Parker "Samurais" und scharfe Klingen: Der exzellente Butler Parker 55 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Lady Agatha und ihr Butler befanden sich in einem Londoner Außenbezirk. Sie saßen in einem erst kürzlich eröffneten asiatischen Restaurant. Parker hatte eine Kleinigkeit bestellt. Das Gebotene war von erlesener Qualität. Während Mylady sich an den Leckerbissen gütlich tat, beobachtete der Butler das Geschehen, soweit es von der Nische aus einzusehen war. Alles schien perfekt. Das Interieur war gediegen und unaufdringlich, das Personal unauffällig und außerordentlich effektiv. Plötzlich merkte Josuah Parker auf. Sein sensibles Wahrnehmungsvermögen registrierte eine Veränderung der Atmosphäre. Seine innere Alarmanlage trat in Tätigkeit. Zwei Herren, einer anderen Zeit und einem Kulturkreis entstiegen, erschienen. Sie trugen lange, dunkelblaue Mäntel über engen Hosen. Die Beine steckten in kniehohen Stiefeln. Auf den Köpfen saßen Kapuzen. Befremdlich aber wirkten die großen, breitschneidigen Schwerter, die sie in den Händen hielten. Parker und Mylady fühlten sich in höchstem Maße bedroht. Die Herren erreichten die Nische. Einer riß den Vorhang beiseite und sprang in den kleinen Raum, deutete eine Verbeugung an und hob sein Schwert über den Kopf. Der zweite Mann tat es ihm nach und stieß zusätzlich einen seltsamen Schrei aus. »Was hat dies zu bedeuten, Mister Parker?«
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Butler Parker
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Parker "Samurais" und scharfe Klingen - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 55 –
Parker Samurais
und scharfe Klingen
Günter Dönges
Lady Agatha und ihr Butler befanden sich in einem Londoner Außenbezirk. Sie saßen in einem erst kürzlich eröffneten asiatischen Restaurant. Parker hatte eine Kleinigkeit bestellt. Das Gebotene war von erlesener Qualität. Während Mylady sich an den Leckerbissen gütlich tat, beobachtete der Butler das Geschehen, soweit es von der Nische aus einzusehen war. Alles schien perfekt. Das Interieur war gediegen und unaufdringlich, das Personal unauffällig und außerordentlich effektiv.
Plötzlich merkte Josuah Parker auf. Sein sensibles Wahrnehmungsvermögen registrierte eine Veränderung der Atmosphäre. Seine innere Alarmanlage trat in Tätigkeit.
Zwei Herren, einer anderen Zeit und einem Kulturkreis entstiegen, erschienen. Sie trugen lange, dunkelblaue Mäntel über engen Hosen. Die Beine steckten in kniehohen Stiefeln. Auf den Köpfen saßen Kapuzen. Befremdlich aber wirkten die großen, breitschneidigen Schwerter, die sie in den Händen hielten. Parker und Mylady fühlten sich in höchstem Maße bedroht.
Die Herren erreichten die Nische. Einer riß den Vorhang beiseite und sprang in den kleinen Raum, deutete eine Verbeugung an und hob sein Schwert über den Kopf. Der zweite Mann tat es ihm nach und stieß zusätzlich einen seltsamen Schrei aus.
»Was hat dies zu bedeuten, Mister Parker?« erkundigte sich Lady Agatha.
»Bedauerlicherweise haben sich zwei Besucher eingestellt, die einen beklagenswerten Mangel an Takt und gutem Benehmen offenbaren«, antwortete Parker gemessen und nickte in Richtung der Störenfriede knapp und distanziert.
Die ältere Dame blickte indigniert auf die seltsam gewandeten Männer.
»Wer sind die merkwürdigen Gestalten?« wollte sie wissen, während sie ihre Mahlzeit fortsetzte.
»Wir sind Samurais«, informierte sie der Mann, der zuerst eingetreten war, mit tonlos klingender Stimme.
»Sehr interessant«, gab sie zurück und entschied sich für ein recht einladend aussehendes Stück auf ihrem Teller. Sie überlegte, was das wohl sein mochte, konzentrierte sich voll und ganz darauf und vergaß die beiden Männer.
