ‚Germaniens‘.

Thomas Höffgen, promovierter Germanist und Schamanismusforscher, führt in diesem Buch vor Augen, dass die germanische Kultur all das zu bieten hat, was man bei schamanisch strukturierten Völkern vorfindet: Ekstasetechniken und Jenseitsreisen, Zauberkünste und Zerstückelungen, Heilmagie und Liebeszauber, Trommelkult und Tierverwandlung, Rauschorgien und Götterpflanzen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum7. März 2018
ISBN9783964260000
Schamanismus bei den Germanen: Götter - Menschen - Tiere - Pflanzen

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    Buchvorschau

    Schamanismus bei den Germanen - Thomas Höffgen

    Thomas Höffgen

    Schamanismus bei

    den Germanen

    Götter · Menschen · Tiere · Pflanzen

    Edition Roter Drache

    Im Mittelpunkt der germanischen Mythologie – im Zentrum des heiligen Haines – steht der Weltenbaum, das universelle Symbol des Schamanismus. In Sibirien gibt es ein Ritual, bei dem der Schamane auf eine Birke klettert, in die neun Einkerbungen geritzt sind, welche die neun Welten symbolisieren. Bei den Germanen ist es Wotan, der den Weltenbaum rituell erklettert, um die neun Welten zu erforschen. Rekonstruktion der Externsteiner Irminsul (mit neun Ästen).

    1. Auflage März 2017

    Copyright © 2016 by Edition Roter Drache

    Edition Roter Drache – Holger Kliemannel, Haufeld 1,

    07407 Remda-Teichel

    edition@roterdrache.org; www.roterdrache.org

    Umschlag- und Buchgestaltung: Edition Roter Drache

    © Foto des Runensteins: Sören Hallgren/ The Swedish History Museum

    Lektorat: Sarah Bräunlich

    E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2018

    Alle Rechte der Verbreitung in deutscher Sprache und der Übersetzung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Ton- und Datenträger jeder Art und auszugsweisen Nachdrucks sind vorbehalten.

    ISBN 978-3-964260-00-0

    Inhaltsverzeichnis

    Cover

    Titel

    Impressum

    Vorwort

    Einleitung: Germanischer Schamanismus

    Was ist Schamanismus?

    Der „Schamane"

    Steinzeit-Schamanismus

    Heilige Ekstase

    Hinter dem Schleier der Natur

    Der Jhankri vom Himalaya

    Der Weltenbaum

    Yggdrasil

    Die neun Welten

    Kultbäume der Germanen

    Odin erklettert den Schamanenbaum

    Das Trommelpferd

    Drei Götter der Ekstase

    Wotan, der Zauberer

    Thor, der Donnergott

    Loki, der Listige

    Balders Träume

    Jenseitsreisen und Unterweltmythen

    Das Grab der Prophetin

    Hermod und Hel

    Das „Draußensitzen"

    Zauberkünste der Germanen

    Die Magie der Runen

    Geheimwissen vom Weltenbaum

    Was sind Runen?

    Das „Futhark" ( )

    Runenlieder der Germanen

    Zaubersprüche

    Lösezauber

    Knochenzauber

    Neun-Kräuter-Zauber

    Alptraumzauber

    Flursegen der Frau Holle

    Germanische Schamaninnen

    Freyja Seiðkona

    Weissagung der Völva

    Der Zauberstab

    Thorbjörg, die „kleine Völva"

    Veleda, Albruna, Ganna

    Die Hexe Waluburg

    Tierverwandlungen

    Das Geheimnis der Tiermenschen

    Tiere der Germanen

    Die Wilde Jagd

    Berserker

    Werwölfe

    Der wilde Mann

    Germanische Götterpflanzen

    Pflanzen der Schamanen (Odins Äcker)

    Der Met der Begeisterung

    Fliegenpilz

    Hexenpflanze Bilsenkraut

    Die Magie der Mandragora

    Entheogene Eiben

    Der Autor

    Literaturverzeichnis

    Quellen

    Forschung

    Weitere Bücher

    Anmerkungen

    Vorwort

    Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah."

