Parker schließt die Killerschule: Butler Parker 229 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Wirklich recht hübsch, mein Lieber, das sieht ja sehr ordentlich aus.« Agatha Simpson nickte dem beleibten Wirt huldvoll zu und musterte wohlwollend die diversen Teller und Platten. Der Gastronom fächelte beglückt und entfernte sich unter zahlreichen Verbeugungen. Er wußte schließlich, mit wem er es zu tun hatte. Die Lady besaß in der Nähe einen stattlichen Besitz und kam ab und zu aus London herüber, um nach dem Rechten zu sehen. Dabei pflegte sie in der Regel seinem Haus die Ehre ihres Besuches zu geben. Josuah Parker, wie stets korrekt gekleidet und hinter dem Stuhl seiner Herrin wartend, trat vor und beugte sich über den Tisch, um Mylady zu servieren. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür. Vier junge Männer traten ein. Sie steuerten einen Tisch im Hintergrund an und kümmerten sich nicht um den Wirt, der ihren Weg kreuzte, um Agatha Simpson mit Getränken zu bedienen. Es kam, wie es kommen mußte. Der letzte Mann der Gruppe rempelte den Wirt an, der ein Ausweichen nicht mehr schaffte ... Butler Parker, der die Szene beobachtete, gewann sogar den Eindruck, als wäre das Rempeln absichtlich erfolgt. Jedenfalls stürzte der Gastronom und schlug zu Boden. Das Tablett wurde in den Raum geschleudert, die beiden Gläser landeten splitternd an der Fußstange, die rings um den Tresen verlief. Die jungen Kerle blieben stehen und sahen lachend auf den Wirt, der sich gerade wieder aufraffte. Ein Bursche tat so, als wollte er ihm helfen, ergriff seinen Arm und zerrte daran, um dann plötzlich loszulassen. Der dicke Mann fiel zurück. Im Lokal, in dem Stimmengewirr und Gelächter zu hören waren, wurde es still. Die meisten Gäste beeilten sich mit dem Essen oder riefen nach der Bedienung, um zu zahlen.
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Butler Parker
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Parker schließt die Killerschule - Günter Dönges
Butler Parker
– 229 –
Parker schließt die Killerschule
Günter Dönges
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Der Gastronom fächelte beglückt und entfernte sich unter zahlreichen Verbeugungen. Er wußte schließlich, mit wem er es zu tun hatte. Die Lady besaß in der Nähe einen stattlichen Besitz und kam ab und zu aus London herüber, um nach dem Rechten zu sehen. Dabei pflegte sie in der Regel seinem Haus die Ehre ihres Besuches zu geben.
Josuah Parker, wie stets korrekt gekleidet und hinter dem Stuhl seiner Herrin wartend, trat vor und beugte sich über den Tisch, um Mylady zu servieren.
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür. Vier junge Männer traten ein. Sie steuerten einen Tisch im Hintergrund an und kümmerten sich nicht um den Wirt, der ihren Weg kreuzte, um Agatha Simpson mit Getränken zu bedienen. Es kam, wie es kommen mußte. Der letzte Mann der Gruppe rempelte den Wirt an, der ein Ausweichen nicht mehr schaffte ...
Butler Parker, der die Szene beobachtete, gewann sogar den Eindruck, als wäre das Rempeln absichtlich erfolgt. Jedenfalls stürzte der Gastronom und schlug zu Boden. Das Tablett wurde in den Raum geschleudert, die beiden Gläser landeten splitternd an der Fußstange, die rings um den Tresen verlief.
Die jungen Kerle blieben stehen und sahen lachend auf den Wirt, der sich gerade wieder aufraffte. Ein Bursche tat so, als wollte er ihm helfen, ergriff seinen Arm und zerrte daran, um dann plötzlich loszulassen. Der dicke Mann fiel zurück.
Im Lokal, in dem Stimmengewirr und Gelächter zu hören waren, wurde es still. Die meisten Gäste beeilten sich mit dem Essen oder riefen nach der Bedienung, um zu zahlen. Nur Lady Agatha ließ sich von all dem nicht beeindrucken. Unbeirrt aß sie weiter. Dann jedoch legte sie das Besteck aus der Hand und wandte sich an ihren Butler.
»Bat ich Sie nicht, frisches Bier zu bestellen, Mister Parker?« wollte sie wissen. Die passionierte Detektivin verfügte über eine baritonal gefärbte Stimme und hielt sich grundsätzlich nicht zurück. Ihre Frage war im ganzen Lokal zu hören.
Josuah Parker war keine Gefühlsregung anzusehen. »Gewiß, Mylady. Es scheint allerdings zu einem kleinen Unglück gekommen zu sein, dem Myladys Bestellung zum Opfer fiel. Meine bescheidene Wenigkeit wird sich um Abhilfe bemühen.«
Parker machte sich auf den Weg in Richtung Theke. Die zuletzt angekommenen Gäste sahen ihm erwartungsvoll entgegen. Sie witterten eine Abwechslung, zumal sie einen Menschen wie den Butler bislang nur in einschlägigen Filmen, noch nie aber im Original gesehen hatten.
Parker zuckte mit keiner Wimper, als er ihnen entgegenging. Er sah vier in uniformähnlicher Kleidung steckende Männer um die Dreißig, die samt und sonders einen trainierten und sportlichen Eindruck machten. Der Butler registrierte durchaus die Bedrohung, die von ihnen ausging.
*
Parker hatte die kleine Gruppe erreicht und wollte vorbei zur Theke. Er wußte natürlich, daß man ihn daran hindern würde und stellte sich innerlich darauf ein. Einer der Rowdys streckte einen Fuß vor und wollte den Butler stolpern lassen. Parker wich etwas unsicher aus und stützte sich mit dem Schirm.