Die Schwertträger sahen sich an, nickten sich zu und... ließen ihre Waffen niedersausen. Lady Agathas Teller war plötzlich verschwunden. Der Tisch hatte sich in drei Teile aufgelöst, die krachend zu Boden stürzten. Leider schlossen sich die diversen Behälter und Platten mit den Köstlichkeiten dieser Abwärtsbewegung an. Myladys Besteck blieb buchstäblich in der Luft hängen.
*
Parker hatte die Schwerthiebe kommen sehen und blitzschnell eine Entscheidung getroffen. Es wäre ohnehin unmöglich gewesen, beide Männer zugleich auszuschalten. Er ging davon aus, daß die Schwertstreiche nur als Machtdemonstration gelten sollten. So hielt er es für das beste, seine Herrin zu schützen.
Als die Schneiden der Schwerter den Tisch trafen, stand der Butler bereits vor seiner Herrin. Auf diese Weise bewahrte er sie davor, von umherfliegenden Splittern und Spritzern getroffen zu werden.
Einen Augenblick später war alles vorbei. Parker wandte sich um, zog eine Bürste aus einer der zahlreichen Innentaschen seines Zweireihers und wandte sich Mylady zu, um ihre Erscheinung einer kritischen Musterung zu unterziehen. Ihre Kleidung hatte aber nichts abbekommen. Der Butler befreite die eigene mit gekonnten Strichen der Bürste von allen Spuren des Vorfalles und nickte den seltsamen Typen anerkennend zu.
»Eine durchaus beeindruckende Vorstellung, meine Herren«, sagte er gemessen. »Eine gewisse Virtuosität in der Handhabung Ihrer Waffen ist Ihnen keinesfalls abzusprechen.«
Die beiden Schwertliebhaber sahen ihn ausdruckslos an. Sie verschränkten die Arme vor der Brust, nachdem sie ihre Waffen in den breiten Schärpen verstaut hatten, und schwiegen.
»Sagen Sie mir, daß ich das nicht geträumt habe, Mister Parker«, meldete sich die Lady zu Wort und blickte auf den Trümmerhaufen zu ihren Füßen. »Sehe ich richtig, oder hat man mich tatsächlich meines Menüs beraubt?«
»Man muß Myladys Beobachtung bedauerlicherweise bestätigen«, gab Parker höflich zurück. »Myladys Imbiß fiel einem Scherz zum Opfer, den man nur als überzogen und abstoßend bezeichnen kann.«
»Was haben Sie dazu zu sagen?« herrschte sie mit ihrem baritonal gefärbtem Organ die reglos stehenden Männer an. »Machen Sie den Mund auf, ich erwarte eine Erklärung!«
Bevor die Schwertkämpfer dazu kamen, die gewünschte Auskunft zu geben, schob sich ein kleiner, schlanker Mann asiatischer Abstammung in die Nische und verneigte sich mehrfach.
»Ich bedaure ungemein, daß Sie in meinem bescheidenen Lokal auf so unwürdige Weise belästigt wurden«, entschuldigte er sich mit leiser Stimme. »Selbstverständlich werden Sie umgehend Ersatz bekommen. Ich bitte Sie herzlich, diesen anzunehmen.«
Lady Agatha musterte ihn stirnrunzelnd. »Sie sind der Inhaber des Lokals?«
»So ist es, Mylady, betrachten Sie mich als Ihren ergebenen Diener.«
»Gehören die beiden Lümmel zu Ihnen?« fuhr sie fort. »Ich will doch nicht hoffen, daß das eine neue Art der Unterhaltung sein soll.«
»Gewiß nicht.« Der Lokalbetreiber warf den beiden noch immer reglos stehenden Schwertträgern einen raschen Blick zu. »Es handelt sich um eine kleine Meinungsverschiedenheit, die bedauerlicherweise meinen geschätzten Gästen zur Kenntnis gebracht wird.«
»Sie haben Ärger mit den sogenannten Samurais, Sir?« bemerkte der Butler höflich.
Der Lokalbesitzer sah ihn überrascht an. »Sie kennen diesen Begriff, Sir?«
»Die beiden Herren waren so freundlich, sich vorzustellen«, gab Parker zurück.
