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Der Heilzauberglaube unserer Altvorderen
Der Heilzauberglaube unserer Altvorderen
Der Heilzauberglaube unserer Altvorderen
eBook366 Seiten3 Stunden

Der Heilzauberglaube unserer Altvorderen

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Über dieses E-Book

Dieses Buch enthält eine Rekonstruktion der alten schamanischen Heilmethoden unserer germanischen, keltischen und slawischen Vorfahren.
Der Leser wird im Buch in die Glaubenswelt der heidnischen Zeit mitgenommen. Er erfährt Faszinierendes über das Wesen der Heilung von damals und bekommt so Zugang zum magischen Bewusstsein unserer Vorfahren.
Der Autor informiert über die heidnischen Heilmethoden, die im Zuge der Christianisierung verboten wurden. Krankheitsgeister und Schadenszauber, welche Krankheiten und Unglück verursachen, werden im alten Weltbild durch sympathetische Heilrituale, mit Zaubersprüchen, magischen Zeichen und Amuletten unschädlich gemacht.
Dieses Buch schließt eine langersehnte Lücke im Bereich der schamanischen Bücher und stellt eine längst überfällige und notwendige Wissensbereicherung dar. Die Heilmethoden unserer Ahnen werden hier für jeden zugänglich gemacht. Wir müssen nicht sehnsuchtsvoll zu anderen (exotischen) Kulturen schauen. Wir selbst haben eine reichhaltige schamanische Heiltradition entwickelt, die es wieder zu beleben gilt. Der Leser erhält im Buch eine Fülle von Anregungen für eigene Heilrituale.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum6. Jan. 2015
ISBN9783738668629
Der Heilzauberglaube unserer Altvorderen
Autor

Jürgen Kraft

Jürgen Kraft ist Diplom-Psychologe, Dozent für Psychologie und Psychotherapie, Dipl. Schamanischer Berater nach Michael Harner und psychologischer Astrologe. Seit Jahren widmet er sich der Erforschung der alten mittel- und nordeuropäischen Heilmethoden. Neben seiner Praxistätigkeit leitet er den Lehrgang "Schamanismus" an einer großen Heilpraktikerschule in München. In der Zeitschrift "Connection Schamanismus" hat er die Artikel "Relikte vorchristlichen Glaubens" und "Aus der Steinzeit überlieferte Symbole" veröffentlicht. Er ist Mitglied der "Schamanischen-Ambulanz München". Informationen zu Vorträgen und Seminaren mit Jürgen Kraft unter: www.schamanische-ambulanz.de

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    Buchvorschau

    Der Heilzauberglaube unserer Altvorderen - Jürgen Kraft

    Literatur

    1. VORWORT¹

    „Von der Erde, die alles umwankend eintrinkt,

    Erbitte dir Kraft zu Krügen Bieres.

    Am Feuer suche Siechtums Heilung,

    Bei Ruhr ist ratsam Rinde der Eiche,

    Gegen Vergiftung Ähren zu essen;

    Gegen störrisches Hausvolk ein Haselstöckchen.

    Für Wunde vom Biss das beste Pflaster

    Gibt das beißende Tier. Der beste Anruf,

    Um Wut zu mindern, ist Mondes Anruf.

    Hat ein Böser dir Beulen angebetet,

    Dann nimm deine Zuflucht zu Zaubersprüchen,

    Doch muss den Eiter die Erde trinken."

    (Havamal 140 aus Wilhelm Jordan: Edda)

    Schamanisches Heilen ist derzeit für viele Menschen der wohl interessanteste Aspekt des Schamanismus. Nicht umsonst begeistern sich immer mehr Ärzte und Psychologen für dieses Thema. Aber auch viele Laien werden von diesem Bereich des Schamanismus angezogen. Schamanismus ist sicher viel mehr – Divination (Zukunftsschau), Wetteroder Jagdzauber sind z.B. noch andere hochinteressante Anwendungsgebiete.

    Es ist der Verdienst Michael Harners und anderer Forscher, das Schamanische Heilen in der westlichen Welt bekannt gemacht zu haben. Viele der Harner’schen Standardheilmethoden sind aus seiner Forschungsarbeit mit indigenen Völkern des amerikanischen Kontinents entstanden.