Zufällig befand sich an jener Stelle der vorgestreckte Fuß des Mannes. Die nicht eben stumpfe Schirmspitze nahm innigen Kontakt auf und bohrte sich durch das dünne Leder in die Zehen des Besitzers, der ausgesprochen munter wurde.
Der Getroffene stieß einen Schrei aus, zog den verletzten Fuß an und begann in unregelmäßigen, graziösen Sprüngen durch das Lokal zu tanzen. Vor der Theke stoppte er, drehte sich um und hopste in den Gastraum zurück. Anschließend variierte er seine Einlage und zeigte einige gekonnte Pirouetten. Dazu ließ er spitze Schreie und helle Juchzer hören, die seinen Tanz eindrucksvoll untermalten.
Sein Kollege sah ihm ungläubig mit aufgerissenen Augen zu. Er hatte nicht mitbekommen, was passiert war. Dann besann er sich seiner Stärke und beschloß, dem Butler seinerseits auf den Leib zu rücken. Er holte weit aus und wollte einen gewaltigen Schwinger landen.
Der Butler lüftete höflich seine Melone in Richtung des Schlägers. Dabei unterlief ihm ein kleines Mißgeschick. Die Melone rutschte ihm fast aus der Hand und auf die heranschießende Faust zu. Es dröhnte dumpf, als Melone und Hand sich trafen. Der Schläger stöhnte und hatte das unangenehme Gefühl, gegen eine solide Mauer geschlagen zu haben. Er ahnte nicht, daß Parkers Melone mit Stahlblech gefüttert war und über enorme Festigkeit verfügte.
Auch diesen Rowdy überkam das Bedürfnis, eine kleine Tanzeinlage zu zeigen. Er wedelte mit der schmerzenden Hand in der Luft herum und vollführte dazu ruckartige Bocksprünge, denen aber jegliche Eleganz fehlte.
Sein Partner hatte inzwischen den Schmerz überwunden und wollte wieder zum Angriff übergehen. Er zerrte ein nicht eben kleines Messer aus dem Gürtel und wollte auf den Butler los.
Damit war Parker jedoch nicht einverstanden. Er richtete seinen Schirm wie einen Degen auf den Angreifer und fintete damit. Bevor der verwirrte Gangster wußte, wie ihm geschah, traf ihn die Schirmspitze ein zweites Mal.
Das Messer klirrte zu Boden, und der Mann verbeugte sich tief vor dem Butler, der seinen Schirm hob und dabei zärtlich die Kinnspitze des Messerstechers streifte. Daraufhin hatte der Mann das unangenehme Gefühl, von einem auskeilenden Pferd getreten worden zu sein. Er beschloß, nicht mehr mitzuspielen und legte sich seufzend auf den staubigen Dielenboden.
Im Lokal brandete Beifall auf. Die wenigen noch anwesenden Gäste, Wirt und Personal applaudierten begeistert. Parker lüftete seine Melone und deutete höflich eine leichte Verbeugung nach allen Seiten an. Gemessen nahm er zwei neue Gläser vom Wirt in Empfang und schritt damit würdevoll zum Tisch seiner Herrin zurück.
*
Inzwischen war Lady Agatha in Aktion. Freudig erregt hatte sie den beiden Gangstern entgegengesehen, die sich ihrem Tisch näherten. Sie freute sich im voraus auf die Abwechslung, die ihr offensichtlich bevorstand.
»Na, altes Haus, was haben wir denn da Schönes?« fragte einer der Männer und beugte sich über den Tisch, um nach Myladys Teller zu greifen.
Agatha Simpson lächelte fast freundlich. »Zum Beispiel köstliche Preiselbeeren«, erklärte sie, füllte eine Gabel damit und schnippelte die Füllung schwungvoll ins Gesicht des Gangsters, wo sich die roten Früchte dekorativ festsetzten. Die resolute Dame sah sich prüfend um und ergriff eine Schüssel mit herrlich knackigem Salat. Sie entleerte besagte Schüssel auf dem Kopf des Mannes vor ihr und sah zufrieden zu, wie sich Salat und Dressing über sein Gesicht verteilten.
»Sehr nett«, stellte sie fest, während sie zufrieden ihr Werk betrachtete.
Der zweite Mann starrte ungläubig auf diese Szene, er konnte nicht glauben, was er sah. Aber dann ging ihm auf, daß sie drauf und dran waren, sich zu blamieren. Er wollte unbedingt ihr ramponiertes Ansehen wiederherstellen und griff nun seinerseits ein.
Er schob sich näher heran und hatte eindeutig die Absicht, nach Lady Agatha zu greifen. Auf diesen Augenblick hatte sie nur gewartet. Genüßlich hob sie die Gabel und stach zu. Der Gangster schrie entsetzt auf und schielte wehleidig nach der Gabel, die auf seiner Hand wippte.
»Stellen Sie sich nicht so an, junger Mann, das ist noch gar nichts.« Mit diesen Worten zog Lady Agatha die Gabel aus der Hand zurück.
Der Mann brüllte erneut und zog sich wimmernd zurück. Jetzt konnte Lady Agatha eine andere Waffe einsetzen.
Sie griff nach ihrem Pompadour, in dem sie das nur flüchtig mit Schaumgummi umwickelte Hufeisen eines ehemaligen Brauereipferdes verwahrte. Sie holte Schwung, indem sie den Handbeutel mehrere Male an den langen Schnüren herumwirbelte, dann ließ sie los.
Der Pompadour sauste durch die Luft und fand gleich darauf sein Ziel. Der eben von der Gabel befreite Gangster spürte einen Schlag am Schlüsselbein. Er wurde zurückgeworfen und prallte mit seinem Kollegen zusammen, der gerade einen zweiten Angriff starten wollte. Daraufhin gingen