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Sternstunden
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Sternstunden

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Über dieses E-Book

Vier Personen - vier Leben - vier Todesursachen. Haben sie ihr Lebensziel erreicht? Sie treffen sich in einer anderen Sphäre – dem Jenseits. Sie erhalten die Gelegenheit ihre Sinne bis zum Exzess auszuleben, sich auszutauschen, Vergangenes aufzuarbeiten, für ihr Seelenheil zu kämpfen. Der Tod stellt sie auf eine erneute Probe. Werden sie diese bestehen? Mit welchen Mitteln? Wird es ihr letzter Kampf sein?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum23. Feb. 2021
ISBN9783753180717
Sternstunden

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    Buchvorschau

    Sternstunden - Nicole Rölli

    EINS

    Sternstunden

    Copyright: Nicole Rölli, Hauptstrasse 3, 5064 Wittnau

    Ich bekomme keine Luft mehr, mein Brustkorb verkrampft sich. Ich versuche um Hilfe zu rufen, kein Laut dringt aus meinem Mund. Rings um mich Menschen. Ich kann mich nicht verständigen. Panik steigt in mir hoch. Die Welt verschwindet im Nebel.

    Jegliche Angst ist verflogen, Leichtigkeit erfüllt mein Empfinden. Die Stimmen um mich verstummen.

    Wärme steigt in mir auf, das lang ersehnte Gefühl der Schwerelosigkeit. Ich bin ein Stern. Andere Sterne senden ihre leuchtenden Signale. Ich suhle mich im schwebenden Dasein, schaukle hin und her, wiege mich, suche die Gesellschaft anderer Sterne.

    „Hallo, ich bin soeben angekommen. Wie beschäftigt man sich hier?"

    „Gar nicht. Es gibt nichts zu tun."

    „Schweben und sich unterhalten, das ist alles?"

    „Ja. Mehr gibt es hier nicht zu tun."

    „Schön. Gefällt mir."

    „Es ist öde. Keine Herausforderung, keine Befriedigung, Langeweile und nichtssagende Gespräche. Die anderen hier nennen es Freiheit. Blödsinn! Freiheit beinhaltet die Möglichkeit zur Beschäftigung, die Entscheidungsfreiheit sich über die Arbeit zu definieren. Aber hier, es gibt nichts zu tun, absolut nichts."

    „Geniessen kannst du, entspannen, dich mit anderen austauschen, das Gefühl der Leichtigkeit auskosten."

    „Wovon soll ich mich entspannen? Worüber mich unterhalten, wenn ich nichts erlebe?"

    „Rede über deine Gefühle."

    „Komm mir nicht mit Gefühlsdusselei. Diesen Kram kann ich nicht ab. Leistung ist das Einzige, was zählt."

    Ich ziehe es vor weiterzuschweben. Eine schlechte Aura. Ob hier alle unzufrieden sind? Ach was, nicht nur Miesepeter ereilt der Tod. Ich konzentriere mich auf helle, leuchtende Sterne. Schwebe der Wärme nach. Hier scheine ich richtig zu sein, die Wärme eines schwülen Sommertages. Mal Kontakt aufnehmen.

    „Wie geht es dir?"

    „Hm? Was willst du?"

    „Mich mit dir unterhalten."

    „Dazu habe ich keine Lust."

    „Weshalb?"

    „Hast du nicht bemerkt, dass ich summe?"

    „Ja, und?"

    „Du störst."

    „Wobei?"

    „Ich bin Musiker. Ohne Musik kann ich nicht. Da dreht man ja durch. Diese Stille! Nicht auszuhalten. Ich muss weg."

    Schwups, die Wärme schwindet, mein Stern hat sich in Luft aufgelöst. Keiner verspürt Lust sich zu unterhalten oder in Gesellschaft zu schweben. Es muss doch jemanden geben, der gerne Gefühle und Gedanken teilt. Jetzt bin ich mir sicher, gute Schwingungen zu empfangen.

    „Hey, hast du Lust ein wenig zu Plaudern?"

    „Ich kann dich nicht sehen."

    „Aber fühlen kannst du mich."

    „Das genügt mir nicht. Ich muss ein Gesicht vor mir sehen. Keine Farben hier, nichts."

    „Du trägst die Farben in deinem Herzen."

    „Mein Herz ist nicht mehr. Dort sind sie schlecht aufgehoben."

    „Entschuldige, das habe ich falsch formuliert, muss mich erst an die Körperlosigkeit gewöhnen. Die Farbenpracht wohnt in deiner Seele."