    Gab es derartige Heilmethoden auch im mittel- und nordeuropäischen Raum? Oder entwickelten sich hier bei uns völlig andere Formen der Heilung?

    Dieses Buch möchte dazu beitragen, die alten Heilmethoden unserer mittel- und nordeuropäischen Heimat wieder zu entdecken. Diese sind zum Großteil durch die römische Invasion und die Christianisierung verloren gegangen. Einiges an heidnischem Brauchtum wurde Bestandteil des Christentums, anderes hat sich in abgelegenen Gebieten Europas (z.B. in Island, Irland, Lappland und der Alpenregion) noch bis ins 20. Jahrhundert oder sogar bis heute erhalten hat.

    Heilmethoden sind im Laufe von vielen Generationen entstanden. Sie wurden früher mündlich weitergegeben (z.B. von Druide zu Druide). Da der Gebrauch einer Schrift vor allem in Mittel- und Nordeuropa erst spät einsetzte, ist leider vieles verloren gegangen.

    Dieses Buch stellt den Versuch dar, alte schamanische Heilmethoden unserer Altvorderen zu rekonstruieren. Dabei greife ich auf Sagen, Legenden, Brauchtum und Aberglauben der alten mittel- und nordeuropäischen Völker zurück. Auch die wenigen schriftlichen Überlieferungen wie die Edda und die isländischen Sagas, die Aufzeichnungen Caesars und Tacitus, des Saxo Grammaticus oder eines Adam von Bremens lieferten interessante Hinweise. Die alten Hexenprozessakten und Aufzeichnungen verschiedener christlicher Bischöfe wie z.B. Burchard von Worms konnten mir ebenfalls weiterhelfen. Die mittelalterlichen Magier wie Agrippa von Nettersheim oder Ärzte wie Paracelsus lieferten mir wichtige Informationen. Eine unschätzbare Hilfe war für mich das „Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens von Hanns Bächthold-Stäubli und Eduard Hoffmann-Krayer. Dieses zehnbändige Werk, welches den deutschen Aberglauben in ca. 2500 Stichwörtern darstellt und unzählige Quellenangaben mitteilt, hat viele wichtige Hinweise zur Rekonstruktion geliefert. Im Handwörterbuch wird der Aberglaube des 15. bis 20. Jahrhunderts zusammengefasst. Schließlich inspirierte mich auch das Werk „Aberglaube und Zauberei in der Volksmedizin Sachsens von Carly Seyfarth aus dem Jahr 1913. Nicht zuletzt lieferte mir auch die Archäologie sehr viele hilfreiche Informationen, wobei ich mich vor allem auf die beiden Werke von Ernst Probst „Deutschland in der Steinzeit und „Deutschland in der Bronzezeit stützte.

    Meine Hypothese für dieses Buch lautet, dass die alten heidnischen Heilmethoden nicht von heute auf morgen verschwunden sind. Mit der Christianisierung wurden diese zwar verboten und bekämpft, aber sie konnten nicht ausgerottet werden. In einem christlichen Gewand haben viele alte Heilmethoden überlebt. So wurden z.B. durch die Christianisierung beim Besprechen nicht mehr die alten Götter herbeigerufen, sondern die neuen christlichen. Die Technik des Besprechens blieb aber im wesentlichen erhalten. Ebenso finden sich in vielen Zaubersprüchen statt der heidnischen Götter die Anrufung christlicher Götter und Heiliger. Die mittelalterlichen Vorstellungen vom „Kampf gegen die Dämonen findet zu dieser Zeit der Geschichte einen Höhepunkt. Dämonen wie Hexen, Elben und Zwerge waren die Ursachen von Krankheiten und Unglück und mussten bekämpft und vertrieben werden. Diese waren mit dem Teufel im Bunde, welcher hinter Allem wirkte. Das Christentum hat an Stelle der „alten Dämonen die Hexen, Zauberer und Naturwesenheiten gesetzt. Die starke Überbetonung der „Vertreibung des Bösen bei der Krankenheilung dürfte ein typisch christliches Konzept sein, welches die Welt gerne in Gut und Böse, Himmel und Hölle, oder Licht und Schatten einteilte. Das Gute durfte sein und das Böse musste ausgerottet werden. Ob dieser Schwerpunkt bei der Krankenheilung in dieser Weise auch in der heidnischen Zeit galt, ist noch zu überprüfen. Wir finden diesen „Kampf auch bei anderen indigenen Völkern, was vermuten lässt, dass dieses Vorgehen auch bei den heidnischen Heilritualen zu finden war – doch wahrscheinlich nie so in Hysterie ausgeartet ist, wie das typisch fürs christliche Mittelalter war. Bei der Harner’schen Heilmethode der „Extraktion werden Krankheitsgeister als „Eindringlinge in den Körper angesehen, welche nicht grundsätzlich böse, jedoch am falschen Platz sind, da sie z.B. durch Schadenszauber dorthin verschickt wurden. Diese werden bei der „Extraktion in die Natur zurückgegeben und dort „neutralisiert.

