Wo ist hier?
Von Linda Eicher
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Über dieses E-Book
Linda Eicher
Geboren 03.09.1989 in Jurga/Russland in deutscher Blutlinie. 1993 erfolgte die Rückkehr nach Deutschland als Russland-Deutsche. Seit dem wohnhaft in Bayern. Seit dem achten Lebensjahr aktiv am Schreiben. Veröffentlichungen erst seit 2021 als Selfpublisher. Verheiratet seit 2013 und zwei Kinder (Tochter 2013, Sohn 2021). Den Mut zur Publikation habe ich durch einen Freund, auch Autor, bekommen. Momentan bin ich in Elternzeit.
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Buchvorschau
Wo ist hier? - Linda Eicher
Copyright
© Linda Eicher 2021
Trostberger Str. 5
84518 Garching a.d.Alz
1. Auflage
Covergestaltung: MysticArtDesign
(https://www.instagram.com/mysticartdesign/)
Alle Charaktere und deren Namen sind rein erfunden. Bezüge zu realen Personen sind unbeabsichtigt und zufällig. Die Handlung ist rein fiktiv und nicht unbedingt auf medizinische Hintergründe gestützt.
Die Idee zu der Geschichte obliegt allein mir und darf ohne Erlaubnis nicht verwendet werden. Ähnlichkeiten zu anderen Geschichten sind unbeabsichtigt.
Lektorat/Korrektorat: Thomas Bargen, Patrick Eicher
Danksagungen im Nachwort.
Twitter: Dias0309
Instagram:
schreiben.von.a.bis.z
E-Mail: linda.eicher.autorin@gmail.com
Viel Spaß beim Lesen
In liebevoller Erinnerung an meinen Großonkel Sieghart Witzke (†04.11.2019), der seine künstlerische Ader der Familie vererbt hat. Schon immer begeisterte er alle mit seinen Geschichten/Erzählungen und Liedern, die er frei vortrug. Du fehlst uns.
Wo ist hier?
Prolog:
Ich stehe länger unter der Dusche als ich sollte. Deshalb stelle ich das Wasser ab, wickele mich in ein Handtuch und gehe in mein Zimmer. Mein kleines Reich ist einfach gehalten. Ein recht ungemütlich aussehendes Bett aus einem Metallgestell, ein kleiner Kleiderschrank, in dem kaum alle meine Klamotten Platz finden, und ein Schreibtisch.
Die Uhrzeit auf meinem Handy zeigt an, dass bereits 30 Minuten vergangen sind, seit ich begonnen habe zu duschen. Leicht verwundert bin ich schon. So viel Zeit nehme ich mir sonst nur für Vollbäder. Eventuell hatte ich einen epileptischen Anfall, unter denen ich seit frühester Kindheit leide. Damals waren es in der Regel nur kurze Absencen. Bei so einer Attacke bleibt man mitten in der Bewegung für mehrere Sekunden stehen und hat danach meistens eine Gedächtnislücke. Mittlerweile ist meine Form der Epilepsie mutiert, das meinen zumindest die Ärzte. Die Absencen dauern bei mir nicht nur bis zu 30 Sekunden, nein, sie können sich bis zu sechs Minuten ausweiten. Das könnte eine Erklärung für die vergangene Zeit unter der Dusche sein. Diese fehlenden Erinnerungen können wirklich nervig sein.
Manchmal denke ich sogar, dass ich schneller altere, weil mir die Zeit so verkürzt vorkommt. Die Tage vergehen wie im Flug, wenn man nur unter Anfällen leidet. Bisher haben die Ärzte noch kein Medikament entdeckt, auf das ich gut anspreche. Obwohl es mich manchmal sehr ermüdet, habe ich mich inzwischen mit diesem Leben abgefunden und versuche das Beste daraus zu machen.