    Goethe: Erinnerung

    Fragt man einen modernen Mitteleuropäer, was Schamanismus sei, verweist er sicher auf die indigenen Völker ferner Länder und ihre fremdartigen Kulte. Stellte man dieselbe Frage einem antiken Mitteleuropäer, vielleicht dem Vorfahren jenes modernen, dann würde dieser höchstwahrscheinlich antworten: „Wenn Sie was von unserm weisen Mann und Zauberer erfahren wollen – der wohnt gleich dahinten, in dem kleinen Haus am Waldrand".

    Schamanismus gilt als etwas Exotisches (altgr. exōtikós: „fremdländisch"): Der Begriff ruft Bilder wilder Eingeborener mit Fell und Federtracht hervor, die in den letzten Winkeln dieser Erde vormoderne Geisterrituale ausüben. Man denkt an Medizinmänner und

    -frauen

    , die Trommelkulte praktizieren und unterm Totempfahl in Trance fallen. Edle Wilde, die in den Phänomenen der Natur die Zukunft lesen und die Sprache der Tiere sprechen. Ur-Menschen, die am Gürtel ihres Lendenschurzes einen Lederbeutel tragen, in dem sich entheogene Naturdrogen befinden. Und diese Vorstellung ist mitunter vollkommen korrekt.

    Doch sie ist nur die halbe Wahrheit, denn der Schamanismus ist – aus europäischer Perspektive – nicht nur ein exotisches, sondern auch ein einheimisches Phänomen: Auch die Europäer haben eine schamanische Tradition, haben schamanische Mythen und schamanische Kulte. Auch die Europäer haben eine schamanische Kulturgeschichte mitsamt Trancetechniken, Trommelritualen und Tierverwandlungen. Sie haben sie nur fast vergessen, verdrängt und sogar verteufelt. Wer denkt schon noch an Schamanismus, wenn er heute einen Weihnachtsbaum aufstellt, in den Mai tanzt, sich zu Karneval verkleidet oder auch nur jemandem „den Daumen drückt"? Modernes magisches Denken und Handeln, das in die Zeit der alten Europäer führt, als noch Wald den Kontinent bedeckte und vorchristliche Waldvölker in heiligen Hainen ihre heidnischen Naturgötter verehrten. Für diese Ur-Einwohner von Europa war der Schamanismus nicht exotisch, sondern genuin, ein fester Teil der täglichen Kultur und religiösen Praxis. Der Schamanismus war nicht fremd, sondern vertraut und ein wesentliches Element der europäischen Existenz und Lebenswirklichkeit. Daher rührt die Faszination, die exotische Kulturen auf uns ausüben, weil ihr Schamanismus uns so sehr an unsere eigene Kultur und Tradition erinnert, unser eigenes Schamanentum, das tief in unserem kulturellen Kollektivgedächtnis, in unserer Erinnerung, immer noch lebendig ist.

    Wotan, der germanische Ur-Schamane, mit Zauberstab und Schlapphut, opferte sein Auge, um aus der heiligen Quelle der Erkenntnis zu trinken, die an den Wurzeln des Weltenbaums entspringt. Georg von Rosen, 1886.

    Einleitung:

    Germanischer Schamanismus

    In einer rustikalen Gaststube aus dem 19. Jahrhundert, die in dunkel-hölzernem Barock gehalten war, traf ich mich zu einem Abendessen mit dem Hochschullehrer Hasenfratz. Im Schein der Kerze offenbarte ich dem Schweizer Religionshistoriker die Idee, ein Buch zum Thema „Schamanismus bei den Germanen zu verfassen. Freilich ein schillerndes Thema. Der emeritierte Professor fand die Idee jedoch „höchst spannend und rezitierte mir sogleich den ersten Merseburger Zauberspruch in althochdeutscher Sprache – ich konterte mit dem zweiten. Hasenfratz sah mich scharf mit einem Auge an und sagte: „Natürlich macht ein solches Unterfangen Sinn. Denken Sie nur einmal an den Weltenbaum, den haben die Germanen ebenso wie alle zirkumpolaren schamanischen Kulturen. – Der Weltenbaum, sagte Hasenfratz, zahlte das Essen und setzte im Hinausgehen seinen Hut auf, „könnte Sie tatsächlich zu den germanischen Schamanen führen. Der Mann ließ mich verdutzt zurück, widersprachen seine Worte doch der wissenschaftlich etablierten Lehrmeinung, welche diesem Thema tendenziell mit Ablehnung entgegen tritt. Doch er machte mir auch Mut, meine langjährige Privatforschung, die zum Teil zu unorthodoxen Ergebnissen geführt hat, zu diesem kleinen Büchlein auszuarbeiten.