    Zu den einzelnen Kapiteln habe ich auch eine ganze Reihe von Aquarellen gemalt. Dabei habe ich mich von originalen archäologischen Funden und Werken anderer Künstler inspirieren lassen. Diese sollen das ganze Buch anschaulich und nachhaltig gestalten. Wir werden heute überschüttet von Informationen, wobei Bilder meist diejenigen Informationen sind, die im Gedächtnis am längsten erhalten bleiben. Wir lernen nicht nur über Geschriebenes. Bilder wirken durch ihre vielschichtige Symbolik und bleiben daher meist länger erhalten als das Gelesene.

    Am Beginn eines jeden Kapitels findet sich eine kleine Geschichte von Kveldulf, dem „Wender". Dieser wird in meiner Geschichte im zweiten vorchristlichen Jahrhundert von seinem Lehrer Albdonar in den Heilzauber der damaligen Zeit eingeweiht.

    Dieses Buch soll anregen, Neues auszuprobieren. Ich hoffe, dass viele schamanisch Tätige inspiriert werden, unsere alten Heiltraditionen neu zu beleben. Einiges muss wahrscheinlich auch an die neue Zeit angepasst werden. Der Schamanismus wird sicher nur in die neue Zeit hinüber gerettet werden können, wenn er flexibel bleibt. Ein grundlegendes Prinzip des Planeten ist die Evolution und nur wer sich an neue Gegebenheiten anpasst, wird überleben können.

    Nordischer Schamane ruft den Donnergott


    ¹ Zur leichteren Lesbarkeit wird im Text nur eine Form des Geschlechts verwendet.