»Du weißt jetzt Bescheid, nicht wahr?« meldete sich einer der beiden Samurais zu Wort und wandte sich an den Gastronom.
Der nickte. »Ich werde über Ihren Vorschlag nachdenken.«
»Aber nicht zu lange«, warnte ihn der zweite Samurai und lächelte böse. »Wir werden leicht ungeduldig, mußt du wissen. Beim nächstenmal geht es nicht damit ab, daß wir nur irgendeinen Gast erschrecken.«
»Ich habe mich doch nicht verhört, Mister Parker?« erkundigte sich Lady Agatha. »Dieser Strolch sprach von mir als von irgendeinem Gast?«
»So ist es in der Tat, Mylady«, bestätigte Parker.
»Dann wird es Zeit, Mister Parker«, fand sie und musterte die beiden Schwertliebhaber grimmig. »Wie kommen Sie dazu, mich beim Dinner zu stören?«
»Tut uns leid, altes Mädchen«, spottete der eine. »Aber Sie haben ja gehört, Sie kriegen Ihr Essen ersetzt.«
»Aber von Ihnen, damit das klar ist«, stellte sie fest. »Schließlich waren Sie es, die mein Dinner auf den Boden befördert haben, und nicht der nette junge Mann hier.« Damit deutete sie auf den Lokalbetreiber und nickte ihm freundlich zu.
»Er will Sie aber einladen, also nehmen Sie schon an und lassen uns in Ruhe, ja?« wollte der zweite Samurai sie abfertigen und wandte sich zum Gehen. »Besser, Sie vergessen uns, sonst gibt’s mächtigen Ärger.«
»Ist das ein Versprechen?« wollte sie wissen.
»Sie sind wohl vergnügungssüchtig, wie?« wurde der erste Samurai, der die Nische schon halb verlassen hatte, aggressiv. »Sie haben doch gehört, was mein Kollege gesagt hat. Halten Sie sich da raus, sonst gibt’s was auf die Nase!«
»Haben Sie das gehört, Mister Parker?« entrüstete sich die ältere Dame. »Man droht mir.«
»Eine gewisse Aggressivität war nicht zu überhören«, meinte der Butler.
»Ich bitte Sie, nehmen Sie meine Einladung an und lassen Sie die Männer in Ruhe«, flehte der Gastronom händeringend. »Das sind Menschen, mit denen friedliche Leute besser nichts zu tun haben.«
»Du hast’s kapiert, Junge«, freute sich einer der beiden Samurais und nickte spöttisch.
»Darf man davon ausgehen, daß Sie einem Gewerbe nachgehen, das man unter dem Begriff Schutzgelderpressung kennt?« ließ sich Josuah Parker höflich vernehmen.
»He, hast du das gehört?« Samurai eins wandte sich an Samurai zwei und zog irritiert die Augenbrauen hoch.
»Hab’ ich«, bestätigte der Mann und griff nach seinem Schwert. »Ich hab’ außerdem den Eindruck, der alte Knabe sehnt sich nach ’ner kleinen Abreibung.«
»Wagen Sie es nicht, meinen Butler anzugreifen!« Lady Agatha erhob sich. »Damit greifen Sie auch mich an, hoffentlich ist Ihnen das klar.«
»Wir zittern schon, altes Haus, sehen Sie das nicht?« Die beiden Samurais wollten sich ausschütten vor Lachen. Dann aber verstummten sie plötzlich, wirbelten auf den Absätzen herum und stießen schrille Schreie aus.
»Sehr beeindruckend«, bestätigte der Butler ihnen und hob seinen Universal-Regenschirm.
Der ihm zunächst stehende Samurai hatte sein Schwert aus der Schärpe gerissen und schwang es drohend über seinem Kopf. Dann sauste die Klinge auf den Butler nieder und ... prallte auf den Schirm, den Parker wie einen Kendo-Stock vor seine Brust hielt.
Das Schwert prallte zurück und überraschte seinen Besitzer, der damit keineswegs gerechnet hatte. Er hatte das Hochreißen als vergeblichen Abwehrversuch gewertet und war davon ausgegangen, daß die Schneide seiner Waffe den Schirm mühelos durchtrennen würde. Statt dessen federte die Klinge zurück und der Mann drehte hastig das Gesicht weg, um nicht von der