    Tatsächlich ist das Thema „Schamanismus bei den Germanen bislang nur unzureichend diskutiert worden. Und die wenigen Untersuchungen, die sich damit befassen, sind gekennzeichnet durch eine geradezu hyperkritische Herangehensweise: Da ist von „Spuren und „schamanischen Überbleibseln die Rede sowie von Motiven, die „seltsam schamanisch sind (Eliade). Man spricht von „schamanistischen Zügen in der altisländischen Überlieferung (Buchholz) oder „Zügen des Schamanentums in der germanischen Überlieferung (Lichtenberger). Wissenschaftlicher Konsens sind nur mehr „Spuren schamanischer Praktiken, „Formen des Schamanismus und „schamanoide" Züge (Simek).

    Doch sind es wirklich lediglich Spuren, Züge und Einzelheiten, die auf einen germanischen Schamanismus schließen lassen? Oder hat man bisher einfach noch nicht mehr als diese Spuren freigelegt und es außerdem versäumt, den Spuren auch ins Feld zu folgen? Erfüllt die Rede von den Einzelheiten nicht den Tatbestand der wielandschen Verwirrung, in welcher der vorsichtig-übervorsichtige Forscher nur mehr Bäume sieht, ohne sie als Teil des Waldes wahrzunehmen?

    Sieht er nicht, dass es sich um Weltenbäume handelt?

    In der schamanischen Kosmologie spielt der Weltenbaum eine Schlüsselrolle: Er ist Sinnbild für die axis mundi, die „Himmelsleiter", die das Weltgefüge konstituiert und strukturiert. An seinem Stamm vermögen die Schamanen die drei Welten zu erklettern. Für den Schamanismus ist der Weltenbaum fundamental, und ohne Schamanismus macht ein Weltenbaum kaum Sinn. Dass ein solcher kosmischer Baum nun auch für die Germanen von zentraler Bedeutung war, lässt sich leichterdings belegen: In der nordischen Mythologie ist von einer Esche Yggdrasil die Rede, die das All verkörpert und in deren Schatten die Götter Rat halten. Äste, Stamm und Wurzeln dieses Baumes umfassen die drei Welten: Asgard, Midgard, Utgard. Von Odin, dem germanischen Ekstasegott, wird der Weltenbaum – eindeutig schamanisch – rituell erklettert.

    Indes ist das doch keine Kleinigkeit, wenn im Mittelpunkt der germanischen Mythologie – im Zentrum des heiligen Haines – ein Weltenbaum gedeiht, also das Symbol des Schamanismus. Vielmehr lässt die exponierte Position des Baumes auf eine besondere, ja substanzielle Bedeutung des Schamanismus bei den Germanen schließen. Das ist zumindest eine ziemlich „heiße Spur". Es drängt sich der Verdacht auf, dass die germanische Religionskultur gerade doch und ganz grundsätzlich vom Schamanismus beherrscht und schamanisch strukturiert gewesen ist.

    Das Gespräch mit Hasenfratz ließ mich an die Samí denken, jenes letzte indigene Volk Europas, das im zirkumpolaren Skandinavien („Lappland) beheimatet ist. Wenngleich der Lebensraum der Samí sich über weite Teile Norwegens und Schwedens erstreckt, zählen sie doch nicht zu den Germanen; sie sprechen keine germanische, sondern eine uralische Sprache. Vermutlich wanderten die Samí kurz nach der letzten Eiszeit (ca. 10.000-5.000 v. u. Z.) aus dem nordwestlichen Sibirien nach Nordeuropa ein. Immerhin teilen sie mit den Sibiriern eine sehr spezielle Weltanschauung – den Schamanismus. Die alten Samí verehrten die Natur und gingen von der Allbeseelung des Kosmos aus sowie davon, dass ein Schamane – ein „Nojade – die Fähigkeit besitzt, mit dieser von Geistwesen belebten Umwelt in Kontakt zu treten. Das wichtigste Ritualgerät der samischen Nojaden war natürlich die Schamanentrommel (südsamisch: gievrie; nordsamisch: gobdas) mitsamt dem aus Rentiergeweih gefertigten Schlägel. Das Fell vieler dieser Trommeln ist bemalt mit Menschen, Tieren, Pflanzen, Wesen aus der Anderswelt und Ahnengeistern. Es handelt sich um eine Art mythische Weltkarte, die es dem Nojaden möglich macht, sich während seiner Jenseitsreise orientieren zu können. Im mythologischen Bewusstsein der Samí ist diese Schamanentrommel aus dem Holz des Weltenbaums gefertigt.