    2. WER WAREN UNSERE ALTVORDEREN?

    ²

    Der Sturm peitschte den Regen über die „rote Insel. Viele Menschen waren zur Feier der Sommersonnenwende mit ihren Booten vom nordgermanischen Festland nach Heiligland (Helgoland) hinausgefahren, um auf der Götterinsel das wichtigste Fest des Jahres zu feiern. Auch mein Vater Berengar und meine hochschwangere Mutter Dankrun waren dabei. Doch der furchtbare Sturm zwang alle zum „Wendetag in den schilfbedeckten Häusern am Rande des Heiligtums unseres höchsten Gottes Fosite zu verweilen und abzuwarten. Zu früh verstärkten sich die Wehen meiner Mutter und alle waren deshalb sehr aufgebracht in der kleinen Hütte. Mein Vater holte eine alte Zauberin herbei, welche bei der Geburt helfen sollte. Er selber musste beim strömenden Regen draußen bleiben, um Fosite um Hilfe anzuflehen. Die alte Zauberin mit ihren grauen zerzausten Haaren trug einen alten Fellmantel ihres Zaubertieres und hatte eine Amulettkette um den Hals, an der neben Tierzähnen eine getrocknete Geburtshelferkröte befestigt war. Alle mussten die kleine Hütte verlassen und sie versicherte sich, dass alle Knoten im Haus gelöst waren. Sie schürte das Feuer heftiger an und warf Karwendel (Feldthymian) hinein. Ein wunderbar würziger Rauch erfüllte den Raum. Meine Mutter wurde auf die blanke Erde gelegt, während die Wehen immer ärger wurden. Da stieß die Alte ihr Zaubermesser in die Haustüre. Mit Steinen errichtete sie zum Schutz der Gebärenden einen Kreis um sie herum. Zu viele böse Geister drängten zur Geburt eines Kindes herbei, welche mit diesem Zauber vertrieben wurden. Mit ihrer alten knöchrigen Hand schrieb sie Gebärrunen in die Luft und sang krächzend „Berkana. Dann murmelte sie unverständliche Zauberworte und versetzte sich in Trance, um mit den drei Schicksalsgöttinnen Urd, Werdandi und Skuld in Kontakt zu treten. Meine Mutter trank derweil fremde Muttermilch und Kamillentee, welche die Geburt erleichtern sollten. Dann schrie sie laut auf und ich fiel auf den harten, blanken Boden unter ihr. Die alte Hebe-Amme hob mich hoch, während meine Mutter erschöpft niedersank. Mit einem lauten Schrei atmete ich mich in diese Welt und wie durch ein Wunder endete der Sturm mit dem Donnern und Grollen und die wärmende Sonne kämpfte sich durch die düsteren Wolken. Für die alte Zauberin war das ein mächtiges Omen. Ein gesundes Kind, geboren am „Wendetag, bei dessen Geburt sich Unwetter in Sonnenschein verwandelte, konnte nur ein großer „Wender" werden. So wurden in alter Zeit die Zauberer genannt, welche die Gabe der Heilung besaßen. Ich wurde, nachdem mich meine Mutter liebevoll in den Arm nahm, in ein Weidenkörbchen mit Stroh und Kräutern gebettet. Zuvor hatte die Zauberin drei Brotstücke für die Nornen ins Körbchen getan. Ein Hasenfell wurde über mich gelegt, welches mich angenehm wärmte. Als erstgeborener Knabe erfüllte ich meinen Vater, den großen Krieger, mit Stolz und laut verkündete er vor der Hütte die Geburt seines ersten Sohnes. Das Sonnenwendfest konnte nun wie seit den Zeiten unserer Uraltvorderen seinen Lauf nehmen.

    In der Zeit von 1 Million bis 600.000 Jahren v.u.Z. sind die ersten Menschen in Europa eingewandert. Vor 300.000 Jahren wurde zuerst der mitteleuropäische und dann der nordeuropäische Raum von den Neandertalern besiedelt. Der frühe moderne Cro-Magnon-Mensch tritt vor über 38.000 Jahren auf. Die frühen Menschen waren Jäger und Sammler. Im Mousterien (vor 125.000 bis 40.000 Jahren) als Epoche der Altsteinzeit findet man nach dem Paläontologen Kurt Ehrenberg in Österreich einen Höhlenbärenkult. Gleiches wird für die Schweiz aufgrund der Funde in der Drachenlochhöhle vermutet.

    Im Aurignacien (vor 35.000 bis 29.000 Jahren) verehrten die Steinzeitmenschen möglicherweise einen Herrn der Tiere wie z.B. den Höhlenlöwen-Mann aus der Höhle Hohlenstein-Stadel auf der Schwäbischen Alb/Deutschland. Tierfiguren von Löwen, Bären und Mammuts könnten entsprechend der Hypothese einiger Prähistoriker Schutzgeister wie die Krafttiere im Schamanismus darstellen.

    Im Gravetien (vor 28.000 bis 21.000 Jahren) finden sich die ersten fülligen „Venusfigurinen. Sie wurden in ganz Europa gefunden und weisen wahrscheinlich auf einen Fruchtbarkeitskult um eine „Große Mutter hin. Diese „beweglichen Heiligtümer" könnten auch Schutzgöttinnen darstellen. Gefundene durchlöcherte Zähne wie z.B. von Bären wurden als Amulette getragen und sollten die Kraft des Bären auf den entsprechenden Menschen übertragen.