    „Dort kann ich sie nicht sehen."

    „Oder willst es nicht."

    „Ich bemühe mich."

    So, so, der nächste, der sich verzupft. Wo die wohl alle hingehen? Schön wäre eine Unterhaltung, die länger als dreissig Sekunden standhält. Langsam greift diese schlechte Laune auf mich über. Besser ich suche mir ein Plätzchen zum Alleinsein. Eine friedliche Stimmung lullt mich ein. Genial!

    „Ich rieche nichts."

    Ich schrecke hoch.

    „Wer bist du?"

    „Ich war Parfumeur. Hier kann ich keine Düfte wahrnehmen. Du vielleicht?"

    „Nein. Es riecht wirklich nicht."

    „Ist doch unglaublich."

    „Ich war mir dessen nicht bewusst. Ist tatsächlich befremdlich."

    „Düfte sind das Schönste überhaupt. Ein frischer Zitronenduft, eine süsse Rose oder würziger Lavendel! Düfte stehen für Gefühle. Sie können uns verzaubern, uns in eine andere Welt versetzen. Ein frischer Duft verleiht Energie, ein süsser Duft regt zum Träumen an, Kindheitserinnerungen werden wach. Düfte bringen …"

    Fantastisch, mein erstes halbwegs interessantes Gespräch im Jenseits und schon verschwindet Herr Parfumeur von der Bildfläche. Wenn ich bloss wüsste, weshalb es alle so eilig haben von mir wegzukommen. Eigenartig!

    Ich fühle eine neue Gegenwart. Wer es wohl diesmal sein mag?

    „Wer ist da?"

    „Wer fragt das?"

    „Ich, direkt neben dir. Fühlst du mich nicht?"

    „Ach, Gefühle sind nur relevant, wenn sie Genuss versprechen. Ich habe Lust auf ein gegrilltes Hähnchen und Pommes Frites mit viel Ketchup."

    „Hunger hast du aber nicht, oder?"

    „Nein, wie sollte ich! So ein Blödsinn! Lust habe ich, sehr viel Lust."

    „Na denn, mach’s gut, wohin du auch gleich verschwinden magst."

    „Darauf kannst du dich verlassen. Stell dir vor, eine Schokoladentorte, die

    auf der Zunge zerschmilzt, ein Hochgefühl! Eine leckere Pizza mit Schinken und Tomaten. Das ultimative Mousse au Chocolat …

    Na bravo! Weg ist er. Wie könnte es anders sein! Langsam reichts mit diesen treulosen Sternchen.

    „Wo bist du? Ich spüre dich nicht."

    „Du fühlst mich doch."

    „Ich will spüren."

    „Weshalb?"

    „Wie kannst du fragen! Spüren ist das Sinnlichste überhaupt. Wo kommst du denn her!"

    „Unser körperliches Dasein ist beendet. Das hat auch seine Vorteile."

    „Welche, bitteschön?"

    „Wir müssen uns kein Haus bauen, um uns vor Witterung zu schützen, uns keine Nahrung besorgen, wir sind völlig unabhängig und frei."

    „Was nützt mir das, wenn ich des Spürens beraubt bin. Ich habe mich jede Nacht an meine Frau gekuschelt und ihre zarte Haut berührt. Ich habe meine Kinder täglich an meine Brust gedrückt, ihre Haare haben mein Gesicht gekitzelt, der Hund ist mir ums Bein gestrichen …

    Und tschüss. Ob er wohl jetzt seine Frau streichelt? Sollte dies möglich sein?

    „Ja, sicher."

    „Was, sicher?"

    „Es ist möglich zu streicheln, auch wenn das irdische Dasein beendet ist."

    „Ach was?"

    „Willst wohl wissen wie?"

    „Nein, sag’s mir nicht. Ich möchte die Spannung erhalten."

    „Kannst du haben."

    „War nur ein Witz. Na los, sag schon."

    „Du musst in dir das Bedürfnis wecken, dein Vorstellungsvermögen aktivieren und mit aller Intensität deine Wünsche herbeisehnen."

    „Ist ja irre. Und das funktioniert mit jedem Bedürfnis?"

    „Es ist auf die Sinne ausgerichtet. Du hast die Möglichkeit alle fünf Sinne auszuleben, wie es dir gefällt."

    „Da war einer, der arbeiten wollte. Ist das machbar?"

    „Ernsthafte Frage?"

    „Ernsthafte Frage ja, aber keinerlei Interesse."

    „Dachte ich mir doch. Nein. Das funktioniert nicht. Die Struktur des Arbeitens

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