    Die frühste schriftliche Quelle zu den Samí ist ausgerechnet die Germania (98 n. u. Z.) des antiken Historikers Tacitus, ein Buch, das als wichtigste Quelle zur Kultur und Religion der germanischen Stämme gehandelt wird. Dass die Samí gar keine Germanen sind, hat Tacitus zwar geahnt, doch führt er sie gleichwohl in seinem ethnographischen Bericht auf, weil sie der germanischen Kultur so nahestehen. Tatsächlich trieben Samí und Germanen einen regen Tauschhandel, und es ist durchaus naheliegend, dass sie sich auch geistig-kulturell austauschten. Sollte hier der missing link liegen, durch den sich der Schamanismus – als Phänomen zirkumpolarer Völker – in die germanische Kultur transferieren lässt? Bezeichnenderweise werden in der Chronicon Norvegicum (12. Jhd.), der ältesten schriftlichen Quelle zum Schamanismus bei den Samí, die magischen Tätigkeiten der Nojaden mit den altnordischen Worten gandr bzw. galdr beschrieben, Bezeichnungen, die gleichsam zur Beschreibung der Zauberkünste der Germanen dienten. Nicht unwahrscheinlich, dass nicht nur die Worte, sondern auch die Techniken sich überschneiden. Es gibt eine Samí-Gottheit mit dem Namen Horragalles (auch Thora Galles oder Thoron), die verblüffende Ähnlichkeiten aufweist mit dem germanischen Gott Thor/Donar: Beide gelten als Wetter- und Gewittergott und werden dargestellt mit einem Hammer, so auf einer Schamanentrommel aus dem 18. Jahrhundert, die in Lappland (Norwegen) gefunden wurde. Der Frau von Horragalles, Ravdna, sind die Beeren der Eberesche heilig. In der germanischen Edda ist wiederum die Rede davon, dass die Eberesche dem Thor geweiht ist (Skáldskaparmál 18).

    Zudem gibt es den berühmten Runenstein von Möjbro (Schweden). Dieses rund zweieinhalb Meter hohe germanische Kultdenkmal aus der frühen Wikingerzeit (5.-7. Jhd.) stellt kunstvoll einen von zwei Hunden begleiteten Reiter dar, der angeblich ein Schwert und einen Rundschild in den Händen hält. Als ich den Stein zum ersten Mal sah, dachte ich jedoch: „Das ist ein germanischer Schamane, der mit einem Stöckel auf die Rahmentrommel schlägt. Er reitet auf dem Schamanenpferd und wird begleitet von den Höllenhunden, den Hütern der Schwelle. Das ist der Schamanengott Odin mit seinen Krafttieren, dem Pferd Sleipnir und den Wölfen Geri und Freki". Tatsächlich erkennt man bei genauerer Betrachtung, dass der längliche Gegenstand des Reiters an der Oberspitze eine Rundung aufweist – schlecht für ein Schwert, typisch für den Schlägel.

    Dass die germanische Mythologie und Religion fürwahr alles das zu bieten hat, was man bei schamanisch strukturierten Völkern findet – Ekstasegötter und Jenseitsreisen, Zauberkünste und Zerstückelungen, Heilmagie und Liebeszauber, Trommelkult und Tierverwandlungen, Rauschorgien und Zauberpflanzen – soll dem Leser im Folgenden vor Augen geführt werden.

    Wotan reitet auf dem Schamanenpferd und schlägt die Trommel. Runenstein von Möjbro (Schweden), 5.-7. Jhd.(Rundata U 877)

    Was ist Schamanismus?

    Der „Schamane"

    „Der Schamane ist ein Mensch mit großen magischen Kräften, der

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