    Im Magdalenien (vor 20.000 bis 18.000 Jahren) finden sich wieder Tier-Mensch-Mischwesen als Höhlenmalereien, wie z.B. in der Höhle Les Trois Frères in Frankreich. Möglicherweise waren es Götter oder gar Schamanen, die Tierattribute trugen. In den steinzeitlichen Höhlen wurden viele Tiermalereien gefunden. Heiligtümer waren bestimmte Höhlen, wie z.B. die Höhle Bärenkeller bei Königssee-Garsitz in Thüringen/Deutschland und natürlich Lascaux in Frankreich. Eine eingemeißelte Vulva in einer Sandstele aus dem Kreis Jena in Thüringen/Deutschland und dort gefundene Frauenfigurinen betonen die Rolle der Frau als Mutter in dieser Zeit. Vermutlich waren die Gemeinschaften mutterrechtlich ausgerichtet oder die gefundenen Frauen stellen gar Göttinnen dar.

    Die Menschen der „Hamburger Kultur (vor 15.000 bis 14.000 Jahren) waren Rentierjäger. Ein in einem See versenktes Ren wird von Prähistorikern als Opfergabe interpretiert. Der gefundene, aus Rentiergeweih geschnitzte „Poggenwischstab spielte wahrscheinlich in einem „Rentierkult" eine wichtige Rolle.

    Bei der „Ahrensburger Kultur" (vor 10.700 bis 10.000 Jahren) wurde in Stellmoor bei Ahrensburg/Deutschland ein im Wasser aufgerichteter Pfahl entdeckt, auf welchem der Schädel eines Rentiers angebracht war. Alfred Rust spricht von einem Kultpfahl. Mit Hilfe von Rentieropfern sollten möglicherweise Geister besänftigt oder versöhnt werden.

    Rentier-Kultpfahl der „Ahrensburger-Kultur"

    In der Mittelsteinzeit (8.000 bis 5.000 v.u.Z.) waren die Menschen weiterhin Nomaden, legten aber schon größere Siedlungen aus Zelten und Hütten an, welche bis zu 100 Bewohnern Platz boten. Zu dieser Zeit gab es möglicherweise einen Menschenschädelkult. Die Toten wurden generell in Hockerstellung beigesetzt, mit Ocker bestreut und Werkzeuge und Schmuck beigegeben. Die Toten wurden zeitweise zerstückelt oder ihnen die Füße gefesselt, wahrscheinlich um „Wiedergängertum zu verhindern. Durchlöcherte Hirschgeweihschädel aus dem Erfttal in Nordrhein-Westfalen/Deutschland und Hohen Viechelen in Mecklenburg/Deutschland legen die Vermutung nahe, dass diese von Schamanen in rituellen Handlungen getragen wurden. Zu den Jägern, Zauberern und Künstlern der Altsteinzeit kamen jetzt noch die Fischer hinzu. Pfeil und Bogen waren die Hauptwaffe bei der Jagd. Das Feuersteinbeil wurde in dieser Zeit zusätzlich verwendet. Die vielen Felsbilder von Tieren aus Skandinavien werden von Forschern als „Bannbilder gesehen. Durch das Darstellen konnten die Tiere für die Jagd gebannt, also magisch festgehalten und dann auch erlegt werden.