Ich will mir schnell etwas Einfaches anziehen, damit ich mich zu meiner Familie ins Wohnzimmer gesellen kann. Heute steht unser Filmeabend auf dem Programm, der über die Jahre zur Tradition geworden ist. Wegen meiner Krankheit wohne ich mit 25 Jahren immer noch im Hause meiner Eltern. Von den Ärzten wurde ich nur als unfähig, ein eigenes Leben zu führen, abgestempelt. Mein Vater und meine Mutter wollen zwar natürlich nur das Beste für mich, sie sind aber leider auch sehr überfürsorglich. Meine sozialen Kontakte sind dadurch sehr eingeschränkt, weil die Beiden immer Angst um mich haben. Eine einzige Freundin darf mich ab und zu besuchen.
Ich bin fertig angezogen, nehme mir mein Handy und gehe nach unten ins Wohnzimmer. Ich bemerke gleich, dass etwas nicht stimmt und ein Angstgefühl steigt in mir auf. In keinem Raum brennt Licht und von meiner Familie fehlt jede Spur.
Ich betätige den Lichtschalter, aber es passiert rein gar nichts. Komisch, im oberen Stockwerk hat doch noch alles funktioniert. Soll ich die Stadtwerke anrufen? Wo sind Mama und Papa bloß?
Um herauszufinden wo sie sind, wähle ich etwas hilflos die Nummer meines Vaters. Kein Anschluss unter dieser Nummer. Das Gleiche bei meiner Mutter und meiner besten Freundin. Auch der Messenger-Dienst versagt. Ich packe das Smartphone wieder weg. Was ist hier nur los? Ich brauche Licht, sonst werde ich mir im Dunkeln noch den Hals brechen. Nach kurzem Überlegen kommt mir die Idee. Mein Handy! Warum ist mir das nicht gleich eingefallen? Ich nehme nochmal mein Smartphone zur Hand und starte die Taschenlampenfunktion. Die scheint wenigstens zu funktionieren. Ich sehe mich um, kann aber keinen Hinweis für das alles entdecken. Langsam breitet sich Angst in mir aus. Jetzt bloß kein Anfall! Mein Puls steigt und ich reiße die Haustür auf. Die Panik lässt mich ohne nachzudenken auf die Straße laufen. Ich renne zu unseren Nachbarn nebenan und klingele. Nach dreimaligem Klingeln klopfe ich, so stark es mir möglich ist, gegen die Tür.
Alles wirkt gespenstisch ruhig. Das Laternenlicht der Straßen leuchtet, aber in den Häusern ist alles dunkel. Also doch kein Stromausfall? Wo sind denn nur die ganzen Leute? Ich laufe noch ein Stückchen weiter zu einem 24-Stunden-Laden, in der Hoffnung, dass dort jemand sein könnte. Er ist jedoch geschlossen und auch dort brennt kein Licht. Da erblicke ich die Bushaltestelle in der Nähe des Ladens. Mein Handydisplay verrät mir, dass es inzwischen 22:30 Uhr ist. Ich studiere den Busfahrplan und erkenne, dass hier stündlich ein Nachtbus abfährt. In ein paar Minuten müsste es wieder soweit sein. Ich beschließe zu warten, vielleicht kann mir ja der Busfahrer weiterhelfen. Zwanzig Minuten später ist immer noch nichts in Sichtweite und ich werde langsam nervöser. Obwohl ich noch weitere fünf Minuten warte, taucht weder ein Bus noch sonst jemand auf, der mir helfen könnte. Was soll ich nur tun?
Wieder spüre ich Angst aufsteigen und schnappe panisch nach Luft. Eine Absence hilft mir jetzt auch nicht weiter. Entspann dich! Meine Gedanken rasen und ich schaffe es nur schwer nicht den Angstzustand die Kontrolle übernehmen zu lassen. Ich verliere ein paar Minuten, um mich und meinen Körper wieder zu beherrschen. Mein Kopf sagt mir, dass ich zur Polizei soll, aber mein Herz rät mir, wieder nach Hause zu gehen. So schnell ich kann, laufe ich schließlich zu unserem Haus zurück. Dort angekommen verschließe ich alle Türen und Fenster und renne nach oben in mein Zimmer. Wenn ich zu großem Stress ausgesetzt bin, häufen sich meine Anfälle. Ich versuche langsam ein- und auszuatmen, um mich endlich zu entspannen. Das mache ich öfter, wenn