    In der Jungsteinzeit (5.500 bis 1.800 v.u.Z) gab es die ersten Ackerbauern, Viehzüchter und Töpfer. Die Menschen wurden immer sesshafter. Die Jagd verlor wesentlich an Bedeutung. Pfeil und Bogen waren zwar weiterhin die wichtigsten Waffen, daneben fanden aber auch Streitäxte aus Felsgestein Verwendung. In dieser Zeit gab es die ersten Feuersteinbergwerke im Tagebau. „Pfahlbauten an Seen wurden beliebte Wohnplätze. Vom 4. Jahrtausend an gab es dann Wagen mit Rädern. Die Technik des Spinnens und Webens entwickelte sich. Erster Schmuck aus Kupfer und Gold kam auf. Die Linienbandkeramische Kultur opferte neben Menschen und Tieren auch schon Ersatzopfer in Form von menschen- und tiergestaltigen Tonfiguren. Die Kreisgrabenanlagen der Strichbandkeramischen Kultur waren wahrscheinlich erste tempelartige Kultplätze in Mitteleuropa mit Erdbrücken in Richtung der vier Himmelsrichtungen. Auch die Oberlauterbacher Gruppe hatte Kultanlagen mit Palisadenwänden. Die bekannteste Kreisgrabenanlage befindet sich heute in Goseck/Deutschland. Die Trichterbecher Kultur baute ab 3.400 v.u.Z. die ersten Großsteingräber. Bereits um 4.800 v.u.Z. wurden in der Bretagne und der Normandie/Frankreich die ersten Megalithgräber errichtet. Diese Gräber wurden mit Symbolen wie Beilen, Krummstäben, Wellen, Zick-Zack-Linien, Schiffen oder Halbkreisen bemalt. Menhire aus dieser Zeit werden als Opfersteine gedeutet, könnten Ahnenbilder in einem Ahnenkult sein oder eine Art Weltsäule darstellen. In der Salzmünder Kultur finden wir Tontrommeln, welche mit Tierhäuten bespannt wurden. Sie wurden wohl von Zauberern in Kultritualen verwendet. Die Kugelamphoren-Kultur glaubte wahrscheinlich an ein Leben nach dem Tod. Hier wurden Rinder mitbestattet. Von den ersten Heilkundigen wurden mit Erfolg Schädeloperationen (Trepanationen) durchgeführt. Vermutlich wollte man bösen Geistern die Möglichkeit verschaffen, aus dem Körper auszutreten. Der „Großen Mutter und männlichen Gottheiten wie z.B. dem Sichelgott von Svegvar-Tüzkoves/Ungarn wurden Tieropfer, Menschenopfer und Ersatzopfer dargebracht. Die erste Bauphase von Stonehenge/England beginnt am Ende der Jungsteinzeit. Weitere Kulturen dieser Zeit waren in Mitteleuropa die Rössner-Kultur, die Hinkelsteingruppe, die Michelsberger Kultur, die Wartberg-Gruppe, die Schnurkeramische Kultur und die Glockenbecher Kultur.

    Jungsteinzeitliche Kreisgraben-Kultanlage Goseck/Deutschland

    Die Menschen der Bronzezeit (1.800 bis 800 v.u.Z.) lebten in Einzelhöfen, kleinen Dörfern und befestigten Siedlungen. Auch Seeufersiedlungen kannte man. Man lebte von Ackerbau und Viehzucht. Bronzene Werkzeuge, Waffen und Schmuck wurden hergestellt. Das Pferd gewann immer größere Bedeutung. In der Mittleren Bronzezeit kam der Streitwagen auf und in der Spätbronzezeit wurde das Pferd zum Reittier. Man glaubte an ein Leben nach dem Tod, was sich in entsprechenden Grabbeigaben zeigt. Fruchtbarkeitskulte waren weitverbreitet. Geopfert wurden Werkzeuge, Waffen, Schmuck, Tongefäße, Tiere und manchmal Menschen. Wahrscheinlich wurde die Sonne in dieser Zeit ganz besonders hoch verehrt. Stonehenge, welches schon in der Jungsteinzeit als Tempel genutzt wurde, wurde auch in der Bronzezeit als Sonnenheiligtum aufgesucht. Die goldenen Kulthüte von Schifferstadt und Etzelsdorf/Deutschland weisen auf einen Sonnenkult hin. Bronzene Kultwagen mit vergoldeten Sonnenscheiben lassen auch in Skandinavien und Norddeutschland einen solchen Kult vermuten. Werkzeuge, Schmuck und Kultobjekte wurden oft mit Kreis- und Spiralmustern verziert. Diese werden als Sonnensymbole interpretiert. Wichtige bronzezeitliche Kulturen Mitteleuropas waren die Aunjetitzer Kultur, die Straubinger Kultur, die Adlerberg Kultur, die Unterwölbinger Gruppe, die Rhone-Kultur, die Hügelgräber-Kultur, die Vorlausitzer Kultur, die Urnenfelder-Kultur, die Unstrut-Gruppe und die Saalemündungs-Gruppe.

    Um 800 v.u.Z. beginnt die Eisenzeit und damit die Zeit der Kelten. 800 Jahre beherrschten die Kelten große Teile Europas. Um die Zeitenwende ging ihre Kultur in der römischen auf und verschwand. Die Ursprünge der Kelten liegen irgendwo in der späten Bronzezeit. In der frühen Eisenzeit (800 bis 450 v.u.Z.) entstand dann eine gemeinsame keltische Kultur. Viele Stämme vom Osten Frankreichs über Süd- und Mitteldeutschland bis nach Ungarn entwickelten zu diesem Zeitpunkt eine ähnliche Lebensweise. Von den Griechen wurden sie erstmals im 6. Jahrhundert v.u.Z. als „Keltoi bezeichnet. Zuvor im 7. Jahrhundert v.u.Z. nannte sie der Dichter Hesiod die „Hyperboreer. Archäologen bezeichneten diese Kultur der frühen Eisenzeit als „Hallstadtkultur. In der späten Eisenzeit (450 bis 60 v.u.Z.) breiteten sich die Kelten in ganz Europa aus. Der keltisch besiedelte Raum reichte von Irland und England bis zum Schwarzen Meer. Selbst in Spanien und in der Mittleren Türkei fand man Spuren der Besiedlung durch keltische Stämme. Diese Zeit wird von den Archäologen als „Latène-Zeit benannt. Die Kelten waren eine überregionale Gemeinschaft mit gemeinsamen spirituellen Riten, Kunst, Waffen, Schmuck, ähnlicher Kleidung und vor allem einer gemeinsamen Sprache. Sie waren eine Ansammlung von vielen verschiedenen Stämmen. Sie waren das erste mit einem Namen benannte Volk Mitteleuropas. Wahrscheinlich haben sich diese Stämme selbst nie als Kelten bezeichnet. Keltische Stämme waren z.B. die Häduer, Sequaner, Eburonen, Veneter, Nervier und Arverner in Gallien (Frankreich). In Mitteleuropa fanden sich die Bojer, Teutonen, Helvetier und Volken. Britannien besiedelten u.a. die Catuvellauner, Trinovanten, Icener und die Durobrigen. Keltische Stämme befanden sich in einem dauernden Prozess der Veränderung. Kleine Stämme verbanden sich mit großen und größere Stämme spalteten sich durch Streitigkeiten auf. Die meisten Kelten waren Bauern. Entlang der wichtigen Verkehrswege wurden ab 600 v.u.Z. Festungen wie die Heuneburg im Donautal errichtet. Ab dem 2. Jahrhundert wurden größere Städte wie Manching bei Ingolstadt/Deutschland oder Bibracte in Mittelfrankreich erbaut. Die Kelten waren eine patriarchalisch organisierte Gesellschaft, in welcher die Frauen eine besondere Stellung hatten. In den Fürstenhäusern gab es häufig eine weibliche Herrschaftsfolge. Die keltisch-iberischen Stämme in Spanien wurden nur von Frauen regiert. Bei den Kelten Irlands und Britanniens findet sich eine mutterrechtliche Tradition. Die keltischen Frauen hatten das Vorrecht der freien Gattenwahl. Auch in kriegerischen Konflikten kämpften die Frauen an der Seite ihrer Männer. Frauen hatten ebenso wie die Druiden Mitspracherecht bei Fragen um Krieg und Frieden.

    Bronzezeitliche Pfahlgötter mit Kulthüten

    Leider fehlt es an genaueren schriftlichen Überlieferungen bzgl. des Weltbildes der Kelten. Wir finden viele Göttinnen und Götter ohne Hinweis auf eine hierarchische Ordnung. Aus Gallien sind uns über 400 Götternamen überliefert. 300 davon tauchen nur einmalig auf und das lässt vermuten, dass es sich um regionale Stammesgötter handelt. Wie bei bäuerlichen Kulturen häufig, finden sich auch bei den Kelten viele Erdgottheiten und Fruchtbarkeitsgötter. In Gallien und Britannien gibt es Belege für Heilgötter. Der irische Gott Lugh wurde auch auf dem europäischen Festland verehrt und scheint ein weit verbreiteter Gott gewesen zu sein. Weiterhin sind der Gott der Fülle und Fruchtbarkeit namens Cernunnos, Ogmios der Gott der Unterwelt und Belenus überliefert. Dreifache Göttinnen sind ebenfalls oft zu finden. Aus

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